[0001] Der überwiegende Teil der heute im Handel befindlichen rieselfähigen, insbesondere
pulverförmigen Textilwaschmittel wird auf dem Wege der Sprühtrocknung oder wenigstens
unter Mitverwendung von sprühgetrockneten Komponenten hergestellt. Eine bekannte
Technologie ist dabei insbesondere das sogenannte Sprühmischverfahren. Hier wird
ein substantieller Anteil des fertigen Wasch- und Reinigungsmittelgemisches auf dem
Wege des Sprühverfahrens in ein rieselfähiges bzw. pulverförmiges Material umgewandelt,
dem dann die restlichen Komponenten des fertigen Waschmittels zugesetzt werden. Bekannt
ist es dabei insbesondere, den Builderanteil - gewünschtenfalls zusammen mit Neutralsalzen
- auf dem Wege der Sprühtrocknung als pulverförmiges Festprodukt zu gewinnen und dann
die Tensidkomponenten dem so vorbereiteten pulverförmigen Material zuzusetzen.
[0002] Überragende Bedeutung kommt bei den Tensidkomponenten heute auf der Seite der anionischen
Tensidkomponenten dem Alkylbenzolsulfonat (ABS) zu, das in Form seines Natriumsalzes
Verwendung findet und üblicherweise zusammen mit nichtionischen Tensiden, beispielsweise
Alkoholethoxylaten, verwendet wird.
[0003] Bei der Einarbeitung solcher Tensidgemische durch Einmischen in vorgebildete pulverförmige
Waschmittelbestandteile muß darauf geachtet werden, daß im Fertigprodukt der riesel-
bzw. fließfähige Pulverzustand hinreichend erhalten bleibt. Für den Einsatz von heute
großtechnisch üblichen Tensiden bzw. Tensidgemischen, insbesondere solchen der zuvor
geschilderten Art auf Basis von ABS in Abmischung mit Neotensiden, besteht eine praktische
Grenze bei etwa 12 Gew.-% Tensidanteil im Gesamtwaschmittel. Bei höheren Tensidgehalten
wird insbesondere beim Sprühmischverfahren das Fertigprodukt leicht klebrig. Es tritt
dann eine unerwünschte Veränderung der Fließ- bzw. Rieseleigenschaften im Fertigprodukt
ein.
[0004] Die Erfindung geht von der Aufgabenstellung aus, neue Tensidgemische zur Verfügung
zu stellen, die sowohl fertigungstechnisch leicht zu verarbeiten sind, auch beim
Einsatz in höheren Konzentrationen als zuvor angegeben, die Rieselfähigkeit eines
fertigen Waschpulvers nicht negativ beeinflussen und darüber hinaus im waschtechnischen
Ergebnis mit den vorbekannten Stoffgemischen wenigstens vergleichbare Leistungen
zeigt. Die Erfindung geht dabei insbesondere von der Aufgabe aus, Tensidgemische
der geschilderten Art zur Verfügung zu stellen, die bei Raumtemperatur gieß- bzw.
pumpfähig sind und infolgedessen eine besonders einfache Einarbeitung in vorgebildete
pulverförmige Bestandteile eines Gesamtwaschmittels zu gewährleisten. Gleichzeitig
sollen aber trotz dieser fließfähigen Beschaffenheit der Tensidgemische die fertigen
Waschpulver bei hohem Tensidgehalt keine unerwünschte Klebrigkeit und damit keine
Einschränkung ihrer Fließ- bzw. Rieselfähigkeit besitzen.
[0005] Die technische Lösung der erfindungsgemäßen Lehre geht von der überraschenden Feststellung
aus, daß das nachfolgende Tensidmehrkomponentengemisch bei Raumtemperatur, also beispielsweise
im Bereich um etwa 20 °C - aber auch bei noch niedrigeren Temperaturen - fließ- und
pumpfähig ist und damit leicht in vorgefertigte pulverförmige Mischungsanteile des
fertigen Waschmittels eingearbeitet werden kann. Trotz dieser fließfähigen Beschaffenheit
zeigen die fertigen Waschmittel auch bei Einarbeitung von bis zu 20 Gew.-% der fließfähigen
Tensidmischung keine Anzeichen unerwünschter Klebrigkeit, so daß der ange strebte
Zustand gut riesel- bzw. fließfähiger trockener Waschmittel voll erhalten bleibt.
[0006] Gegenstand der Erfindung sind dementsprechend in einer ersten Ausführungsform bei
Raumtemperatur gieß- und pumpfähige wasserarme Tensidgemische mit hoher Netz- und
Waschkraft bei ihrer Verwendung in Wasch- und Reinigungsmitteln des Textilbereichs,
wobei diese Tensidgemische dadurch gekennzeichnet sind, daß sie bei einem Wassergehalt
von nicht mehr als etwa 20 Gew.% - bezogen auf das wasserhaltige Tensidgemisch -
im wesentlichen bestehen aus
k1) 50 - 65 Gew.-% eines Fettalkoholethoxylats C12-18(EO)9-11
2) 5 - 15 Gew.-% eines C16/18-Talgalkoholsulfats in Form seines Alkalisalzes, insbesondere Natriumsalzes
3) 4 - 15 Gew.-% eines C12-16-Alkansulfonat-natriumsalzes und/oder des n-Octylsulfosuccinat-dinatriumsalzes sowie
4) 5 - 13 Gew.-% freier C16/18-Fettsäure
[0007] Bevorzugt beträgt der Wassergehalt dieses Mehrstoffgemisches nicht mehr als etwa
15 Gew.-% und insbesondere höchstens etwa 10 - 15 Gew.-% - wiederum bezogen auf das
wasserhaltige Tensidgesamtgemisch.
[0008] Innerhalb der Komponente 1 sind Ethoxylate mit 10 EO, innerhalb der Komponente 3
Alkansulfonate bevorzugt. Die bevorzugten Mengenbereiche - jeweils wieder angegeben
als Gew.-% bezogen auf das wasserhaltige Tensidgemisch - für die Komponenten zu 1
- 4 sind dabei die folgenden:
Komponente zu 1: 57 - 62 Gew.-%
Komponente zu 2: 7 - 10 Gew.-%
Komponente zu 3: 8 - 12 Gew.-% sowie
Komponente zu 4: 6 - 10 Gew.-%.
[0009] Ein für die Praxis ganz besonders geeignetes Wirkstoffgemisch kann etwa die folgende
Zusammensetzung haben - Prozentangaben auch hier verstanden als %-Aktivsubstanz bezogen
auf wasserhaltiges Tensidgesamtgemisch -
etwa 60 Gew.-% Komponente zu 1,
8,5 - 9 Gew.-% Komponente zu 2,
9 - 10 Gew.-% Komponente zu 3 und
8 Gew.-% Komponente zu 4
sowie zum Rest Wasser.
[0010] Es ist tatsächlich außerordentlich überraschend, daß derart wasserarme Tensidmischungen
der angegebenen Art bei Raumtemperatur als gießfähige bzw. pumpfähige flüssigkeitsartige
Massen vorliegen. Die mengenmäßig weitaus überwiegende Komponente zu 1 ist bei Raumtemperatur
fest und hat einen Schmelzpunkt, der etwa im Bereich von 30 °C liegt. Auch die Talgalkoholsulfatsalze
(Komponente zu 2) sind bei Raumtemperatur feste Verbindungen mit Schmelzpunkten im
Bereich von 55 - 60 °C. Freie Talgfettsäure (Komponente zu 4) besitzt einen Schmelzpunkt
im Bereich von etwa 55 °C. Schließlich sind aber auch die Komponenten zu 3 als Salze
fest. Es war keineswegs zu erwarten, daß der Einbau geringer Wassermengen in solche
Tensidgemische insgesamt dazu führt, daß sich hier unter Normalbedingungen pumpfähige
fließ- und gießfähige Massen bilden.
[0011] Bei der Einarbeitung solcher Tensidgemische in vorgebildete rieselfähige bzw. pulverförmige
Waschmittelbestandteile werden bis zu 20 Gew.-% - bezogen auf das fertige Waschmittel
- des fließfähigen Tensidgemisches aufgenommen, ohne daß es zu einer Beeinträchtigung
der rieselfähigen Feststoffbeschaffenheit des in dieser Form vorgebildeten Waschmittelanteiles
kommt. Offensichtlich wird der geringe Feuchtigkeitsanteil aus den erfindungsgemäß
eingesetzten Tensidgemischen von dem in Pulverform vorgebildeten Waschmittelanteil
aufgenommen, ohne die pulvrigen Eigenschaften insgesamt zu beeinträchtigen, gleichzeitig
geht aber die Gieß- bzw. Fließfähigkeit des erfindungsgemäßen Tensidgemisches verloren,
so daß das insgesamt pulverförmige rieselfähige Gut anfällt.
[0012] Geeignete ethoxylierte Fettalkohole sind solche mit 12 - 18 Kohlenstoffatomen und
9 - 11, vorzugsweise 10 EO-Gruppen. C
16/18-Talgsulfatsalze leiten sich von Cetylalkohol-Stearylalkohol-Gemischen ab. Alkansulfonat-Natriumsalze
leiten sich von einem 12 - 16 Kohlenstoffatome aufweisenden n-Paraffin ab. Die Talgfettsäure
(Komponente zu 4) besteht im wesentlichen aus Palmitinsäure, Stearinsäure und Ölsäure.
[0013] Die neben oder an Stelle des Alkansulfonatsalzes im Rahmen der Komponente zu 3. verwendbaren
n-Octylsulfosuccinat-dinatriumsalze sind bekanntlich Verbindungen der allgemeinen
Formel

in der R einen geradkettigen C₈-Alkylrest darstellt. Auch diese Produkte sind im
Handel erhältlich.
[0014] Die Erfindung betrifft in einer weiteren Ausführungsform die Verwendung der zuvor
angegebenen Tensidgemische bei der Her stellung von rieselfähigen, insbesondere pulverförmigen
Textilwaschmitteln in wenigstens anteilsweisem Austausch gegen deren übliche Tensidkomponenten
auf Basis von ABS in Abmischung mit Alkoholethoxylaten. In dieser Ausführungsform
der Erfindung werden dabei die neuen Tensidgemische insbesondere im Rahmen der Herstellung
von rieselfähigen Textilwaschmitteln nach dem Sprühmischverfahren eingesetzt, wobei
- wie bereits angegeben - das fertige rieselfähige Waschmittel bis zu 20 Gew.-% des
bei Raumtemperatur fließfähigen Tensidgemisches enthalten kann.
[0015] Die im Sinne dieses erfindungsgemäßen Verwendungsgedankens erhaltenen Waschmittel
zeichnen sich durch hervorragende waschtechnische Eigenschaften aus. Das gilt sowohl
für Waschmittel, die konventionelle Buildersysteme auf Basis von STP enthalten, als
auch für die heute gewünschten Waschmittelformulierungen, die phosphorfrei sind und
beispielsweise als Hauptbuilderbestandteil Zeolith NaA enthalten.
[0016] Die erfindungsgemäßen Tenside bzw. Tensidgemische sind ökologisch unbedenklich,
d. h. ihre Toxizität gegenüber den im Wasser lebenden Organismen ist besonders gering
und ihre biologische Abbaufähigkeit sehr gut. Sie stellen auch insoweit eine wichtige
Bereicherung der hier betroffenen technologischen Möglichkeiten dar.
Beispiel
[0017] Es wurde das nachfolgend beschriebene Wirkstoffgemisch zusammengestellt. Das Fettalkoholethoxylat
(C
12-18-Fettalkohol + 10 EO aus Cocosalkohol) und die freie Talgfettsäure (Palmitinsäure-Stearinsäure-Ölsäure-Gemisch)
waren wasserfreie Wirkstoffsubstanzen (AS = 100), während das C
16-18-Talgalkoholsulfat-Natriumsalz sowie das C
12-16-Alkansulfonat-Natriumsalz in wasserhaltiger Form eingesetzt wurden. In der nachfolgenden
Tabelle sind hier in Klammern die Prozentgehalte an Aktivsubstanz (AS) beigefügt.
Erfindungsgemäßes Tensidgemisch
[0018] Fettalkohol-EO 60 Gew.-%
Talgalkoholsulfat 16 Gew.-% (8,8 Gew.-% AS)
Alkansulfonat 16 Gew.-% (9,6 Gew.-% AS)
Talgfettsäure 8 Gew.-%
[0019] Die Viskosität dieses Wirkstoffgemisches wird in einem Höppler-Viskosimeter über
den Temperaturbereich von 20 bis 50 °C bestimmt, wobei eine schrittweise Temperatursteigerung
von jeweils 5 °C gewählt wird.
[0020] Für das bei Raumtemperatur viskos-flüssige Wirkstoffgemisch wurden die folgenden
Viskositätswerte bestimmt:

[0021] Das Waschverhalten des erfindungsgemäßen Tensidgemisches wurde durch Bestimmung in
der Launderometer-Wäsche unter den folgenden Verfahrensbedingungen ermittelt:
30 Minuten Behandlung im Launderometer bei 60 °C, Konzentration des eingesetzten Waschmittels
7 g/l, Härte des zur Flottenbereitung eingesetzten Wassers 16 °dH.
[0022] Als Waschmittel wurde dabei die folgende Wirkstoffkombination verwendet:
10 Gew.-% erfindungsgemäßes Tensidgemisch
22 Gew.-% Natrium-Tripolyphosphat
15 Gew.-% Zeolith NaA
5 Gew.-% Wasserglas
20 Gew.-% Natriumperborat
28 Gew.-% Natriumsulfat
[0023] Gewaschen wurden in aufeinander folgenden Versuchen angeschmutzte Standard-Testlappen
(Staub/Hautfett-Anschmutzungen) auf Basis Baumwolle, nicht veredelt (B), Polyester-Baumwolle-Mischgewebe,
veredelt (PBV) sowie Baumwolle, veredelt (BV).
[0024] Die Remissionswerte der verschmutzten Standard-Testlappen waren wie folgt bestimmt
worden:
B= 39,5
PBV= 28,0
BV= 27,6
[0025] Die nach dem Waschen, Spülen und Trocknen an den gewaschenen Testgeweben ermittelten
Remissionswerte (Doppelbestimmung) wurden wie folgt bestimmt:
B64,0 / 64,9
PBV85,4 / 83,5
BV58,3 / 55,5
1. Bei Raumtemperatur gieß- und pumpfähiges wasserarmes Tensidgemisch mit hoher Netz-
und Waschkraft bei seiner Verwendung in Wasch- und Reinigungsmitteln des Textilbereichs,
dadurch gekennzeichnet, daß es bei einem Wassergehalt von höchstens etwa 20 Gew.-%
im wesentlichen besteht aus
1) 50 - 65 Gew.-% eines Fettalkoholethoxylats C12-18-(EO)9-11
2) 5 - 15 Gew.-% eines Alkalisalzes eines C16/18-Talgalkoholsulfats,
3) 4 - 15 Gew.-% eines C12-16-Alkansulfonat-natriumsalzes und/oder des n-Octylsulfosuccinat-dinatriumsalzes,
sowie
4) 5 - 13 Gew.-% freier C16/18-Fettsäure,
Gew.-% jeweils bezogen auf Gesamtgewicht des wasserhaltigen Tensidgemisches.
2. Tensidgemisch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es die waschaktiven
Komponenten in den folgenden Mengenbereichen enthält:
Komponente zu 1. 57 - 62 Gew.-%
Komponente zu 2. 7 - 10 Gew.-%
Komponente(n) zu 3. 8 - 12 Gew.-%
Komponente zu 4. 6 - 10 Gew.-%
wobei der Wassergehalt des Gemisches vorzugsweise nicht mehr als 15 Gew.-% beträgt.
3. Tensidgemisch nach den Ansprüchen 1 und 2, worin die Komponente (1) 10 EO-Gruppen
aufweist.
4. Tensidgemisch nach den Ansprüchen 1 und 2, worin die Komponente (2) als Natriumsalz
vorliegt.
5. Tensidgemisch nach den Ansprüchen 1 und 2, worin die Komponente (3) aus dem Alkansulfonat-Natriumsalz
besteht.
6. Verwendung der Tensidgemische nach den Ansprüchen 1 bis 5 bei der Herstellung von
rieselfähigen, insbesondere pulverförmigen Textilwaschmitteln in wenigstens anteilsweisem
Austausch gegen deren übliche Tensidkomponenten auf Basis ABS in Abmischung mit Alkoholethoxylaten.
7. Ausführungsform nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Tensidgemisch
im Rahmen der Herstellung von rieselfähigen Textilwaschmitteln nach dem Sprühmischverfahren
verwendet wird.
8. Ausführungsform nach den Ansprüchen 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß bis zu
20 Gew.-% des bei Raumtemperatur fließ- und pumpfähigen Tensidgemisches - bezogen
auf rieselfähiges Gesamtwaschmittel - eingesetzt werden.