[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Holzfaserplatten
gemäß Gattungsbegriff des Patentanspruches 1. Holzfaserplatten werden mit einer Dichte
von 600 bis 1.100 kg/m³, abhängig von der Plattenstärke, hergestellt. Sie sind üblicherweise
mit Harnstoff-, Melamin-, Phenolharzen oder mit Isocyanat verleimt. Holzfaserplatten
werden üblicherweise in Stärken von 2 bis 5 mm produziert. Ein wesentliches Einsatzgebiet
ist dabei der Möbelbau. Im Gegensatz zu Spanplatten ist die Holzfaserplatte aus feinsten
Holzfasern besonders homogen aufgebaut. Die Platte kann lackiert oder beschichtet
werden. Besondere Kantenanleimertechniken bei dicken Platten sind im Regelfall nicht
erforderlich. Die gute Verarbeitbarkeit der Schmalflächen erlaubt eine besonders große
Formenvielfalt. Voraussetzung hierfür ist der homogene Aufbau und ein möglichst gleicher
Dichteverlauf über die gesamte Plattenstärke. Die Dichte darf also zur Plattenmitte
hin nur so wenig wie möglich abfallen.
[0002] Als Rohstoff für die Herstellung von Holzfaserplatten dienen vorwiegend Hackschnitzel
aus Nadel- oder Laubholz, die in einer Zerfaserungsmaschine, z. B. einem Defibrator,
in die gewünschte Feinheit gebracht werden.
[0003] Die Holzfasern werden anschließend beleimt und auf eine Holzfeuchte von 6 bis 15
% atro getrocknet.
[0004] Die beleimten Holzfasern werden dann maschinell in einer Formstation mittels Formköpfen
auf ein Transportband oder Sieb gestreut, auf dem sich ein durchgehendes Faservlies
bildet. Das noch lockere Faservlies wird mit einer unbeheizten Presse auf ca. 40
% der Streustärke vorverdichtet. Die hierdurch entstehende noch lockere Verbindung
gewährleistet einen guten Transport des Faservlieses. Üblicherweise wird das vorverdichtete
Faservlies in einzelne Abschnitte aufgeteilt, aus denen dann durch Verpressen unter
Druck und Temperatur die Holzfaserplatten erzeugt werden. Nach dem Verpressen werden
die Platten abgekühlt und die Ober- und Unterseite geschliffen. Insbesondere bei
Faserplatten mittlerer Dichte kann die Fasermatte nur in dem Umfang durch Steigerung
des Preßdruckes verdichtet werden, wie die Temperatur im Inneren der Matte zur Mitte
hin ansteigt. Die relativ schlechte Wärmeleitung des Holzfaservlieses erfordert somit
ein langsames Verdichten durch langsamen Druckanstieg bis auf die Sollstärke.Dabei
muß eine Zerstörung der Leimbrücken im äußeren Deckschichtenbereich der Holzfaserplatten
durch den relativ langfristigen Temperatureinfluß bislang als Nachteil in Kauf genommen
werden. Die Folge ist, daß die nicht ausreichend festen Deckschichten anschließend
bis auf den gebildeten festen Plattenkern abgeschliffen werden müssen. Der Abschliffverlust
liegt je nach Plattenstärke zwischen 20 und 30 % bei 10 bis 20 mm dicken Platten.
[0005] Die Kosten für das eingesetzte hochwertige Material, das auf diese Weise verlorengeht,
sind hoch. Der erhebliche Anfall von Abschliff bringt Entsorgungsprobleme mit sich.
Selbst die hier übliche Verbrennung der abgeschliffenen, verrotteten Holzfasern ist
noch problematisch.
[0006] Wird der Preßvorgang ohne Berücksichtigung der Durchwärmung des Faservlieses gestaltet,
erhält man insbesondere im Dichtebereich von 600 bis 950 kg/m³ Holzfaserplatten, die
über die Dicke einen sehr starken Dichteabfall von den äußeren Zonen zur Plattenmitte
hin aufweisen und die damit dann den großen Vorteil der Holzfaserplatte gegenüber
der Spanplatte nur noch in sehr geringem Umfang haben würde.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt von daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Herstellung von Holzfaserplatten aufzuzeigen, das unter Beibehalt aller besonderen
Eigenschaften der Holzfaserplatte und unter Beibehalt eines homogenen Plattenaufbaus
den bisherigen Abschliffverlust des hochwertigen Plattenmateriales weitestgehend vermeidet.
[0008] Die erfindungsgemäße Lösung ergibt sich aus dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruches
1.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet eine Möglichkeit zur Herstellung von Faserplatten,
die die oben geschilderten Nachteile nicht aufweisen. Der Dichteabfall über die gesamte
Plattendicke ist nur gering und der Abschliff der äußeren Zonen erfaßt kaum das eingesetzte
Fasermaterial für die Holzfaserplatte.
[0010] Die beidseitig aufgebrachten Schichten aus Holzstaub bestimmter Korngröße, die zusammen
mit dem Faservlies verpreßt werden, bilden beim Verpressen unter Druck und Hitze praktisch
eine Schutzschicht für das Holzfaservlies, so daß dieses in seinen Deckschichtbereichen
nicht mehr durch Temperatureinwirkung zerstört wird. Dabei hat der Holzstaub den Vorzug,
außerordentlich preiswert zu sein und sich sehr gut abschleifen zu lassen. Die Entsorgung
kann in sehr einfacher Weise durch Verbrennen geschehen. Diese Verfahrensweise gewährleistet,
daß ein Verlust an dem sehr teuren Holzfaserplattenmaterial praktisch nicht mehr entsteht
und über die Plattendicke gemessen nur ein äußerst geringer Dichteabfall von außen
nach innen festgestellt wird.
[0011] Das Verfahren kann darauf ausgelegt werden, praktisch nur die verpreßten schützenden
Schichten abzuschleifen. Auf den im späteren Anwendungsfall Dekorzwecken dienenden
Seiten wird allerdings zweckmäßig im Hinblick auf die Erzielung eines guten Schliffbildes
und damit einer entsprechenden Oberfläche der Schliff so tief geführt, daß zuverlässig
keine Holzstaubpartikel mehr in der Oberfläche der abgeschliffenen Platten verbleiben,
also eine dünne Grenzschicht der Holzfaserplatte noch mit abgeschliffen wird. Es sind
andererseits aber auch Einsatzfälle denkbar, in denen auf zumindest einer Seite der
Holzfaserplatte der Beibehalt eines kleinen Anteiles der schützenden Schicht sinnvoll
sein kann. In einem solchen Fall wird die schützende Schicht dann nur teilweise abgeschliffen.
[0012] Hervorzuheben ist auch, daß der hier eingesetzte Holzstaub als schützende Schicht
für den Preßvorgang keinerlei negative oder ungewollte Beeinträchtigung im Oberflächenbereich
der Holzfaserplatte mit sich bringt.
[0013] Für die Bildung der schützenden Schicht können sowohl beleimte wie auch unbeleimte
Holzstäube bestimmter Korngröße eingesetzt werden. Wenn beispielsweise Holzfaservliese
vorliegen, die beim Aufbringen der Holzstäube an ihren Oberflächen noch ausreichend
haftend wirken, kann auf die sonst erforderliche Beleimung der Holzstäube verzichtet
werden.
[0014] Die besondere Preiswürdigkeit der hier zur Bildung der schützenden Schicht eingesetzten
Holzstäube bestimmter Korngröße resultiert daraus, daß hier ohne weiteres Filter-
und Siebstäube, Gatterspäne, Fasern aus Abfällen und dergleichen eingesetzt werden
können. Insbesondere ist dabei, entweder ganz oder zu beliebigen Anteilen, auch der
Einsatz von Holzstaubteilchen in bestimmter Korngröße aus der Spanplattenherstellung
möglich. Hier wiederum ist hervorzuheben, daß die Holzstäube aus dem Brennstaubanteil
des Schleifstaubes und des Siebstaubes einer benachbarten Spanplattenfertigung eingesetzt
werden können, so daß praktisch diese Holzstäube erst nach Erfüllung der Schutzschichtfunktion
nach dem zweiten Abschliff im Zusammenhang mit der hier betroffenen Holzfaserplattenherstellung
entsorgt, also üblicherweise verbrannt werden.
[0015] Eine ständige Wiederverwendung, beispielsweise zur erneuten Schichtbildung, ist
nicht sinnvoll, da sich das Material bei einer mehrfachen Verwendung einerseits mit
Korund aus Schleifbändern, andererseits mit ausgehärteten Leimresten oder mineralischen
Fremdkörpern aus dem Rohholz dann so stark anreichern kann, daß dies zu einer Beeinträchtigung
der Faserplattenoberfläche und zu einer Beschädigung der Schleifbänder führt.
[0016] Es ist jedoch möglich und auch gemäß einer bevorzugten Verfahrensdurchführung vorgesehen,
einen kleineren Anteil eines ersten Abschliffes praktisch als Füllstoff bei einer
neuerlichen Schichtbildung aus dem Flächenholzstaub nochmals beizufügen. Wird der
Holzstaub beleimt, können Bindemittel geringerer Menge und Güte, wie sie für die Beleimung
der Faser eingesetzt werden, zum Einsatz kommen.
[0017] In weiterer bevorzugter Ausgestaltung des Verfahrens können dem Holzstaub auch noch
ohne weiteres technologische Hilfsstoffe, jeweils in exakter Dosierung, beigefügt
werden, die in gewollter Weise die Eigenschaften der Holzfaserplatte und/oder deren
Produktionsleistung positiv beeinflussen.
[0018] Hervorzuheben ist insbesondere die Beimengung von Chemikalien zum Holzstaub, die
den Formaldehydgehalt der Holzfaserplatten reduzieren. Dies ist beispielsweise durch
die Beimengung von Harnstoff oder Amoniumcarbonat möglich.
[0019] Ferner läßt sich in vorteilhafter Weise die Aushärtung des Bindungsmittels der Holzfaserplatte
während des Verpressens durch entsprechende Härter, wie z. B. Ammoniumchlorid, Ammoniumsulfat
oder Ameisensäure bei Harnstoffharzen beschleunigen.
[0020] Hervorzuheben ist auch die Zugabe von Wasser als technologischer Hilfsstoff zu dem
beleimten oder unbeleimten Holzstaub. Das beigegebene Wasser verdampft beim Verpressen
nach innen, kondensiert dort und bewirkt auf diese Weise einen beschleunigten und
verstärkten Wärmetransport zur Plattenmitte hin, woraus die Erhöhung der spezifischen
Herstellungsleistung derartiger Holzfaserplatten resultiert.
[0021] Es ist ferner in vorteilhafter Weise möglich, dem Holzstaub ein Pilzschutzmittel
beizugeben, das sich beim Verpressen dann in den Deckschichtbereichen der Holzfaserplatte
einlagert. Zu denken ist beispielsweise an den Zusatz von Borsäure oder Xyligen (eintragenes
Warenzeichen).
Ein bevorzugter technischer Hilfsstoff zur Beimengung ist auch ein Hydrophobierungsmittel,das
sich dann ebenfalls im Deckschichtenbereich der Holzfaserplatte anlagert, wodurch
dann deren Wasseraufnahmefähigkeit reduziert wird, was für den speziellen Einsatzbereich
derartiger Holzfaserplatten in feuchten Räumen von Vorteil ist.
[0022] Es versteht sich, daß gleichzeitig mehrere der vorstehend aufgeführten technologischen
Hilfsmittel in beliebiger Kombination beigemengt werden können.
[0023] Bei einem besonders bevorzugten Durchführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird bei der Herstellung der Holz faserplatten zunächst bis einschließlich der Vorverdichtung
des Faservlieses wie üblich vorgegangen. Vor dem Verpressen wird dann das Faservlies
beidseitig mit einer Schicht aus beleimtem Holzstaub belegt, wobei die Schichtstärke
so eingestellt wird, daß sie nach dem gemeinsamen Verpressen mit dem Holzfaservlies
ca. 0,8 mm beträgt. Nach dem gemeinsamen Verpressen und Abkühlen wird der Abschliff
auf eine Stärke von 1 mm eingestellt. Hierdurch ist mit Sicherheit gewährleistet,
daß sämtliche Holzstaubteilchen entfernt sind, der Verlust an Holzfaserplattenmaterial
minimal ist und die Oberfläche der erzeugten Holzfaserplatte ein einwandfreies Schliffbild
zeigt. Die aufgeführten technologischen Hilfsstoffe werden je nach Bedarf und Anwendungszweck
zuvor dem beleimten Holzstaub beigemengt.
[0024] Abweichend vom vorstehend genannten Durchführungsbeispiel kann insbesondere bei dicken
Holzfaserplatten die Schichtstärke so eingestellt werden, daß sie nach dem gemeinsamen
Verpressen mit dem Holzfaservlies bis zu 3 mm beträgt. Der Abschliff wird dann auf
eine entsprechende Stärke eingestellt.
1. Verfahren zur Herstellung von Holzfaserplatten, bei dem die defibrierten Holzfasern
beleimt, getrocknet und danach zu einem Faservlies geformt werden das vorverdichtet
und danach unter Druck und Hitze zur Holzfaserplatte verpreßt wird, die abgekühlt
und abgeschliffen wird, dadurch geknnzeichnet, daß das Holzfaservlies vor dem Verpressen beidseitig mit einer Schicht aus Holzstaub
bestimmter Korngröße belegt wird, die Holzstaubschichten zusammen mit dem Holzfaservlies
verpreßt werden und anschließend die Holzstaubschichten abgeschliffen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Holzstaubteilchen bestimmter
Korngröße Filter- und Siebstäube, Gatterspäne, Fasern aus Abfällen für die Schichtbildung
eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Holzstaubteilchen bestimmter
Korngröße in vollem Umfang oder teilweise solche aus der Spanplattenherstellung eingesetzt
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Holzstaubteilchen bestimmter
Korngröße solche aus dem Brennstaubanteil des Schleifstaubes und des Siebstaubes
der Spanplattenfertigung eingesetzt werden und diese erst nach dem zweiten Abschliff
nach Erfüllung ihrer Funktion als schützende Schicht der Verbrennung zugeführt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beleimte Holzstäube eingesetzt
werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß unbeleimte Holzstäube eingesetzt
werden.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Holzstaubschichten so stark eingestellt werden, daß sie nach dem Verpressen
eine Schichtstärke von bis zu 3 mm haben.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Holzstaubschichten
so stark eingestellt werden, daß sie nach dem Verpressen eine Schichtstärke von etwa
0,8 mm haben.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Holzstaubschichten nur teilweise abgeschliffen werden.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß beim Abschleifen der Holzstaubschichten eine dünne angrenzende Schicht der Holzfaserplatte
mit abgeschliffen wird.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Holzstaub als Füllstoff Abschliffmaterial von einem ersten Holzfaserplattenabschliff
beigegeben wird.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Holzstaub ein oder mehrere technologische Hilfsstoffe zur Beeinflussung der
Faserplatte beigemengt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß dem Holzstaub Chemikalien
zur Reduzierung des Formaldehydgehaltes der Holzfaserplatte beigemengt werden.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß dem Holzstaub
Hilfsstoffe zur Beschleunigung des Aushärtens des Bindungsmittels der Holzfaserplatte
beigemengt werden.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Holzstaub Wasser beigemengt wird.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Holzstaub ein Pilzschutzmittel beigegeben wird.
17. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 12 bis 16, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Holzstaub ein Hydrophobierungsmittel beigemengt wird.