[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur verlustfreien Entnahme
tiefsiedender Kältemittel aus Kälte- und Klimaanlagen nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] In Klima- und Kälteanlagen werden Fluor-Kohlenwasserstoffe und sehr häufig Ammoniak
als Kältemittel eingesetzt, deren Siedepunkte bei Umgebungsdruck entsprechend der
jeweiligen chemischen Zusammensetzung erheblich unter 0° C liegen können. So beträgt
beispielsweise der Siedepunkt von CF₂Cl₂ -29,8 C°, von CF₃Cl -81,5° C. Bei Wartungs-
und Reparaturarbeiten müssen die Kältemittel aus den Anlagen abgezogen werden. Hierzu
fängt man das unter Druck stehende Kältemittel in Stahlflaschen auf. Nach dem Schließen
des Flaschenventils ver bleibt in der Anlage eine Restmenge des Kältemittels, die
nicht aufgefangen werden kann und ins freie abgelassen wird. Hierdurch geht ein Teil
des Kältemittels verloren, zudem sind einige Kältemittel umweltbelastend.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Entnahme tiefsiedender Kältemittel aus Kälte- und Klimaanlagen zu schaffen, die
ein praktisch verlustfreies Auffangen der Kältemittel ermöglichen.
[0004] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruchs 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
[0005] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der gekühlte Auffangbehälter
über eine Verbindungsleitung an den Entnahmestutzen der Klima- oder Kälteanlage angeschlossen.
Sobald alle Absperrorgane in der Verbindungsleitung zwischen dem Auffangbehälter und
der Anlage geöffnet sind, wird der Druck in der Anlage auf den Auffangbehälter übertragen.
Da der Auffangbehälter abgekühlt wird, bricht jedoch der Druck im Auffangbehälter
zusammen. Aufgrund des Druckunterschiedes zwischen der Anlage und dem Auffangbehälter
strömt das tiefsiedende Kältemittel gasförmig oder flüssig in den Auffangbehälter.
Hierbei wird die eintretende Flüssigkeit gekühlt und der Dampfdruck somit niedrig
gehalten. Eintretendes Gas wird auskondensiert. Infolgedessen kann das Kältemittel
nahezu rückstandsfrei aus der Anlage abgesaugt werden.
[0006] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, daß es auch dann wirksam
eingesetzt werden kann, wenn aufgrund von Kavitation ein Entleeren mit herkömmlichen
Pumpen nicht möglich ist.
[0007] Die Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann als mobiles
Gerät mit einem Speicher für das kryogene Kühlmittel gestaltet werden. Ein elektrischer
Antrieb ist nicht erforderlich, der Einsatz in ex-geschützten Bereichen möglich. Mit
einer einzigen Kühleinrichtung können mehrere Auffangbehälter hintereinander gekühlt
werden. Die Umfüllzeiten sind kurz. Bei großen Kältemittelmengen ist auch eine stufenweise
Entnahme möglich. Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht auf die Entsorgung von
Kälte- und Klimaanlagen beschränkt, sondern kann überall dort eingesetzt werden, wo
Medien mit entsprechenden physikalischen Daten sicher und verlustfrei aufgefangen
werden sollen, z.B. Aerosole aus den Versorgungssystemen von Kernkraftwerken.
[0008] Drei Ausführungsbeispiele der Erfindung sollen anhand der beigefügten Zeichnungen
erläutert werden.
[0009] Es zeigen:
Fig. 1 einen Auffangbehälter, der mit CO₂-Trockeneis gekühlt wird.
Fig. 2 einen Auffangebehälter mit einer in dessen Inneren angeordneten Kühlschlange,
die von tiefkaltem Stickstoff durchströmt wird,
Fig. 3 einen Auffangbehälter, der durch ein Bad aus flüssigem Stickstoff gekühlt wird.
[0010] Die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung besteht aus einem Auffangbehälter 1 , der
in einen Tragkorb 2 eingesetzt ist. Der Auffangbehälter 1 ist von einer Kühlmanschette
3 umgeben, die CO₂-Trockeneis enthält. Es kann hierzu handelsübliches CO₂-Trockeneis
verwendet werden. Bei der dargestellten Vorrichtung wird das Trockeneis jedoch an
Ort und Stelle erzeugt, indem CO₂ aus der Druckgasflasche 4 in die Kühlmanschette
3 durch die Anschlußleitung 5 entspannt wird. Zur Druckentlastung dient das Ventil
6. Der Auffangbehälter 1 ist durch die Verbindungsleitung 7 an die zu entsorgende
Anlage angeschlossen.
[0011] Sobald das Absperrventil 8 geöffnet ist, wirkt der Druck des in der Anlage befindlichen
Kältemittels auf den Auffangbehälter 1. Das Kältemittel strömt aber erst dann in den
Auffangbehälter 1, wenn die Kühlmanschette 3 mit CO₂-Trockeneis beaufschlagt wird.
Die Abkühlung des Auffangbehälters 1 durch die Kühlmanschette 3 bewirkt im Auffangbehälter
1 einen Unterdruck, durch den das gesamte flüssige Kältemittel aus der Anlage abgesaugt
wird. Schließlich kondensiert auch das verbleibende gasförmige Kältemittel bis auf
einen geringfügigen Rest im Auffangbehälter 1, wobei dieser wie eine Kryopumpe wirkt.
Zum Schluß wird das Absperrventil 8 geschlossen und der Auffangbehälter 1 von der
Verbindungsleitung 7 getrennt. Die Anlage kann nunmehr gewartet oder repariert werden.
[0012] Fig. 2 zeigt eine Vorrichtung, die insbesondere zur Entnahme von Kältemittel mit
sehr tiefem Siedepunkt geeignet ist. Der Auffangbehälter 1 und der Tragkorb 2 sind
hierbei unverändert beibehalten worden, ebenso die Verbindungsleitung 7 und das Absperrventil
8. Die Kühlung erfolgt jedoch mittels einer im Innern des Auffangbehälters 1 angeordneten
Kühlschlange 9 mit einem Einlaß 10 und einem Auslaß 11 für das kryogene Kühlmittel.
Als kryogenes Kühlmittel kann kaltes Stickstoffgas oder auch flüssiger Stickstoff
verwendet werden.
[0013] Fig. 3 zeigt schließlich eine Ausführungsform, bei welcher der Auffangbehälter 1
durch ein Bad 12 aus flüssigem Stick stoff gekühlt wird. Die Verbindungsleitung 7
mit dem Absperrventil 8 sind beibehalten. An die Stelle des Tragkorbes tritt jedoch
ein Dewar 13, welches mit flüssigem Stickstoff gefüllt ist. Der Auffangbehälter 1
besitzt Kühlrippen 14, die ihn zugleich im Dewar 13 fixieren. Auch diese Ausführungsform
ist vorzugsweise für Kältemittel und Medien mit tiefen Siedepunkten geeignet.
1. Verfahren zur Entnahme tiefsiedender Kältemittel aus Kälte- und Klimaanlagen durch
Ablassen in Auffangbehälter (1),
dadurch gekennzeichnet,
daß der Auffangbehälter bis zur vollständigen Entnahme des Kältemittels durch Wärmeaustausch
mit einem cryogenen Kühlmittel unter die Siedetemperatur bei Umgebungsdruck des Kältemittels
abgekühlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Auffangbehälter durch CO₂-Trockeneis abgekühlt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Behälter durch tiefkalten Stickstoff abgekühlt wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
einen tieftemperatur- und druckfesten Auffangbehälter mit einem absperrbaren Anschluß
zum Einleiten des Kältemittels, einer Tragevorrichtung zur Aufnahme des Auffangbehälters
und einer von dem cryogenen Kühlmittel beaufschlagten Kühlfläche.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tragevorrichtung als Tragkorb (2) ausgebildet ist und die Kühlfläche eine
den Auffangbehälter umgebende Kühlmanschette (3) mit Anschlußstutzen für eine CO₂-Druckgasflasche
(4) und einem Druckentlastungsventil (6).
6. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tragevorrichtung als Tragkorb ausgebildet ist und die Kühlfläche eine im Innern
des Auffangbehälters angeordnete Kühlschlange (9) zum Durchleiten von tiefkaltem gasförmigen
Stickstoff ist.
7. Vo rrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tragevorrichtung als Dewar (13) ausgebildet ist und als Kühlfläche die mit
Kühlrippen (14) versehene Außenwand des Auffangbehälters (1) vorgesehen ist.