[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Abtrennung von Salzen, insbesondere
von Natrium- und Ammoniumchlorid und Zinksulfid, aus Steinkohlenteeren und -pechen.
[0002] Das im Rohteer vorhandene Ammoniumchlorid verursacht bei der Teeraufarbeitung starke
Korrosionsschäden in den Destillationskolonnen. Da das Salz wasserlöslich ist, wird
das im Rohteer enthaltene Wasser mechanisch abgeschieden. Im Teer verbleiben jedoch
noch etwa bis zu 2 % Wasser (Franck/Collin: Steinkohlenteer, S. 27). Durch eine zusätzliche
Wasserwäsche kann der Gehalt an Ammoniumchlorid weiter gesenkt werden. Diese Maßnahme
ist jedoch zu aufwendig, wenn der Chloridgehalt soweit vermindert werden soll, daß
keine Chlorid-Korrosion mehr stattfindet. Daher wird üblicherweise das Chlorid an
einer stärkeren Base gebunden, um zu vermeiden, daß das Ammoniumchlorid in die Gasphase
übergeht. Dies geschieht im allgemeinen durch Zudosierung einer dem Chloridgehalt
des Teeres angepaßten Menge einer wäßrigen NaOH- oder Na₂CO₃-Lösung.
[0003] Die gebildeten Salze bleiben wie auch alle anderen Aschebildner bei der Teeraufarbeitung
in dem jeweiligen Destillationsrückstand, also im Normalpech, Hartpech oder Pechkoks.
[0004] Insbesondere bei der Verwendung des Pechs als Bindemittel bzw. des Kokses als Kohlenstoffmaterial
bei der Herstellung von Anoden für die Aluminiumelektrolyse sind metallische Verunreinigungen
äußerst unerwünscht. Sie bilden nicht nur zusätzliche Schlacken, sondern erhöhen auch
den Abbrand der Anoden. Dies gilt insbesondere für Natrium, das als Oxidationskatalysator
wirkt (Light Metals, AIME 1981, 471-476).
[0005] Für die Entfernung unlöslicher Aschebildner gibt es zahlreiche Verfahren wie Filtrieren,
Zentrifugieren und promotorbeschleunigtes Absitzenlassen, gegebenenfalls auch unter
Verwendung überkritischer Lösungsmittel. All diesen Verfahren ist gemeinsam, daß sie
nicht selektiv wirken, sondern alle nicht löslichen oder spezifisch schwereren Partikel
abtrennen, wie beispielsweise rußartige Teerharze, die in Chinolin unlöslich sind.
Diese sogenannten Alpha-Harze sind wichtige Bestandteile des Steinkohlenteerpechs
für die genannten Anwendungsbeispiele, da sie die Koksausbeute und die Anodenfestigkeit
entscheidend beeinflussen.
[0006] Es bestand daher die Aufgabe, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem Salze aus Steinkohlenteeren
und -pechen selektiv entfernt werden können. Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß die Steinkohlenteere oder -peche mit Wasser und einem Kohlendioxid enthaltenden
Gas, gegebenenfalls unter Zusatz eines Lösungs- oder/und Schleppmittels, in einem
Druckbehälter bei einer Temperatur und einem Druck in der Nähe des kritischen Punktes
des verwendeten Gases gewaschen und dekantiert werden, wobei die flüssig oder gelöst
vorliegenden Teere oder Peche und das Wasser getrennt abgezogen und danach entspannt
werden.
[0007] Durch den Zusatz von Lösungsmitteln kann die Temperatur des Waschprozesses und die
Viskosität, insbesondere bei hochschmelzenden Pechen, gesenkt werden. Bei Teeren und
Normalpechen ist dies nicht erforderlich, da sich das überkritische Kohlendioxid nicht
nur im Wasser, sondern auch im Teer bzw. Pech gut löst. Zusätzliche Schleppmittel
bieten die Möglichkeit, auch die Dichte der Phasen zu beeinflussen.
[0008] Überraschenderweise hat es sich gezeigt, daß das im Teer als unlösliches Zinksulfid
vorliegende Zink sich zu einem erheblichen Teil in der wäßrigen Phase löst, nach dem
Entspannen ausfällt und abfiltriert werden kann. So ist es möglich, das vom Zinksalz
befreite Waschwasser im Kreislauf zu führen und den Gehalt an Natrium- bzw. Ammoniumchlorid
soweit anzureichern, wie dies aus technischen Gründen sinnvoll ist. Danach muß das
Waschwasser zumindest teilweise aufgearbeitet oder erneuert werden.
[0009] Während des Waschprozesses liegt das Sy stem Pech oder Teer, Wasser und CO₂-haltiges
Gas vorzugsweise im überkritischen Zustand vor. Werden zusätzliche Schlepp- oder Lösungsmittel
verwendet, so können sie durch stufenweises Entspannen von dem Pech getrennt und wiederverwendet
werden. Als Lösungsmittel kommen alle bekannten Pechlösungsmittel in Frage, also reine
Aromaten, wie z. B. Toluol, oder aromatische Öle, wie z. B. Waschöl, oder auch Teerbasen,
wie Pyridin und Chinolin, die teilweise auch als Schleppmittel verwendet werden können.
Kohlendioxid enthaltende Gase sind neben reinem Kohlendioxid auch Mischungen vor allem
mit 1 bis 6 Kohlenstoffatome enthaltende Kohlenwasserstoffe, wie beispielsweise Propan,
Butan oder Flüssiggas.
[0010] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
[0011] 400 g Steinkohlenteerpech mit einem Erweichungspunkt von 70 °C und einem Aschegehalt
von 2600 ppm werden mit 500 g Wasser in einem Rührautoklaven gebracht, dieser verschlossen
und auf 150 °C aufgeheizt.
Während des Aufdrückens des CO₂-Gases wird mit dem Durchmischen der beiden Phasen
begonnen. Bis zur Beendigung des Versuchs nach 3 Stunden wird der CO₂-Druck auf 100
bar gehalten.
[0012] Die Phasen werden getrennt und abgelassen.
[0013] Proben des Einsatzpechs und des gewaschenen Peches werden nach DIN 51719 verascht
und auf ZnO und NaCl untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 gegenübergestellt.

Beispiel 2
[0014] 400 g Steinkohlenteer mit einem Gehalt an 653 ppm Zink und 1652 ppm Chlor (nach DIN
51577) werden mit 400 g Wasser in einem Autoklaven gegeben, auf 80 °C aufgeheizt und
durch Aufdrücken von CO₂ auf einen Druck von 100 bar gebracht.
Man rührt 4 Stunden lang intensiv, danach werden durch Stehenlassen beide Phasen wieder
getrennt.
[0015] Der Asche- und Zinkgehalt und das Chlor im Teer werden bestimmt. Die Ergebnisse sind
in Tabelle 2 zusammengefaßt:

[0016] Wie die Analysen zeigen, werden das Chlor bzw. die Chloride bereits durch eine einstufige
Wäsche nahezu vollständig entfernt. Der Gehalt an Zink und anderen Aschebildnern kann
durch eine mehrstufige Wäsche mit intensiverer Durchmischung noch weiter abgesenkt
werden. Dabei ist es vorteilhaft, das Waschwasser im Gegenstrom zu führen und die
beim Entspannen anfallenden unlöslichen Salze abzufiltrieren.
[0017] Der entscheidende Vorteil dieses selektiven Verfahrens ist darin zu sehen, daß der
Anteil der Harze in den Teeren und Pechen unverändert bleibt.
1. Verfahren zur Entsalzung von Steinkohlenteeren und -pechen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Steinkohlenteere oder -peche mit Wasser und einem Kohlendioxid enthaltenden
Gas, gegebenenfalls unter Zusatz eines Lösungs- oder/und Schleppmittels, in einem
Druckbehälter bei einer Temperatur und einem Druck in der Nähe des kritischen Punktes
des verwendeten Gases gewaschen und dekantiert werden, wobei die flüssig oder gelöst
vorliegenden Teere oder Peche und das Wasser getrennt abgezogen und danach entspannt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Gas Kohlendioxid verwendet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Gas ein Gemisch aus
Kohlendioxid und 1 bis 6 Kohlenstoffatome enthaltende Kohlenwasserstoffe verwendet
wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß in dem System
Pech oder Teer, während des Waschprozesses das CO₂-haltige Gas im überkritischen Zustand
vorliegt.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Waschwasser
nach dem Entspannen filtriert und im Kreislauf geführt wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß aus den Teeren
oder Pechen nach dem Waschen die Lösungs- und Schleppmittel durch stufenweises Entspannen
zurück gewonnen werden.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es in mehreren
Stufen durchgeführt wird.