[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Ausstoßen von Behältern, insbesondere
von Munition, aus einem Gefechtskopf oder dergleichen Behältnis nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Derartige Vorrichtungen sind bekannt (vgl. DE-PS 30 26 159). Der Gasgenerator weist
dabei eine massive Feststofftreibladung in dem gasdurchlässigen Rohr in der Mitte
des Balges auf und ist damit hinsichtlich des Abgangsverhaltens der auszustoßenden
Behälter praktisch nicht variabel.
[0003] Der Erfindung, wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, liegt die Aufgabe zugrunde,
das Abgangsverhalten der auszustoßenden Behälter in weiten Grenzen auf einfache Weise
variierbar zu machen.
[0004] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht der Gasgenerator also aus einem vorzugsweise
mit einer Folie verdämmten, z. B. als Siebrohr ausgebildeten gasdurchlässigen Rohr,
in das eine teilchenförmige vorzugsweise plättchenförmige Treibladung gefüllt ist.
Die Geometrie der Öffnungen des gasdurchlässigen Rohres ist auf die Treibladung abgestimmt,
um die gewünschte Klemmung, d. h. das gewünschte Verhältnis der Gesamtflächen aller
Öffnungen des gasdurchlässigen Rohres zu dessen Mantelfläche zu erhalten. Die Treibladung
wird durch wenigstens eine pyrotechnische Anzündschnur entzündet, welche in der Mittelachse
des gasdurchlässigen Rohres liegt und die ein Gemisch aus einer sauerstoffabgebenden
Verbindung, wie Kalium- oder Ammoniumperchlorat, sowei ein Metallpulver, wie Aluminiumpulver
gegebenenfalls mit Zusätzen, wie einem Kunststoff- Partikelanzündmischung vorgesehen.
Durch geeignete Abstimmung dieser Komponenten (Ausströmöffnungen des gasdurchlässigen
Rohres, Verdämmung, Treibladungsgeometrie, pyrotechnische Anzündschnur und Partikel-Anzündmischung)
kann nicht nur die Anzündung und Funktion des Gasgenerators gesteuert werden, sondern
damit auch die Wirkung der Ausstoßvorrichtung in bezug auf das Abgangsverhalten der
insbesondere Munition enthaltenden Behälter.
[0005] Nachstehend ist die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen
Figur 1 einen Gefechtskopf im Querschnitt;
Figur 2 eine teilweise längsgeschnittene Ansicht des Gasgenerators; und
Figur 3 einen der Figur 2 entsprechenden Längsschnitt, jedoch in vergrößerter und
nur teilweiser Wiedergabe;
[0006] Gemäß Figur 1 befindet sich in der Hülle 2 eines Gefechtskopfes 1 Streumunition
3.
[0007] Ferner ist ein Balg 4 vorgesehen, der konzentrisch zur Längsachse 5 des Gefechtskopfes
1 angeordnet ist. Der Balg 4 weist konkave, d. h. zur Längsachse 5 hin gerichtete
Taschen 6 auf, in denen sich die Streumunition 3 befindet. Die beiden Stirnseiten
des Balges 4 sind, was aus der Zeichnung nicht hervorgeht, durch Schottplatten abgedeckt.
Bei Beaufschlagung des Balges 4 von innen mit Druckgas verformt er sich zu einem Zylinder,
d. h. die Taschen 6 werden mit hoher Geschwindigkeit nach außen gestülpt und dabei
die Streumunition 3 ausgestoßen. Statt vier können z. B. auch drei Taschen 6 vorgesehen
sein.
[0008] Die Druckbeaufschlagung des Balges 4 erfolgt durch den Gasgenerator 7. Der Gasgenerator
7 besteht aus einem konzentrisch zur Längsachse 5 angeordneten Siebrohr 8, das an
seiner Innenwand mit einer Polyethylenfolie 9 verdämmt ist. Entlang der gesamten Längsachse
5 erstrecken sich in der Mitte des Rohres 8 zwei Anzündschnüre 10, 10ʹ.
[0009] Die Anzündschnüre 10, 10ʹ, können z. B. durch eine sogenannte Hivelite-Schnur gebildet
sein, welche durch ein Metallröhrchen gebildet wird, in dem eine Anzündmischung aus
Cäsiumborhydrid, Kaliumnitrat als Oxidationsmittel und einem Polyethylenglykolbindemittel
enthalten ist. Bei Verwendung mehrerer Anzündschnüre 10, 10ʹ wie in Fig. 3 gezeigt,
werden diese durch Spannbänder 13ʹ zusammengehalten.
[0010] Um die Anzündschnüre 10, 10ʹ ist eine Partikel-Anzündmischung 11 angeordnet, d.
h. eine Anzündmischung, die beim Abbrand ein partikelreiches Heißgas erzeugt. Die
Partikel-Anzündmischung 11 kann z. B. aus einem Gemisch aus einer Sauerstoff abgebenden
Verbindung, wie Kaliumnitrat, und einem Metallpulver, z. B. Bor- oder Aluminiumpulver
bestehen.
[0011] Die Partikelanzündmischung 11 ist mit einer Schlauchfolie 13, vorzugsweise einem
Schrumpfschlauch umgeben. In dem Ringraum zwischen der Partikel-Anzündmischung 11
bzw. der Schlauchfolie 13 und dem Rohr 8 bzw. der Verdämmungsfolie 9 befindet sich
die aus Plättchen bestehende Treibladung 12. Die Schlauchfolie 13 verhindert, daß
sich die Partikel-Anzündmischung 11 mit der Treibladung 12 im unbetätigbaren Zustand
der Vorrichtung vermischt und bewirkt eine gezielte, z. B. gleichmäßige Verteilung
der Partikel-Anzündmischung 11 um die Anzündschnüre 10, 10ʹ.
[0012] Die Treibladung 12 besteht z. B. aus einem doppelbasigen Treibstoff.
[0013] Gemäß Fig. 3 sind in die Anzündschnüre 10, 10ʹ pyrotechnische Verzögerungselemente
14 integriert, die von einer nicht dargestellten Verstärkerladung initiiert werden
können. Die Verzögerungselemente 14 stecken in einem Gehäuse, das über eine Tülle
16 in ein Rohr 15 mündet. Es ist ersichtlich, daß die Anzündschnüre 10, 10ʹ, die Partikel-Anzündmischung
11 und die Schlauchfolie 13 eine Einheit bilden. Diese Einheit ist über den Folienschlauch
13 mit dem Rohr 15 verbunden.
[0014] Durch Verschlußteile 18, 18ʹ ist das Siebrohr 8 an beiden Enden verschlossen. Im
Verschlußteil 18ʹ ist dabei das andere Ende der Anzündschnüre 10, 10ʹ mit z. B. Klebstoff
17 befestigt. Weiterhin sind auf den Anzündschnüren 10, 10ʹ Inertkörper z. B. in Form
von Kunststoffschaumstoffringen 19, 19ʹ in beliebiger axialer Verteilung vorgesehen,
z. B. zwischen der Treibladung 12 und dem Verzögerungselement 14 sowie am anderen
Ende des Rohres 8.
[0015] Zum Ausstoß der Streumunition 3 wird zunächst die Gefechtskopfhülle 2 z. B. durch
nicht dargestellte Schneidschnüre beseitigt. Daraufhin werden, verzögert durch das
Verzögerungselement 14, die Anzündschnüre 10, 10ʹ gezündet. Die Anzündschnüre 10,
10ʹ führen zum Anbrennen der Partikel-Anzündmischung 11. Durch die brennende Partikel-Anzündmischung
11 wird die Schlauchfolie 13 zerstört, wodurch die heißen Partikel der Anzündmischung
11 zwischen die Plättchen der Treibladung 12 gedrückt werden und diese entzünden.
Auf diese Weise erfolgt die Anzündung der Treibladung 12 gleichzeitig über die gesamte
Länge mit entsprechend raschem und kontrollierbarem Druckaufbau.
[0016] Die Verdämmung bzw. die Folie 9 ist erforderlich, weil ein ausreichend hoher Druck
bzw. eine ausreichend hohe Temperatur erforderlich sind, um die Treibladung 12 anzuzünden.
[0017] Andererseits führt das Öffnen der Verdämmung 9 zu einem plötzlichen Druckabfall.
Die heißen Partikel der ITLX-Anzündschnur 10, 10ʹ haben demgemäß nicht nur die Aufgabe,
die Anzündung der Treibladung 12 zu bewirken, vielmehr verhindern sie auch, daß die
Treibladung 12 in Folge des Druckabfalls nach dem Öffnen der Verdämmung 9 erlöschen
kann.
[0018] Durch den geschilderten Aufbau des Gasgenerators 7 kann also ein schneller und gleichmäßiger
Druckaufbau in dem Balg 4 und damit eine hohe Abgangsbeschleunigung der Streumunition
3 erreicht werden.
[0019] Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht nun darin, daß
die Abgangsbeschleunigung oder allgemein das Abgangsverhalten der Streumunition den
jeweiligen Anforderungen relativ leicht angepaßt und über die Länge des Balges variiert
werden kann.
[0020] Neben der Klemmung, d. h. dem Verhältnis der Gesamtfläche der Öffnungen des Siebrohres
8 zu dessen Mantelfläche, der Art der Verdämmung und der Art und Menge der Anzündschnüre
10, 10ʹ kann dies durch die Art, Menge und axiale Verteilung des Treibstoffs sowie
die Konfiguration der Treibladung 12 und deren axiale Verteilung erfolgen.
[0021] Insbesondere ist es möglich, gemäß Fig. 2 die Treibladung 12 durch, in axialem Abstand
voneinander angeordnete, sich radial erstreckende Trennwände 20 aus Inertmaterial
zwischen der Schlauchfolie 13 und dem Rohr 9 in einzelne Segmente oder Ringkammern
21 zu trennen. Die Trennwände 20 können dabei z. B. aus Kunststoff- oder Schaumstoffringen
bestehen.
[0022] In jede dieser Kammern 21 kann nun gezielt eine bestimmte Treibstoffmenge eingebracht
werden, z. B. um eine gleichmäßige Verteilung einer bestimmten Treibstoffmenge entlang
dem Rohr 8 zu erhalten.
[0023] Auch können entlang dem Rohr 8 mehrere durch Schottplatten getrennte Bälge 4 hintereinander
angeordnet sein, die jeweils mit Streumunition bestückt sind, wobei das Abgangsverhalten
der Streumunition der einzelnen Bälge 4 in ähnlicher Weise, also z. B. durch die für
jeden Balg 4 im Gasgenerator 7 vorgesehene Treibladungsmenge steuerbar ist, z. B.
aber auch durch weitere in die Anzündschnüre 10, 10ʹ integrierte pyrotechnische Verzögerungselemente,
wobei entweder die dadurch entstehenden gesamten Anzündeinheiten mit der entsprechenden
Art, Menge und Verteilung der Treibladung 12 in einem einzigen Rohr 8 z. B. durch
Trennwände oder Schottplatten voneinander getrennt oder mehrere getrennte komplette
Gasgeneratoren 7 in der Gefechtskopflängsachse 5 in einer Reihe hintereinander angeordnet
werden können.
1. Vorrichtung zum Austoßen von Behältern, insbesondere von Munition, aus einem Gefechtskopf
oder dergleichen Behältnis quer zu dessen Längsachse mit einem Balg, der die Behälter
jeweils in konkaven, gleichmäßig am Umfang angeordneten Taschen aufnimmt, durch Schlottplatten
an beiden Enden abgedeckt ist und mit einem Gasgenerator zum Aufblasen des Balges
mit einem konzentrisch im Inneren des Balges angeordneten und sich über die gesamte
Länge des Balges erstreckenden gasdurchlässigen, eine Feststofftreibladung enthaltenden
Rohr, dadurch gekennzeichnet, daß die Treibladung (12) teilchenförmig ausgebildet
ist, das gasdurchlässige Rohr (8) nach außen mit einem bei Druckbeaufschlagung durch
die Treibladungsgase sich öffnenden Material (9) verdämmt ist und die Anzündkette
für die Treibladung (12) wenigstens eine, sich mittig über die gesamte Länge (5)
des Rohres (8) erstreckende Anzündschnur (10, 10ʹ) und eine um die Anzündschnur (10,
10ʹ) angeordnete Partikel-Anzündmischung (11) aufweist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilchen der Treibladung
(12) als Plättchen ausgebildet sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Treibladung
(12) aus einem doppelbasigen Treibstoff besteht.
4. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
das Material zur Verdämmung des gasdurchlässigen Rohres (8) eine an der Innenwand
des Rohres (8) angeordnete Kunststoffolie (9) ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoffolie aus
Polyethylen besteht.
5. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Partikel-Anzündmischung (11) Bor-, Aluminium- und/oder Magnesium-Partikel enthält.
7. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Treibladung (12) durch sich radial erstreckende Trennwände (20) in einzelne, in
axialer Richtung beliebig angeordnete und verteilte Kammern (21) unterteilt ist.
8. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
in die Anzündschnur (10, 10ʹ) ein pyrotechnisches Verzögerungselement (14) integriert
ist.