[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschleunigung der Weißgradregeneration
bzw. -stabilität von Papierbahnen unterschiedlicher Stoffzusammensetzung, die einer
Hitzebehandlung unterworfen wurden, durch Kontakt des Papiers nach Hitzeeinwirkung
mit energiereichen UV-Strahlen und hoher Luftfeuchtigkeit bzw. mit Wasser.
[0002] In der Patentschrift "Verfahren zur Herstellung vergilbungsresistenter Papiere,
insbesondere gegenüber Hitzeeinwirkung" wird erstmalig das Phänomen der teilweisen
oder vollständigen Weißgradregeneration hitzebehandelter Papiere anhand von Meßdaten
dargestellt und Möglichkeiten zur Verringerung der hitzeinduzierten Vergilbung bzw.
zur stärkeren Weißgradregeneration vorgeschlagen.
[0003] U.a. wird in dieser Patentschrift auch dargelegt, daß der Grad der hitzeinduzierten
Vergilbung und der Weißgradregeneration des Papiers nach Hitzeeinwirkung von der
Höhe der einwirkenden Temperatur sowie der Lagerzeit danach abhängen.
[0004] Weiterhin wird in der o.g. Patentschrift der Vorteil einer Lagerung des hitzebehandelten
Papiers unter Tageslicht im Vergleich zur Dunkellagerung dargestellt, um eine stärkere
Weißgradregeneration zu erzielen.
[0005] Eine theoretische Deutung der dabei auftretenden komplexen physikochemischen Reaktionsmechanismen
ist bisher nur teilweise für den lichtinduzierten Vergilbungsprozeß von Holzstoff
und damit bedingt für Papier gelungen. Zu den erwähnten Regenerationsvorgängen nach
hitzeinduzierter Papiervergilbung fehlt bisher jegliche Bezugnahme in der Fachliteratur.
[0006] In "Farbe und Lack" (1976) 9, S.805 - 810 sowie in "Das Papier" (1985) 10, S.485
- 491 wird zwar auf das Problem der Vergrauung von anorganisch pigmentierten Dekorschichtpreßstoffen
unter Einwirkung energiereicher UV-Strahlung und deren vollständigen Weißgradregeneration
bei Lagerung während 160 Tagen, unabhängig ob die Lagerung unter Tageslicht oder im
Dunkeln erfolgte, eingegangen. Licht- und hitzeinduzierte Vergilbung verlaufen jedoch
nach völlig unterschiedlichen physikochemischen Reaktionsmechanismen, wie z.B. in
der erwähnten Patentschrift dargelegt wird. Erhärtet wird diese Feststellung zusätzlich
durch nachfolgende Beispiele, bei denen im Grad der Weißgradregeneration von Papieren
nach Hitzeeinwirkung beachtliche Unterschiede zwischen Dunkel- und Tageslichtlagerung
festgestellt wurden.
[0007] Eine teilweise oder vollständige Weißgradregeneration des hitzeinduzierten Papiers
sollte jedoch möglichst rasch erfolgen. Das gilt vor allem dann, wenn koloristische
Ge sichtspunkte beachtet werden müssen. Beispielsweise wird bei der Herstellung von
Strukturschaumtapeten variierter Einfärbung ein ständiger Vergleich des Fertigproduktes
mit einer konstanten Farbvorlage vorgenommen und gegebenenfalls der Farbton der verwendeten
PVC-Plastisole korrigiert. Eine kontinuierliche Weißgradzunahme (Weißgradregeneration)
der fertigen Schaumtapete, vor allem bei nicht vollflächigem Schaumauftrag auf das
Trägerpapier, erschwert beträchtlich die Arbeit der Koloristen bei der Farbrezeptierung.
Bereits eine Weißgraddifferenz von 1,5 bis 2 % absolut erfaßt das ungeübte Auge. Koloristisch
geschulte Menschen dürften noch geringere Weißgraddifferenzen störend empfinden.
[0008] Aus Gründen der Produktivität muß deshalb der Kolorist sofort regulierend auf den
Produktionsprozeß eingreifen, wenn Farbtonveränderungen erkennbar werden. Das gilt
ebenfalls für andere speziell beschichtete Papiere.
[0009] Abbildung 1 demonstriert die teilweise Weißgradregeneration eines üblichen bekannten
Tapetenrohpapiers (Duplexpapier, Oberlage holzfrei, Unterlage holzhaltig), das als
Trägermaterial für Schaumtapeten Anwendung findet, nach einer praxisnahen Hitzebehandlung
von 220°C während 42 s. Die Lagerung des hitzebehandelten Papiers erfolgte unter Tageslicht.
Einem Abfall des Weißgrades (nach Hunter) von 26,1 % absolut durch die bereits erwähnte
Hitzeeinwirkung folgt die teilweise Weißgradregeneration. Diese beträgt nach 25 min
1,8 % Weißgradzuwachs (absolut), nach 5,5 h 3,6 % und nach 30 d 15,0 %. Danach ist
die Weißgradregeneration nur noch minimal. Für den speziellen Fall der Herstellung
und Farbkorrektur von Schaumtapeten ist diese Weißgraderholung, vor allem innerhalb
der ersten 25 min nach der hitzeinduzierten Vergilbung, problematisch.
[0010] Es galt deshalb, die teilweise oder vollständige Weißgradregeneration bis zum Erreichen
eines konstanten Endweißgrades des Papiers nach Hitzeeinwirkung entweder völlig zu
unterdrücken oder zu beschleunigen, um aus koloristischen Gründen mit dem Ziel der
besseren Qualitätskontrolle und -optimierung einen möglichst konstanten Weißgrad zu
gewährleisten. Beide Varianten sind theoretisch möglich, doch praktisch wird hauptsächlich
auf einen möglichst hohen Weißgrad des Papiers, insbesondere bei Tapetenpapieren,
aus optischen und psychologischen Gründen orientiert.
[0011] Erfindungsgemäß wurde durch eine Bestrahlung des bereits in Abbildung 1 herangezogenen
hitzeinduzierten Tapetenrohpapiers mit energiereichem UV-Licht mittels einer Xenonlampe
eine nicht erwartete starke Beschleunigung der Regenerationsdauer bei gleichzeitig
bedeutend höherem Endweißgrad erreicht. Abbildung 2 belegt die Unterschiede bezüglich
Weißgradregeneration, wenn das hitzeinduzierte Papier (220°C, 42 s) anschließend
einer UV-Bestrahlung ausgesetzt wird.
[0012] Eine Weißgradkonstanz ist in diesem Fall durch UV-Bestrahlung bereits nach ca. 10
h, bei Lagerung unter Tageslicht erst nach ca. 45 h und bei Lagerung im Dunkeln erst
nach ca. 90 h erreicht. Der Endweißgrad liegt außerdem beim UV-bestrahlten Papier
um ca. 15 % absolut höher als der des dem Tageslicht ausgesetzten hitzeinduzierten
Papiers.
[0013] Dennoch ist die Zeit der Weißgradregeneration bis zum Erreichen eines weitestgehend
konstanten Endweißgrades auch mit UV-Bestrahlung für verschiedene praktische Anwendungsfälle
noch zu hoch. Erfindungsgemäß wurde deshalb das in den Abbildungen 1 und 2 bereits
herangezogene hitzeinduzierte Tapetenrohpapier unterschiedlich hoher Luftfeuchtigkeit
ausgesetzt. Das für uns überraschende Ergebnis ist in der Abbildung 3 dargestellt.
[0014] Bereits nach 10 min Lagerdauer hat das hitzeinduzierte Papier, welches einer relativen
Luftfeuchtigkeit von 95 % ausgesetzt wurde, die angestrebte Weißgradkonstanz erreicht.
Vorhandene leichte Weißgraderhöhungen bis zu einer Lagerdauer unter Tageslicht von
90 min liegen bei max. 1 % absolut und sind mit dem menschlichen Auge nicht mehr feststellbar.
Ähnliche Ergebnisse wurden ebenfalls durch Feuchtung des hitzebehandelten Papiers
mit Wasser erreicht.
[0015] Durch Kombination einer Behandlung des hitzeinduzierten Papiers mit energiereicher
UV-Strahlung, Luft hohen Feuchtigkeitsgehaltes oder mit Wasser unter gleichzeitiger
Variierung der Temperatur ist es nun erfindungsgemäß möglich, den bisher wenig beachteten
Prozeß der hitzeinduzierten Papiervergilbung und vor allem den sich anschließenden
Prozeß der Weißgradregeneration gezielt zu beeinflussen.
1. Verfahren zur Beschleunigung der Weißgradregeneration bzw. -stabilität von Papierbahnen
unterschiedlicher Stoffzusammensetzung, insbesondere nach Hitzeeinwirkung, z.B. bei
erforderlichen Trocknungsprozessen von Beschichtungen, dadurch gekennzeichnet, daß
die Papierbahn sofort nach Hitzebehandlung und vor dem Aufrollen der Papierbahn energiereichen
ultravioletten Strahlen (UV-Licht) und/oder hoher Luftfeuchtigkeit bzw. Wasser ausgesetzt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb üblicher bekannter
Beschichtungsanlagen, wie z.B. für die Beschichtung von Tapetenrohpapieren mit aufschäumbaren
PVC-Pasten mittels Tiefdruck- oder Siebdruckverfahrens oder für sonstige spezielle
Beschichtungen von Spezialpapieren mit Walzen-, Rakel- oder Luftmesser-Auftragsverfahren
unmittelbar nach den üblichen bekannten Einrichtungen zum Trocknen der speziellen
Beschichtungen, wie z.B. Infrarot-, Konvektions-, Kontakt-, Ultrahochfrequenz- oder
Mikrowellentrockner, die hitzebehandelte Papierbahn an üblichen bekannten UV-Lampen
vorbeigeführt wird, bevor sie aufgerollt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß als UV-Strahlungsquellen
vorzugsweise übliche be kannte UV-"Kaltstrahl"-Lampen mit einem vorwiegend im UV-Bereich
liegenden Linienspektrum von 200 bis 400 nm, vorzugsweise 250 bis 370 nm, oder übliche
bekannte Xenonlampen mit analogem Linienspektrum verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die hitzebehandelte
Papierbahn durch eine übliche bekannte Konditionierstrecke, die z.B. nach dem Prinzip
der Kondensation arbeitet, geführt wird, in der eine hohe Luftfeuchtigkeit von 70
bis 100 % relativer Luftfeuchtigkeit, vorzugsweise über 90 % relative Luftfeuchtigkeit,
bei Temperaturen unter 150°C, vorzugsweise unter 75°C, herrscht, bevor die Papierbahn
aufgerollt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die hitzebehandelte
Papierbahn in einem üblichen bekannten Feuchtwerk, wie Walzen- oder Düsenfeuchter
oder mittels elektrostatischer Verfahren mit Wasser von einer Temperatur unter 75°C
gefeuchtet wird, bevor sie aufgerollt wird.
6. Verwendung dieser nach Anspruch 1 bis 5 erfindungsgemäß behandelten Papierbahnen
als vergilbungsresistentes Trägermaterial, insbesondere gegenüber Hitzeeinwirkung,
z.B. für spezielle Tapeten mit PVC-Schaum-Auftrag, vorzugsweise bei nicht vollflächigem
Auftrag, für mehrfach verwendbare Kunstleder-Trennpapiere oder für andere speziell
beschichtete Papiere, bei denen Temperaraturen über 150°C, vorzugsweise über 200°C,
auf das Trägermaterial einwirken.