[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stabilisierung von Bodenmaterial
unter Zugabe einer wässrigen Suspension eines Bindemittels.
[0002] Durch den modernen Strassenbau sind in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl relativ
steil abfallender Böschungen entstanden, deren Stabilisierung seit mehreren Jahren
schwerwiegende Probleme aufwirft. Durch das Zusammenwirken unterschiedlicher, vielfach
noch unbekannter Faktoren, zu denen nach Ansicht der Fachwelt auch die Auswaschung
der bindenden, kalkhaltigen Anteile des Bodens zählt, kommt, es zu Rutschungen und
Sackungen, die sich mit den zur Zeit bekannten Verfahren und Mitteln nur unter erheblichem
Aufwand an Zeit und Material wieder auffüllen, stabilisieren und konsolidieren lassen.
Die Untersuchung einer möglichen Ursache des Stabilitätsverlustes solcher Hänge un
Böschungen findet sich beispielsweise in einem Aufsatz von Dr.-Ing. Lutz Wichter
unter dem Titel "Verwitterungsstabilität von Böschungen in Sedimentgesteinen", welcher
in der Nr. 4/82 der Zeitschrift TIS erschien.
[0003] Probleme der Bodenstabilisierung stellen sich aber nicht nur an Hanglagen, sondern
überall dort, wo das Erdreich durch Umwelteinflüsse, insbesondere durch Auswaschung
der bindenden Bodenanteile, an Festigkeit verliert und grösseren Belastungen ausgesetzt
werden muss, wie dies beispielsweise auf Fahrwegen, Parkplätzen usw. der Fall ist.
[0004] Dabei hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die bisher grosszügig gehandhabte
Verwendung der hochwertigen Baumaterialien - insbesondere Sand und Kies - zweifellos
nicht mehr im gleichen Umfange fortgesetzt werden darf. Einerseits sind diese hochwertigen
Materialien für viele Anwendungsfälle der Bodenstabilisierung zu kostspielig; andererseits
zeigt sich aber immer mehr, dass der gross angelegte Abbau der Sand- und Kiesvorkommen
zu einer bedenklichen Absenkung des Grundwasserspiegels führt.
[0005] Die DE PS 3 127 350 beschreibt ein Verfahren zur Bodenverfestigung, gemäss welchem
das zu stabilisierende Erdreich zunächst ausgehoben, dann mit einem Stabilisierungsmittel
besprüht, anschliessend durchmischt und schliesslich wieder in den entstandenen Graben
eingefüllt wird. Dieses Verfahren lässt sich zwar zur Bodenstabilisierung im ebenen
Gelände einsetzen, konnte sich aber aufgrund der ihm anhaftenden Nachteile nicht durchsetzen.
Einerseits ist der gesamte Vorgang recht kostspielig, da pro Kubikmeter Erdreich mit
einer Zugabe von 100 bis 130 kg Zement gerechnet werden muss und ferner das auf die
beschriebene Weise behandelte Material eine sehr geringe Zugfestigkeit aufweist,
was aber gerade an Hanglagen von besonderer Bedeutung ist.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Stabilisierung
von Bodenmaterial vorzuschlagen, das die Verwendung des an Ort un Stelle vorhandenen
Erdreichs gestattet, ferner dem behandelten Erdreich eine ausreichende Zugfestigkeit
verleiht und ausserdem mit einer relativ geringen Menge an Bindemittel, insbesondere
Zement, auskommt und sich somit durch bescheidene Gestehungskosten auszeichnet.
[0007] Dieses Verfahren ist im unabhängigen Patentanspruch 1 definiert. Das zur Durchführung
des Verfahrens dienende Armierungselement ist im Anspruch 4 definiert. Bevorzugte
Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0008] Für die Herstellung der Armierungselemente wird vorzugsweise ein Geotextil verwendet,
das sich als Armierungsmaterial für die Bodenstabilisierung sehr bewährt hat. Beschreibungen
von Geotextilien finden sich in der SN-Norm 640 550 "Geotextilien, Begriffe und Produktbeschreibungen"
sowie in "Geotextilhandbuch des schweizerischen Verbandes der Geotextilfachleute",
Verlag Vogt und Schild, Solothurn.
[0009] Nachstehend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die beiliegende
Zeichnung beschrieben.
Fig. 1 ist eine vereinfachte Schnittdarstellung eines im Boden verlegten Armierungselementes,
Fig. 2 zeigt einen mit Armierungselementen belegten Hang vor dem Auffüllen des abgerutschten
Erdreichs,
Fig. 3 bis 5 zeigen weitere Ausführungsformen von Armiertungselementen im Schnitt,
Fig. 6 Veranschaulicht, ebenfalls im Schnitt, die Anordnung von Armierungselementen
zwecks Stabilisierung tieferer Bodenschichten,
Fig. 7 veranschaulicht an Hand einer Schnittdarstellung die Anwendung des erfindungsgemässen
Verfahrens bei der Stabilisierung von Wald- und Feldwegen,
Fig. 8 ist ein Vertikalschnitt durch einen gemäss dem erfindungsgemässen Verfahren
erstellten Damm,
Fig. 9 ist eine Schnittdarstellung gemäss der Linie IX-IX in Fig. 8,
Fig. 10 und 11 veranschaulichen die Anwendung des erfindungsgemässen Verfahrens bie
der Verankerung von Stützmauern,
Fig. 12 ist eine Draufsicht auf die in Fig. 11 im Schnitt gezeigte Anordnung,
Fig. 13 zeigt eine weitere Variante der Armierungselemente,
Fig. 14 zeigt die vorbereitete Hangfläche vor der Verlegung der Armierungsschläuche,
Fig. 15 ist eine Draufsicht auf eine nach einem Erdrutsch verbliebene Hangfläche nach
dem Verlegen von Armierungsschläuchen, und
Fig. 16 ist eine Schnittdarstellung des erfindungsgemäss sanierten Hangabschnitts.
[0010] Fig. 1 zeigt im vereinfachten Schnitt ein im Erdreich E verlegtes Armierungselement
1. Letzteres weist einen biegsamen Armierungsschlauch 2 aus einem unverrottbaren,
alkaliresistenten und reissfesten Material, vorzugsweise aus einem Geotextil auf,
dessen Maschenweite so gewählt ist, dass es das Grösstkorn des in der wässrigen Bindemittelsuspension
enthaltenen Bindemittels noch durchlässt. Innerhalb des Armierungsschlauches 2 ist
ein Zufuhrschlauch 3 angeordnet, welcher aus einem relative steifen Material besteht,
demgemäss nicht kollabierbar ist und somit durch das auf ihm lastende Erdreich nicht
zusammengedrückt werden kann. Der mit Austrittsöffnungen 3a versehene Zufuhrschlauch
3 dient der Zufuhr der wässrigen Bindemittelsuspension und kann an seinem freien End,
das vorzugsweise aus dem Armierungsschlauch 2 herausragt, mit der wässrigen Bindemittel
suspension beschickt werden. Der diesem feien Ende gegenüberliegende Endabschnitt
des Zufuhrschlauches ist im allgemeinen dicht verschlossen, so dass die wässrige
Bindemittelsuspension lediglich durch die Austrittsöffnungen 3a, das heisst innerhalb
des Armierungsschlauches 2 austreten kann.
[0011] Bei der Stabilisierung von geschüttetem Erdreich werden zunächst eine Reihe von Armierungselementen
1 in gegenseitigen Abständen auf den nach der Rutschung oder dem Aushub verbliebenen
Boden ausgelegt (Fig. 2) und anschliessend mit dem vorhandenen Erdreich Ea abgedeckt,
so dass die Armierungselemente 1 allseitig vom Erdreich umgeben sind. Nun werden die
Armierungsschläuche 2 über die Zufuhrschläuche 3 mit der wässrigen Bindemittelsuspension
beschickt, welche z.B. Kalk, Zement, Silikat, Mörtel, Beton Kunstharze usw. enthalten
kann und je nach den vorliegenden Verhältnissen (Bodenneigung, Festigkeit des Erdreichs
usw.) drucklos oder unter geringem Druck zugeführt wird. Wie in Fig. 1 durch Pfeile
angedeutet ist, strömt die Suspension vom Zufuhrschlauch 3 beidseitig in den Armierungsschlauch
2 und durch diesen hindurch in das umgebende Erdreich E. Nach dem Verfestigen bzw.
Abbinden oder Aushärten des Bindemittels ist die gesamte Umgebung des Armierungsschlauches
2 verfestigt, da die Suspension alle Zwischenräume des Erdreiches auffüllt, wobei
selbstverständlich auch der Armierungsschlauch 2 in das stabilisierte Erdreich fest
eingebettet ist.
[0012] Der Armierungsschlauch 2 erfüllt hierbei eine Doppelfunktion: Einerseits dient er
als Infiltrationselement, das die allseitige Verteilung der Bindemittelsuspension
gewährleistet; andererseits verleiht er dem Erdreich eine erhöhte Beanspruchbarkeit
auf Zug, was gerade bei Hangstabilisierungen, Mauerverankerungen usw. von grosser
Bedeutung ist.
[0013] Während somit der Armierungsschlauch 2 die auftretenden Zugkräfte aufnimmt, wird
durch die beschriebene Bindemittelinjektion das Bodenmaterial verklebt und damit verfestigt
bzw. so stabilisiert, dass es auch grössere Druckbelastungen aufnehmen kann.
[0014] Fig. 2 zeigt die Armierungselemente 1 nach deren Verlegung und vor dem Auffüllen
des abgerutschten bzw. abgetragenen Erdreichs Ea. Da das vorhandene Erdreich Ea wiederverwendet
wird, entfällt einerseits dessen Abtransport und andererseits die Heranschaffung des
bisher erforderlichen Materials (Sand Kies usw.). Nachdem die Armierungselemente
durch das Erdreich Ea abgedeckt sind, wird die Bindemittelsuspension von einem Zisternenwagen
L aus über einen Schlauch S in die freien Oeffnungen 3B der Zufuhrschläuche 3 eingeleitet,
bis dieselbe das Erdreich ausreichend durchdrungen hat.
[0015] Das beschriebene Verfahren bietet auch die Möglichkeit, nur bestimmte Zonen einer
Hanglage zu verfestigen, indem der Zufuhrschlauch nur auf den diesen Zonen entsprechenden
Teillängen mit Austrittsöffnungen versehen wird.
[0016] Gemäss dem beschriebenen Verfahren wird somit zum ersten Male ein Armiertunselement
in der Bodenstabilisierung nicht nur zur Verbesserung der Zugbeanspruchung eingesetzt,
sondern gleichzeitig zum Transport und zur Infiltration der Bindemittelsuspension
benutzt. Diese beiden Funktionen kann auch die Variante gemäss Fig. 3 übernehmen,
bei welcher nur ein Armierungsschlauch 3 vorgesehen ist, in dessen Mittelbereich ein
Distanzhalter 4 angeordnet ist. Dieser Distanzhalter 4 kann beispielsweise ein starres,
das heisst nicht vom Erddruck zusammendrückbares Kunststoffprofil sein, das seitliche
Durchbrechungen zum Durchlass der Bindemittelsuspension besitzt.
[0017] Der Grundgedanke der vorliegenden Erfindung kann vom Fachmann in mannigfaltiger Weise
variiert werden. So ist gemäss Fig. 4 der Mittelbereich 2a des Armierungsschlauches
2 verstärkt und starr ausgebildet, während innerhalb des Schlauches kleinere Distanzhalter
5 an der Schlauchinnenwand angeformt sind, die wiederum Durchbrechungen für die Bindemittelsuspension
aufweisen.
[0018] Auch muss die Infiltrationsarmierung nicht unbedingt in Schlauchform ausgebildet
sein. Gemäss Fig. 5 sind zwei Bahnen 6, 7 eines relative dicken (beispielsweise 5
bis 15 mm) Geotextils aufeinandergelegt, zwischen welchen sich wiederum ein mit seitlichen
Austrittsöffnungen versehener Zufuhrschlauch 3 befindet. Auch diese Sandwich-Form
erfüllt den angestrebten Zweck: Die im Zufuhrschlauch 3 zuströmende Bindemittelsuspension
verteilt sich in Pfeilrichtung und bildet unter Einbezug des umgebenden Bodenmaterials
eine stabilisierte Bodenzone, die Druck- und Zugkräfte aufnehmen kann.
[0019] Bei allen bisher beschriebenen Ausführungsformen ist es im übrigen möglich, die Zugbeanspruchbarkeit
der Infiltrationsarmierung dadurch zu erhöhen, dass mit derselben ein Drahtseil oder
sonstiges, auf Zug beanspruchbares Element verlegt wird.
[0020] Bei der Stabilisierung tieferer Bodenschichten werden vorzugsweise, wie Fig. 6 zeigt,
mehrere Armierungselemente 1 in verschiedenen Ebenen versetzt angeordnet.
[0021] Fig. 7 veranschaulicht die Sanierung der ausgewaschenen und ausgefahrenen Spurrinnen
von Wald- und Feld wegen. Gemäss einer Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens
werden die Spurrinnen F1 und F2 zunächst bis zur Tiefe T ausgefräst, worauf die Armierungselemente
1 eingelegt und mit dem abgefrästen Bodenmaterial abgedeckt werden. Nun wird die
Bindemittelsuspension injiziert, die sich in Pfeilrichtung ausbreitet und die stabilisierten
Spurrinnen bildet, während der Pflanzenwuchs auf den übrigen Wegeteilen ungestört
bleibt.
[0022] Beim Neubau von Dämmen un Deichen, wie sie z.B. im Küsten- und Uferschutz durch Schüttung
erstellt werden, kann gemäss Fig. 8 und 9 vorgegangen werden. Die Armierungselemente
1 werden in verschiedenen Ebenen versetzt beim Aufschütten des Erdreichs ausgerollt
und nach Fertigstellung des Dammes mit der Bindemittelsuspension beschickt, die über
eine Leitung S (vgl. Fig. 2) geliefert wird. Es versteht sich, dass die Armierungselemente
bei allen beschriebenen Ausführungsformen auch beispielsweise in U-Form, in Spiralform
oder in jeder beliebigen anderen Form verlegt werden können.
[0023] Bei auf diese Weise stabilisierten Deichen oder Uferwänden ist das gefürchtete Auswaschen
der Feinteile des Schüttmaterials ausgeschlossen, da diese durch die Bindemittelverklebung
gebunden sind.
[0024] Zwecks Verankerung einer Stützmauer M können gemäss Fig. 10 beispielsweise Armierungselemente
nach Fig. 1 verwendet werden, deren Zufuhrschläuche 3 durch die Mauer M hindurchgeführt
sein können, damit dieselben von ausserhalb der Mauer beschickbar sind. Bei Erstellung
dieser Stabilisierung wird jeweils nach dem Ausrollen der Armierungselemente und
deren Verankerung an der Mauer M eine weitere Bodenlage aufgeschüttet. Zur Verbesserung
der Zugbeanspru chung können mit dem Armierungselementen auch Stahleinlagen, z.B.
Stahlseile oder Bänder, mitverlegt werden. Grundsätzlich wäre es je nach den Verhältnissen
auch zweckmässig, die Armierungselemente nur an der Innenwand der Mauer M anzuhängen
und die Zufuhrschläuche 3 vom anderen Ende her mit Suspension zu beschicken.
[0025] Vei de Ausführungsform nach Fig. 11 und 12 wurde eine Mauer M dadurch sicher verankert,
dass zunächst mehrere gegen die Mauer mündende Gräben bis zur Tiefe T ausgefräst
wurden, in welchen die Armierungselemente 1 dann ausgerollt, mit Erdreich überdeckt
und dan wie bei der Variante nach Fig. 10 von ausserhalb der Mauer oder auch vom
anderen Ende Der Zufuhrschläuche 3 her mit der Bindemittelsuspension beschickt wurden.
Im Vergleich zu den üblichen Verankerungsverfahren entfällt hier ausserdem das Bohren
und Erstellen der Erdanker.
[0026] Die Infiltrationsarmierungen liessen sich auch in Form von Kissen 9 (Fig. 13) ausbilden,
die beispielsweise aus zwei übereinanderliegenden und aneinandergehefteten Geotextilmatten
bestehen können. Die Zufuhrschläuche 9 liegen mit ihren Endabschnitten zwischen den
beiden Geotextilmatten und sind vorzugsweise nur im Bereich der Geotextilkissen
8 mit Austrittsöffnungen versehen. Die Form der Zufuhrschläuche 9 kann im Kissenbereich,
beispielsweise wie an der Stelle 9a gezeigt, den Erfordernissen angepasst werden,
so dass sich eine mehr oder weniger starke Infiltration ergibt.
[0027] Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zeigen die Fig. 14
bis 16. Gemäss Fig. 14 wird die nach einem Erdrutsch verbliebene Hangfläche H₁ mittels
eines Baggers so abgearbeitet, dass eine wellen- oder stufenförmige Fläche H₂ ensteht.
Sollte die Hangfläche H₁ von Anfang an wellenförmig sein oder eine Vielzahl von
Vertiefungen aufweisen, so kann dieser erste Bearbeitungsschritt nach Fig. 14 entfallen.
[0028] Auf die wellenförmige bzw. unebene Hangfläche H₂ wird nun zunächst eine erste Geotextilbahn
G₁ mit einer Maschenweite von beispielsweise 0,5 bis 2,0 mm gelegt, welche beispielsweise
eine Breite von 2 m und eine Maschenweite von 1,5 mm aufweisen kann. Aus nachstehend
noch zu erläuternden Gründen erfolgt diese Verlegung unter einem Winkel α zur Fallinie
FL. Nun wird auf die erste Geotextilbahn G₁ ein mit Austrittsöffnungen versehener
Schlauch 10 mäanderförmig verlegt, mittels Stahlnägeln 11 fixiert und mit einer zweiten
Geotextilbahn G₂ überdeckt, worauf das Ganze mit dem vorhandenen, abgerutschten Erdreich
E abgedeckt wird. Nun wird die wässrige Suspension von oben eingeleitet und dringt
durch die Oeffnungen des Schlauches 10 und die Maschen der Geotextilbahnen G₁ und
G₂ ins umgebende Erdreich.
[0029] Durch die mäanderförmige Verlegung der Schläuche 10 wird de erwüschte Effekt erzielt,
dass die wässrige Suspension, sobald deren Nachschub von oben ausbleibt, in den
jeweils nach unten ausholenden Abschnitten a (Fig. 15) stehenbleibt und dadurch Zeit
hat, nach und nach seitlich auszutreten und das umgebende Erdreich zu infiltrieren.
Dieser Effekt wird verstärkt durch die stufenartige Vorbearbeitung der Hangfläche
nach Fig. 14.
[0030] Wie ferner Fig. 15 zeigt, leigt jeweils zwischen zwei Sanierungsbahnen ein unbehandelter
Erdstreifen E
u, welcher freigelassen werden muss, um den natürlichen Wasserhaushalt nicht zu stören.
Dank der schrägen, zur Fallinie FL unter einem Winkel α verlaufenden Verlegung der
Sanierungsbahnen bzw. Armierungsschläuche 10 können diese unbehandelten Erdsteifen
E
u breit gehalten werden, ohne dass ein Risiko des Abrutschens bestünde. Durch Pfeile
ist in Fig. 15 angedeutet, wie sich das unbehandelte Erdreich auf die sanierten Abschnitte
abstützt und von diesen gehalten wird.
[0031] Ein weiterer, wertvoller Effekt ergibt sich, wenn durch die Armierungsschläuche 10
(Fig. 16) so viel wässrige Suspension pro Zeiteinheit gepumpt wird, dass diese nicht
genügend Zeit hat, durch die Geotextilbahnen G₁ und G₂ ins angrenzende Erdreich E
auszutreten. Durch den zwischen Armierungsschlauch 10 und oberer Geotextilbahn G₂
sich aufbauenden Staudruck wird die Geotextilbahn G₂ mit dem auf derselben lastenden
Erdreich angehoben, wie dies in Fig. 16 punktiert angedeutet ist (G

). Sobald die Förderpumpe abgestellt wurde, baut sich dieser Staudruck langsam wieder
ab, wobei das Erdreich nach und nach absinkt und sich dabei mit der wässrigen Suspension
durchtränkt.
[0032] Bei Durchführung dieses Verfahrens können die Maschenweite der Geotextilbahnen G₁
und G₂, die Austrittsöffnungen 3a (Fig. 5) des Schlauches und die Förderleistung
der Pumpe so aufeinander abgestimmt sein, dass sich der erwünschte Staudruck ergibt.
[0033] Dank dem beschriebenen Verfahren lässt sich mit geringem Aufwand an Arbeitszweit
und Material das vorhandene, minderwertige Erdreich an Ort und Stelle gleichzeitig
zwecks Aufnahme der Zugkräfte armieren und im Hinblick auf die Aufnahme von Druckkräften
durch Bindemittelinfiltration verfestigen. Da die Armierungselemente die Bindelmittelzufuhr
und dessen Verteilung übernehmen, erübrigt sich das übliche Durchmischen und Verdichten
des Materials, das im übrigen nur bei spezieller Erdreichzusammensetzung möglich ist
und auch nur unter bestimmten Feuchtigkeitsbedingungen durchgeführt werden könnte.
[0034] Die Geotextilien haben sich für den Einsatz als Armierungselemente als besonders
zweckmässig erwiesen, könnten aber auch durch andere alkaliresistente und reissfeste
Materialien ersetzt werden.
[0035] Das beschriebene Verfahren kann selbstverständlich mit bekannten Methoden kombiniert
werden. So kann es zweckmässig sein, die gemäss Fig. 2 am Hang ausgerollten Armierungselemente
an ihren oberen Enden an einer Injektionsvernagelung anzuheften, wodurch tieferliegende
Gleitkreise mit abgesichert werden können.
[0036] Die wässrige Suspension kann z.B. auch in mehreren aufeinanderfolgender Phasen,
gegebenenfalls unter Einschaltung von Wartezeiten, eingefüllt werden. Beispielsweise
wäre es auch möglich, zunächst Silikatgel pH 12 bis 13 zuzugeben und anschliessend
den Boden mit Zementmilch W/Z 0,8 bis 1,0 zu infiltrieren.
[0037] Die entscheidenden, durch die vorliegende Erfindung realisierten Vorteile liegen
in
a) der Wiederverwendbarkeit des abgerutschten Erdmaterials,
b) der Ueberführung von Bodenzonen in den alkalischen Bereich,
c) der Bodenstabilisierung durch den Einbau einer Armierung, welche Zugkräfte aufnehmen
kann und
d) der Verbesserung der gestörten Bodenstruktur durch Bindemittel.
1. Verfahren zur Stabilisierung von Schüttmaterial unter Beigabe einer wässrigen Suspension
eines Bindemittels, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem nach Rutschung oder Aushub
verbliebenen Boden eine Reihe von Armierungselemente ausgelegt wird, welche aus einem
biegsamen, alkaliresistenten und reissfesten Material bestehen, einen zur Einleitung
einer wässrigen Suspension dienenden Kanal umschliessen und mindestens teilweise
mit Oeffnungen versehen sind, die grösser als das Grösstkorn des suspendierten Bindemittels
sind, dass ferner die ausgelegten Armierungselemente mit dem abgerutschten bzw. ausgehobenen
Bodenmaterial abgedeckt werden, so dass sie allseitig bis auf einen offenen Endabschnitt
vom Bodenmaterial umschlossen sind und dass durch die offenen Endabschnitte der
Armierungselemente die wässrige Suspension eingeleitet wird, so das dieselbe durch
die Oeffnungen der Armierungselemente in das dieselben umgebende Erdreich austritt
und sich dort verfestigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Armierungselemente
langgestreckte schlauchförmige Bahnen sind, welche in unterschiedlichen Tiefen des
zu stabilisierenden Bodenmaterials gegeneinander versetzt verlegt werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2. dadurch gekennzeichnet, dass auf die
nach Rutschung oder Aushub verbliebene Bodenfläche, gegebenenfalls nach stu fenförmiger
Abarbeitung, eine erste Geotextilbahn mit einer Maschenweite zwischen 0,5 und 2,0
mm aufgelegt, auf diese erste Geotixtilbahn ein als Armierungselement dienender, mit
Austrittslöchern versehener Schlauch mäanderförmig aufgelegt und dieser mit einer
zweiten Geotextilbahn abgedeckt wird, worauf das Ganze mit dem abgerutschten oder
ausgehobenen Erdreich überdeckt und anschliessend die wässrige Suspension von oben
in den Schlauch eingeleitet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass in einer ersten Phase
als wässrige Suspension ein Silikatgel und in einer zweiten Phase Zementmilch in
den Schlauch eingeleitet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Maschenweite der beiden
Geotextilbahnen, die Austrittsöffnungen des Schlauches und die Förderleistung einer
den Schlauch mit der wässrigen Suspension beschickenden Pumpe so aufeinander abgestimmt
sind, dass aus den Austrittsöffnungen des Schlauches mehr Suspension austritt, als
gleichzeitig durch die Maschen der Geotextilbahnen ins umgebende Erdreich gelangen
kann, derart, des sich anfänglich, d.h. kurz nach Beginn der Einleitung der wässrigen
Suspension unterhalb der oberen Geotextilbahn ein Druch aufbaut, der die obere Geotextilbahn
mit dem an dieselbe angrenzenden Erdreich etwas anhebt, worauf nach Beendigung der
Einleitung der wässrigen Suspension das Erdreich die obere Geotextilbahn wieder nach
unten drückt und dabei nach und nach mit der wässrigen Suspension durchtränkt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die schlauchförmigen
Armie rungselemente mittels Stahlnägeln im darunterliegenden Erdreich verankert werden,
um damit gleichzeitig die Bildung einer tieferliegenden Gleitfuge zu verhindern.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Armierungselemente
im Winkel zur Fallinie des Hanges verlegt werden, um damit die unbehandelten, zwischen
den Armierungselementen liegenden Erdstreifen am am Abrutschen zu hindern.
8. Verfahren nach Anspruch 1, zur Stabilisierung des Bodenmaterials im Bereich einer
Stützmauer, dadurch gekennzeichnet, dass in dem an die Stützmauer angrenzenden Bodenmaterial
ein oder mehrere Gräben ausgehoben werden und in diese Gräben Armierungselemente so
verlegt werden, dass deren mauerseitige Endabschnitte in der Stützmauer verankert
sind, worauf die Armierungselemente mit Erdreich abgedeckt werden und über die offenen
Endabschnitte die wässrige Suspension des Bindemittels eingeleitet wird.
9. Armierungselement zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
8, gekennzeichnet durch eine langgestreckte Infiltrationsarmierung (2) aus alkaliresistentem
Material mit einer Vielzahl von Austrittslöchern, deren lichte Weite grösser als das
Grösstkorn des suspendierten Bindemittels ist, wobei die genannte Infiltrationsarmierung
(2) selbst zu einem Schlauch geformt und/oder mit einem separaten, nicht kollabierbaren
Schlauch (3) für die Zufuhr der genannten Suspension versehen ist.
10. Armierungselement nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Infiltrationsarmierung
(2) aus einem Geotextil gefertigt ist.
11. Armierungselement nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass innerhalb der
schlauchförmigen Infiltrationsarmierung (2) ein mit Auslauföffnungen versehener Zufuhrschlauch
(3) für die wässrige Bindemittelsuspension angeordnet ist (Fig. 1).
12. Armierungselement nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass innerhalb der
schlauchförmigen Infiltrationsarmierung (2) ein Spreizelement (4) angeordnet ist,
das einen Teilquerschnitt der schlauchförmigen Infiltrationsarmierung zwecks direkter
Zufuhr der wässrigen Bindemittelsuspension freihält (Fig. 3).
13. Armierungselement nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein Teilbereich
(2a) der schlauchförmigen Infiltrationsarmierung (2) verstärkt ausgebildet ist, derart,
dass er sich unter dem Druck des auf ihm lastenden Erdreichs nicht zusammenpressen
lässt (Fig. 4).
14. Armierungselement nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Infiltrationsarmierung
zwei übereinanderliegende, langgestreckte Bahnen (6, 7) eines Geotextils aufweist,
zwischen welchen ein nicht kollabierbarer Zufuhrschlauch (3) für die wässrige Bindemittelsuspension
liegt (Fig. 5).
15. Armierungselement nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Infiltrationsarmierung
kissenförmig (8) ausgebildet und mit einem nicht kollabierbaren Zufuhrschlauch (9)
versehen ist, der mindestens im Bereich der kissenförmigen Infiltrationsarmierung
(8) mit Austrittsöffnungen für die wässrige Bindemittelsuspension versehen ist (Fig.
13).