[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von verfestigten Vliesen für
die Aufnahme von Wasser und/oder Substanzen mit oleophilen und/oder lipophilen Eigenschaften
durch Blasspinnen einer Schmelze oder einer Lösung eines spinnbaren polymeren Materials
mit Hilfe eines Düdenkopfs, der eine Düsenöffnung oder mehrere Düsenöffnungen aufweist,
zu Spinnfasern und/oder Filamenten, Umformen dieser Spinnfasern und/oder Filamente
zu einem Vlies durch Ablage auf einer Aufnahmevorrichtung, Verfestigen dieses Vlieses
und Aufbringen eines Benetzungsmittels auf das Vlies. Die Erfindung betrifft auch
verfestigte Vliese für die Aufnahme von Wasser und/oder Substanzen mit oleophilen
und/oder lipophilen Eigenschaften.
[0002] Es ist bekannt, verfestigte Vliese für die Aufnahme von Wasser und/oder Öl durch
Schmelz-Blas-Spinnen von Polypropylen zu Faserbahnen, deren Fasern einen mittleren
Durchmesser bis zu 10 µm aufweisen, Musterbinden mit Stiften der Faserbahnen und Aufsprühen
einer anionischen oder nichtionischen oberflächenaktiven Substanz auf die Faserbahnen
herzustellen.
[0003] Die bekannten Vliese dieser Art zeigen jedoch folgende Nachteile:
- Durch das Musterbinden mit Stiften wird die für die Aufnahme von Wasser und/oder
Öl wirksame Oberfläche der Vliese erheblich verringert.
- Da die Musterbindung mit Stiften nicht vollflächig erfolgen kann, weil sonst die
für die Aufnahme von Wasser und/oder Öl wirksame Oberfläche der Vliese vollständig
verloren geht, weisen solche teilmustergebundenen Vliese nur relativ geringe Festigkeiten,
wie Höchstzugkraft, Einreißfestigkeit und Weiterreißfestigkeit, sowie einen relativ
hohen Abrieb auf.
- Durch das Musterbinden kann die ursprüngliche zweidimensionale Anordnung der Fasern,
d.h. die Anordnung der Fasern in Quer- und Längsrichtung, im Vlies nicht verändert
werden; dadurch ist nicht nur keine Verbesserung der Vliese in Bezug auf den - textilen
- Fall und Griff und die Weichheit möglich, sondern es tritt sogar diesbezüglich
eine deutliche Verschlechterung ein.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs beschriebenen
Gattung zu schaffen, mit dem Vliese gewonnen werden können, die
- gegenüber den bekannten Vliesen dieser Art eine größere wirksame Oberfläche für
die Aufnahme von Wasser und/oder Ölen, Fetten und dergleichen besitzen,
- gegenüber den bekannten Vliesen dieser Art verbesserte Festigkeitseigenschaften,
wie eine verbesserte Höchstzugkraft, Einreißfestigkeit und Weiterreißfestigkeit,
sowie einen geringeren Abrieb aufweisen und
- gegenüber den bekannten Vliesen dieser Art einen besseren textilen Fall und Griff
und eine verbesserte Weichheit besitzen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren der eingangs genannten Art
durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0006] Vorteilhaft Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Ansprüchen
2, 3, 4, 5 und 6 angegeben.
[0007] Die Ausführungsformen gemäß den Ansprüchen 2 und 3 bieten folgende Vorteile:
- Die erhaltenen Vliese können bei hohen Temperaturen,z.B. deutlich über 150° C,
getrocknet werden und sind für die Aufnahme von Wasser und/oder Substanzen mit oleophilen
und/oder lipophilen Eingenschaften auch bei solchen hohen Temperaturen einsetzbar.
- Die erhaltenen Vliese zeigen sehr hohe Festigkeiten, insbesondere eine hohe Höchstzugkraft,
Einreißfestigkeit und Weiterreißfestigkeit.
[0008] Die Ausführungensform gemäß Anspruch 4 bietet den Vorteil, daß die erhaltenen Vliese
auf Grund der Feinheit der Spinnfasern und Filamente, also wegen ihres geringen Durchmessers
und damit hoher spezifischer Oberfläche, eine sehr große wirksame Oberfläche für
die Aufnahme von Wasser und/oder Substanzen mit oleophilen und/oder lipophilen Eigenschaften
aufweisen.
[0009] Die Ausführungsform gemäß Anspruch 5 bietet den Vorteil, daß die eingesetzten Tenside
biologisch abbaubar und sehr gut hautverträglich sind.
[0010] Die Ausführungsform gemäß Anspruch 6 bietet den Vorteil, daß die eingesetzten Tenside
spezielle Aufgaben lösen können, beispielsweise in der Metallbehandlung, wo Korrosionsschutz
und rasche Trocknung wichtig sind.
[0011] Der Erfindung liegt auch die Aufgabe zugrunde, verfestigte Vliese der eingangs beschriebenen
Gattung zur Verfügung zu stellen, die
- gegenüber den bekannten Vliesen dieser Art eine größere wirksame Oberfläche für
die Aufnahme von Wasser und/oder Ölen, Fetten und dergleichen besitzen,
- gegenüber den bekannten Vliesen dieser Art verbesserte Festigkeitseigenschaften,
wie eine verbesserte Höchstzugkraft, Einreißfestigkeit und Weiterreißfestigkeit,
sowie einen geringeren Abrieb aufweisen und
- gegenüber den bekannten Vliesen dieser Art einen besseren textilen Fall und Griff
und eine verbesserte Weichheit besitzen.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei den eingangs genannten verfestigten Vliesen
durch die im Kennzeichen des Anspruchs 7 angegebenen Merkmale gelöst.
[0013] Für die Zwecke der Erfindung können als spinnbare polymere Materialien alle die,
die durch Schmelzspinnen oder Lösungsspinnen (Trockenspinnen) verarbeitbar sind,
eingesetzt werden; geeignet sind insbesondere Polyester, wie Polyethylenterephthalat,
sowie Polyamide, wie Polyamid-66, aber auch beispielswiese Polyolefine, wie Polyethylen
und Polypropylen, Celluloseester, wie Cellulose-2,5-Acetat und -Triacetat, und Acrylpolymeren,
wie Polyacrylnitril.
[0014] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine Schmelze oder eine Lösung eines spinnbaren
polymeren Materials zu Spinnfasern und/oder Filamenten blas-versponnen. Ein solches
Blas-Spinnen ist beispielsweise in "Industrial and Engineering Chemistry", Band 48,
No. 8 (1956), Seiten 1342 bis 1346, und in der deutschen Patentschrift 19 64 060 beschrieben.
[0015] Substanzen mit oleophilen und/oder lipophilen Eigenschaften sind z.B. Öle, wie Mineralöle
oder Silikonöle, und Fette oder deren Gemische.
[0016] Nach der Erfindung erfolgt das Verfestigen des Vlieses mit Hilfe von Wasserstrahlen.
Eine solche Wasserstrahlverfestigung ist beispielsweise in der deutschen Offenlegungsschrift
17 10 989 und in der deutschen Auslegeschrift 16 35 577 beschrieben.
[0017] Die Wasserstrahlverfestigung bewirkt eine Verwirbelung und Nachverstreckung der
Spinnfasern und/oder Filamente innerhalb des Vlieses, wodurch
- zusätzliche wirksame Oberfläche für die Aufnahme von Wasser und/oder Substanzen
mit oleophilen und/oder lipophilen Eigenschaften gewonnen wird,
- das Vlies verbesserte Festigkeitseigenschaften erhält und einem geringeren Abrieb
aufweist und
- das Vlies eine Verbesserung des textilen Falls und Griffs und der Weichheit erfährt.
[0018] Gemäß der Erfindung wird als Benetzungsmittel ein zwitterionisches oder ein kationisches
Tensid auf das Vlies aufgebracht. Geeignete zwitterionische Tenside sind insbesondere
Aminoxide und Betaine, aber auch Imidazolincarboxylate und Aminocarbonsäuren. Geeignete
kationische Tenside sind beispielsweise primäre, sekundäre, tertiäre oder quarternäre
Ammoniumsalze, Benzylammoniumsalze, Alkanolammoniumsalze, Pyridiniumsalze, Imidazoliniumsalze,
Oxazoliniumsalze, Thiazoliniumsalze, Sulfoniumsalze, Chinoliumsalze, Salze von Aminoxiden,
Tropyliumsalze und Isochinoliniumsalze. Gegebenenfalls können auch Mischungen derselben
verwendet werden.
[0019] Die erfindungsgemäßen Vliese können beispielsweise als Rollenware oder in davon abgepaßten
Stücken in industriellen oder nicht-industriellen Bereichen für Reinigungszwecke eingesetzt
werden; wesentlich ist, daß sowohl Wasser als auch Substanzen mit oleophilen und/oder
lipophilen Eigenschaften von den Vliesen aufgenommen werden können.
[0020] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Beispiele näher erläutert:
Beispiel 1
[0021] Polyethylenterephthalat mit einer Intrinsic-Viskosität von 0,67 (gemessen in Tetrachlorethan-Phenol
1:1), einer Schmelzviskosität von 2.400 dPa.s und einem Wassergehalt von 0,1 Gewichtsprozent
wurde bei 323°C geschmolzen und mit Hilfe eines Spinnkopfs (Düsenkopfs) ähnlich dem
gemäß der deutschen Patentschrift 25 50 463 zu Spinnfasern und Filamenten, die einen
mittleren Durchmesser von 1,8 µm aufwiesen, schmelz-blas-versponnen. Die Spinnfasern
und Filamente wurden durch Ablage auf einer Aufnahmevorrichtung, die aus einer rotierenden
Trommel bestand, zu einem Vlies mit einem Flächengewicht von 100 g/m² umgeformt.
Der Düsenkopf befand sich oberhalb der rotierenden Trommel, und es wurde senkrecht
nach unten gesponnen.
[0022] Über Führungswalzen wurde das Vlies, das eine Breite von 200 mm hatte, auf ein umlaufendes
Endlossiebband geführt, das Teil einer Wasserstrahlverfestigungsvorrichtung war,
die im Prinzip der gemäß der deutschen Auslegeschrift 16 35 577 entsprach.
[0023] Die Wasserstrahlverfestigungsvorrichtung verfügte über acht Wasserdüsenreihen, die
oberhalb des Vlieses und in einem Winkel von 90° zur Laufrichtung des Vlieses angeordnet
waren. Jede Wasserdüsenreihe hatte eine Länge (wirksame Strahlbreite) von 200 mm
und verfügte jeweils über 100 Düsenbohrungen. Der Abstand der Düsen zum Vlies betrug
10 mm und vor jeder Düse herrschte ein Wasserdruck von 120 bar. Die Wasserstrahlen
bildeten einen Winkel von 90° mit dem Vlies.
[0024] Durch anschließendes Hindurchführen des Vlieses durch Quetschwalzen wurde das Prozeßwasser
bis auf einen Restfeuchtegehalt des Vlieses von 100 % entfernt.
[0025] Unmittelbar danach erfolgte das Aufbringen des Benetzungsmittels durch Führen des
Vlieses über eine strukturierte Netzwalze.
[0026] Das Benetzungsmittel war 1-Alkoylamino-3-dimethylamino-propan-3-N-oxid. Die Naßaufnahme
(Flüssigkeitsaufnahme) des Vlieses betrug dabei 100 % des Ausgangs-Trockengewichts
dieses Vlieses. Das Bad des Benetzungsmittels hatte eine Konzentration von 0,5 Gewichtsprozent
des zuvor genannten Benetzungsmittels; dadurch erhielt das Vlies einen Gehalt von
0,5 Gewichtsprozent an Benetzungsmittel, bezogen auf das Trockengewicht des Vlieses.
[0027] Von der Netzwalze wurde das Vlies durch einen Trokkenofen, wo es bis auf einen Restfeuchtegehalt
von circa 1 % getrocknet wurde, geführt und anschließend auf Hülsen aufgewickelt.
[0028] Die Verfahrensgeschwindigkeit, also die Geschwindigkeit, mit der das Vlies die genannten
Verfahrensstufen kontinuierlich durchlief, betrug 2 m/min. Das erhaltene verfestigte
Vlies wies ein Höchstzugkraft (gemessen nach DIN 53857) in Längsrichtung von 8,3
daN und in Querrichtung von 4,5 daN auf.
[0029] Die für die Aufnahme von Wasser und/oder Ölen und/oder Fetten und dergleichen wirksame
spezifische Spinnfaser-/Filamentoberfläche dieses Vlieses betrug 1,6 m²/g (gemessen
nach der BET-Methode) entsprechend 160 m² Oberfläche pro m² Vlies. Die Ölaufnahmefähigkeit
dieses Vlieses (gemessen nach der Ölbinderrichtlinie des Bundesministeriums des Inneren
in der Fassung von 31. Dezember 1985) betrug 4,3 g Öl pro g Vlies.
[0030] Die Wasseraufnahmefähigkeit dieses Vlieses (gemessen in Anlehnung an die zuvor genannte
Ölbinderrichtlinie) betrug 5,8 g Wasser pro g Vlies. Ferner hatte das erhaltene verfestigte
Vlies einen angenehmen weichen textilen Griff und einen guten Fall.
Beispiel 2
[0031] Das Beispiel 1 wurde wiederholt, allerdings mit dem Unterschied, daß
- das Aufbringen des Benetzungsmittels nicht durch Führen des Vlieses über eine strukturierte
Netzwalze erfolgte, sondern dadurch, daß dieses Mittel über die Wasserstrahlverfestigungsvorrichtung
- im Prozeßwasser zu 0,3 Gewichtsprozent gelöst enthalten - auf das Vlies aufgebracht
wurde,
- als Benetzungsmittel nicht das im Beispiel 1 genannte, sondern ein Gemisch von Alkyl-dimethyl-benzyl-ammoniumchloriden,
das von der Firma Hoechst AG, Frankfurt/Main, Bundesrepublik Deutschland, unter der
Marke Dodigen 226 vertrieben wird, eingesetzt wurde,
- das Prozeßwasser nach der Wasserstrahlverfestigung durch Hindurchführen des Vlieses
durch Quetschwalzen bis auf einen Restfeuchtegehalt des Vlieses von 200 % entfernt
wurde, wodurch das Vlies einen Gehalt von 0,6 Gewichtsprozent an Benetzungsmittel,
bezogen auf das Trockengewicht des Vlieses, erhielt,
- das Vlies unmittelbar nach dem Entfernen des Prozeßwassers durch Führen durch einen
Trockenofen bis auf einen Restfeuchtegehalt von circa 1 % getrocknet wurde.
[0032] Das erhaltene verfestigte Vlies entsprach in seinen übrigen Eigenschaften denjenigen
des Vlieses nach Beispiel 1.
[0033] Die Erfindung weist folgende Vorteile auf:
[0034] Die erfindungsgemäß hergestellten verfestigten Vliese besitzen
- eine größere wirksame Oberfläche für die Aufnahme von Wasser und/oder Ölen, Fetten
und dergleichen,
- verbesserte Festigkeitseigenschaften und einen geringeren Abrieb und
- einen besseren textilen Fall und Griff und eine verbesserte Weichheit
im Vergleich zu den bekannten verfestigten Vliesen für die Aufnahme von Wasser und/oder
Substanzen mit oleophilen und/oder lipophilen Eigenschaften.
1. Verfahren zur Herstellung von verfestigten Vliesen für die Aufnahme von Wasser
und/oder Substanzen mit oleophilen und/oder lipophilen Eigenschaften durch Blasspinnen
einer Schmelze oder einer Lösung eines spinnbaren polymeren Materials mit Hilfe eines
Düsenkopfs, der eine Düsenöffnung oder mehrere Düsenöffnungen aufweist, zu Spinnfasern
und/oder Filamenten, Umformen dieser Spinnfasern und/oder Filamente zu einem Vlies
durch Ablage auf einer Aufnahmevorrichtung, Verfestigen dieses Vlieses und Aufbringen
eines Benetzungsmittels auf das Vlies, dadurch gekennzeichnet, daß Spinnfasern und/oder
Filamente mit einem Durchmesser von jeweils 0,1 bis 6 µm ersponnen werden, das Verfestigen
des Vlieses mit Hilfe von Wasserstrahlen erfolgt, während oder unmittelbar nach dieser
Wasserstrahlverfestigung als Benetzungsmittel ein zwitterionisches oder ein kationisches
Tensid in einer Naß-in-Naß-Arbeitsweise auf das Vlies aufgebracht und das Vlies anschließend
getrocknet wird, wobei diese Arbeitsgänge kontinuierlich durchgeführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als spinnbares polymeres
Material ein Polyester oder ein Polyamid eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Polyester Polyethylenterephthalat
und als Polyamid Polyamid-66 eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß Spinnfasern und/oder
Filamente mit einem Durchmesser von jeweils 0,5 bis 3 µm ersponnen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Benetzungsmittel
1-Alkoylamino-3-dimethylamino-propan-3-N-oxid, Cocamidopropyl-betain oder 1-Alkoylamino-3-dimethylammonio-propan-3-carboxymethylbetain
eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Benetzungsmittel
Alkyl-dimethyl-benzyl-ammoniumchloride eingesetzt werden.
7. Verfestigte Vliese für die Aufnahme von Wasser und/oder Substanzen mit oleophilen
und/oder lipophilen Eigenschaften, dadurch gekennzeichnet, daß sie nach einem Verfahren
gemäß Anspruch 1, 2, 3, 4, 5 oder 6 hergestellt worden sind.