[0001] Die Erfindung bezieht- sich auf eine Maschine zum Entspannen von Werkstücken, bei
dem das Werkstück Vibrationen ausgewählter Drehzahlwerte eines Vibrators unterworfen
wird und bei dem die Auswahl der Drehzahlwerte des Vibrators aus einer Messung entnommen
wird, welche das Schwingverhalten des Werkstücks bei Anregung durch den Vibrator wiedergibt.
[0002] Das obige Verfahren ist ausführlich beschrieben in der DE-U 70 05 792 oder der US-PS
36 77 831. Zur Entspannung von Werkstücken arbeitet man üblicherweise mit Drehzahlen
des Vibrators von 1.200 bis 6.000 U/min oder auch bis 12.000 U/min, was Erregerfrequenzen
von 20 - 100 Hz bzw. 200 Hz entspricht, wobei über diesen Arbeitsbereich zunächst
in einem Meßlauf diejenigen Drehzahlen bzw. Frequenzen festgestellt werden, bei denen
das Werkstück zu starken Schwingungen neigt. Das Schwingverhalten wird meist durch
einen am Werkstück befestigten Beschleunigungsmesser festgestellt. Zur Entspannung
wird das Werkstück anschließend einer Behandlung durch den Vibrator bei Drehzahlen
unterworfen, bei denen das Werkstück im vorangegangenen Meßlauf Resonanzfrequenzen
aufwies. Bei kompliziert aufgebauten Werkstücken existieren meist soviele Spitzen
bzw. Maxima im Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm, daß man für die Auswahl der
Drehzahlen des Vibrators für die Entspannungsbehandlung eine Auswahl treffen muß,
wobei man üblicherweise nur diejenigen Drehzahlen mit deutlich ausgeprägten Spitzen
herausgreift. Es tritt dabei nicht selten der Fall auf, daß einzelne der deutlich
ausgeprägten Spitzen lediglich Oberwellenschwingungen einer Grundfrequenz darstellen,
sodaß bei ihnen eine Entspannungsbehandlung nicht erforderlich ist, wenn. bereits
bei der zugehörigen Grundfrequenz gearbeitet wurde. Darüberhinaus sind häufig gerade
die für die Entspannung wesentlichen Frequenzen im noch nicht entspannten Werkstück
so wenig deutlich ausgeprägt, daß sie im Beschleunigungwerte/Drehzahl-Diagramm bei
der Suche nach stark ausgeprägten Spitzen nicht zur Auswahl kommen. Es ist zwar bekannt,
daß die im mikroskopischen Bereich liegenden Eigenspannungen nicht unmittelbar durch
die Arbeitsfrequenzen des Vibrators, sondern durch deren Oberwellen entspannt werden,
jedoch verließ man sich bisher darauf, daß im Meßlauf bei Erregung einer solchen Qberwelle
auch im Arbeitsbereich des Vibrators eine deutlich ausgeprägte Spitze auftritt. Häufig
bleiben jedoch solche Spitzen wenig ausgeprägt und werden bei der Auswahl der stark
ausgeprägten Spitzen nicht erfaßt, wodurch die tatsächliche Entspannung des Werkstücks
meist weit unter der optimalen Entspannung zurückbleibt.
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben
einer Maschine der eingangs genannten Art anzugeben, bei dem der optimale Grad der
Entspannung gezielter als mit bisherigen Verfahren annäherbar ist.
[0004] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 dadrurch gelöst,
daß zu den einzelnen Drehzahlwerten des Vibrators in seinem Arbeitsbereich (z. B.
1.200 bis 6.000 U/min bzw. 20 bis 100 Hz) in einem definierten Oberwellenbereich (z.
B. 100 bis 2.000 Hz) die jeweiligen Oberwellen derjenigen Schwingungen ermittelt werden,
in denen im Arbeitsbereich Resonanzen oder dergleichen stabile Schwingungszustände
auftreten, und daß zur Entspannung des Werkstücks diejenigen Drehzahlwerte des Vibrators
in seinem Arbeitsbereich ausgewählt werden, die für eine Häufung von Oberwellen im
definierten Oberwellenbereich ursächlich sind.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die Verteilung der
Oberwellen der sich in einem Werkstück aufgrund der Vibratorerregung ausbreitetenden
Schwingungen eine wesentliche bessere Auskunft darüber liefert, bei welchen Erregerfrequenzen
des Vibrators in seinem Arbeitsbereich entspannt werden soll, als die im Arbeitsbereich
selbst auftretenden Spitzen. Werkstücke müssen nicht sehr komplex aufgebaut sein,
um eine Vielzahl von stabilen Schwingungszuständen aufzuweisen, die weit außerhalb
des Frequenzbereichs liegen, in denen der Vibrator betrieben wird. Durch die Analyse
des Oberwellenbereichs für die einzelnen Vibratordrehzahlen, bei denen das Werkstück
zu stabilen Schwingungen neigt, erhält man Auskunft darüber, welche Vibratordrehzahlen
zu einer Häufung von Schwingungen im Oberwelenbereich führt und welche Arbeitsdrehzahlen
des Vibrators für die Entspannung wesentlich sind. Als
Nesentlich sind diejenigen Arbeitsschwingungen des Vibrators anzusehen, die zu einer
möglichst
lohen Anzahl von Erregungen im Oberwellenbeeich führen.
[0006] Zur Ermittlung der Häufung von Oberwellen im jefinierten Oberwellenbereich kann man
zwei anterschiedliche Wege gehen. Gemäß Anspruch 2 werden im Arbeitsbereich des Vibrators
die Resolanzen bzw. die ihnen ähnlichen sonstigen stabilen 3chwingungszustände festgestellt,
und es werden zu den ermittelten Spitzen im Schwingungsverhal- :en die zugehörigen
Oberwellen rechnerisch ermittelt. Es wird dann aus diesen rechnerisch ermittelten
Oberwellenwerten festgestellt, welche der Werte aus dem Arbeitsbereich des Vibrators
für eine Häufung von Oberwellen ursächlich sind.
[0007] In einer Alternative zu Anspruch 2 werden gemäß Anspruch 3 die Oberwellen meßtechnisch
ermittelt. Hier kann man mit üblichen Methoden der Frequenzanalyse vorgehen, indem
das Werkstück beispielsweise über den Vibrator mit kontinuierlich ansteigender Drehzahl
oder auch in kleinen Drehzahlschritten erregt wird oder auch ein definierter Stoß
auf das Werkstück ausgeübt wird, um die Oberwellenschwingungen zu ermitteln.
[0008] In der bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens nach Anspruch 4 werden die Amplituden
der gemessenen Oberwellen als zusätzliches Auswahlkriterium herausgezogen. Je höher
die Amplitude umso mehr ist die zu dieser Oberwelle gehörende Arbeitsfrequenz zur
Vibratorentspannung geeignet. In dem Verfahren nach Anspruch 4 wird deshalb die Häufung
der Oberwellen mit der jeweiligen Amplitude korreliert, beispielsweise multipliziert,
um dann aus dem so gewonnenen Diagramm die Auswahl zu treffen.
[0009] Im Anspruch 5 ist eine bevorzugte Weiterbildung angegeben, die zu einer weiteren
Optimierung der Auswahl der Drehzahlwerte des Vibrators für die Entspannung führt.
Dieses Verfahren läßt sich sowohl bei der rechnerischen Ermittlung der Oberwellen
(Anspruch 2), als auch bei ihrer meßtechnischen Ermittlung (Anspruch 3) anwenden.
Das Verfahren nach Anspruch 5 eignet sich insbesondere für die Auswertung durch einen
Rechner. Durch die Aufteilung des Oberwellenbereichs in einander benachbarte Fenster
mit einer definierten Bandbreite von beispielsweise jeweils 7 Hz, erhält man eine
unmittelbare Aussage darüber, in welchen Frequenzbereichen Oberwellen gehäuft auftreten.
Da die statistische Verteilung der Oberwellen im Oberwellenbereich nicht gleichmaßig
ist, sondern bei relativ niedrigen Werten ein Maximum aufweist, erhält man eine verbesserte
Aussage über die Häufung von Oberwellen, wenn das dem Werkstück zugeordnete Ergebnis
der Verteilung der Oberwellen mit der statistischen Verteilung verglichen wird, um
festzustellen, in welchen Oberwellenbereichen tatsächlich gegenüber der statistischen
Verteilung eine Häufung von Oberwellen auftritt.
[0010] Die Weiterbildung gemäß Anspruch 6 führt zu einer noch besseren Optimierung der Auswahl
der Drehzahlwerte des Vibrators, da nicht nur eine Häufung von Oberwellen im Oberwellenbereich
berücksichtigt wird, sondern darüberhinaus auch noch nach dem Kriterium ausgewählt
wird, daß diejenigen Drehzahlwerte des Vibrators bevorzugt werden, die möglichst viele
Oberwellenbereiche mit Häufungen von Oberwellen erregen.
[0011] In dem Verfahren nach Anspruch 7 werden die weiteren Drehzahlwerte zur Vibratorentspannung
aus der Rangfolge der Drehzahlwerte ermittelt, die jeweils die höchste Zahl von ausgewählten
Fensterbereichen mit Oberwellen versorgt haben.
[0012] Im Gegensatz zu dem Auswahlkriterium nach Anspruch 7 wird bei dem Auswahlkriterium
nach Anspruch 8 so vorgegangen, daß diejenigen Oberwellen, die aus bereits ausgewählten
Drehzahlwerten des Vibrators resultieren, keine Berücksichtung mehr finden. Es wird
also jeweils ein Drehzahlwert ausgewählt, und es werden dann die ausgewählten Fensterbereiche
neu festgelegt. Da diejenigen Oberwellen, die zu der bereits ausgewählten Drehzahl
gehören, keine Berücksichtigung mehr finden, fallen damit eventuell vorher ausgewählt
gewesene Fensterbereiche weg, und es wird aus den verbleibenden bzw. neu ausgewählten
Fensterbereichen jeweils die nächste Arbeitsdrehzahl des Vibrators ausgewählt.
[0013] Anspruch 9 gibt unterschiedliche Möglichkeiten an, das Meßdiagramm festzulegen, von
dem aus die Oberwellen bestimmt werden. In der Praxis hat man sich bisher üblicherweise
des BeschleunigungwertelDrehzahl-Diagramms bedient. Bei Anregung des Werkstücks durch
den Vibrator wird am Werkstück zur Erfassung des Schwingungsverhaltens mindestens
ein Beschleunigungsmesser angebracht, der relativ gut angibt, auf welchem Frequenzen
die bevorzugten Schwingungen des Werkstücks liegen. Statt eines solchen Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramms,
kann man sich auch eines Amplituden/Drehzahl-Diagramms bedienen oder eines Verzerrungsfaktor/Drehzahl-Diagramms.
Das Verzerrungsfaktor/Drehzahl-Diagramm hat den Vorteil, daß es nicht wie das Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm
mit steigenden Frequenzen einen quadratischen Anstieg aufweist, sondern, abgesehen
von den darin enthaltenen Spitzen einen über der Drehzahl konstanten Verlauf hat.
[0014] Anhand von in der Zeichnung dargestellten Schemaskizzen wird die Erfindung im folgenden
näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Beispiel eines Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramms eines Werkstücks;
Fig. 2 ein vereinfachtes Schaubild eines Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramms mit
zugeordnetem Oberwellendiagramm, und
Fig. 3 eine stark vereinfachte Darstellung der Zuordnung der Oberwellen von zwei Fensterbereichen
aus dem Oberwellenbereich zu den zu selektierenden Arbeitsdrehzahlen des Vibrators.
[0015] In Fig. 1 ist ein typisches Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm eines Werkstücks
über einem Drehzahlbereich von 1.200 bis 4.800 U/min dargestellt. Dieses Diagramm
zeigt eine Vielzahl von Maxima bzw. Spitzen, bei denen erhöhte Beschleunigungswerte
mit der zugehörigen Drehzahl dargestellt werden. Diese Spitzen müssen nicht notwendigerweise
auf Resonanzschwingungen mit der Frequenz der Anregung durch den Vibrator zurückzuführen
sein, wenn der Beschleunigungsmesser auch für höhere Frequenzen empfindlich ist. In
diesem Fall mißt der Beschleunigungsmesser auch Beschleunigungen von Schwingungen
mit Frequenzen außerhalb des Arbeitsbereichs. Es kann durchaus vorkommen, daß das
Werkstück bei der Anregungsfrequenz von beispielsweise 40 Hz nur unwesentlich schwingt,
der Beschleunigungsmesser aber trotzdem dort einen relativen hohen Wert anzeigt. Dies
ist ein Zeichen dafür, daß das Werkstück dann bei den bei 40 Hz entstehenden Oberwellen
stark schwingt.
[0016] In Fig. 2a ist stark vereinfacht ein Fig. 1 entsprechendes Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm
dargestellt. In dem hier beschriebenen bevorzugten Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahren wird zunächst dieses Diagramm erstellt, indem das Werkstück durch den Vibrator
mit zunehmenden Drehzahlen des Vibrators in Schwingungen versetzt und das Beschleunigungs-Antwort-Verhalten
in Form dieses Diagramms festgehalten wird. In dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel
wird der Vibrator beginnend mit einer Drehzahl von 1.200 U/min bis 6.000 U/min und
einer Schrittweite von 20 bis 30 U/min betätigt und jeweils der zugehörige Beschleunigungswert
festgehalten. In dem vereinfachten Schaubild nach Figur 2a werden dabei drei Spitzen
bzw. Maxima bei 30 Hz, 70 Hz und 95 Hz festgestellt. Diesem Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm
ist das in Figur 2b dargestellte Oberwellendiagramm zugeordnet, in dem ein Oberwellenbereich
von 100 Hz bis 2.000 Hz definiert ist. Zu sämtlichen festgestellten Spitzen im Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm
bzw. den zugehörigen Anregungsfrequenzen werden nun die Oberwellen errechnet, wobei
zur Berechnung der Oberwellen die Anregungsfrequenz mit jeweils fortlaufenden ganzen
Zahlen multipliziert wird. Für das hier angenommene Beispiel von Spitzen im Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm
bei 30 Hz, 70 Hz und 95 Hz ergeben sich im definierten Oberwellendiagramm von 100
Hz bis 2.000 Hz folgende Oberwellen:
30 Hz × 2 = 60 Hz (ungültig, da nicht im
30 Hz × 3 = 90 Hz definierten Oberwellenbereich)
30 Hz × 4 = 120 Hz
30 Hz × 5 = 150 Hz
30 Hz × 6 = 180 Hz
30 Hz × 7 = 210 Hz
30 Hz x 8 = 240 Hz
30 Hz X 9 = 270 Hz
30 Hz x 10 = 300 Hz
30 Hz x 11 = 330 Hz
30 Hz × 12 = 360 Hz
30 Hz × 13 = 390 Hz
30 Hz × 14 = 420 Hz
30 Hz x 15 = 450 Hz
[0017] Es werden bevorzugt nur die ersten 15 bis 18 Harmonischen berücksichtigt, sodaß die
für 30 Hz Anregungsfrequenz höchste zu berücksichtigende Oberwelle bei 450 Hz liegt.
In Figur 2b sind zur vereinfachten Darstellung jeweils nur die 5., 10. und 15. Harmonische
eingetragen.
70 Hz × 2 = 140 Hz
70 Hz × 3 = 210 Hz
70 Hz x 4 = 280 Hz
70 Hz X 5 = 350 Hz
70 Hz x 6 = 420 Hz
70 Hz X 7 = 490 Hz
70 Hz × 8 = 560 Hz
70 Hz × 9 = 630 Hz
70 Hz × 10 = 700 Hz
70 Hz × 11 = 770 Hz
70 Hz × 12 = 840 Hz
70 Hz × 13 = 910 Hz
70 Hz × 14 = 980 Hz
70 Hz × 15 = 1050 Hz 95 Hz × 2 = 190 Hz
95 Hz × 3 = 285 Hz
95 Hz × 4 = 380 Hz
95 Hz x 5 = 475 Hz
95 Hz × 6 = 570 Hz
95 Hz × 7 = 665 Hz
95 Hz × 8 = 760 Hz
95 Hz × 9 = 855 Hz
95 Hz × 10 = 950 Hz
95 Hz × 11 = 1045 Hz
95 Hz × 12 = 1140 Hz
95 Hz × 13 = 1235 Hz
95 Hz × 14 = 1330 Hz
95 Hz × 15 = 1425 Hz
[0018] Im Oberwellendiagramm sind im Bereich von 100 Hz bis 2.000 Hz einander benachbarte
Fenster mit einer Frequenzbreite von 6 Hz definiert. Es sind also (2.000 - 100) :
6 = 317 Fenster festgelegt und es wird diejenige Anzahl von Oberwellen in jedem Fenster
ermittelt, die aus den Drehzahlen des Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramms, bei
denen Spitzen auftreten, resultieren. Zum Beispiel fällt die 5. Oberwelle der 30 Hz-Vibratorschwingung
von 150 Hz in das 9. Fenster, welches definiert ist von 148 Hz bis 154 Hz. Als Ergebnis
dieses ersten Verfahrenschrittes erhält man in jedem Fensterbereich eine dem Werkstück
eigene Anzahl von in den jeweiligen Fensterbereich gefallenen Oberwellen.
[0019] Die Fensterbereiche werden nun geordnet nach der Anzahl von Oberwellen, die in sie
gefallen sind. In einem noch relativ einfachen Verfahren wählt man nun aus einer sehr
kleinen Zahl von Fenstern mit den höchsten Anzahlen von in sie gefallenen Oberwellen,
die zugehörigen Basisfrequenzen aus dem Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm aus
und benutzt diese Drehzahlen zur Vibrationsentspannung.
[0020] In Figur 2b ist mit 1 ein Kurvenzug bezeichnet, der die statistische Oberwellenverteilung
wiedergibt. Unter der statistischen Oberwellenverteilung ist diejenige gemeint, die
sich ergibt, wenn man dieselbe Oberwellenberechnung wie oben durchführt, jedoch nicht
von den Frequenzen ausgeht, bei denen sich im Werkstück Spitzen ergeben, sondern eine
konstante Schrittbreite von beispielsweise 1 Hz zugrunde liegt. Wie diese Kurve zeigt,
ist die statistische Verteilung nicht konstant über den Oberwellenbereich, sondern
weist ein Maximum auf. Man erhält eine Verbesserung des obigen Verfahrens, wenn man
die Anzahl der Oberwellen in den einzelnen Fensterbereichen gegenüber dieser statistischen
Verteilung normiert, bevor man die Fensterbereiche in ihrer Rangfolge ordnet.
[0021] Obwohl mit den obigen Verfahren bereits gegenüber den bekannten Verfahren wesentlich
verbesserte Ergebnisse erzielt werden, kommt man zu einer noch gesteigerten Optimierung
der Entspannung eines Werkstücks durch folgende Verfahrensergänzung. Es werden wie
oben beschrieben wieder ausgehend von den Spitzen im Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm
die Anzahlen der Oberwellen in den einzelnen Fensterbereichen festgestellt, wobei
gegebenenfalls mit der statistischen Verteilung normiert wird. Anschließend wird wieder
die Rangfolge der Fensterbereiche festgelegt, und es werden beispielsweise von den
insgesamt 317 Fensterbereichen die ranghöchsten 100 ausgewählt. Von diesen ausgewählten
100 Fensterbereichen werden nun die Oberwellen, die diese Fensterbereiche zur Auswahl
gebracht haben, einer weiteren Untersuchung unterzogen, indem für jeden dieser 100
Fensterbereiche diejenigen Anregungsfrequenzen aus dem Arbeitsbereich des Vibrators
zu einer Familie zusammengefaßt werden, die in diesem Fensterbereich Oberwellen erzeugt
haben. Eine solche Familie kann aus 2 bis beispielsweise 14 Familienmitgliedern bestehen.
Man stellt nun im Arbeitsbereich des Vibrators die Familienmitglieder für alle 100
ausgewählten Fensterbereiche zusammen und bestimmt in einer Prioritätsliste die Reihenfolge
der Familienmitglieder nach der Zahl ihrer "Verwandtschaftsgrade". In den Fig. 3a,
3b wird verdeutlicht, was mit dem "Verwandtschaftsgrad" gemeint ist. In Fig. 3b sind
zwei Fensterbereiche a und b herausgegriffen, die zu den ausgewählten Fensterbereichen
gehören. Mit der zum Fensterbereich a gehörenden Pfeilkette sind diejenigen Frequenzen
aus dem Arbeitsbereich gekennzeichnet, die Oberwellen erzeugt haben, welche in den
Fensterbereich a fielen, und das Entsprechende ist mit dem Fensterbereich b gemacht.
Zur Familie Fam
a gehören die Frequenzen f2, f4, f5 und f7 und zur Familie Fam
b die Frequenzen f1, f3, f4 und f6. Wie man aus diesem Schaubild sieht, stellt die
Frequenz f4 einen Sonderfall dar, da diese Frequenz f4 sowohl zur Familie Fam
a als auch zur Familie Fam
b gehört. Diese Familien werden wegen der gemeinsamen Zugehörigkeit dieser Frequenz
f4 als verwandt bezeichnet. Die Frequenz f4 hat einen Verwandtschaftsgrad, während
alle anderen in Fig. 3 gezeichneten Frequenzen jeweils keinen weiteren Verwandtschaftsgrad
haben. Man kann sich leicht vorstellen, daß bei der Vielzahl der in einem Meßprotokoll
gemäß Fig. 1 auftretenden Spitzen Familien mit sehr vielen Familienmitgliedern entstehen
und dementsprechend auch hohe Verwandtschaftsgrade. In der oben angesprochenen Ordnung
der Frequenzen aus dem Arbeitsbereich des Vibrators werden denjenigen Frequenzen die
höchsten Prioritäten gegeben, die die größte Zahl von Verwandtschaftsgraden aufweisen.
In dem vereinfachten Beispiel nach Fig. 3 würde die Frequenz f4 an rangerster Stelle
stehen, während alle anderen (null Verwandschaftsgrade) gleichberechtigt darunterliegen.
In der Praxis ergibt sich bei Durchführung dieses Auswahlkriteriums eine sehr differenzierte
Liste mit einer Maximalzahl von häufig bis zu 10 Verwandtschaftsgraden. Es werden
nun diejenigen Frequenzen des Arbeitsbereiches des Vibrators ausgewählt, die in dieser
Liste die höchsten Verwandtschaftsgrade haben.
[0022] Bei dem beschriebenen zusätzlichen Auswahlkriterium über die "Familienbildung" wird
von der Erkenntnis ausgegangen, daß diejenigen Frequenzen im Arbeitsbereich des Vibrators,
die durch die Untersuchungen im Oberwellenbereich (Fensterbildung und Auswahl) zur
Auswahl vorgeschlagen werden, die Wesenlicheren sind, die zudem auch noch eine möglichst
hohe Anzahl von Verwandtschaftsgraden haben, da jeder Verwandtschaftsgrad bedeutet,
daß mit Auswahl von nur einer Frequenz (im obigen Beispiel die Frequenz f4) ein zusätzlicher
Oberwellenbereich (die beiden Fensterbereiche a und b) erfaßt wird.
[0023] Bei dem oben beschriebenen Verfahren wurde bezüglich des der Entspannung zu unterwerfenden
Werkstücks von einem Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm ausgegangen, in dem die
Maxima ermittelt werden und davon rechnerisch dann die zugehörigen Oberwellen. Es
besteht aber auch die Möglichkeit, die im Werkstück tatsächlich auftretenden Oberwellen
meßtechnisch zu erfassen und diese meßtechnisch erfaßten Oberwellen dann dem beschriebenen
Auswahlkriterium zu unterwerfen. Die meßtechnische Erfassung der Oberwellen kann mit
bekannten Methoden der Fourieranalyse oder dergleichen durchgeführt werden. In der
Praxis ist es meist ausreichend, für nur wenige Drehzahlen des Vibrators die Oberwellenverteilung
festzustellen, da wegen der meist stark nichtlinearen Anregung durch den Vibrator
nicht nur Harmonische von der Grundfrequenz entstehen, sondern die Anregung ohnehin
in einem relativ breiten Frequenzspektrum erfolgt. Wenn man bei der Messung der Oberwellen
das jeweilige Oberwellenspektrum für alle Drehzahlen des Vibrators feststellt, bei
denen Spitzen auftreten, kann das obige Verfahren identisch durchgeführt werden und,
weil man bei der Messung im Oberwellenbereich auch noch die Amplituden der Oberwellen
erhält, können auch diese Amplituden noch in die Optimierung einbezogen werden, wobei
man denjenigen Oberwellen natürlich den Vorzug gibt, die zu höheren Amplituden führen.
In der Praxis kann man dabei so vorgehen, daß man ein erstes Oberwellendiagramm aufstellt,
in dem die Dichte bzw. Häufigkeit der ermittelten Oberwellen pro Oberwellenbandbreite
aufgetragen ist und ein zweites Oberwellendiagramm in dem die Amplitudenwerte aufgetragen
sind. Durch Verknüpfung dieser beiden Diagramme, beispielweise Multiplikation der
über übereinstimmenden Frequenzen liegenden Werte der beiden Digramme erhält man ein
drittes Diagramm, das der weiteren Auswertung zugrundegelegt werden kann.
[0024] Stellt man allerdings bei der Frequenzanalyse gar kein Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm
auf, kann natürlich die oben beschriebene Optimierung durch Feststellen des "Verwandtschaftsgrades"
nicht durchgeführt werden. Es empfiehlt sich statt dessen hier das Kriterium der gemessenen
Amplituden der Oberwellen einzubeziehen.
[0025] Statt des in der Praxis üblicherweise benutzten Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramms
kann man natürlich auch ein Amplituden/Drehzahl-Diagramm aufstellen, das auf der Abszisse
statt der Beschleunigungswerte die tatsächlichen Amplitudenausschläge des Werkstücks
berücksichtigt. Dieses Diagramm ist dem Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm recht
ähnlich. Ein etwas. anderes Diagramm ist das Verzerrungsfaktor/Drehzahl-Diagramm.
Der Verzerrungsfaktor kann durch folgende Formel definiert werden:

[0026] In dieser Formel bedeuten:
Xt1) = Schwingungsamplitude bei der Anregungsgrundfrequenz,
Xtk) = Schwingungsamplitude bei der k-ten Harmonischen zur Grundfrequenz,
L = Begrenzungszahl als ganze Zahl aus f(max)/F(j), wobei f(max) die oberste Grenze des definierten Oberwellenbereichs (im obigen Beispiel 2.000
Hz) ist, und
Fu) die jeweilige Grundfrequenz der Erregung.
[0027] Der Verzerrungsfaktor läßt sich über die Analyse des Frequenzspektrums gewinnen,
aber auch mit einfachen meßtechnischen Mitteln. Die Frequenzspektrumsanalyse gibt
im wesentlichen den Oberwellenanteil einer Schwingung im Verhältnis zum Grundanteil
wieder, was ohne weiteres durch eine entsprechende Filteranordnung die für das obige
Beispiel bei 100 Hz eine Begrenzung vorsieht, realisiert werden kann. Gegenüber dem
Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm hat das Verzerrungsfa'ktor/Drehzahl-Diagramm
den Vorteil, daß es keinen so starken Anstieg zu höheren Frequenzen aufweist (auch
ohne Resonanzspitzen hat das Beschleunigungswerte/Drehzahl-Diagramm einen quadratischen
Anstieg über der Drehzahl.
1. Verfahren zum Betreiben einer Maschine zum Entspannen von Werkstücken, bei dem
das Werkstück Vibrationen ausgewählter Drehzahlwerte eines Vibrators unterworfen wird
und bei dem die Auswahl der Drehzahlwerte des Vibrators aus einer Messung entnommen
wird, welche das Schwingverhalten des Werkstücks bei Anregung durch den Vibrator in
seinem Arbeitsbereich (z. B. 20 Hz bis 100 Hz) wiedergibt,
dadurch gekennzeichnet,
daß zu den einzelnen Drehzahlwerten des Vibrators in seinem Arbeitsbereich in einem
definierten Oberwellenbereich (z. B. 100 Hz bis 2.000 Hz) die jeweiligen Oberwellen
derjenigen Schwingungen ermittelt werden,in denen im Arbeitsbereich Resonanzen oder
dergleichen stabile Schwingungszustände auftreten, und daß zur Entspannung des Werkstücks
diejenigen Drehzahlwerte ausgewählt werden, die für eine Häufung von Oberwellen im
definierten Oberwellenbereich ursächlich sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberwellen zu den einzelnen im Arbeitsbereich des Vibrators liegenden Resonanzen
(oder dergleichen stabilen Schwingungszuständen) rechnerisch ermittelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die bei einer Anregung im Arbeitsbereich entstehenden Oberwellen meßtechnisch
ermittelt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als zusätzliches Auswahlkriterium zur Häufung von Oberwellen im definierten Oberwellenbereich
die Amplituden der Oberwellen herangezogen werden, indem im Oberwellendichtediagramm
die Dichte der Oberwellen mit der jeweiligen Amplitude bewertet, beispielsweise multipliziert
wird, und das so erhaltene Diagramm dann zur Auswahl der Arbeitsfrequenzen herangezogen
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Oberwellenbereich Fenster des Frequenzbereichs gebildet werden, in denen die
dort hineinfallenden Oberwellen gezählt werden, und daß zur Ermittlung der Häufung
von Oberwellen diejenigen Fensterbereiche ausgewählt werden, die die höchste Zahl
von Oberwellen, gegebenenfalls unter vorheriger Normierung gegenüber der statistischen
Verteilung, haben.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß zu den Oberwellen aus jedem ausgewählten Fensterbereich diejenigen Drehzahlen
aus dem Arbeitsbereich des Vibrators festgehalten werden, die für diese Oberwellen
ursächlich sind, und daß demjenigen Drehzahlwert des Vibrators der Vorzug gegeben
wird, der in einer höheren Anzahl von ausgewählten Fensterbereichen Oberwellen erzeugt
hat (Familienbildung).
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet
daß als nächster Drehzahlwert derjenige ausgewählt wird, der in der Rangfolge in der
jeweils höchsten Anzahl von ausgewählten Fensterbereichen Oberwellen erzeugt hat.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Auswahl der jeweils nächsten Drehzahl dasselbe Kriterium herangezogen wird,
aber unter Ausschluß derjenigen Oberwellen, die bereits zur Auswahl des vorhergenden
Drehzahlenwertes bestimmend waren.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Bestimmung der Resonanzen bzw. dergleichen stabilen Schwingungen bzw. Oberwellen,
die am Werkstück auftretenden
Beschleunigungswerte, oder
Verzerrungsfaktoren
zugrunde gelegt werden.