[0001] Die Erfindung betrifft ein Doppelbehältersystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Zur ausreichenden Abschirmung der Gamma- und Neutronenstrahlung bei radioaktive
Stoffe enthaltenden Behältern sind bestimmte Maßnahmen zu treffen. Üblich ist, zur
zusätzlichen Abschirmung der aus dem radioaktiven Kernbrennstoff austretenden Neutronenstrahlung
um den Lagerbehälter eine Neutronenabschirmungsschicht aus einem wasserstoffhaltigen
Material, vorzugsweise Polyäthylen, vorzusehen. Wegen der schlechten Wärmeleitfähigkeit
solcher neutronenabschirmenden Materialen ist es bekannt, wärmeleitfähige Stege in
dieser Schicht anzuordnen, die die Behälteroberfläche mit der Außenatmosphäre wärmeleitend
verbinden.
[0003] Aus der DE-OS 2831646 ist ein Abschirmbehälter bekannt, der eine Neutronenabschirmungsschicht
aus granulatförmigen Polyäthylen aufweist und dessen Wärmeleitstege mit einer äußeren
Oberfläche eines relativ dünnwandigen Stahlmantels zur besseren Abführung der Zerfallswärme
an die Außenwelt verbunden sind. Dieser dünne Stahlmantel dient lediglich der guten
Abführung der Zerfallswärme an die Außenwelt.
[0004] Bei Doppelbehältersystemen, in denen die beiden ineinander angeordneten Behälter
unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen, hat der Abschirmbehälter üblicherweise
eine Wanddicke von etwa 200 mm, um die notwendige Abschirmung gegen radioaktive Strahlung
zu sichern. Außerdem soll dieser dickwandige äußere Abschirmbehälter einen mechanischen
Schutz des innenliegenden Behälters bei dem Transport und bei Stoßbelastungen ergeben.
Der innere Lagerbehälter nimmt die radioaktiven Stoffe gasdicht auf und ist dafür
mit einem Doppeldeckelsystem versehen, dessen äußerer Sekundärdeckel mit dem Behälterkörper
gasdicht verschweißt ist.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für ein Doppelbehältersystem der eingangs
beschriebenen Art einen Neutronenmoderatoraufbau zu schaffen, der bei einer guten
Abschirmung über seine gesamte Mantelfläche dennoch eine gute Wärmeableitung ermöglicht.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruch 1 genannten
Merkmale gelöst.
[0007] Der erfindungsgemäße Moderatoraufbau wird zur Herstellung der Wärmeleitbrücken in
seiner Mantelfläche nur durch die waagerechten Stege der H-Profilringe unterbrochen.
Die Anordnung der seitlichen, senkrecht zu dem Steg stehenden Schenkel fixieren die
Polyäthylenringe und gewährleisten gleichzeitig über ihre ausreichend großen Flächen,
die im metallischen Kontakt mit der Innenfläche des Abschirmbehälters bzw. der Außenfläche
des inneren Lagerbehälters stehen, eine gut Wärmeleitung. Dicke und Abstand der waagerechten
Stege können entsprechend der abzuführenden Wärme gewählt werden.
[0008] Durch die Erfindung wird es möglich, den Moderatoraufbau in technisch einfacher
Weise durchzuführen, da die Polyäthylenringe unter Fixierung durch die H-Profilringe
in einfacher Weise übereinandergestapelt werden können. Es entsteht durch diese Aufeinanderstapelung
ein zylindrischer Verbund.
[0009] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung wird durch die im Anspruch 2 genannten
Merkmale gekennzeichnet. Durch diese Ausgestaltung wird sichergestellt, daß eine
Überdeckung der einzelnen Segmente bereits bei Raumtemperatur gewährleistet ist.
[0010] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung wird durch die Merkmale des
Anspruchs 3 gekennzeichnet. Durch die Trennfugen der H-Profilringe wird eine gute
Einbaumöglichkeit dieser Ringe erreicht. Unter einer Vorspannung können diese Ringe
eingebracht werden, so daß ein enges Anliegen der Außenschenkel der Profilringge
an der Innenfläche des Abschirmbehälters erreicht wird.
[0011] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung sind gemäß Anspruch 4 die Polyäthylenringe
aus ultrahochmolekularem Niederdruckpolyäthylen. Es hat sich überraschend gezeigt,
daß dieses ultrahochmolekulare Niederdruckpolyäthylen besonders für die Abschirmung
eines Doppelbehältergebindes geeignet ist. Dieses wird darauf zurückgeführt, daß dieses
Niederdruckpolyäthylen keine Weichmacher und Lösungsmittel aufweist und somit eine
minimale Ausgasung erleidet. Bei den eingesetzten Temperaturbereichen tritt darüber
hinaus kein Schmelzen des Niederdruckpolyäthylens ein. Zudem bleibt das Niederdruckpolyäthylen
bis 250 Grad Celsius gummielastisch.
[0012] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist gemäß dem Anspruch 5 der
Neutronenmoderatoraufbau auf seiner Oberseite federbelastet. Durch diese in Längsrichtung
wirkende Federbelastung ist eine Längenkompensation des Moderatoraufbaus aufgrund
der Wärmeentwicklung möglich.
[0013] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Druckfederanordnung für den Moderatoraufbau ist
in den Merkmalen des Anspruchs 6 gekennzeichnet.
[0014] Durch die Merkmale des Anspruchs 7 wird in vorteilhafter Weise erreicht, daß der
Neutronenmoderatoraufbau von Stoßbelastungen freigehalten wird. Stoßbelastungen wird
der innere Lagerbehälter über die Führungen auf den Abschirmbehälter abtragen.
[0015] Zwei Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachstehend anhand der Zeichnung
näher beschrieben. Es zeigt
Fig. 1 ein Doppelbehältergebinde mit einem Außen- und einem Innenbehälter sowie einer
zwischen den beiden Behältern liegenden Moderatorschicht,
Fig. 2 in vergrößerter Darstellung einen Ausschnitt des Aufbaus des Moderators,
Fig. 3 eine Draufsicht eines in Segmente unterteilten Polyäthylenringes,
Fig. 4 eine Draufsicht eines H-förmigen Aluminiumprofilringes.
Fig. 5 eine den Moderatoraufbau belastende Druckfederanordnung,
Fig. 6 eine Teildraufsicht von Fig. 5.
[0016] Das gezeigte Doppelbehältergebinde weist einen Abschirmbehälter 11 aus GGG 40 auf,
dessen Beladeöffnung 13 durch einen eingeschraubten Abschirmdeckel 15 geschlossen
ist. In dem kreisförmigen Innenraum des Abschirmbehälters 11 ist ein Lagerbehälter
17 aus Stahl eingesetzt, der in seinem Hohlraum ein Einsatzgitter 19 zur Aufnahme
von einzelnen, dicht angeordneten Brennstäben 21 eines zerlegten Kernreaktorbrennelementes
aufweist. Im freien Mittelraum 23 des Einsatzgitters 19 sind die Schrotteile 25 der
zerlegten Kernreaktorbrennelemente unter Verfüllung mit einer abbindenden Masse,
wie beispielsweise Kunstharz, eingebracht.
[0017] Der Lagerraum des Lagerbehälters 17 ist durch einen aufgeschraubten Primärdeckel
27 unter Einschluß von Dichtungsringen 29 und 31 verschlossen. Über dem Primärdeckel
27 ist in der Beladeöffnung des Lagerbehälters 17 ein bündig mit der oberen Außenkante
des Lagerbehälters 17 abschließender Sekundärdeckel 33 eingesetzt und mit dem Behälterkörper
verschweißt.
[0018] Der Abschirmdeckel 15 des Abschirmbehälters 11 weist eine innere zylindrische Ausnehmung
35 auf, in die das obere Ende des Lagerbehälters 17 passend hineinragt. Der untere
Teil des Lagerbehälters 17 wird von einem inneren Ansatz 37 des Abschirmbehälters
11 geführt. Über diesem inneren Ansatz 37 springt der Innendurchmesser des Abschirmbehälters
11 auf und ergibt so einen Ringspalt 39, in dem ein Neutronenmoderatoraufbau 41 angeordnet
ist. Dieser Neutronenmoderator 41 besteht aus einzelnen übereinanderliegenden Polyäthylenringen
43.
[0019] Zur Fixierung der Polyäthylenringe 43 sind zwischen jeweils zwei übereinanderliegenden
Polyäthylenringen 43 jeweils ein H-Profil-förmiger Aluminiumring 45 (Fig. 2) angeordnet.
Durch diese stapelförmige Anordnung entsteht ein zylindrischer Verbund des Moderatoraufbaues
41. Der waagerechte Steg 47 jedes einzelnen Profilringes 45 durchbricht die Neutronenmoderatorschicht
41 nur auf einer kleinen Fläche. Die senkrechten Schenkel 49 liegen benachbart zur
Innenfläche des Abschirmbehälters 11 bzw. zur Außenfläche des Lagerbehälters 17.
[0020] Vor der Einbringung des beladenen Lagerbehälters 17 und vor einer Erwärmung durch
die Nachzerfallswärme der radioaktiven Stoffe besteht zwischen der inneren seitlichen
Fläche des Neutronenmoderators 41 ein Luftspalt 50 zu der Außenfläche des Lagerbehälters
17. Dieser wird bei einer Erwärmung und Ausdehnung geschlossen (Fig. 2).
[0021] Die Polyäthylenringe 43 bestehen jeweils aus einzelnen zusammengesetzten Segmenten
51, deren Trennfugen 53 unter einem spitzen Winkel α zur Mittellinie liegen (Fig.
3).
[0022] Die H-Profilringe 45 aus Aluminium sind jeweils durch eine Trennfuge 55 unterbrochen,
so daß die Möglichkeit besteht, die H-Profilringe 45 mit einer Vorspannung in das
Doppelbehältergebinde einzubringen. Es wurd ein enges Anliegen der Außenschenkel
49 der Profilringe 45 an der Innenfläche des Abschirmbehälters 11, erreicht.
[0023] Der Zusammenbau des Doppelbehältergebindes geschieht auf folgende Weise:
[0024] In den offenen Abschirmbehälter 11 wird der Moderatoraufbau 41 durch Einbringen
der einzelnen Lagen Polyäthylenringe 43 und zwischenliegender H-Profilringe 45 eingebracht.
Dabei erstreckt sich der zylindrische Moderatoraufbau 41 in seiner Länge bis in den
Deckelbereich bzw. in den Bodenbereich des anschließend eingebrachten Lagerbehälters
17. Es ist somit eine ausreichende Abschirmung über die Höhe des Lagerbehälters 17
gewährleistet. In einer Heißen Zelle wird der Lagerbehälter 17 mit den radioaktiven
Stoffen beladen. Der Primärdeckel 27 wird eingesetzt und auf der vorspringenden Wand
des Lagerbehälters 17 verschraubt. Anschließend kann eine Verschweis-sung des Primärdeckels
33 erfolgen. Der Lagerbehälter 17 wird dann in den Abschirmbehälter 11 eingebracht.
[0025] Der Abschirmdeckel 15 wird in die Öffnung des Abschirmbehälters 11 eingeschraubt.
Der Lagerbehälter 17 ist nun fixiert. Etwaige Stoßbelastungen bei dem Transport werden
durch die Führung 35 im Abschirmdeckel 15 bzw. die Führung 37 im Bodenbereich des
Abschirmbehälters aufgenommen. Der Neutronenmoderator 41 wird von Stoßbelastungen
freigehalten.
[0026] Die Trennfugen 53 der Polyäthylenringe 43 sind durch ihre Schräge α so angeordnet,
daß bereits bei Raumtemperatur eine Überdeckung der einzelnen Segmente 51 vorhanden
ist. Bei der höchsten zu erwartenden Betriebstemperatur sind die Trennfugen 53 geschlossen.
[0027] In Fig. 5 wird eine Druckfederanordnung 57 gezeigt, die zwischen der Oberfläche des
Moderatoraufbaues 41 und dem Abschirmdeckel 15 des Abschirmbehälters 11 abgestützt
ist. Auf den waagerechten Steg 47 des obersten H-profilförmigen Aluminiumringes 45
ist ein flacher Ring 59 aufgelegt. Auf diesen Ring 59 sind zwölf Blattfedersegmente
61 mit einem Niet 63 befestigt. Jedes Blattfedersegment 61 hat zwei nach oben gebogene
Federschenkel 65 und 67, deren freie Enden gegen den Abschirmdeckel 15 anliegen.
[0028] Bei einer Erwärmung des Doppelbehältergebindes kann sich der Moderatoraufbau 41 in
seiner Längsrichtung nach oben ausdehnen. Der Federweg dient als Wärmekompensation
und Fixierung des Moderatoraufbaus 41 bereits bei Raumtemperatur. Sinnvollerweise
wird die Federkraft entsprechend des Moderatorgewichtes gewählt.
Bezugszeichenliste
[0029]
11 Abschirmbehälter
13 Beladeöffnung
15 Abschirmdeckel
17 Lagerbehälter
19 Einsatzgitter
21 Brennstäbe
23 freier Mittelraum
25 Schrotteile
27 Primärdeckel
29 Dichtungsring
31 Dichtungsring
33 Sekundärdeckel
35 zylindrische Ausnehmung
37 innerer Ansatz
39 Ringspalt
41 Neutronenmoderatoraufbau
43 Polyäthylenringe
45 H-profilförmige Aluminiumringe
47 waagerechter Steg
49 senkrechte Schenkel
51 Ringsegmente
53 Trennfugen
55 Trennfugen
57 Druckfederanordnung
59 flacher Ring
61 Blattfedersegmente
63 Niet
65 Federschenkel
67 Federschenkel
1. Doppelbehältersystem zum Transport und zur Lagerung von radioaktiven Abfällen oder
bestrahlten Kernbrennstoffen mit einem inneren Lagerbehälter aus Stahl für den gasdichten
Einschluß des zu lagernden radioaktiven Materials und mit einem äußeren Abschirmbehälter,
der die erforderliche Abschirmung und mechanische Sicherheit bei Handhabung und Transport
sicherstellt, wobei im Ringsplat zwischen äußerem Abschirmbehälter und innerem Lagerbehälter
eine Neutronenmoderatorschicht aus einem wasserstoffhaltigen Material, vorzugsweise
Polyäthylen, vorhanden ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Moderatorschicht (41) aus einzelnen übereinandergestapelten Ringen (43) aus
Polyäthylen besteht, daß zwischen zwei Polyäthylenringen (43) jeweils ein H-Profilring
(45) aus einem wärmeleitenden metallischen Werkstoff angeordnet ist, dessen Schenkel
(49) die Seiten der beiden Polyäthylenringe (43) umfassen.
2. Doppelbehältersystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Polyäthylenring (43) aus mindestens zwei Segmenten (51) besteht, wobei
die Trennfugen (53) unter einem spitzen Winkel (α) zur Mittellinie verlaufen und bei
Raumtemperatur einen Spalt aufweisen, der bei der höchsten zu erwartenden Betriebstemperatur
geschlossen ist.
3. Doppelbehältersystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die H-Profilringe (45) aus Aluminium sind und daß die H-Profilringe (45) durch
eine Trennfuge (55) unterbrochen sind.
4. Doppelbehältersystem nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polyäthylenringe (43) aus ultrahochmolekularem Niederdruckpolyäthylen bestehen.
5. Doppelbehältersystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Moderatoraufbau (41) von einer Druckfederanordnung (57) belastet ist.
6. Doppelbehältersystem nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Druckfederanordnung (57) aus mehreren kreisförmig angeordneten Blattfedersegmenten
(61) gebildet ist, deren nach oben gebogene Federschenkel (65 und 67) sich gegen den
Abschirmdeckel (15) abstützen.
7. Doppelbehältersystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Enden des Lagerbehälters (17) von inneren Führungen (35 und 37) des Abschirmbehälters
(11) aufgenommen werden, deren Innendurchmesser etwa dem Innendurchmesser des Moderatoraufbaus
(41) entsprechen, der sich über die Länge zwischen den Führungen (35 und 37) erstreckt.