[0001] Die Erfindung betrifft ein feuerfestes Gießrohr zum Stranggießen schmelzflüssiger
Metalle, insbesondere flüssigen Stahls zu dünnen Brammen in einer vorzugsweise in
der Mitte im oberen Bereich trichterförmigen Kokille mit vor einem geschlossenen Boden
seitlich in der Rohrwandung sich gegenüberliegenden und den Schmalseiten der Kokille
zugewandten Ausflußöffnungen.
[0002] Ein solches bekanntes Gießrohr (Stahleisen-Schriften, Heft 8, "Das Stranggießen von
Stahl", Seite 21) ist im Vergleich zu einem nach unten offenen Gießrohr vorteilhafter,
weil sich in Folge der Aufteilung und Ablenkung des Gießstrahls eine für die Erstarrung
schädliche Turbolenz in der Kokille vermeiden läßt. Nachteilig ist jedoch, daß beim
Füllen der Kokille Metall zu den oberen Bereichen der Kokillenwandung hochspritzt
und anbackt, wodurch die Strangschalenbildung behindert und Durchbrüche verursacht
werden können. Darüber hinaus ist die Verteilung der Metallschmelze nicht optimal.
Vor allem in die oberen Bereiche gelangt zu wenig schmelzflüssiges Metall, so daß
sich zu diesen Bereichen hin ein Temperaturgefälle ergibt. Dadurch entsteht eine ungleichmäßige
Erstarrungsfront über den Querschnitt des zu gießenden Stranges.
[0003] Mit in den Austrittsöffnungen eingesetzten Verteilrohren (DE-PS 22 50 048) läßt sich
zwar schmelzflüssiges Metall auch in vom Gießrohr entferntere Bereiche der Kokille
bringen, doch ergibt sich dann in unmittelbarer Nähe des Gießrohres ein Bereich, in
den schmelzflüssiges Metall nicht unmittelbar aus dem Gießrohr gelangen kann.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Gießrohr der eingangs genannten Art
zu schaffen, bei dem es bei Gießbeginn nicht zum Hochspritzen und Anbacken von Metallspritzern
an der gekühlten Kokillenwandung kommt und beim normalen Gießbetrieb das schmelzflüssige
Metall über den Querschnitt der Kokille besser als bei bekannten Gießrohren verteilt
wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Ausflußöffnungen im oberen
Bereich jeweils ein von der Rohrwandung ausgehendes, dachförmiges Leitelement und
im unteren Bereich eine vom Boden und/oder der Rohrwandung gebildete Abreißkante aufweisen.
[0006] Wegen des Leitelementes wird verhindert, daß beim Füllen schmelzflüssiges Metall
zu den oberen Bereichen der gekühlten Kokillenwandung hochspritzt und dort anbackt.
Bei gefüllter Kokille sorgt das Leitelement dafür, daß auch in die oberen Bereiche
an den Schmalseiten der Kokillenwandung schmelzflüssiges Metall gelangt und hier keine
Zone geringerer Temperatur entsteht. Wegen der Abreißkante im unteren Bereich gelangt
schmelzflüssiges Metall aber auch direkt in den Bereich unterhalb des Gießrohres,
so daß im Ergebnis das schmelzflüssige Metall gleichmäßig über den gesamten Querschnitt
der Kokille verteilt wird.
[0007] Die gleichmäßige Verteilung des schmelzflüssigen Metalls und damit auch eine gleichmäßige
Temperaturverteilung über den Querschnitt der Kokille kann nach einer Ausgestaltung
der Erfindung dadurch begünstigt werden, daß jedes dachförmige Leitelement an beiden
Seiten jeder Ausflußöffnung sich bis zu der unteren Abreißkante erstreckt. Dabei ist
insbesondere eine Ausgestaltung vorteilhaft, bei der der Abstand der freien Kante
der seitlichen Teile des Leitelementes von der Rohrwandung vom oberen Bereich des
Leitelementes zu der im unteren Bereich der Ausflußöffnung vorgesehenen Abreißkante
insbesondere kontinuierlich kleiner wird.
[0008] Bei einer zweckmäßigen Ausführung liegt jede Abreißkante in einer senkrecht zur Rohrachse
verlaufenden Ebene. Die Ausflußöffnungen sollten im oberen Bereich torbogenartig ausgebildet
sein. Das Leitelement selbst ist vorzugsweise der Form der zugehörigen Ausflußöffnung
angepaßt.
[0009] Die gleichmäßige Verteilung des schmelzflüssigen Metalls kann weiter dadurch verbessert
werden, daß die lichte Weite jeder Ausflußöffnung vom oberen Bereich zur Abreißkante
hin sich vergrößert. Die Abreißkante sollte sich über die gesamte liche Weite des
Rohres erstrecken.
[0010] Um die oberen Bereiche an den Schmalseiten der Kokille besser mit schmelzflüssigem
Metall erreichen zu können, ist nach einer Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen,
daß das oberehalb der Ausflußöffnung liegende Teil des Leitelementes mit dem darüberliegenden
Teil der Rohrwandung einen spitzen Winkel einschließt. Als zweckmäßig hat sich ein
Winkel erwiesen, der größer als 70° ist.
[0011] Strömungstechnisch günstig ist es, wenn der Boden in der Mitte zum Rohrinneren hin
unter Bildung von zu den Ausflußöffnungen abfallenden Leitflächen aufgewölbt ist.
[0012] Nach weiteren Ausgestaltungen ist die liche Weite der Ausflußöffnungen höchstens
gleich dem Abstand der Breitseitenwandungen der Kokille in ihrem unteren, das Strangformat
bestimmenden Bereich.
[0013] Um bei Kokillen für breite dünne Brammen genügend schmelzflüssiges Metall in die
Kokille einbringen zu können, kann das Gießrohr, wie an sich bekannt, einen ovalen
Querschnitt haben. In diesem Fall sind die Ausflußöffnungen an den Wandbereichen mit
dem kleineren Krümmungsradius vorgesehen.
[0014] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert. Im einzelnen zeigen:
Fig. 1 eine Kokille zum Strangießen einer dünnen Bramme mit einem Gießrohr im Längsschnitt
durch die Schmalseitenwände der Kokille,
Fig. 2 die Kokille gemäß Fig. 1 im Längsschnitt durch die Breitseitenwände der Kokille,
Fig. 3 das Gießrohr aus Fig. 1 im Axialschnitt,
Fig. 4 das Gießrohr gemäß Fig. 3 in Teilansicht in Richtung einer Ausflußöffnung,
Fig. 5 das Gießrohr gemäß Fig. 3 im Querschnitt nach Linie V - V der Fig. 3.
[0015] Im Boden eines Verteilergefäßes 1 für flüssiges Metall ist ein Gießrohr 2 mit einem
konischen Kopfstück 2ʹ gehalten. Das Gießrohr 2 ragt mit seinem unteren Ende in eine
Kokille 3 zum Gießen von dünnen Brammen in der Größenordnung von vorzugsweise 20 -
100 mm. Die Kokille 3 wird von zwei gegenüberliegenden Breitseitenwänden 4 und zwei
gegenüberliegenden Schmalseitenwänden 5 gebildet. Die Breitseitenwände 4 und die Schmalseitenwände
5 sind mit Kühlkanälen 6 versehen. Die Breitseitenwände 4 bilden in der Mitte oberhalb
eines formatbestimmenden Parallelabschnittes 7 einen sich nach oben trichterförmig
erweiternden Eingießbereich 8 zur Aufnahme des unteren Endes des Gießrohres 2.
[0016] Das Gießrohr 2 hat einen ovalen Durchflußquerschnitt und ist an seiner unteren Stirnseite
durch eine Bodenplatte 13 abgeschlossen. Unmittelbar über der Bodenplatte 13 an den
Schmalseiten der Rohrwandung sind auf gegenüberliegenden Seiten torbogenartige Ausflußöffnungen
1 vorgesehen. Die untere, von der Bodenplatte 13 gebildete Kante 11ʹ der Ausflußöffnung
11 liegt in einer Ebene senkrecht zur Achse des Gießrohres 2 und wirkt als Abreißkante.
Die maximale Weite b der Ausflußöffnung 11 an der Abreißkante 11ʹ ist gleich oder
kleiner als der lichte Abstand d der Breitseitenwände 4 der Kokille 3 im formatbestimmenden
Parallelabschnitt 7. Die Innenseite der Bodenplatte 13 ist zu einem Scheitel 14 bogenförmig
zum Inneren des Gießrohres 2 aufgewölbt. Vom Scheitel 14 dieser Aufwölbung fallen
Leitflächen 14ʹ bogenförmig zu den Abreißkanten 11ʹ ab.
[0017] An den seitlichen Rändern und dem oberen Rand der torbogenartig geformten Ausflußöffnung
11 schließt sich ein dachförmiges Leitelement 15 an. Die freien Kanten 15ʺ der Seitenteile
15ʹ dieses dachförmigen Leitelementes 15 sind vom oberen, am weitesten von der Rohrwand
entfernten Teil 15ʺ zur Abreißkante 11ʹ im unteren Bereich der Ausflußöffnung 11 abgeschrägt.
Der obere Teil 15ʺ des dachförmigen Leitelementes 15 ist schräg nach oben gerichtet
und schließt mit der Achse des Gießrohres einen spitzen Winkel von mehr als 90° -α
= 70° ein.
[0018] Bei Gießbeginn wird das in das Gießrohr 2 einströmende schmelzflüssige Metall durch
den Scheitel 14 und die Leitfläche 14ʹ der Aufwölbung der Bodenplatte 13 geteilt und
tritt durch die Ausflußöffnungen 11 aus. Da in dieser Phase die Kokille noch nicht
mit die Strömung dämpfendem schmelzflüssigem Metall gefüllt ist, verhindert das Leitelement
15, daß Metall nach oben und zu den Seiten spritzt und an den gekühlten Breitseitenwänden
4 und Schmalseitenwänden 5 anbackt. Das in die Kokille 3 ausströmende schmelzflüssige
Metall erstarrt an der Wand der Kokille 3 und verbindet sich mit einem die Kokille
3 von unten verschließenden Anfahrkopf 9. Sobald der ansteigende Gießspiegel 10 die
seitlichen Öffnungen 11 übersteigt, wird er mit Gießpulver abgedeckt. An den gekühlten
Breitseitenwänden 4 und Schmalseitenwänden 5 erstarrt der Stahl zu Brammenschalen
12, deren Dicke nach unten kontinuierlich zunimmt. Durch die von der Bodenplatte 13
gebildete Abreißkante 11ʹ kann das aus den Austrittsöffnungen 11 ausströmende schmelzflüssige
Metall direkt nach unten strömen. Die Seitenteile jedes Leitelementes 15 verhindern,
daß schmelzflüssiges Metall direkt gegen die nahen Breitseitenwände 4 strömt und bewirken
zusammen mit dem oberen weit vorgezogenen Teil 15ʺ eine Führung der Strömung des schmelzflüssigen
Metalls in die oberen nahe der Schmalseitenwänden 5 liegenden Bereiche. Insgesamt
wird auf diese Art und Weise eine optimale Verteilung des schmelzflüssigen Metalls
zu den Seitenbereichen während des normalen Gießbetriebes erreicht, während zu Gießbeginn
Verspritzungen schmelzflüssigen Metalls und Anbacken an den gekühlten Seitenwandungen
verhindert wird. Das bedeutet, daß die Brammenschalen 12 über den gesamten Umfang
gleichmäßig erstarren können. Schließlich wird durch die besondere Strömungsleitung
des schmelzflüssigen Metalls nach oben eine Ausscheidung von Einschlüssen im Schmelzbad
zum Gießspiegel 10 hin ermöglicht.
1. Gießrohr zum Stranggießen schmelzflüssiger Metalle, insbesondere flüssigen Stahls
zu dünnen Brammen in einer vorzugsweise in der Mitte im oberen Bereich trichterförmigen
Kokille mit vor einem geschlossenen Boden seitlich in der Rohrwandung sich gegenüberliegenden
und den Schmalseiten der Kokille zugewandten Ausflußöffnungen,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ausflußöffnungen (11) im oberen Bereich ein von der Rohrwandung ausgehendes,
dachförmiges Leitelement (15) und im unteren Bereich eine vom Boden (13) und/oder
der Rohrwandung gebildete Abreißkante (11ʹ) aufweisen.
2. Gießrohr nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß jedes dachförmige Leitelement (15) an den Seiten jeder Ausflußöffnung bis zu
deren Abreißkante (11ʹ) seitliche Teile (15ʹ) aufweist.
3. Gießrohr nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand der freien Kanten (11ʺ) der seitlichen Teile (15ʹ) des Leitelementes
(15) von der Rohrwandung vom oberen Bereich des Leitelementes (15) zur im unteren
Bereich vorgesehenen Abreißkante (11ʹ) kleiner wird.
4. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß jede Abreißkante (11ʹ) in einer senkrecht zur Rohrachse verlaufenden Ebene liegt.
5. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ausflußöffnungen (11) im oberen Bereich torbogenartig ausgebildet sind.
6. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Leitelement (15) der Form der zugehörigen Ausflußöffnung (11) angepaßt ist.
7. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die lichte Weite jeder Ausflußöffnung (11) sich vom oberen Bereich zur Abreißkante
(11ʹ) hin vergößert.
8. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abreißkante (11ʹ) sich über die gesamte lichte Weite des Rohres erstreckt.
9. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß das oberhalb der Ausflußöffnung (11) liegende Teil des Leitelementes (15) mit
dem darüberliegenden Teil der Rohrwandung einen spitzen Winkel einschließt.
10. Gießrohr nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der Winkel (90° -α) größer als 70° ist.
11. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Boden (13) in der Mitte unter Bildung von zu den Ausflußöffnungen (11) abfallenden
Leitflächen (14ʹ) zum Rohrinneren hin aufgewölbt ist.
12. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die lichte Weite (b) der Ausflußöffnung (11) höchstens gleich dem Abstand (d)
der Breitseitenwände (4) der Kokille in ihrem unteren, das Strangformat bestimmenden
Teil (7) ist.
13. Gießrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gießrohr 2 einen ovalen Querschnitt hat, an dessen Wandbereichen mit dem
kleineren Krümmungsradius die Ausflußöffnungen (11) vorgesehen sind.