[0001] Die Erfindung betrifft ein eisbrechendes Schiff.
[0002] Bei Schiffen mit traditionellen eisbrechenden Schiffsformen mit spitzen Bugen werden
über die Schiffsaußenhaut, insbesondere im Wasserlinienbereich der keilförmigen Bugwasserlinien
und der vorderen Schultern der Schiffsform sehr hohe Außenkräfte horizontal in die
Eisfläche eingeleitet, wobei die Eisfläche durch Kompressions- und Biegebrüche zerstört
wird. Die hohen Außenkräfte, besonders in diesen kritischen Außenhautzonen, führen
zu sehr hohen, dem Biegebruch der Eisfläche und der Propulsion des Schiffes entgegenwirkenden
Reibungskraft-Komponenten.
[0003] Bei Schiffen mit günstiger Bugform zum Eisbrechen werden vor dem Schiff Bruchlinien
im Eis erzeugt, die quer zur Schiffslängsachse verlaufen und somit Eisschollen erhalten
werden, die zunächst eine Breite haben, die der Breite des Schiffskörpers entsprechen.
Diese Eisschollen werden unter den Schiffskörper gedrückt, in einer gewissen Tiefe
planmäßig in zwei Hälften zerbrochen und danach zu den Seiten abgeführt. Bei diesem
Vorgang wird die Eisscholle mit ihrer ursprünglichen Oberfläche von der Außenhaut
des Vorschiffs geführt. An ihrer Vorderkante stützt sich die Scholle gegen das ungebrochene
Eis. Die Stützkraft, welche schräg von unten nach vorn gegen das ungebrochene Eis
wirkt, ist in ihrer Wirkrichtung mit einer Komponente jener Kraft entgegengesetzt,
welche das Eis vor dem Schiff in die eingangs geschilderte schiffsbreite Scholle zerkleinern
soll; sie wirkt also brechkraftmindernd. Gleichzeitig muß das Schiff die Längskomponente
dieser Kraft durch erhöhten Propellerschub aufbringen. Da auch die Längskomponente
der Brechkraft durch den Schub des Propellers aufgebracht werden muß, wirkt sich die
Abstützung der gebrochenen Scholle und aller hinter ihr liegenden Schollen nach vorn
gleich zweifach im Propellerschub aus, wobei alle unter dem Schiffsboden "klebenden"
Schollen gemeinsam zweifach wirken, und zwar erstens durch die dem Schub entgegengesetzte
Reibkraftkomponente und zweitens durch die der brechenden Kraft entgegengesetzte
Reibkraftkomponente. Die erste Reibkraftkomponente fördert somit einen höheren Propellerschub
auch dann, wenn die Reibung einer anderen Umgebung als von dem vorne liegenden Eis
aufgenommen wurde. Die zweite Komponente löscht einen Teil der brechenden Kraft aus,
so daß das Schiff durch weitere Erhöhung des Schubes noch höher auf das Eis geschoben
werden müßte, als wenn keine Reibkraft vorhanden wäre.
[0004] Aus der DE- A 21 12 334 ist ein Schiff mit Eisbrecherbug bekannt, dessen Rumpf in
ein Unterwasser-Vorschiff mit zwei keilförmig ausgebildeten Eisbrechersteven übergeht,
die zwischen sich eine Rinne einschließen. Am hinteren Ende der Rinne ist eine schneepflugartige
Leitvorrichtung unter dem Schiffsboden angeordnet. Die dabei entstehenden vielen kleinen
Eisschollen sind nicht unter die seitliche feste Eisdecke schiebbar, sondern sie schwimmen
in den Zwischenraum zwischen dem Schiffskörper und der seitlichen festen Eisdecke
auf und verursachen an der Schiffsaußenhaut eine erhöhte Reibung bzw. sie sammeln
sich in der Rinne und gleiten mitschiffs unter dem Schiff bis in den Propellerbereich.
Daher hat ein solches Schiff einen erhöhten Leistungsbedarf und die Propeller sind
der schädigenden Wirkung von Eisschollen ausgesetzt.
[0005] Des weiteren ist durch die EP- A 00 79 002 die Form eines Vorschiffs, z.B. für Eisbrecher,
bekannt. Hierzu ist ein Schiff für eine Fahrt in offenem oder eisbedecktem Wasser
mit einem oberhalb der Wasserlinie liegenden, pontonförmigen Vorschiff, das parallel
zueinander verlaufende Seitenwände und eine sich über die gesamte Schiffsbreite erstreckende
und im Unterwasserschiff eine ebene und stark nach vorn geneigt ausgebildete Stirnfläche
aufweist, die nach hinten zu in einen Mittelkiel übergeht, und mit einem Hinterschiff
und mit in diesem untergebrachten Antriebseinrichtungen versehen ist, in der Weise
ausgebildet, daß die Seitenkanten im Übergangsbereich der Vorschiffsseitenwände zur
Stirnfläche in Seitenkantenlängsrichtung verlaufend gekrümmt und gegenüber den von
den Vorschiffsseitenwänden gebildeten Ebenen seitlich derart hervortretend sind, daß
der Abstand zwischen den unter der Konstruktionswasserlinie liegenden Seitenkanten
die größte Breite des Unterwasserschiffes bildet, wobei die Unterseiten der Spanten
zwischen den beiden Seitenkanten von dem Punkt der Schiffslänge an,an dem die Stirnfläche
in den Mittelkiel übergeht, bis zu dem Punkt, an dem dieser den Schiffsboden errreicht,
querschiffs nach unten durchgewölbt oder durchgeknickt ausgebildet sind. Aufgrund
dieser konstruktiven Ausgestaltung soll ein Schiff mit einem geringen Leistungsbedarf
für den Vortrieb ohne großen technischen, konstruktiven Aufwand und insbesondere mit
eisbrechenden Eigenschaften geschaffen sein, wobei die Bedingungen für den Scherbruch
einer einteiligen Scholle aus der festen Eisdecke noch günstiger gestaltet und die
Führung der Scholle unter das Wasser bei verminderter Gefahr der Schollenzerkleinerung
zu vielen Bruchstücken verbessert wird, so daß das seitliche Verbringen der Scholle
unter die feste Eisdecke noch zuverlässiger erzielt wird.
[0006] Bei allen eisbrechenden Schiffen wirkt sich die Abstützung der gebrochenen Eisscholle
und der hinter dieser liegenden Eisschollen nach vorne mehrfach im Propellerschub
aus. Diese Abstützung nach vorne wäre nicht erforderlich, wenn keine Reibungskräfte
zwischen der Schiffshaut und der Eisoberfläche der untergtauchten Eisschollen vorhanden
wären. Diese Reibungskräfte können nie ganz verhindert werden, jedoch hängt ihre Größe
entscheidend von der Ausführung des Kontaktes zwischen der Eisoberfläche und der Schiffshaut
ab. Von entscheidender Bedeutung ist dabei das vorhandensein eines Schmierfilms zwischen
der Schiffshaut und dem Eis. Selbst wenn kein Wasser in den Raum zwischen der Schiffshaut
und dem Eis eindringen kann, bildet sich bei ausreichend großer Relativbewegung zwischen
dem Schiff und dem Eis aufgrund der Reibungswärme von selbst ein Schmierfilm aus
Schmelzwasser. Hinzu kommt noch, daß der thermische Zustand dieses Bereiches so beschaffen
ist, daß die Schmelzwärme größer ist als die abgeführte Wärme. Dies trifft aber bei
langsamen Schiffsbewegungen, d.h. im Grenzbereich der Eisbrechfähigkeit des Schiffes
und bei sehr tiefen Außentemperaturen nicht mehr zu. Die bei solcher geringen Geschwindigkeit
erzeugte nur kleine Reibungswärme wird durch das sehr kalte umgebende Eis und durch
den ebenfalls sehr kalten Stahl der Schiffshaut schnell wieder abgeführt, so daß günstigstenfalls
eine trockene Reibung mit der Folge einer sehr hohen Reibungskraft eintritt. Bei Stillstand
der Bewegung kann es sogar zu einem Festfrieren der Eisscholle mit dem Stahl der
Außenhaut kommen, so daß ein Lösen der Eisscholle vom Schiff nur mit erhöhtem Aufwand
möglich ist.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem eisbrechenden Schiff den Eisbrechwiderstand
durch Verminderung der Außenhautreibung zu mindern.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein eisbrechendes Schiff vorgeschlagen, bei dem erfindungsgemäß
zur Verminderung der an der Außenhaut des Schiffskörpers wirkenden Adhäsions- und
Reibungskräfte von Schnee und Eis, insbesondere der Kräfte ruhender Reibung bei einem
Festkommen des Schiffes in Eishindernissen, in dem Schiffskörper vorhandene Wärmequellen
zur Warmhaltung kritischer Außenhautzonen verwendet werden.
[0009] Eine erfindungsgemäße Lösungsform sieht vor:
In den Außenhautzonen des Schiffskörpers, in denen eine verstärkte Reibung oder Adhäsionskräfte
auftreten, sind Austrittsöffnungen vorgesehen, durch die ein Gemisch aus Außen wasser
und heißen Abgasen der Maschinenanlagen ausgestoßen wird. Während bei den gebräuchlichen
Eisdüsenanlagen durch Treibwasser in den als Ejektoren wirkenden Düsen Luft angesaugt
wird, so daß am Ejektoraustritt ein Luft/Wasser-Gemisch entsteht, wird nach der erfindungsgemäßen
Lösung ein Abgas/Wasser-Gemisch verwendet, wobei das Abgas der Maschinenanlage, d.h.
der Schiffshauptantriebsmaschine, entnommen wir. Das für das Gemisch erforderliche
Abgas der Schiffshauptantriebsmaschine wird zwischen dieser und dem Schalldämpfer
von der zum Schornstein führenden Abgasleitung abgenommen. Das Abgas wird dabei über
ein Gebläse den Düsen zugeführt und da die Düsen während des Betriebes als Ejektoren
wirken, kann der Gebläsedruck niedrig gehalten werden. Die Abgastemperatur zwischen
dem Abgaskessel und dem Schalldämpfer in der von der Schiffshauptantriebsmaschine
kommenden Abgasleitung liegt je nach Art, Auslegung und Belastung der Schiffshauptantriebsmaschine
über 180° C. Die Energiebelastung durch das verwendete Gebläse beträgt z.B. bei 20
Düsen und einem Gebläsedruck von 100 mm WS etwa 2 kW. Wird die Treibwasserzufuhr gestoppt,
schützt das weiterhin aus der Düse austretende heiße Abgas die Anlagen vor dem Einfrieren.
[0010] Der Vorteil der Verwendung eines Abgas/Wasser-Gemisches liegt darin, daß das Düsensystem
von der kalten Außenluft unabhängig ist. Je nach Abgasmenge, Abgastemperatur und
Treibwassermenge tritt sogar eine geringe Erwärmung des Treibwassers in der Düse
auf. Bei geschlossenen Treibwasserarmaturen erfolgt eine ständige Beheizung der Düsen
und der Düsenaustritte durch das austretende Abgas als Schutz vor dem Einfrieren.
Die Einrichtung zur Herabsetzung des Eisreibungswiderstandes mit den Düsen ist vorzugsweise
in der geneigten Stirnfläche des Vorschiffes vorgesehen, jedoch auch eine Anordnung
der Düsen im gesamten Schiffskörperaußenhautbereich, d.h. in allen kritischen Außenhautzonen,
ist möglich, wobei die Anordnung im Bereich des Vorschiffs bevorzugt ist, um hier
zur Erwärmung der Außenhaut der Stirnfläche beizutragen.
[0011] Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung werden die Außenhautzonen des Schiffskörpers,
in denen eine stärkere Eisreibung oder Adhäsionskräfte auftreten,vom Innenraum des
Schiffskörpers her erwärmt. Diese Erwärmung erfolgt vorzugsweise von Innen durch
Anordnung von an die Außenhaut des Schiffskörpers grenzenden Tanks oder Kammern für
Wasser, Betriebsstoffe oder Flüssigladung, wobei die Tankflüssigkeiten durch Erwärmung
auf mindestens eine etwas oberhalb des Gefrierpunktes des Außenwasers liegende Temperatur
erfolgt. Die Erwärmung vom Innenraum des Schiffskörpers kann jedoch auch durch Entlangführen
heißer Maschinengase an den erforderlichen Außenhautflächen oder durch Entlangfördern
heißer Betriebsflüssigkeiten an den erforderlichen Außenhautflächen erfolgen.
[0012] Ist das eisbrechende Schiff vorzugsweise mit einem annähernd pontonförmigen Vorschiff
mit zwei die größte Breite des Unterwasserschiffes bildenden Seitenkanten versehen,
die die an dem Schiffsbug hinter ihnen schmaler werdende Waserlinie durchdringen,
so ermöglicht eine derartige Vorschiffsausgestaltung mit Austrittsöffnungen für ein
Abgas/ Wasser-Gemisch die Überwindung der bei den bekannten Eisbrechern aufgezeigten
Probleme durch Zuführen von Wärme. Dadurch, daß die gesamte Schiffsaußenhäut der geneigten
Stirnfläche des Vorschiffs, an welchem bereits gebrochene Eisschollen entlanggleiten,
erwärmt werden, wird die Abfuhr der Reibungswärme unmöglich, so daß auch im Stillstand
des Schiffes stets ein Wasserschmierfilm erhalten bleibt, der die eingangs erwähnte
doppelte Wirkung der bereits gebrochenen Eisschollen auf den Eisbrechwiderstand herabsetzt.
Die Wärmezufuhr wird dabei in der Weise durchgeführt, däß ein über der Außenhaut
befindliches Medium, vornehmlich Ballastwasser oder Treibstoff, mittels Heizvor
richtungen auf einer konstanten Temperatur einige Grade über dem Schmelzpunkt des
Eises gehalten wird.
[0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0014] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachstehend anhand der Zeichnungen nähër
erläutert. Es zeigt
Fig. 1 in einer schematischen Seitenansicht die Anordnung einer mittels eines Abgas/Treibwassergemisches
betriebenen Düse in der Außenhaut der geneigten Stirnfläche eines pontonförmig ausgebildeten
Vorschiffs,
Fig. 2 in einer schematischen Ansicht den Betrieb der Düse mittels Abgas, welches
der von der Schiffshauptantriebsmaschine kommenden Abgasleitung entnommen wird,
Fig. 3 in einer Seitenansicht das Vorschiff eines eisbrechenden Schiffes mit einer
Außenhauterwärmungseinrichtung,
Fig. 4 teils in einer Seitenansicht, teils in einem senkrechten Schnitt eine Ausführungsform
der Außenhauterwärmungseinrichtung, bei der die Erwärmung mittels Ballastwassers
oder Treibstoff erfolgt und
Fig. 5 teils in Ansicht, teils in einem senkrechten Schnitt eine weitere Ausführungsform
einer Vorschiffsaußenhauterwärmungsvorrichtung, die aus einem von einem flüssigen
oder gasförmigen Medium durchströmten Rohrleitungssystem besteht.
[0015] In den Fig. 1, 3 bis 5 ist als Ausführungsbeispiel ein pontonförmiges Vorschiff 10
eines Schiffskörpers 100 eines eisbrechenden Schiffes bezeichnet. Dieses eisbrechende
Schiff weist im Vorschiff 10 eine über einen wesentlichen Teil der Schiffsbreite sich
erstreckende, nach vorn oben geneigte Stirnfläche 12 auf. Diese Stirnfläche 12 ist
an ihren äußeren seitlichen Rändern durch zwei in Längsrichtung vorzugsweise teilweise
gekrümmte Seitenkanten 14 begrenzt, von denen in den Fig. 1, 3 bis 5 nur die eine
Seitenkante sichtbar dargestellt ist. Diese Seitenkanten 14 können gegenüber dem
darüberliegenden Schiffskörper seitlich hervortreten. Die Stirnfläche 12 des Vorschiffs
10 kann von vorn nach hinten zunehmend querschiffs nach unten durchgewölbt oder durchgeknickt
sein; neben einer ebenen Ausgestaltung der stark nach vorn geneigt ausgebildeten Stirnfläche
12 des Vorschiffs 10 kann diese Stirnfläche 12 auch konvex oder konkav gewölbt sein.
Seitlich geht die Stirnfläche 12 des Vorschiffs 10 in Seitenwände 11 über; von diesen
beiden Seitenwänden ist in den Fig. 1, 3 bis 5 nur eine Seitenwand sichtbar dargestellt.
Die Außenhaut der Stirnfläche 12 des Vorschiffs 10 ist bei 13 angedeutet.
[0016] Im Bereich der Außenhaut 13 des Schiffskörpers 100 und/oder in der Außenhaut der
geneigten Stirnfläche 12 des Vorschiffs 10, also im Bereich des Vorstevens, ist eine
Einrichtung 20 zur Herabsetzung des Eisreibungswiderstandes vorgesehen (Fig. 1).
[0017] Diese Einrichtung 20 zur Herabsetzung des Eisreibungswiderstandes besteht aus einer
Anzahl von in der Außenhaut 13 bzw. in der Außenhaut der Stirnfläche 12 ausgebildeten
Austrittsöffnungen 21, durch die ein Gemisch aus Außenwasser und heißen Abgasen der
Maschinenanlage 26 ausgestoßen wird. Bei dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel
ist in der Außenhaut 13 der Stirnfläche 12 eine Austrittsöffnung 21 dargestellt.
Im Bereich dieser Austrittsöffnung 21 ist eine Düse 22 angeordnet, die als Ejektor
ausgebildet ist, was bei 23 angedeutet ist. Über 24 erfolgt die Treibwasserzuführung
zu der Düse 22, während in Pfeilrichtung 25 die Zufuhr von Abgas erfolgt, und zwar
über entsprechend vorgesehene, in der Zeichnung nicht dargestellte Rohrleitungen.
[0018] Die Austrittsöffnungen sind in der Außenhaut überall dort vorgesehen, wo kritische
Außenhautzonen warm gehalten werden sollen, um die an der Außenhaut 13 des Schiffskörpers
100 wirkenden Reibungskräfte durch Schnee und Eis zu vermindern. Neben in dem Schiffskörper
vorhandenen Wärmequellen können auch im Schiffskörper vorhandene Energiequellen zur
Erzeugung höherer frequenter Schwingungen herangezogen werden.
[0019] Die Abnahme des Abgases für die Düsen 22 erfolgt von der Abgasleitung 28, die von
der Schiffshauptantriebsmaschine 26 kommt und in den Schornstein 30 geführt wird.
In der Abgasleitung 28 sind entsprechend Fig. 2 ein Abgaskessel 27 und ein Schalldämpfer
29 angeordnet. Die Abnahme des Abgases zu den Düsen 22 erfolgt vorzugsweise zwischen
dem Abgaskessel 27 und dem Schalldämpfer 29 über eine in die Abgasleitung 28 mündende
Leitung 28a, die zu der Düse 22 bzw. den Düsen 22 führt, wobei in diese Leitung 28a
ein Gebläse 32 eingeschaltet ist. Über dieses Gebläse 32 wird Abgas der Abgasleitung
28 entnommen und der Düse 22 zugeführt. Die Zufuhr des Abgases zu der Düse 22 ist
über eine bei 33 angedeutete Drei-Wege-Klappe regelbar. Die Rückführung des Abgases
von der Drei-Wege-Klappe erfolgt über die Leitung 28b wieder in die Abgasleitung 28,
und zwar wie dies aus Fig. 2 ersichtlich ist, zwischen dem Schalldämpfer 29 und dem
Schornstein 30.
[0020] Das von der Abgasleitung 28 abgezogene Abgas weist in den meisten Fällen eine Temperatur
auf, die über 180°C liegt. Bei höheren Abgastemperaturen ist die Möglichkeit gegeben,
durch in die Leitung 28a eingeschaltete Wärmeaustauscher die Abgastemperatur auf die
jeweils erforderliche oder gewünschte Temperatur zu bringen.
[0021] Die Anordnung der Düsen 22 erfolgt vorzugsweise in der Außenhaut 13 des Schiffskörpers,
und zwar in den kritischen Außenzonen, die warm gehalten werden sollen oder in der
Außenhaut der Stirnfläche 12 des Vorschiffs 10, wie in Fig. 1 dargestellt. Die Anzahl
der vorgesehenen Düsen 22 wird sich jeweils nach der Größe der warm zu haltenden Zone
oder der Stirnfläche 12 richten. Es besteht jedoch darüber hinaus auch die Möglichkeit,
in weiteren Vorschiffsbereichen oder in der Außenhaut des sich an das Vorschiff anschließenden
Schiffskörpers im Unterwasserbereich Düsen anzuordnen, vermittels der eine Herabsetzung
des Eisreibungswiederstandes vorgenommen werden kann, wobei dann auch alle diese
Düsen mit einem Gemisch aus Abgas/Treibwasser betrieben werden.
[0022] Die in Fig. 3 bis 5 dargestellte Ausführungsform zeigt ein Vorschiff 10 für ein eisbrechendes
Schiff mit geneigter, vorzugsweise ebenen Stirnfläche 12, die auch als konvex oder
konkav gewölbte Fläche ausgebildet sein kann. Die Außenhaut 13 der Stirnfläche 12
des Vorschiffs 10 ist ebenfalls mit einer Einrichtung 120 zur Herabsetzung des Eisreibungswiderstandes
versehen, wobei jedoch diese Einrichtung 120 aus einer die geneigte Stirnfläche 12
bzw. die Außenhaut 13 dieser Stirnfläche 12 erwärmenden Vorrichtung 50 besteht, so
daß die Stirnfläche 12, soweit diese Reibungskontakt mit gebrochenem Eis hat, durch
Zufuhr von Wärme auf einer Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes des Eises gehalten
wird. Die feste Eisdecke ist in Fig. 3 bei 60 angedeutet und mit 61 sind die gebrochenen
Eisschollen bezeichnet, wobei von den gebrochenen Eisschollen 61 die Eisschollen
61a, 61b an der Außenwand 13 der Stirnfläche 12 des Vorschiffs 10 entlanggleiten.
[0023] Die Außenhautzonen des Schiffskörpers, in denen eine stärkere Eisreibung oder Adhäsionskräfte
auftreten, können auch vom Innenraum des Schiffskörpers her erwärmt werden, wobei
diese Erwärmung durch Anordnung von an die Außenhaut des Schiffskörpers grenzenden
Tanks oder Kammern 51 für Wasser, Betriebsstoffe oder Flüssigladung, wobei die Tankflüssigkeiten
durch Erwärmung auf mindestens eine etwas oberhalb des Gefrierpunktes des Außenwassers
liegende Temperatur gebracht wird, oder durch Entlangführen heißer Maschinengase an
den erforderlichen Außenhautflächen erfolgt. Auch kann die Erwärmung vom Innenraum
des Schiffskörpers aus durch Entlangfördern heißer Betriebsflüssigkeiten an den
erforderlichen Außenhautflächen erfolgen.
[0024] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, die kritischen Außenhautzonen
durch eine wellenförmige Ausgestaltung der Außenhaut flächenmäßig zu vergrößern,
und damit die Wärmeeinbringung zu verstärken. Bei zweckmäßiger Anordnung des Wellenprofils
in Richtung der Stromlinien können gleichzeitig Slamming-Erscheinungen im Seegang
gemildert werden.
[0025] Die Erwärmungsvorrichtung 50 für die Außenhaut 13 der Stirnfläche 12 des Vorschiffs
10 kann, wie die Fig. 4 und 5 zeigen, in verschiedenster Weise ausgebildet sein. Besonders
vorteilhaft ist es dabei, wenn die Erwärmungsvorrichtung 50 aus einem entlang der
betreffenden Außenhautzonen geführten Rohrleitungssystem 51 besteht, das von einem
flüssigen oder gasförmigen Medium im Kreislauf durchflossen ist und das mittels einer
Heizvorrichtung 52 auf einer konstanten und über der Schmelztemperatur des Eises liegenden
Temperatur gehalten wird.
[0026] Nach Fig. 4 besteht die Erwärmungsvorrichtung 50 aus einer über der geneigten Stirnfläche
12 angeordneten Kammer 51, die sich über die gesamte Stirnfläche erstreckt, wobei
diese Kammer 51 die in Fig. 4 gezeigte Ausgestaltung aufweisen kann, jedoch besteht
auch die Möglichkeit, der Kammer 51 die bei 51a angedeutete Form zu geben.
[0027] Diese Kammer 51 dient zur Aufnahme z.B. von Wasser, Ballastwasser, Betriebsstoffen
oder Flüssigladungen; jedoch kann die Kammer 51 auch mit einem anderen, vorzugsweise
flüssigen Medium gefüllt sein. Dieses Medium, z.B. Ballastwasser oder Treibstoff,
ist mittels einer außerhalb oder innerhalb der Kammer 51 angeordneten Heizvorrichtung
52 aufheizbar. Bei dem in Fig. 4 gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Heizvorrichtung
52 im Innenraum der Kammer 51 angeordnet, so daß der Wärmeübergang der Heizvorrichtung
52 auf das Medium in der Kammer 51 direkt erfolgt. Ist die Heizvorrichtung 52 außerhalb
der Kammer 51 im Vorschiff 10 angeordnet, dann wird das Medium in dem Innenraum der
Kammer 51 über ein in der Zeichnung nicht dargestelltes Rohrleitungssystem im Kreislauf
unter Verwendung einer Pumpe durch diese Heizvorrichtung 52 geleitet, so daß das Medium
in einer Kammer 51 immer die jeweils gewünschte Temperatur aufweist.
[0028] Als Heizvorrichtung 52 kann eine elektrische Widerstandsheizung Verwendung finden,
jedoch auch Wärmeaustauscher können zur Anwendung gelangen, die z.B. mit dem Abgas
der Schiffshauptantriebsmaschine betrieben werden, so daß keine zusätzlichen Energiequellen
für das Beheizen der Vorrichtung 52 erforderlich werden. Jedoch auch andersartig
ausgebildete herkömmliche Heizvorrichtungen können zur Anwendung gelangen. Wesentlich
ist, daß die gesamte Stirnfläche 12 bzw. deren Außenhaut 13 durch Zufuhr von Wärme
auf einer Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes des Eises gehalten wird. Vorzugsweise
wird die Außenhaut 13 auf einer konstanten und einige Grade über der Schmelzpunkttemperatur
des Eises liegenden Temperatur gehalten. Die Anordnung der Kammer 51 erfolgt vorzugsweise
in den Bereichen der Außenhaut des Schiffskörpers, die warm gehalten werden sollen.
Neben einer einzigen Kammer können auch mehrere einzelne Kammern vorgesehen sein.
Anstelle von Kammern können auch Behälter zur Anwendung gelangen, die mit der zu erwärmenden
Außenhaut Kontakt haben, wobei dann die Behälter aus einem Material bestehen, das
eine hohe Wärmeleitfähigkeit aufweist.
[0029] Eine weitere Ausführungsform einer Erwärmungsvorrichtung 50 für die Außenhaut 13
des Vorschiffs 10 ist in Fig. 5 dargestellt. Hier besteht die Erwärmungsvorrichtung
50 aus einem Rohrleitungssystem 151, durch das im Kreislauf ein gasförmiges oder flüssiges
Medium hindurchgeleitet wird, wobei als gasförmiges Medium Abgase verwendet werden,
die der Schiffshauptantriebsmaschine abgenommen werden, oder es werden flüssige Medien
verwendet, die über eine bei 152 angedeutete Heizvorrichtung auf die jeweils erforderliche
Temperatur gebracht und auf dieser Temperatur dann auch gehalten werden. Der Kreislauf
für das die Außenhaut 13 erwärmende Medium ist mit 153 bezeichnet. Der Umlauf des
Mediums erfolgt mittels einer bei 154 angedeuteten Pumpe. Das Rohrleitungssystem
151 kann aus in Schiffskörperlängsrichtung auf der Innenseite der Außenhaut 13 angeordneten
Rohrleitungen, aus quer zur Schiffslängsrichtung verlaufenden Rohrleitungen oder
auch aus gitterförmig zusammengestzten Rohrleitungen bestehen.
[0030] Des weiteren besteht die Möglichkeit, die Stirnfläche 12 mit einem in der Zeichnung
nicht dargestellten Kammersystem zu versehen, durch das erwärmte, d.h. heiße Abgase
oder ein erwärmtes flüssiges Medium ständig hindurchgeleitet wird, welches seine Wärme
an die Außenhaut 13 abgibt und diese auf die jeweils gewünschte Temeperatur gebracht
wird.
[0031] Ist das eisbrechende Schiff mit inem annähernd pontonförmigen Vorschiff mit zwei
die größte Breite des Unterwasserschiffs bildenden Seitenkanten, die die an dem Schiffsbug
hinter ihnen schmaler werdende Wasserlinie durchdringen, versehen, so können die Seitenkanten
mit Heizeinrichtungen für eine erhöhte Wärmezufuhr versehen sein. Die Heizein richtung
ist derart regelbar ausgebildet, daß die Wärmezufuhr in den Seitenkanten eine Temperatur
erzeugt, die einen den Eisverhältnissen angepaßten gewünschten Schmierfilm aus Schmelzwasser
sicherstellt.
[0032] Vorzugsweise ist die Wasserschmierfilmdicke den jeweiligen Eisbrechzuständen optimal
angepaßt, d.h. die Temperatur der Erwärmungseinrichtung ist in Anpassung an die jeweils
erforderliche Schmierfilmdicke anpaßbar. Das aus den Austrittsöffnungen im Schiffsboden
austretende Wasser ist umleitbar und kann ohne Luftzusatz oder Gaszusatz an den Seiten
oberhalb der Seitenkanten querab zur Längsachse des Schiffes ausgestoßen werden.
[0033] Um mit einem möglichst kleinen Wärmebedarf eine optimale Wirkung zu erzielen, kann
die Stirnfläche 12 mit einem Wellenprofil oder einer anderen geeigneten Profilierung
versehen sein, wobei sich die Einziehungen und Erhebungen des Wellenprofils in Schiffskörperlängsrichtung
erstrecken. Dadurch wird die Oberfläche der Außenhaut vergrößert und die Erwärmung
der Außenhaut optimiert.
[0034] Vorzugsweise erfolgt die Erwärmung der Außenhaut 13 der Stirnfläche 12 des Vorschiffs
10 in demjenigen Bereich der Außenhaut, in dem die gebrochenen Eisschollen 61a, 61b
entlanggleiten, jedoch auch eine Erwärmung der gesamten Außenhaut des Schiffskörpers
im Unterwasserbereich ist möglich.
1. Eisbrechendes Schiff, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verminderung der an der Außenhaut
(13) des Schiffskörpers (100) wirkenden Adhäsions- und Reibungskräfte von Schnee
und Eis, insbesondere der Kräfte ruhender Reibung bei einem Festkommen des Schiffes
in Eishindernissen, in dem Schiffskörper (100) vorhandene Wärmequellen zur Warmhaltung
kritischer Außenhautzonen verwendet werden.
2. Eisbrechendes Schiff, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verminderung der an der Außenhaut
(13) des Schiffskörpers (100) wirkenden Adhäsions- und Reibungskräfte von Schnee
und Eis, insbesondere der Kräfte ruhender Reibung bei einem Festkommen des Schiffes
in Eishindernissen, in dem Schiffkörper vorhandene Energiequellen zur Erzeugung höher-frequenter
Schwingungen verwendet werden.
3. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in kritischen
Außenhautzonen Austrittsöffnungen (21) vorgesehen sind, durch die ein Gemisch aus
Außenwasser und heißen Abgasen der Maschinenanlagen (26) ausgestoßen wird.
4. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das für das
Gemisch erforderliche Abgas der Schiffshauptantriebsmaschine (26) zwischen dieser
und dem Schalldämpfer (29) von der zum Schornstein (30) führenden Abgasleitung (28)
abgenommen wird.
5. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß kritische Außenhautzonen
des Schiffskörpers (100) vom Innenraum des Schiffskörpers her erwärmt werden.
6. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung
von innen durch Anordnung von an die Außenhaut des Schiffskörpers grenzenden Tanks
oder Kammern (51) für Wasser, Betriebsstoffe oder Flüssigladung erfolgt, wobei die
Tankflüssigkeiten durch Erwärmung auf mindestens eine etwas oberhalb des Gefrierpunktes
des Außenwassers liegende Temperatur gebracht wird.
7. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung
vom Innenraum des Schiffskörpers aus durch Entlangführen heißer Maschinengase an
den kritischen Außenhautzonen erfolgt.
8. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung
vom Innenraum des Schiffskörpers aus durch Entlangführen heißer Betriebsflüssigkeiten
an den kritischen Außenhautzonen erfolgt.
9. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmungsvorrichtung
(50) aus einem entlang der kritischen Außenhautzonen geführten Rohrleitungssystem
(151) besteht, das von einem flüssigen oder gasförmigen Medium im Kreislauf durchflossen
ist und das mittels einer Heizvorrichtung (152) auf einer konstanten und einige Grade
über der Schmelztemperatur des Eises liegenden Temperatur gehalten wird.
10. Eisbrechendes Schiff nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß im Bereich der Wasserlinie im Vorschiff (10) des Schiffskörpers
(100) ein Wellenprofil angeordnet ist, dessen Wellentäler in etwa Stromlinienrichtung
verlaufen.
11. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1, insbesondere mit einem annähernd pontonförmigen
Vorschiff mit zwei die größte Breite des Unterwasserschiffs bildenden Seiten kanten,
die die an dem Schiffsbug hinter ihnen schmaler werdende Wasserlinie durchdringen,
dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenkanten mit Heizeinrichtungen für eine erhöhte
Wärmezufuhr versehen sind.
12. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizeinrichtung
derart regelbar ausgebildet ist, daß die Wärmezufuhr in den Seitenkanten eine Temperatur
erzeugt, die einen den Eisverhältnissen angepaßten gewünschten Schmierfilm aus Schmelzwasser
sicherstellt.
13. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1, insbesondere mit einem annähernd pontonförmigen
Vorschiff mit zwei die größte Breite des Unterwasserschiffs bildenden Seitenkanten,
die die Wasserlinien am Schiffsbug hinter ihnen schmaler werdende Wasserlinie durchdringen,
mit einem Außenhaut-Schmiersystem mit Austrittsöffnungen für ein Luft/Wasser- oder
Gas/Wasser- Gemisch im Schiffsboden unterhalb der Wasserlinie, dadurch gekennzeichnet,
daß das aus den Austrittsöffnungen im Schiffsboden austretende Wasser umleitbar und
ohne Luftzusatz oder Gaszusatz an den Seiten oberhalb der Seitenkanten querab zur
Längsachse des Schiffes ausstoßbar ist.
14. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in kritischen
Außenhautzonen Austrittsöffnungen vorgesehen sind, die nur heiße Abgase der Maschinenanlagen
ausstoßen.
15. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1, daurch gekennzeichnet, daß in kritischen
Außenhautzonen Austrittsöffnungen vorgesehen sind, die nur heißes bzw. erwärmtes
Seekühlwasser der Maschinenanlagen ausstoßen.