[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Austauschen des Verdrängers eines Refrigerators
mit einem geteilten Gehäuse, dessen Teile derart voneinander trennbar sind, daß der
Verdränger zugänglich ist. Außerdem betrifft die Erfindung einen für die Durchführung
des Verfahrens geeignet gestalteten Refrigerator.
[0002] Refrigeratoren sind Tieftemperatur-Kältemaschinen, in denen thermodynamische Kreisprozesse
ablaufen. Ein einstufiger Refrigerator umfaßt im wesentlichen einen Arbeitsraum mit
einem Verdränger. Der Arbeitsraum wird in bestimmter Weise alternierend mit einer
Hochdruck-und einer Niederdruckgasquelle verbunden, so daß während der erzwungenen
Hin- und Herbewegung des Verdrängers der thermodynamische Kreisprozeß abläuft. Dabei
wird das Arbeitsgas in einem geschlossenen Kreislauf geführt. Die Folge ist, daß einem
bestimmten Bereich der Arbeitskammer Wärme entzogen wird. Mit zweistufigen Refrigeratoren
dieser Art und Helium als Arbeitsgas lassen sich Temperaturen bis unter 10 K erzeugen.
[0003] Bei Reparatur- und Wartungsarbeiten ergibt sich häufig die Notwendigkeit, den Verdränger
auszutauschen. Dies kann in der Weise geschehen, daß der Refrigerator abgeschaltet
und eine Erwärmung der kalten Bereiche des Refrigerators auf Zimmertemperatur abgewartet
wird. Ohne Erwärmung würden kondensierbare Gase an den kalten Flächen niederschlagen
und die Wiederinbetriebnahme des Refrigerators gefährden. Da die Temperaturen an
den kalten Stellen eines mit Helium betriebenen Refrigerators nur wenige Grad K betragen,
sind nahezu alle in der Atmosphäre vorkommenden Gase unerwünscht. Nach einer ausreichenden
Erwärmung wird das Gehäuse geöffnet und der Verdränger ausgetauscht. Nach dem Schließen
und nach einer gründlichen Spülung des Gehäuses mit dem Arbeitsgas erfolgt die Wiederinbetriebsetzung
des Refrigerators.
[0004] Ein in dieser Weise durchgeführter Verdrängerwechsel dauert sehr lange, da die Aufwärmzeiten
und die Wiederinbetriebnahmezeiten zu den eigentlichen Arbeitszeiten hinzutreten.
Außerdem ist der Betrieb des Gerätes oder Instrumentes, welches vom Refrigerator mit
Kälte versorgt wird, während dieser Zeiten unterbrochen. Bei Instrumenten mit einem
hohen Füllgrad an flüssigem Helium (100 l und mehr) verbietet sich die Erwärmung des
Refrigerators allein des Verdrängerwechsels wegen bereits aus wirtschaftlichen Gründen.
Sie setzt eine Entfernung des flüssigen Heliums voraus.
[0005] Um lange Betriebsunterbrechungen zu vermeiden, ist es bekannt, den Verdrängerwechsel
mit Hilfe einer Glovebox vorzunehmen. Die Verwendung der Glovebox ermöglicht es, den
Verdrängerwechsel unter einer Schutzgasatmosphäre vorzunehmen. Dadurch kann verhindert
werden, daß zum Beispiel kondensierbare Gase in den Arbeits- oder Zylinderraum des
Verdrängers eindringen und an noch kalten Bereichen kondensieren. Die Verwendung der
Glovebox hat deshalb den Vorteil, den Verdrängerwechsel bei noch tiefen Temperaturen
vornehmen zu können, das heißt, eine Aufwärmung der kalten Bereiche des Refrigerators
und des angeschlossenen Gerätes oder Instrumentes nicht abwarten zu müssen.
[0006] Der Einsatz der relativ kostspieligen Glovebox ist allerdings nur dort möglich,
wo ausreichend Platz vorhanden ist. Außerdem ist die Dauer der Auswechselarbeiten
immer noch recht groß (mindestens 2 h). Grund dafür ist zum einen die Notwendigkeit
mehrerer, mit relativ hohem Schutzgasverbrauch verbundenen Spülvorgänge, um eine
ausreichend reine Schutzgasatmosphäre innerhalb der Glovebox zu erzeugen. Ein anderer
Grund liegt in der schwierigeren Handhabung der Werkzeuge mit den Handschuhen der
Glovebox. Weiterhin besteht die Gefahr, daß der auszuwechselnde Verdränger nach dem
Herausziehen mit seiner kalten Seite die Wandungen oder Handschuhe der Glovebox berührt.
Dies hat eine Zerstörung der üblicherweise aus Kunststoffolien bestehenden Teile und
damit eine Verseuchung der Schutzgasatmosphäre zur Folge. Die während der Auswechselarbeiten
eintretenden Temperaturerhöhungen sind nicht vernachlässigbar, so daß immer noch
zu den Zeiten der direkten Auswechselarbeiten Inbetriebnahmezeiten hinzutreten. Schließlich
sind die Kosten, die mit dem hohen Schutzgasverbrauch verbunden sind, nicht unerheblich,
wenn Helium verwendet werden muß.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art vorzuschlagen, das eine weitere, erhebliche Reduzierung des mit den
Auswechselarbeiten verbundenen Aufwandes ermöglicht.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß während des Öffnens des Gehäuses,
während des Austauschens des Verdrängers und während des Schließens des Gehäuses
ein Schutzgasstrom derart aufrechterhalten wird, daß unerwünschte Gase nicht in den
Zylinderraum des Verdrängers eindringen können. Unter Verdränger soll auch das Verdrängersystem
eines zwei- oder dreistufigen Refrigerators verstanden sein, welches aus zwei oder
drei miteinander gekoppelten Verdrängerstufen besteht.
[0009] Bei einem Arbeitsverfahren dieser Art wird ein gezielter Schutzgasstrom aufrechterhalten,
wodurch ein Eindringen von kondensierbaren Gasen in den Verdrängerraum wirksam vermieden
wird. Die Verwendung einer Glovebox kann entfallen Auswechselzeiten von 15 min und
weniger können eingehalten werden. Auch bei Refrigeratoren, die schwer zugänglich
eingebaut sind, kann ein Verdrängerwechsel in kaltem Zustand vorgenommen werden. Die
während der sehr kurzen Auswechselzeiten eintretenden Temperaturveränderungen sind
unerheblich, so daß nach dem Verdrängerwechsel längere Inbetriebnahmezeiten nicht
mehr erforderlich sind.
[0010] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung sollen anhand eines in der Figur
dargestellten zweistufigen Refrigerators erläutert werden.
[0011] Der in der Figur dargestellte Refrigerator 1 hat ein Gehäuse, welches aus den beiden
Teilen 2 und 3 besteht. Im Gehäuseteil 2 sind die zylindrischen Arbeitsräume 4 und
5 für die beiden Verdrängerstufen 6 und 7 untergebracht.
[0012] Die obere Verdrängerstufe 6 ist mit einem Antriebskolben 8 ausgerüstet, dessen zugehöriger
Zylinder 9 in einer Führungsbuchse 10 untergebracht ist, die den Arbeitsraum 4 zum
Gehäuseteil 3 hin abschließt. Die Führungsbuchse 10 ist mit den Bohrungen 11, 12 und
13 ausgerüstet. Die Bohrungen 11 münden in den Arbeitsraum 4 und dienen der Versorgung
dieses Raumes mit Arbeitsgas. Die Bohrung 13 mündet in einer Querbohrung 14, die mit
einer Ringnut 15 in der Außenwandung der Führungsbuchse 10 verbunden ist. Zwei weitere
Bohrungen 12 sind durch strichpunktierte Linien angedeutet und dienen dem pneumatischen
Antrieb des aus den Verdrängern 6 und 7 bestehenden Systems. Die verschiedenen Bohrungen
liegen in von der Zeichenebene unterschiedlichen Ebenen, so daß sie einander nicht
kreuzen, was durch die Strichelung beziehungsweise Strichpunktierung angedeutet ist.
[0013] Im Gehäuseteil 3 ist der Steuermotor 16 untergebracht, der über die Welle 17 das
Steuerventil 18 betätigt. Dieses Steuerventil 18 dient in an sich bekannter Weise
der Versorung der verschiedenen Bohrungen mit unter Hochdruck und unter Niederdruck
stehendem Arbeitsgas.
[0014] Die Anschlüsse für das Hochdruck- und das Niederdruckarbeitsgas sind mit 19 und
20 bezeichnet. Die Trennebene 21 zwischen den Gehäuseteilen 2 und 3 liegt in Höhe
des Steuerventils 18. Sie ist so gewählt, daß nach der Entfernung des oberen Gehäuseteils
3 mit Motor 16 und Ventil 18 oberhalb der Führungsbuchse 10 ein flacher topfförmiger
Raum 22 vorhanden ist. In Höhe dieses Raumes 22 ist eine die Wandung des Gehäuseteils
2 durchsetzende Bohrung 23 vorgesehen, die den Raum 22 mit dem Hochdruckanschluß 19
verbindet. Der Niederdruckanschluß 20 ist an die Bohrung 24 im Gehäuseteil 3 angeschlossen,
welche in die Ringnut 15 der Führungsbuchse 10 mündet.
[0015] Während des Betriebs des dargestellten Refrigerators strömt das unter Hochdruck stehende
Arbeitsgas über den Anschluß 19 in die Kammer 22. Von dort aus werden mit Hilfe des
Steuerventils 18 die verschiedenen Bohrungen versorgt. Das Arbeitsgas gelangt nach
seiner Entspannung in den Refrigeratorstufen in die Bohrungen 13, 14 und strömt über
die Ringnut 15 und den Niederdruckanschluß 20 ab. Der am Hochdruckanschluß 19 anstehende
Druck des Arbeitsgases beträgt üblicherweise 22 bar, während der am Niederdruckanschluß
20 anstehende Arbeitsgasdruck ca. 7 bar beträgt.
[0016] Das erfindungsgemäße Austauschen des Verdrängersystems, bestehend aus den Verdrängern
6 und 7, geschieht folgendermaßen: Die Kompressoranschlüsse 19, 20 werden vom Refrigerator
gelöst. Sie sind derart gestaltet, daß das Innere des Refrigerators nach dem Lösen
der Anschlüsse von der Atmosphäre getrennt bleibt. Danach wird eine Schutzgasquelle,
in der Regel eine He-Gasflasche, an den Niederdruckanschluß 20 angeschlossen und
der Hochdruckanschluß 19 geöffnet. Dadurch stellt sich eine Spülströmung durch die
Bohrungen 24, 14, 13, durch die Kammer 22 und durch die Bohrung 23 ein. Das Schutzgas
wird mit leichtem Überdruck, zum Beispiel etwa 1,2 bar, zugeführt. Danach werden das
Gehäuseteil 3 entfernt und die Führungsbuchse 10 aus dem Gehäuseteil 2 herausgezogen.
Das durch die Bohrung 24 einströmende Schutzgas strömt nach der Entfernung dieser
beiden Teile nach oben über den Rand des Gehäuseteils 2 ab. Diese ständig bestehende
Strömung ist der Einströmrichtung von kondensierenden Gasen entgegengerichtet, so
daß auch nach der Entfernung des auszutauschenden Verdrängersystems 6, 7 das Einströmen
unerwünschter Gase in den Verdrängerraum wirksam vermieden ist. Die möglichst tiefe
Lage des Ortes der Schutzgaseinströmung (Bohrung 24) ist dabei von Bedeutung.
[0017] Nach dem Einsetzen des neuen Verdrängersystems, das vorher zweckmäßigerweise mit
Helium durchgespült wurde, sowie der Führungsbuchse 10 wird - unter ständiger Aufrechterhaltung
der Schutzgasströmung - das Gehäuseteil 3 montiert. Danach steht der Refrigerator
betriebsfertig zur Verfügung.
1. Verfahren zum Austauschen des Verdrängers eines Refrigerators (1) mit einem geteilten
Gehäuse (2, 3), dessen Teile derart voneinander trennbar sind, daß der Verdränger
(6, 7) zugänglich ist, dadurch gekennzeichnet, daß während des Öffnens des Gehäuses, während des Austauschens des Verdrängers und
während des Schließens des Gehäuses ein Schutzgasstrom derart aufrechterhalten wird,
daß unerwünschte Gase nicht in den Verdrängerarbeitsraum (4,5) eindringen können.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem mit Helium als Arbeitsgas betriebenen Refrigerator (1) das Arbeitsgas
als Schutzgasströmung dient und der Niederdruckanschluß (20) des Arbeitsgases für
die Zufuhr der Schutzgasströmung verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß bereits vor dem Öffnen des Gehäuses (2, 3) eine Schutzgasströmung vom Niederdruckanschluß
(20) in Richtung des nicht unter dem Arbeitsgasdruck stehenden Hochdruckanschlusses
(19) aufrechterhalten wird.
4. Für die Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, 2 oder 3 geeigneter Refrigerator
mit geteiltem Gehäuse (2, 3) und im Gehäuseteil (2) befindlichem Verdrängerarbeitsraum
(4, 5), dadurch gekennzeichnet, daß der Niederdruckgasanschluß (20) an diesem Gehäuseteil (2) vorgesehen ist und
in der Betriebsstellung des Refrigerators tiefer liegt als der Hochdruckgasanschluß
(19).
5. Refrigerator nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Verdrängerarbeitsraum (4, 5) im Gehäuseteil (2) durch eine Führungsbuchse
(10) angeschlossen ist und daß das Gehäuseteil (2) mit der Oberseite der Führungsbuchse
(10) einen flachen, topfförmigen Raum bildet, der mit dem Hochdruckanschluß (19) in
Verbindung steht.
6. Refrigerator nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Niederdruckanschluß (20) an eine Schutzgasquelle anschließbar ist.