[0001] Die Erfindung betrifft ein Kommunikationsgerät für Blinde mit einer optischen Dokument-Abtastvorrichtung
für die Informationsübertragung auf eine taktiles Punkteraster.
[0002] Es ist bekannt, gedruckte Schriftzeichen für Blinde in der Weise lesbar zu machen,
daß diese mit einer optischen Abtasteinrichtung zeilenweise abtastbar sind, mittels
welcher sie in elektrische Signale umgesetzt werden, die mit Hilfe einer aus einer
Vielzahl von verstellbaren Nadeln bestehenden Vorrichtung die Gestalt der jeweils
abgetasteten Buchstaben nachbilden; diese solcherart durch Nadelstellungen abgebildeten
Buchstaben werden mit Fingern abgetastet und gelesen.
[0003] Es ist weiters bekannt, mittels einer optischen Abtastvorrichtung erfaßte Buchstab
in Braille-Punktschriftzeichen umzusetzen und diese auf taktilen Punkterastern zeilenweise
darzustellen, wozu in Lochrastern angeordnete Kugeln oder Stifte verwendet werden,
die entsprechend jeweils gegebenen elektrischen Signalen in ihre Abtastpositionen
gebracht werden.
[0004] Bei diesen bekannten Einrichtungen ist der Blinde darauf angewiesen, einen vorgegebenen
Text fortlaufend zu lesen, ohne zielbewußt bestimmte Textstellen auswählen und nicht
interessierende Textstellen überspringen zu können.
[0005] Die Erfindung hat sich die Augabe gestellt, ein Gerät für Blinde zu schaffen, das
neben einem Einsatz in der Datenverarbeitung zugleich auch die Erschließung von gedruckten
Dokumenten ermöglicht und zwar nicht nur zeilenweise, sondern im Sinne einer Grob-
und Feinerfassung der Dokumente. Die Erfindung erzielt dies durch eine für den Betrieb
als Datenendgerät ausgebildete Dialogeinheit, die aus einem als Darstellungsträger
dienenden Punktschrift-Tableau, einer Punktschrift-Editierzeile sowie einer Punktschrift-Tastatur
mit zusätzlichen Funktionstasten besteht und die einerseits zur Steuerung unterschiedlicher
Abtastmoden der Abtastvorrichtung im Sinne einer Grob- oder Feiner fassung des abzutastenden
Dokumentes dient und die anderseits zum Dialog mit einer Datenverarbeitungsanlage
vorgesehen ist.
[0006] Eine für die Handhabung durch Blinde besonders geeignetes Gerät ist dadurch gekennzeichnet,
daß die Abtastvorrichtung, das Punktschrift-Tableau kombiniert mit der Punktschrift-Editierzeile,
ferner die Punktschrift-Tastatur mit zusätzlichen Funktionstasten samt Zusatzeinrichtungen
für akustische Wiedergabe und Datenspeicherung sowie die Mikroprozessoren zur Durchführung
der Datenübertragung und -verartbeitung im Dialog mit dem Benützer und schließlich
die Schnittstellen für die Kommunikation mit externen elektronischen Einheiten in
einem tragbaren Gehäuse, insbesondere in einem Koffer angeordnet sind.
[0007] Eine weitere Erleichtung der Handhabung wird dadurch erzielt, daß der Koffer eine
Ausnehmung für die herausnehmbare, in einem gemeinsamen Gehäuse angeordnete Punktschrift-Tastatur
samt Funktionstasten besitzt.
[0008] Das erfindungsgemäße Gerät erlaubt in einfacher Weise die auf dem Punktschrift-Tableau
dargestellte Information durch Abrollen einer Gummiwalze über eine auf das Punktschrift-Tableau
gelegte Folie (Papier oder Folie aus prägbarem Material, z.B. Kunststoff) diese einzuprägen,
wodurch eine entsprechende Hartkopie der jeweiligen Information erhalten wird. Zweckmäßig
besitzt der Koffer eine Ausnehmung zur Aufbewahrung einer Gummiwalze zur Herstellung
von Papierkopien der am Punktschrift-Tableau dargestellten Information.
[0009] Wesentlich für den Betrieb des erfindungsgemäßen Gerätes ist, daß eine der Funktionstasten
für die Umschaltung zwischen einer Dokument-Groberfassung (z.B. Darstellung der Dokumentstruktur
in taktiler Form) und einer Feinerfassung (Buchstabenlesen oder Bildwiedergabe in
taktiler Form) eines ausgewählten Teiles des Dokumentes vorgesehen ist.
[0010] Eine Erleichterung des Bedienung durch den Blinden ergibt sich dadurch, daß ein Summer
für die akustische Signalisierung von Geräteabläufen sowie ein Lautsprecher für synthetische
Sprachausgabe vorgesehen sind.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt.
[0012] Alle Bauteile des erfindungsgemäßen Gerätes sind in einem Koffer, dessen auseinanderklappbaren
Hälften mit 1 und 1ʹ bezeichnet sind, angeordnet. Jede der Hälften 1,1ʹ ist mit je
einer Hälfte 2 bzw. 2ʹ eines zweiteilegen Handgriffes versehen. Die Hälften 2,2ʹ
des Handgriffes sind ergonomisch geformt und ergeben nach Zusammenklappen beider Kofferhälften
1,1ʹ ein leicht transportables, gegen äußere Witterungseinflüsse geschütztes Gerät.
Zweckmäßig sind die Handgriffe 2,2ʹ so ausgebildet, daß ein unbeabsichtigtes Auseinanderklappen
der beiden Kofferhälften 1,1ʹ verhindert wird.
[0013] Wesentlicher Bestandteil der in der Zeichnung links dargestellten Kofferhälfte 1ʹ
ist eine optische Abtastvorrichtung 3, die im einzelnen aus einer durchsichtigen Lesegutauflage
4, einem optischen Abtastkopf 5 besteht, der im einzelnen eine Aufnahmekamera, eine
Beleuchtung und einen Analog-Digital-Wandler zu einer Umsetzung von Bild- oder Schriftzeichen
in Digitalsignale enthält. Der Abtastkopf 5 ist mittels eines motorisch angetriebenen
Führungsteiles 6 in ebenen Koordinaten bewegbar.
[0014] Die vom Abtastkopf 5 gelieferten Digitialsignale werden in einem Mikroprozessor 7
gemäß dem jeweiligen Steuerbefehl verarbeitet. Eine der wesentlichen Funktionen des
erfindungsgemäßen Gerätes ist die Informationsumsetzung des Inhaltes eines auf die
Lesegutauflage 4 aufgelegten Dokumentes auf ein Punktschrift-Tableau 8.
[0015] Die Erfinding beruht darauf, daß grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Informationen
über das Dokument gewonnen werden können, nämlich einerseits eine Groberfassung, mit
der die Struktur der auf dem Dokument befindlichen Gesamtinformation erkannt wird
und anderseits eine Feinerfasung von Text-, Bild- oder Graphikblöcken entsprechend
der jeweiligen Auswahl des Benützers. Im Falle der Groberfassung wird die Grundstruktur
des aufgelegten Dokumentes auf dem Punktschrift-Tableau 8 in einer Punktedarstellung
wiedergegeben, um dem Benützer die Auswahl eines bestimmten Blockes zu ermöglichen.
Die Feinerfassung erlaubt hingegen eine Darstellung des Textes des jeweils ausgewählten
Blockes in Braille-Punktschriftzeichen. Auch Graphikblöcke können durch die Feinerfassung
mit erhöhter Auflösung auf dem Punktschrifttableau erkennbar gemacht werden.
[0016] Im allgemeinen vollzieht sich die Arbeit am Kommunikationsgerät in der Weise, daß
der Benützer das Dokument, z.B. die Seite eines Buches auf die Lesegutauflage 4 auflegt
und zunächst die Grobstruktur dieser Seite analysiert. Sodann schaltet er die Ausgabe
auf Feinerfassung um (Lesen eines interessierenden Textblockes oder Darstellung eines
bestimmten Graphikblockes). Hierzu bedarf es eines Dialoges des Benützers mit dem
Gerät.
[0017] Zur Durchführung der Dialogoperationen ist einerseits zur Information des Benützers
eine Editierzeile 9 vorgesehen, auf der aus dem Gerät kommende Anweisungen in Punktschrift
abgelesen werden können. Zur Eingabe von Befehlen des Benützers an das Gerät ist anderseits
eine Punktschrift-Tastatur 10 mit zusätzlichen Funktionstasten 11 vorgesehen. Die
Punktschrift-Tastatur 10 ist mit den Funktionstasten 11 in einem eigenen, aus der
Kofferhälfte 1 herausnehmbaren Gehäuse 12 untergebracht. Eine dieser Funktionstasten
1 die Umschaltung zwischen einer Dokument-Groberfassung und einer Feinerfassung eines
ausgewählten Teiles des Dokuments vorgesehen.
[0018] Zur Herabsetzung der Wartezeiten beim Lesen ist eine Quittiertaste 13 vorgesehen,
die ein erneutes Einschreiben in die bereits gelesene Hälfte des Punktschrift-Tableaus
8 einleitet, während die andere Hälfte noch vom Benützer gelesen wird.
[0019] Im erfindungsgemäßen Kommunikationsgerät sind zur Erleichterung der Bedienung und
der Auswertung Zusatzeinrichtungen einerseits zur akustischen Signalisierung von
Geräteabläufen und anderseits zur Wiedergabe von Information vorgesehen. Als Signalgeber
dient ein Summer 14; die Informationswiedergabe erfolgt durch einen Sprachsynthesizer
mittels eines Lautsprechers 15, dessen Lautstärke mittels eines Stellers 16 einstellbar
ist.
[0020] Ein integriertes 3,5ʺ-Mikrofloppy-Laufwerk 17 dient der Ein- und Ausgabe von Daten.
Aufgrund der hohen Berührungssicherheit, Robustheit des Datenträgers und der hohen
Speicherkapazität bei kleinen Abmessungen erweist sich das ange gebene Diskettenformat
als benützerfreundlich. Ein Steckerfeld 18 dient der Anschlußmöglichkeit an andere
Datenverarbeitungs- und Peripheriegeräte. Damit wird dem Benützer die Kommunikation
und das Arbeiten mit externen Anlagen ermöglicht.
[0021] Von der auf dem Punktschrift-Tableau 8 dargestellten Information läßt sich auf einfache
Weise eine dauerhafter Abdruck auf eine Folie (Papier oder Folie aus prägbarem Material,
z.B. Kunststoff) herstellen, indem man die Folie auf das Tableau 8 auflegt und mit
einer Gummiwalze die gesetzten Abtastpunkte in die Folie einprägt. Die Gummiwalze
ist in einem Gehäuse 19 angeordnet, für das in der Kofferhälfte 1 eine Ausnehmung
vorgesehen ist.
[0022] Das Gerät kann sowohl mit Batterie als auch mit Netzanschluß über einen Stecker 20
nach Betätigung eines Schalters 21 betrieben werden. Das Stromversorgungskabel für
die Abtastvorrichtung 3 und den Mikroprozessor 7 ist mit 22 bezeichnet. Die vom Mikroprozessor
7 ausgegebenen Daten werden über einen Datenbus 23 an die übrigen Geräteteile übertragen.
Die sichere und lagerichtige Positionierung der Dokumente wird sowohl durch eine entsprechende
Ausformung der Lesegutauflage 4 als auch durch eine am Chassis 24 angebrachte Lesegutabdeckung
25 mit Haftmagneten 26 erreicht, mit deren Hilfe das Dokument fixiert werden kann.