[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit von
Mehrrohr-Maschinenwaffen, insbesondere von Vierlingswaffensystemen.
[0002] Bei den bisherigen Mehrrohr-Maschinenwaffensystemen wurde jeweils angestrebt, die
mittleren Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre auf eine mittlere Kampfentfernung
von bspw. 500 bis 2000 m zusammenzulegen. Dadurch ergibt sich ein relativ enger Gesamtstreukreis
der Waffen. Durch die immer vorhandenen Ungenauigkeiten in der Feuerleitung und in
der Waffenanlage selbst fällt jedoch regelmäßig der mittlere Treffpunkt mit dem Ziel
meist nicht zusammen. Dieser Nachteil macht sich insbesondere bei bewegten Zielen
negativ bemerkbar. Die Treffererwartung ist bei diesem System relativ gering. During
Vergrößerung der Streuung von Einzelwaffen kann eine gewisse Steigerung der Treffererwartung
bei Zielablagen errreicht werden, jedoch sinkt die Trefferaussicht mit zunehmender
Ablage vom mittleren Treffpunkt stetig.
[0003] Aus der DE-PS 24 39 250 ist eine Vorrichtung zur Ferneinstellung des Streubereichs
bei einem Geschütz der Gatling-Bauart bekannt. Dabei ist am Ende eines jeden Geschützlaufes
eine Mündungsverklammerung mit an jeweils einer an einem Geschützlauf angreifenden
Oberfläche angeordnet, die im Winkel zur Längsachse des jeweiligen Geschützlaufs verläuft.
Über eine Steuereinrichtung am Gehäuse ist eine Querausrichtung der Geschützläufe
möglich. Diese bekannt Maschinenwaffe enthält ein Bündel von drehbaren Geschützrohren,
bei welcher im Normalfall eine eng gebündelte Streuung der Einschüsse erzielt wird.
[0004] Durch eine Verstellung der Geschützrohre kann sowohl eine mäßige Streuung als auch
eine sehr große Streuung von Einschüssen erzielt werden. Wird die Streuung groß gewählt,
so zeigen sich Einschüsse in einem Ringband mit einem freien Mittenbereich. Einen
Lösungshinweis für die Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit von MehrrohrMaschinenwaffen
mit feststehenden Waffenrohren gibt diese DE-PS 24 39 250 nicht.
[0005] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit
von Mehrrohr-Maschinenwaffen und insbesondere von Vierlingswaffensystemen vorzuschlagen,
bei dem durch Spreizung der mittleren Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre eine
Verbesserung der Streucharakteristik erreicht werden kann.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die mittlere Treffpunktlage
der einzelnen Waffenrohre um die mittlere Treffpunktlage aller Waffenrohre eines
Waffensystem derart gespreizt wird, daß die Trefferdichte bei begrenzt zunehmender
Ablage von der mittleren Treffpunktlage aller Waffenrohre nahezu konstant bleibt.
[0007] In Ausbildung der Erfindung kann die mittlere Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre
um den Betrag der mittleren Standardabweichung der Streuung der einzelnen Waffenrohre
aus der mittleren Treffpunktlage aller Waffenrohre eines Waffensystems heraus gespreizt
werden.
[0008] In besonderer Ausführung der Erfindung kann das Waffensystem aus vier einzelnen Waffenrohren
bestehen, die in gleichem Abstand um die mittlere Treffpunktlage aller Waffenrohre
des Waffensystems angeordnet werden, wobei die einzelnen Waffenrohre um den Wert der
Standardabweichung in Seite und Höhe von der mittleren Treffpunktlage aller Waffenrohre
des Waffensystems gespreizt werden können und die gewählte Spreizung dann dem Waffensystem
als fest eingestellte Größe beigegeben wird.
[0009] Durch die Spreizung der Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre wird auf einfache
Weise eine Verbesserung der Streucharakteristik erreicht, indem die Trefferdichte
bei zunehmender Ablage bzw. Entfernung vom mittleren Treffpunkt bis zu einem gewissen
Abstand nahezu konstant bleibt. Während es bei Punktzielen vorteilhaft ist, die Waffenrohre
um den Betrag der mittleren Streuung zu spreizen kann es bei Flächenzielen vorteilhafter
sein, die Spreizung etwas größer zu wählen.
[0010] In einem Versuch wurde für ein Vierlingswaffensystem mit einer Kadenz der Einzelwaffen
von 1500 Schuß pro Minute die Treffwahrschein lichkeit berechnet. Dabei wurde ausgegangen
von einer Zielfläche von 2 m × 2 m auf eine Schußentfernung von 1000 m und einer Feuerdauer
von 2 Sekunden. Zunächst wurde angenommen, daß alle Waffenrohre auf einen Punkt schießen.
Im weiteren Verlauf wurden die einzelnen Waffenrohre um den Wert der Standardabweichung
von 3 mrad in Seite und Höhe von der mittleren Treffpunktlage aller Waffenrohre gespreizt.
Dabei zeigte sich, daß bis zu einer Zielablage von ca. 3,5 mrad, was etwa 3,5 m auf
1000 m Schußentfernung entspricht, die Treffwahrscheinlichkeit für das System ohne
Spreizung der Waffenrohre höher liegt, und zwar bei 100%. Es ergab sich jedoch weiter,
daß im Falle der Spreizung der einzelnen Waffenrohre die Treffwahrscheinlichkeit
bereits bei 99,4% lag, was gegenüber dem ersten Fall ohne Spreizung einen nur unwesentlichen
Unterschied darstellt. Bei größeren Zielablagen als 3,5 mrad ist das System mit Spreizung
jedoch eindeutig im Vorteil. 50% Treffwahrscheinlichkeit werden mit der Spreizung
noch bei ca. 8,8 mrad Zielablage erreicht, wobei ohne Spreizung dann nur noch ca.
18% Treffwahrscheinlichkeit zu erzielen sind. Daraus ergibt sich, daß mit dem erfindungsgemäßen
System eine Verbesserung der Treffwahrscheinlichkeit, insbesondere von hochkadenten
Mehrrohr-Waffensystemen bei, durch Systemtoleranzen, immer vorhandenen Zielablagen
erreicht wird.
[0011] In der Zeichnung sind Einzelheiten der Erfindung dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1 die Spreizung der Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre in schematischer
Darstellung;
Fig. 2 die Trefferverteilung in schematischer Darstellung;
Fig. 3 ein Diagramm der Trefferdichte bei zwei Waffen mit gemeinsamen Treffpunkt;
Fig. 4 ein Diagramm der Trefferdichte bei zwei Waffen mit gespreiztem Treffpunkt;
Fig. 5 ein Diagramm mit der Darstellung der Fläche mit 50% Treffwahrscheinlichkeit
mit und ohne Spreizung der Waffenrohre;
Fig. 6 ein Diagramm über die Treffwahrscheinlichkeit als Funktion der Zielablage.
[0012] In Fig. 1 sind links, in vereinfachter Darstellung, vier Waffenrohre 1,2,3 und 4
eines Mehrrohr-Maschinenwaffensystems gezeigt, die entsprechend dem Zielfeld 5 alle
eine gemeinsame Treffpunktlage 6 besitzen. Dies bedeutet, daß die mittlere Treffpunktlage
7 aller Waffenrohre 1,2,3,4 gleichzeitig auch die Treffpunktlage 6 der einzelnen
Waffenrohre 1,2,3,4 ist.
[0013] In der rechten Darstellung von Fig. 1 befinden sich zunächst wieder in vereinfachter
Darstellung die Waffenrohre 1,2,3 und 4, die in diesem Fall jedoch gespreizt sind,
was aus den vier Zielfeldern 5 ersichtlich ist. Jedes dieser Zielfelder 5 hat eine
Treffpunktlage, die immer einem der Waffenrohre 1,2,3,4 zugeordnet ist. Die Treffpunktlagen
6 der einzelnen Waffenrohre befinden sich alle im gleichen Abstand zueinander und
weisen ferner alle einen gleichen Abstand 8 in Seite und Höhe zu der mittleren Treffpunktlage
7 aller Waffenrohre auf. Die Entfernung von der mittleren Treffpunktlage der einzelnen
Waffenrohre zu den Außenbegrenzungen der Zielfelder 5 bedeutet jeweils die Standardabweichung
10 der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4.
[0014] Aus der rechten Darstellung in Fig. 1 ist also ersichtlich, daß die Treffpunktlage
6 der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 immer um den Betrag der Spreizung 8 der einzelnen
Waffenrohre um die mittlere Treffpunktlage 7 gespreizt ist.Der Betrag der Spreizung
8 kann insbesondere gleich dem Betrag der Standardabweichung 10 der Einzelwaffen
gewählt werden.
[0015] Figur 2 zeigt nun zu den einzelnen Darstellungen der Spreizung aus Fig. 1 die Trefferverteilung.
Dabei ist aus der linken Darstellung die Trefferverteilung erkenntlich für den Fall,
daß alle Waffenrohre 1,2,3,4 eine gemeinsame Treffpunktlage besitzen. Soweit keine
Zielablage vorhanden ist, ist die Treffererwartung sehr hoch, was daran zu erkennen
ist, daß in diesem Fall die meisten Treffer 11 in dem inneren Ring 12 der einfachen
Standardabweichung zu sehen sind. Die Trefferzahl nimmt in den Außenringen 13 und
14 um die zweifache bis dreifache Standardabweichung entsprechend ab. In der rechten
Darstellung von Fig. 2 ist die Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 um
den Betrag der Standardabweichung 10 in Breite und Höhe von der gemeinsamen mittleren
Treffpunktlage 7 gespreizt. In diesem Fall der Spreizung der einzelnen Waffenrohre
ist die Treffererwartung hoch, wenn keine Zielablage vorhanden ist. Die Treffererwartung
bleibtauch dann hoch, wenn die Zielablage klein ist; und sogar auch dann, wenn die
Zielablage begrenzt groß wird. Dies verhält sich genau umgekehrt für den Fall, daß
die einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 nicht gespreizt werden, wie dies in der linken Darstellung
von Fig. 1 und Fig. 2 zu sehen ist.
[0016] Durch eine Spreizung der Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 wird also
eine Verbesserung der Streucharakteristik erreicht, indem die Trefferdichte bei zunehmender
Ablage vom mittleren Treffpunkt bis zu einem gewissen Abstand nahezu konstant bleibt.
Die mittlere Treffpunktlage 6 der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 wird um den Betrag
der mittleren Standardabweichung der Streuung der einzelnen Waffenrohre um die mittlere
Treffpunktlage 7 aller Waffenrohre eines Waffensystems gespreizt.
[0017] Die erfindungsgemäße Aussage, daß bei größeren Zielablagen das System mit der Spreizung
gegenüber dem Waffensystem ohne Spreizung eindeutig im Vorteil ist, geht insbesondere
aus Fig. 2 hervor.
[0018] Das Diagramm nach Fig. 3 zeigt die Trefferdichte bei zwei Waffen mit einer gemeinsamen
mittleren Treffpunktlage 6. Klar erkennbar ist in diesem Diagramm, daß die Trefferdichte
bei zwei Waffenrohren gegenüber nur einem Waffenrohr entsprechend verdoppelt wird,
wie die Linien 15 und 16 zeigen.
[0019] Das Diagramm nach Fig. 4 zeigt die Trefferdichte bei zwei Waffen mit gespreiztem
mittlerem Treffpunkt 6. Die Linien 15.1 zeigen die Trefferdichten der einzelnen Waffen.
Die Linie 16.1 zeigt die gemeinsame Trefferdichte beider Waffen. Es ist deutlich eine
konstant bleibende Trefferdichte bei begrenzt zunehmendem Abstand vom mittleren Treffpunkt
zu erkennen.
[0020] Das Diagramm nach Fig. 5 zeigt die Darstellung einer Fläche mit mindestens 50% Treffwahrscheinlichkeit
bei dem System mit gespreiztem Waffenrohr 1,2,3,4 und ohne Spreizung der Waffenrohre.
Der äußere Ring 17 begrenzt dabei die Fläche 18 innerhalb der der Zielmittelpunkt
liegen muß, um mindestens 50% Treffwahrscheinlichkeit für das System mit gespreizten
Waffenrohren zu erreichen, während der innere Ring 19 die Fläche 20 mit mindestens
50% Treffwahrscheinlichkeit für das Waffensystem ohne Spreizung der einzelnen Waffenrohre
zeigt. Die Fläche 18 des gespreizten Systems ist dabei umn etwa 55% größer als die
Fläche 20 des Systems ohne Spreizung. Für beide Systeme wurde die Schußentfernung
von 1000 m gewählt. Die Streuung der einzelnen Waffenrohre betrug 3 mrad, während
die Spreizung in dem einen Fall 0 mrad und in dem zweiten Fall 3 mrad in Höhe und
Seite beträgt.
[0021] Die Treffwahrscheinlichkeit als Funktion der Zielablage wird in dem Diagramm nach
Fig. 6 gezeigt. Erkennbar ist hier vor allen Dingen, daß bei einem System mit Spreizung
gleiche Treffwahrscheinlichkeiten bei höheren Zielablagen erreicht werden. Mit 21
und 22 sind die Treff-Flächen bezeichnet.
1. Verfahren zur Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit von Mehrrohr-Maschinenwaffen,
insbesondere von Vierlingswaffensystemen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mittlere Treffpunktlage (6) der einzelnen Waffenrohre (1,2,3,4) um die mittlere
Treffpunktlage (7) aller Waffenrohre (1,2,3,4) eines Waffensystems derart gespreizt
wird, daß die Trefferdichte bei begrenzt zunehmender Ablage von der mittleren Treffpunktlage
(7) aller Waffenrohre (1,2,3,4) nahezu konstant bleibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mittlere Treffpunktlage (6) der einzelnen Waffenrohre (1,2,3,4) um den Betrag
der mittleren Standardabweichung der Streuung der einzelnen Waffenrohre aus der mittleren
Treffpunktlage (7) aller Waffenrohre (1,2,3,4) eines Waffensystems heraus gespreizt
wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Waffensystem aus vier einzelnen Waffenrohren (1,2,3,4) besteht, die im gleichen
Abstand um die mittlere Treffpunktlage (7) aller Waffenrohre (1,2,3,4) des Waffensystems
angeordnet werden, und daß die einzelnen Waffenrohre (1,2,3,4) um den Wert der Standardabweichung
in Seite und Höhe von der mittleren Treffpunktlage (7) aller Waffenrohre (1,2,3,4)
des Waffensystems gespreizt werden, wobei die gewählte Spreizung dem Waffensystem
als fest eingestellte Größe beigegeben wird.