[0001] Die Erfindung betrifft ein organisches Feststoffgetter zur Absorption von Tritium
(T) aus einem strömenden Gasgemisch, bei welchem das Tritium durch eine Hydrierungsreaktion
mit einer einfach oder mehrfach ungesättigten, organischen Verbindung, vorzugsweise
mit Linolsäure oder Linolensäure in einem Pd- oder Pt-Edelmetall-Katalysator herbeigeführt
bzw. umgesetzt wird.
[0002] Durch die Deutsche Patentschrift 30 25 494 ist ein Verfahren zum Entfernen von Tritium
bekannt, bei welchem das Tritium durch eine chemische Reaktion in eine Verbindung
umgesetzt und vom restlichen Gasgemisch getrennt wird. Das Tritium wird hierbei durch
eine Hydrierungsreaktion mit einer ungesättigten, organischen Verbindung unter Anwesenheit
eines Katalysators umgesetzt.
[0003] Des weiteren ist ein Verfahren nach der US-PS 40 20 003 bekannt, bei dem das tritiumhaltige
Wasser mit Calciumcarbid umgesetzt und das entstehende Ethin durch Strahlungspolymerisation
in eine feste Substanz umgewandelt wird.
[0004] Auch durch die DE-OS 24 34 876 ist die Entfernung von Tritium aus einem Gasgemisch
bekannt. Nach diesem Verfahren wird das Tritium aus einem katalytischen Reaktor, der
eine Pd- oder Pt-Edelmetallbeschichtung enthält, mit Sauerstoff zu tritiumhaltigem
Wasser umgesetzt.
[0005] Das hieraus entstehende Wasser wird anschliessend in einem Trockenmittel, z.B. einem
Molekularsieb, adsorbiert, wobei das System neben dem katalytischen Reaktor und dem
Molekularsieb noch eine Heizvorrichtung und einen Wärmetauscher zum Kühlen benötigt.
Hierbei ist es weitgehend unklar, von welchen Faktoren die minimal zu erzielende
T-Konzentration in der gereinigten Luft abhängt.
Wesentlich ist vermutlich der Wasserdampfpartialdruck im Molekularsieb und die Ausbeute
bei der katalytischen Oxidation.
[0006] Zur grundsätzlichen Problemstellung wird bemerkt, daß Tritium das radioaktive Isotop
des Wasserstoffs mit einer Halbwertszeit von 12,3 a ist. Es ist ein β-Strahler und
kommt in der Natur nur in winzigen Mengen (1 T-Atom auf 10¹⁸ H-Atome), ohne das Tritium
aus Waffentests, vor.
Aufgrund der geringen Reichweite der β-Strahlung (in Luft 6 mm) treten bei seiner
Handhabung praktisch keine Abschirmprobleme auf. Da es jedoch, speziell bei höherer
Konzentration, zu Oxydation und Austausch mit normalem Wasserstoff neigt, kommt es
leicht zur Bildung von überschwerem Wasser THO, in welcher Form es leicht von Haut
und Lunge aufgenommen wird.
Es stellt daher eine ausgesprochene Gefahr dar und das Einatmen tritiumhaltiger Luft
muß verhindert werden.
[0007] Beim Umgang mit größeren Mengen an Tritium in Forschung und Technik sollen daher
alle Apparaturen und Komponenten in Glove-boxen installiert werden. Bei Routine-
oder Störfall-Freisetzungen wird das Tritium dann durch spezielle Absorptionssysteme
unschädlich gemacht.
[0008] Auf schon beinahe "klassische Weise" wird das Tritium in sog. T-Absorptionsanlagen
dabei an Katalysatoren bei höheren Temperaturen mit Luftsauerstoff zu THO "verbrannt"
und das THO anschliessend am Molekularsieb absorbiert.
[0009] Diese Lösung hat eine Reihe von Nachteilen, deren wesentliche nachstehend genannt
werden:
- Umwandlung des Tritiums in das 10⁴-fach gefährlichere THO;
- große Anzahl von Komponenten (Wärmetauscher, Kühler, Katalysator-Ofen, Steuerung);
- ständig geheizte Katalysator-Öfen;
- Beladung der Mol-Siebe nur bis ca. 0,1 % möglich, sonst zu hoher Partialdruck;
- rasche Erschöpfung der Molsiebe durch normale Luftfeuchte.
[0010] Trotzdem werden, zimindest partiell, auch heute noch die T-Absorptionsanlagen empfohlen
und angewandt.
[0011] Als Alternativlösung empfiehlt sich das TROC-Verfahren, das von Dr.H. Weichselgartner
am IPP entwickelt wurde, bei dem die Tritiumentfernung durch katalytische Bindung
an ungesättigte Fettsäuren stattfindet.
[0012] Als wesentliche Vorteile sind zu nennen:
- wenige Komponenten,
- keine Wärmetauscher, Kühler, usw.,
- wesentliche geringere Abfallmenge,
- Vermeidung der THO-Bildung.
[0013] Problematisch ist beim TROC-Verfahren das Auftreten dreier Phasen in der Reaktionskolonne,
und zwar der feste Katalysator, das flüssige Medium und die gasförmige GB-Atmosphäre.
Die verfahrenstechnischen Probleme und Regelungsprobleme sind noch nicht optimiert.
[0014] Diese Sachlage berücksichtigend ist es Aufgabe dieser Erfindung, ein Verfahren nach
der eingangs gegebenen Definition zu nennen, das insbesondere die flüssige Phase vermeidet
und das über eine längere Zeit mit festen, ungesättigten, organischen Verbindungen
das Problem des Katalysatoreinbaus befriedigend löst, wobei es letztlich das Ziel
ist, ein organisches Feststoff-Tritium-Getter zu bilden, das als "Filter" anzusprechen
ist.
[0015] Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe sieht vor,
daß als Träger der Pd- oder Pt-Edelmetallschicht des Katalysators ein aus Al₂O₃-Kugeln
nahezu gleichmäßiger Größe bei technisch dichtest möglicher Packung gebildeter Keramikkörper
dient, daß in die zwischen den mit Edelmetall beschichteten Kugeln verbleibenden Freiräume
als ungesättigte, organische Verbindung Linolsäure C₁₇H₃₁COOH in einer solchen Menge
zugegeben ist, daß die Pd- bzw. Pt-Kugeloberflächen einerseits noch frei zugänglich
sind und andererseits hinreichend Linolsäure vorliegt, um, bei Aufrechterhaltung
der quasi trockenen Charakteristik der Kugeln, diese genügend Tritium aufnehmen können,
und
daß der oder die zu Feststoffgettern ausgebildete(n) Katalysator(en) in einem Gehäuse
einzahlig oder in parallelen oder in hintereinander geschalteten Kolonnen angeordnet
ist bzw. sind und die Strömung durch einen saugseitig an diesem angeordneten Ventilator
einstellbar ist.
[0016] Die Verwendung von Al₂O₃-Kugeln von praktisch gleicher Größe, bei optimaler Packungsdichte,
zur Bildung eines Keramikkörpers für die Pd- oder die Pt-Edelmetallschicht, ermöglicht
nicht nur die Einstellung eines nahezu gleichmäßigen Durchgangswiderstandes bei etwa
einheitlichem Querschnitt, sondern sie ermöglicht die Bildung einer großen Oberfläche
für die Belegung mit der Edelmetallschicht.
[0017] Darüber hinaus sichern die verbleibenden Freiräume eine ausreichende Belegung mit
der vorgeschlagenen Linolsäure, wobei der Belag bei Aufrechterhaltung seiner "Trockenheit"
über einen langen Zeitraum genügend Tritium aufnehmen kann.
[0018] Der apparative Aufbau ist einfach. Als vorerst einziger Nachteil stellt sich dar,
daß der beladene Katalysator insgesamt als aktiver Abfall anzusehen ist, d.h. als
relativ teures Material verworfen werden muß. Dieser Nachteil wird jedoch durch den
einfachen Aufbau der T-Absorptionsanlage kompensiert.
[0019] Insgesamt stellt der erfindungsgemäße Katalysator ein "Tritium-Filter" dar, das keinerlei
Überwachung, Steuerung, Heizung oder Kühlung bedarf. Es wird in den zu reinigenden
Gasstrom als Einmaleinheit installiert.
[0020] Zur Dimensionierung wird vermerkt, daß die Al₂O₃-Kugeln des Keramikkörpers einen
Durchmesser zwischen 4 mm und 6 mm aufweisen, wobei es des Ziel ist, möglichst gleichmäßige
Kugeldurchmesser um 5 mm zu erhalten.
[0021] Eine Kugelpackung aus solchen Kugeln entspricht nahezu der dichtesten erreichbaren
Kugelpackung, wobei die in einer Ebene liegenden Mittelpunkte ein Netz aus gleichseitigen
Dreiecken bilden. Jede Kugel hat dabei sechs sich berührende Nachbarn.
[0022] Schichten dieser Art lassen sich zu einem Raumgitter zusammensetzen, wobei die beiden
Schichten, die der zunächst betrachteten Schicht benachbart sind, in der Lager der
Kugeln übereinstimmen oder um 60° gegeneinander gedreht sind. In beiden Fällen ist
jede Kugel von zwölf sie berührenden Nachbarn umgeben.
[0023] Im ersten Fall weist die Umgebung eine dreizählige Symmetrieachse auf, so daß ein
hexagonales Gitter entsteht. Im zweiten Fall liegen die zwölf Nachbarkugeln auf den
Mitten der zwölf Kanten eines Würfels, so daß sich ein kubisch flächenzentriertes
Gitter ergibt.
[0024] Der zwischen den anliegenden Kugeln jeweils entstehender "Raum-Zwickel" bietet genügend
Platz für die anschließende Beschickung mit Edelmetall und die nachfolgende Belegung
mit Linolsäure.
[0025] Es ist vorgesehen, daß die Menge des Beschichtungsmaterials zwischen 0,1 und 5,0
Gew.%, bezogen auf das Schüttgewicht des Al₂O₃, bemessen ist, wobei die Edelmetallschicht
aus Palladium (Pd) besteht, vorzugsweise zwischen 0,4 und 0,6 Gew.%, bezogen auf
das Schüttgewicht Al₂O₃, aufgegeben ist, und die Menge an ungesättigten organischen
Verbindungen (Linolsäure) zwischen 4 und 20 Gew.%, entsprechend einer Belegung der
Kugeloberfläche von 65 bis 72 %, zugemessen ist.
[0026] Als besonders vorteilhaft hat sich die Zugabe ungesättigter organischer Verbindung
in Form von Linolsäure in Höhe von 14 Gew.% bestätigt.
[0027] Zum Aufbau des Getters wird vorgeschlagen, daß gaseintrittsseitig in das die Katalysatoren
aufnehmende Gehäuse eine Trocknungspatrone vorgeschaltet ist, um eine Blockierung
der Katalysatoren zu vermeiden, während das austrittsseitig aus dem die Katalysatoren
aufnehmenden Gehäuse ein Aktivkohlenfilter vorgesehen ist, um eine druckbedingte Verschleppung
organischer Anteile zu verhindern.
[0028] Der apparative Aufwand für die Erfindung wird durch die beigefügte Skizze einer beispielsweisen
Ausführungsform in partieller Darstellung näher erläutert.
[0029] Das Gehäuse 1 ist durch einen Zwischenboden 1.1 mit Ausnehmungen für den Einsatz
der Katalysatoren 2 in jeweils eine Aufgabekammer und eine Abgabekammer geteilt,
wobei die Gase im Saugzug durch den Ventilator 3 durch das Gehäuse 1 geführt werden.
[0030] Aufgabeseitig ist eine Trockenpatrone 4 vorgeordnet, um eine unnötige Dampfbeladung
und damit eine Blockierung der Katalysatoren 2 zu vermeiden. Die Katalysatoren 2 sind
in diesem Fall paralle geschaltet, und die abgereinigten Dämpfe verlassen das Gehäuse
1 über ein drucksenkendes Aktivkohlenfilter 5, um eine Verschleppung der Linolsäure
zu vermeiden.
1. Organisches Feststoffgetter zur Absorption von Tritium (T) aus einem strömenden
Gasgemisch, bei welchem das Tritium durch eine Hydrierungsreaktion mit einer einfach
oder mehrfach ungesättigten, organischen Verbindung, vorzugsweise mit Linolsäure
oder Linolensäure in einem Pd- oder Pt-Edelmetall-Katalysator herbeigeführt bzw.
umgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß als Träger der Pd- oder Pt-Edelmetallschicht des Katalysators ein aus Al₂O₃-Kugeln
nahezu gleichmäßiger Größe bei technisch dichtest möglicher Packung gebildeter Keramikkörper
dient,
daß in die zwischen den mit Edelmetall beschichteten Kugeln verbleibenden Freiräume
als ungesättigte, organische Verbindung Linolsäure C₁₇H₃₁COOH in einer solchen Menge
zugegeben ist, daß die Pd- bzw. Pt-Kugeloberflächen einerseits noch frei zugänglich
sind und andererseits hinreichend Linolsäure vorliegt, um, bei Aufrechterhaltung
der quasi trockenen Charakteristik der Kugeln, diese genügend Tritium aufnehmen können,
und
daß der oder die zu Feststoffgettern ausgebildete(n) Katalysator(en) (2) in einem Gehäuse
(1) einzahlig oder in parallelen oder in hintereinander geschalteten Kolonnen angeordnet
ist bzw. sind und die Strömung durch einen saugseitig an diesem angeordneten Ventilator
(3) einstellbar ist.
2. Organisches Feststoffgetter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Al₂O₃-Kugeln des Keramikkörpers einen Durchmesser zwischen 4 mm und 6 mm aufweisen.
3. Organisches Feststoffgetter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Menge des Beschichtungsmaterials zwischen 0,1 und 5,0 Gew.%, bezogen auf das
Schüttgewicht des Al₂O₃, bemessen ist.
4. Organisches Feststoffgetter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Edelmetallschicht aus Palladium (Pd) besteht und zwischen 0,4 und 0,6 Gew.%,
bezogen auf das Schüttgewicht Al₂O₃, bemessen ist.
5. Organisches Feststoffgetter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Menge an ungesättigten, organischen Verbindungen zwischen 4 und 20 Gew.% entsprechend
einer Belegung der Kugeloberfläche von 65 bis 72% gegeben ist.
6. Organisches Feststoffgetter nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß als ungesättigte organische Verbindung Linolsäure in Höhe von 14 Gew.% zugegeben
wird.
7. Organisches Feststoffgetter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß gaseintrittsseitig in das die Katalysatoren aufnehmende Gehäuse eine Trocknungspatrone
(4) vorgeschaltet ist, um eine Blockierung der Katalysatoren zu vermeiden.
8. Organisches Feststoffgetter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß gasaustrittsseitig aus dem die Katalysatoren aufnehmenden Gehäuse ein Aktivkohlenfilter
(5) vorgesehen ist, um eine druckbedingte Verschleppung organischer Anteile zu verhindern.