(19)
(11) EP 0 255 578 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.02.1988  Patentblatt  1988/06

(21) Anmeldenummer: 87107014.0

(22) Anmeldetag:  14.05.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 13/44
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI NL SE

(30) Priorität: 28.05.1986 DE 3617888

(71) Anmelder: Dynamit Nobel Aktiengesellschaft
D-53839 Troisdorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Jensen, Ernst
    D-8510 Fürth (DE)
  • Schmied, Irene
    D-8500 Nürnberg (DE)
  • Penner, Horst, Dr.
    D-8510 Fürth (DE)
  • Jühe, Friedrich Karl
    D-8504 Stein (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Reizstoff- oder nebelerzeugende Munition


    (57) Es wird eine Geschosspatrone zum Verschiessen von Reizstoffgas, Nebel oder von Rauchkörpern gezeigt. Die Patrone weist in ihrem Inneren mindestens einen Festkörper auf, dessen Wirkstoff nach dem Anzünden den Reizstoff oder dergleichen erzeugt. Der Festkörper (bzw. mehrere Festkörper) ist ausschllesslich aus Wirkstoff gefertigt. Beim Abbrennen wird der Festkörper zum einen heiss, zum anderen bekommt er eine so geringe Festigkeit, dass er beim Anfassen zerfällt. Auf diese Weise kann der Festkörper nicht zur Abschussbasis zurückgeworfen werden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Patrone oder Wurfkörper zum Erzeugen bzw. Abgeben von Nebel, Rauch oder eines Reizstoffes.

    [0002] Derartige Patronen oder Wurfkörper können je nach Ausbildung entweder von Hand geworfen oder mittels einer großkalibrigen Mehrzweckpistole abgeschossen werden. Am Einsatzort setzen derartige Patronen oder Wurfkörper dann Nebel, Rauch oder einen Reizstoff frei.

    [0003] Aus der DE-PS 1 933 029 ist ein Wurfkörper bekannt, der auch gegebenenfalls als Patrone ausgebildet und abgeschossen werden kann. Diese Patrone bzw. dieser Wurfkörper weist in seinem Inneren einen aus mehreren Stücken bestehenden Festkörper auf, dessen Wirkstoff nach dem Anzünden einen Reizstoff (z.B. Tränengas) freisetzt. Der Festkörper bleibt hierbei nach dem Anzünden, also am Einsatzort, in seiner Umhüllung, der Reizstoff tritt durch öffnungen in der Umhüllung aus. Weiterhin ist es bekannt, anstelle eines einzelnen Festkörpers mit Umhüllung einzelne, feste "Subkörper" zu verwenden, die aber ebenfalls den Reizstoff entwickelnde. Festkörper in ihrem Inneren bergen. In beiden Fällen ist es nun möglich, das aktivierte Geschoß oder die Subkörper zur Abschußbasis zurückzuwerfen und so die Wirkung des Gegenstandes aufzuheben bzw. sogar umzukehren.

    [0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt.der vorlie- genden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Patrone oder einen Wurfkörper der eingangs genannten Art dahingehend weiterzubilden, daß ein Zurückwerfen zur Abschußbasis nicht mehr möglich ist.

    [0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der bzw. die Festkörper ausschließlich aus Wirkstoff besteht bzw. bestehen. Mit einer derartigen Ausbildung wird erreicht, daß zumindest eine psychologische Hemmschwelle besteht, die schwelenden, rauchenden Gegenstände anzufassen und zurückzuwerfen.

    [0006] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Festkörper (bzw. sind die Festkörper) derart aufgebaut, daß mindestens die Außenfläche beim Abbrennen eine die Berührung verbietende Temperatur erreicht. Um nun auch das Anfassen und Zurückwerfen unter Zuhilfenahme eines Handschuhes zu verhindern, wird bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung der Festkörper aus einem Wirkstoff gefertigt, der mindestens nach dem Anzünden bzw. beim Abbrennen eine so geringe Festigkeit aufweist, daß er beim Anfassen zerfällt. Dadurch wird das Zurückwerfen vollends unmöglich gemacht.

    [0007] Vorzugsweise ist der Festkörper aus einem mit einem Schwelbett vermischten pyrotechnischen Satz gefertigt, der mit einer Anzündmischung getrommelt ist, so daß diese im wesentlichen nur auf der Außenfläche des Festkörpers (bzw. der mehreren Festkörper) vorhanden ist.

    [0008] Besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform der Erfindung, die eine Geschoßkörperhülle (entweder ein Wurfkörper oder eine aus einer großkalibrigen Pistole abfeuerbare Patrone) umfaßt, in der sich eine Vielzahl von Festkörpern in lose geschütteter oder gestapelter Form befindet, wobei die Geschoßkörperhülle durch einen Geschoßboden verschlossen ist. In vorteilhafter Weise kann hier der Geschoßboden gleichzeitig als Treibspiegel ausgebildet sein.

    [0009] Weitere erfindungswesentliche Merkmale ergeben sich anhand der Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, die mit einer Abbildung erläutert ist.

    [0010] Wie in der beigefügten Abbildung gezeigt, besteht bei der oben erläuterten Ausführung der Erfindung als;.Patrone der Erfindungsgegenstand aus einer Geschoßkörperhülle 2, in der eine große Anzahl von Festkörpern bzw. Subkörpern 1 mit zylindrischer (oder kugeliger) Form enthalten ist. Die Festkörper 1 sind aus einem entsprechenden pyrotechnischen Satz durch Tabletieren oder Extrudieren hergestellt und bestehen ausschließlich aus diesen Sätzen, die mit einem Schwelbett vermischt sind und lediglich mit einer Anzündmischung getrommelt werden. Die Subkörper 1 können hierbei in loser Schüttung (wie gezeigt) oder in einem geordneten Stapel in die Geschoßkörperhülle 2 laboriert werden.

    [0011] Nach dem Befüllen wird die Geschoßkörperhülle 2 mit einem Geschoßboden 3 versehen, der gleichzeitig einen Treibspiegel bildet. Im Zentrum des Treibspiegels wird gemäß der beiliegenden Ausführungsform der Erfindung eine pyrotechnische Verzögerung 4 angebracht. Das Geschoß wird in , bekannter Weise patroniert und im Bedarfsfall in eine Position oberhalb des Zielgebietes geschossen, wo erst nach Ablauf der pyrotechnischen Verzögerung eine Zündung der Subkörper 1 und Ausstoß der Subkörper bzw. Festkörper 1 aus der Geschoßkörperhülle 2 erfolgt. Dabei bewirkt der Gasdruck der aufgetrommelten Anzündmischung auf den Festkörpern 1 eine Trennung von der Geschoßkörperhülle 2 und dem Geschoßboden 3. Die Festkörper 1 fallen verglimmend zu Boden und entwickeln dabei die gewünschte Reizstoff-, Nebel- oder Rauchwolke. Während des Abschwelvorganges entwickelt das Schwelbett eine so große Hitze, daß die Festkörper 1 nicht mit ungeschützten Händen angefaßt werden können. Darüberhinaus haben die schwelenden Subkörper eine so geringe Festigkeit, daß sie bei bloßer Berührung mit den Händen zerfallen. Durch diese Beschaffenheit ist es nicht möglich, Festkörper 1 aufzunehmen und zum Abschußort zurückzubefördern.

    [0012] Die Patronenhülse mit Anzündung und Treibladung ist in der beiliegenden Abbildung mit der Ziffer 5 bezeichnet.


    Ansprüche

    1. Patrone oder Wurfkörper zum Erzeugen bzw. Abgeben von Nebel, Rauch oder eines Reizstoffes, mit mindestens einem Festkörper, dessen Wirkstoff nach dem Anzünden den Reizstoff, Nebel oder Rauch erzeugt, dadurch gekennzeichnet , daß der/die Festkörper (1) ausschließlich aus Wirkstoff besteht/bestehen.
     
    2. Patrone nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß der Festkörper (1) derart aufgebaut ist, daß er mindestens an seiner Außenfläche beim Abbrennen eine die Berührung verbietende Temperatur erreicht.
     
    3. Patrone nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet , daß der Festkörper (1) aus einem Wirkstoff besteht, der mindestens nach dem Anzünden bzw. beim Abbrennen eine so geringe Festigkeit aufweist, daß er beim Anfassen zerfällt.
     
    4. Patrone nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet , daß der Festkörper (1) aus einem mit einem Schwelbett vermischten pyrotechnischen Satz besteht, der mit einer Anzündmasse getrommelt ist.
     
    5. Patrone nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet
    durch eine Geschoßkörperhülle (2), in der sich eine Vielzahl von Festkörpern (1) befindet, und die durch einen Geschoßboden (3) verschlossen ist.
     




    Zeichnung