[0001] Trotz industriell gebogenen, vorgefertigten Armierungsstählen müssen auf Baustellen
noch viele Armierungsstähle endseitig abgebogen werden. Ein sehr häufig und regelmässig
vorkommendes Beispiel ist das Abbiegen von Armierungsstählen, welche endseitig annähernd
senkrecht aus ferigbetonierten Wänden oder Deckenplatten herausragen. Nach dem Abschalen
zum Beispiel einer fertigbetonierten Wand wird die Schalung für die darauf zu liegen
kommende Deckenplatte erstellt. Um die Armierung der Wand direkt in die zu erstellende
Deckenplatte hineinzuführen, sodass diese beiden Elemente kraftschlüssig über eine
durchgehende Armierung miteinander verbunden sind, müssen die oben aus der betonierten
Wand herausragenden Stähle einzeln rechtwinklig abgebogen werden.
[0002] In der Praxis werden diese Stähle von Hand abgebogen. Die Eisenleger ergreifen hierzu
die Armierungstähle in Nähe ihrer Enden, um die herausragende Länge als Hebel wirken
zu lassen. Es ist klar, dass ein solchermassen vorgenommenes Abbiegen weder einen
scharfen Biegepunkt noch einen rechten Winkel erzeugt. Vielmehr hat der abgebogene
Stahl am Schluss die Form einer Parabel, wobei der kleinste Krümmungsradius und somit
auch der Biegepunkt sich beim Austritt des Stahles aus dem Beton befindet. Das hat
zur Folge, dass die obere, äussere Kante der zu betonierenden Deckenplatte ungenügend
mit Armierungsstahl durchsetzt ist. Die Kanten von solchermassen erstellten Platten
bröckeln deshalb oft ab, wenn sie der Witterung oder mechanischen Einwirkungen ausgesetzt
sind.
[0003] Weiter ist auch der Arbeitsvorgang des Abbiegens von Hand mühsam und nicht ungefährlich,
federn doch die Stähle nach, weil sie in einem grossen Bereich gebogen werden. Es
ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die geschilderten Nachteile zu beheben,
indem sie ein Gerät zum Biegen von Armierungsstählen schafft, mit dessen Hilfe das
Biegen vereinfacht wird und technisch korrekte Biegungen erzielt werden. Die Aufgabe
wird gelöst von einem solchen Gerät zum Biegen von teilweise einbetonierten, beziehungsweise
befestigten, einzelnen Armierungsstählen um annähernd 90 Grad, das sich dadurch auszeichnet,
dass zwei Formstücke (1,6) über einen als Schwenk- und Biegeachse dienender Bolzen
(15) gegeneinander schwenkbar miteinander verbunden sind, wobei das eine Formstück
(1) höhenverstellbar an einer Stütze (3) geführt und arretierbar ist und eine einseitig
offene Halterung (17) zur Aufnahme des zu biegenden Armierungsstahls (16) aufweist,
deren Freiraum tangential an den Bolzen (15) angrenzt, dass am anderen Formstück (6)
eine frei drehbare Welle (18) parallel zum Bolzen (15) verschoben angeordnet ist,
ferner dass an diesem Formstück (6) ein Hebel (7) angebracht ist, welcher dazu bestimmt
ist, als Kraftarm zu wirken, während die Distanz zwischen Schwenkachse und Welle (18)
als Lastarm zu wirken bestimmt ist, und dass die beiden Formteile (1,6) so weit auseinanderschwenkbar
sind, dass die Welle (18) die Verlängerung des durch die Halterung (17) gebildeten
Freiraumes ganz durchquert. Eine beispielsweise Ausführung des erfindungsgemässen
Gerätes wird in den Zeichnungen dargestellt.
[0004] Es zeigt:
Figur 1 das Gerät in Gesamtansicht;
Figur 2 die beiden Formstücke in Seitenansicht und ausgeschwenkter Lage;
Figur 3 die beiden Formstücke in zugeschwenkter Lage;
Figur 4 die beiden Formteile von hinten.
[0005] Wie die Gesamtansicht in Figur 1 zeigt, besteht das Biegegerät im wesentlichen aus
dem Formstück 1, das fest mit einem Vierkantrohrabschnitt 2 verschweisst ist, welcher
über ein in ihn hineinpassendes Vierkantrohr 3 gestülpt ist, das als Stütze 3 dient.
Das Formstück 1 ist dadurch längs der Stütze 3 höhenverschiebbar geführt. Die Stütze
3 weist einen Längsschlitz auf, durch den eine Klemmschraube 4 führt, welche in einem
Gewinde im Rohrabschnitt 2 gehalten ist. Die Schraube 4 ist mit einem Hebelgriff
5 versehen, mittels dem die Schraube 4 festziehbar ist, wobei sie auf die gegenüberliegende
Innenwand der Stütze drückt und dadurch den Rohrabschnitt 2 mit der Stütze 3 verklemmt.
Das Formstück 1 ist deshalb in jeder Höhenlage arretierbar.
[0006] Das zweite Formstück 6 ist schwenkbar mit dem Formstück 1 verbunden. An diesem Formstück
6, welches zum Biegen geschwenkt wird, ist ein Hebel 7 befestigt, der in ausgeschwenkter
Lage des Formstücks 6 etwa auf normaler Schul terhöhe eines Arbeiters endet. Er wirkt
beim Biegen als Kraftarm, indem ihn der Arbeiter in Richtung gegen sich schwenkt.
[0007] In Figur 2 sind die Formstücke 1 und 6 in vergrössertem Massstab gezeigt. Die Darstellung
zeigt sie in ausgeschwenkter Lage von der Seite. Das Formstück 1 ist kastenförmig
ausgebildet mit den Wänden 11,12 und 13, sowie dem Boden 14. Zwischen den Wänden 11
und 13 ist ein Bolzen 15 angeordnet, um den der Armierungsstahl 16, welcher strichliniert
eingezeichnet ist, gebogen wird. Der Bolzen 15 dient gleichzeitig als Schwenkachse
15 und durchsetzt deshalb das Formstück 6.
[0008] Die Dicke des Formstückes 6 ist ungefähr halb so gross bemessen wie der Abstand zwischen
den Wänden 11 und 13 des Formstückes 1. Damit das Formstück 6 stets an der Wand 13
anliegt, kann am Bolzen 15 ein Absatz gedreht sein, an dem das Formstück 6 ansteht.
Der Boden 14, sowie die Wand 11 des Formstücks 1 weisen Ausnehmungen auf, durch die
eine Halterung 17 gebildet wird, welche einen Freiraum umschliesst, der dazu bestimmt
ist, den zu biegenden Armierungsstahl aufzunehmen, wie das durch den strichliniert
eingezeichneten Stahl angedeutet ist.
[0009] Das schwenkbar am Bolzen 15 angelenkte Formstück 6 weist in einigem Abstand vom Bolzen
15 eine frei drehbare Welle 18 auf, welche parallel zum Bolzen 15 verläuft. Diese
Welle 18 ist mit Vorteil kugelgelagert. In ausgeschwenkter Lage der beiden Formteile
1 und 6 liegen der Bolzen 15 und die Welle 18 so, dass zwischen sie der zu biegende
Armierungsstahl eingelegt werden kann.
[0010] Figur 3 zeigt nun die beiden Formteile 1 und 6 in zugeschwenkter Lage nach erfolgter
Biegung des wiederum strichliniert eingezeichneten Armierungsstahls. Während des Biegevorgangs
rollt die Welle 18 auf der äusseren Seite der Biegung des Stahls ab, während auf der
inneren Seite der Biegung der Stahl satt um den Bolzen 15 gebogen wird. Durch die
Drehbarkeit der Welle 18 wird die Biegekraft erheblich reduziert. Figur 4 zeigt die
beiden Formteile 1 und 6 von hinten. Der Bolzen 15 ist an der Wand 13 des Formstücks
1 mittels einem Seger- Sicherungsring 19 gesichert. Die Welle 18 ist mit einer einfachen
Sechskantmutter 20 am Formstück 6 befestigt. In der Stütze 3 ist der Schlitz 21 erkennbar,
durch den die Klemmschraube 4 geführt ist. Der Hebelgriff 5 gestattet das mühelose
Festziehen dieser Schraube 4, um das Formstück 1 in beliebiger Höhe an der Stütze
3 zu arretieren. Das Gerät wird nun folgendermassen verwendet:
[0011] Erst wird mittels der Höhenverstellung des Formstücks 1 der gewünschte Abstand vom
Austritt des zu biegenden Stahls bis zur Biegestelle eingestellt. Mit der Schraube
4 wird diese Einstellung durch einen Handgriff am Griffhebel 5 arretiert. Nun ergreift
man das Gerät am Hebel 7 und führt es so an den zu biegenden Armierungsstahl, dass
dieser in den durch die Halterung 17 gebildeten Freiraum zu liegen kommt. Die Stütze
3 liegt jetzt mit ihrem Fuss 22 senkrecht auf der Betonunterlage auf. Nun zieht man
den Hebel 7 gegen sich, wodurch der Hebel 7 und das Formstück 6 um den Bolzen 15 geschwenkt
werden.
[0012] Hierbei drückt die Welle 18 auf den Stahl 16, welcher auf seiner anderen Seite am
Bolzen 15 anliegt. Die Distanz zwischen dem Bolzen 15 und dem Auflagepunkt der Welle
18 wirkt als Lastarm. Während des Schwenkens wird der Stahl 16 satt um den Bolzen
15 gebogen, während die Welle 18 auf der äussern Seite der Biegung des Stahls 16 abrollt.
Nach erfolgtem Biegevorgang wird das Gerät einfach seitlich weggehoben, der Hebel
7 zurückgeschwenkt und das Gerät am nächsten Stahl angesetzt.
1. Gerät zum Biegen von teilweise einbetonierten, beziehungsweise befestigten, einzelnen
Armierungsstählen um annähernd 90 Grad, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Formstücke
(1,6) über einen als Schwenk- und Biegeachse dienenden Bolzen (15) gegeneinander
schwenkbar miteinander verbunden sind, wobei das eine Formstück (1) höhenverstellbar
an einer Stütze (3) geführt und arretierbar ist und eine einseitig offene Halterung
(17) zur Aufnahme des zu biegenden Armierungsstahls (16) aufweist, deren Freiraum
tangential an den Bolzen (15) angrenzt, dass am anderen Formstück (6) eine frei drehbare
Welle (18) parallel zum Bolzen (15) verschoben angeordnet ist, ferner dass an diesem
Formstück (6) ein Hebel (7) angebracht ist, welcher dazu bestimmt ist, als Kraftraum
zu wirken, während die Distanz zwischen Schwenkachse und Welle (18) als Lastarm zu
wirken bestimmt ist, und dass die beiden Formteile (1,6) so weit auseinanderschwenkbar
sind, dass die Welle die Verlängerung des durch die Halterung (17) gebildeten Freiraums
ganz durchquert.
2. Gerät nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Formstück 1 kastenförmig
ausgebildet ist, wobei die Halterung durch eine Ausnehmung in einer Wand (11) und
einem Schlitz im Boden (14) des Kastens gebildet ist.
3. Gerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Welle (18) kugelgelagert
ist.
4. Gerät nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Höhenverstellbarkeit
des Formstückes (1) gegeben ist durch einen Rohrabschnitt (2), welcher fest mit dem
Formstück (1) verbunden ist und über ein als Stütze (3) dienendes Rohr (3) gestülpt
und darauf geführt ist, wobei der Rohrabschnitt (2) mit einer Arretierschraube (4)
versehen ist, welche durch einen längs im Stützrohr (3) verlaufenden Schlitz geführt
ist.
5. Gerät nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohrabschnitt (2) und das
Stützrohr (3) ineinanderpassende Vierkantrohre sind.