[0001] Die Erfindung betrifft neue flüssige Zusammensetzungen mit vorteilhaften dielektrischen
Eigenschaften und ihre Verwendung als Imprägniermittel in elektrischen Vorrichtungen.
[0002] In der EP-B-0 063 297 sind Ditolylether-Isomerengemische als Imprägniermittel für
elektrische Vorrichtungen beschrieben. Diese Ditolylether-Isomerengemische zeichnen
sich durch ihre hervorragenden dielektrischen Eigenschaften, hohe Dielektrizitätszahlen
und niedrige dielektrische Verluste aus. Sie haben jedoch den Nachteil, daß ihre
dielektrischen Verlustfaktor-Werte durch Verunreinigungen stark beeinflußt werden.
Diese Empfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen macht sich in konventionellen Papier-
und Mischdielektrikum-Leistungskondensatoren, vor allem aber in modernen verlustarmen
Allfilmkondensatoren störend bemerkbar; für diese Allfilmkondensatoren werden Imprägniermittel
mit extrem niedrigen dielektrischen Verlustfaktor-Werten verlangt.
[0003] Es wurde nun gefunden, daß man die Empfindlichkeit der Dielektrika auf Basis von
Ditolylether-Isomerengemischen gegenüber Verunreinigungen herabsetzen kann, wenn man
den Ditolylether-Isomerengemischen eine gewisse Menge an Alkylbenzolen zusetzt.
[0004] Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Verlustfaktor-Werte von Alkylbenzol-haltigen
Ditolylether-Isomerengemischen weit unter den Werten liegen, die aus dem Anteil der
Komponenten am Gemisch und den Verlustfaktor-Werten der Komponenten zu erwarten sind.
[0005] Alkylbenzole und ihre Eigenschaften als Isolierflüssigkeiten sind bekannt (siehe
z.B. Ölbuch, 6. Ausgabe, 1983, Teil 2, Verlags- und Wirtschaftsgesellschaft der Elektrizitätswerke
m.b.h., Seiten 75-76). Sie sind jedoch nur in solchen elektrischen Vorrichtungen verwendbar,
deren Dielektrika niedrigen elektrischen Feldstärken ausgesetzt sind. Für elektrische
Vorrichtungen, deren Dielektrika mit hohen elektrischen Feldstärken belastet sind,
z.B. verlustarme Allfilmkondensatoren, kommen sie wegen ihrer ungenügenden Gasabsorptions-Eigenschaften
und der niedrigen Glimmeinsatz- und Glimmlöschspannung nicht in Betracht (siehe die
Firmenschrift "Evaluation of capacitor impregnants", Scientific Paper 84 - 1B 5 -
CAPDI-P 2, 18. Juli 1984, der Firma Westinghouse, Seite 5).
[0006] In Anbetracht dieser bekannten Eigenschaften der Alkylbenzole war es überraschend,
daß ihr Zusatz zu Ditolylether-Isomerengemischen nur eine überproportionale Ver
besserung der Verlustfaktor-Werte aber keine entsprechende Verschlechterung der hervorragenden
dielektrischen Eigenschaften der Ditolylether-Isomerengemische bewirkt.
[0007] Die vorteilhafte Wirkung des erfindungsgemäßen Alkylbenzol-Zusatzes auf die dielektrischen
Eigenschaften der Ditolylether-Isomerengemische war auch nicht durch die in der EP-A-0
170 054 beschriebenen Ditolylether-enthaltenden Elektroisolieröle auf Mineralölbasis
nahegelegt, da in dieser EP-A-0 170 054 die Verbesserung der unzureichenden Gasaufnahmefähigkeit
von Mineralölen durch Zusatz von z.B. Ditolylethern beschrieben wird. Die auf diese
Weise erhaltenen Mineralöl-Ditolylether-Gemische unterscheiden sich sowohl in ihrer
Zusammensetzung als auch in ihren elektrischen Eigenschaften grundsätzlich von den
erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen.
[0008] Die Erfindung betrifft daher neue flüssige Zusammensetzungen mit dielektrischen
Eigenschaften auf Basis von Ditolylether-Isomerengemischen, die dadurch gekennzeichnet
sind, daß sie Ditolylether-Isomerengemische und Alkylbenzole enthalten.
[0009] Die Anteile von Ditolylether-Isomerengemisch und Alkylbenzolen in den erfindungsgemäßen
Zusammensetzungen können in weiten Grenzen schwanken; im allgemeinen hat es sich bewährt,
wenn die erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen 50 bis 95 Gew.-%, vorzugsweise
60 bis 85 Gew.-% Ditolylether-Isomerengemisch und 5 bis 50 Gew.-% Alkylbenzole, vorzugsweise
15 bis 40 Gew.-% Alkylbenzole enthalten.
[0010] Die erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen können zusätzlich stabilisierend
wirkende Zusätze enthalten, insbesondere Säureakzeptoren und Oxidationsinhibitoren.
[0011] Als Säureakzeptoren werden vorzugsweise Epoxyverbindungen verwendet. Beispielsweise
seien die folgenden Epoxyverbindungen genannt: 1,2-Epoxy-3-phenoxypropan, Bis-(3,4-epoxy-6-methylcyclohexyl-methyl)-adipat,
1-Epoxy-ethyl-3,4-epoxy-cyclohexan, 3,4-Epoxy-cyclohexan, 3,4-Epoxycyclohexylmethyl-3,4-epoxycyclohexan-carboxylat,
3,4-Epoxy-6-methylcyclohexylmethyl-3,4-epoxy-6-methylcyclohexancarboxylat und 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propandiglycidylether.
[0012] Im allgemeinen werden die Epoxyverbindungen in Mengen von 0,1 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise
0,3 bis 1 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der flüssigen Zusammensetzung eingesetzt.
[0013] Als Oxidationsinhibitoren werden vorzugsweise aromatische carbocyclische Verbindungen
mit einer oder zwei Hydroxygruppen verwendet. Beispielsweise seien die folgenden
Oxidationsinhibitoren genannt: 2,6-Di-tert.-butyl-4-methylphenol, Di-tert.-amyl-hydrochinon,
2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propan und 4,4ʹ-Butyliden-bis-(6-tert.-butyl-m-kresol).
Vorzugsweise wird in den erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen 2,6-Di-tert.-butyl-4-methylphenol
als Oxidationsinhibitor verwendet.
[0014] Im allgemeinen werden die Oxidationsinhibitoren in Mengen von 0,05 bis 2,0 Gew.-%,
vorzugsweise 0,1 bis 1,0 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der flüssigen Zusammensetzung,
eingesetzt.
[0015] Bevorzugte erfindungsgemäße flüssige Zusammensetzungen enthalten vorzugsweise 90
bis 110 Gew.-Teile, besonders bevorzugt 95 bis 100 Gew.-Teile des erfindungsgemäßen
Ditolylether-Alkylbenzol-Gemisches, 0,05 bis 2,0, besonders bevorzugt 0,1 bis 1,0
Gew.-Teile Säureakzeptor und 0,05 bis 2,0, besonders bevorzugt 0,1 bis 1,0 Gew.-Teile
Oxidationsinhibitor.
[0016] Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen werden durch Vermischen der Komponenten hergestellt.
[0017] Die den erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen zugrundeliegenden Ditolylether-Isomerengemische
und ihre Herstellung sind bekannt und z.B. in der EP-B-0063 297 beschrieben. Besonders
bevorzugt verwendet werden Ditolylether-Isomerengemische, wie sie bei der Hydrolyse
von Chlortoluolen anfallen (Ing. Eng. Chem. 38, (1946), Seiten 254-261).
[0018] Die erfindungsgemäß als Zusatz zu den Ditolylether-Isomerengemischen zu verwendenden
Alkylbenzole sind ebenfalls bekannt und stehen in großtechnischen Mengen zur Verfügung.
Die Alkylreste der erfindungsgemäß zu verwendenden Alkylbenzole enthalten vorzugsweise
8 bis 16, besonders bevorzugt 10 bis 14 Kohlenstoffatome. Die Alkylbenzole können
in Form reiner Verbindungen oder aber in Form von Homologengemischen eingesetzt werden.
So weist z.B. das unter den Handelsnamen "Marlican" vertriebene und für die erfindungsgemäße
Verwendung sehr gut geeignete Dodecylbenzol folgende Zusammensetzung auf: 4 bis 6
Gew.-% C₁₀-Alkylbenzol, 43 bis 49 Gew.-% C₁₁-Alkylbenzol, 36 bis 40 Gew.-% C₁₂-Alkylbenzol,
10 bis 13 Gew.-% C₁₃-Alkylbenzol und <1 Gew.-% C₁₄-Alkylbenzol.
[0019] Die Erfindung betrifft ferner die Verwendung der erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen
als flüssige Dielektrika, besonders als Imprägniermittel für elektrische Vorrichtungen.
Als elektrische Vorrichtungen seien besonders Kondensatoren und Transformatoren genannt,
insbesondere Kondensatoren die aus mehrlagigem Papier und Aluminiumfolie, aus metallisiertem
Papier, aus einer gegebenenfalls metallisierten Kunststoffolie, beispielsweise aus
Polypropylen, Polycarbonat oder Polyterephthalsäureestern, oder einem Mischdielektrikum,
beispielsweise aus Papier, Kunststoff- und Aluminiumfolie oder aus metallisiertem
Papier und Kunststoffolie aufgebaut sind. Bevorzugt werden die erfindungsgemäßen
Imprägniermittel für Kondensatoren, die als festes Dielektrikum eine Kunststoffolie
enthalten, d.h. in sogenannten Allfilmkondensatoren eingesetzt.
[0020] Die erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen mit dielektrischen Eigenschaften
können leicht biologisch abgebaut werden und belasten daher die Umwelt nicht. Gegenüber
den in der EP-B-0063 267 beschriebenen Ditolylether-Isomerengemischen weisen sie
den Vorteil wesentlich geringerer dielektrischer Verlustfaktorwerte auf. Dies führt
z.B. bei der Herstellung von Kondensatoren zu einer deutlichen Vereinfachung. In
Folge der geringeren Empfindlichkeit gegen Verunreinigungen, die unvermeidlich durch
den Kontakt der Imprägnierflüssigkeit mit Teilen der Imprägnieranlage und den festen
Kondensatorbauteilen bei der Herstellung der Kondensatoren in die Imprägnierflüssigkeit
geraten, werden deutlich niedrigerere Verlustleistungen in den fertigen Kondensatoren
erzielt.
[0021] In Folge ihrer ausgezeichneten dielektrischen Werte und ihrer niedrigen dielektrischen
Verlustfaktor-Werte sind die erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzungen besonders
für Allfilm-Leistungskondensatoren geeignet.
Beispiel 1
[0022] Herstellung der erfindungsgemäßen flüssigen Zusammensetzung:
Flüssige Zusammensetzung I:
[0023] Es werden 80 Gew.-% Ditolylether-Isomerengemisch (Komponente A) der nachstehend
angegebenen Zusammensetzung und 20 Gew.-% C₁₀-C₁₄-Alkylbenzol (Komponente B) der ebenfalls
nachstehend angegebenen Zusammensetzung bei Raumtemperatur innig miteinander vermischt.
Flüssige Zusammensetzung II:
[0024] Es werden 60 Gew.-% Ditolylether-Isomerengemisch (Komponente A) der nachstehend
angegebenen Zusammensetzung und 40 Gew.-% C₁₀-C₁₄-Alkylbenzol (Komponente B) der ebenfalls
nachstehend angegebenen Zusammensetzung bei Raumtemperatur innig miteinander vermischt.
Zusammensetzung der Komponenten A:
[0025] Unbekannte Verbindungen 0,8 Gew.-%
2,2ʹ-Dimethyldiphenylether 5,1 Gew.-%
2,3ʹ-Dimethyldiphenylether 26,9 Gew.-%
2,4ʹ-Dimethyldiphenylether 11,6 Gew.-%
3,3ʹ-Dimethyldiphenylether 26,9 Gew.-%
3,4ʹ-Dimethyldiphenylether 23,5 Gew.-%
4,4ʹ-Dimethyldiphenylether 5,2 Gew.-%
Zusammensetzung der Komponenten B:
[0026] C₁₀-Alkylbenzole 4 - 6 Gew.-%
C₁₁-Alkylbenzole 43 - 49 Gew.-%
C₁₂-Alkylbenzole 36 - 40 Gew.%
C₁₃-Alkylbenzole 10 - 13 Gew.%
C₁₄-Alkylbenzole <1 Gew.-%
[0027] Von gleichen Allfilm-Kondensatoren wurde eine Gruppe mit der flüssigen Zusammensetzung
I, eine zweite mit der gleichen Menge an flüssiger Zusammensetzung II und die dritte
mit der gleichen Menge an Komponente A imprägniert. Anschließend wurden die dielektrischen
Verlustfaktor-Werte der Kondensatoren im Temperaturbereich von -20 bis +60°C gemessen.
Aus den bei diesen Messungen erhaltenen Daten geht hervor, daß die dielektrischen
Verlustfaktor-Werte der mit den flüssigen Zusammensetzungen I und II imprägnierten
Kondensatoren um 30 bis 40 % niedriger als der Verlustfaktor-Wert des mit Komponente
A getränkten Kondensators liegen.
[0028] Zur Bestimmung der dielektrischen Verlustfaktorwerte der flüssigen Zusammensetzungen
I und II und der in ihnen enthaltenen Komponenten A und B wird jede der Flüssigkeiten
zur Simulation einer Verunreinigung mit 1 ppm Tricaprylmethylammoniumchlorid versetzt.
In der nachstehenden Tabelle sind die dielektrischen Verlustfaktorwerte der untersuchten
Flüssigkeiten mit und ohne Zusatz (dotiert und undotiert) zusammengestellt.

1. Flüssige Zusammensetzungen mit dielektrischen Eigenschaften auf Basis von Ditolylether-Isomerengemischen,
dadurch gekennzeichnet, daß sie Ditolylether-Isomerengemische und Alkylbenzole enthalten.
2. Flüssige Zusammensetzungen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie 50
bis 95 Gew.-% Ditolylether-Isomerengemisch und 5 bis 50 Gew.-% Alkylbenzole enthalten.
3. Flüssige Zusammensetzungen gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
sie zusätzlich einen Oxidationsinhibitor enthalten.
4. Flüssige Zusammensetzungen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
sie als Oxidationsinhibitor 2,6-Di-tert.-butyl-4-methylphenol enthalten.
5. Flüssige Zusammensetzungen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß sie zusätzlich einen Säureakzeptor enthalten.
6. Flüssige Zusammensetzungen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Säureakzeptor eine Epoxyverbindung enthalten.
7. Flüssige Zusammensetzungen nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 90 bis 110 Gew.-Teile des Ditolylether-Alkylbenzol-Gemisches, 0,05 bis 2,0
Gew.-Teile Oxidationsinhibitor und 0,05 bis 2,0 Gew.-Teile Säureakzeptor enthalten.
8. Flüssige Zusammensetzungen nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Epoxyverbindung 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propandiglycidylether und
als Oxidationsinhibitor 2,6-Di-tert.-butyl-4-methylphenol enthalten.
9. Verwendung der flüssigen Zusammensetzungen gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8 als
Imprägniermittel in elektrischen Vorrichtungen.