[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer hochverschleißfesten
Sinterlegierung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Es ist bekannt, hochverschleißfeste Maschinenbauteile aus Hartguß herzustellen. Hartguß
ist eine Eisen-Kohlenstofflegierung, bei der der Kohlenstoff- und Siliziumgehalt neben
den übrigen Elementen Mangan, Phosphor und Schwefel sowie Nickel- und Chromgehalte
so eingestellt werden, daß das Fußstück entweder durch die Abkühlung im Formsand
völlig oder durch die Wirkung von Abschreckplatten nur eine Oberflächenschichte weiß
erstarrt. Der Kohlenstoff wird also nicht als Graphit ausgeschieden. Das Gefüge besteht
dann aus Ledeburit mit Zementit oder zerfallenem Austenit. Hartguß gehört zu den bekanntesten,
verschleißbeständigsten Legierungen. Die Verschleißbeständigkeit wird meist durch
Zementit, seltener durch Martensit erreicht, letzteres kann durch entsprechendes
Legieren oder durch Abschrecken erzielt werden. Hartguß ist praktisch nicht verformungsfähig.
[0003] Wenngleich sich dieser Werkstoff für hoch verschleißfeste Maschinenbauteile bestens
bewährt hat, liegt der ihm anhaftende Nachteil darin, daß sich die Herstellung von
Hartgußteilen bislang nicht automatisieren läßt, so daß die Herstellung solcher Teile
sehr teuer ist, vor allem dann, wenn es sich um die Herstellung von Massenartikel
handelt, die in großen Stückzahlen gefertigt werden müssen.
[0004] Für die Herstellung von Massenartikel mit qualifizierten und spezifizierten Eigenschaften
hat sich die Pulvermetallurgie bewährt. Zur Herstellung hochfester Werkstücke wurde
dafür eine Eisen-Molybdän-Nickel-Sinterlegierung mit Phosphorzusatz entwickelt (DE-PS
26 13 255, AT-PS 361 959), und die daraus hergestellten Gegenstände besitzen eine
Zugfestigkeit von 600 N/mm² und mehr, wobei diese Teile unter Anwendung der einfachen
Sintertechnik hergestellt werden, und zwar ohne zusätzliche Wärmebehandlung. Werkstücke,
die aus diesen Legierungen gesintert sind, erreichen zwar die gewünschte Zugfestigkeit,
nicht jedoch die Verschleißfestigkeit von Hartgußteilen.
[0005] Für Nocken von Nockenwellen, für welche eine hohe Verschleißfestigkeit zu fordern
ist, wurde eine Sinterlegierung entwickelt, welche Chrom, Molybdän, Kupfer, Phosphor
und Kohlenstoff enthält (GB-OS 20 73 247, Höganaes-PM-Seminarbericht/März 1985)).
Es wurden Vergleichsteste durchgeführt, wobei Hartgußnockenwellen und solche mit
gesinterten Nocken aus dem genannten Werkstoff gleichen Prüfungsbedingungen unterworfen
wurden. Die dabei ermittelten Verschleißwerte liegen in vergleichbaren Größenbereichen.
Die hier verwendete Sinterlegierung kann jedoch nicht durch ein einfaches Mischen
der entsprechenden elementaren Metallpulver hergestellt werden, sondern muß aufgrund
der hohen Sauerstoffaffinität von Chrom als vorlegiertes Pulver eingesetzt werden.
Würde Chrom elementar als Pulver beigemischt, würde sich vor der eigentlichen Sinterung
ein Oxidmantel um die Teilchen bilden, da die in der Technik verwendeten Schutzgase
meistens mit Sauerstoff verunreinigt sind. Der Oxidmantel verhindert den diffusionsgesteuerten
Legierungsprozeß.
[0006] Zur Herstellung von vorlegierten Pulvern wird eine Legierung der gewünschten Zusammensetzung
verschmolzen und nach dem herkömmlichen Verfahren zu Pulver verdüst. Da dieser Prozeß
unter hochreinem Schutzgas verläuft, ist gewährleistet, daß sich auch das sauerstoffaffine
Element Chrom in der Legierung löst. Das so gewonnene Pulver wird mit elementarem
Kohlenstoff (Graphit) gemischt, verpreßt und gesintert. Chrom bildet während des Sinterns
Carbide, die die Verschleißfähigkeit erheblich verbessern. Die Zusammenwirkung von
Phosphor und Kohlenstoff verursachen die Bildung einer flüssigen Phase und erhöhen
damit die Sinteraktivität. Teile, die aus diesem vorlegierten Eisenpulver hergestellt
werden, besitzen eine hohe Schrumpfung, die Teilchen des Pulvers sind sehr hart und
daher nur schlecht verpreßbar. Die Schrumpfung in Längsrichtung liegt im Bereich
von 5 %. Bei der Herstellung von Nocken für Nockenwellen ist diese Schrumpfung nicht
ganz unerwünscht, weil dadurch ein fester Sitz des Nockens auf der Welle erreicht
werden kann. Andererseits jedoch können aufgrund der hohen Schrumpfung keine engen
Toleranzen eingehalten werden oder nur mit großem Aufwand. Die Herstellung eines vorlegierten
Pulvers ist aufwendig und damit teuer.
[0007] Ziel der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Herstellung einer hochverschleißfesten
Sinterlegierung mit Phosphorzusatz vorzuschlagen, mit welchem in im wesentlichen herkömmlicher
Sintertechnik und ohne zusätzliche Härtebehandlung Masseteile erzeugt werden können,
die hinsichtlich ihrer Verschleiß eigenschaften Hartgußteilen gleichwertig sind.
Sie sollen also eine Oberflächenhärte von ca. 50 Rockwell (RC) besitzen und nur eine
geringe Schrumpfung, das Pulver muß also gut verpreßbar sein. Dabei soll das mit dieser
Sinterlegierung gefertgte Werkstück den Charakter der pulvermetallurgischen Herstellung
beibehalten, es soll also einen nicht unerheblichen Porenanteil besitzen, der sich
erfahrungsgemäß positiv auf die Notlaufeigenschaften auswirkt. Erfindungsgemäß ist
das Verfahren zur Herstellung der Sinterlegierung zur Lösung dieser komplexen Aufgabe
durch die Merkmale des kennzeichnenden Teiles des Patentanspruches 1 definiert.
[0008] Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung der hochverschleißfesten
Sinterlegierung dadurch gekennzeichnet, daß der gewichtsmäßige Kohlenstoffgehalt bis
zu 5 mal so groß ist wie der Phosphorgehalt.
[0009] In diesem Zusammenhang ist auch auf die Legierung hinzuweisen, die aus der DE-OS
28 31 548 bekannt ist, und bei der die Legierungsbereiche für Nickel, Kupfer und Molybdän
diejenigen der vorliegenden Erfindung umfassen. Hinsichtlich des Kohlenstoffgehaltes
liegt die Obergrenze geringfügig außerhalb des Standes der Technik. Bezüglich des
Phosphorgehaltes sagt der Stand der Technik nichts weiter aus, als daß die Elemente
Mangan, Silizium, Schwefel und Phosphor insgesamt nicht mehr als 2 Gewichtsprozente
ausmachen. Vernüftigerweise wird man davon ausgehen, daß bei dieser summarischen Angabe
die vier Komponenten etwa gleich-gewichtig vorhanden sind. Unterstellt man also einen
Anteil von 0,5 Gewichtsprozenten für jedes dieser vier Legierungselemente, so macht
der Stand der Technik nur zum Bruchteil vom Erfindungsgedanken Gebrauch, nämlich nur
dann, wenn der Kohlenstoffgehalt oberhalb 1,5 % liegt. Arbeitet also der einschlägige
Fachmann nach der Lehre des Standes der Technik, so ist seine Erfolgsquote bezüglich
der vorliegenden Erfindung (2,0 - 1,5) : (2,0 - 0,3) also geringer als 30 %. Die summarische
Zusammenfassung der vier genannten Legierungselemente einschließlich Phosphor mit
einer Gesamtobergrenze, wie in der letzterwähnten Vorveröffentlichung angegeben, kann
nur so aufgefaßt werden, daß es auf deren Einzelgewichtsanteile überhaupt nicht ankommt.
Dem gegenüber besteht die erfindungsgemäße Einstellregel gerade darin, ein Mindestverhältnis
von Kohlenstoffanteil zu Phosphoranteil vorzuschreiben. Hier kommt es also auf den
Phosphorgehalt entscheidend an.
[0010] Massenteile, die aus dieser erfindungsgemäßen Legierung hergestellt sind, müssen
keinem Härteverfahren unterworfen werden, sie besitzen Oberflächenhärten im Bereich
von ca. 50 Rockwell (RC) und nur eine geringe Schrumpfung bzw. nur ein geringes Wachstum.
Sie weisen ferner den Charakter eines pulver metallurgisch hergestellten Werksstückes
auf, das heißt, sie besitzen einen relativ hohen Porenanteil, der die Notlaufeigenschaften
begünstigt. Die die Sinterlegierung bildenden Bestandteile werden in elementarer Form
mit Eisenpulver gemischt bzw. diffusionslegiert, das so erhaltene Pulver wird in
einem Preßwerkzeug zum gewünschten Teil unter Druck, beispielsweise unter Drücken
von 400 - 1000 N/mm² geformt und anschließend bei 1120° C während zirka dreißig Minuten
gesintert, wobei der Sintervorgang in an sich bekannter Weise im wesentlichen drei
unmittelbar aufeinanderfolgende Zeitphasen umfaßt, nämlich das Abrauchen des Schmiermittels,
das eigentliche Sintern und das Abkühlen, wobei diese Vorgänge unter Schutzgas verlaufen.
Die gute Verpreßbarkeit wird dadurch gewährleistet, daß beim anlegierten Pulver die
Kompnenten elementar vorliegen und damit die gute Verformbarkeit reiner Metalle genutzt
werden kann.
[0011] Die folgenden beiden Beispiele erläutern näher die Erfindung, wobei diese Beispiele
die genaue Zusammensetzung der Legierung, die erzielte Preßdichte des Rohlings, sowie
die gewonnene Oberflächenhärte anzeigen, die nach genormten Meßmethoden ermittelt
worden ist.
Beispiel 1:
Nennanalyse:
[0012] C 1,5 %
Cu 1,5 %
Ni 4 %
Mo 0,5 %
P 0,45 %
Fe Rest
Anlaßtemperatur: 175 ° C
Anlaßzeit: 60 Minuten
Nenndichte: 7,0 gr/cm³
Härte HV 5 ≃ 520
[0013] Fig. 1 zeigt ein Schliffbild (500-fache Vergrößerung). Der Schliff wurde in herkömmlicher
Weise hergestellt. Diese Legierung weist kleine abgerundete Poren auf. Die Poren befinden
sich hauptsächlich auf den durch das Zementitnetz markierten Krongrenzen. An verschiedenen
Stellen liegen kleinere Poren mitten im Korn.
[0014] Das Zementitnetz ist im Schliffbild als weißes Netz zu erkennen. Es umschließt fast
sämliche Körner. Seine Dicke beträgt weniger als 3 µm, an den meisten Stellen liegt
die Dicke bei 1 µm. Bei den weißen Punkten, die an wenigen Stellen im Korninneren
zu sehen sind, handelt es sich um Zementitkugeln.
[0015] Das Gefüge der Körner besteht aus acicularem (nadeligem) Martensit, der in Restaustenit
eingebettet ist. Der Martensit erscheint in Form dunkler Nadeln, der Resaustenit liegt
hell dazwischen. Entsprechend der Fig. 1 ist bei dieser Legierung ein Volumenanteil
von 40 % für den Restaustenit zu erwarten. Demgemäß finden sich mit einem Volumenanteil
von 14 % restaustenitreiche Gebiete (helle Flecken in Fig. 1), die stellenweise vom
Zementitnetz durchschnitten werden. Die leichte Graufärbung des Restaustenits könnte
auf eine teilweise Umwandlung in unteren Bainit durch die Anlaßbehandlung hinweisen.
[0016] Restaustenit kann sich ungünstig auf die Maßbeständigkeit der Bauteile auswirken.
Dennoch muß das Auftreten von Restaustenit im Gefüge keinen Nachteil bezüglich des
Verschleisses darstellen. Mit wachsendem Volumenanteil an Restaustenit wird der Widerstand
gegen abrasiven Verschleiß erhöht. Die Umwandlung des Restaustenits in Bainit stellt
einen Vorteil bei Gleitverschleißbeanspruchung dar. Bei gleicher Härte hat ein bainitisches
Gefüge bessere Gleitverschleißeigenschaften als ein martensitisches.
[0017] Die Mikrolasthärteprüfungen ergaben eine Härte von 612±23 HV 0,05 für die martensitischen
Körner. In Gebieten mit hohem Restaustenitanteil (bzw. unterem Bainit) liegt die Härte
mit 476±88 deutlich niedriger.
Beispiel 2:
Nennanalyse:
[0018] C 2 %
Cu 1,5 %
Ni 1,75 %
Mo 0,5 %
P 0,45 %
Fe Rest
Anlaßtemperatur: 175° C
Anlaßzeit: 60 Minuten
Nenndichte: 7,0 gr/cm³
Härte HV 5≃520
[0019] Fig. 2 zeigt das Schliffbild (500-fache Vergrößerung). Die Poren dieser Legierung
sind größer und besser abgerundet als die der erstbesprochenen Legierung. Sie liegen
vorzugsweise an Korngrenzentripelpunkten, seltener zwischen zwei Körnern und nur in
wenigen Fällen im Korninneren. Die bessere Rundung weist auf eine verstärkt auftretende
flüssige Phase während der Sinterung hin.
[0020] Das Zementitnetz ist stärker als bei der erstbesprochenen Legierung. Es umschließt
sämtliche Körner. Die Dicke liegt bei 1 µm bis 15 µm, wobei an Korngrenzentripelpunkten
besonders breite Stellen des Zementitnetzes zu beobachten sind. Die bei der erstbesprochenen
Legierung vereinzelt auftretenden Zementitkörner treten hier vermehrt auf. Fast in
jedem Korn sind die gut gerundeten Zementitkörner (Härte 1018 HV 0,025) zu erkennen.
[0021] Die Körner selbst bestehen wie bei der erstbesprochenen Legierung aus acicularem
Martensit mit Restaustenit. Restaustenitreiche Gebiete befinden sich meistens im Korninneren,
teilweise liegen auch größere Gebiete vor, die von mehreren benachbarten Körner gebildet
werden und nur durch das Zementitnetz getrennt sind.
[0022] Die martensitischen Gebiete sind mit 680±69 HV 0,05 etwas härter als die der erstbesprochenen
Legierung. Dagegen sind die restaustenitreichen Gebiete mit 353±36 HV 0,05 weicher.
Das Zementitnetz weist die erwartete Härte von 1035±67 HV 0,05 auf.
[0023] Druckschriften, die zur Abgrenzung vom Stand der Technik in Betracht gezogen wurden:
DE-PS 26 13 255
DE-OS 28 31 548
AT-PS 361 959
GB-OS 2 073 247
Höganaes-PB-Seminarbericht/März 1985
E.E. Underwood: Quantitative stereology, Menlo Park, California 1970;
A.R. Marder, G. Krauss: The Morphology of Martensite in Iron-Carbon Alloys, Transactions
of ASM, Vol. 60 (1967) 651;
K.-H. Zum Gahr: The Influence of Thermal Treatments on Abrasive Wear Resistance of
Tool Steels, Zeitschrift für Metallkunde Bd. 68 (1977) 783;
W. Georg, K.-H. Zum Gahr: Gefügeeinfluß auf den Wälzverschleiß des Stahles 17CrNiMo6,
DGM-Hauptversammlung, Göttingen 1986;
H.-J. Eckstein: Wärmebehandlung von Stahl, VEB Leipzig 1969, S. 151.
1. Verfahren zur Herstellung einer hoch verschleißfesten Sinterlegierung, die aus
1,0 bis 5,0 Gew. % Nickel, 1,0 bis 3,0 Gew. % Kupfer, 0,3 bis 1,0 Gew. % Molbdän,
1,0 bis 2,0 Gew. % Kohlenstoff sowie Phosphor und dem Rest aus Eisen besteht, dadurch
gekennzeichnet, daß der Phosphorgehalt im Bereich von 0,3 bis 0,6 Gew.% liegt, die
Obergrenze des Kohlenstoffgehaltes bei 2,5 Gew. % liegt und der Kohlenstoffgehalt
zum Phosphorgehalt so eingstellt wird, daß er diesen gewichtsmäßig um mindestens
das Doppelte überwiegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der gewichtsmäßige Kohlenstoffgehalt
bis zu 5 mal so groß ist wie der Phosphorgehalt.