[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten eines bewegten Trägermaterials
mit einem ein Lösemittel enthaltenden Beschichtungsmittel, wobei durch Trocknung
des beschichteten Trägermaterials innerhalb einer Inertgasatmosphäre das Lösemittel
ausgetrieben und zurückgewonnen wird.
[0002] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zum Beschichten eines bewegten
Trägermaterials mit einem ein Lösemittel enthaltenden Beschichtungsmittel, mit einem
das Trägermaterial aufnehmenden, gegen die Atmosphäre abgedichteten und durch ein
Inertgas beaufschlagten sowie mit einem Lösemittelrückgewinnungsaggregat in Wirkverbindung
stehenden Raum.
[0003] Bei der kontinuierlichen Beschichtung eines Trägermaterials, wie zum Beispiel von
Selbstklebebändern oder dergleichen wird zum Abtrocknen und Austreiben des im Beschichtungsmittel
enthaltenen Lösungsmittels statt Luft bzw. einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre neuerdings
ein Inertgas, wie Stickstoff (N₂) eingesetzt. Eine derartige weitgehend sauerstofffreie
Gasatmosphäre erlaubt ohne Explosionsgefahr eine wesentlich höherere Lösemittelkonzentration
pro Volumeneinheit. Diese bei der Direktbeschichtung eines Trägermaterials eingesetzte
Verfahrensweise verlangt eine besonders gasdichte Trocknerkonstruktion, um unzumutbar
hohe Stickstoffverluste zu vermeiden. Kritische Stellen sind in diesem Sinne insbesondere
die Durchtrittsschlitze für das Trägermaterial in der Trocknungskammer, indem beispielsweise
das in einer Auftragskammer beschichtete Trägermaterial mit dem noch flüssigen Beschichtungsmittel
in die Trocknungskammer eintritt. Dies verlangt eine relativ aufwendige und komplizierte
Dichtungstechnik bzw. kontaktfreie Schleusensysteme, um einerseits die an der Oberfläche
des Trägermaterials bzw. an dem noch nassen Beschichtungsmittel haftende Luftschicht
bzw. Grenzschicht zu entfernen und andererseits den Eintritt von Umgebungsluft bzw.
den Austritt von Stickstoff zu verhindern.
Darüber hinaus sind die Trocknungseinrichtungen bekannter Beschichtungssysteme anfällig
für immer wieder vorkommende Bahnrisse des Trägermaterials innerhalb des Trockners,
welcher anschließend zwecks Reinigung geöffnet werden muß, was jedoch eine vorherige
totale Stickstoffspülung der im Trockner enthaltenen Lösemittel-Inertgasatmosphäre
erforderlich macht. Dabei werden große Mengen des teuren Stickstoffs verbraucht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Maßnahmen zu treffen, welche den Trocknungsgasverbrauch
bzw. Trocknungsgasverluste erheblich reduzieren, wodurch die Wirtschaftlichkeit
des Beschichtungsverfahrens bzw. der Rückgewinnung des Lösemittels verbessert wird.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Auftrag und die Trocknung
des Beschichtungsmittels auf einem ersten als Zwischenschichtträger ausgebildeten
Trägermaterial unter Luftabschluß erfolgen und daß das vorgetrocknete Beschichtungsmittel
außerhalb der Inertgasatmosphäre auf ein zweites eine Substratbahn bildendes Trägermaterial
übertragen wird.
Mit der DE-OS 17 52 337 ist zwar eine niemals realisierte Einrichtung bekanntgeworden,
die das Prinzip einer mehrstufigen Zwischenbeschichtung eines Trägermaterials und
Übertragung der einzelnen Schichten auf eine Substratbahn offenbart, jedoch nur zum
Zweck der Reduzierung der Trocknerlänge und unter normaler Raumluftatmosphäre, wobei
auch hier separate Auftrags- und Trocknungskammern die erwähnten Dichtungsprobleme
bedingen.
Weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Effektivität des Beschichtungsverfahrens bestehen
darin, daß eine gemeinsame Vorbeschichtung und Trocknung mehrerer Zwischenschichtträger
in der Inertgasatmosphäre vorgenommen wird und daß die Beschichtung der Substratbahn
durch stufenweise Übertragung mehrerer Schichten des Beschichtungsmittels von den
Zwischenschichtträgern auf die Substratbahn erfolgt.
Um die Haftung der vorgetrockneten Zwischenschichten auf der Substratbahn zu verbessern,
ist außerdem vorgesehen, daß die Substratbahn vor der Übertragung der Schichten durch
die Zwischenschichtträger durch Direktbeschichtung mit einer Grundschicht des Beschichtungsmittels
versehen wird.
[0005] Die Vorrichtung zur Durchführung des bezeichneten Verfahrens ist derart ausgebildet,
daß der in sich geschlossene Raum eine Auftragskammer und ein Trocknungskammerabteil
zur Aufnahme eines ersten als Zwischenschichtträger ausgebildeten Trägermaterials
aufweist, welches aus dem Trocknungskammerabteil herausgeführt ist und außerhalb
des Raumes in einer Übertragungszone des Beschichtungsmittels mit einem zweiten als
Substratbahn ausgebildeten Trägermaterial in Kontakt bringbar ist.
Die Intensität der Trocknung und Rückgewinnung des Lösemittels können noch dadurch
verbessert werden, daß das Trocknungskammerabteil des Raumes in mehrere aufeinanderfolgende
Trocknungskammern unterteilt ist und daß mehrere im Raum übereinanderliegend angeordnete
Zwischenschichtträger vorgesehen sind.
Zweckmäßigerweise ist der Substratbahn eine Direktbeschichtungseinheit sowie eine
Trocknungskammer zum Auftragen bzw. Verfestigen einer ersten Schicht des Beschichtungsmittels
zugeordnet.
[0006] Der mit der Erfindung erzielte Vorteil besteht darin, daß das unter Luftabschluß
in der Inertgasatmosphäre bewegte erste Trägermaterial lediglich an dem Ende in definierter
geometrischer Ausrichtung aus dem Trocknungskammerabteil herausgeführt ist, an dem
das Beschichtungsmittel bereits abgetrocknet ist, so daß eine einfache und trotzdem
zuverlässige und sensible mechanische Schleuse in Form eines weitgehend gasdichten,
flexiblen Dichtblattes, beispielsweise aus Teflon oder dergl., eingesetzt werden
kann. Außerdem wird bei Substratfehlern oder Substratbahnrissen des zweiten bzw.
endgültigen Trägermaterials, da sie außerhalb der Inertgasatmosphäre geschehen und
behoben werden können, eine Spülung mittels Stickstoff, Öffnung und Reinigung des
Trocknungsraumes vermieden, so daß der Gasverbrauch des teueren Stickstoffs erheblich
reduziert wird.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend näher unter Bezugnahme auf die Zeichnung erläutert,
die ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel schematisch veranschaulicht.
[0008] Zur Beschichtung einer Substratbahn 1 als Ausgangs- bzw. Trägermaterial zur Herstellung
beispielsweise von Klebestreifen sind als Hauptaggregate eine als Direktbeschichtungseinheit
ausgebildete Erstbeschichtungseinheit 2 und eine Zwischenbeschichtungseinheit 3 vorgesehen.
Die Zwischenbeschichtungseinheit 3 weist einen in sich geschlossenen bzw. gegen
die Atmosphäre weitestgehend abgedichteten Raum 4 auf, welcher mehrere, im vorliegenden
Fall vier übereinanderliegend angeordnete Zwischenbeschichtungsteileinheiten 6 bis
9 enthält, die jeweils einen als endlos umlaufendes Trägerband ausgebildeten Zwischenschichtträger
11 aufweisen, deren Trägermaterial einerseits die für eine Beschichtung mit dem Beschichtungsmittel
notwendigen Benetzungseigenschaften und andererseits die für die anschließende Übertragung
bzw. Abgabe der gebildeten Zwischenschichten notwendigen Abweisungseigenschaften
aufweisen. Der Raum 4 ist unterteilt in eine Auftragskammer 12 und ein Trocknungskammerabteil
13. Die Auftragskammer 12 enthält für jeden Zwischenschichtträger 11 ein aus bekannten
Elementen bestehendes Auftragsmittel 14 zur Flüssigbeschichtung der Zwischenschichtträger
11. Das Trocknungskammerabteil 13 ist in vier Trocknungskammern 16, 17, 18, 19 unterteilt,
durch die sämtliche Zwischenschichtträger hindurchgeführt sind und die mit einem
Lösemittelrückgewinnungsaggregat 21 in Form eines Kondensators in Wirkverbindung
stehen, wobei die in die Trocknungskammern eintretenden Pfeile 22 die Zufuhr eines
Inertgases in Form von Stickstoff (N₂) und die austretenden Pfeile 23 den mit dem
aus dem Beschichtungsmittel ausgetriebenen Lösemittel beladenen Stickstoff anzeigen,
aus dem in Kondensator 21 das Lösemittel zurückgewonnen wird.
Auf die kontinuierlich umlaufenden Zwischenschichtträger 11 werden in der Auftragskammer
12 durch die Auftragsmittel 14 dünne Schichten des Beschichtungsmittels aufgetragen
und während der Förderbewegung durch die Trocknungskammern 16 bis 19 unter der Einwirkung
der erwärmten Stickstoffatmosphäre durch Austreiben des Lösemittels getrocknet und
verfestigt. Die einzelnen Zwischenschichtträger 11 sind auf einer Seite, d. h. im
Bereich der letzten Trocknungskammer 19 aus dem Raum 4 herausgeführt, wobei sie eine
Kontakt- bzw. Übertragungszone 24 für die Transferierung der getrockneten und verfestigten
Zwischenschichten der Zwischenschichtträger 11 bilden.
Die in der Erstbeschichtungseinheit 2 von einer Vorratsrolle 26 ablaufende und auf
eine Wickelrolle 27 aufrollende Substratbahn 1 wird durch ein Auftragsmittel 28 direkt
in Form eines Flüssigauftrages mit einer ersten Schicht des Beschichtungsmittels versehen,
welche innerhalb einer Trocknungskammer 29 abgetrocknet und verfestigt wird und dabei
eine innige Verbindung mit dem Trägermaterial der Substratbahn 1 eingeht.
Auf die innerhalb der Übertragungszone 24 in engem Kontakt an den Zwischenträgern
11 entlanggeführte und vorbeschichtete Substratbahn 1 werden nacheinander die an
den Zwischenschichtträgern 11 haftenden Zwischenschichten des Beschichtungsmittels,
im vorliegenden Fall des Klebemittels übertragen und so die endgültige Klebeschicht
in voller Dicke aufgebaut. Zur Kontaktierung der Zwischenschichtträger 11 und der
Substratbahn 2 dienen Führungsrollen 31 der Substratbahn und Umlenkrollen 32 der
Trägerbahnen der Zwischenschichtträger 11.
1. Verfahren zum Beschichten eines bewegten Trägermaterials mit einem ein Lösemittel
enthaltenden Beschichtungsmittel, wobei durch Trocknung des beschichteten Trägermaterials
innerhalb einer Inertgasatmosphäre das Lösemittel ausgetrieben und zurückgewonnen
wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Auftrag und die Trocknung des Beschichtungsmittels
auf einem ersten als Zwischenschichtträger ausgebildeten Trägermaterial unter Luftabschluß
erfolgen und daß das vorgetrocknete Beschichtungsmittel außerhalb der Inertgasatmosphäre
auf ein zweites eine Substratbahn bildendes Trägermaterial übertragen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine gemeinsame Vorbeschichtung
und Trocknung mehrerer Zwischenschichtträger in der Inertgasatmosphäre vorgenommen
wird und daß die Beschichtung der Substratbahn durch stufenweise Übertragung mehrerer
Schichten des Beschichtungsmittels von den Zwischenschichtträgern auf die Substratbahn
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Substratbahn
vor der Übertragung der Schichten durch die Zwischenschichtträger durch Direktbeschichtung
mit einer Grundschicht des Beschichtungsmittels versehen wird.
4. Vorrichtung zum Beschichten eines bewegten Trägermaterials mit einem ein Lösemittel
enthaltenden Beschichtungsmittel, mit einem das Trägermaterial aufnehmenden, gegen
die Atmosphäre abgedichteten und durch ein Inertgas beaufschlagten sowie mit einem
Lösemittelrückgewinnungsaggregat in Wirkverbindung stehenden Raum, dadurch gekennzeichnet,
daß der in sich geschlossene Raum (4) eine Auftragskammer (12) und ein Trocknungskammerabteil
(13) zur Aufnahme eines ersten als Zwischenschichtträger (11) ausgebildeten Trägermaterials
aufweist, welches aus dem Trocknungskammerabteil herausgeführt ist und außerhalb des
Raumes in einer Übertragungszone (24) des Beschichtungsmittels mit einem zweiten
als Substratbahn (1) ausgebildeten Trägermaterial in Kontakt bringbar ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Trocknungskammerabteil
(13) des Raumes (4) in mehrere aufeinanderfolgende Trocknungskammern (16 bis 19)
unterteilt ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 und/oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere im
Raum übereinanderliegend angeordnete Zwischenschichtträger (11) vorgesehen sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Substratbahn
(1) eine Direktbeschichtungseinheit (28) sowie eine Trocknungskammer (29) zum Auftragen
bzw. Verfestigen einer ersten Schicht des Beschichtungsmittels zugeordnet ist.