[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von organischen Schlämmen, insbesondere
von Flüssigmist, mit mindestens einer im Flüssigmist angeordneten Elektrode sowie
mindestens einer Gegenelektrode und Anlegen einer Gleichspannungsquelle.
[0002] Neben den insbesondere in Betrieben mit Nutztierhaltung anfallenden Güllen (Flüssigmist),
fallen unter die organischen Schlämme Fäkalienschlämme jeglicher Art, d. h. auch Klärschlämme
aus Kommunal-und Kleinkläranlagen, ferner Be- und Verarbeitungsrückstände aus Industrieanlagen,
beispielsweise Schlämme aus Brennereien und Brauereien. Unter Gülle versteht man eine
Mischung aus festen und flüssigen Tierausscheidungen in der Nutztierhaltung. Die Mischung
aus Kot und Harn kann mit Reinigungs- und Oberflächenabwässern des Betriebes, mit
Futterresten, Einstreu und sonstigen, bei der Nutztierhaltung anfallenden Abfallstoffen
vermischt sein. Tierart- und haltungsbedingt kann Gülle Trockensubstanzgehalte von
ca. 2,5 bis über 15 % aufweisen sowie in der Strukturzusammensetzung sehr unterschiedlich
sein.
[0003] Bei der Verarbeitung von Güllen ergeben sich aus ökologischen, ökonomischen sowie
aus arbeitstechnischen Erfordernissen längere Lagerzeiten. Auch pflanzenbaulich gesehen
ist ein dem kontinuierlichen Anfall der Güllen angepaßtes Ausbringen wenig sinnvoll,
wodurch sich gewisse Mindestlagerzeiten ergeben.
[0004] Während der Lagerung der Güllen ist, wie bei allen organischen Schlämmen, eine mehr
oder weniger ausgeprägte Entmischung zu beobachten. Dabei bildet sich als oberste
Schicht zumeist ein verhältnismäßig fester Güllekuchen, auch Schwimmschicht genannt,
der bevorzugt zum Austrocknen und damit zur weiteren Verfestigung neigt. Ferner ist
die Ausbildung einer Sedimentationsschicht (sogenannte Sinkschicht) zu beobachten,
die mit zunehmender Lagerzeit ganz enorm verbacken kann und dann nur mit deutlich
erhöhtem Maschineneinsatz aus dem Lagerbehälter zu entnehmen ist, was auch für deutlich
ausgeprägte Schwimmschichten zutrifft.
[0005] Die Lagerzeiten für Güllen betragen, da vom Gesetzgeber zunehmend vorgeschrieben,
sechs und mehr Monate. Es muß däher eine bestimmte, den Betriebserfordernissen angepaßte
Lagerkapazität eingerichtet werden. Hierbei wird nicht nur die durchschnittlich pro
Tier und Tag anfallende Flüssigmistmenge zugrundegelegt, sondern es ist auch notwendig,
Zuschläge für die während der Lagerzeit möglicherweise eintretende Volumenvergrößerung
der Güllen vorzusehen, die je nach Gülleart und Jahreszeit bis ca. 25 % des Rohvolumens
betragen kann.
[0006] Beim Entstehen, der Be- und Verarbeitung von Güllen bilden sich zuweilen übelriechende
Gase, so daß die Unterhaltung bzw. Neuansiedlung von Wirtschaftsbetrieben mit Gülleanfall
in der Nähe bzw in Immissionsfeld von Wohnsiedlungen auf besondere Schwierigkeiten
stößt. Hierbei ist zunehmend nicht nur der direkte Ort der Produktion und der Zwischenlagerung
der Güllen zu berücksichtigen, sondern insbesondere auch das gesamte landwirtschaftlich
genutzte Areal, auf dem die Güllen als hochwertiger Pflanzendünger ausgebracht werden.
[0007] Aus der deutschen Patentschrift 32 42 124 ist ein gattungsgleiches Verfahren zur
Behandlung von Flüssigmist bekannt, bei dem Kupferelektroden zur Emission von Kupferionen
in den Flüssigmist verwendet werden. Bei Kupfer handelt es sich um ein umweltbelastendes
und relativ teures Elektrodenmaterial. Außerdem ist Kupfer als Stabilisator für bestimmte
Futtermittelkomponenten schon in reichlichem Umfang in vielen Güllen enthalten. Der
erhöhte Kupfer- Anteil im Flüssigmist wird auch von der Landwirtschaft zunehmend als
umweltschädigend eingestuft.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, unter Vermeidung der obengenannten
Nachteile ein Verfahren zur Behandlung von organischen Schlämmen anzugeben, mit dem
auf einfache und kostengünstige Weise insbesondere eine deutliche Geruchsreduzierung
bei zu Düngezwecken ausgebrachten Güllen, eine deutliche Verbesserung der Homogenität
am Ende von verfahrensbedingten Zwischenlagerzeiten erreicht sowie die unerwünschte
Volumenvergrößerung des Flüssigmistes bei längerer Lagerzeit verhindert werden kann.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß unter Verwendung beliebiger
Elektroden, mit Ausnahme von Kupferelektroden, eine Wanderung von Ionen im Flüssigmist
angeregt wird. Dabei können die Ionen auch zum Schwingen um eine Nullage in dem zu
behandelnden Schlamm gebracht werden. Überraschenderweise wurde festgestellt, daß
durch das beschriebene Mobilisieren von beliebigen in organischen Schlämmen enthaltenen
Ionen auch eine Strukturzerstörung von Grobpartikeln und bei Überschichtung mit Wasser
eine absolut gleichmäßige Einmischung desselben erfolgt, was je alleine und auch in
Verbindung miteinander die vor dem Entnehmen notwendigerweise erwünschte Homogenisierung
der organischen Schlämme ganz wesentlich vereinfacht. Ebenfalls konnte festgestellt
werden, daß durch die beschriebene erfindungsgemäße Behandlung die unerwünschte Volumenvergrößerung
praktisch vollständig unterbleibt. Ferner wird auch die störende Geruchsemission des
Flüssigmistes ganz wesentlich herabgesetzt, d. h. deutlich unter 50 % (gemessen ca.
30 Minuten nach einem breitflächigen Ausbringen der behandelten Gülle als hochwertiger
Dünger). Ergänzend konnte festgestellt werden, daß mit Anwendung des Verfahrens im
Stall, also bei Zwischenlagerung von Gülle unter den Nutztieren, eine eindeutige Verbesserung
des Stallklimas eintritt, angenehm ergänzt durch die deutliche Reduktion der Fliegenpopulation
im Stallraum. Endlich ist auch festgestellt worden, daß der Einsatz von beliebigen
Metallelektroden - ausgenommen sind Kupferelektroden - die beschriebenen erwünschten
Effekte deutlich beschleunigen und/oder verstärken kann durch das damit verbundene
Emittieren von zusätzlichen Ionen aus den Elektroden. Die erfindungsgemäß behandelte
Gülle eignet sich, bedingt durch die gute Homogenität, auch vorzüglich für den Einsatz
in Biogas- Anlagen.
[0010] In einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden als Elektroden
inerte Materialien, vorzugsweise Graphite oder leitende Kunststoffe verwendet, deren
hauptsächlicher Vorteil darin liegt, daß sie nicht oder nur selten ersetzt werden
müssen, wodurch die Betriebskosten erheblich gesenkt werden können.
[0011] Darüberhinaus können als Elektrodenmaterialien Eisen, Aluminium oder deren Legierungen
verwendet werden. Eisen ist in seinen Handelsformen als Verbrauchsmaterial für Elektroden,
beispielsweise als Baustahl oder Grauguß, besonders preisgünstig und zudem auch bei
einem teilweisen Verbleib im Flüssigmist als umweltfreundlich einzustufen und für
die menschliche Gesundheit unbedenklich, selbst wenn es in die Nahrungskette gelangen
sollte. Aluminium kann wie Eisen auch als besonders umweltfreundlich angesehen werden.
[0012] Zweckmäßigerweise wird für Elektroden und Gegenelektroden gleiches Material verwendet.
Neben Kostenvorteilen bei der Lagerhaltung können derartige Elektrodensysteme auf
einfache Weise umgepolt werden, um die Wanderungsrichtung der Metallionen umzukehren.
[0013] Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die anzulegende Gleichspannung 50
V nicht überschreitet, gemessen zwischen den Polen der Spannungsquelle. Auf diese
Weise bleibt die Arbeitsspannung immer bis zu 70 % unterhalb der gesetzlich erlaubten
Körperspannung von 70 Volt.
[0014] Zweckmäßigerweise wird die eingeleitete Stromstärke in einem Bereich zwischen etwa
0,1 und etwa 10 A, vorzugsweise im Bereich zwischen etwa 1 bis 6 A eingestellt. Gute
Homogenisierungserfolge lassen sich in diesem Bereich bei Inert- und Eisenelektroden,
abhängig von der Behältergröße und der Elektrodenfläche erreichen.
[0015] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß die anliegende
Spannung bei einem Stromfluß von noch etwa 70 - 30 % des Nennstromes, vorzugsweise
bei 50 % umgepolt wird. Dabei ist die Wanderungszeit der Metallionen zwischen den
Elektroden im allgemeinen länger als das Schaltintervall. Auf diese Weise kann man
die Abnutzungszeit der Elektroden verlängern, da die beiden Elekroden wechselseitig
als Kathode und als Anode geschaltet werden. Die Passivierung der Elektroden wird
dadurch stark verzögert.
[0016] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die anliegende Spannung nach
einem konstanten Zyklus umgepolt, vorzugsweise im Verhältnis 90 % zu 10 %, d. h. beispielsweise
etwa nach 18 und 2 Minuten. Ein Zyklus umfaßt den Zeitraum bis zu einer Umpolung sowie
den Zeitraum bis zur Rückpolung. Auf diese Weise wird die Effizienz der erfindungsgemäßen
Verfahrensweise gesteigert und gegebenenfalls der Elektrodenverbrauchszeitraum verlängert.
[0017] Alternativ dazu kann nach der Erfindung die anliegende Spannung auch nach einem konstanten
Zeitraum umgepolt werden, vorzugsweise in einem Zeitabstand von 0,001 bis 60 Sekunden.
Hierbei handelt es sich um eine besonders einfache Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, wobei große Erfolge bei einer Umpolung im Zeittakt von etwa 1 Sekunde
erzielt wurden. Die Elektrodenabnutzung kann auf diese Art minimiert werden.
[0018] Mit der Erfindung ist ferner vorteilhaft vorgesehen, daß der Stromfluß zeitweilig
unterbrochen wird, vorzugsweise über einen Zeitraum von etwa 20-50 % der gesamten
Behandlungsdauer. Auf diese Weise können Betriebskosten eingespart werden, wobei die
kürzere Abschaltzeit vornehmlich für Schlämme mit hohem Trockensubstanzgehalt gilt,
während die größere Einsparung bei Schlämmen mit hohem Flüssigkeitsanteil eingestellt
werden kann. Darüberhinaus kann es auch zweckmäßig sein, wenn der Stromfluß in konstanten
Intervallen unterbrochen wird. Hierbei wird eine technisch besonders einfache und
damit kostengünstige Verfahrensweise zur Einsparung von Stromkosten aufgezeigt.
[0019] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert. Die Zeichnungsfigur zeigt dabei einen Längsschnitt
durch einen Schlammbehälter (1) mit zwei darin eintauchenden Elektroden (3, 4). Der
Behälter (1), in der Regel ein größerer Lagertank, nimmt den organischen Schlamm (2)
auf. An beiden Wänden des Behälters (1) tauchen die Anode (3) und die Kathode (4)
in den Behälter (1) ein und sind mit den beiden Polen einer Niederspannungs - Gleichstromquelle
(nicht dargestellt) verbunden. Zumindest die als Anode (3) geschaltete Elektrode kann
aus Metall, z. B. aus Eisen bestehen, die andere Elektrode (4) kann aus einem beliebigen
anderen Material sein. In bestimmten und näher erläuterten Fällen ist es aber günstig,
auch für diese Elektrode (4) z. B. Eisen als Material zu verwenden.
[0020] Das Behandlungsverfahren wird so geführt, daß zwischen den beiden Elektroden (3,
4) ein Strom fließt, wobei die Stromstärke zwischen 0,1 und 10 A liegen kann, vorzugsweise
in der Größenordnung von 1 - 6 A. Dabei bleibt die zum Aufbau der erwünschten Stromstärke
zwischen den Elektroden (3, 4) notwendigerweise anzulegende Niederspannung unter der
Gasungsspannung des zu behandelnden Schlamms (2), wenn der Elektodenabstand dies zuläßt,
andernfalls wird die Spannung geringfügig über diesen Wert hinaus erhöht. Bei Güllen
setzt diese Behandlung vorzugsweise unmittelbar nach dem Anfall ein und kann nach
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung während der Zwischenlagerung deutlich
reduziert oder sogar unterbrochen werden.
[0021] Günstig ist, wie bereits erwähnt, eine Ausgestaltung, bei der beide Elektroden aus
dem gleichen Metall bestehen. Im Falle emittierender Metallelektroden können diese
dann zur Erhöhung der Standzeit der Anlage von Zeit zu Zeit umgepolt werden. Sollen
durch die Metallelektroden zusätzliche Metallionen in die Schlämme emittiert werden
und dann darin zur Wanderung an die Gegenelektroden angeregt werden, muß die Umpolung
so erfolgen, daß die Rückpolungszeit kleiner ist, d. h. beispielsweise 18 Minuten
in einer Richtung und 2 Minuten zurück.
[0022] Besondere Umstände - extreme Sink- und/oder Schwimmschichten - können eine befristete
Anhebung der Stromstärke bis zu dem Wert erforderlich machen, der sich einstellt,
wenn der gesetzlich erlaubte Höchstwert der anzulegenden Schwachstrom- Spannung erreicht
wird.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren kann mit beliebigen Elektrodenanordnungen in dem Flüssigmistbehälter
durchgeführt werden, der im übrigen auch eine beliebige, beispielsweise eine kreiszylindrische
Form haben kann, wobei die eine Elektrode als längs der Wand verlaufende Ringelektrode
und die andere als stabförmige Mittelelektrode ausgebildet sein kann. Durch die Anordnung
einer größeren Anzahl von Hilfselektroden zwischen den Hauptelektroden erhält man
eine erfindungsgemäße Behandlung organischer Schlämme auch in sehr großen Behältern,
außerdem wird die Zeitdauer der Wanderung der Ionen von einer Elektrode zur benachbarten
Elektrode herabgesetzt, so daß die Umpolung zur Erhöhung der Effizienz des Verfahrens
häufiger stattfinden kann.
[0024] Wie bereits erwähnt, ist die Verhinderung der Geruchsemissionen nach dem Ausbringen
der Gülle und der Volumenvergrößerung am wirksamsten, wenn die erfindungsgemäße Behandlung
unmittelbar nach Anfall des Flüssigmistes beginnt. Es ist dabei günstig, wenn bereits
in dem, dem Stall zugeordneten Sammelbehälter Elektroden der beschriebenen Art angeordnet
sind. Solche Elektroden können dann auch in den Kanälen vorgesehen sein, die den Frischmist
aus diesen Sammelbehältern in die nomalerweise entfernt angeordneten Lagerbehälter
transportieren, und selbstverständlich werden Behandlungsanordnungen der beschriebenen
Art in diesen Lagerbehältern selbst vorgesehen werden.
[0025] Anhand von Versuchen wird im folgenden nachgewiesen, welche überraschenden Resultate
die erfindungsgemäße Behandlung von Flüssigmist ergibt.
Beispiel 1 :
[0026] In einem rechteckigen Behälter mit 200 Litern dickbreiiger, nicht rührfähiger Bullenmastgülle
wurden in zwei diagonal gegenüberliegenden Ecken Eisenstäbe als Elektroden angeordnet
in einer Entfernung von 1400 mm. Bei einer angelegten und konstant geregelten Gleichspannung
von 16,4 Volt floß anfänglich ein Nennstrom von 2 Ampere. Eine Umpolung erfolgte alle
30 Minuten. Bis zum 15. Tag blieben die Verhältnisse nahezu konstant, ab dem 16. bis
zum 21. Tag verringerte sich der Stromfluß bis auf einen Wert von 1,2 A. Die Gülle
war leichtflüssig und bis in den Bodenbereich des Behälters rührfähig. Damit hatte
sich die Fließfähigkeit der Gülle deutlich verbessert, lange Fasern hatten sich aufgelöst.
Das Volumen würde um ca. 20 % reduziert, gekennzeichnet durch eine Höhenabnahme der
Behälterfüllung von 420 auf 350 mm. Die Geruchsentwicklung war deutlich verringert.
Auch nach einer Stromabschaltung vom 22. bis zum 31. Tag blieb die Konsistenz der
Gülle unverändert.
Beispiel 2 :
[0027] Mehrere 10-Liter Plastikeimer wurden mit je 8 Litern Kuhgülle gefüllt, wobei ein
zäher Güllekuchen auf dem ansonsten dickflüssigen Brei aufschwamm. Jeweils drei unbehandelte
und drei mit Kupfersulfatpulver behandelte Proben zeigten bei starker Geruchsentwicklung
eine Volumenvergrößerung von etwa 10 % nach 8 - 10 Tagen. Jeweils drei mit Fe- Elektroden
(Umpolung im 3- Stunden Intervall) und drei zusätzlich mit Kupfersulfatpulver behandelte
Proben ergaben nach der gleichen Behandlungszeit eine dünnflüssige homogenisierte
Gülle, bei konstantem Volumen und deutlich verminderter Geruchsentwicklung. Auf den
Elektroden schied sich ein fester, poröser Belag ab. Die Kupfersulfatbehandlung alleine
ergab keinen signifikanten Unterschied.
Beispiel 3 :
[0028] Jauche mit kleingeschnittenem Heu durchmischt, wurde in gleicher Weise behandelt,
wie unter Beispiel 2 ausgeführt. Bei den unbehandelten Proben schwamm das Heu nach
kurzer Zeit oben auf. Nach starker Geruchsentwicklung ergab sich nach 8 Tagen eine
Volumenvergrößerung von wiederum etwa 10 %. Die gemäß dem Verfahren nach der Erfindung
behandelten Proben zeigten die gleichen vorteilhaften Wirkungen wie unter Beispiel
2 beschrieben. Das eingemischte Heu blieb gleichmäßig in der Gülle verteilt und entmischte
sich nicht.
Beispiel 4 :
[0029] Vergleichsversuche zwischen verschiedenen Elektrodenmaterialien ergaben keine wesentlichen
Unterschiede bezüglich einer Passivierung der Kathoden. Jeweils zwei Eisen-, zwei
Kupfer- und zwei Aluminium-Elektroden wurden, in mehreren mit jeweils 7 Litern Gülle
gefüllten Eimern, unter Strom gesetzt und 9 Tage beobachtet. Bei den Fe-/Cu-/Al- Elektroden
betrug die Spannung 7/5/5 Volt und der Anfangsstromfluß 420/280/200 Milliampere. Am
2. Tag änderte sich der Stromfluß auf 430/280/200, am 4. Tag auf 400/220/180, am 6.
Tag auf 420/210/140, am 9. Tag verringerte sich der Stromfluß auf 320/180/120 Milliampere,
entsprechend etwa 74/64/60 Prozent des Ausgangsstromes.
Beispiel 5 :
[0030] Bei einer kommunalen Fäkal- Kläranlage trat das Problem auf, daß im Vorklärbecken
hinter dem Einlauf neben einer üblichen Sandablagerung direkt unter dem Zulauf im
gesamten Becken eine an sich erwünschte Sinkschicht aus organischem Schlamm aufgebaut
wurde, die sich dann von unten her (und das war das eigentliche Problem der Anlage)
in der Zeit zwischen den Schlammentnahmen (diese Zeitspanne beträgt gegebenenfalls
mehr als sechs Monate) so stark verfestigt hatte und dazu noch durch Wasserauspressung
austrocknete, so daß sie Spaten-stichfest wurde. Der nicht mehr pumpfähige Schlamm
konnte auch durch die Zugabe von Wasser nur punktförmig fließfähig gemacht werden,
so daß Bagger-ähnliches Räumgerät eingesetzt werden mußte. Insgesamt entstanden sehr
bedeutende Zusatzkosten neben nicht kalkulierten langen Räumzeiten.
[0031] Das Ergebnis nach cirka vier Wochen erfindungsgemäßer Behandlung mit Eisenlektroden
war eine eindeutig fortschreitende Durchfeuchtung und damit Aufweichung der Sinkschicht.
Diese aufgeweichte Schlammschicht konnte leicht mit der überstehenden wässrigen Flüssigkeit
vermischt und danach abgefahren werden. Verwendet wurden drei Eisenlektroden als Kathoden
und drei als Anoden sowie eine Einkreisanlage mit 100 VA zur Stromversorgung. Die
Stromstärke betrug im Mittel 2,5 Ampere bei einer Umpolung der Elektroden im 18 :
2 - Minuten- Takt.
Beispiel 6 :
[0032] Hierbei handelte es sich um einen Labortest mit Hühnergülle und das Einmischen von
Wasser. Bei Hühnergülle aus Batteriehalterungen ist der Trockensubstanzgehalt so hoch,
daß für die Weiterverarbeitung der Gülle als Pflanzendünger im Agrarbereich unbedingt
Wasser zugesetzt werden muß. Dies bedeutet hohe Maschinen- und Personalkosten für
das Einmischen selbst und daneben eine ganz enorme Geruchsemission. Dazu kommt, daß
gerade Hühnergülle ganz extrem zur Ausbildung von Sink- und Schwimmschichten neigt,
mit den bekannten Handhabungserschwernissen.
[0033] Versuchsweise wurden vier gleiche Kunststoffbehälter mit jeweils 10 Litern frischer
Hühnergülle aus einer Batteriehaltung (mit Schubstangenentmistungsanlage) gefüllt.
Die Konsistenz der Gülle war bei der Entnahme dick - pastös. Ein Behälter (B1) wurde
zur Kontrolle nur abgedeckt, aber nicht behandelt. Drei Behälter (B2- B4) wurden jeweils
mit 20- Vol % Wasser, also 2 Litern, vorsichtig überschichtet. der Behälter B2 diente
als Kontrolle und wurde, wie die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren dann behandelten
Behälter (B3, B4) ohne Abdeckung aufgestellt. Der Behälter B3 wurde mit zwei Inertelektroden
aus Kohlenstoff versehen, die auf maximal möglichen Abstand gesetzt wurden. In den
Behälter B4 wurden Elektroden aus Eisen eingesetzt. Die Materialverfügbarkeit ergab
ein Oberflächenverhältnis der unterschiedlichen Elektrodenpaare von Eisen zu Kohle
von 2 : 1.
[0034] Bei Behandlungsbeginn wurde eine Gleichspannung von 2 V eingestellt. Im Behälter
B3 (Kohleelektroden) ergab sich eine Stromstärke von etwa 0,2 A und im Behälter B4
(Eisenelektroden) von 0,5 A. Nach 16 Stunden Behandlungszeit war in den Behältern
B3 und B4 das Wasser deutlich trübe, während in dem unbehandelten Behälter B2 das
Wasser noch klar war. Die Behandlungsintensität wurde danach verändert. Bei den Kohlenstoffelektroden
(B3) wurde eine Gleichspannung von 10 V bei einem Behandlungsstrom von etwa 2,3 A,
bei den Eisenelektroden (B4) auf 10 V bei ca. 3 A eingestellt. Nach weiteren etwa
fünf Stunden Behandlungszeit mit der neuen Einstellung war in beiden Behältern (B3,
B4) das Wasser mit dem untergeschichteten pastösen Schlamm vermischt. Beim Kontrollversuch
(B2) war eine leichte Einmischung des Wassers in etwa 1 cm der oberen Schlammzone
festzustellen.
Beispiel : 7
[0035] Es handelte sich hierbei um einen Laborversuch zur Prüfung der Strukturzersetzung
von Gülle mit einer stark wasserhaltigen Aufschwemmung von Feststoffpartikeln unterschiedlichster
Größe, die dominierend organischer Herkunft waren und einem weiteren Anteil mineralischer
Partikel, wobei aus beiden Fraktionen bestimmte Komponenten in Lösung gehen konnten.
[0036] In einem ca. 20 Liter fassenden Kunststoffbehälter wurden etwa 15 Liter dicke, stark
mit Strohresten durchsetzte Rindergülle einer Behandlung mit Schwach-Gleichstrom
ausgesetzt, wobei inerte Elektroden in Form von Kohlestäben verwendet wurden. Nach
einer Behandlungszeit von cirka 14 Tagen waren die organischen Strukturen vergleichsweise
zerstört.
[0037] Es bleibt festzuhalten, daß die ganz wesentliche Verbesserung der Homogenität von
Güllen durch das Einleiten von Niederspannungs - Gleichstrom über sich nicht verbrauchende
Inertelektoden ebenso erzielt werden kann, wie durch Einsatz von Metallelektroden.
[0038] Die erfindungsgemäßen Maßnahmen sind nicht auf das in der Zeichnungsfigur dargestellte
Ausführungsbeispiel oder die anderen genannten Beispiele und Versuchsanordnungen beschränkt.
So können beispielsweise, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen, auch Rohrelektroden
mit mittig angeordneten Gegenelektroden verwendet werden, um beispielsweise Brennereischlämme
während der Förderung aus bzw. in einen Lagerbehälter gemäß der Erfindung zu homogenisieren.
1. Verfahren zur Behandlung von organischen Schlämmen, insbesondere von Flüssigmist,
mit mindestens einer im Flüssigmist angeordneten Elektrode sowie mindestens einer
Gegenelektrode und Anlegen einer Gleichspannungsquelle, dadurch gekennzeichnet, daß unter Verwendung beliebiger Elektroden, mit Ausnahme von Kupferlelektroden,
eine Wanderung von Ionen im Flüssigmist angeregt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Elektroden inerte Materialen, vorzugsweise Graphite oder leitende Kunststoffe
verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Elektrodenmaterialien Eisen, Aluminium oder deren Legierungen verwendet
werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß für Elektroden und Gegenelektroden gleiches Material verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die anzulegende Gleichspannung 50 V nicht überschreitet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Stromstärke in einem Bereich zwischen etwa 0,1 A und etwa 10 A, vorzugsweise
im Bereich zwischen 1 bis 6 A eingestellt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die anliegende Gleichspannung bei einem Stromfluß von etwa 70 - 30 % des Nennstromes,
vorzugsweise bei 50 % umgepolt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die anliegende Spannung nach einem konstanten Zyklus umgepolt wird, vorzugsweise
im Verhältnis 90 % zu 10 %.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die anliegende Spannung nach einem konstanten Zeitraum umgepolt wird, vorzugsweise
in einem Zeitabstand von 0,001 bis 60 Sekunden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Stromfluß zeitweilig unterbrochen wird.