[0001] Die Erfindung betrifft eine ventilierte Zigarette, deren Mundstückszone aus Tabak
oder einem Filter oder einem Hohlmundstück besteht und dort in der Umhüllung oder
Wandung zumindest eine Ventilationszone enthält.
[0002] Aus Ergebnissen von Zug-für-Zug-Analysen an - handelsüblichen - Zigaretten mit einer
Mundstückszone aus Tabak oder einem Filter oder einem Hohlmundstück ist es bekannt,
daß die Tabakrauchausbeute beim Abrauchen von Zug zu Zug ansteigt. Dieses kann u.a.
zur Folge haben, daß sich der Geschmack des Tabakrauchs zugweise ändert. Daher ist
eine Vergleichmäßigung der Rauchausbeute pro Zug beim Abrauchen vor allem aus geschmacklichen
Gründen erstrebenswert. Eine Vergleichmäßigung der Rauchausbeute von Zug zu Zug ist
auch deshalb wünschenswert, da damit eine Erniedrigung der Gesamtrauchausbeute sowohl
in der Partikel - als auch in der Gasphase erreicht wird.
[0003] In der Literatur gibt es Ansätze zur Lösung der zuvor geschilderten Probleme:
[0004] So ist in der US-Patentschrift 3 526 904 eine ventilierte Zigarette beschrieben,
bei der ein schmelzbarer Polymerfilm Teile der Ventilationszone am Tabakstrang abdeckt;
nach dem Schmelzen des Polymerfilms - durch die nahende Glutzone - kommt es zu einer
Erhöhung der Strangventilation.
[0005] Außerdem beschreiben Collin et al. in "Beiträge zur Tabakforschung"
8, 70 (1975) ein ventiliertes Zigarettenfilter, bei dem das tabakseitige Filterende
von einer unter Einfluß von Wärme schrumpfenden Folie umgeben ist. Durch diese Folie
wird ein künstliches Kollabieren des Filters erzeugt, wodurch der Zugwiderstand im
tabakseitigen Teil des Filters ansteigt und damit eine Erhöhung des Ventilationsgrades
erzeugt wird.
[0006] Gemäß der deutschen Offenlegungsschrift 27 45 028 wird bei einem Filter für Tabakrauchwaren
eine Ventilationsgraderhöhung mit Hilfe einer tabakseitig angebrachten Rauchbeschleunigungsöffnung
erreicht.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine ventilierte Zigarette, die eine Mundstückszone
aus Tabak oder einem Filter oder einem Hohlmundstück aufweist, zur Verfügung zu
stellen, deren Ventilationsgrad während des Rauchens ansteigt, um so eine Vergleichmäßigung
von Rauchausbeute und Geschmack und damit eine Erniedrigung der Gesamtrauchwerte sowohl
in der Partikel - als auch in der Gasphase zu erreichen.
[0008] Diese Aufgabe wird bei einer ventilierten Zigarette der eingangs genannten Art durch
die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0009] Vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen ventilierten Zigarette sind
in den Ansprüchen 2, 3, 4 und 5 angegeben.
[0010] Aus der deutschen Patentschrift 23 21 247 ist bereits ein Filter für Tabakrauch
bekannt, das sich aus mehreren Filterelementen zusammensetzt, wobei wenigstens eines
der Filterelemente vollständig aus nichtgekräuselten Fasern aus thermoplastischem
polymerem nichtabsorbierendem Material besteht, die einen Durchmesser von weniger
als etwa 5 Mikron besitzen und deren größerer Teil so angeordnet ist, daß die Fasern
quer zur Tabakrauchströmung liegen. Bei diesem bekannten Filter handelt es sich jedoch
um ein solches ohne Ventilationszone(n). Ferner zeigt dieses bekannte Filter den Nachteil,
daß es beim Abrauchen einer mit einem solchen Filter versehenen Zigarette bereits
nach wenigen Zügen verstopft, d.h., daß sehr rasch eine große Menge an Kondensat auf
das Filterelement aus nichtgekräuselten Fasern aus thermoplastischem polymerem nichtabsorbierendem
Material abgeschieden wird, wodurch der Zugwiderstand übermäßig erhöht wird.
[0011] Das Element gemäß der Erfindung kann
- aus einem Gemisch von Spinnfasern (Stapelfasern), also Fasern endlicher Länge, und
Filamenten, also endlosen Fäden,
oder
- nur aus Spinnfasern
oder
- nur aus Filamenten
bestehen.
[0012] Die Spinnfasern und Filamente gemäß der Erfindung können aus natürlichen oder synthetischen
thermoplastischen, polymeren Materialien bestehen, die sich zu Spinnfasern und Filamenten
mit einem Durchmesser von 0,1 bis 20 µm verformen lassen. Beispiele für solche Materialien
sind
- Polyolefine, wie Polypropylen und Polyethylen, aber auch substituierte Polyolefine,
wie Polytrifluorethylen,
- Polyamide, wie Nylon-66, Nylon-6 und Nylon 610,
- Polyester, wie Polyethylenterephthalat
- Poly-(methylmethacrylat),
- Polystyrol.
[0013] Es können jedoch auch Polymerenmischungen oder Copolymere verwendet werden.
[0014] Im allgemeinen bestehen die Spinnfasern und Filamente eines Elements gemäß der Erfindung
aus einem einzigen, also aus dem gleichen polymeren Material; das Element kann jedoch
auch aus einem Gemisch von Spinnfasern und/oder Filamenten aus zwei oder mehreren
polymeren Materialien bestehen.
[0015] Die Spinnfasern und Filamente eines Elements gemäß der Erfindung können denselben
Durchmesser aufweisen; es kann sich jedoch auch um Spinnfasern und Filamente unterschiedlichen
Durchmessers handeln.
[0016] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Beispiels näher erläutert:
Beispiel
[0017] Polypropylen mit einem Schmelzindex von 13 g/10 min bei 230°C/2,16 kg, einer Dichte
von 0,902 g/cm³ bei 23°C und einem Schmelzbereich von 165-170°C wurde geschmolzen
und mit Hilfe eines Spinnkopfs ähnlich dem gemäß der deutschen Patentschrift 25 50
463 zu Spinnfasern und Filamenten versponnen (blasgesponnen). Die Spinnfasern und
Filamente wurden durch Ablage auf einer rotierenden Trommel zu einem Spinnvlies umgeformt.
Durch Änderung der Spinnparameter, insbesondere des Drucks der aus dem Spinnkopf austretenden
Luft, die zur Bildung und Verstreckung der Spinnfasern und Filamente beiträgt, wurden
in drei Versuchen folgende Spinnvliese erhalten:
- Spinnvlies A mit einem Quadratmetergewicht von 85 g und einer Luftdurchlässigkeit
von 65 l/min.cm² bei 50 Pascal (ca. 5 mm Wassersäule), bestehend aus Spinnfasern
und Filamenten, die einen mittleren Durchmesser von 2 µm aufwiesen;
- Spinnvlies B mit einem Quadratmetergewicht von 85 g und einer Luftdurchlässigkeit
von 21 l/min.cm² bei 50 Pascal, bestehend aus Spinnfasern und Filamenten, die einen
mittleren Durchmesser von 1,4 µm aufwiesen;
- Spinnvlies C mit einem Quadratmetergewicht von 85 g und einer Luftdurchlässigkeit
von 202 l/min.cm² bei 50 Pascal, bestehend aus Spinnfasern und Filamenten, die einen
mittleren Durchmesser von 4,8 µm aufwiesen.
[0018] Aus den Spinnvliesen A, B und C wurden jeweils runde Plättchen (Scheibchen) mit einem
dem Durchmesser des Tabakstrangs und des Filterkörpers einer handelsüblichen Filterzigarette
- mit einer Ventilationszone in der Umhüllung des Filterkörpers - entsprechenden Durchmesser
ausgestanzt. Die Scheibchen, nach den Spinnvliesen, denen sie entstammen, Scheibchen
A , B und C genannt, wurden in die zuvor erwähnten ventilierten Filterzigaretten
zwischen dem Tabakstrang und dem Filterkörper, der aus üblichen gekräuselten Cellulose-2,5-Acetatfasern
bestand, eingesetzt (selbstverständlich wurde danach wieder eine übliche Umhüllung
angebracht), so daß die Filterzigaretten A, B und C entstanden. Die Spinnfasern und
Filamente der Scheibchen waren im wesentlichen quer zur Strömungsbahn des Tabakrauchs
angeordnet.
[0019] Bedingt durch den Einbau der Scheibchen steigt gegenüber der erwähnten Original-Filterzigarette
und je nach Luftdurchlässigkeit der Scheibchen der Anfangs-Zugwiderstand und damit
der Anfangs-Ventilationsgrad der Filterzigaretten A, B und C geringfügig an, wie
die nachstehende Tabelle 1 zeigt:

[0020] An den zuvor genannten Zigaretten, also an der Original-Filterzigarette und den Filterzigaretten
A , B und C wurden Ventilationsgrad- und Zugwiderstandsmessungen während des Rauchens
vorgenommen. Die Messungen erfolgten mit einer Meßvorrichtung, die es ermöglicht,
Zug-für-Zug unter CORESTA-Normbedingungen (CORESTA = CENTRE DE COOPERATION POUR LES
RECHERCHES SCIENTIFIQUES RELATIVES AU TABAC) den Zugwiderstand und den Ventilationsgrad
zu ermitteln.
[0021] Der Verlauf von Zugwiderstandskurven während des Rauchens wurde bereits von R.R.
Baker in "Beiträge zur Tabakforschung"
8, 124 (1975) beschrieben, wo auch die Grundlage des "Heiß-Gas-Modells" theoretisch
berechnet ist. Die nach diesem Beispiel ermittelten Meßwerte für die Original-Filterzigarette
folgen jenem Modell, und es wurde ein ähnlicher Verlauf der Ventilationsgradkurve
gefunden. Die nachfolgende Tabelle 2 zeigt die ermittelten Ventilationsgrad- und Zugwiderstandswerte
für die Original-Filterzigarette während des Rauchens.

[0022] Die Tabelle 3 zeigt die ermittelten Werte des Ventilationsgrads und des Zugwiderstands
für die Filterzigarette C während des Rauchens.

[0023] Den Tabellen 2 und 3 ist insbesondere zu entnehmen, daß der Ventilationsgrad der
Original-Filterzigarette bis zum neunten Zug nur um etwa 11 Prozent ansteigt, während
der Ventilationsgrad der Filterzigarette C jedoch um etwa 25 Prozent ansteigt, was
letztendlich zu einer Vergleichmäßigung der Tabakrauchausbeute pro Zug und damit auch
zu einer Erniedrigung der Gesamtrauchausbeute sowohl in der Partikel - als auch in
der Gasphase führt.
[0024] Die nachstehende Tabelle 4 zeigt die ermittelten Werte für den Ventilationsgrad und
den Zugwiderstand für die Filterzigarette A während des Rauchens.

[0025] Die nachfolgende Tabelle 5 zeigt die ermittelten Ventilationsgrad- und Zugwiderstandswerte
für die Filterzigarette B während des Rauchens.

[0026] Wie den Tabellen 4 und 5 zu entnehmen ist, wird durch die Scheibchen A und B bei
den - ventilierten - Filterzigaretten eine sehr deutliche Ventilationsgraderhöhung
während des Rauchens erreicht, was naturgemäß zu einer sehr starken Vergleichmäßigung
der Rauchausbeuten pro Zug und einer Verminderung der Gesamtrauchausbeute pro Zigarette
führt.
[0028] Die Erfindung weist folgende Vorteile auf:
Die erfindungsgemäße ventilierte Zigarette zeigt - gegenüber handelsüblichen ventilierten
Zigaretten - eine Vergleichmäßigung der Rauchausbeute beim Abrauchen Zug für Zug,
wodurch der Geschmack des Tabakrauchs während des Abrauchens praktisch gleich bleibt.
Ferner wird damit eine Erniedrigung der Gesamtrauchausbeute sowohl in der Partikel
- als auch in der Gasphase pro Zigarette erreicht.
1. Ventilierte Zigarette, deren Mundstückszone aus Tabak oder einem Filter oder einem
Hohlmundstück besteht und dort in der Umhüllung oder Wandung zumindest eine Ventilationszone
enthält, dadurch gekennzeichnet, daß in der Mundstückszone oder zwischen dieser und
dem Tabakstrang oder in letzterem ein aus polymeren nichtgekräuselten Spinnfasern
und/oder Filamenten bestehendes Element so angeordnet ist, daß es sich, von dem dem
Mund zugekehrten Ende der Mundstückszone aus gesehen, hinter der Ventilationszone
befindet, wobei die Spinnfasern und Filamente jeweils einen Durchmesser von 0,1 bis
20 µm besitzen und im wesentlichen quer zur Strömungsbahn des Tabakrauchs angeordnet
sind.
2. Ventilierte Zigarette nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Element
die Form einer Scheibe, einer Kugel oder eines Ringes aufweist.
3. Ventilierte Zigarette nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Element den Querschnitt der Mundstückszone oder des Tabakstrangs teilweise oder vollständig
ausfüllt.
4. Ventilierte Zigarette nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Element sich in einem Abstand von bis zu 30 mm von dem dem Mund zugekehrten Ende der
Mundstückszone befindet.
5. Ventilierte Zigarette nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Spinnfasern und Filamente jeweils einen Durchmesser von 1 bis 5 µm besitzen.