(57) Ein Werkstück aus einer warmfesten Aluminiumlegierung wird pulvermetallurgisch dadurch
hergestellt, dass eine Legierung mit 8 bis 14 Gew.-% Fe, 0,5 bis 2 Gew.-% V und 0,2
bis 1 Gew.-% Mn erschmolzen, die Schmelze mit einer Geschwindigkeit von mindestens
10⁵ °C/S in einem Gasstrom abgekühlt und zu Partikeln von 1 bis 40 µm Durchmesser
zerstäubt wird, worauf das Pulver bei einer Temperatur von 350 bis 450°C unter einem
Druck von 2000 bis 6000 bar zu einem Pressling verdichtet wird. Dabei tritt die durch
Mn stabilisierte intermetallische Verbindung Al₆Fe in feiner Verteilung auf. Dieses
Dispersoid verleiht dem Korn eine hohe Duktilität und Zähigkeit.
Technisches Gebiet:
[0001] Warmfeste Aluminiumlegierungen, welche aus mit hoher Abkühlungsgeschwindigkeit durch
Zerstäuben einer Schmelze gewonnenen Pulvern hergestellt werden. Hoher Gehalt an unter
sonst üblichen Erstarrungsbedingungen nicht zulässigen Legierungsbestandteilen wie
z.B. Fe und Cr.
[0002] Die Erfindung bezieht sich auf die Erzeugung von Aluminiumlegierungspulvern und
die Herstellung von Formkörpern aus diesen Pulvern.
[0003] Insbesondere betrifft sie die pulvermetallurgische Herstellung eines Werkstücks
aus einer warmfesten Aluminiumlegierung des Typs Al/Fe/X mit 5 bis 15 Gew.-% Fe,
wobei X für das Element V und/oder Mn steht. (Vergl. GB-PS 2 088 409 A).
Stand der Technik:
[0004] Aluminiumlegierungen, welche sich für die Erzeugung von Pulvern aus Schmelzen mittels
Gasstrahlzerstäubung unter Anwendung sehr hoher Abkühlungsgeschwindigkeiten (10⁵ °C/s
und mehr) eignen und für die Herstellung warmfester Werkstücke verwenden lassen,
sind in zahlreichen Variationen bekannt geworden. Eine bedeutende Gruppe stellen die
polynären, meist relativ hohe Eisengehalte aufweisenden Legierungen des Typs Al/Fe/X
dar, wobei X mindestens eines der Elemente Ti, Zr, Hf, V, Nb, Cr, Mo, W, bedeutet.
Dabei nimmt offenbar eine Legierung mit 8 Gew.-% Fe und 2 Gew.-% Mo eine Sonderstellung
ein (Vergl. GB-PS 2 088 409 A).
[0005] Es wird ganz allgemein versucht, bei diesen Aluminiumlegierungen Ausscheidungs-
und/oder Dispersionshärtung aufeinander abzustimmen und zu optimieren. Dabei spielen
binäre und ternäre intermetallische Verbindungen eine wesentliche Rolle. In diesem
Zusammenhang wird oft auf die intermetallische Verbindung Al₃Fe als wichtige konstituierende
Phase und auf ein im Pulverkorn bei hoher Abkühlungsgeschwindigkeit gebildetes Mikro-Eutektikum
hingewiesen (Vergl. C.M. Adam and R.G. Bourdeau in: R. Mehrabian et al, eds., Rapid
Solidification Processing, Batou Rouge, 1980, p. 246; C.M. Adam in: B.H. Kear et al,
eds., "Rapidly Solidified Amorphous and Crystalline Alloys", 1982; W.J. Boettinger,
L. Bendersky, J.G. Early, submitted to Met. Trans A (1985) und M.J. Couper and R.F.
Singer in: M. Koczak and G. Hildeman (eds.), Conference proceedings, High Strength
PM Aluminium Alloys, 1985, in Press.).
[0006] Die Eigenschaften der bekannten Legierungen und der daraus nach pulvermetallurgischen
Methoden erzeugten Press- und Formkörper lassen noch zu wünschen übrig. Insbesondere
ist die Zähigkeit und die Duktilität derartiger Werkstücke für viele Verwendungen
ungenügend.
[0007] Es besteht daher ein grosses Bedürfnis, bekannte Legie rungen weiterhin zu verbessern
und die Herstellungsmethoden für Fertigerzeugnisse zu verfeinern.
Darstellung der Erfindung:
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur pulvermetallurgischen
Herstellung eines Werkstücks aus einer warmfesten Aluminiumlegierung unter Berücksichtigung
optimaler Legierungszusammensetzung und Anpassung der Verfahrensschritte anzugeben,
welches zu zäheren und duktileren Fertigerzeugnissen ohne Einbusse an Festigkeit führt.
Dabei sollen bei der Pulverherstellung auch bei höheren Temperaturen stabile Phasen
erzielt werden, welche - unabhängig von der Partikelgrösse - über das ganze Pulverkorn
homogen verteilt sind und ihm eine hohe Verformbarkeit verleihen.
[0009] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass beim eingangs erwähnten Verfahren eine Legierung
gewählt wird, die 8 bis 14 Gew.-% Fe, 0,5 bis 2 Gew.-% V und 0,2 bis 1 Gew.-% Mn enthält,
wobei die Legierung erschmolzen, die Schmelze unter einer Abkühlungsgeschwindigkeit
von mindestens 10⁵ °C/s in einem Gasstrom zu Partikeln mit einem Durchmesser von
1 bis 40 µm zerstäubt wird, wobei die dabei gebildeten Dispersoide homogen verteilt
und keine mikro-eutektische Zone innerhalb eines Pulverpartikels vorhanden ist, und
dass das Pulver bei einer Temperatur von 350 bis 450°C unter einem Druck von 2000
bis 6000 bar dergestalt verdichtet wird, dass die intermetallische, durch Mn stabilisierte
Phase Al₆Fe in feiner Verteilung gebildet und die Phase Al₃Fe weitgehend unterdrückt
wird.
Weg zur Ausführung der Erfindung:
[0010] Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Ausführungsbeispiels erläutert.
Ausführungsbeispiel:
[0011] Es wurde eine Legierung der nachfolgenden Zusammensetzung erschmolzen:
Fe = 10 Gew.-%
V = 1 Gew.-%
Mn = 0,5 Gew.-%
Al = Rest
[0012] Die Schmelze wurde in einer Vorrichtung mittels eines Gasstromes (Stickstoff) unter
Wahrung einer Abkühlungsgeschwindigkeit von mindestens 10⁵ °C/s zu einem Pulver zuerstäubt.
Der mittlere Partikeldurchmesser betrug ca. 20 µm, der maximale ca. 40 µm. Die Struktur
der Partikel war durch eine gleichmässige Verteilung der Dispersoide gekennzeichnet,
während das sonst bei herkömmlichen Legierungen auftretende störende Mikro-Eutektikum
fehlte.
[0013] Ca. 160 g des Pulvers wurden durch Heisspressen in einer Form unter einem Druck von
3000 bar bei einer Temperatur von 400°C zu einem Pressbolzen von ca. 99 % theoretischer
Dichte verdichtet. Die Aufheizzeit in der Form betrug dabei ca. 45 min. Der Pressbolzen
hatte einen Durchmesser von 40 mm und eine Höhe von 60 mm. Dieser Pressbolzen wurde
in den Zylinder einer Strangpresse eingesetzt und unter einem Druck von 5000 bar bei
einer Temperatur von 400°C zu einer Stange von 13 mm Durchmesser verpresst. Das Reduktionsverhältnis
betrug ca. 9:1.
[0014] Aus der Stange wurden Probestücke herausgeschnitten und die mechanischen Eigenschaften
bei Raumtemperatur und bei 300°C gemessen. Die Streckgrenze bei Raumtemperatur betrug
450 MPa. Eine metallographische Untersuchung ergab das Vorhandensein beträchtlicher
Volumenanteile der Phase Al₆Fe während praktisch kein Al₃Fe festgestellt werden konnte.
Ferner waren keine nicht-deformierten, Al₃Fe enthaltenden Pulverpartikel im verdichteten
Material vorhanden.
[0015] Die Erfindung ist nicht auf das Ausführungsbeispiel beschränkt. Die Aluminiumlegierung
kann grundsätzlich folgende Zusammensetzung haben:
Fe = 8 bis 14 Gew.-%
(vorzugsweise 10 bis 14 Gew.-%)
V = 0,5 bis 2 Gew.-%
Mn = 0,2 bis 1 Gew.-%
Al = Rest.
[0016] Die Abkühlungsgeschwindigkeit bei der Pulverherstellung soll mindestens 10⁵ °C/s
betragen. Der Partikeldurchmesser des durch Gasstrahl-Zerstäubung hergestellten Pulvers
soll sich innerhalb der Grenzen 1 bis 40 µm bewegen. Die Verdichtung des Pulvers
kann bei Temperaturen zwischen 350 und 450°C unter Drücken von 2000 bis 6000 bar
erfolgen. Bevorzugte Werte sind 400°C für die Pulververdichtung.
[0017] Weitere vorteilhafte Legierungszusammensetzungen sind:
Fe = 10 bis 12 Gew.-%
V = 1 Gew.-%
Mn = 0,4 bis 1,0 Gew.-%
Al = Rest,
oder:
Fe = 12 Gew.-%
V = 1,5 Gew.-%
Mn =1,0 Gew.-%
Al = Rest.
1. Pulvermetallurgische Herstellung eines Werkstücks aus einer warmfesten Aluminiumlegierung
des Typs Al/Fe/X mit 5 bis 15 Gew.-% Fe, wobei X für das Element V und/oder Mn steht,
dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung 8 bis 14 Gew.-% Fe, 0,5 bis 2 Gew.-% V
und 0,2 bis 1 Gew.-% Mn enthält, wobei die Legierung erschmolzen, die Schmelze unter
einer Abkühlungsgeschwindigkeit von mindestens 10⁵ °C/s in einem Gasstrom zu Partikeln
mit einem Durchmesser von 1 bis 40 µm zerstäubt wird, wobei die dabei gebildeten Dispersoide
homogen verteilt und keine mikro-eutektische Zone innerhalb eines Pulverpartikels
vorhanden ist, und dass das Pulver bei einer Temperatur von 350 bis 450°C unter einem
Druck von 1000 bis 5000 bar dergestalt verdichtet wird, dass die intermetallische,
durch Mn stabilisierte Phase Al₆Fe in feiner Verteilung gebildet und die Phase Al₃Fe
weitgehend unterdrückt wird.
2. Herstellung eines Werkstücks nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Legierung einen Fe-Gehalt von 10 bis 14 Gew.-% aufweist.
3. Herstellung eines Werkstücks nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die
Temperatur bei der Pulververdichtung 400°C beträgt.
4. Herstellung eines Werkstücks nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Legierung folgende Zusammensetzung aufweist:
Fe = 10 bis 12 Gew.-%
V = 1 Gew.-%
Mn = 0,4 bis 1,0 Gew.-%
Al = Rest.
5. Herstellung eines Werkstücks nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die
Legierung die nachfolgende Zusammensetzung aufweist:
Fe = 10 Gew.-%
V = 1 Gew.-%
Mn = 0,5 Gew.-%
Al = Rest
6. Herstellung eines Werkstücks nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Legierung folgende Zusammensetzung aufweist:
Fe = 12 Gew.-% V = 1,5 Gew.-%
Mn = 1,0 Gew.-%
Al = Rest.