[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung metallischer Werkstoffe durch
isostatisches Heißpressen von Metallpulver oder Metallpulvergemischen, zusammenfassend
als "Metallpulver" bezeichnet, mit hohen, insbesondere über 1 % liegenden Gehalten
an Gasen oder Dämpfen,insbesondere Stickstoff, die durch Beaufschlagen des Metallpulvers
mit unter Druck stehendem Reaktionsgas bei höherer Temperatur in den Werkstoff eingebracht
werden. Die Erfindung umfaßt gleichfalls eine Vorrichtung zur Durchführung dieses
Verfahrens.
[0002] Es ist bekannt, daß zum Beispiel das Einbringen großer
Stickstoffmengen in Stahllegierungen in manchen Fällen zu einer entscheidenden Verbesserung
der Werkstoffeigenschaften führen kann. Dabei kann dieser Stickstoffgehalt in manchen
Fällen auf Zwischengitterplätzen in Lösung vorliegen, wobei man durch Zulegieren von
Elementen, wie Chrom oder Mangan, welche die Stickstofflöslichkeit erhöhen, größere
Mengen an Stickstoff in die Matrix einbringen kann. Die günstige Wirkung des Stickstoffs
erfolgt in solchen Fällen über den Mechanismus der Mischkristallhärtung, ähnlich wie
dies auch durch Kohlenstoff bewirkt wird. Dabei muß keine Abnahme der . Zähigkeit
in Kauf genommen werden. Ein Beispiel eines solchen Werkstoffs ist ein Stahl mit 18%
Chrom und 18% Mangan, der bei Stickstoffgehalten bis zu 1% zu einem Werkstoff führt,
welcher infolge seiner kombinierten Festigkeits- und Zähigkeitseigenschaften ideal
für die Herstellung von Kappenringen ist. (Alle vorstehend und nachfolgend gemachten
%-Angaben sind, sofern nichts anders angegeben ist, Gewichtsprozent).
[0003] Neben der Verbesserung der mechanischen Eigenschaften zeigt sich in vielen Fällen
auch eine günstige Beeinflussung des Korrosionsverhaltens, insbesondere der Beständigkeit
gegen Spannungsrißkorrosion.
[0004] Stickstoff ist ein Substitutionselement und kann andere Legierungselemente, zum Beispiel
Nickel, teilweise ersetzen. Stickstoff ist ein Austenit-stabilisierendes Element.
[0005] Neben der Lösung von Stickstoff auf Zwischengitterplätzen kann es bei Vorliegen einer
bestimmten gelösten Stickstoffmenge im Verein mit Nitrid-bildenden Elementen, wie
Chrom, Vanadium, Niob, Zirkonium, auch zur Ausscheidung von Nitridphasen kommen, welche
die mechanischen Eigenschaften über den Mechanismus der Ausscheidungshärtung günstig
beeinflussen. Dabei kann sich diese Wirkung beim Vorliegen hochtemperaturstabiler
Nitride auch im höheren Temperaturbereich auf eine Verbesserung des Kriechwiderstands
auswirken.
[0006] Die Herstellung hochgestickter Stähle.kann auf schmelzmetallurgischem Weg erfolgen.
Dabei können Stähle, deren Stickstoffgehalt so niedrig ist, daß es während der Erstarrung
nicht zur Blasenbildung kommt, auch mit konventionellen Schmelzaggregaten, wie dem
Elektrolichtbogenofen oder dem Induktionsofen, erschmolzen werden. Der Stickstoff
wird in Form einer stickstoffhaltigen Ferrolegierung, wie Ferrochrom oder Ferromangan,
zugegeben. Derartige spezielle Ferrolegierungen sind allerdings sehr teuer. Daher
ist dieser schmelzmetallurgische Weg zur Herstellung aufgestickter Stähle verhältnismäßig
kostenaufwendig.
[0007] Höhere Stickstoffgehalte lassen sich nur in die Schmelze einbringen, wenn über dem
Metallschmelzbad ein hoher Gasdruck aufrechterhalten wird. So werden zum Beispiel
in einer Druck-Elektroschlackenumschmelzanlage Stahlblöcke mit einem Gewicht von 14
t unter einem Gasdruck von bis 42 bar umgeschmolzen. Dabei geht man meist von einer
Umschmelzelektrode aus, die schon einen möglichst hohen Stickstoffgehalt besitzt.
Die weitere Aufstickung erfolgt durch laufende Zugabe einer entsprechenden Metallnitridmenge,
zum Beispiel Siliziumnitrid, in die Schlacke. Nach Zersetzung des Nitrids kommt es
zu einer Aufnahme des Stickstoffs durch das Metallbad.
[0008] Neben dem verfahrenstechnischen Aufwand, der mit der Erzeugung einer geeigneten Elektrode
für den Elektroschlackenumschmelzprozeß und mit der genau kontrollierten Druckerzeugung
verbunden ist, entsteht bei diesem Umschmelzprozeß ein Primärgefüge, das entsprechend
den dem Elektroschlackenumschmelzprozeß immanenten Vorteilen zwar eine besonders hohe
Qualit.ät hat, das jedoch trotzdem noch gewisse Nachteile in bezug auf Inhomogenitäten
hat, wie dies allen schmelzmetallurgischen Prozessen in bezug auf Mikro-und Makroseigerungen,
auf Lunker, Poren und andere Fehler eigen ist. Darüber hinaus können die endgültigen
Werkstoffeigenschaften eventuell nur durch eine thermomechanische Nachbehandlung erzielt
werden, und die endgültige Form ist zum Beispiel bei Kappenringen nur durch eine umfangreiche
spanende Bearbeitung erzielbar.
[0009] Werkstoffe mit hohen Stickstoffgehalten können auch auf pulvermetallurgischem Weg,
zum Beispiel durch isostatisches Heißpressen, erzeugt werden. Dieses Verfahren ist
beispielsweise beschrieben in "Encyclopedia of Materials Science and Engineering",
vol.3, 1986, Seite 2186. Das zu pressende Metallpulver wird in eine verformbare Kapsel
eingefüllt, die Luft wird aus der Kapsel abgesaugt, die Kapsel mit Inhalt wird auf
erhöhte Temperatur erwärmt, und gleichzeitig wird über ein geeignetes Medium, insbesondere
Gas, allseits ein Druck auf die Kapsel und das in ihr befindliche Metallpulver ausgeübt.
Bei diesem isostatischen Heißpressen erfolgt eine Verdichtung des Pulvers zu einem
kompakten Körper, wobei durch die erhöhte Temperatur ein Sintervorgang mit Festkörperdiffusion,
zum Teil auch in Anwesenheit flüssiger Phase, stattfindet.
[0010] In der CH-PS 486 563 ist ein Verfahren zur Herstellung eines hitzebeständigen Werkstoffs
beschrieben, bei dem ein Pulvergemisch, bestehend aus einer Komponente A (Eisen, Kobalt
oder Nickel) mit einer Komponente B (Nitrid oder Nitridgemisch) sowie einer Komponente
C (reaktionsfähige Aluminiumverbindung) einem Drucksinterprozeß ausgesetzt wird. Die
Pulverkomponenten müssen dabei in feiner und homogener Verteilung vorliegen. Es wird
bevorzugt, wenn die einzelnen Komponenten in einem Kornspektrum von 1 - 10 um vorliegen.
Die entstehenden Metallkeramik-Werkstoffe sind hart, fest. und beständig gegen Chemikalien,
thermoschockbeständig und hochtemperaturbeständig.
[0011] In der EP-OS 165 732 wird ein Verfahren zur Herstellung von mit Titannitrid dispersionsverfestigten
Körpern beschrieben, bei dem ein im wesentlichen aus einem Titan-haltigen ferritischen
oder austenitischen Stahl bestehendes Pulver, bevorzugt mit 20% Chrom und 25% Nickel,
zuerst in einer wasserstoffhaltigen Atmosphäre vorgesintert wird, so daß ein Körper
mit ausreichender Festigkeit entsteht, der jedoch für die nachfolgende Nitrierbehandlung
gasdurchlässig ist. Anschließend wird der vorgesinterte Körper mit einem Wasserstoff-Stickstoff-Gemisch
im Temperaturbereich von 1000 - 1150 ° C durchströmt, bis sich der gewünschte Nitridgehalt
eingestellt hat. Die so hergestellten Körper können anschließend entweder einer nachfolgenden
Verdichtungsbehandlung durch Walzen oder Schmieden unterworfen werden, oder es kann
durch Mahlen ein nitriertes Pulver hergestellt werden, welches mit den bekannten Methoden
der Pulvermetallurgie weiterverarbeitbar ist.
[0012] Die US-PS 4 140 527 beschreibt die pulvermetallurgische Herstellung von stickstoffhaltigen
Werkzeugstählen mit folgender Zusammensetzung: mindestens 0,4% Stickstoff, 1,6 - 15%
Vanadium, Kohlenstoff + Stickstoff = 1/5 des Gehalts an Vanadium einschließlich einer
zusätzlichen Menge von mindestens 0,2 - 0,5% sowie wahlweise bis 15% Chrom, bis 10%
Molybdän, bis 20% Wolfram und bis 15% Kobalt einzeln oder zu mehreren. Gemäß einem
Ausführungsbeispiel wird ein durch Zerstäuben einer Schmelze erzeugtes Metallpulver
in einen Stahlbehälter abgefüllt und aufeinanderfolgend entgast und nitriert. Dabei
wird das Pulver bei 1150
c C während zwei Stunden einem nicht näher bezeichneten Stickstoffdruck ausgesetzt.
Der im Pulver resultierende Stickstoffgehalt ergibt sich als Funktion der Behandlungstemperatur,
des Stickstoffdrucks, der Nitrierdauer und des Stoffübergangskoeffizienten. Ein derart
aufgesticktes Pulver wurde anschließend bei 2000 bar und 1100° C während zwei Stunden
isostatisch heißgepreßt.
[0013] Die US-PS 4 140 527 sieht zwar vor, das Metallpulver zum Beispiel durch Aufsticken
bei höherer Temperatur über einen längeren Zeitraum von einer stickstoffhaltigen Atmosphäre
durchströmen zu lassen,jedoch ist der endgültige Stickstoffgehalt das Ergebnis eines
komplexen Zusammenspiels von Druck, Temperatur und Zeit und ist daher nur mit Schwierigkeiten
genau einzustellen. Darüber hinaus ist die Aufstickung des Pulvers ein gesonderter
Verfahrensschritt, verbunden mit erheblichem Aufwand, wobei insbesondere wegen des
vorgesehenen niedrigen Stickstoffdrucks die Aufstickungszeit sehr lang ist. Insbesondere
ist aber wegen des niedrigen Stickstoffgesamtdrucks der im Gleichgewicht maximal erzielbare
Stickstoffgehalt auf Werte von nur maximal 1% beschränkt.
[0014] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zum isostatischen Heißpressen von Metallpulvern, insbesondere Stahlpulvern
zu schaffen, mit dem in einfacher Weise Werkstücke mit hohen Gasgehalten bis über
1% herstellbar sind.
[0015] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 1 angegebenen Maßnahmen. Der wesentliche
Unterschied zwischen dem erfindungsgemäßen Verfahren und dem aus der US-PS 4 140 527
bekannten besteht darin, daß der Druck des Reaktionsgases und des Prozeßgases gleichermaßen
gesteigert wird. Dadurch gelingt es, einen sehr hohen Reaktionsgasdruck aufzubauen
als Voraussetzung für das Einbringen hoher
Gasgehalte in das Metallpulver. Ohne entsprechende Erhöhung des Prozeßgasdrucks als
Gegendruck wären solche Reaktionsgas- drücke nicht erzielbar, die Kapsel würde vorher
gesprengt.
[0016] Nach dem Einbringen einer dem Gasdruck entsprechenden hohen Reaktionsgasmenge in
das Zwischenkornvolumen des Metallpulvers und dem Abschalten der weiteren Zufuhr von
Reaktionsgas in die Kapsel werden der Druck des Prozeßgases und die Temperatur so
weit gesteigert, bis die Bedingungen für das isostatische Heißpressen eingestellt
sind. Bei diesen Bedingungen diffundiert das Reaktionsgas aus den Poren in den sich
durch die Kompaktierung bildenden Körper und lagert sich in ihm entweder in fester
Lösung oder in Form von Ausscheidungen insbesondere Metallnitriden oder -carbonitriden,
ein.
[0017] Zweckmäßigerweise wird der Prozeß so gesteuert, daß sich ein kontinuierlicher Ablauf
einstellt, d.h. daß Drücke und Temperatur fortlaufend bis zum Erreichen der Höchstwerte
gesteigert werden.
[0018] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das Prozeßgas
ein Gemisch aus einem in Pulver nicht löslichen Gas und dem vorgesehenen Reaktionsgas,
dessen Volumenanteil so gewählt wird, daß es unter den während der Sinterphase herrschenden
Bedingungen annähernd im Gleichgewicht steht zu dem Gasgehalt der Metallphase. Es
kann dann nämlich erreicht werden, daß es im Randbereich des Preßlings durch Diffusion
nicht zu unterschiedlichen Gaskonzentrationen kommen kann. Bei fehlendem Gleichgewicht
würde sich nämlich durch die Kapsel hindurch eine Diffusion ergeben, die entweder
zu einer Verarmung oder zu einer Anreicherung an Reaktionsgas mindestens im Randbereich
des Preßlings führen würde.
[0019] Die Bedingungen (Temperatur und Druck) beim isostatischen Heißpressen und die Zusammensetzung
des Metallpulvers können so gewählt werden, daß das in den Werkstoff eingebrachte
Gas in fester Lösung bleibt. Durch Mischkristallhärtung werde in an sich bekannter
Weise dann sowohl die mechanischen Eigenschaften, wie Festigkeit und Zähigkeit, als
auch die chemischen Eigenschaften, wie Spannungsrißkorrosionsbeständigkeit, in günstiger
Weise beeinflußt.
[0020] Das Metallpulver kann jedoch auch mit Elementen legiert sein, die mit dem Reaktionsgas,
insbesondere Stickstoff, Verbindungen (Nitride) eingehen, die dann im Werkstoff als
fein verteilte Ausscheidungen vorliegen. Durch feinteilige Ausscheidung von Sondernitriden
wird insbesondere die Hochtemperaturstabilität von Stahllegierungen bewirkt.
[0021] Als Prozeßgas eignet sich vor allem ein Gemisch aus Argon und Stickstoff.
[0022] Die Vorrichtung zur Durchführung des beanspruchten Verfahrens ist gekennzeichnet
durch ein Druckgefäß mit Heizelement(en) und einer Prozeßgas-Zuleitung sowie einer
im Druckraum befindlichen, mit Metallpulver gefüllten Kapsel, an die eine Reaktionsgas-Zuleitung
angeschlossen ist.
[0023] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens können in folgender Weise zusammengefaßt
werden:
- Grundsätzliche Vorteile des pulvermetallurgischen Weges gegenüber schmelzmetallurgischen
Verfahren, d.h. Gleichmäßigkeit von Zusammensetzung und Gefüge, was eine Gleichmäßigkeit
der mechanischen Eigenschaften in verschiedenen Beanspruchungsrichtungen sowie an
verschiedenen Stellen des hergestellten Werkstoffs ergibt, werden übernommen,
- genaue Dosierbarkeit des Stickstoffgehaltes, welcher nicht über eine thermodynamische
Beziehung eingemessen wird, sondern das Resultat einer exakt durchführbaren Druck-
und Temperaturmessung ist,
- Möglichkeit der Erzielung von höchsten Gasgehalten, welche mit den heutigen Methoden
der Schmelzmetallurgie gar nicht herstellbar sind,
- Möglichkeit der Herstellung von Halbzeug, welches weitgehend schon der Endform des
zu erzielenden Werkstoffkörpers entspricht,
- Ersatz der teuren Stickstofflegierungen, z.B. in Form von hochaufgestickten Ferrolegierungen
und Metallnitriden durch verhältnismäßig billiges Stickstoffgas.
[0024] Anhand eines Beispiels wird die Erfindung näher erläutert.
Beispiel
[0025] Ein feinkörniges Pulver, welches in seiner Zusammensetzung dem korrosionsbeständigen
und nichtmagnetisierbaren Kappenringstahl X10CrMn1818 entspricht, wird unter den üblichen
Vorsichtsmaßnahmen, wie Schutz vor Oxidation etc., in eine für den nachfolgenden Sinterprozeß
geeignete Stahlkapsel eingefüllt, wobei es anschließend eventuell noch einer Vakuumbehandlung
unterworfen wird. Das verwendete Metallpulver besitzt entsprechend seiner Schüttdichte
ein Zwischenkornvolumen von 30 Vol-%.
[0026] Entsprechend Fig.1 wird die mit dem Pulvergemisch 1 gefüllte Kapsel 2 in einen Druckbehälter
3 mit Heizofen 4 zum isostatischen Heißpressen eingebracht. Dabei ist die Kapsel 2
mittels einer durch die Außenwandung führenden Leitung 6 mit einem nicht dargestellten
Behälter verbunden, um im Inneren der Kapsel den gewünschten Stickstoffdruck (Reaktionsgas)
einzustellen. Über eine weitere Leitung 5 kann das aus einem weiteren, ebenfalls nicht
dargestellten Reservoir stammende und für den Verdichtungsprozeß nötige Prozeßgas
in den Autoklaven eingelassen werden. Im vorliegenden Fall besteht das-Prozeßgas aus
Argon mit einer Beimischung von 3 Vol-% Stickstoff.
[0027] In einer ersten Phase wird nun der Druck des Reaktionsgases in Form von in der Kapsel
2 simultan mit dem Druck des Argon-Stickstoff-Gasgemisches (Prozeßgas) im Autoklav
erhöht, so daß die dünnwandige Kapsel 2 praktisch keinerlei Krafteinwirkungen erleidet.
In Funktion der in Kapsel 2 herrschenden Temperatur und unter Annahme der ungefähren
Gültigkeit des idealen Gasgesetzes wird der Druck nun solange erhöht, bis die im Zwischenvolumen
befindliche gasförmige Stickstoffmenge der im endgültigen Werkstoff angestrebten Stickstoffmenge
entspricht, wobei dieser Stickstoffdruck in folgender Weise errechnet werden kann:

Dabei bedeuten:
[0028]
p = Stickstoff-Fülldruck ( N/m2 )
%N = gewünschter Stickstoffgehalt in m-%
%Por = Porositätsanteil der Pulverschüttung
dpu = Dichte des Metallpulvers (kg/m3)
Po = Standarddruck ( N/m2 )
To = Standardtemperatur ( K )
T = Temperatur beim Einfüllen ( K )
Vmol = Molvolumen ( m3 )
AN = Atomgewicht von Stickstoff. ( kg )
[0029] In der vorliegenden Legierung ist bei Raumtemperatur und dem Zwischenkornanteil von
30 Vol-% zur Erzielung eines Endstickstoffgehaltes von 3% ein Stickstoffdruck von
ca. 465 bar nötig.
[0030] Nach Abschluß des Füllprozesses wird die Gaszuleitung zur Kapsel 2 unterbrochen,
und das Prozeßgasgemisch, bestehend aus 3 Vol-% Stickstoff und 97 Vol-% Argon wird
nun auf einen Enddruck von 2000 bar erhöht. Dabei wird die Temperatur gleichzeitig
auf 1250° C gesteigert. Unter diesen Bedingungen liegt die Konzentration von 3 Vol-%
im Prozeßgas im Gleichgewicht mit den 3% Stickstoff im Pulver. Infolgedessen kommt
es zu keiner Veränderung der Randkonzentration in bezug auf den Stickstoffgehalt.
Diese Sinterbedingungen werden während 2 h beibehalten, anschließend wird ein Abkühlungsprogramm,
gefolgt von einem Druckentspannungsprogramm, durchlaufen.
[0031] Die beim obigen Prozeß eingesetzte Kapsel 2 kann dabei schon weitgehend die Form
eines Ringes haben, welcher der Form des herzustellenden Kappenringes ähnlich ist,
so daß ein Minimum an spanabhebenden Nachbearbeitungsgängen entsteht.
1. Verfahren zur Herstellung metallischer Werkstoffe durch isostatisches Heißpressen
von Metallpulver mit hohen Gehalten an Gasen, durch Beaufschlagen des Metallpulvers
mit unter Druck stehendem Reaktionsgas bei höherer Temperatur in das Metallpulver
eingebracht werden, dadurch gekennzeichnet , daß
a) das Metallpulver nach dem an sich bekannten Einfüllen in eine Kapsel mit dem Reaktionsgas
beaufschlagt wird, während
b) gleichzeitig ein Prozeßgas auf die Kapsel unter Wärmezufuhr von außen unter Druck
einwirkt, wobei
c) gleichzeitig mit der Steigerung des Druckes des Prozeßgases eine annähernd gleiche
Drucksteigerung des Reaktionsgases vorgenommen wird,
d) der Druck so weit gesteigert wird, bis im Zwischenkornvolumen des Metallpulvers
eine unter den dort herrschenden Temperaturbedingungen für das Erreichen des gewünschten
Legierungsgehaltes ausreichende Menge Reaktionsgas eingeschlossen ist, daß dann
e) die weitere Zufuhr von Reaktionsgas beendet wird und
f) der Druck des Prozeßgases außerhalb der Kapsel und die Temperatur auf eine für
das isostatische Heißpressen notwendige Höhe gebracht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das Prozeßgas ein Gemisch
aus einem im Metallpulver nicht löslichen Gas und dem vorgesehenen Reaktionsgas ist,
wobei der Volumenanteil des Reaktionsgases im Gemisch so gewählt wird, daß es unter
den während der heißisostatischen Sinterphase herrschenden Druck- und Temperaturbedingungen
annähernd im Gleichgewicht steht zu dem Gasgehalt der Metallphase.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß das Metallpulver
mit Elementen legiert ist, die mit dem Reaktionsgas Verbindungen eingehen, die im
Werkstoff als feinverteilte Ausscheidungen vorliegen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Erzeugnissen aus
Stahlpulver, dadurch gekennzeichnet , daß Stickstoff als Reaktionsgas verwendet
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Prozeßgas ein Gemisch
aus Argon und Stickstoff ist.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet
durch ein Druckgefäß (3) mit Heizelement(en) (4) und einer Prozeßgas-Zuleitung (5)
sowie einer im Druckraum (7) befindlichen mit Metallpulver (1) gefüllten Kapsel (2),
an die eine Reaktionsgas-Zuleitung (6) angeschlossen ist.