(19)
(11) EP 0 256 308 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.02.1988  Patentblatt  1988/08

(21) Anmeldenummer: 87110114.3

(22) Anmeldetag:  14.07.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 12/16, F41F 1/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB LI

(30) Priorität: 25.07.1986 DE 3625112

(71) Anmelder: Dynamit Nobel Aktiengesellschaft
D-53839 Troisdorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Voss, Alfred
    D-5000 Köln 41 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Bekämpfung eines gepanzerten Zieles


    (57) Zur Bekämpfung eines gepanzerten Zieles wird kurz vor dem Abschuß eines Hohlladungsgeschosses (13) aus dem­selben Geschütz (10) ein Vorbereitungsgeschoß (12) auf denselben Zielbereich abgefeuert. Das Vorbereitungs­geschoß (12) räumt eine etwaige strahlzerstörende Vor­panzerung des Zieles ab, so daß der Hohlladungsstrahl des Hohlladungsgeschosses auf die freiliegende Haupt­panzerung trifft.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbe­griff des Patentanspruchs 1 sowie ein Geschütz zur Durchführung des Verfahrens.

    [0002] Es ist bekannt, gepanzerte Ziele mit Hohlladungen zu bekämpfen. Eine Hohlladung erzeugt einen scharf gebün­delten Hohlladungsstrahl, der selbst dicke Panzerungen durchdringen kann. Die Hohlladung kann im Gefechtskopf eines Geschosses untergebracht sein, das einen Ab­standssensor enthält, welcher die Hohlladung in einer bestimmten Entfernung vor dem Ziel zündet, so daß der Hohlladungsstrahl vor Erreichen des Zieles erzeugt wird und dieses durchschlägt. Der Hohlladungsstrahl kann seine Wirkung nur entfalten, wenn er scharf gebündelt ist und nicht gestört wird. Zur Abwehr von Hohlladungs­geschossen sind Panzerungen entwickelt worden, die den Hohlladungsstrahl stören und unwirksam machen. Solche Panzerungen können passive Vorbauten aufweisen, welche den Hohlladungsstrahl ablenken und streuen, oder reak­tive Sprengstoffe enthalten, die durch den Hohlladungs­strahl angezündet werden und diesen durch ihre Spreng­wirkung stören.

    [0003] Um derartige strahlzerstörende Panzerungen unwirksam zu machen, sind Geschosse mit Tandemladungen entwickelt worden. Derartige Geschosse enthalten eine erste La­dung, die die Sprengstoffbelegung der Panzerung akti­viert, und eine zweite Ladung, die zeitlich verzögert nach der ersten Ladung entlang derselben Achse wirkt. Tandemladungen haben einen komplizierten Aufbau und sie sind teuer. Die notwendige wirksame Funktion der Einzel­bausteine innerhalb der Aufschlagzeit ist unsicher, da nicht sichergestellt werden kann, daß die erste Ladung die aktive Panzerung unwirksam gemacht hat, wenn der Hohlladungsstrahl der zweiten Ladung auf das Ziel trifft. Außerdem besteht die Gefahr, daß die zweite Ladung durch das Detonieren der ersten Ladung beschä­digt wird.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgal,e zugrunde, ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 zu schaffen, das eine sichere und wirksame Bekämpfung solcher Ziele ermöglicht, die eine gegen Hohlladungsstrahlen gesicher­te Panzerung aufweisen.

    [0005] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.

    [0006] Nach der Erfindung werden zwei separate Geschosse aus demselben Geschütz kurz nacheinander auf denselben Zielbereich abgefeuert. Das erste Geschoß ist ein Vor­bereitungsgeschoß, das die passive oder reaktive Pan­zerung des Ziels zerstört, so daß das unmittelbar nach­folgende zweite Geschoß die von strahlzerstörenden Ein­bauten befreite Panzerung wirksam durchschlagen kann. Das Vorbereitungsgeschoß ist vorzugsweise als Spreng­ladungsgeschoß ausgelegt, das die äußeren Schutzsegmen­te der Panzerung großflächig abräumt. Das Vorbereitungs­geschoß kann mit einem Aufschlagzünder ausgestattet sein, während das Hohlladungsgeschoß zweckmäßigerweise einen z.B. lasergesteuerten Abstandszünder aufweist. Das erfindungsgemäße Verfahren ist sowohl bei Panzerun­gen mit Vorbauten als auch bei reaktiven Panzerungen mit strahlzerstörenden Sprengstoffeinlagen anwendbar.

    [0007] Ein Geschütz zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens weist die Merkmale des Patentanspruchs 3 auf. Dieses Geschütz weist zwei Geschützrohre auf, die stets gleichzeitig auf dasselbe Ziel gerichtet sind und aus denen Geschosse mit unterschiedlichen Gefechts­köpfen mit einer geringen Zeitverschiebung gestartet werden. Dadurch ist sichergestellt, daß beide Geschosse im selben Zielbereich auf das Ziel auftreffen, d.h. die gleiche Stelle des Ziels durchschlagen, ohne daß das Ziel sich zwischenzeitlich fortbewegen kann. Die Zeit­verschiebung, mit der die beiden Geschosse gestartet werden, kann in relativ weiten Bereichen variiert wer­den, so daß die Zeitdifferenz, in der die beiden Ge­schosse auf das Ziel einwirken, nicht von der Auftreff­geschwindigkeit abhängt, wie dies bei Tandemgeschossen der Fall ist. Insbesondere können erheblich größere Zeitdifferenzen eingestellt werden als durch Tandem­geschosse erreichbar ist. Dadurch ist sichergestellt, daß das Vorbereitungsgeschoß die Schutzelemente der Panzerung abgeräumt hat, wenn der Hohlladungsstrahl auftrifft.

    [0008] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann erreicht werden, daß sich das zweite Geschoß während des Fluges am ersten Geschoß orientiert, um dessen Flugbahn zu folgen. Zu diesem Zweck kann das zweite Geschoß einen Erfassungssensor und eine Ausrichtungseinrichtung auf­weisen. Als Erfassungssensor eignet sich z.B. ein Infrarotsensor, der sich am Feuerstrahl des Zusatz­antriebes des Leitgeschosses orientiert. Die Steuer­signale des Erfassungssensors werden im zweiten Geschoß auf ein Steuersystem übertragen, das die Flugbahn dieses Geschosses so korrigiert, daß das zweite Geschoß der Flugbahn des ersten Geschosses folgt.

    [0009] Das erfindungsgemäße Geschütz eignet sich prinzipiell auch für das Starten einzelner Geschosse, so daß es nicht nur zur Durchführung des erfindungsgemäßen Ver­fahrens geeignet ist, sondern vielfältige Verwendungs­möglichkeiten gestattet.

    [0010] Im folgenden wird unter Bezugnahme auf die Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert.

    [0011] Es zeigen:

    Fig. 1 eine schematische Darstellung der Bekämpfung eines Ziels,

    Fig. 2 eine Seitenansicht des Geschützes und

    Fig. 3 eine Frontansicht des Geschützes.



    [0012] Aus Fig. 1 ist ersichtlich, wie ein Geschütz 10 auf ein gepanzertes Ziel 11, z.B. einen fahrenden Panzer, ge­richtet ist und zwei Geschosse 12,13 kurz nacheinander auf das Ziel feuert. Das erste Geschoß 12 ist ein Vor­bereitungsgeschoß, welches die strahlzerstörende Vor­panzerung abräumt, und das Geschoß 13 ist mit einem Hohlladungs-Gefechtskopf mit Abstandszünder ausge­stattet.

    [0013] Das Geschütz 10 weist zwei parallele Rohre 14,15 auf, die seitlich nebeneinander auf einem Stativ 16 ange­bracht sind. Die Rohre 14,15 bilden eine Einheit, die relativ zu dem Geschütz 16 gedreht bzw. geschwenkt und somit auf den Zielbereich eingestellt werden kann. An dieser Einheit befindet sich in cer Mitte über den bei­den Rohren 14,15 ein Sensor 17, z.B. ein Infrarot­sensor, Radar- oder Lasersensor, der den Zielbereich der Rohre 14,15 erfaßt und feststellt, ob sich ein Gegenstand im Zielbereich befindet. Das Steuergerät 18 ist in einem Kasten des Stativs 16 untergebracht. Der Sensor 17 ist über ein Kabel 19 mit dem Steuergerät 18 verbunden. Wenn der Sensor 17 erkennt, daß die Rohre 14,15 auf ein Ziel gerichtet sind, erzeugt er ein Ziel­erkennungssignal, das über das Kabel 19 dem Steuergerät 18 zugeführt wird.

    [0014] Der Sensor 17 ist ferner mit einem Vibrationsdetektor 20 verbunden, der auf dem Erdboden angebracht ist und auf Vibrationen, wie sie von einem Fahrzeug verursacht werden, reagiert. Der Vibrationsdetektor 20 dient dazu, den Sensor 17 zu wecken bzw. scharfzuschalten. Alter­nativ kann der Vibrationsdetektor 20 auch mit dem Steuergerät 18 verbunden sein, um dieses zu aktivieren.

    [0015] Wenn der Sensor 17 in scharfgeschaltetem Zustand ein Zielerkennungssignal an das Steurrgerät 18 liefert, wird das Vorbereitungsgeschoß 12 aus dem Rohr 14 in Richtung des Pfeiles 21 in Fig. 2 abgefeuert. Das Ab­feuern erfolgt unter Steuerung durch das Steuergerät 18, was durch den Pfeil 22 in Fig. 3 angedeutet ist. Mit einer kurzen Verzögerungszeit bewirkt das Steuer­gerät 18 das Abfeuern des Hohlladungsgeschosses aus dem Rohr 15, was durch den Pfeil 23 in Fig. 3 angedeutet ist. Die abgefeuerten Geschosse befinden sich gleich­zeitig in der Luft und treffen unmittelbar nacheinander auf denselben Bereich des Zieles 11 auf. Das Vorberei­tungsgeschoß beseitigt die strahlzerstörende Vorpanze­rung, bevor das Hohlladungsgeschoß 15 die Hauptpanze­rung durchschlägt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Bekämpfung eines gepanzerten Zieles mit einem Hohlladungsgeschoß,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß unmittelbar vor dem Abschuß des Hohlladungsge­schosses (13) aus demselben Geschütz (10) ein Vor­bereitungsgeschoß (12) auf denselben Zielbereich abgefeuert wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Vorbereitungsgeschoß ein Sprengladungsge­schoß verwendet wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Hohlladungsgeschoß eine Ver­folgungseinrichtung aufweist, die dieses Geschoß derart steuert, daß es der Flugbahn des Vorberei­tungsgeschosses folgt.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Hohlladungsgeschoß mit einem Erfassungs­sensor das Vorbereitungsgeschroß erkennt und in Ab­hängigkeit von den Signalen des Erfassungssensors gelenkt wird.
     
    5. Geschütz zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zwei im wesentlichen parallele Geschützrohre (14,15) vorgesehen sind, deren Anzündvorrichtungen von einem gemeinsamen Steuergerät (18) zündbar sind, und daß das Steuergerät (18) eine Verzögerungseinrichtung enthält, die die Anzündvorrichtungen in einem zeit­lichen Abstand von maximal 1000ms, vorzugsweise von 50 bis 100ms, zündet.
     
    6. Geschütz nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß es einen auf den Zielbereich beider Geschütz­rohre ausgerichteten Sensor (17) aufweist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht