[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung, die es erlaubt, die Wärmeabstrahlung von
Oberflächen zu regulieren und dadurch das Wärmebild eines Objektes zu beeinflussen.
Die Vorrichtung eignet sich zur Tarnung gegen Wärmebildgeräte, indem die Konturen
des Hintergrundes am Ort des Objektes erzeugt werden oder indem die Konturen eines
Objektes so erzeugt werden, dass ein vermeintliches Objekt entsteht, das in Wirklichkeit
nicht vorhanden ist.
[0002] Ein weiterer Aspekt der Erfindung besteht darin, dass die Vorrichtung ohne Verwendung
metallischer Flächen realisiert werden kann und deshalb durchlässig ist für Radio-
und Mikrowellen. Bevorzugte Anwendungen ergeben sich dadurch für die Tarnung von
Radarkuppeln (Radome) und für die multispektrale Tarnung.
[0003] Die Tarnung von Objekten gegen Aufklärung durch Wärmebildgeräte enthält eine besondere
Problematik. Anders als im Sichtbaren ist im thermischen Infrarot-Bereich die Erkennbarkeit
eines Objektes nicht nur von dessen Oberflächeneigenschaften (wie Farbe, Reflexionsgrad,
Rauhigkeit) abhängig, sondern wird zusätzlich durch die Temperatur der Oberfläche
und die Temperaturen der Umgebung, des Hintergrundes und des Himmels bestimmt.
[0004] Zur Tarnung werden niedrigemittierende Anstriche eingesetzt. Diese Maßnahme verringert,
proportional zur Höhe des Emissionsgrades ε der Oberfläche, die von diesem Objekt
ausgehende Wärmestrahlung; besonders bei stärker erwärmten Objekten kann auf diese
Weise eine Minderung der Entdeckbarkeit erreicht werden. Neben den Anstrichen sind
andere Infrarot-Tarnmittel mit ähnlicher Wirkung bekannt: beispielsweise niedrigemittierende
Textilien, kaschierte Metallfolien, Infrarot-Tarnnetze mit metallischen Elementen
(Schichten, Folien, Fäden), galvanische niedrigemittierende Beschichtungen und Ähnliches.
Da sich aber die thermischen Verhältnisse der Umgebung, bedingt durch Sonnenstand,
Wetterverhältnisse, Jahreszeiten und andere Einflüsse ständig ändern, ist es nicht
möglich, ein Object im Infraroten mit einem Anstrich oder einem Tarnnetz vollkommen
wirksam zu tarnen, solange das Tarnmittel fest eingestellte Oberflächeneigenschaften
besitzt. Um eine effektive Infrarot-Tarnung zu erreichen, sind also Tarnmittel erwünscht,
deren Wärmestrahlung steuerbar ist und somit zu jeder Zeit an das Wärmebild des Hintergrundes
angepasst werden kann.
[0005] Eine Vorrichtung dieser Art ist in der DE-OS 32 17 977 beschrieben. Nach dieser
Erfindung wird die dem Beobachter zugewandte Seite des Objektes mit einer geometrischen
Struktur von heizbaren Flächen versehen, welche die Erzeugung einer beliebigen Temperaturverteilung
ermöglicht.
[0006] Zur Aufrechterhaltung eines Temperaturprofils ist die ständige Zufuhr von Energie
zur Heizung der Oberflächenelemente in der Grössenordnung von 100 W/m² erforderlich.
Diese Energie wird bei grösseren Flächen oder bei beweglichen Objekten oft nicht
zur Verfügung stehen. In vielen Fällen, bei denen das Objekt bereits wärmer als die
Umgebung ist, wird sich durch das Heizen der Temperaturkontrast noch verstärken. Man
könnte entsprechend an die Anwendung von Köhlelementen (z.B. Peltierelemente oder
Verdunstungsflächen) denken, diese Lösung würde sich jedoch in der technischen Ausführung
sehr aufwendig gestalten, einen noch höheren Energiebedarf besitzen und darüberhinaus
Probleme aufgrund von Kondensations- und Vereisungseffekten aufwerfen. Die Wärmeabstrahlung
eines Körpers wird nicht nur von seiner Temperatur, sondern auch vom Emissionsgrad
ε seiner Oberfläche bestimmt. Ein niedriger ε-Wert verleiht erwärmten Körpern eine
niedrige, scheinbare Temperatur, wodurch unter bestimmten Umständen eine Minderung
der Entdeckbarkeit entstehen kann. Der Einsatz niedrig emittierender (nicht variabler)
Oberflächenschichten für die Infrarot-Tarnung ist bekannt und z.B. in der DE-PS 30
43 381 beschrieben. Wie eingangs dargestellt, ist nach diesem Stand der Technik eine
universelle, wirksame Wärmebildtarnung ebenfalls nicht gegeben.
[0007] Gemeinsames Merkmal dieser infrarotaktiven Tarnmittel ist, dass die niedrigemittierende
Wirkung durch Einlagerung von metallischen Schichten oder Partikeln erreicht wird.
Niedrige Infrarot-Emissionsgrade unter etwa 70 %, treten an homogenen Materialien
nur auf, wenn diese metallischen Charakter und eine gewisse metallische Leitfähigkeit
besitzen. Herkömmliche metallhaltige IR-Tarnanstriche und IR-Tarnmittel besitzen einige
typische Nachteile, welche ihre Verwendungsmöglichkeiten und Wirksamkeit stark einschränken.
Die Metallkomponente bewirkt, dass die Schichten für elektro magnetische Strahlung
allgemein undurchlässig sind und eine starke Reflexionswirkung zeigen. Im sichtoptischen
Bereich wird die unerwünschte Reflexion üblicherweise mit Hilfe von Farbpigmenten
unterdrückt, dies ist jedoch im Mikrowellen- und Radiowellenbereich nicht möglich,
so dass diese IR-Tarnmittel gegenüber Radaraufklärung keine tarnende Wirkung zeigen
oder die Entdeckbarkeit eher noch erhöht wird, wenn das Objekt selbst radarneutral
ist. Aus dem gleichen Grund können herkömmliche niedrigemittierende Schichten nicht
zur Tarnung von Kommunikationsanlagen, wie Sende- und Empfangsantennen, Radarkuppeln
und anderen derartigen Anlagen verwendet werden.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zu schaffen,
mit der das Wärmebild eines Objektes gezielt beeinflussbar und insbesondere an das
Wärmebild seines Hintergrundes angleichbar ist, wobei diese Beeinflussung nicht wesentlich
mit einer Temperatursteuerung des Objektes oder der Vorrichtung verbunden ist.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch Steuerung des Wärmeemissionsgrades gelöst.
Dazu wird der zu tarnende Körper mit einer flächenhaften Anordnung von Zellen überzogen.
Jede Zelle besteht aus zwei übereinanderliegenden, infrarottransparenten Folien,
welche auf der Innenseite je eine Inter ferenzschicht tragen. Durch Abstandsveränderung
der Folien wird unter Ausnutzung von Interferenzbeziehungen ein Schaltvorgang zwischen
zwei Zuständen mit unterschiedlichem IR-Reflexionsgrad erreicht. Die erfindungsgemässe
ε-Steuerung bietet gegenüber der bekannten Temperatursteuerung entscheidende Vorteile,
wie geringer Energiebedarf, selbständiges Halten eines optischen Zustandes, einfache,
leichte Ausführungsform.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Figuren näher beschrieben.
[0011] Es zeigen:
Figur 1 die Wirkungsweise des vorgeschlagenen Tarnsystems mit pneumatischer Steuerung
in zwei Zuständen,
Figur 2 die Darstellung einer Kuppel und die Möglichkeit der Simulation nichtvorhandener
Strukturen auf der Kuppel.
[0012] In Figur 1 bestehen die Interferenzschichten 2 aus einem im Wärmestrahlungsbereich
8 - 12 µm (3. atmosphärisches Fenster) und 3 - 5 µm (2. atmosphärisches Fenster) durchlässigen
Material. Die Trägerfolien 4, beispielsweise aus Polyethylen, besitzen geringere
Brechungsindizes als die Schichten 2. Die Schichtdicke wird auf maximale Reflexion
(d = λ/(4 · n)) an der Einzelschicht abgestimmt, wobei n den Brechungsindex der Schicht
und λ die Wellenlänge der Abstrahlung bedeutet.
[0013] Im Ausgangszustand sollen sich beide Flächen leicht voneinander lösen, so dass ein
Luftspalt 6 von einigen Mikrometern oder mehr entsteht. In diesem Zustand besitzt
die Anordnung einen hohen Reflexionsgrad (Zustand A). Werden nun die beiden Folien
zusammengebracht, z.B. durch Erzeugen eines leichten Unterdrucks im Zwischenraum 6,
so entsteht aus den beiden reflektierenden λ/4-Schichten eine λ/2-Schicht mit hoher
Durchlässigkeit (Zustand B).
[0014] Der Emissionsgrad im Zustand B wird bei der Verwendung von IR-transparenten Folien
4 durch den Emissionsgrad des dahinterliegenden Objektes 8 bestimmt, ist also in
der Regel (keine metallisch blanke Oberflächen !) hoch. Als mögliches Schichtmaterial
kommt eine grössere Anzahl von Substanzen in Betracht. Die Auswahl richtet sich nach
dem geforderten Transmissionsbereich im infraroten und im sichtoptischen Spektrum,
sowie nach praktischen, technischen Gesichtspunkten, wie Herstellbarkeit, Haltbarkeit
und Kosten. Breitbandige Tarnwirkung und gute Stabilität bietet die Gruppe der Halbleiter,
wie Silizium, Germanium; Graphit, sowie Metallsulfide, Metallselenide und Metalltelluride,
die auch als Rohstoff für kompakte IR-Fenster herangezogen Bereich gewünscht, sind
oxidische Materialien wie beispielsweise SiO₂, Al₂O₃, SnO₂, In₂O₃, TiO₂, CeO₂, MgO,
Fluoride wie MgF₂, PbF₂, BaF₂ und andere Verbindungen mit ähnlichen Eigenschaften
einsetzbar.
[0015] Statt flexibler Folien können ein oder zwei plattenartige Träger eingesetzt werden;
stets muss jedoch mindestens das dem Wärmebildgerät zugewandte Element IR-transparent
sein, um die gewünschte Wirkung zu erzeugen. Wahlweise kann die Folie oder Platte
mit einer Schutzschicht überzogen sein, sie muss aber ebenfalls in jedem Fall in IR-Frequenzbereich
der Anwendung transparent sein.
[0016] Zur Erhöhung der mechanischen Festigkeit - insbesondere bei der Ausführung mittels
flexibler Folien 4 - wird zweckmässigerweise ein die Zellen umgebender stabiler Rahmen
10 aus Kunststoff oder anderen Materialien verwendet. Der Rahmen 10 muss so dicht
mit den Folien oder Platten abschliessen, dass ein Unterdruck aufgebaut werden kann.
Werden plattenartige, selbsttragende Elemente eingesetzt, können die Zellen einfach
durch Aufkleben oder Aufschweissen von Folien in Form luftdichter Blasen hergestellt
werden. An einer Stelle in jeder Zelle muss die Zuführung einer Unterdruckleitung
vorgesehen sein 12.
[0017] Anstelle der pneumatischen Steuerung können auch andere Bewegungsmechanismen mit
elektromagnetischem, elektrostatischem, elektrostriktivem, elektromotorischem oder
anderem Antrieb eingesetzt werden. Besonders interessant an der pneumatischen Steuerung
ist jedoch, dass sie völlig aus Kunststoff und nichtleitenden Komponenten aufgebaut
werden kann und damit die Durchlässigkeit gegenüber anderen Spektralbereichen - Radiowellen,
Mikrowellen, Licht - erhalten bleibt.
[0018] Weitere Merkmale und Vorzüge der Erfindung sollen anhand typischer Anwendungen beschrieben
werden, für die bisher keine Lösungen existieren.
[0019] Die erfindungsgemässe Tarnfolie kann sehr vorteilhaft zur Verkleidung von Radarkuppeln
(Radome) eingesetzt werden. Die heutige Bauweise von Radomen hat sich im Hinblick
auf die Detektierbarkeit im IR-Bereich als ausgesprochen ungünstig erwiesen. Aufgrund
der geringen Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität der Radomaussenhaut (Kunststoff-Schaummaterial
oder -Folien) ist die Oberflächentemperatur starken witterungsbedingten Schwankungen
unterworfen, was diesen Objekten eine ungewöhnlich gut ausgeprägte Wärmebildsignatur
verleiht. Gegenmaßnahmen mit herkömmlichen Tarnmitteln ohne Beeinträchtigung der
Radartransmission sind nicht bekannt.
[0020] Die Figur 2 zeigt symbolisiert diesen Anwendungsfall. In Figur 2a ist eine typische
Signatur eines Radoms bei Sonneneinstrahlung gezeigt. Die obere Hälfte der Kugel
ist stark erwärmt und hebt sich charakteristisch gegen den viel dunkleren Hintergrund
ab. Bei Nacht sind die Hell-Dunkel-Verhältnisse wegen der niedrigen Himmelstemperatur
gerade umgekehrt, aber ebenso gut erkennbar. Mit Hilfe der erfin dungsgemässen,
an der Aussenfläche des Radoms angebrachten Vorrichtung, wird eine wirkungsvolle
Konturenzerlegung hervorgerufen, indem typische Strukturen der Umgebung wie z.B.
rechteckige Flächen bei landwirtschaftlichen Feldern (Figur 2b, ohne Hintergrund)
oder Siedlungen, Gebäudestrukturen (Figur 2c) oder sonstige Landschaftformationen
(Horizontlinien, Hügelketten, Waldflächen, Flußläufe) simuliert werden.
[0021] Eine ähnliche Situation liegt vor bei der Tarnung von anderen Anlagen und Komponenten
der Übertragungstechnik, also Rundfunksendern, Fernmeldestationen, Satellitenempfangsantennen,
Funkleitsystemen, Peil- und Aufklärungssystemen und anderen Anlagen. Alle diese im
Verteidigungsfall unentbehrlichen Anlagen, die bisher als leicht erkennbar und verwundbar
gelten, können mit Hilfe der Erfindung wirksam gegen Wärmebildaufklärung getarnt werden
ohne jede Beeinträchtigung ihrer Funktion.
[0022] Weitere Anwendungen liegen bei der IR-Tarnung von Gebäuden, Strassen, Brücken etc.;
ebenfalls strategisch sehr wichtige Objekte, die bisher gegenüber der Wärmebildbeobachtung
nicht oder nur auf Kosten erhöhter Radarerkennbarkeit zu schützen sind. Vorteilhaft
hierbei ist auch, dass die erfindungsgemässe Tarnvorrichtung nicht ständig - wie
ein Anstrich - vorhanden sein muss.
[0023] Eine Anwendung, bei der die Durchlässigkeit im Mikrowellenbereich ebenfalls als
entscheidende Voraussetzung eingeht, sind radarabsorbierende Materialien und Strukturen.
Diese heute bekannten Tarnmittel gegen Radaraufklärung sind ausnahmslos gute IR-Emitter
und deshalb im Wärmebild leicht detektierbar, andererseits aber mit niedrigemittierenden
Anstrichen auf Metallbasis nicht zu behandeln, da dann die Radarabsorberwirkung verloren
geht.
[0024] Die oben erwähnten Varianten zur Konturenzerlegung und Signatursimulation können
natürlich auch hier vorteilhaft eingesetzt werden.
[0025] Bei der denkbaren Anwendung der erfindungsgemässen Tarnvorrichtung auf Fahrzeuge,
Schiffe, Flugzeuge, Stahlbrücken, Stahlmasten und anderen Einrichtungen kommt ein
besonderer Aspekt hinzu. Diese Objekte weisen aufgrund ihrer vorwiegend aus Metall
bestehenden Struktur eine deutliche und charakteristische Radarsignatur auf. Dieses
Problem kann grundsätzlich durch Anwendung von Radarabsorbern und multispektraler
Tarnvorrichtung, wie oben beschrieben, gelöst werden. Sind jedoch Radarabsorber aus
irgendwelchen Gründen (Gewicht, Kosten, Verfügbarkeit) nicht erwünscht oder nicht
möglich, dann kann mit Hilfe der erfindungsgemässen Tarnvorrichtung ein kombinierter
IR-Radareffekt dadurch erzielt werden, dass die Zellen der Tarnvorrichtung objektseitig
ganzflächig oder teilweise metallisiert werden. Bestimmte charakteristische Radarsignaturen
des Objektes können auf diese Weise aufgehoben oder verfälscht werden.
[0026] Eine zusätzliche Tarnwirkung im Sichtbaren oder nahen Infrarot ist durch Anwendung
eingefärbter Kunststoff-Folien möglich. Werden Folien oder Platten mit guter optischer
Transparenz eingesetzt, dann kann die visuelle Tarnwirkung durch hinterlegte und
damit leicht veränderbare Farbanstriche erreicht werden oder sie ist durch den vorhandenen
Tarnanstrich des Objektes bereits gegeben.
[0027] Nachfolgend werden einige weitere vorteilhafte Aspekte der Erfindung erwähnt: Bei
Verwendung von Interferenzschichten mit hohem Brechungsindex wird die erzielte Wirkung
weitgehend unabhängig vom Beobachtungswinkel. Die mit der einfachen Anordnung von
Figur 1 entstehenden Interferenzeffekte sind so breitbandig, dass bei entsprechender
Schichtdickenabstimmung der gesamte Frequenzbereich des Detektors im 3 - 5 µm oder
8 - 12 µm Band erfasst wird. Es können auf diese Weise Schalthübe im Emissionsgrad
von 60 % erzeugt werden (Zustand A: ε = 20 %; Zustand B: ε = 80 %). Es ist auch ein
Simultaneffekt in beiden IR-Fenstern möglich, dann muss der Brechungsindex der Interferenzschichten
jedoch auf einen bestimmten, berechenbaren Wert festgelegt werden, oder es müssen
mehrlagige Interferenzfilme eingesetzt werden.
[0028] Die Methode ist nicht auf die Schaltung von zwei Extremzuständen beschränkt. Es
können auch Zwischenwerte des Emissionsgrades eingestellt werden, wenn eine Zellfläche
in weitere Einheiten unterteilt wird, deren Dimension nicht mehr vom beobachtenden
Wärmebildgerät aufgelöst wird. Dann entspricht die Anzahl der Unterelemente, die
sich in einem Zustand befinden, einer bestimmten ε-Abstufung.
[0029] Aus der Optik der Interferenzschichten ist bekannt oder kann sofort abgeleitet werden,
dass die hier vorgeschlagene Lösung über Abstandveränderung verschiedene Extremwerte
der Interferenz einzustellen, durch eine Vielzahl von Schichtanordnungen verwirklicht
werden kann. Diese grundsätzlich vorhandenen Kenntnisse können nutzbringend zur technischen
Ausgestaltung der Erfindung herangezogen werden. Stellvertretend für die vielen möglichen
Varianten, sollen hier einige Beispiele genannt werden:
- Statt der symmetrischen Anordnung von λ/4-Schichten (Figur 1) kann auch nur eine
λ/4-Schicht zum Einsatz kommen. Hat die korrespondierende Oberfläche (zu der der Abstand
variiert wird) einen höheren Brechungsindex als die Interferenzschicht selbst, kann
der Phasensprung an der Grenzfläche Interferenzschicht/Luftspalt verändert werden.
Aus einem Reflexionsmaximum im Zustand mit Luftspalt wird ebenfalls ein Reflexionsminimum
im Zustand ohne Luftspalt.
- Dieses Prinzip kann auch verwendet werden für eine Antireflex-Schicht auf Metall
(Zustand: Minimum der Reflexion). Wird die Schicht vom Metall getrennt, ergänzen sich
die Reflexionsanteile an der Schicht und an der Metalloberfläche zu sehr hohen Werten.
Wegen des Imaginäranteils des Brechungsindex des Metalls ergibt sich in diesem Fall
für die Interferenzschichtdicke keine reine λ/4-Beziehung.
- Eine weitere Variante besteht darin, dass die Interferenzschichten nicht aus homogenem
Material bestehen, sondern aus zwei halbdurchlässigen Metallfilmen, welche durch eine
Abstandsschicht (λ/4, λ/2) getrennt sind.
[0030] Die beiden letztgenannten Versionen würden wegen der Metallflächen den Vorteil der
multispektralen Anwendung nicht oder nicht in vollem Maße vermitteln.
1. Vorrichtung zur Tarnung von Objekten gegen eine Aufklärung, dadurch gekennzeichnet, dass das Objekt mit einer flächenhaften Anordnung von Zellen überzogen ist und der
Emissionsgrad der Zellen unabhängig voneinander steuerbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zellen aus mindestens
zwei Folien (4) bestehen, von denen mindestens eine infrarottransparent ist und mindestens
eine auf der Innenseite eine Infrarot-Interferenzschicht (2) trägt, und dass der
Luftspalt zwischen den Folien mit einem Mechanismus aufbaubar und abbaubar ist.
3. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass, unter Ausnutzung
von Interferenzbeziehun gen, der IR-Reflexionsgrad und Emissionsgrad des Foliensystems
zwischen zwei Zuständen schaltbar ist.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Folien
(4) nach den Ansprüchen 1 bis 3 durch plattenartige Elemente ersetzt sind.
5. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Zusammenpressen
und Lösen der Elemente pneumatisch, beispielsweise durch einen geringen Unterdruck
und Überdruck, steuerbar ist.
6. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewegung
der Elemente mittels eines elektromagnetischen, elektrostatischen, elektrostriktiven
oder elektromotorischen Antriebs steuerbar ist.
7. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Form und
Anordnung der Zellen in beliebiger geometrischer Form gestaltet ist.
8. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausdehnung
der Zellen kleiner gewählt ist als die laterale Auflösung der Wärmebildkamera des
Beobachters und dadurch Grauwertabstufungen und weiche Kontu ren hervorrufbar sind.
9. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 5 und 7 und 8, dadurch gekennzeichnet, dass sie
zur Wärmebildtarnung von Radomen und anderen Antennenanlagen und Übertragungsstationen
einsetzbar ist.
10. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass sie zur Wärmebildtarnung
von Gebäuden, Brücken, Strassen, Flugplätzen und ähnlichen Einrichtungen einsetzbar
ist.
11. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 8 und 10, dadurch gekennzeichnet, dass die
Zellen objektseitig ganz oder fleckenweise metallisiert sind und zur multispektralen
Tarnung von vorwiegend metallischen Objekten einsetzbar sind.