(19)
(11) EP 0 254 122 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.01.1988  Patentblatt  1988/04

(21) Anmeldenummer: 87109749.9

(22) Anmeldetag:  07.07.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F41F 1/08, F41G 3/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 12.07.1986 DE 3623650

(71) Anmelder: Mauser-Werke Oberndorf GmbH
D-78727 Oberndorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Reuter, Ingolf
    D-7242 Dornhan (DE)
  • Hoffmann, Dietrich, Dr.
    D-7230 Schramberg (DE)
  • Weisser, Harald
    D-7238 Oberndorf (DE)

(74) Vertreter: Hofmann, Gerhard, Dipl.-Ing. Patentassessor et al
Stephanstrasse 49
D-90478 Nürnberg
D-90478 Nürnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit von Mehrrohr-Maschinenwaffen


    (57) Um die Treffwahrscheinlichkeit von Mehrrohr-Maschinenwaffensystemen zu erhöhen, wird die mittlere Treffpunktlage von einzelnen Waffenrohren um die mittlere Treffpunktlage aller dieser Waffenrohre eines Waffen­systems um den Betrag der mittleren Standardabweichung der Streuung der einzelnen Waffenrohre gespreizt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Treffwahrschein­lichkeit von Mehrrohr-Maschinenwaffen, insbesondere von Vierlingswaffen­systemen.

    [0002] Bei den bisherigen Mehrrohr-Maschinenwaffensystemen wurde jeweils ange­strebt, die mittleren Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre auf eine mittlere Kampfentfernung von bspw. 500 bis 2000 m zusammenzulegen. Dadurch ergibt sich ein relativ enger Gesamtstreukreis der Waffen. Durch die immer vorhandenen Ungenauigkeiten in der Feuerleitung und in der Waffenanlage selbst fällt jedoch regelmäßig der mittlere Treffpunkt mit dem Ziel meist nicht zusammen. Dieser Nachteil macht sich insbesondere bei bewegten Zielen negativ bemerkbar. Die Treffererwartung ist bei diesem System relativ gering. During Vergrößerung der Streuung von Einzelwaffen kann eine gewisse Steigerung der Treffererwartung bei Zielablagen errreicht werden, jedoch sinkt die Trefferaussicht mit zunehmender Ablage vom mittleren Treffpunkt stetig.

    [0003] Aus der DE-PS 24 39 250 ist eine Vorrichtung zur Ferneinstellung des Streubereichs bei einem Geschütz der Gatling-Bauart bekannt. Dabei ist am Ende eines jeden Geschützlaufes eine Mündungsverklammerung mit an jeweils einer an einem Geschützlauf angreifenden Oberfläche angeordnet, die im Winkel zur Längsachse des jeweiligen Geschützlaufs verläuft. Über eine Steuereinrichtung am Gehäuse ist eine Querausrichtung der Ge­schützläufe möglich. Diese bekannt Maschinenwaffe enthält ein Bündel von drehbaren Geschützrohren, bei welcher im Normalfall eine eng gebün­delte Streuung der Einschüsse erzielt wird.

    [0004] Durch eine Verstellung der Geschützrohre kann sowohl eine mäßige Streuung als auch eine sehr große Streuung von Einschüssen erzielt werden. Wird die Streuung groß gewählt, so zeigen sich Einschüsse in einem Ringband mit einem freien Mittenbereich. Einen Lösungshin­weis für die Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit von Mehrrohr­Maschinenwaffen mit feststehenden Waffenrohren gibt diese DE-PS 24 39 250 nicht.

    [0005] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit von Mehrrohr-Maschinenwaffen und insbe­sondere von Vierlingswaffensystemen vorzuschlagen, bei dem durch Spreizung der mittleren Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre eine Verbesserung der Streucharakteristik erreicht werden kann.

    [0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die mittlere Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre um die mittlere Treffpunkt­lage aller Waffenrohre eines Waffensystem derart gespreizt wird, daß die Trefferdichte bei begrenzt zunehmender Ablage von der mittleren Treffpunktlage aller Waffenrohre nahezu konstant bleibt.

    [0007] In Ausbildung der Erfindung kann die mittlere Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre um den Betrag der mittleren Standardabweichung der Streuung der einzelnen Waffenrohre aus der mittleren Treffpunkt­lage aller Waffenrohre eines Waffensystems heraus gespreizt werden.

    [0008] In besonderer Ausführung der Erfindung kann das Waffensystem aus vier einzelnen Waffenrohren bestehen, die in gleichem Abstand um die mittlere Treffpunktlage aller Waffenrohre des Waffensystems angeordnet werden, wobei die einzelnen Waffenrohre um den Wert der Standardabweichung in Seite und Höhe von der mittleren Treffpunktlage aller Waffenrohre des Waffensystems gespreizt werden können und die gewählte Spreizung dann dem Waffensystem als fest eingestellte Größe beigegeben wird.

    [0009] Durch die Spreizung der Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre wird auf einfache Weise eine Verbesserung der Streucharakteristik erreicht, indem die Trefferdichte bei zunehmender Ablage bzw. Ent­fernung vom mittleren Treffpunkt bis zu einem gewissen Abstand nahe­zu konstant bleibt. Während es bei Punktzielen vorteilhaft ist, die Waffenrohre um den Betrag der mittleren Streuung zu spreizen kann es bei Flächenzielen vorteilhafter sein, die Spreizung etwas größer zu wählen.

    [0010] In einem Versuch wurde für ein Vierlingswaffensystem mit einer Ka­denz der Einzelwaffen von 1500 Schuß pro Minute die Treffwahrschein lichkeit berechnet. Dabei wurde ausgegangen von einer Zielfläche von 2 m × 2 m auf eine Schußentfernung von 1000 m und einer Feuer­dauer von 2 Sekunden. Zunächst wurde angenommen, daß alle Waffenrohre auf einen Punkt schießen. Im weiteren Verlauf wurden die einzelnen Waffenrohre um den Wert der Standardabweichung von 3 mrad in Seite und Höhe von der mittleren Treffpunktlage aller Waffenrohre gespreizt. Dabei zeigte sich, daß bis zu einer Zielablage von ca. 3,5 mrad, was etwa 3,5 m auf 1000 m Schußentfernung entspricht, die Treff­wahrscheinlichkeit für das System ohne Spreizung der Waffenrohre höher liegt, und zwar bei 100%. Es ergab sich jedoch weiter, daß im Falle der Spreizung der einzelnen Waffenrohre die Treffwahrschein­lichkeit bereits bei 99,4% lag, was gegenüber dem ersten Fall ohne Spreizung einen nur unwesentlichen Unterschied darstellt. Bei größeren Zielablagen als 3,5 mrad ist das System mit Spreizung jedoch eindeutig im Vorteil. 50% Treffwahrscheinlichkeit werden mit der Spreizung noch bei ca. 8,8 mrad Zielablage erreicht, wobei ohne Spreizung dann nur noch ca. 18% Treffwahrscheinlichkeit zu erzielen sind. Daraus ergibt sich, daß mit dem erfindungsgemäßen System eine Ver­besserung der Treffwahrscheinlichkeit, insbesondere von hochkadenten Mehrrohr-Waffensystemen bei, durch Systemtoleranzen, immer vorhandenen Zielablagen erreicht wird.

    [0011] In der Zeichnung sind Einzelheiten der Erfindung dargestellt. Es zeigen:

    Fig. 1 die Spreizung der Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre in schematischer Darstellung;

    Fig. 2 die Trefferverteilung in schematischer Darstellung;

    Fig. 3 ein Diagramm der Trefferdichte bei zwei Waffen mit gemeinsamen Treffpunkt;

    Fig. 4 ein Diagramm der Trefferdichte bei zwei Waffen mit gespreiztem Treffpunkt;

    Fig. 5 ein Diagramm mit der Darstellung der Fläche mit 50% Treffwahrscheinlichkeit mit und ohne Spreizung der Waffenrohre;

    Fig. 6 ein Diagramm über die Treffwahrscheinlichkeit als Funktion der Zielablage.



    [0012] In Fig. 1 sind links, in vereinfachter Darstellung, vier Waffenrohre 1,2,3 und 4 eines Mehrrohr-Maschinenwaffensystems gezeigt, die ent­sprechend dem Zielfeld 5 alle eine gemeinsame Treffpunktlage 6 be­sitzen. Dies bedeutet, daß die mittlere Treffpunktlage 7 aller Waffen­rohre 1,2,3,4 gleichzeitig auch die Treffpunktlage 6 der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 ist.

    [0013] In der rechten Darstellung von Fig. 1 befinden sich zunächst wieder in vereinfachter Darstellung die Waffenrohre 1,2,3 und 4, die in diesem Fall jedoch gespreizt sind, was aus den vier Zielfeldern 5 ersichtlich ist. Jedes dieser Zielfelder 5 hat eine Treffpunktlage, die immer einem der Waffenrohre 1,2,3,4 zugeordnet ist. Die Treff­punktlagen 6 der einzelnen Waffenrohre befinden sich alle im gleichen Abstand zueinander und weisen ferner alle einen gleichen Abstand 8 in Seite und Höhe zu der mittleren Treffpunktlage 7 aller Waffen­rohre auf. Die Entfernung von der mittleren Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre zu den Außenbegrenzungen der Zielfelder 5 bedeutet jeweils die Standardabweichung 10 der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4.

    [0014] Aus der rechten Darstellung in Fig. 1 ist also ersichtlich, daß die Treffpunktlage 6 der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 immer um den Betrag der Spreizung 8 der einzelnen Waffenrohre um die mittlere Treffpunktlage 7 gespreizt ist.Der Betrag der Spreizung 8 kann insbe­sondere gleich dem Betrag der Standardabweichung 10 der Einzelwaffen gewählt werden.

    [0015] Figur 2 zeigt nun zu den einzelnen Darstellungen der Spreizung aus Fig. 1 die Trefferverteilung. Dabei ist aus der linken Darstellung die Trefferverteilung erkenntlich für den Fall, daß alle Waffen­rohre 1,2,3,4 eine gemeinsame Treffpunktlage besitzen. Soweit keine Zielablage vorhanden ist, ist die Treffererwartung sehr hoch, was daran zu erkennen ist, daß in diesem Fall die meisten Treffer 11 in dem inneren Ring 12 der einfachen Standardabweichung zu sehen sind. Die Trefferzahl nimmt in den Außenringen 13 und 14 um die zweifache bis dreifache Standardabweichung entsprechend ab. In der rechten Darstellung von Fig. 2 ist die Treffpunktlage der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 um den Betrag der Standardabweichung 10 in Breite und Höhe von der gemeinsamen mittleren Treffpunktlage 7 gespreizt. In diesem Fall der Spreizung der einzelnen Waffenrohre ist die Treffererwartung hoch, wenn keine Zielablage vorhanden ist. Die Treffererwartung bleibtauch dann hoch, wenn die Zielablage klein ist; und sogar auch dann, wenn die Zielablage begrenzt groß wird. Dies verhält sich genau umgekehrt für den Fall, daß die einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 nicht gespreizt werden, wie dies in der linken Darstellung von Fig. 1 und Fig. 2 zu sehen ist.

    [0016] Durch eine Spreizung der Treffpunktlagen der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 wird also eine Verbesserung der Streucharakteristik erreicht, indem die Trefferdichte bei zunehmender Ablage vom mittleren Treff­punkt bis zu einem gewissen Abstand nahezu konstant bleibt. Die mittlere Treffpunktlage 6 der einzelnen Waffenrohre 1,2,3,4 wird um den Betrag der mittleren Standardabweichung der Streuung der einzelnen Waffenrohre um die mittlere Treffpunktlage 7 aller Waffenrohre eines Waffensystems gespreizt.

    [0017] Die erfindungsgemäße Aussage, daß bei größeren Zielablagen das System mit der Spreizung gegenüber dem Waffensystem ohne Spreizung eindeutig im Vorteil ist, geht insbesondere aus Fig. 2 hervor.

    [0018] Das Diagramm nach Fig. 3 zeigt die Trefferdichte bei zwei Waffen mit einer gemeinsamen mittleren Treffpunktlage 6. Klar erkennbar ist in diesem Diagramm, daß die Trefferdichte bei zwei Waffenrohren gegenüber nur einem Waffenrohr entsprechend verdoppelt wird, wie die Linien 15 und 16 zeigen.

    [0019] Das Diagramm nach Fig. 4 zeigt die Trefferdichte bei zwei Waffen mit gespreiztem mittlerem Treffpunkt 6. Die Linien 15.1 zeigen die Trefferdichten der einzelnen Waffen. Die Linie 16.1 zeigt die gemeinsame Trefferdichte beider Waffen. Es ist deutlich eine konstant bleibende Trefferdichte bei begrenzt zunehmendem Abstand vom mittleren Treffpunkt zu erkennen.

    [0020] Das Diagramm nach Fig. 5 zeigt die Darstellung einer Fläche mit mindestens 50% Treffwahrscheinlichkeit bei dem System mit gespreiztem Waffenrohr 1,2,3,4 und ohne Spreizung der Waffenrohre. Der äußere Ring 17 begrenzt dabei die Fläche 18 innerhalb der der Zielmittelpunkt liegen muß, um mindestens 50% Treffwahrscheinlichkeit für das System mit gespreizten Waffenrohren zu erreichen, während der innere Ring 19 die Fläche 20 mit mindestens 50% Treffwahrschein­lichkeit für das Waffensystem ohne Spreizung der einzelnen Waffenrohre zeigt. Die Fläche 18 des gespreizten Systems ist dabei umn etwa 55% größer als die Fläche 20 des Systems ohne Spreizung. Für beide Systeme wurde die Schußentfernung von 1000 m gewählt. Die Streuung der einzelnen Waffenrohre betrug 3 mrad, während die Spreizung in dem einen Fall 0 mrad und in dem zweiten Fall 3 mrad in Höhe und Seite beträgt.

    [0021] Die Treffwahrscheinlichkeit als Funktion der Zielablage wird in dem Diagramm nach Fig. 6 gezeigt. Erkennbar ist hier vor allen Dingen, daß bei einem System mit Spreizung gleiche Treffwahrscheinlichkeiten bei höheren Zielablagen erreicht werden. Mit 21 und 22 sind die Treff-Flächen bezeichnet.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Erhöhung der Treffwahrscheinlichkeit von Mehrrohr-­Maschinenwaffen, insbesondere von Vierlingswaffensystemen,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die mittlere Treffpunktlage (6) der einzelnen Waffenrohre (1,2,3,4) um die mittlere Treffpunktlage (7) aller Waffenrohre (1,2,3,4) eines Waffensystems derart gespreizt wird, daß die Trefferdichte bei begrenzt zunehmender Ablage von der mittleren Treffpunktlage (7) aller Waffen­rohre (1,2,3,4) nahezu konstant bleibt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die mittlere Treffpunktlage (6) der einzelnen Waffenrohre (1,2,3,4) um den Betrag der mittleren Standardabweichung der Streuung der ein­zelnen Waffenrohre aus der mittleren Treffpunktlage (7) aller Waffen­rohre (1,2,3,4) eines Waffensystems heraus gespreizt wird.
     
    3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Waffensystem aus vier einzelnen Waffenrohren (1,2,3,4) besteht, die im gleichen Abstand um die mittlere Treffpunktlage (7) aller Waffenrohre (1,2,3,4) des Waffensystems angeordnet werden, und daß die einzelnen Waffenrohre (1,2,3,4) um den Wert der Standardabweichung in Seite und Höhe von der mittleren Treffpunktlage (7) aller Waffen­rohre (1,2,3,4) des Waffensystems gespreizt werden, wobei die gewählte Spreizung dem Waffensystem als fest eingestellte Größe beigegeben wird.
     




    Zeichnung



















    Recherchenbericht