(19)
(11) EP 0 260 419 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.03.1988  Patentblatt  1988/12

(21) Anmeldenummer: 87111101.9

(22) Anmeldetag:  31.07.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C06B 45/12, F42B 5/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT NL

(30) Priorität: 03.09.1986 DE 3630019

(71) Anmelder: Dynamit Nobel Aktiengesellschaft
D-53839 Troisdorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Eich, Johannes
    D-5210 Troisdorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verbrennbarer Treibladungsbehälter mit verbesserter Temperaturbeständigkeit


    (57) Die vorliegende Erfindung behandelt Treibladungsbehälter, die mit einer Beschichtung aus Nitraminen und einem Bin­demittel versehen sind. Diese Beschichtung wird in Form eines Lackes, ggf. in einem Lösungsmittel gelöst, aufge­bracht. Als Behälter kommen hauptsächlich verbrennbare Geschoßhülsen in Betracht. Infolge dieser Beschichtung besitzen diese Behälter eine erhöhte Selbstentzündungs­temperatur, und ihre mechanischen Eigenschaften, wie Reiß-, Stoß- und Schlagfestigkeit, werden verbessert.


    Beschreibung


    [0001] Vorliegende Erfindung befaßt sich mit verbrennbaren Treib­ladungsbehältern, wie Hülsen oder Kartuschen, deren Tem­peraturbeständigkeit verbessert ist. Gleichzeitig werden auch mechanische Eigenschaften dieser Behälter verbessert.

    [0002] Es ist aus der DE-PS 27 10 451 bekannt, auf Munitions­hülsen eine oder mehrere Lackschichten aufzubringen, um die mechanischen Eigenschaften dieser Hülsen zu verbes­sern und um die Gefahr einer ungewollten Entzündung der Hülse zu vermindern. Die in dieser Patentschrift beschrie­benen Beschichtungen lösen jedoch das Problem der Tempe­raturbeständigkeit solcher Hülsen z.B. in solchen Fällen nicht, bei denen diese in heißgeschossenen Verbrennungs­räumen, wie z.B. in den Patronenlagern von Schnellfeuer­waffen, zum Einsatz kommen. Dort können dann leicht Selbst­entzündungen - auch als cook-off bezeichnet - auftreten.

    [0003] Ein weiterer Nachteil dieser bekannten Beschichtungen besteht darin, daß diese in vielen Fällen nicht rück­standslos verbrennen, besonders dann, wenn in der Lack­schicht inerte Materialien enthalten sind. Deshalb wird von vielen bekannten Beschichtungen die Energiebilanz des gesamten Systems negativ beeinflußt.

    [0004] Es bestand deshalb die Aufgabe, verbrennbare Behälter für Treibladungspulver zu entwickeln, die möglichst temperaturbeständig sind und gleichzeitig mechanische Eigenschaftswerte besitzen, die denjenigen von bekann­ten Behältern mindestens gleichwertig sind. Weiterhin soll der Behälter rückstandslos abbrennen und die Ener­giebilanz des gesamten Abbrandsystems nicht negativ be­einflussen.

    [0005] In Erfüllung dieser Aufgabe wurden nun verbrennbare Treibladungsbehälter, die mit einer Oberflächenbeschich­tung versehen sind, gefunden, die durch eine Beschich­tung mit einem als Explosivstoff bekannten Nitramin, das in einem Bindemittel eingebettet ist, gekennzeichnet sind.

    [0006] Die einzusetzenden Nitramine sind solche, die als Explo­sivstoffe an sich bekannt sind, eine Detonationsgeschwin­digkeit über 7 400 m/s besitzen und bei ihrer Verbrennung ein hohes Normalgasvolumen, vorzugsweise über 650 l/kg (gemessen nach der CIT-Methode), liefern. Weiterhin sol­len sie Verpuffungspunkte über 200 °C, vorzugsweise über 230 °C, haben. Nitramine, die diese Bedingungen erfüllen, sind z.B. Cyclotrimethylentrinitramin (Hexogen) oder die Cyclotetramethylentetramine (Oktogene).

    [0007] Als Bindemittel eignen sich solche flüssigen Harze, die eine phlegmatisierende Wirkung auf die Nitramine aus- üben, so daß diese nicht detonieren, sondern gleichmäßig abbrennen. Weiterhin sollen die Harze beim Stehen an der Luft aushärten. Harze mit solchen Eigenschaften sind dem Fachmann an sich bekannt. Als Beispiele seien Harze auf Basis von Polyvinylalkohol, Polyvinylacetal, Polybuta­dien oder Polyacrylaten genannt.

    [0008] Der Anteil der Bindemittel in der Beschichtung kann, je nach Art der verwendeten Harze, zwischen 5 und 20 Gew.-% variieren. Bevorzugt liegt er zwischen 10 und 15 Gew.-%, besonders wenn als Bindemittel ein Polyvinylacetalharz eingesetzt wird.

    [0009] Die Dicke der Beschichtungen richtet sich nach dem jewei­ligen Anwendungsfall und den eingesetzten Bestandteilen; sie kann zwischen 0,1 und 1,0 mm schwanken, vorzugsweise liegt sie zwischen 0,2 und 0,5 mm. Das Aufbringen erfolgt auf an sich bekannte Weise, ggf. in einem geeigneten Lö­sungsmittel gelöst, z.B. durch Spritzen, Tauchen, Walzen oder Pinseln. Das Aufbringen kann sowohl auf die noch nicht weiterverarbeitete Hülse als auch auf eine bereits mit Ladung und Geschoß versehene Hülse durchgeführt werden. Der aufzubringende Lack kann weiterhin auch noch einen an sich bekannten Weichmacher enthalten.

    [0010] Die erfindungsgemäße Beschichtung befindet sich immer auf den Außenflächen der Behälter. Sie kann auch an der Innenwand angebracht werden. In jedem Fall verbrennt sie zusammen mit dem Behälter.

    [0011] Die Behälter, die erfindungsgemäß beschichtet sind, sind dem Fachmann an sich bekannt. Es handelt sich dabei so­wohl um verbrennbare Hülsen oder Kartuschen als auch um solche Behälter, die anstelle von Beutelladungen einge­setzt werden können. Die Behälter haben vorzugsweise ein zentrales Rohr zur Aufnahme einer Anzündverstärkung und sind zylindrisch oder leicht konisch ausgebildet.

    [0012] Die erfindungsgemäße Beschichtung verbessert das cook-­off-Verhalten der Hülsen; sie schützt weiterhin die Hülsen vor eindringender Feuchtigkeit und verbessert auch die mechanischen Eigenschaften der Hülsen, wie z.B. die Reißfestigkeit, Stoß- und Schlagfestigkeit.

    Beispiel



    [0013] Es werden 85 Gew.-Teile Hexogen zusammen mit 12 Gew.-­Teilen eines Acrylatharzes, das unter dem Namen PLEXTOL M 600 der Firma Röhm, Darmstadt, im Handel ist, und 3 Gew.-Teilen Dioctylphthalat in 30 Gew.-Teile Toluol eingerührt. Die dabei erhaltene Paste wird auf eine verbrennbare Patronenhülse aufgespachtelt und mit einem Kalibrierwerkzeug auf eine Dicke von 0,2 mm ein­gestellt. Die nach dem Trocken der aufgebrachten Schicht erhaltene Hülse hat eine Selbstentzündungstemperatur von ca. 240 °C.

    [0014] Eine mit dieser Hülse gefertigte Patrone setzt sich beim Schuß in der Waffe rückstandslos um.


    Ansprüche

    1. Verbrennbarer, mit einer Oberflächenbeschichtung ver­sehener Treibladungsbehälter, gekennzeich­net durch eine Beschichtung mit einem als Explosivstoff bekannten Nitramin, das in einem Binde­mittel eingebettet ist.
     
    2. Treibladungsbehälter gemäß Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Anteil des Nitramins in der Beschich­tung zwischen 80 und 95 Gew.-% beträgt.
     
    3. Treibladungsbehälter gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Nitramin ein solches eingesetzt ist, das einen Verpuffungspunkt über 200 °C besitzt.
     
    4. Treibladungsbehälter gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Nitramin Hexogen ist.
     
    5. Treibladungsbehälter gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel ausgewählt ist aus der Gruppe Polyvinylalkohol, Polyvinylacetal, Polybutadien oder Polyacrylat.
     
    6. Treibladungsbehälter gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß er als Hülse zur Aufnahme von Geschossen ausgebildet ist.