[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Steuern einer magnetischen Eigenschutz(MES)-Anlage
eines Fahrzeuges, die ein großräumiges dreiachsiges Spulensystem bestehend aus stromdurchflossenen
Spulen in drei orthogonalen Fahrzeugachsen zur Kompensation des vom Erdmagnetfeld
am Fahrzeugort und der Fahrzeugbewegung im Erdmagnetfeld (Kurs, Schlingern, etc.).
abhängigen magnetischen Eigenfeldes des Fahrzeuges aufweist.
[0002] Schiffe, Boote und andere Fahrzeuge der Bundeswehr, aber auch Handelsschiffe, werden
aufgrund ihres magnetischen Eigenfeldes (Störfeld), das sich dem Erdfeld überlagert
und dieses verzerrt, von Minen und Torpedos mit magnetischen Sensoren direkt bedroht
oder sind durch Ortungssysteme mit magnetischen Sensoren aufzuspüren. Aus diesem
Grund sind die zu schützenden Fahrzeuge mit einer MES-Anlage ausgerüstet, die die
Aufgabe hat, das magnetische Eigenfeld und damit die Gefährdung, herabzusetzen.
[0003] Das magnetische Eigenfeld enthält dabei einen sogenannten Permanentanteil und einen
Induziertanteil, der auf die dauernde Aufmagnetisierung des Fahrzeuges beim Fahren
im Erdfeld zurückzuführen ist, wobei seine Größe je nach dem Kurs und der Lage der
Fahrzeugachsen zum Horizont veränderlich ist.
[0004] Derartige MES-Anlagen sind in der Literatur hinlänglich beschrieben (z.B. Kosack
und Wangerin, "Elektrotechnik auf Handelsschiffen", Springer Verlag 1956, Seite 255-257,
Abb.234). Sie weisen ein großräumiges, dreiachsiges Spulensystem, bestehend aus stromdurchflossenen
Spulen in drei orthogonalen Achsen zur Kompensation des magnetischen Eigenfeldes des
Fahrzeuges, auf.
[0005] Jedes mit einer MES-Anlage ausgerüstete Fahrzeug erfährt zunächst aufgrund einer
sogenannten magnetischen Vermessung eine Grundeinstellung der MES-Anlage (Erstvermessung),
bei der durch Einstellen geeigneter Wicklungsströme und geeigneter Spulenschaltzustände
(Amperewindungszahlen) ein optimaler Kompensationswert erreicht wird.
[0006] Die Einstellung ändert sich jedoch - abgesehen von Langzeitveränderungen, die in
gewissen Zeitabständen eine Einstellungskontrolle erfordern - im Fahrbetrieb. Infolge
der
- Breitenabhängigkeit des Erdmagnetfeldes
- Kursabhängigkeit des von der Horizontalkomponente des Erdmagnetfeldes erzeugten
Induziertanteiles
- Abhängigkeit des Induziertfeldes von der Lage der Fahrzeugachsen zum Horizont
weist die MES-Anlage eine Regeleinrichtung bzw. eine Steuerung auf, die die Ströme
bzw. durch Schalten von Windungen die Amperewindungszahlen in den einzelnen Spulen
im Fahrbetrieb so nachstellt, daß die eingestellte Kompensation des Störfeldes erhalten
bleibt.
[0007] Es ist bekannt, einen Hand-Breitengradregler und einen sowohl von Hand als auch selbsttätig
durch den Kreiselkompaß betätigbaren Kursausgleichregler vorzusehen (Deutsche Minenräumdienstvorschrift
Nr.16 "Magnetischer Schutz der Minenräumfahrzeuge, 1946 insbesondere Seite 14/15).
[0008] Die Kreisel-MES-Anlage ist jedoch in der Praxis eine Handsteuerung. Fehler in der
Bedienung der Regler werden daher nur durch manuelle Kontrolle erkannt. Zudem werden
bei der bekannten Anlage die Eigenfeldänderungen nicht erfaßt. Die bekannte MES-Anlage
kann daher im Hinblick auf die gesteigerte Empfindlichkeit der Zünder heutigen Ansprüche
nicht mehr genügen.
[0009] Es ist auch bekannt, durch magnetische Fühlorgane (Sensoren) die Änderungen des Schiffs-
und Erdfeldes zu erfassen (Kosack und Wangerin v.g. S.257). Diese vollautomatischen,
sondengesteuerten, stromgeregelten MES-Anlagen weisen heute üblicherweise ein schiffsfest
montiertes Magnetfeldsondentripel zur Erfassung des Erdfeldes am Schiffsort und der
Schiffsbewegungen im Erdfeld (Kurs, Schlingern, Stampfen, Gieren) auf (DE-PS 977 846).
Es erfolgt dabei eine getrennte Kompensation der Permanent-, Induziert- und Wirbelstrom-Komponenten
des Schiffsstörfeldes in allen drei Schiffsachsen (Vertikal-, Horizontal- und Querschiff).
[0010] Diese bekannte MES-Anlage besitzt folgende Nachteile:
Die Sondenanlage, das Sonden-Tripel, kann aus technischen Gründen am Fahrzeug nicht
am Ort für die günstigste Messung mit optimalen Meßbedingungen angebracht werden,
sondern nur dort, wo es baulich möglich ist.
[0011] Das Meßsignal der Sonden im Erdfeld ist das alleinige Regelsignal für die MES-Anlage.
Beim Total-Ausfall der Sonden kann die Anlage daher nur von Hand gefahren werden,
wobei die sogenannten MES-Kanäle kursabhängig gesteuert werden. Sondenfehler werden
nicht leicht bemerkt.
[0012] Wird das Meßsignal nicht vom Erdfeld, sondern vom Schiffsfeld erzeugt, ist die Fehlererkennung
noch wesentlich schwieriger und führt noch eher zu einer Fehlinterpretation und damit
zu einer fehlerhaften MES-Einstellung.
[0013] Durch die Weiterentwicklung der Sensortechnik ist dabei eine Situation entstanden,
in der nicht ausreichende magnetische Schutzmaßnahmen einerseits eine trügerische
Sicherheit vorgaukeln, dem intelligenten Sensor aber andererseits die Möglichkeit
geben, genauer "zu treffen".
[0014] Es ist also erforderlich, die Wirkung der MES-Anlage der Sensorentwicklung anzupassen.
Diese Forderung gilt sowohl für Fahrzeuge in ferromagnetischer Bauweise als auch für
Fahrzeuge in amagnetischer Bauweise mit teilweise ferromagnetischen Einbauten.
[0015] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die eingangs bezeichnete Vorrichtung
so weiterzubilden, daß sie eine wesentlich bessere und zuverlässigere magnetische
Kompensation von Fahrzeugen liefert als die Kompensation mit herkömmlichen MES-Steuerungen.
Es gilt einen optimalen magnetischen Schutzzustand zu erreichen und die Vermessung
und Kontrolle des magnetischen Schutzzustandes von außen auf ein Minimum zu beschränken,
um damit gleichzeitig die Betriebssicherheit der Anlage wesentlich zu steigern.
[0016] Die Erfindung soll dabei auf hochgeschützten Fahrzeugen mit amagnetischer und elektrisch
nicht leitender Außenhaut, auf hochgeschützen Fahrzeugen mit amagnetischer, aber elektrisch
leitender Außenhaut und auf Fahrzeugen mit ferromagnetischer Außenhaut eingesetzt
werden können.
[0017] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt gemäß der Erfindung dadurch, daß eine Prozeßsteuerung
mit einem digitalen Datenprozessor vorgesehen ist,
dem eine Datenbank zugeordnet ist, in der
- fahrzeugspezifische Daten der Erstvermessung am Meßort
- standortabhängige Daten über die erdmagnetischen Verhältnisse im Operationsgebiet
des Fahrzeuges (geomagnetische Daten)
abgelegt sind,
dem an Bord des Fahrzeuges befindliche Meßgeber für Spulendaten, geomagnetischer
Standort, Kurs- und Fahrzeugeigenbewegungen zugeordnet sind und
der aufgrund einer vorgegebenen Ablaufsteuerung (Algorithmen) die Amperewindungszahlen
der Kompensationsspulen so steuert, daß eine optimale Kompensation gewährleistet ist.
[0018] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung einer prozeßgesteuerten MES-Anlage werden die
magnetischen Gegenfelder zur Kompensation der am oder im Fahrzeug auftretenden magnetischen
Wirkungen abhängig vom geographischen Standort, vom Kurs und von der Fahrzeugeigenbewegung
gesteuert. Kernstück der prozeßgesteuerten MES-Anlage ist eine intelligente Steueranlage
mit einem Daten-Prozessor, der auf eine Datenhaltung (Datenbank) zurückgreift.
[0019] In der Datenhaltung sind die Parameter enthalten, die benötigt werden, um eine optimale
Steuerung der MES-Anlage zu erreichen. Es sind die Daten für die Kompensation
- der standortabhängigen magnetischen Effekte
- der standort- und kursabhängigen magnetischen Effekte
- der von den Eigenbewegungen des Fahrzeuges im Erdfeld abhängigen magnetischen Effekte
- der von Betriebszuständen abhängigen magnetischen Effekte.
[0020] Die magnetischen Felder von ferromagnetischen Objekten wie Einbauten und Ausrüstungsgegenstände
der Fahrzeuge sowie ihre magnetische Reaktion bei unterschiedlichen Betriebszuständen
und bei Bewegung im Erdfeld, lassen sich dabei meßtechnisch genau erfassen. Dieses
gilt auch für die ferromagnetische oder amagnetische Außenhaut des Fahrzeuges. Ebenso
einfach sind mit bekannten, im Fahrzeuginneren angeordneten Datengebern - unter Verzicht
auf Magnetfeldsonden - die Daten über den Kurs, Standort und Eigenbewegung des Fahrzeuges
zu ermitteln.
[0021] Weiterhin sind die Daten für die Steuerung der MES-Anlage in Ausnahmesituationen
abgelegt, so daß auch für eine gestörte Anlage eine möglichst optimale Einstellung
gewährleistet ist.
[0022] Bei der erfindungsgemäß ausgebildeten Vorrichtung werden die bislang über Magnetfeldsonden
erlangten Daten für die Regelung bzw. Steuerung der Amperewindungszahlen der Kompensationsspulen
über die gespeicherten geometrischen Daten in Verbindung mit Meßwerten über den geographischen
Standort und direkte Messung der Fahrzeugeigenbewegung sowie der Betriebszustände
durch entsprechende Geber im Fahrzeuginneren gemessen.
[0023] Der große Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung liegt darin, daß auf eine mechanisch
sehr leicht zu beschädigende Magnetfeldsondenanlage verzichtet werden kann, wodurch
die Betriebssicherheit beträchtlich gesteigert werden kann. Der Schwerpunkt liegt
nicht mehr in der Messung und komplizierten Kompensation von Sondensignalen, sondern
in der eigentlichen Regelung/Steuerung, mit einer ständigen digitalen Kontrolle. Es
ist die Berücksichtigung von Betriebszuständen ohne den Umweg über die Sondenreaktion
gegeben. Die Kompensation ist daher optimal durchzuführen. Die prozeßgesteuerte MES-Anlage
hat dabei besonders gute Einsatzmöglichkeiten bzw. Vorteile an Unterwasserfahrzeugen,
da es stets problemhaft ist, die Magenetfeldsonden am Außenkörper der U-Boote an exponierter
Stelle anzubringen.
[0024] Weltweite Einsatzmöglichkeit, geringere Störanfälligkeit und besserer Schutz gegen
Magnetsensoren zeichnen dabei die Fahrzeuge, die mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ausgerüstet sind, aus.
[0025] Anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispieles wird die Erfindung
näher erläutert. Es zeigen:
FIG 1 bis 3 das Spulensystem einer MES-Anlage in einem Schiffskörper,
FIG 4 bis 6 die magnetischen Schiffseigenfelder (Störfelder) in den drei Schiffskoordinaten,
FIG 7 bis 9 die Größen der Induziertanteile beim Schlingern des Schiffes,
FIG 10 ein Blockdiagramm der erfindungsgemäßen prozeßgesteuerten MES-Anlage,
FIG 11 bis 14 die schematische Darstellung des Informationsflusses bei der Kompensation
mit vier unterschiedlichen Kompensations-Algorithmen.
[0026] In den FIG 1-3 ist das großräumige, dreiachsige Spulensystem einer MES-Anlage eines
Schiffes 1 (als Beispiel eines Fahrzeuges als ferromagnetischer Störkörper) dargestellt.
Dieses Spulensystem besteht aus Spulen 2,3,4 in den drei orthogonalen Achsen X-Y-Z.
Jede Spule 2 bzw.3 bzw.4 ist üblicherweise in drei - nicht mehr näher dargestellte
- Teilspulen aufgeteilt. Die eine Teilspule (Zusatzbezeichnung P) dient zur Kompensation
eines permanenten fahrzeugabhängigen Störfeldanteiles. Eine zweite Teilspule (Zusatzbezeichnung
I) dient zur Kompensation eines vom Erdfeld induzierten Störfeldanteiles.
Da als Folge der Eigenbewegung des Schiffes 1 im Erdfeld in metallischen Teilen des
Systems Wirbelfelder induziert werden, erfolgt deren Kompensation mit einer dritten
Teilspule (Zusatzbezeichnung E).
[0027] Die magnetischen Schiffsfelder - die in den FIG 4-6 dargestellt sind - werden üblicherweise
nach den Schiffskoordinaten wie folgt bezeichnet:
Längsschiffkomponente = X-Komponente (FIG 5)
Querschiffskomponente = Y-Komponente (FIG 6)
Vertikale Komponente = Z-Komponente (FIG 4)
Das X-Y-Z-Koordinatensystem wird als objektfest angenommen, d.h. ist auf den Erzeuger
des magnetischen Störfeldes - im Ausführungsbeispiel das Schiff 1 - ausgerichtet.
[0028] FIG 4 zeigt das Schiff mit dem objektfesten Koordinatensystem. Zusätzlich sind in
schematischer Form die Isolinien 10 des Magnetfeldes bei rein vertikaler Magnetisierung
des Schiffes 1 eingetragen. Eine Messung des vertikalen Feldanteiles in der Wassertiefe
MT ergäbe den mit 11 gekennzeichneten prinzipiellen Verlauf unterhalb des Schiffes.
[0029] FIG 5 zeigt das Schiff 1 und die Achsen des Koordinatensystems in der gleichen Lage
wie in FIG 4, jedoch sind nun die Isolinien 12 des Magnetfeldes bei reiner Längsmagnetisierung
des Schiffes 1 dargestellt. Eine Messung des vertikalen Feldanteiles würde den mit
13 gekennzeichneten prinzipiellen Verlauf unterhalb des Schiffes 1 aufweisen.
[0030] In FIG 6 ist das Schiff 1 in Frontansicht und entsprechend die y- und z-Achse des
Koordinatensystems dargestellt. Dazu sind schematisch die Linien 14 gleicher Feldstärke
bei reiner Quermagnetisierung des Schiffes 1 eingetragen. Mißt man bei einer solchen
Magnetisierung in der Tiefe MT die vertikale Komponente des Magnetfeldes, so würde
sich der mit 15 gekennzeichnete Feldverlauf ergeben.
[0031] Unter normalen Umständen weist ein Schiff 1 sowohl vertikale als auch Längs- und
Quermagnetisierungen, d.h. in allen drei Koordinatenrichtungen, auf.
[0032] Die Z-Komponente des dadurch erzeugten Schiffsfeldes ist unabhängig vom Kurswinkel.
Die X-Komponente ändert sich kursabhängig nach einer Cosinus-Funktion, die ihren Höchstwert
bei Nord- und Südkurs hat und bei Ost- und Westkurs Null ist. Die Y-Komponente ändert
sich gleichfalls kursabhängig, jedoch nach einer Sinus-Funktion, die ihren Höchstwert
bei Ost- und Westkurs hat und bei Nord-und Südkurs Null ist. Alle drei Komponenten
verändern ihren Wert zusätzlich noch bei Schlinger- und Stampfbewegungen des Schiffes.
Die Induziert-Störfeldanteile beim Schlingern sind dabei in den FIG 7-9 näher dargestellt.
Das Erdmagnetfeld erzeugt in der Richtung seiner Totalen den Induziertfeldvektor S,
der sich entsprechend dem Kreuzungswinkel des Schiffes 1 in die Komponenten SZI und
SYI aufteilt.
[0033] Die Spulen wiederum werden entsprechend ihren magnetischen Hauptwirkungsrichtungen
bezeichnet. Die Spulen 2 nach FIG 1, die parallel zur Y-Z-Ebene liegen, sind die L-Spulen
(L-MES-Wicklung), deren magnetische Wirkungsachsen in der Schiffslängsrichtung liegen
(L entspricht longitudinal).
Die Spulen 3 nach FIG 2 (nur eine ist dargestellt), die parallel zur X-Y-Ebene liegen,
sind die V-Spulen (V-MES-Wicklung) mit vertikalen magnetischen Wirkungsachsen (V entspricht
vertikal).
Die Spulen 4 nach FIG 3, die parallel zu oder in der X-Z-Ebene liegen, sind die A-Spulen
(A-MES-Wicklung) deren magnetische Wirkungsrichtung in Y-Richtung liegt (A entspricht
athwort-ship).
[0034] Da, wie erwähnt, jede Spule 2 bzw.3 bzw.4 aus drei Teilspulen mit den Zusatzbereichnunen
P,I,E besteht, weist eine MES-Anlage nachstehend bezeichnete Wicklungen (Teilspulen)
auf:
VI vertikalwirkende Induziertfeldwicklung
VP vertikalwirkende Permanentfeldwicklung
VE vertikalwirkende Wirbelstromfeldwicklung
LI längsschiffwirkende Induziertfeldwicklung
LP längsschiffwirkende Permanentfeldwicklung
LE längsschiffwirkende Wirbelstromfeldwicklung
AI querschiffwirkende Induziertfeldwicklung
AP querschiffwirkende Permanentfeldwicklung
AE querschiffwirkende Wirbelstromfeldwicklung
[0035] Die Spulenwicklungen werden mit Gleichströmen in unterschiedlichen Richtungen beschickt.
Die positiven Stromrichtungen resultieren dabei aus den positiven Richtungen des in
FIG 1 dargestellten Koordinatensystems X-Y-Z.
[0036] Bei der Ersteinstellung und bei Einstellungskontrollen (magnetische Vermessung)
werden die Ströme so eingestellt und die Wicklungen so geschaltet, daß das magnetische
Eigenfeld des Schiffskörpers, das sogenannte Störfeld, möglichst optimal kompensiert
wird. Im laufenden Betrieb (Fahrt) sorgt ein Regler bzw. eine Steuerung dafür, daß
die eingestellte Kompensation erhalten bleibt.
[0037] In FIG 10 ist das Grundprinzip der erfindungsgemäßen Vorrichtung in einem Blockdiagramm
schematisch dargestellt. In diesem Blockdiagramm entspricht 5 dem aus den Spulen 2-4
bestehenden Spulensystem und 6 stellt das mit Meßwertgebern ausgerüstete Fahrzeug
(Schiff 1) dar. Mit 7 ist ein die aktuellen Meßwerte enthaltender Meßwertspeicher
und mit 8 eine Datenbank bezeichnet, in der allgemein und langfristig geltende Daten
gespeichert sind. In einem Datenprozessor 9 werden die von dem Meß wertspeicher
7 und der Datenbank 8 gelieferten Daten zu Steuerwerten für das Spulensystem 5 verarbeitet.
Der Meßwertspeicher 7 erhält die aktuellen Meßwerte von den Meßwertgebern des Fahrzeuges
6 zugeführt, wobei diese Meßwertgeber keine äußeren Magnetfeldsonden sind, sondern
lediglich Geber für die Erfassung von Bewegungen und des Standortes des Fahrzeuges.
[0038] Bei der erfindungsgemäß prozeßgesteuerten MES-Anlage ist das Hardware-Kernstück eine
intelligente Steueranlage, deren Datenprozessor 9 mit Hilfe eines integrierten Kontroll-
und Regelverfahrens und einer Datenbank 8 von fest vorgegebenen Parametern und gemessenen
Einflußgrößen (Meßwertspeicher 7) die Stromeinspeisung in das Spulensystem 5 des Fahrzeuges
6 aufgrund einer vorgegebenen Ablaufsteuerung (Steueralgorithmen) so steuert, daß
eine optimale Kompensation gewährleistet ist. Das Kontroll- und Regelverfahren soll
dabei auf Fahrzeugen mit amagnetischer Außenhaut, auf Fahrzeugen mit amagnetischer,
aber elektrisch leitender Außenhaut und auf Fahrzeugen mit ferromagnetischer Außenhaut
seine Anwendung finden.
[0039] Alle Daten, die die prozeßgesteuerte MES-Anlage für die Steuerung zum Erreichen
einer optimalen Kompensation benötigt, sind in der Datenbank 8 abgespeichert bzw.
werden durch Geber, die keine Magnetfeldsonden sind, im Innern des Fahrzeuges 6 ermittelt.
Die Daten in der Datenbank 8 sind in für alle Fahrzeuge gültige Daten (allgemein gültige
Daten) und in Daten, die fahrzeug-typisch sind und langfristig gelten, unterteilt.
Für alle Fahrzeuge gültig sind die geopraphischen Daten. Die spezifischen Daten eines
Fahrzeuges werden bei der Erstvermessung ermittelt. Sie ergeben die Abhängigkeit zwischen
dem Spulensystem 5 des betreffenden Fahrzeuges 6 und den Einflüssen der Erdfeldkomponenten
wieder.
[0040] Mit einem dauernd laufenden Meßprogramm werden vom Datenprozessor 9 die Geber der
Einflußgrößen abgefragt und damit den Steuer-Algorithmen über den Meßwertspeicher
7 die aktuellen Daten zugeführt, die zur Ermittlung einer optimalen MES-Einstellung
notwendig sind.
[0041] Die Daten, die die intelligente Steueranlage der prozeßgesteuerten MES-Anlage benötigt
sind in drei Gruppen unterteilt. Gruppe 1 und 2 sind allgemein und langfristig gültige
Daten und somit in der Datenbank 8 abgelegt. Die Gruppe 3 sind aktuelle Meßdaten und
werden daher dem Meßwertspeicher 7 zugeführt.
[0042] Jede Gruppe enthält wiederum systematisch untergliederte Daten-Teilgruppen. Die
Datengruppen lassen sich daher wie folgt darstellen:
1. Gruppe: Geomagnetische Daten (in Datenbank 8)
1.1 Standortbereich 1 des Fahrzeuges
1.1.1 Horizontales Erdfeld
1.1.2 Vertikales Erdfeld
1.1.3 Inklinationswinkel
1.2 Standortbereich 2 des Fahrzeuges
2. Gruppe: Daten die bei der Erstvermessung ermittelt wurden (in Datenbank 8)
2.1 Kompensation des Permanentfeldes
2.1.1 Strom und Schaltung aller LP-Spulen
2.1.2 Strom und Schaltung aller AP-Spulen
2.1.3 Strom und Schaltung aller VP-Spulen
2.2 Kompensation des vertikalen Induziertfeldes IV am Meßort
2.2.1 Strom und Schaltung aller VI-Spulen
2.3 Kompensation des horizontalen Induziertfeldes IH am Meßort auf Nordkurs (N)
2.3.1 Strom und Schaltung aller LI-Spulen
2.3.2 Strom und Schaltung aller AI-Spulen
2.4 Kompensation des horizontalen Induziertfeldes IH am Meßort auf Ostkurs (O)
2.4.1 Strom und Schaltung aller LI-Spulen
2.4.2 Strom und Schaltung aller AI-Spulen
2.5 Kompensation des Wirbelstromfeldes beim Schlingern am Meßort auf Ostkurs
2.5.1 Strom und Schaltung aller AE-Spulen
2.5.2 Strom und Schaltung aller VE-Spulen
2.6 Kompensation des Wirbelstromfeldes beim Stampfen am Meßort auf Nordkurs
2.6.1 Strom und Schaltung aller LE-Spulen
3. Gruppe: Daten die an Bord des Fahrzeuges gemessen werden (in Meßwertspeicher 7)
3.1 Kontrolldaten aus der Spulenanlage
3.1.1 Spulenströme
3.1.2 Spulenwärme
3.1.3 Spulenwiderstandswerte
3.2 Bewegungsdaten
3.2.1 Geographischer Standort
3.2.2 Kurs
3.2.3 Schlingerbewegung
3.2.4 Stampfbewegung
[0043] In der Prozeßsteuerung der intelligenten Regelanlage läuft ein ständiges Meßprogramm
ab, welches die Kontrolldaten aus dem Spulensystem 5 und die Bewegungsdaten des Fahrzeugs
6 erfaßt und dem Meßwertspeicher 7 zugeführt. Die Bewegungsdaten haben gegenüber den
Kontrolldaten im Auslösen einer Reaktion der Prozeßsteuerung eine vorrangige Priorität.
[0044] Innerhalb der Bewegungsdatenliste herrscht folgende Reihenfolge:
- Kurs
- Schlingern
- Stampfen
- geographischer Standort
[0045] In der Ablaufsteuerung des Datenprozessors 9 wird daher auf eine Kursänderung sofort
reagiert, dann auf Schlingern und Stampfen und dann erst auf das Erreichen eines anderen
geographischen Standortes.
[0046] Für die Ermittlung der Kompensationen der einzelnen magnetischen Wirkungen laufen
quasi parallele Prozesse mit unterschiedlichen Regelalgorithmen ab, die in den FIG
11-14 dargestellt sind.
[0047] Die einzelnen Teilwicklungen und ihre Stromeinspeisungen werden danach gemäß folgenden
Kriterien behandelt:
1) Bei der Kompensation der Permanentanteile sind gemäß FIG 11 nur die Daten der Gruppe
2.1 der Erstvermessung maßgebend. Die eingestellte Kompensation gilt weltweit.
Bei der Kompensation des P-Anteils bleibt für die Regelanlage des MES die Aufgabe,
den eingestellten Spulenstrom und die elektrischen Werte des Spulensystems 5 zur P-Kompensation
zu kontrollieren. Hierzu enthält der Datenprozessor 9 aus der Datenbank 8 und einem
Überwachungssektor 7a des Meßwertspeichers 7 die entsprechenden Werte. Über seinen
Steuerausgang 9a kann der Datenprozessor 9 das Spulensystem bei Abweichungen entsprechend
nachsteuern.
2) Die erdmagnetischen Einflüsse auf das Fahrzeug 6, das Induziertfeld, muß in seine
Komponenten zerlegt werden. Da die vertikale und horizontale Komponente IV und IH
des Induziertfeldes unterschiedliche Auswirkungen auf den magnetischen Zustand des
Fahrzeuges 6 haben, ist ihre Kompensation völlig getrennt vorzunehmen. Das durch die
vertikale Komponente des Erdfeldes im Fahrzeug erzeugte vertikale Induziertfeld IV
ist zwar standortabhängig, aber nicht kursabhängig. Das durch die horizontale Komponente
des Erdfeldes im Fahrzeug erzeugte horizontale Induziertfeld IH dagegen ist standort-
und kursabhängig.
a) Bei der Kompensation des verikalen Induziertfeldes IV gemäß FIG 12 greift der Regelalgorithmus
daher nur ein, wenn eine Veränderung im geographischen Standort gemessen worden ist.
Der Datenprozessor 9 erhält die zur Berechnung eines Korrektursignals notwendigen
Werte von der Datenbank 8 und einem die aktuellen Werte des Standortes bzw. der Standortänderung
enthaltenden ersten Speichersektor 7b des Meßwertspeichers 7. Außerdem werden ihm
von dem Überwachungssektor 7a die notwendigen Werte zugeführt. Durch das an seinem
Ausgang 9b erscheinende Steuersignal werden die VI-Spulen entsprechend gesteuert.
b) Bei der Kompensation des horizontalen Induziertfeldes IH nach FIG 13 dagegen greift
der Regelalgorithmus ein, wenn eine Kursänderung und/oder eine Veränderung im geographischen
Standort gemessen worden ist. Der Datenprozessor 9 erhält hierzu neben den Werten
aus der Datenbank 8 und dem Überwachungssektor 7a noch die aktuellen Werte aus dem
ersten Speichersektor 7b und einem zweiten Speichersektor 7c, der die Meßwerte für
den Kurs bzw. die Kursänderung enthält, zugeführt. An dem Ausgang 9c erscheinen die
zur Steuerung notwendigen Steuersignale. Der Regelalgorithmus für die Horizontalkompensation
soll auch das Gieren mit abfangen.
Zur Ermittlung der gegenmagnetischen Maßnahmen gemäß vorstehendem Regelalgorithmus
benötigt daher die Prozeßsteuerung der MES-Anlage den Standort und den Kurs des Fahrzeuges.
Diese Information erhält die Prozeßsteuerung durch Kopplungen an die den Standort
bestimmenden Geräte und den Kreiselkompaß oder im Notfall durch eine manuelle Eingabe.
Der Inklinationswinkel und die Horizontalintensität des Erdfeldes und damit auch
die Vertikalintensität ändern sich auf der Erde von Ort zu Ort. Im Rahmen der zugelassenen
Abweichung von der Idealkompensation durch das Kompensationssystem ist es möglich,
die Navigationskarte in Standortbereiche einzuteilen, wobei Isoklinen und Isodynamen
bei der Flächeneinteilung zu berücksichtigen sind.
Für diesen Standortbereich ist ein gültiger Horizontalwert und Verikalwert und der
Inklinationswinkel festgelegt. Gleichzeitig sollten auch die geographischen magnetischen
Anomalien berücksichtigt werden. Die Standortflächenkarte ist als Datei in der Datenbank
8 des MES-Prozessors abgelegt. Die Standortflächen brauchen nicht gleich groß zu
sein, aber rechtwinklig unter Berücksichtigung der Längen- und Breitengrade der Navigationskarte
eines bestimmten Maßstabes, um die rechnerische Standortflächenbestimmung zu beschleunigen.
Jede Standortfläche mit ihren Eckdaten stellt ein "File" dar. In dieses File werden
die Horizontalkomponenten und Vertikalkomponenten des Erdfeldes eingetragen; außerdem
die Ströme zur Einspeisung in die Vertikalkompensationsspulen, da die Vertikalkompensation
nicht kursabhängig ist.
Für die Horizontalkompensation wird der Strom für eine Nordkurskompensation und eine
Ostkurskompensation eingetragen. Aus diesen Werten kann der Strom für die Horizontalkompensation
auf jedem Kurswinkel rechnerisch bestimmt werden.
3) Die bisher angeführten Kompensationsmaßnahmen gegen das Induziertfeld gelten für
ein Fahrzeug, welches sich auf einer Ebene bewegt.
Bewegt sich das Fahzeug nicht auf ebenem Kiel, sondern macht das Fahrzeug Bewegungen,
die bei einem Schiff mit Schlingern, Stampfen und Gieren bezeichnet werden, so muß
die MES-Anlage auf diese Bewegung reagieren.
[0048] Es sind zwei getrennt zu behandelnde Reaktionen auf die Bewegung zu berücksichtigen.
Dazu ist es erforderlich, die Fahrzeugbewegungen aufzunehmen. Die Bewegungen des
Schlingerns oder Stampfens können entweder durch Rollkugelgeber oder Kreiselgeber
aufgenommen werden. Das Gieren wird durch einen Kreiselgeber erfaßt und wie eine Kursänderung
behandelt.
[0049] Durch die dauernd sich verändernde Lage des Fahrzeuges im Erdfeld ändert sich auch
ständig das Induziertfeld. Das macht auch eine Änderung der gegenmagnetischen Maßnahmen
erforderlich. Die Reaktionen des Fahrzeuges sind durch elektrisch simulierte Bewegungen
bei der Erstvermessung unter den magnetischen Verhältnissen des Meßortes festgestellt
worden. Mit Hilfe der ermittelten Reaktionsparameter und der Erdfeldkomponenten des
Standortes wird die bewegungsrichtige magnetische Reaktion des Induziertfeldes-MES
zu einem linearen Steuerungsproblem.
[0050] Die zweite Reaktion auf Bewegungen wie Schlingern, Stampfen und Gieren ist die Erzeugung
von Wirbelfeldern bei Fahrzeugen mit großflächigen Einbauten aus leitendem Material
oder Fahrzeugen, die ganz oder teileweise aus leitendem Material gefertigt sind. In
den leitenden Materialien entstehen durch die Bewegung im Erdfeld Induktionsströme,
sogenannte Wirbelströme, die ihrerseits Magnetfelder erzeugen. Die Wirbelfelder treten
nahezu 90° phasenverschoben auf und sind abhängig von der Schlinger- und Stampffrequenz.
[0051] Von den Magnetfeldkomponenten befinden sich die Teilkomponenten P = Permanentanteil,
IV = das durch die vertikale Erdfeldkomponente erzeugte vertikale Induziertfeld, IHN
= der durch die horizontale Erdfeldkomponente auf Nordkurs erzeugte horizontale Induziertfeldanteil
und IHO = der durch die horizontale Erdfeldkomponente auf Ostkurs erzeugte horizontale
Induziertfeldanteil in der Datenbank 8.
[0052] Für die Berechnung eines Störfeldes eines ferromagnetischen Objektes auf jedem beliebigen
Kurs und an jedem beliebigen Punkt der Erde sind außer den Teilkomponenten P, IV,
IHN und IHO noch folgende Angaben notwendig:
- der Kurswinkel FI
- der vertikale Erdfeldanteil am Meßort EVM
- der vertikale Erdfeldanteil am "Rechnerort" EVR
- der horizontale Erdfeldanteil am Meßort EHM
- der horizontale Erdfeldanteil am "Rechnerort" EHR
[0053] Hierbei wird unter "Meßort" der Ort der Vermessung des Fahrzeuges und unter "Rechnerort"
der aktuelle Standort des Fahrzeuges verstanden.
[0054] Die Erdfeldkomponenten sind in einer einheitlichen Maßeinheit anzugeben. Welche
Einheit bei der Angabe der Erdfeldkomponenten benutzt wird ist ohne Bedeutung. Aus
den Angaben wird ein Vertikalfaktor VF und ein Horizontalfaktor HF bestimmt und dieser
wird dimensionslos. Es gilt:
VF = EVR/EVM und
HF = EHR/EHM
[0055] Die Wirbelfelder benötigen ein eigenes Kompensationsprogramm, deren Reaktionsparameter
wiederum bei der Erstvermessung mit elektrisch simulierter Bewegung ermittelt worden
sind. Zur Vereinfachung sollte die Wirbelfeldkompensation mit einem zweiten Prozessor
im Master-Slave-Betrieb betrieben werden.
[0056] Bei der Kompensation der Wirbelstromfelder gemäß FIG 14 greift der Regelalgorithmus
ein, wenn der Bewegungsgeber eine Bewegung des Fahrzeuges um seine Längs- und Querachse
anzeigt. Der Datenprozessor 9 erhält außer den erforderlichen Werten aus der Datenbank
8, den aktuellen Werten aus dem ersten und zweiten Speichersektor 7b und 7c noch die
aktuellen Werte der Stampf- und Schlingerbewegungen, die in einem dritten und vierten
Speichersektor 7d und 7e enthalten sind, zugeführt. Über seinen Ausgang 9d liefert
der Datenprozessor 9 die notwendigen Steuersignale für die Kompensation, des durch
die entsprechenden Fahrzeugbewegungen hervorgerufenen Steuerfeldes.
[0057] Die Wirksamkeit des Regelalgorithmuses durch den die Schlingerbewegungen nach den
FIG 7-9 in die prozeßgesteuerte MES-Anlage mit einbezogen sind, ist abhängig von der
Qualität der bei der Erstvermessung insoweit ermittelten Einstelldaten (Datenuntergruppen
2.5 und 2.6).
[0058] In welcher Weise die Regelalgorithmen aus einem Verfahren zur Berechnung des Störfeldes
eines ferromagnetischen Objektes auf jeden beliebigen Kurs an jedem Punkt der Erde
abgeleitet werden, soll nachstehendes Beispiel zeigen:
[0059] Bei der magnetischen Vermessung von ferromagnetischen Objekten werden die Komponenten
des Eigen-Magnetfeldes in Koordinatenrichtungen X,Y und Z gemessen und abgespeichert.
Das Koordinatensystem ist zur leichteren Handhabung objektfest. In diesem objektfesten
Koordinatensystem zeigt auf Nordkurs die Komponente in X-Richtung zum Bug des Objektes
und damit zur Oberkante der Matrix, die Komponente in Y-Richtung zur rechten Seite
von Objekt und Matrix und die Komponente in Z-Richtung nach unten. Bei der Datenablage
im Rechner in Form von Matrizen der anderen Hauptkurse ist unabhängig von der Art
der Meßwertaufnahme dafür zu sorgen, daß durch Klappen oder Stürzen oder durch Umkehr
der Vorzeichen der Meßwertmatrix der Bug des Objektes, und damit die Komponente in
X-Richtung zur Oberkante der Matrix, die Komponente in Y-Richtung zur rechten Seite
und die Komponente in Z-Richtung nach unten zeigt.
[0060] Der erste Teilschritt zur Lösung der weltweiten gültigen Störfeldberechnung eines
Objektes ist die Berechnung des Störfeldes auf jedem Kurs am Meßort.
[0061] Der Permanentanteil P, das vertikale Induziertfeld IV und die horizontalen Induziertfeldanteile
auf Nord- bzw. Ostkurs IHN und IHO sind Parameter der Rechnung. Dabei verhält sich
in der Rechnung der horizontale Induziertfeldanteil IHN auf Nordkurs wie der cos der
Kurswinkel FI, der horizontale Induziertfeldanteil IHO auf Ostkurs wie der sin des
Kurswinkels FI.
[0062] Das Störfeld HSF für die Komponenten in den Koordinatenrichtungen X,Y und Z wird
jeweils mit der für die Programmierung aufbereitete Formel
HSF = P + IHN × COS FI + IHO × SIN FI + IV
gerechnet.
[0063] Bei der Berechnung eines Störfeldes eines Objektes am Meßort auf unterschiedlichen
Kursen bleibt der Permanentanteil P und das durch die vertikale Erdfeldkomponente
hervorgerufene vertikale Induziertfeldanteil IV immer gleich. Soll das Störfeld eines
Objektes für einen Ort mit anderen erdmagnetischen Verhältnissen wie am Meßort berechnet
werden, so sind der Horizontalfaktor HF und der Vertikalfaktor VF in die Rechenvorschrift
einzufügen.
[0064] In eine für die Programmierung günstigen Form aufbereitet ergibt sich für das Störfeld
HST eines Objektes mit anderen erdmagnetischen Verhältnissen als am Meßort folgende
Rechenvorschrift:
HST = P + (IHN × COS FI) × HF + (IHO × SIN FI) × HF + IV × VF
Wie schon angedeutet, werden die Teilkomponenten der Datenbank 8 entnommen.
[0065] Die Erdfeldwerte des horizontalen und vertikalen Erdfeldes für den Meßort können
im Rechnerprogramm fest vereinbart werden. Die Erdfeldkomponenten der Orte, für die
das Störfeld des Objektes berechnet werden soll, können bei häufiger Benutzung ebenfalls
in der Datenbank 8 vorhanden sein. Eine Eingabe für nicht vorhandene Daten sollte
vorgesehen werden.
1. Vorrichtung zum Steuern einer magnetischen Eigenschutz(MES)-Anlage eines Fahrzeuges,
die ein großräumiges, dreiachsiges Spulensystem bestehend aus stromdurchflossenen
Spulen in den drei orthogonalen Fahrzeugachsen zur Kompensation des vom Erdmagnetfeld
am Fahrzeugort und der Fahrzeugbewegung im Erdmagnetfeld (Kurs, Schlingern, etc.)
abhängigen magnetischen Eigenfeldes des Fahrzeuges aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Prozeßsteuerung mit einem digitalen Datenprozessor (9) vorgesehen ist, dem
eine Datenbank (8) zugeordnet ist, in der
- fahrzeugspezifische Daten der Erstvermessung am Meßort
- standortabhängige Daten über die erdmagnetischen Verhältnisse im Operationsgebiet
des Fahrzeuges (geomagnetische Daten) abgelegt sind,
dem an Bord des Fahrzeuges (Schiff 1) befindliche Meßgeber für Spulendaten, geographischer
Standort, Kurs- und Fahrzeugeigenbewegungen zugeordnet sind, und
der aufgrund einer vorgegebenen Ablaufsteuerung (Algotithmen) die Amperewindungszahlen
der Kompensationsspulen so steuert, daß eine optimale Kompensation gewährleistet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Daten der Erstvermessung Daten zur Kompensation des Permanentfeldes (P), des
vertikalen Induziertfeldes (IV) sowie des horizontalen Induziertfeldes (IHN und IHO)
auf Nord- und Ostkurs sowie zur Kompensation des Wirbelstromfeldes beim Schlingern
auf Ost- und beim Stampfen auf Nordkurs, jeweils bezogen auf den Meßort, sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Daten, die an Bord des Fahrzeuges gewonnen werden, Kontrolldaten aus der Spulenanlage
(Spulenstrom, -wärme, -widerstandswerte) und Bewegungsdaten (geographischer Standort,
Kurs, Schlinger- und Stampfbewegungen) sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ablaufsteuerung eine Prioritätsschaltung aufweist, derart, daß im Auslösen
einer Reaktion der Prozeßsteuerung die Bewegungsdaten gegenüber den Kontrolldaten
Vorrang haben und innerhalb der Bewegungsdatenliste folgende Rangfolge besteht:
- Kurs
- Schlingern
- Stampfen
- geographischer Standort.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder einem der folgenden,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Prozeßsteuerung unterschiedliche Ablaufsteuerungen (Algorithmen) zur Ermittlung
der Stellgrößen für die Amperewindungszahleneinstellung der Spulen zur Kompensation
- des magnetischen Permanentfeldes (P),
- des horizontalen magnetischen Induziertfeldes (IH),
- des vertikalen magnetischen Induziertfeldes (IV) und
- des magnetischen Wirbelstromfeldes
vorgesehen sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ablaufsteuerung so ausgebildet sind, daß
- bei der Kompensation des Permanentfeldes (P) ein erster Algorithmus aufgrund der
Daten der Erstvermessung die Stellgröße bildet,
- bei der Kompensation des vertikalen Induziertfeldanteiles (IV) ein dritter Regelalgorithmus
vorgesehen ist, der bei Messung einer Kursänderung und/oder einer Veränderung im geographischen
Standort die Kompensation veranlaßt,
- für die Kompensation der Wirbelstromfelder ein vierter Regelalgorithmus vorgesehen
ist, der aufgrund von Signalen zugeordneter Bewegungsgeber für Bewegungen des Fahrzeuges
um seine Achsen die Stellgröße für die Kompensation bildet.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Wirbelfeldkompensation ein zweiter Datenprozessor vorgesehen ist, der mit
dem ersten Datenprozessor (9) im Master-Slave-Betrieb geschaltet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Regelalgorithmus für die Kompensation des horizontalen Induziertfeldes (IH)
so ausgebildet ist, daß er auch die Kompensation der Fahrzeugbewegung "Gieren" mit
umfaßt.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die geomagnetischen Daten auf vorgegebene rechtwinklige Flächen der Erdoberfläche
bezogen sind unter Berücksichtigung von geographischen magnetischen Anomalien.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erfassung der Fahrzeugeigenbewegungen (Schlingern, Stampfen, Gieren) Rollkugel-
oder Kreiselgeber vorgesehen sind.