[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zum Zuführen naturharter, warmgewalzter,
von Vorratshaspeln abgezogener Drähte zu einem Verbraucher, z.B. zu einer Vielpunkt-Widerstandschweißmaschine,
und zum Richten der Drähte auf ihrem Weg von den Vorratshaspeln zum Verbraucher.
[0002] Bisher werden in der drahtverarbeitenden Industrie, insbesondere dort, wo hohe Drahtfestigkeitswerte
gefordert werden, wie beispielsweise beim Herstellen von Bewehrungsmatten für den
Stahlbetonbau, die in einem Warmwalzverfahren hergestellten Drähte einer nachfolgenden
Kaltverformung, etwa einem Recken, Kaltziehen oder Kaltwalzen, unterzogen, durch
welche ihre Festigkeit beträchtlich erhöht werden kann. Da jeder warmgewalzte unlegierte
oder niedrig legierte Stahl eine ausgeprägte Fließgrenze aufweist, d.h. eine Belastungs-
bzw. Spannungsgrenze, bei deren Überschreitung der Stahl sich ohne zusätzliche Steigerung
der Last bzw. Spannung sehr stark dehnt, muß die für die unmittelbare Verwendung solchen
Stahles zulässige Spannung unterhalb der Fließgrenze festgelegt werden, um Verformungen
der Bauteile durch Erreichen der Fließgrenze zu vermeiden. Durch die Kaltverformung
werden nicht nur die Fließeigenschaften des Stahles beseitigt, sondern es wird darüber
hinaus auch noch seine Bruchfestigkeit verbessert. Es können somit relativ niedrig
legierte, leicht schweißbare Stähle in ihren Festigkeitseigenschaften erheblich verbessert
werden. Zudem haben so vorbehandelte Stähle eine glatte, saubere Oberfläche, die beispielsweise
das Verschweißen einander kreuzender Drähte zu geschweißten Gittern begünstigt.
[0003] Ein solches Herstellungsverfahren von Gittern, bei welchen sämtliche Arbeitsvorgänge
hintereinander in einem Zug durchgeführt wurden, ist beispielsweise aus der AT-B 214.241
bekannt.
[0004] Fortschritte bei der Stahlerzeugung und sinkende Preise der Legierungsstoffe ermöglichen
es heute, sog. naturharte warmgewalzte Drähte mit Festigkeitseigenschaften, welche
denen kaltverformter Drähte entsprechen, zu Preisen herzustellen, die gegenüber denen
kaltverformter Drähte durchaus konkurrenzfähig sind. Auch das Schweißen naturharter
warmgewalzter, stark legierter Drähte bereitet heute keine Schwierigkeiten mehr, weil
zur Erzielung hoher Festigkeiten anstatt des eine Schweißung ungünstig beeinflussenden
Kohlenstoffes andere Legierungselemente preiswert zur Verfügung stehen und Anwendung
finden.
[0005] Vergleichsweise erschwert wird jedoch bei der Verwendung naturharter warmgewalzter
Drähte der Richtvorgang, zumal bei den kaltverformten Drähten durch den Kaltbearbeitungsvorgang
die gröbsten Verformungen bereits geglättet werden. Man kann sich daher zum Richten
kaltgezogener Drähte einfacher Rollenrichtgeräte bedienen, die im allgemeinen aus
zwei in rechtem Winkel zueinander angeordneten Rollensätzen bestehen, durch welche
der Draht in jeweils einer Ebene in mit zur Auslaufseite des Richtrollensatzes hin
abnehmender Amplitude schwach gewellt hindurchgeführt wird.
[0006] Wesentlich bessere und daher für naturharte warmgewalzte Stähle besonders günstige
Richtergebnisse lassen sich mit einer sog. Rotorrichtvorrichtung erzielen, in welcher
der Draht zwischen zwei in der Drahtzugachse liegenden festen Drahtführungen mittels
einer um diese Achse mit hoher Drehzahl umlaufenden Drahtführung in einem Richtrotor
ausgelenkt wird. Eine Ausführungsform einer solchen Rotorrichtvorrichtung ist in
der AT-B 187.401 beschrieben.
[0007] Da solchen Richtvorrichtungen auf Grund der erforderlichen hohen Drehzahl des Richtrotors
naturgemäß ein großes Schwungmoment innewohnt, lassen sie sich nicht plötzlich abschalten
und neigen daher dazu, den Draht, wenn er nicht gleichmäßig zuläuft, etwa weil sich
Umgeher der Vorrats haspeln, von welchen der Draht abgezogen wird, verheddert haben,
so weit zu verdrillen, bis er reißt. Überdies muß auf der Auslaufseite der Richtvorrichtung
eine Möglichkeit geschaffen werden, den mit gleichförmiger Geschwindigkeit erfolgenden
Austritt des Drahtes mit dem meist intermittierenden Vorzug des Drahtes in einen
Verbraucher, etwa eine Gitterschweißmaschine, in Einklang zu bringen, wobei zu berücksichtigen
ist, daß ein befriedigendes Richten des Drahtes ein bestimmtes Verhältnis der Umlaufgeschwindigkeit
des Richtrotors zur Vorschubgeschwindigkeit des Drahtes durch den Richtrotor voraussetzt.
[0008] Aus der DE-A-31 20 721 ist es bekannt, einen störungsfreien Zulauf eines mit gleichförmiger
Geschwindigkeit vorgeschobenen Drahtes zu einem intermittierend arbeitenden Verbraucher
mittels einer längenveränderbaren Drahtschlaufe zu ermöglichen, deren größte und kleinste
Länge durch zwei Berührungsschalter, welche mit dem Antriebsmechanismus des Drahtes
in Wirkverbindung stehen, begrenzt wird. Je nachdem, ob die Drahtschlaufe den ihre
geringste oder den ihre größte Länge begrenzenden Schalter betätigt, wird die Vorschubgeschwindigkeit
des Drahtes erhöht oder erniedrigt. Ferner sind z.B. aus der DE-B-1 036 198 auch Einrichtungen
bekannt, die einen drahtverarbeitenden Verbraucher abstellen, sobald dessen Versorgung
mit Draht aus irgend einem Grund gestört oder unterbrochen wird. Andere, z.B. aus
der GB-A-719 051 oder der US-A-1 503 583 bekannte Vorrichtungen lösen, wenn die Drahtspannung
zwischen Ablaufvorrichtung und dem Verbraucher ein vorgegebenes Maß überschreitet,
das Abschneiden des Drahtes aus. Dieser Effekt ist in seinen Wirkungen einem Drahtbruch
gleichzusetzen.
[0009] Ausgehend von diesem Stand der Technik befaßt sich die Erfindung mit der Aufgabe,
eine Einrichtung zum Zuführen naturharter warmgewalzter Drähte zu einem Verbraucher
derart auszubilden, daß bei plötzlicher Unterbrechung der Drahtzufuhr zur Richtvorrichtung
Drahtbrüche vermieden werden, bzw. daß eine einwandfreie Übergabe des aus der Richtvorrichtung
mit gleichförmiger Geschwindigkeit austretenden Drahtes an einen diskontinuierlich
arbeitenden Verbraucher sichergestellt ist.
[0010] Diese Aufgabe wird mit einer Einrichtung der einleitend angegebenen Gattung, bei
der in bekannter Weise zwischen jeder Vorratshaspel und dem Verbraucher eine in ihrer
Länge veränderbare Drahtschlaufe mit zwei dieser zugeordneten Schaltern angeordnet
ist, die befähigt sind, bei Erreichen einer maximalen bzw. minimalen Schlaufenlänge
die Fördergeschwindigkeit einer Abzugeinrichtung im Sinne einer Korrektur der Schlaufenlänge
zu beeinflussen, erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zwischen dieser ersten Drahtschlaufe
und der Vorratshaspel vor der Abzugeinrichtung eine an sich bekannte, den Draht zwischen
zwei auf der Drahtzugachse liegenden Drahtführungen mittels eines mit hoher Drehzahl
umlaufenden Richtrotors radial auslenkende Rotorrichtvorrichtung und zwischen der
Rotorrichtvorrichtung und der Haspel eine zweite in ihrer Länge veränderbare Schlaufe
vorgesehen ist und daß dieser zweiten Schlaufe eine Abtasteinrichtung zugeordnet ist,
welche bei Unterschreiten einer vorgegebenen Mindestlänge der zweiten Schlaufe zumindest
die Abzugeinrichtung und die Rotorrichtvorrichtung abzuschalten befähigt ist, während
die der ersten Schlaufe zugeordneten Schalter zusätzlich zur Fördergeschwindigkeit
der Abzugeinrichtung und gleichsinnig mit dieser auch die Drehzahl der Rotorrichtvorrichtung
zu beeinflussen befähigt sind.
[0011] Anhand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles, das
den Weg eines Drahtes von der Vorratshaspel zum Verbraucher erkennen läßt, soll die
Erfindung nun näher beschrieben werden.
[0012] Jeder von einer frei drehbar gelagerten Vorratshaspel 4 ablaufende Draht 1 wird von
einem ihn mit Klemmschluß erfassenden, motorisch angetriebenen Abzugrollenpaar 2 durch
eine Rotorrichtvorrichtung 3 hindurchgefördert. Die Richtvorrichtung 3 weist auf der
Drahtzugachse zwei Drahtführungen 3a und zwischen diesen einen den Draht mehrfach
aus der Drahtzugachse auslenkenden, mit hoher Drahzahl rotierenden Richtrotor 3b auf.
[0013] Zwischen der Rotorrichtvorrichtung 3 und der Haspel 4 wird der Draht von einer federbelasteten
Rolle 5, die zwischen zwei feststehenden Rollen 6 und 7 angeordnet und an einem Arm
eines zweiarmigen, bei 11 drehbar gelagerten Hebels 8 gelagert ist, aus der geraden
Zuführrichtung ausgelenkt, so daß er normalerweise eine schlaufenartige Ausbuchtung
12 vorbestimmter Größe bildet. Die die Rolle 5 belastende Feder 9 muß hinlänglich
stark sein, um die im normalen Betrieb zum Drehen der Haspel 4 erforderliche Kraft
im Draht 1 ohne nennenswerte Verringerung des Drahtdurchhanges zwischen den Rollen
6 und 7 aufnehmen zu können.
[0014] Erst im Störungsfalle, wenn die Drehung der Vorratshaspel 4 behindert wird, etwa
dadurch, daß sich zwei Umgeher des auf der Haspel aufgewickelten Drahtes ineinander
verhängen, wird der Draht zwischen den Rollen 6 und 7 allmählich gespannt. Dabei stößt
der freie Arm des zweiarmigen Hebels 8 gegen einen Schaltkontakt 10, durch welchen
zumindest der Antrieb der Rotorrichtvorrichtung 3 und des zugeordneten Abzugrollenpaares
2 abgeschaltet und gleichzeitig ein Abbremsen des Richtrotors 3b eingeleitet wird.
Da der Draht 1 bei Beginn des Bremsvorganges noch erheblich von der Tangentiallinie
der beiden Rollen 6 und 7 abweicht, kann er während des Auslaufens des Richtrotors
3b unter allmählicher Streckung zwischen den Rollen 6 und 7 noch ein Stück weiter
gefördert werden, wodurch eine lokale, zum Bruch führende Überbeanspruchung des Drahtes
durch den Richtrotor 3b vermieden wird.
[0015] Zwischen jeder Rotorrichtvorrichtung 3 und dem nur schematisch angedeuteten Verbraucher
15, etwa einer Gitterschweißmaschine, ist eine weitere Schlaufe 16 angeordnet, der
eine einfache Rollenrichtvorrichtung 17 nachgeschaltet ist, welche lediglich die Aufgabe
hat, etwa aus der Schlaufe 16 resultierende, bleibende Verformungen zu beseitigen.
[0016] Die Größe der Schlaufe 16 wird durch zwei Schalter 18, 19 begrenzt. Die Schalter
18, 19 wirken auf die Rotorrichtvorrichtung 3 derart ein, daß der Antrieb des Richtrotors
3b und der Antrieb des Abzugrollenpaares 2 bei Betätigung des Schalters 18 auf eine
höhere, bei Betätigung des Schalters 19 hingegen auf eine niedrigere Geschwindigkeitsstufe
geschaltet wird.
[0017] Der Schalter 18 kann auch so ausgebildet sein, daß er, wenn der Richtrotor 3b auf
die Schalterbetätigung nicht anspricht, etwa weil der Richtrotor 3b durch Betätigung
des Kontaktes 10 abgeschaltet und abgebremst worden ist, in einer zweiten Schalterstellung
ein Abschalten des Verbrauchers 15 bewirkt. Anderseits könnte das Abschalten des
Verbrauchers 15 auch unmittelbar vom Schaltkontakt 10 aus erfolgen.
[0018] Da die warmgewalzten Drähte verzundert sind, kann, um diese besser verarbeiten zu
können, der Rotorrichtvorrichtung 3 noch eine Entzunderungseinrichtung 20, etwa ein
motorisch angetriebener Bürstensatz, vorgeschaltet sein.
[0019] Da schließlich jede Rotorrichtvorrichtung den Draht beim Richtvorgang bis zu einem
gewissen Grad in sich verdrillt, wodurch im Draht beim Richtvorgang innere Spannungen
aufgebaut werden, kann es sich bei der Zufuhr einer Vielzahl von Drähten zum Verbraucher
als zweckmäßig erweisen, zumindest eine Anzahl von Rotorrichtvorrichtungen in gegenüber
den anderen Rotorrichtvorrichtungen entgegengesetztem Drehungssinn anzutreiben, um
in einem Endprodukt, etwa einem geschweißten Gitter, eine Kompensation der Torsionsspannungen
benachbarter Drähte zu erzielen.
1. Einrichtung zum Zuführen naturharter, warmgewalzter, von Vorratshaspeln abgezogener
Drähte zu einem Verbraucher, z.B. zu einer Vielpunkt-Widerstandschweißmaschine, und
zum Richten der Drähte auf ihrem Weg von der Vorratshaspel zum Verbraucher, mit einer
zwischen jeder Vorratshaspel und dem Verbraucher angeordneten, in ihrer Länge veränderbaren
Drahtschlaufe und zwei mit dieser zusammenwirkenden Schaltern, die befähigt sind,
bei Erreichen einer maximalen bzw. minimalen Schlaufenlänge die Fördergeschwindigkeit
einer Abzugeinrichtung im Sinne einer Korrektur der Schlaufenlänge zu beeinflussen,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dieser ersten Drahtschlaufe (16) und der Vorratshaspel
(4) vor der Abzugeinrichtung (2) eine an sich bekannte, den Draht (1) zwischen zwei
auf der Drahtzugachse liegenden Drahtführungen (3a) mittels eines mit hoher Drehzahl
umlaufenden Richtrotors (3b) radial auslenkende Rotorrichtvorrichtung (3) und zwischen
der Rotorrichtvorrichtung (3) und der Haspel (4) eine zweite in ihrer Länge veränderbare
Schlaufe (12) vorgesehen ist und daß dieser zweiten Schlaufe (12) eine Abtasteinrichtung
(5, 8, 10) zugeordnet ist, welche bei Unterschreiten einer vorgegebenen Mindestlänge
der zweiten Schlaufe (12) zumindest die Abzugeinrichtung (2) und die Rotorrichtvorrichtung
(3) abzuschalten befähigt ist, während die der ersten Schlaufe (16) zugeordneten Schalter
(18, 19) zusätzlich zur Fördergeschwindigkeit der Abzugeinrichtung (2) und gleichsinnig
mit dieser auch die Drehzahl der Rotorrichtvorrichtung (3) zu beeinflussen befähigt
sind.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest einige der Rotorrichtvorrichtungen
(3) in den übrigen Rotorrichtvorrichtungen (3) entgegengesetztem Drehungssinn antreibbar
sind.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die jeder vorderen
Schlaufe (12) zugeordnete Abtasteinrichtung (5, 8, 10) zusätzlich befähigt ist, auch
den Verbraucher (15) abzuschalten.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der bei
minimaler Länge der hinteren Schlaufe (16) ansprechende Schalter (18) auch befähigt
ist, bei Nichtansprechen der Abzugeinrichtung (2) und der Rotorrichteinrichtung (3)
auf einen eine Vergrößerung der Schlaufe (16) auslösenden Steuerbefehl den Verbraucher
(15) abzuschalten.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß vor jeder
Rotorrichtvorrichtung (3), wie an sich bekannt, eine Entzunderungseinrichtung (20)
angeordnet ist.