[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abrichten von Schleifscheiben mit Diamant
oder kubisch kristallinem Bornitrid als Schleifmittel, mit einem Diamantabrichtwerkzeug,
das mit einem verfahrbaren Maschinenschlitten verbunden ist, dessen Zustellgeschwindigkeit
voreinstellbar ist.
[0002] Bekannt ist, daß für die Zustellung eines Abrichtwerkzeuges eine elektromechanische
Antriebseinheit verwendet wird. Dabei kann eine NC-Steuerung oder eine CNC-Steuerung
ausgenutzt werden. Derartige Einrichtungen sind jedoch verhältnismäßig aufwendig.
Ein wesentlicher Mangel liegt darin, daß die Zustellung vielfach nicht so genau bewirkt
wird wie es wünschenswert ist, aufgrund von Fehlern, die sich aus mechanischer Reibung
ergeben sowie einer unge nügenden Steifheit der Abtriebssysteme. Darüber hinaus können
sich Wärmeeinflüsse wie beispielsweise Temperaturerhöhungen im Arbeitsraum oder auch
Temperaturschwankungen der Schleifscheibe auf die Genauigkeit der Zustellung unvorteilhaft
auswirken. Da sich die Schleifscheibe infolge ihrer Erwärmung beim Einsatz ausdehnt,
befindet sie sich für einen erneuten Abrichtvorgang nach ihrer Rückstellung in die
Abrichtstellung in einer anderen Lage als derjenigen, in der sie ursprünglich unter
geringerer Temperatur abgerichtet wurde. Dadurch sind zuvor gewonnene Werte für die
Einstellung des Abrichtwerkzeuges nicht reproduzierbar. In der Schleiftechnik besteht
jedoch ein Bedürfnis danach, Abrichtzustellungen von unter Umständen noch weniger
als zwei µm reproduzierbar zu ermöglichen, wobei unter einer Abrichtzustellung die
Zustellung eines Abrichtwerkzeuges je Abrichtvorgang zu verstehen ist. Soll eine gesamte
Abrichtzustellung zwei µm betragen, so ist es zweckmäßig, wenn diese Größe aufgeteilt
wird in mehrere Einzelzustellungen von kleinerem Ausmaß wie beispielsweise vier Einzelzustellungen
von jeweils 0,5 µm, da unter diesen Verhältnissen wesentlich bessere Abrichtzustellungen
erzielt werden können, als bei nur einer größeren Zustellung. In der Praxis ist derartiges
bisher aber vielfach nicht realisierbar, da sich das Zuordnungssystem zwischen Schleifscheibe
und Abrichtwerkzeug insbesondere durch thermisch bedingte Verformungen fortlaufend
ändert. Ein Abrichtergebnis, das reproduzierbar sein soll, setzt daher die genaue
Kenntnis der räumlichen Zuordnung zwischen der Schleifscheibe und dem Abrichtwerkzeug
voraus sowie die Ausnutzung eines Zustellsystems mit höchster Positioniergenauigkeit.
Dabei ist unter Reproduzierbarkeit in diesem Zusammenhang zu verstehen, daß fortlaufend
sichergestellt ist, auch unter verschiedenen äußeren Umständen beim Abrichten die
gleiche Wirkung hervorzurufen wie bei vorausgegangenen Abrichtvorgängen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Abrichten von
Schleifscheiben zu schaffen, durch deren Anwendung sich reproduzierbare Ergebnisse
von höchster Genauigkeit erzeugen lassen. Gemäß der Erfindung ist dafür vorgesehen,
daß das Eintreten einer Berührung zwischen dem Abrichtwerkzeug und der Schleifscheibe
durch das Messen der elektrischen Spannung eines mit dem Abrichtwerkzeug verbundenen
piezoelektrischen Elementes ermittelt wird und daß danach das Ausmaß der weiteren
Zustellung des Abrichtwerkzeuges nach einer Stillsetzung des Maschinenschlittens durch
das Anlegen einer bestimmten elektrischen Spannung an das piezoelektrische Element
bestimmt wird, deren Größe proportional ist zu dem Ausmaß der Zustellung des Abrichtwerkzeuges.
Die Erfindung macht sich damit zwei bekannte piezoelektrische Effekte zunutze, nämlich
zum einen die Erkenntnis, daß ein piezoelektrischer Werkstoff bei einer mechanischen
Beanspruchung durch äußere Kräfte eine dazu proportionale elektrische Spannung erzeugt
und zum anderen die Erkenntnis, daß beim Anlegen einer elektrischen Spannung an einem
piezoelektrischen Kristall oder eine Keramik sich dieser ausdehnt. Dabei wird die
erste Erkenntnis ausgenutzt, um die Stellung des Abrichtwerkzeuges aufzufinden, in
der eine Berührung mit der Schleifscheibe vorliegt und die zweite Erkenntnis, um nach
Erreichen einer Kontaktstellung zum Abrichten eine Zustellung des Abrichtwerkzeuges
hervorzurufen, deren Ergebnis unabhängig ist von äußeren Einflüssen wie einer mangelnden
Steifheit der Antriebseinrichtung oder Temperaturunterschieden. Dabei läßt sich das
Phänomen ausnutzen, daß sich durch eine Vielzahl von in einem Stapel angenordneten
piezoelektrischen Elementen wie Quarzkristallen oder Keramiken Dehnungen und damit
Zustellgrößen von mehreren 100-stel mm realisieren lassen. Bei dem erfindungsgemäßen
piezoelektrischen Sensor- und Zustellsystem können ein oder mehrere Stapel von piezoelektrischen
Keramiken oder Kristallen in den Kraftfluß zwischen dem Abrichtwerkzeug und dem Maschinenschlitten
oder dem Maschinengestell ohne größeren Aufwand konstruktiv integriert werden, so
daß auch die Steuerung der Zustellung von größeren und schwereren Abrichtwerkzeugen
wie Profilabrichtrollen unter höchster Genauigkeit und der Ausnutzung zuvor gewonnener
Ergebnisse erfolgen kann. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß für den
eigentlichen Abrichtvorgang die Position des Maschinenschlittens nicht mehr verändert
zu werden braucht, weil seine Stellung zum Zeitpunkt der Berührung des Abrichtwerkzeuges
mit der Schleifscheibe eindeutig das Zuordnungssystem zwischen diesen beiden Teilen
festlegt und Abrichtzustellgrößen danach realisiert werden, in dem an die Piezoelemente
elektrische Spannungen angelegt werden, deren Größe entsprechend sich die Piezoelemente
ausdehnen. Dadurch lassen sich verschiedene Vorteile ausnutzen.
[0004] Grundsätzlich ermöglichen Piezoelemente wesentlich kleinere Zustellbeträge, welche
reproduzierbar sind, als konventionelle elektromechanische Zustellsysteme. Die Reproduzierbarkeit
der Zustellbeträge liegt dabei höher als bei konventionellen Zustellsystemen, da die
Piezoelemente unmittelbar an das Abrichtwerkzeug gekoppelt sein können, so daß Lagefehler,
die sich aus mangelnden Steifigkeiten eines Zustellsystems ergeben oder aus dem Führungs-
sowie Antriebsverhalten resultieren, ohne Einfluß auf das Abrichtergebnis bleiben,
da während des Abrichtens oder für ein Abrichten der maschinenseitige Zustellschlitten
nicht verfahren zu werden braucht.
[0005] Weitere Merkmale der Erfindung und ein Ausführungsbeispiel derselben sind nachstehend
unter Bezugnahme auf eine Zeichnung erläutert.
[0006] Die in der Zeichnung dargestellte Anordnung weist eine Schleifscheibe 1 mit einer
Schleifspindel 2 auf, die entsprechend dem Doppelpfeil 3 hin- und herverfahrbar ist.
Die Schleifscheibe 1 rotiert entsprechend dem Pfeil 4.
[0007] Zum Abrichten der Schleifscheibe 1 ist eine Diamant-Topfscheibe 5 vorgesehen, die
mit einer Antriebsspindel 6 verbunden ist. Die Achse der Spindel 6 mit der Topfscheibe
5 ist schräg gestellt zu der Achse der Schleifscheibe 1.
[0008] Die Abrichtscheibe 5 ist über einen Halter 7 mit einer Montageplatte 8 verbunden,
die einen Bestandteil eines verstellbaren Maschinenschlittens darstellt. Die Verbindung
ist hergestellt durch einen Stapel 10 von einzelnen Piezoelementen 9, die aus scheibenförmigen
Piezokristallen wie Quarzkristallen bestehen können. Die einzelnen Piezoelemente
9 liegen in einem Gehäuse 11, das mit einem Anschluß 13 für zwei Leitungen 14 und
15 versehen ist.
[0009] Die Zustellung des Abrichtwerkzeuges 5 vor Beginn des Abrichtvorganges erfolgt über
den Schlitten 8 in der Richtung des Pfeiles 12. Stellt sich eine Berührung ein zwischen
dem Abrichtwerkzeug 5 und der Schleifscheibe 1, so baut sich ein Druck auf die Piezoelemente
9 auf, die in dem Kraftfluß zwischen dem Abrichtwerkzeug 5 und dem dieses tragenden
Schlittens 8 liegen. Durch diesen Druck wird eine elektrische Spannung ausgelöst,
die über die Leitung 14 auf ein Schaltschütz 16 gegeben wird, der beim ersten Auftreten
einer Spannung den Schalter 17 öffnet und damit den Vorschub des Schlittens 8 bzw.
seine Zustellung unterbricht. Unmittelbar anschließend oder gleichzeitig kann über
eine Spannungsquelle 18 und die Leitung 15 von außen eine Spannung auf die Piezoelemente
9 angelegt werden, welche deren Ausdehnung in Umkehrung des vorbeschriebenen Piezoeffektes
hervorruft. Das Ausmaß dieser Ausdehnung entspricht der weiteren Zustellung des Abrichtwerkzeuges
und läßt sich genau im voraus bestimmen durch die Größe der angelegten Spannung, wobei
zu berücksichtigen ist, daß mit einer Hochspannung gearbeitet wird in der Größenordnung
von maximal etwa 5.000 Volt.
[0010] Die Anordnung ermöglicht es beispielsweise, für eine gesamte Abrichtzustellung von
2,0 µm 4 Einzelzustellungen durchzuführen in der Größenordnung von jeweils 0,5 µm,
in deren Verlauf die Schleifscheibe 1 hin- und herverfahren wird entsprechend dem
Doppelpfeil 3, so daß die Belastung des Abrichtwerkzeuges und der Schleifscheibe 1
verhältnismäßig gering bleibt.
[0011] Es versteht sich, daß als Abrichtwerkzeug 5 auch andere Diamantwerkzeuge in Betracht
kommen und zwar sowohl rotierende Abrichtwerkzeuge wie auch stehende Diamantwerkzeuge,
z. B. Einzeldiamanten. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, auch eine profilierte
Schleifscheibe mit einem Einzelabrichtdiamanten zu bearbeiten, der über eine CNC-Steuerung
entsprechend dem Verlauf des Profiles der Schleifscheibe gesteuert wird, wobei fortlaufend
ein sich aus der jeweiligen angelegten Spannung ergebender Anpreßdruck aufrecht erhalten
bleibt, welcher der Zustellgröße proportional ist. Dafür kann die Achse der Abrichtspindel
6 senkrecht zu der Achse der Schleifspindel 2 stehen. Werden größere oder schwerere
Abrichtwerkzeuge einge setzt, so können ergänzend zu dem dargestellten Beispiel mehrere
Stapel 10 von Piezoelemente zwischen dem Halter 7 und seinem Träger 8 angeordnet
sein.
1. Verfahren zum Abrichten von Schleifscheiben mit Diamant oder kubisch kristallinem
Bornitrid als Schleifmittel, mit einem Diamantabrichtwerkzeug (5), das mit einem
verfahrbaren Maschinenschlitten (8) verbunden ist, dessen Zustellgeschwindigkeit voreinstellbar
ist, und bei dem das Eintreten einer Berührung zwischen dem Abrichtwerkzeug (5) mit
der Schleifscheibe (1) durch Messung der elektrischen Spannung eines mit dem Abrichtwerkzeug
(5) verbundenen piezoelektrischen Elementes (9) ermittelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausmaß der weiteren Zustellung des Abrichtwerkzeuges (5) nach einer Stillsetzung
des Maschinenschlittens (8) durch Anlegen einer elektrischen Spannung an das piezoelektrische
Element (9) bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausmaß der Zustellung des Abrichtwerkzeuges (5) beim Abrichten durch eine
stufenweise Erhöhung der am piezoelektrischen Element (9) angelegten elektrischen
Spannung erfolgt.
3. Vorrichtung zum Abrichten von Schleifscheiben mit einem Diamantabrichtwerkzeug
und mit einem piezoelektrischen Element (9), das im Kraftfluß zwischen dem Abrichtwerkzeug
(5) und seinem Maschinenschlitten (8) angeordnet ist und über eine Kraftmeßeinheit
(16) die Berührung des Abrichtwerkzeuges (5) mit der Schleifscheibe (1) anzeigt, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausmaß der Zustellung des Abrichtwerkzeuges beim Abrichten durch das Anlegen
einer entsprechenden elektrischen Spannung bestimmt wird.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere aus piezoelektrischen Elementen (9) zusammengesetzte Stapel (10) im Kraftfluß
zwischen der Halterung (7) des Abrichtwerkzeuges (5) und dem Maschinenschlitten (8)
angeordnet sind.