[0001] Die Erfindung betrifft eine Vakuum-Entwässerungsanlage mit einem oder mehreren unter
Unterdruck stehenden Sammeltanks und daran angeschlossenen, abwechselnd steigend und
mit Gefälle verlegten Vakuumleitungen, an die unter normalem Druck stehende Anschlußleitungen
der zu entwässernden Einheiten jeweils über ein Absaugventil angeschlossen sind,
welches selbsttätig öffnet, wenn sich eine bestimmte Abwassermenge von etwa 5 bis
40 Liter davor angesammelt hat, und bei jedem Öffnungsvorgang zusammen mit dem Abwasser
Luft in die Vakuumleitung einläßt, wobei wenigstens eine von einer Stelleinrichtung
in Abhängigkeit vom Wasserstand oder Druck an einer bestimmten Stelle der Vakuumleitung
gesteuerte Belüftungsöffnung an der Vakuumleitung angeordnet ist.
[0002] Eine derartige Vakuum-Entwässerungsanlage ist aus der DE-OS 26 37 962 bekannt. Sie
funktioniert nach dem Prinzip, in Zeiten normalen Betriebs möglichst wenig Luft in
die Vakuumleitung einzulassen, und in ruhigen Zeiten, wenn die jeweils beim Öffnen
eines Absaugventils zusammen mit einer Abwasserportion einströmende Luft insgesamt
nicht mehr für den Transport des Wassers ausreicht, dieses also in Form langer Wassersäulen
in der Leitung stehen bleibt, durch welche die Luft nur noch hindurchperlt, Belüftungseinrichtungen
zu öffnen, die stoßartig sehr viel Luft einlassen. Die Belüftungseinrichtungen bleiben
so lange offen, bis die Wassersäulenin der Vakuumleitung jeweils wenigstens über die
nächste Steigung befördert worden sind oder bis die Leitung ganz geleert ist, wobei
sich Öffnungszeiten von mehr als 30 Minuten ergeben können.
[0003] Die bekannte Vorrichtung hat sich in der Praxis nicht bewährt, weil die Zustandsbedingungen
in der Vakuumleitung bei geschlossenen bzw. geöffneten Belüftungseinrichtungen zu
unterschiedlich sind. Da das stoßartige Einlassen großer Luftmengen eine extreme Maßnahme
ist, wendet man sie erst an, wenn die Füllung der Vakuumleitung mit Abwasser bereits
ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat, in dem auch der sog. Gleichzeitigkeitsfaktor,
d. h. ein zufälliges Zusammentreffen der Öffnungsvorgänge mehrerer Absaugventile,
nicht mehr helfen könnte. Die schlechten Druckverhältnisse in der weitgehend gefüllten
Leitung ändern sich aber auch dann nicht sofort, wenn die Belüftungseinrichtungen
stoßartig viel Luft einlassen. Da sich die vorhandenen großen Wassersäulen nur langsam
in Bewegung setzen, bricht der Unterdruck nun erst recht zusammen, es kommt zu Funktionsstörungen
an den automatisch mit dem Systemunterdruck betriebenen Absaugventilen, und die Vakuumpumpen
brauchen lange, bis sie nicht nur das angesammelte Wasser, sondern auch die zusätzlich
eingelassenen großen Luftmengen wieder abgesaugt haben. Wenn sich die Belüftungseinrichtungen
im mittleren Bereich von Vakuumleitungen befinden, wirkt sich außerdem das Vakuumreservoir
im äußeren Leitungsteil so aus, daß die plötzlich einströmende Luft das Wasser in
die falsche Richtung treibt. Schließlich arbeitet die bekannte Entwässerungsanlage
auch nicht besonders wirtschaftlich, da bei längeren, stehenden, nur langsam zu beschleunigenden
Wassersäulen ein beträchtlicher Teil der durch die Belüftungseinrichtungen und die
Hausanschlüsse eintretenden Luftmenge hindurchperlt, ohne viel zur Beschleunigung
oder eventuell überhaupt zur Fortbewegung der Wassersäulen beitragen zu können.
[0004] Durch die US-PS 3 730 884 ist es auch schon bekannt, am Ende von Vakuumleitungen
einstellbare Belüftungseinrichtungen anzubringen, die entsprechend der jeweiligen
Einstellung kontinuierlich eine konstante, sehr kleine Luftmenge über ein Schraubgewinde
einströmen lassen, um das Abwasser ständig zu belüften und dadurch Fäulnis vorzubeugen.
Zum Abwassertransport und dessen automatischer Regelung können aber die auf einen
konstanten Wert eingestellten geringen Luftmengen nicht beitragen, da bei dieser bekannten
Anlage die beim Öffnen eines Absperrventils in die Vakuumleitung eingelassenen Abwassermengen
mit etwa 400 Liter sehr groß sind und von vornherein sehr lange Wassersäulen bilden.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vakuum-Entwässerungsanlage der eingangs
genannten Art zu schaffen, in welcher das Abwasservolumen ständig feinfühlig beeinflußt
wird, so daß sie von vornherein die Entstehung träger Wassersäulen verhindert und
deshalb auch ohne die Funktion störende, stoßartige Belüftungsaktionen auskommt.
[0006] Vorstehende Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Öffnungsweite der
Belüftungsöffnung kontinuierlich oder in mehreren Stufen innerhalb eines Bereiches
regelbar ist, in welchem so geringe Mengen Luft einströmen, daß diese durch in der
Vakuumleitung stehende Wassersäulen hindurchperlt.
[0007] Die Besonderheit der Erfindung, nämlich die sich ständig ändernde Öffnungsweite
der Lufteinlaßöffnungen, bietet den Vorteil, daß in jedem Moment die Luftzufuhr nach
Bedarf geregelt wird. Die Belüftungsöffnungen schließen in dem Maße, wie infolge des
Öffnens mehrerer Absaugventile in verschiedenen Häusern für genügend normalen Lufteinlaß
gesorgt ist, um das Abwasser abzutransportieren und das Abwasservolumen in der Vakuumleitung
auf einem niedrigen Wert zu halten. Läßt die Frequenz der Öffnungsvorgänge der Absaugventile
und damit der Gleichzeitigkeitsfaktor nach, vergrößert sich die lichte Weite der
regelbaren Belüftungsöffnungen, so daß dadurch mehr Luft in die Vakuumleitung einströmt,
die sich zu der über die Hausanschlüsse einfließenden Luft addiert.
[0008] Da man mit einem vorhandenen Teilvakuum Wassersäulen nur jeweils wenige Meter hochsaugen
kann, müssen Vakuumleitungen mit höheren Steigungen in mehrere kurze, ansteigende
und dazwischen mit Gefälle verlegte Leitungsabschnitte unterteilt sein. Auch in der
Ebene werden Vakuumleitungen normalerweise abwechselnd mit über eine geringe Höhe
ansteigenden und wieder abfallenden Leitungsabschnitten verlegt (siehe DE-PS 26 41
110). Wenn man derartige Vakuum-Entwässerungsanlagen ohne die erfindungsgemäß vorgeschlagenen
geregelten Belüftungseinrichtungen betreibt, bilden sich an vielen kurzen Steigungsabschnitten
der Vakuumleitungen von unten bis oben reichende Wassersäulen, die insgesamt mehr
als 60 % des Leitungshohlraums ausmachen können. Wenn nun erfindungsgemäß regelbare
Belüftungseinrichtungen vorhanden sind, enthalten die vielen kurzen Wassersäulen in
der Vakuumleitung mehr oder weniger gelöste und in Form von Blasen im Wasser enthaltene
Luft. Die Wassersäulen haben dann vielfach dieselbe Länge und Höhe wie vorher, weil
sie in einem kurzen steigenden Leitungsabschnitt nicht länger als dieser sein können,
sie bestehen jedoch zu einem mehr oder weniger großen Anteil aus Luft statt Wasser,
sind dementsprechend leichter und können durch die beim Öffnen von Absaugventilen
über die Hausanschlußleitungen stoßartig eintretende Luft wegen ihrer geringeren
trägen Masse besser beschleunigt werden. Das in den Wassersäulen durch Luft ersetzte
Wasservolumen wird in den Sammeltank verdrängt. Im Ergebnis kann sich in den Vakuum
leitungen einer erfindungsgemäßen Entwässerungsanlage bis zu etwa 50 % weniger Wasser
befinden als ohne die genannten regelbaren Belüftungsöffnungen.
[0009] Ein weiterer Vorteil der neuen Anlage im Vergleich zum Stand der Technik besteht
darin, daß die Druckverhältnisse in den Vakuumleitungen keinen großen Schwankungen
unterliegen, die sich von vornherein schlecht voraussehen lassen und zu Funktionsstörungen
führen können. Man braucht auch nicht etwa wegen des zusätzlich über die Belüftungseinrichtungen
eingelassenen Luftvolumens größere Vakuumpumpen. In Zeiten starken Abwasseranfalls
wird durch häufiges Öffnen der Absaugventile genügend Luft über die Hausanschlußleitungen
eingeführt, so daß die regelbaren Belüftungsöffnungen ganz oder fast ganz geschlossen
sein können. Die Vakuumpumpen brauchen also nur entsprechend dem in Spitzenzeiten
anfallenden Abwasservolumen und dem zugehörigen, über die Hausanschlußleitungen
einströmenden Luftvolumen dimensioniert zu werden. Dabei kann das Luftvolumen sogar
geringer bemessen sein als bei Anlagen ohne erfindungsgemäße Belüftungseinrichtung,
und dementsprechend können im Einzelfall auch die Vakuumpumpen kleiner dimensioniert
werden, weil die Anlage auch in ruhigeren Zeiten, wenn die geringeren an den Absaugventilen
eingestellten Luftmengen zum störungsfreien Betrieb nicht ausreichen würden, bei weiter
geöffneten Belüftungsöffnungen einwandfrei funktioniert.
[0010] Schließlich ist als vorteilhafter Nebeneffekt die verbesserte Belüftung des Abwassers
zu erwähnen.
[0011] In bevorzugter praktischer Ausführung der Erfindung ist wenigstens eine Belüftungseinrichtung
am äußeren Ende einer Vakuumleitung angeordnet. Die darüber einströmende Luft ist
dann auf der gesamten Länge der Leitung wirksam. In weiterer bevorzugter Ausführung
werden Belüftungseinrichtungen an einer Vakuumleitung zwischen einer größeren Zahl
von nahe einem Sammeltank ange schlossenen Anschlußleitungen und einer kleineren
Zahl von weiter vom Sammeltank entfernten Anschlußleitungen angeordnet. Auf diese
Weise wird außer dem geschilderten grundsätzlichen Vorteil erreicht, daß das Abwasser
nicht infolge des Vakuumreservoirs in den äußeren Leitungsbereichen rückwärts gesaugt
wird. Weitere zweckmäßige Stellen, an denen erfindungsgemäße Belüftungseinrichtungen
angeordnet werden können, befinden sich in Strömungsrichtung vor Problemabschnitten
der Vakuumleitung, z. B. vor größeren Steigungsabschnitten oder z. B. Dükern.
[0012] Für Vakuum-Entwässerungsanlagenwird eine Zuverlässigkeit gefordert, die sich an
der herkömmlicher Systeme mit Freigefälle-Leitungen messen lassen muß. Dabei spielt
die Zuverlässigkeit der beweglichen Teile, also der Pumpen, Ventile und Stelleinrichtungen
eine entscheidende Rolle. Um einen störungsfreien Betrieb der vorgeschlagenen Vakuum-Entwässerungsanlagen
zu gewährleisten, ist in weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen,
daß die Stelleinrichtung zur Änderung der Öffnungsweite der Belüftungsöffnung aus
einem mit dem Unterdruck der Vakuumleitung beaufschlagbaren Membrankolben besteht,
welcher bei fallendem absoluten Druck ein Ventilglied gegen eine Rückstellfeder in
eine die Belüftungsöffnung verkleinernde Stellung zieht. Dabei ist zweckmäßigerweise
die Leitungsverbindung zwischen der Vakuumleitung und einem vom Mebrankolben begrenzten
Hohlraum mit einer Drosselstelle ausgebildet, so daß jeweils erst eine bestimmte
Zeit verstreicht, bis sich eine Druckänderung in der Vakuumleitung dem Membrankolben
mitteilt. Kurzfristige Druckänderungen, wie sie insbesondere beim Öffnen der Absaugventile
an den Hausanschlußleitungen auftreten, beeinflußen demnach die Regelung der Belüftungsöffnung
nicht. Zur Anpassung an die unterschiedlichen Gegebenheiten verschiedener Entwässerungsanlagen
sowie verschiedener Vakuumleitungen derselben Entwässerungsanlage ist die Öffnungsweite
der Drosselstelle vorzugsweise ein stellbar. Eine weitere individuelle Einstellmöglichkeit
besteht in bevorzugter praktischer Ausführung der Erfindung darin, daß die Länge einer
Steuerstange zwischen dem Membrankolben und dem Ventilglied einstellbar ist. Damit
kann die größte Öffnungsweite der Belüftungsöffnung eingestellt werden. Insgesamt
wird man als regelbaren lichten Querschnitt einer Belüftungsöffnung einen Bereich
von etwa 3 bis 700 mm² wählen. Es kann auch vorgesehen sein, daß sich die Belüftungsöffnung
bei bestimmten Betriebszuständen ganz schließt.
[0013] Eine Vakuum-Entwässerungsanlage hat normalerweise in bestimmten Abständen an den
Vakuumleitungen angeordnete, aufsteigende Inspektionsrohre, die normalerweise durch
abnehmbare Verschlußkappen dicht abgedeckt sind. Bei den Hausanschlüssen befinden
sich in Strömungsrichtung hinter dem Absaugventil Hausabsperreinrichtungen, deren
Verschlußorgane in der Zwischenzeit zwischen dem Bau einer Entwässerungsanlage und
dem Anschluß eines Hauses die Verbindung zur Vakuumleitung absperren. Es ist bekannt,
die oberen Enden der Inspektionsrohre und die Inspektionsöffnungen an den Hausabsperreinrichtungen
identisch auszubilden. Diese Tatsache wird in weiterer Ausgestaltung der Erfindung
ausgenutzt, in dem vorgeschlagen wird, daß die Belüftungsöffnung, das Ventilglied,
die Stelleinrichtung und die Leitungsverbindung zur Stelleinrichtung eine Baueinheit
mit einer auf ein Inspektionsrohr an einer Vakuumleitung passenden Verschlußkappe
bilden.
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert. Dort ist das
äußerste, d. h. am weitesten von einer Vakuumstation entfernte Ende einer Vakuumleitung
10 dargestellt, die z. B. einen Innendurchmesser von 75 bis 220 mm haben kann und
normalerweise aus Kunststoff besteht. An die im weiteren Verlauf in der Erde abwechselnd
steigend und mit Gefälle verlegte Vakuumleitung 10 ist ein Steigrohr 12 angeschlossen,
welches z. B. ein herkömmliches Inspektionsrohr oder ein zu einer Hausabsperreinrichtung
führendes Steigrohr mit beispielsweise einem Innendurchmesser von 40 mm sein kann.
Das abgebrochen dargestellte Steigrohr 12 wird am oberen Ende durch ein kappenförmiges
Endstück 14 dicht abgeschlossen. Dieses Endstück paßt auch auf andere Inspektionsrohre
und Steigrohre an Hausanschlüssen.
[0015] Auf das Endstück 14 ist über ein Zwischenstück 16 ein Zylinder 18 aufgeschweißt oder
aufgeklebt. Auch diese Teile bestehen vorzugsweise aus Kunststoff und bilden im Beispielsfall
eine Verlängerung des Steigrohrs 12. In der oberen Endwand 20 des Zylinders 18 befindet
sich eine Anschlußöffnung 22, an die eine Verbindungsleitung 24 zum Steigrohr 12 angeschlossen
ist. Der am unteren Ende durch eine Membran 26 abgeschlossene innere Hohlraum des
Zylinders 18 wird also über die Verbindungsleitung 24 und die Anschlußöffnung 22
ständig mit dem in der Vakuumleitung herrschenden Unterdruck beaufschlagt. Während
dieser die Membran 26 nach oben zu ziehen bestrebt ist, drückt eine im Zylinder 18
eingespannte Druckfeder 28 die Membran 26 in Richtung nach unten. Mit der Membran
26 ist eine sich nach unten erstreckende Steuerstange 30 verbunden, die ein kegelstumpfförmiges
Ventilglied 32 trägt, welches bei Bewegung der Membran 26 eine Belüftungsöffnung 34
in der Stirnwand des Endstücks 14 mehr oder weniger weit verschließt. Die Belüftungsöffnung
34 kann, wie gezeigt, zylindrisch, alternativ aber auch zum Ventilglied 32 passend
konisch ausgebildet sein. Die Steuerstange 30 ist zweckmäßigerweise in ihrer Länge
verstellbar, indem sie z. B. aus wenigstens zwei axial relativ zueinander verstellbaren
Teilen besteht oder z. B. unterschiedlich tief in den Ventilkörper 32 einschraubbar
ist.
[0016] Wenn das Zwischenstück 16 rohrförmig ist, müssen daran ein oder mehrere Löcher 36
vorhanden sein, damit der Innenraum der Vakuumleitung 10 bei geöffneter Belüftungsöffnung
34 mit der Außen atmosphäre in Verbindung steht.
[0017] Die Empfindlichkeit bzw. Reaktionsträgheit der aus den Teilen 18 und 26 bis 30 bestehenden
Stelleinrichtung für die in ihrer Öffnungsweite regelbare Belüftungsöffnung 34 kann
mittels einer einstellbaren Drosselstelle 38 an der Anschlußöffnung 22 verändert
werden. Die Einstellung erfolgt z. B. mittels einer Stellschraube 40, die je nach
gewünschter Trägheit mehr oder weniger tief in den freien Querschnitt der Verbindungsleitung
24 am Anschluß 22 eingeschraubt wird.
[0018] Die vorstehend beschriebene Belüftungseinrichtung bedarf nach der Montage innerhalb
langer Intervalle keiner Wartung. Die Vakuum-Entwässerungsanlagen der eingangs genannten
Art können grundsätzlich in demselben Unterdruckbereich betrieben werden wie bisher.
Da die im Beispielsfall beschriebene Stelleinrichtung 18, 26 bis 30 als Antriebsquelle
den Unterdruck in der Vakuumleitung 10 ausnutzt, entfallen Komplikationen im Zusammenhang
mit einer besonderen Energiezufuhr. Dennoch besteht grundsätzlich die Möglichkeit,
als Stelleinrichtung für die vorgeschlagenen regelbaren Belüftungsöffnungen elektrisch
bzw. elektronisch gesteuerte Stelleinrichtungen zu verwenden, bei denen Druck- oder
Wasserstandsfühler Signale erzeugen, die in elektrische Steuersignale für die Stelleinrichtung
umgesetzt werden.
[0019] Bis hierher ist vorstehend davon ausgegangen worden, daß die genannten Belüftungsöffnungen
34 bei Vakuum-Entwässerungsanlagen zur Anwendung kommen, bei denen die Absaugventile
jeweils durch eine pneumatische Steuereinrichtung geöffnet und geschlossen werden,
wie sie z.B. in der DE-PS 24 62 295 und der DE-OS 35 25 729 gezeigt und beschrieben
sind. Dabei wird bei einem bestimmten maximalen Wasserstand in einem Sammelbehälter
vor dem Absaugventil, möglichst über ein Luft polster in einer sich vom Sammelbehälter
nach oben erstreckenden Steigleitung - ein pneumatisches Schaltventil geöffnet, welches
einerseits direkt oder indirekt das Öffnen des Absaugventils auslöst und andererseits
eine pneumatische Zeitschalteinrichtung in Gang setzt, die nach einer bestimmten
Zeitdauer das Absaugventil wieder schließt. Die Zeitdauer ist so eingestellt, daß
das bei einem Öffnungsvorgang eines Absaugventils zusammen mit dem Abwasser in die
Vakuumleitung eingelassene Luftvolumen das 2- bis 15-fache der eingelassenen Abwasserportion
beträgt. Während gemäß der DE-PS 24 55 551 dieses Luftvolumen jeweils nach der Abwasserportion
in die Vakuumleitung eingelassen wird, sieht die DE-OS 35 25 729 vor, daß der größere
Teil des bei jedem Öffnungsvorgang eines Absaugventils eingelassenen Luftvolumens
bereits vor und/oder während des Einsaugens der Abwasserportion in die Vakuumleitung
eingelassen wird.
[0020] Auch bei der hier vorgeschlagenen Vakuum-Entwässerungsanlage beträgt über eine längere
Zeitdauer das insgesamt in die Vakuumleitung einegelassene Luftvolumen vorzugsweise
das 2- bis 15-fache des insgesamt eingelassenen Abwasservolumens. Da jedoch ein großer
Teil der Luft durch die beschriebenen Belüftungsöffnungen 34 in die Vakuumleitung
eintritt, kann das jeweils beim Öffnen eines Absaugventils eingelassene Luftvolumen
wesentlich kleiner sein als früher. Diese Aufteilung der Luftzufuhr auf die Absaugventile
an den Hausanschlüssen und auf die Belüftungsöffnungen 34 hat nicht nur den Vorteil
der besseren Wirtschaftlichkeit, weil die Luftzufuhr über die Belüftungsöffnungen
34 wegen deren Regelung minimiert werden kann, sondern auch noch den weiteren Vorteil,
daß die bisher beim Öffnen des Absaugventils an einem Hausanschluß auftretenden starken
Geräusche, die durch das Einsaugen von Luft verursacht wurden, nunmehr verringert
werden.
[0021] Die bekannten pneumatischen Steuereinrichtungen mit Zeitschalteinrichtungen hatten
bisher immer die Funktion, das Absaugventil so lange geöffnet zu halten, daß alles
Abwasser, was sich im Sammelbehälter vor einem Absaugventil angesammelt hatte, abgesaugt
und anschließend auch noch eine bestimmte Luftmenge in die Vakuumleitung nachströmen
konnte. Es hat sich nun überraschend gezeigt, daß bei der erfindungsgemäßen Vakuum-Entwässerungsanlage
mit regelbaren Belüftungsöffnungen auf die Steuereinrichtungen mit Zeitschalteinrichtungen
verzichtet werden kann. Es genügt ein durch den Wasserdruck im Sammelbehälter vor
dem Absaugventil oder den Luftdruck in einem an den Sammelbehälter angeschlossenen
Steigrohr betätigtes Schaltventil, wie dieses gemäß DE-PS 24 62 295 am Eingang der
bekannten Steuereinrichtungen für das Absaugventil eingesetzt wurde, um bei einem
bestimmten maximalen Wasserstand im Sammelbehälter das Öffnen des Absaugventils auszulösen,
und unmittelbar nach dem vollständigen oder teilweisen Absaugen des Abwassers aus
dem Sammelbehälter das Absaugventil wieder zu schließen. Wenn während des Hindurchströmens
des Abwassers durch das Absaugventil gleichzeitig auch Luft mit eingeperlt wird,
wie dies in der DE-OS 35 25 729 beschrieben ist, gibt es nach dem Durchlaß des Abwassers
beim Schließen des Absaugventils keinen harten Schlag, sondern das mit Luft durchsetzte
Abwasser kann bei leicht geneigter Anschlußleitung vom Haus zur Haupt-Vakuumleitung
unter der Straße mit gebremster Strömungsgeschwindigkeit dorthin fließen. Die vor
der Abwasserportion durch das Absaugventil eingelassene Luftmenge beträgt vorzugsweise
etwa 10 bis 25 % und die gleichzeitig mit der Abwasserportion in Form von Blasen und
Perlen durch das Absaugventil einströmende Luftmenge vorzugsweise etwa 30 bis 50 %
des Wasservolumens der Abwasserportion. Der Rest der insgesamt zum Betrieb der Entwässerungsanlage
benötigten Luft, wird auch in diesem Fall, wo die Absaugventile nicht durch eine Zeitschalteinrichtung
während einer bestimmten Zeitdauer, sondern nur bis zum vollständigen oder teilweisen
Absaugen des vor den Ventilen angesammelten Abwassers offen gehalten werden, durch
die regelbaren Belüftungsöffnungen eingegeben. Insgesamt beträgt damit über eine längere
Zeitdauer das Luftvolumen auch wieder das 2- bis 15-fache des Abwasservolumens. Unter
gleichen Bedingungen ist der Luftverbrauch jedoch geringer, und die Anlage arbeitet
trotzdem störungsfreier als eine herkömmliche vergleichbare Anlage ohne den einfachen
automatischen Regelmechanismus mittels der beschriebenen Belüftungsöffnungen 34.
[0022] Es hat sich bei praktischen Versuchen gezeigt, daß eine erfindungsgemäße Entwässerungsanlage
mit regelbaren Belüftungsöffnungen 34 dann besonders gut funktioniert, wenn die in
üblicher Weise aus Kunststoffrohren mit im wesentlichen demselben Durchmesser wie
bei bekannten derartigen Entwäserungsanlagen bestehende Vakuumleitung bei der Verlegung
im Rohrgraben jeweils in Abständen von etwa 20 bis 30 m derart unterfüttert wird,
daß in der Leitung ein Hochpunkt entsteht, der etwa 15 bis 20 cm höher liegt als die
in etwa 10 bis 15 m Entfernung davon liegenden Tiefpunkte der Leitung. Letztere bilden
die Senken, in denen sich bei der erfindungsgemäßen Anlage nicht so viel Abwasser
in Pfropfenform ansammeln kann wie bei herkömmlichen Unterdruck-Entwässerungsanlagen,
weil die durch die Belüftungsöffnungen kontinuierlich einströmende Luft ein entsprechendes
Volumen Abwasser aus der Leitung verdrängt. Die bei dieser bevorzugten Art der Verlegung
der Vakuumleitung gebildeten benachbarten ansteigenden und abfallenden Leitungsabschnitte
sind im wesentlichen gleich lang, wenn die Leitung auf einer bestimmten Strecke insgesamt
bzw. im Mittel etwa horizontal, schwach ansteigend oder schwach abfallend verlegt
ist.
[0023] Die selbsttätige Regelung der Luftzufuhr der erfindungsgemässen Entwässerungsanlage
kann noch dadurch verbessert und ergänzt werden, daß durch eine entsprechende Stelleinrichtung,
wie oben in Verbindung mit den Belüftungsöffnungen 34 beschrieben, das Schaltventil,
welches das Öffnen des Absaugventils auslöst, je nach der momentanen Stärke des Unterdrucks
in Schließrichtung vorbelastet wird, wie in der Europäischen Patentanmeldung 87104153.9
beschrieben, so daß es bei schwächere Unterdruck schon eher, d.h. bei einem niedrigeren
Wasserstand im Sammelbehälter vor einem Absaugventil geöffnet wird als bei einem kräftigen
Unterdruck in der Vakuumleitung. Dies bedeutet, daß bei einer beginnenden "Verstopfung"
der Vakuumleitung durch zuviel Abwasser nicht nur durch weiter geöffnete Belüftungsöffnungen
34, sondern auch durch häufigeres Öffnen der Absaugventile mehr Luft in die Vakuumleitung
eingelassen und auch der Gleichzeitigkeitsfaktor verbessert wird. Die bei im wesentlichen
gleichzeitig öffnenden Absaugventilen entstehenden Druckstöße infolge eines plötzlich
stark vergrößerten Luftstroms haben es nunmehr sehr viel leichter, die ständig von
Luft durchperlten Wasserpfropfen in den Senken der Leitung zu beschleunigen und über
den nächsten Hochpunkt oder gleich über mehrere Hochpunkte hinweg zu treiben, da die
Masse der mit Luft durchsetzten Wasserpfropfen wesentlich kleiner ist als die von
nur aus Abwasser bestehenden Pfropfen gleicher Größe. Hinzu kommt, daß die bei der
erfindungsgemäßen Entwässerungsanlage ständig mit Luft durchsetzten Wasserpfropfen
bei der Bewegung längs der Leitung eine wesentlich geringere Rohrreibung haben, was
ebenfalls zu ihrer besseren Beschleunigung und höheren Transportgeschwindigkeit beiträgt.
[0024] Noch ein weiterer Vorteil der neuen Entwässerungsanlage ist darin zu sehen, daß in
der Vakuumleitung ständig eine Gas- und Flüssigkeitsströmung zur Vakuumstation hin
herrscht. Diese gibt einer aus einem Hausanschluß in Querrichtung einströmenden Abwasserportion
sofort die richtige Umlenkung zur Vakuumstation hin, wodurch das früher oft zu beobachtende
Strömen in Rückwärtsrichtung wirksam vermieden wird.
[0025] Die große praktische Bedeutung der Erfindung erhellt daraus, daß bei Vakuum-Entwässerungsanlagen
für Wohnsiedlungen im 24-Stunden-Zyklus nur während etwa vier bis fünf Stunden soviel
Abwasser anfällt, daß die Absaugventile häufig genug öffnen, um infolge des dann
auftretenden Gleichzeitigkeitsfaktors mit einer einwandfreien Funktion der Anlage
rechnen zu können. Dagegen sind bei den herkömmlichen Vakuum-Entwässerungsanlagen
ca. 80 % der gesamten Betriebsdauer Problemzeiten, weil die Absaugventile nur selten
betätigt werden. Will man auch in diesen Zeiten ohne zusätzliche Belüftungsöffnungen
genügend Luft in das Leitungssystem einführen, müssen die Absaugventile bei jedem
Öffnungsvorgang sehr lange geöffnet bleiben, so daß jedesmal sehr viel Luft einströmen
kann. Dies hat aber wieder den Nachteil, daß man in den Zeiten, wo die Absaugventile
mit höherer Frequenz betätigt werden, mit einem großen, unwirtschaftlichen Luftüberschuß
arbeitet. Die vorgeschlagene Vakuum-Entwässerungsanlage sorgt demgegenüber durch
stärkere Drosselung an den regelbaren Belüftungsöffnungen für einen sparsameren Luftverbrauch
während der aktiven Tageszeiten und durch Vergrößerung der Belüftungsöffnungen 34
für eine bessere Funktionsweise während der problematischen Ruhezeiten.
[0026] Hinsichtlich des beschriebenen Ausführungsbeispiels sei angemerkt, daß die Erfindung
nicht auf die in der Zeichnung gezeigte Ausführung beschränkt ist. Beispielsweise
können die gezeigten Teile auch umgekehrt derart angeordnet werden, daß ein z.B. konischer
Ventilkörper 32 mit der Spitze nach unten weist und durch eine auf ihrer Unterseite
mit dem System-Unterdruck beaufschlagte Membran 26 bei zunehmend stärkerem Vakuum
weiter in Schließrichtung in die Öffnung 34 geschoben wird. Die Leitung 24 und die
Öffnung 36 sind in diesem letzteren Fall derart anzuordnen, daß die Membran 26 auf
ihrer Oberseite der Außenatmosphäre und auf ihrer Unterseite dem Vakuum ausgesetzt
ist.
1. Vakuum-Entwässerungsanlage mit einem oder mehreren unter Unterdruck stehenden Sammeltanks
und daran angeschlossenen, abwechselnd steigend und mit Gefälle verlegten Vakuumleitungen,
an die unter normalem Druck stehende Anschlußleitungen der zu entwässernden Einheiten
jeweils über ein Absaugventil angeschlossen sind, welches selbsttätig öffnet, wenn
sich eine bestimmte Wassermenge von 5 bis 40 Liter davor angesammelt hat, und bei
jedem Öffnungsvorgang zusammen mit dem Abwasser Luft in die Vakuumleitung einläßt,
wobei wenigstens eine von einer Stelleinrichtung in Abhängigkeit vom Wasserstand
oder Druck an einer bestimmten Stelle der Vakuumleitung gesteuerte Belüftungsöffnung
an der Vakuumleitung angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnungsweite der Belüftungsöffnung (34) kontinuierlich oder in mehreren
Stufen innerhalb eines Bereiches regelbar ist, in welchem so geringe Mengen Luft einströmen,
daß diese durch in der Vakuumleitung (10) stehende Wassersäulen hindurchperlt.
2. Entwässerungsanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine Belüftungsöffnung (34) am äußeren Ende einer Vakuumleitung (10),
vor einem Steigungsabschnitt oder Düker oder zwischen einer größeren Zahl von nahe
einem Sammeltank angeschlossenen Anschlußleitungen und einer kleineren Zahl von weiter
vom Sammeltank entfernten Anschlußleitungen angeordnet ist.
3. Entwässerungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Stelleinrichtung (18, 26-30) zur Änderung der Öffnungsweite der Belüftungsöffnung
(34) einen mit dem Unterdruck der Vakuumleitung (10) beaufschlagbaren Membrankolben
(26) aufweist, welcher bei abfallendem absoluten Druck ein Ventilglied (32) gegen
eine Rückstellfeder (28) in eine die Belüftungsöffnung (34) verkleinernde Stellung
zieht.
4. Entwässerungsanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitungsverbindung (24) zwischen der Vakuumleitung (10, 12, 14) und einem
vom Membrankolben (26) begrenzten Hohlraum (18) mit einer Drosselstelle (38) ausgebildet
ist.
5. Entwässerungsanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnungsweite der Drosselstelle (38) und/oder die Länge einer Steuerstange
(30) zwischen dem Membrankolben (26) und dem Ventilglied (26) einstellbar ist.
6. Entwässerungsanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Belüftungsöffnung (34) das Ventilglied (32), die Stelleinrichtung (18, 26-30)
und die Leitungsverbindung (24) eine Baueinheit mit einer auf ein Inspektionsrohr
(12) an einer Vakuumleitung (10) passenden Verschlußkappe (14) bilden.
7. Verfahren zum Betreiben einer Vakuum-Entwässerungsanlage nach Anspruch 1 mit einem
oder mehreren unter Unterdruck stehenden Sammeltanks und daran angeschlossenen, abwechselnd
steigend und mit Gefälle verlegten Vakuumleitungen, an die unter normalem Druck stehende
Anschlußleitungen der zu entwässernden Einheiten jeweils über ein Absaugventil angeschlossen
sind, welches selbsttätig geöffnet wird, wenn sich eine bestimmte Wassermenge von
5 bis 40 1 davor angesammelt hat, und außer einer bei jedem Öffnungsvorgang zusammen
mit dem Abwasser in die Vakuumleitung einströmenden Luftmenge zusätzliche Luft über
eine Belüftungsöffnung in die Vakuumleitung eingelassen wird, dadurch gekennzeichnet, daß über die Belüftungsöffnung kontinuierlich eine in Abhängigkeit vom Wasserstand
oder Druck in der Vakuumleitung geregelte geringe Menge Luft eingelassen wird, welche
durch in der Vakuumleitung stehende Wassersäulen hindurchperlt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß beim Öffnen eines Absaugventils nur vor und/oder während des Einlassens von
Abwasser in die Vakuumleitung Luft über das Absaugventil in diese eingelassen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8 , dadurch gekennzeichnet, daß beim Öffnen eines Absaugventils darüber höchstens etwa dasselbe Volumen Luft
wie Abwasser in die Vakuumleitung eingelassen wird, und über einen längeren Zeitraum
das durch die Belüftungsöffnungen eingelassene Volumen Luft größer ist als das über
die Absaugventile eingelassene Volumen Abwasser.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Absaugventile bei stärkerem Unterdruck in der Vakuumleitung erst geöffnet
werden, nachdem sich eine größere Wassermenge vor ihnen angesammelt hat als bei schwächerem
Unterdruck.