[0001] Die Erfindung betrifft ein fotografisches Farbdiffusionsübertragungsverfahren zur
Erzeugung farbiger Diffusionsbilder und insbesondere ein solches Verfahren, bei dem
die Entwicklung durch Einwirkung von Wärme bewirkt wird. Zur Erzeugung der Farbstoffbilder
werden nicht diffundierende Farbabspalter verwendet. Zur Verringerung des Schleiers
wird die Entwicklung in Gegenwart eines Aldehyds durchgeführt, der entweder als solcher
oder in Form einer Vorläuferverbindung in einer der Schichten des farbfotografischen
Aufzeichnungsmaterials enthalten sein kann.
[0002] Fotografische Aufzeichnungsmaterialien, einschließlich solcher für die Farbfotografie,
enthalten üblicherweise mindestens eine Bindemittelschicht, in der das lichtempfindliche
Silberhalogenid und gegebenenfalls die für die Farbbilderzeugung erforderlichen Substanzen
disper giert sind, und solche Schichten sind meistens gehärtet um sie gegen mechanische
Beschädigungen, insbesondere während der Verarbeitung, widerstandsfähig zu machen.
Als Härtungsmittel kommt eine Reihe von Verbindungsklassen in Frage, darunter auch
Aldehyde, vor allem Dialdehyde. Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf im wesentlichen
nicht härtende Aldehyde und deren Vorläuferverbindungen als schleiersenkenden Zusatz
in farbfotografischen Aufzeichnungsmaterialien für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren.
[0003] Wärmeentwickelbare fotografische Aufzeichnungsmaterialien mit Silberhalogenidemulsionen
als lichtempfindlichen Zusatz sind bereits beschrieben. Eine Übersicht über den Einsatz
von Silberhalogenidemulsionen bei thermografischen Verfahren in hydrophilen und hydrophoben
Medien findet sich beispielsweise in Research Disclosure 17029, (Juni 1978). Das Silberhalogenid
kann hierbei neben der Bildung des latenten Bildes selbst als metallisches Silber
zum Bildaufbau beitragen oder aber auch als Oxidationsmittel für nachgeschaltete Farbreaktionen
dienen. Als mögliche farbgebende Verbindungen können u.a. konventionelle Farbkuppler
oder Leukofarbstoffbasen, die bei Oxidation ein Farbstoffbild erzeugen, in Frage
kommen.
[0004] Als farbgebende Verbindung eignen sich in besonderem Maße solche, die in nicht-diffundierender
Form in die Schicht eines fotografischen Aufzeichnungsmaterials eingelagert werden
können und als Folge der Entwicklung einen diffusionsfähigen Farbstoff freizusetzen
vermögen (Farbabspalter). Die besondere Eignung solcher Farbabspalter beruht auf
dem Umstand, daß die bildmäßig freigesetzten Farbstoffe auf besondere Bildempfangsschichten
übertragen werden können unter Bildung eines brillanten Farbbildes, das nicht von
störendem Bildsilber oder Silberhalogenid überlagert ist und dementsprechend keiner
Nachbehandlung bedarf. Durch Kombination des Wärmeentwicklungsverfahrens mit dem
Farbdiffusionsverfahren ergibt sich somit ein vorteilhaftes Schnellverfahren zur
Herstellung farbiger Bilder. Ein hierfür geeignetes Aufzeichnungsmaterial ist beispielsweise
beschrieben in DE-A-32 15 485.
[0005] Nach dieser Veröffentlichung wird ein Aufzeichnungsmaterial mit einer Schicht, die
eine Kombination aus Silberhalogenid, Silberbenzotriazolat, einem Farbabspalter und
Guanidintrichloracetat (Basenspender) enthält, bildmäßig belichtet und anschließend
in Kontakt mit einem Bildempfangsblatt einer Wärmebehandlung unterworfen, wobei der
bildmäßig freigesetzte Farbstoff auf das Bildempfangsblatt übertragen wird. Für die
Herstellung mehrfarbiger Bilder müssen mehrere solcher Kombinationen vorhanden sein,
wobei das Silberhalogenid in jeder dieser Kombinationen für einen anderen Spektralbereich
des Lichtes empfindlich ist und entsprechend seiner Spektralempfindlichkeit einen
Farbabspalter zugeordnet enthält, der einen Farbstoff einer anderen Farbe freisetzt,
meist einer Farbe, die komplementär ist zu der Farbe des Lichtes, für die das betreffende
Silberhalogenid eine überwiegende Empfindlichkeit aufweist. Solche Zuordnungen können
in verschiedenen Schichten übereinander angeordnet sein.
[0006] Nicht ohne Probleme ist jedoch der Bildschleier, der vielfach noch zu hoch liegt.
Dies wird besonders deutlich bei thermischer Belastung beispielsweise bei verlängerten
Prozeßzeiten, die zu einer deutlichen Erhöhung der Schleierwerte führen. Hierdurch
wird der Verarbeitungsspielraum für ein derartiges Material stark eingeengt, was
naturgemäß ein Problem für die Gleichmäßigkeit der Bildergebnisse darstellt.
[0007] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, ein fotografisches Farbdiffusionsübertragungsverfahren
anzugeben und ein hierfür geeignetes Aufzeichnungsmaterial zu schaffen, das die Herstellung
farbiger Übertragsbilder mit geringerem Schleier ermöglicht. Ein weiteres Ziel der
Erfindung besteht darin, ein wärmeentwickelbares fotografisches Aufzeichnungsmaterial
zu schaffen, das eine hohe Schleierstabilität hat, die das Aufzeichnungsmaterial
gegenüber Prozessschwankungen weniger anfällig macht. Ein weiteres Ziel besteht darin,
ein Aufzeichnungsmaterial mit einer verbesserten Dmin/Dmax-Relation zu entwickeln.
[0008] Diese Ziele werden erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die Entwicklung in Gegenwart
eines in Wasser löslichen, im wesentlichen nicht härtenden Aldehyds oder einer in
Wasser löslichen, im wesentlichen nicht härtenden Aldehydvorläuferverbindung durchgeführt
wird.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist ein fotografisches Farbdiffusionsübertragungsverfahren,
bei dem ein bildmäßig belichtetes farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial, das in
mindestens einer auf einem Schichtträger befindlichen Bindemittelschicht lichtempfindliches
Silbersalz und einen nicht diffundierenden Farbabspalter enthält, zur Erzeugung eines
diffusionsfähigen Farbstoffbildes entwickelt wird, und bei dem das diffusionsfähige
Farbstoffbild in eine Bildempfangsschicht übertragen wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Entwicklung in Gegenwart eines in Wasser löslichen, im wesentlichen nicht
härtenden Aldehyds oder eine in Wasser löslichen, im wesentlichen nicht härtenden
Aldehydvorläuferverbindung durchgeführt wird.
[0010] Die Entwicklung wird bevorzugt durch Wärmebehandlung bewirkt, wobei es wiederum
besonders bevorzugt ist, wenn die Wärmebehandlung ohne Zuführung einer Verarbeitungsflüssigkeit
von außen durchgeführt wird.
[0011] Die erfindungsgemäß verwendeten schleiersenkenden Verbindungen sind in Wasser löslich;
darunter ist zu verstehen, daß sich von der betreffenden Verbindung in 100 ml Wasser
bei 20° C mindestens 0,1 g, vorzugsweise mindestens 5 g lösen.
[0012] Die erfindungsgemäß verwendeten schleiersenkenden Verbindungen sind im wesentlichen
nicht härtend. Darunter wird verstanden, daß der Härtungszustand der Schichten des
farbfotogafischen Aufzeichnungsmaterials durch die Anwesenheit der erfindungsgemäß
verwendeten schleiersenkenden Verbindungen nicht wesentlich verändert wird.
[0013] Viele Aldehyde, insbesondere Dialdehyde üben eine vernetzende Wirkung auf die üblicherweise
als Bindemittel verwendete Gelatine aus und werden daher häufig als Härtungsmittel
verwendet. Auf solche vernetzend wirkenden Aldehyde und Aldehydderivate bezieht sich
die Erfindung nicht, obwohl es nicht ausgeschlossen erscheint, daß auch sie als schleiersenkende
Verbindungen verwendet werden können. Wenn jedoch als schleiersenkende Verbindung
eine Aldehydvorläuferverbindung verwendet wird, aus der bei der Entwicklung ein Aldehyd
mit härtender Wirkung freigesetzt wird, dann ist dies, solange die Aldehydvorläuferverbindung
selbst keine härtende Wirkung hat, im Sinne der Erfindung unschädlich, wenn und soweit
im Zeitpunkt der Freisetzung des Aldehyds bei der Entwicklung der endgültige Härtungszustand
in der Regel bereits erreicht ist bzw. nicht mehr wesentlich verändert wird.
[0014] Der erfindungsgemäß verwendete, im wesentlichen nicht härtende Aldehyd oder der bei
Entwicklung aus der im wesentlichen nicht härtenden Aldehydvorläuferverbindung freigesetzte
Aldehyd kann beispielsweise durch folgende Formel I dargestellt werden

worin bedeuten:
R¹ H, Alkyl, Aralkyl oder -(NH)
n-R²;
R² Aryl oder eine heterocyclische Gruppe;
n 0 oder 1,
wobei die durch R¹ dargestellten Reste gegebenenfalls z.B. durch -COOH, -SO₃H oder
-OH derart substituiert sind, daß der betreffende Aldehyd oder die betreffende Aldehydvorläuferverbindung
in Wasser löslich ist. Darüber hinaus können die Reste R¹ weitere Substituenten enthalten
wie Halogenatome oder Alkyl-, Aryl-, Amino-, Sulfonamido-, Carbonamido-, Carbamoyl-
oder Sulfamoylgruppen. Der Rest R¹ enthält aber wenigstens immer dann, wenn der Aldehyd
nicht in Form einer Aldehydvorläuferverbindung mit blockierter Aldehydgruppe vorliegt,
keine weitere Aldehydgruppe oder eine andere reaktive Gruppe, die mit Aminogruppen
der Gelatine zu reagieren vermag.
[0015] In der Aldehydvorläuferverbindung liegt die Aldehydgruppe in blockierter Form vor,
z.B. als Acetal, Schiff'sche Base oder Hydrogensulfitadditionsprodukt.
[0017] Die erfindungsgemäß verwendeten Aldehyde bzw. Aldehydvorläuferverbindungen sind
bekannte Verbindungen. Ihre Herstellung ist in der einschlägigen Literatur beschrieben.
[0018] Die Einbringung der Aldehyde bzw. Aldehydvorläuferverbindungen in den Schichtaufbau
kann in eine oder mehrere Schichten erfolgen. Vorzugsweise werden sie in eine zur
Silberhalogenidschicht benachbarte Schicht eingesetzt. Der Auftrag der schleiermindernden
Aldehydzusätze kann von 0.05 bis 10,0 g/m² betragen.
[0019] Ein wesentlicher Bestandteil des erfindungsgemäß verwendeten farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials
ist Silberhalogenid, das aus Silberchlorid, Silberbromid, Silberiodid oder deren
Gemischen bestehen und eine Teilchengröße zwischen 0,02 und 2,0 µm, vorzugsweise
zwischen 0,1 und 1,0 µm aufweisen kann. Die Silberhalogenidkörner können einen regulären
Kristallaufbau, beispielsweise in Würfel- oder Oktaederform aufweisen. Sie können
aber auch einen irregulären Kristallaufbau haben oder in Plättchenform ausgebildet
sein. Bei Mischkristallen können die Silberhalogenide gleichmäßig über den gesamten
Kristallquerschnitt verteilt sein. Die Silberhalogenidzusammensetzung kann aber auch
in verschiedenen Bereichen unterschiedlich sein. So können auch Silberhalogenidemulsionen
mit geschichtetem Kornaufbau verwendet werden, bei denen mindestens zwei Schichten
mit einer unterschiedlichen Silberhalogenidzusammensetzung vorliegen. In der Regel
werden negativ arbeitende Silberhalogenidemulsionen verwendet; es können aber in weiteren
Ausführungsformen auch direkt positiv arbeitende Silberhalogenidemulsionen eingesetzt
werden, wie sie beispielsweise in DE-A-23 32 802, DE-A-23 08 239 und DE-A-22 11 728
beschrieben werden. Die lichtempfindliche Emulsion kann als unsensibilisiertes Silberhalogenid
vorliegen oder aber auch durch geeignete Zusätze chemisch und/oder spektral sensibilisiert
sein, wobei der spektrale Sensibilisator vor, während und nach der chemischen Reifung
zugesetzt werden kann.
[0020] Die Menge des lichtempfindlichen Silberhalogenids kann in der jeweiligen Schicht
zwischen 0,01 und 3,0 g pro m² betragen, wobei sich die tatsächliche Menge des eingesetzten
Silberhalogenids jeweils nach den Erfordernissen der eingesetzten Reaktionspartner
und den gewünschten Effekten richtet.
[0021] In durch Wärmebehandlung entwickelbaren fotografischen Aufzeichnungsmaterialien können
bekanntlich vielfach zusätzlich zu dem lichtempfindlichen Silberhalogenid weitere
im wesentlichen nicht lichtempfindliche oder jedenfalls sehr viel weniger lichtempfindliche
Silbersalze verwendet werden. Von Vorteil sind Zusätze von organischen Silbersalzen,
die etwa gleich bzw. schwerer löslich sind als das lichtempfindliche Silberhalogenid.
Geeignet sind beispielsweise Silbersalze von organischen cyclischen Iminoverbindungen.
In bevorzugten Beispielen gehören hierzu Silbersalze von Benzotriazol und dessen Derivaten,
wie zum Beispiel von alkyl-, hydroxy-, sulfo- oder halogen-substituierten Benzotriazolen.
Die organische Silbersalzverbindung, die zugesetzt wird, kann in molarem Überschuß
bzw. Unterschuß oder äquimolar zur Silberhalogenidverbindung zugesetzt werden. Sie
ist dem jeweiligen Erfordernissen im Schichtaufbau anzupassen.
[0022] Außer den erfindungsgemäßen schleiersenkenden Verbindungen können zusätzlich weitere
Antischleiermittel und Stabilisatoren verwendet werden. Von Vorteil sind beispielsweise
schleiersenkende Verbindungen, die der folgenden Formel II entsprechen.

worin
Q den erforderlichen Rest zur Vervollständigung einer heterocyclischen Gruppe
mit mindestens einem 5- oder 6-gliedrigen heterocyclischen Ring und
X eine Carbonsäure- oder Sulfonsäuregruppe oder einen eine Carbonsäure- oder
Sulfonsäuregruppe enthaltenden Rest bedeuten, wobei die Carbonsäure-bzw. Sulfonsäuregruppe
auch in anionischer Form vorliegen kann, z.B. als Alkali-, Erdalkali- oder Ammoniumsalz,
wie auch Salz von organischen Basen wie Tri-oder Tetraalkylammoniumsalz.
[0023] Besonders vorteilhafte schleiersenkende Verbindungen sind solche der allgemeinen
Formel III

worin
Y -O-, -S-, -Se- oder -NR⁵-;
R³, R⁴ gleich oder verschieden, Wasserstoff, Alkyl, bevorzugt mit bis zu 6 C-Atomen
wie Methyl, Ethyl, Alkenyl wie Allyl, Cycloalkyl wie Cyclohexyl, Aryl wie Phenyl,
Aralkyl wie Benzyl, Halogen wie Cl oder Br, oder R¹ und R² zusammen einen ankondensierten
Benzolring;
R Wasserstoff, Alkyl bevorzugt mit bis zu 6 C-Atomen wie Methyl, Ethyl, Alkenyl
wie Allyl, Cycloalkyl wie Cyclohexyl, Aralkyl wie Benzyl, Aryl wie Phenyl, wobei die
genannten Reste weiter substituiert sein können, z.B. durch Hydroxy, Alkoxy oder
Halogen, bedeuten.
[0024] Die genannten heterocyclischen Mercaptoazolcarbonsäuren bzw. -sulfonsäuren sind bekannte
Verbindungen, ihre Herstellung ist in der einschlägigen Literatur beschrieben; ihre
Anwendung ist beispielsweise in der deutschen Patentanmeldung P 36 18 118.8 beschrieben.
[0025] Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des erfindungsgemäßen farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials
ist eine nicht diffundierende farbgebende Verbindung. Diese kann als Folge einer bei
der Entwicklung stattfinden Redoxreaktion einen diffusionsfähigen Farbstoff freisetzen.
Sie wird im folgenden als Farbabspalter bezeichnet.
[0026] Bei den erfindungsgemäß verwendeten Farbabspaltern kann es sich um eine Vielfalt
von Verbindungstypen handeln, die sich sämtlich durch ein in seiner Bindungsfestigkeit
redoxabhängiges Bindeglied auszeichnen, welches einen Farbstoffrest mit einem einen
Ballastrest enthaltenden Trägerrest verknüpft.
[0027] In diesem Zusammenhang ist auf eine zusammenfassende Darstellung des Sachgebiets
in Angew. Chem. Int. Ed. Engl.
22 (1983), 191 - 209 zu verweisen, in der die wichtigsten der bekannten Systeme beschrieben
sind.
[0028] Als besonders vorteilhaft erweisen sich hierbei redoxaktive Farbabspalter der Formel
BALLAST - REDOX - FARBSTOFF,
worin bedeuten
BALLAST einen Ballastrest
REDOX eine redoxaktive Gruppe, d.h. eine Gruppe die unter den Bedingungen der
alkalischen Entwicklung oxidierbar oder reduzierbar ist und je nachdem, ob sie im
oxidierten oder im reduzierten Zustand vorliegt, in unterschiedlichem Ausmaß einer
Eliminierungsreaktion, einer nukleophilen Verdrängungsreaktion, einer Hydrolyse
oder einer sonstigen Spaltungsreaktion unterliegt mit der Folge, daß der Rest FARBSTOFF
abgespalten wird, und
FARBSTOFF den Rest eines diffusionsfähigen Farbstoffes, z.B. eines Gelb-, Purpur-
oder Blaugrünfarbstoffes, oder den Rest eines Farbstoffvorläufers.
[0029] Als Ballastreste sind solche Reste anzusehen, die es ermöglichen, die erfindungsgemäßen
Farbabspalter in den üblicherweise bei fotografischen Materialien verwendeten hydrophilen
Kolloiden diffusionsfest einzulagern. Hierzu sind vorzugsweise organische Reste geeignet,
die im allgemeinen geradkettige oder verzweigte aliphatische Gruppen mit im allgemeinen
8 bis 20 C-Atomen und gegebenenfalls auch carbocyclische oder heterocyclische gegebenenfalls
aromatische Gruppen enthalten. Mit dem übrigen Molekülteil sind diese Reste entweder
direkt oder indirekt, z. B. über eine der folgenden Gruppen verbunden: -NHCO-, -NHSO₂-,
-NR-, wobei R Wasserstoff oder Alkyl bedeutet, -O- oder -S-. Zusätzlich kann der Ballastrest
auch wasserlöslichmachende Gruppen enthalten, wie z.B. Sulfogruppen oder Carboxylgruppen,
die auch in anionischer Form vorliegen können. Da die Diffusionseigenschaften von
der Molekülgröße der verwendeten Gesamtverbindung abhängen, genügt es in bestimmten
Fällen, z.B. wenn das verwendete Gesamtmolekül groß genug ist, als Ballastreste auch
kürzerkettige Reste zu verwenden.
[0030] Redoxaktive Trägerreste der Struktur BALLAST-REDOX- und entsprechende Farbabspalter
sind in den verschiedensten Ausführungsformen bekannt. Auf eine detaillierte Darstellung
kann an dieser Stelle verzichtet werden im Hinblick auf den genannten Übersichtartikel
im Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 22 (1983) 191-209.
[0031] Lediglich zur Erläuterung sind im folgenden einige Beispiele für redoxaktive Trägerreste
aufgeführt, von denen ein Farbstoffrest nach Maßgabe einer bildmäßig stattgefundenen
Oxidation oder Reduktion abgespalten wird:

[0032] Die in Klammern eingeschlossenen Gruppen sind funktionelle Gruppen des Farbstoffrestes
und werden zusammen mit diesem vom zurückbleibenden Teil des Trägerrestes abgetrennt.
Bei der funktionellen Gruppe kann es sich um einen Substituenten handeln, der einen
unmittelbaren Einfluß auf die Absorptions- und gegebenenfalls Komplexbildungseigenschaften
des freigesetzten Farbstoffes ausüben kann. Die funktionelle Gruppe kann andererseits
aber auch von dem Chromophor des Farbstoffes durch ein Zwischenglied oder Verknüpfungsglied
getrennt sein. Die funktionelle Gruppe kann schließlich auch gegebenenfalls zusammen
mit dem Zwischenglied von Bedeutung sein für das Diffusions- und Beizverhalten des
freigesetzten Farbstoffes. Geeignete Zwischenglieder sind beispielsweise Alkylen-
oder Arylgruppen.
[0033] Als Farbstoffreste sind grundsätzlich die Reste von Farbstoffen aller Farbstoffklassen
geeignet, soweit sie genügend diffusionsfähig sind, um aus der lichtempfindlichen
Schicht des lichtempfindlichen Materials in eine Bildempfangsschicht diffundieren
zu können. Zu diesem Zweck können die Farbstoffreste mit einer oder mehreren alkalilöslichmachenden
Gruppen versehen sein. Als alkalilöslichmachende Gruppen sind unter anderem geeignet
Carboxylgruppen, Sulfogruppen, Sulfonamidgruppen sowie aromatische Hydroxylgruppen.
Solche alkalilöslichmachende Gruppen können in den erfindungsgemäß verwendeten Farbabspaltern
bereits vorgebildet sein oder erst aus der Abspaltung des Farbstoffrestes von dem
mit Ballastgruppen behafteten Trägerrest resultieren. An Farbstoffen, die für das
erfindungsgemäße Verfahren beson ders geeignet sind, sind zu erwähnen: Azofarbstoffe,
Azomethinfarbstoffe, Anthrachinonfarbstoffe, Phthalocyaninfarbstoffe, indigoide Farbstoffe,
Triphenylmethanfarbstoffe, einschließlich solcher Farbstoffe, die mit Metallionen
komplexiert oder komplexierbar sind.
[0034] Unter den Resten von Farbstoffvorläufern sind die Reste solcher Verbindungen zu verstehen,
die im Laufe der fotografischen Verarbeitung, insbesondere unter den Bedingungen
der Wärmeentwicklung, sei es durch Oxidation, sei es durch Kupplung, durch Komplexbildung
oder durch Freilegung einer auxochromen Gruppen in einem chromophoren System, beispielsweise
durch Verseifung, in Farbstoffe übergeführt werden. Farbstoffvorläufer in diesem
Sinn können sein Leukofarbstoffe, Kuppler oder auch Farbstoffe, die im Laufe der Verarbeitung
in andere Farbstoffe umgewandelt werden. Sofern nicht eine Unterscheidung zwischen
Farbstoffresten und den Resten von Farbstoffvorläufern von wesentlicher Bedeutung
ist, sollten letztere im folgenden auch unter der Bezeichnung Farbstoffreste verstanden
werden.
[0035] Geeignete Farbabspalter sind beispielsweise beschrieben in:
US-A- 3 227 550, US-A- 3 443 939, USA-A- 3 443 940, DE-A- 19 30 215, DE-A- 22 42 762,
DE-A- 24 02 900, DE-A- 24 06 664, DE-A- 25 05 248, DE-A- 25 43 902, DE-A- 26 13 005,
DE-A- 26 45 656, DE-A- 28 09 716, DE-A- 28 23 159, BE-A- 861 241, EP-A- 0 004 399,
EP-A- 0 004 400, DE-A- 30 08 588, DE-A- 30 14 669, GB-A- 80 12 242.
[0036] Die Farbabspalter können in manchen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Farbdiffusionsübertragungsverfahrens
als oxidierbare oder kupplungsfähige Farbabspalter, in anderen als reduzierbare Farbabspalter
vorliegen. Je nach dem, ob der Farbstoff aus der oxidierten oder aus der reduzierten
Form der Farbabspalter freigesetzt wird, erhält man bei Verwendung üblicher negativ
arbeitender Silberhalogenidemulsionen von der Vorlage eine negative oder positive
Ablichtung. Man kann daher nach Wunsch durch Auswahl geeigneter Farbabspaltersystem
positive oder negative Bilder herstellen.
[0037] Für die erfindungsgemäßen wärmeentwickelbaren Aufzeichnungsmaterialien besonders
geeignete oxidierbare Farbabspalter sind beispielsweise in DE-A- 26 45 656 beschrieben.
[0038] Wenn der Farbspalter oxidierbar ist, dann stellt er selbst ein Reduktionsmittel dar,
das unmittelbar oder mittelbar unter Mitwirkung von Elektronenübertragungsmitteln
(elektron transfer agent, ETA) durch das bildmäßig belichtete Silberhalogenid oder
das damit im Verbund vorliegende organische Silbersalz oxidiert wird. Hierbei entsteht
eine bildmäßige Differenzierung hinsichtlich der Fähigkeit, den diffusionsfähigen
Farbstoff freizusetzen. Wenn andererseits der Farbabspalter reduzierbar ist, dann
verwendet man ihn zweckmäßig in Kombination mit einem in begrenzter Menge vorliegenden
Reduktionsmittel, einer sogenannten Elektronendonorverbindung oder einer Elektronendonorvorläuferverbindung,
die in diesem Fall neben dem Farbabspalter und dem lichtemp findlichen Silberhalogenid
in der gleichen Bindemittelschicht enthalten ist. Auch im Fall der Verwendung von
reduzierbaren Farbabspaltern in Kombination mit Elektronendonorverbindungen kann
sich die Mitwirkung von Elektronenübertragungsmitteln als günstig erweisen.
[0039] Für die Erzeugung positiver Farbbilder von positiven Vorlagen (Original) bei Verwendung
negativ arbeitender Silberhalogenidemulsionen eignet sich beispielsweise ein erfindungsgemäßes
Aufzeichnungsmaterial, das reduzierbare Farbabspalter der folgenden Formel enthält:

worin bedeuten
R
1ʹ Alkyl oder Aryl;
R
2ʹ Alkyl, Aryl oder eine gruppierung, die zusammen mit R3 einen ankondensierten
Ring vervollständigt;
R
3ʹ Wasserstoff, Alkyl, Aryl, Hydroxyl, Halogen wie Chlor oder Brom, Amino, Alkylamino,
Dialkylamino einschließlich cyclischer Aminogruppen (wie Piperidino, Morpholino),
Acylamino, Alkylthio, Alkoxy, Aroxy, Sulfo, oder eine Gruppierung, die zusammen mit
R
2ʹ einen ankondensierten Ring vervollständigt;
R
4ʹ Alkyl;
R
5ʹ Alkyl oder vorzugsweise Wasserstoff,
und wobei mindestens einer der Reste R
1ʹ bis R
4ʹ einen Ballastrest enthält.
[0040] Die in Kombination mit einem reduzierbaren Farbabspalter verwendete Elektronendonorverbindung
dient gleichermaßen als Reduktionsmittel für das Silberhalogenid und den Farbabspalter.
Dadurch, daß das Silberhalogenid und der Farbabspalter bei der Oxidation der Elektronendonorverbindung
gewissermaßen miteinander in Konkurrenz treten, erstere dem letzteren aber hierbei
überlegen ist, wird das vorhandene Silberhalogenid nach Maßgabe einer vorausgegangenen
bildmäßigen Belichtung bestimmend für die Bildbereiche, innerhalb derer der Farbabspalter
durch die Elektronendonorverbindung in seine reduzierte Form überführt wird.
[0041] Die in begrenzter Menge vorliegende Elektronendonorverbindung wird unter den Bedingungen
der Entwicklung, z.B. beim Erwärmen des bildmäßig belichteten farbfotografischen
Aufzeichnungsmaterials, nach Maßgabe des Ausmaßes der Belichtung oxidiert und steht
folglich nicht mehr für eine Reaktion mit dem Farbabspalter zur Verfügung. Hierbei
entsteht gleichsam eine bildmäßige Verteilung an nicht verbrauchter Elektronendonorverbindung.
[0042] Als Elektronendonorverbindung sind beispielsweise nicht oder nur wenig diffundierende
Derivate des Hydrochinons, des Benzisoxazolons, des p-Aminophenols oder der Ascorbinsäure
(z.B. Ascorbylpalmitat) beschrieben worden (DE-A-28 09 716).
[0043] Weitere Beispiele für Elektronendonorverbindungen sind aus DE-A-29 47 425, DE-A-30
06 268, DE-A-31 30 842, DE-A-31 44 037, DE-A-32 17 877 und EP-A-0 124 915 und Research
Disclosure 24 305 (Juli 1984) bekannt. Es hat sich gezeigt, daß die genannten Elektronendonorverbindungen
auch unter den Bedingungen der Wärmeentwicklung den an sie gerichteten Anforderungen
genügen. Besonders geeignet sind dann solche Elektronendonorverbindungen, die erst
unter den Bedingungen der Wärmeentwicklung in der Schicht aus entsprechenden Elektronendonorvorläuferverbindungen
gebildet werden, d.h. Elektronendonorverbindungen, die in dem Aufzeichnungsmaterial
vor der Entwicklung nur in einer verkappten Form vorliegen, in der sie praktisch unwirksam
sind. Unter den Bedingungen der Wärmeentwicklung werden dann die zunächst unwirksamen
Elektronendonorverbindungen in ihre wirksame Form überführt, indem beispielsweise
bestimmte Schutzgruppen hydrolytisch abgespalten werden. Im vorliegenden Fall werden
auch die erwähnten Elektronendonorvorläuferverbindungen als Elektronendonorverbindung
verstanden.
[0044] In einer weiteren Ausführungsform können auch kupplungsfähige Farbabspalter eingesetzt
werden, die als Folge einer Kupplungsreaktion einen diffusionsfähigen Farbstoff freisetzen
können. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten. Im ersten Fall wird der Farbstoff erst
durch chromogene Kupplung gebildet, wobei eine diffusionshemmende Ballastgruppe aus
der Kupplungsposition abgespalten wird. Im anderen Fall liegen nicht diffundierende
Kuppler vor, die in der Kupplungsstelle einen bereits vorgebildeten Farbstoffrest
als Fluchtgruppe enthalten, der durch Kupplung abgespalten und damit diffusionsfähig
wird. Derartige System sind beispielsweise in US-A-3 227 550 beschrieben. Bei den
Farbabspaltern kann es sich desweiteren auch um polymere Kuppler, vom Farbstoff freisetzenden
Typ, handeln, wie sie beispielsweise in DE-A-34 22 455 Beschrieben sind.
[0045] Die genannten wesentlichen bestandteile des erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterials,
nämlich die besondere Silberhalogenidemulsion und der Farbabspalter, gegebenenfalls
in Kombination mit einer Elektronendonorverbindung, liegen nebeneinander in einem
Bindemittel dispergiert vor. Hierbei kann es sich gleichermaßen um hydrophobe wie
hydrophile Bindemittel handeln, letztere sind jedoch bevorzugt. Als Bindemittel für
die lichtempfindliche Schicht wird vorzugsweise Gelatine verwendet. Diese kann jedoch
ganz oder teilweise durch andere natürliche oder synthetische Bindemittel ersetzt
werden. An natürlichen Bindemitteln sind z. B. Alginsäure und deren Derivate wie Salze,
Ester oder Amide, Cellulosederivate wie Carboxymethylcellulose, Alkylcellulose wie
Hydroxyethylcellulose, Stärke und deren Derivate sowie Caragenate geeignet. An synthetischen
Bindemitteln seien erwähnt Polyvinylalkohol, teilweise verseiftes Polyvinylacetat
und Polyvinylpyrrolidon.
[0046] Beispiele für hydrophobe Bindemittel sind Polymere aus polymerisierbaren ethylenisch
ungesättigten Monomeren wie Alkylacrylaten, Alkylmethacrylaten, Styrol, Vinylchlorid,
Vinylacetat, Acrylnitril und Acrylamiden. Desweiteren können Polyester, Polyurethanverbindungen
sowie Wachse eingesetzt werden. Derartige Polymere können beispielsweise in Latexform
verwendet werden.
[0047] Die lichtempfindliche Bindemittelschicht enthält für die Erzeugung monochromer Farbbilder
zugeordnet zu dem lichtempfindlichen Silberhalogenid einen oder auch mehrere Farbabspalter,
aus denen Farbstoffe einer bestimmten Farbe freigesetzt werden. Die insgesamt resultierende
Farbe kann sich durch Mischung mehrerer Farbstoffe ergeben. Auf diese Weise ist es
auch möglich, durch genau abgestimmte Abmischung mehrerer Farbabspalter unterschiedlicher
Farbe schwarzweiße Bilder zu erzeugen. Zur Herstellung mehrfarbiger Farbbilder enthält
das farbfotografische Aufzeichnungsmaterial der vorliegenden Erfindung mehrere, d.
h. in der Regel drei, Zuordnungen von Farbabspalter und jeweils unterschiedlich spektral
sensibilisiertem Silberhalogenid, wobei bevorzugt jeweils der Absorptionsbereich des
aus dem Farbabspalter freigeetzen Farbstoffes mit dem Bereich der spektralen Empfindlichkeit
des zugeordneten Silberhalogenids im wesentlichen übereinstimmt. Die verschiedenen
Zuordnungen aus Farbabspalter und zugeordnetem Silberhalogenid können in verschiedenen
Bindemittelschichten des farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials untergebracht sein,
wobei sich bevorzugt zwischen diesen verschiedenen Bindemittelschichten Trennschichten
aus einem wasserdurchlässigen Bindemittel, z. B. Gelatine, befinden, die beispielsweise
einen Scavenger für Entwickleroxidationsprodukte enthalten, die im wesentlichen die
Funktion haben, die verschiedenen Zuordnungen voneinander zu trennen und auf diese
Weise einer Farbverfälschung entgegenzuwirken. In einem solchen Fall enthält das farbfotografische
Aufzeichnungsmaterial der vorliegenden Erfindung beispielsweise eine lichtempfindliche
Bindemittelschicht, in der das darin enthaltene Silberhalogenid durch spektrale
Sensibilisierung überwiegend rotempfindlich ist und in der ein Blaugrünfarbabspalter
enthalten ist, eine weitere lichtempfindliche Bindemittelschicht, in der das darin
enthaltene Silberhalogenid durch spektrale Sensibilisierung überwiegend grünempfindlich
ist und in der ein Purpurfarbstoffabspalter enthalten ist, und eine dritte lichtempfindliche
Bindemittelschicht, in der das darin enthaltene Silberhalogenid aufgrund der Eigenempfindlichkeit
oder durch spektrale Sensibilisierung überwiegend blauempfindlich ist und in der ein
Gelbfarbstoffabspalter enthalten ist.
[0048] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird jede der genannten
Zuordnungen aus lichtempfindlichem Silberhalogenid und Farbabspalter in Form eines
sogenannten komplexen Coazervates eingesetzt.
[0049] Unter einem komplexen Coazervat wird eine Dispersionsform verstanden, bei der eine
Mischung der wesentlichen Bestandteile in eine gemeinsame Umhüllung aus einem gehärteten
Bindmittel eingeschlossen ist. Solche Dispersionen werden auch als Paketemulsion
bezeichnet. Sie werden durch komplexe Coazervation erhalten.
[0050] Methoden zur Herstellung einer Paketemulsion, in der eine farbbildende Substanz durch
komplexe Coazervation eingearbeitet ist, sind beispielsweise beschrieben in US-A-3
276 869 und US-A-3 396 026. Die Verwendung von Paketemulsionen in wärmeentwickelbaren
Aufzeichnungsmaterialien ist beispielsweise in DE-A-35 10 685 beschrieben.
[0051] Die Verwendung von Paketemulsionen ermöglicht erfindungsgemäß die Zusammenfassung
mehrerer Emulsionsanteile schließlich der betreffenden Farbabspalter in einer einzigen
Bindemittelschicht, ohne daß die spektrale Zuordnung verloren geht und hierdurch
eine Farbverfälschung auftritt. Dies ist deswegen möglich, weil das Ausmaß der Belichtung
eines bestimmten Silberhalogenidteilchens nahezu ausschließlich bestimmend wird für
das Ausmaß der Farbstofffreisetzung aus demjenigen Farbabspalter, der unterschiedlicher
spektraler Empfindlichkeit, einschließlich der betreffenden Farbabspalter in einer
einzigen Bindemittelschicht, ohne daß die spektrale Zuordnung verloren geht und
hierdurch eine Farbverfälschung auftritt. Dies ist deswegen möglich, weil das Ausmaß
der Belichtung eines bestimmten Silberhalogenidteilches nahezu ausschließlich bestimmend
wird für das Ausmaß der Farbstofffreisetzung aus demjenigen Farbabspalter, der sich
in dem gleichen Coazervatteilchen (Paket) befindet wie das Silberhalogenid. Die Verwendung
von Paktemulsionen ermöglicht soomit die Unterbringung je einer blauempfindlichen,
einer grünempfindlichen und einer rotempfindlichen Silberhalogenidemulsion und jeweils
spektral zugeordneten Farbabspaltern in der gleichen Bindemittelschicht, ohne daß
eine schwerwiegende Farbverfälschung befürchtet werden muß.
[0052] Über die bereits genannten Bestandteile hinaus kann das erfindungsgemäße farbfotografische
Aufzeichnungsmaterial weitere Bestandteile und Hilfsstoffe enthalten, die beispielsweise
für die Durchführung einer Wärmebehandlung und des hierbei erfolgenden Farbübertrages
förderlich sind. Diese weiteren Bestandteile bzw. Hilfsstoffe können in einer lichtempfindlichen
Schicht oder in einer nicht empfindlichen Schicht enthalten sein.
[0053] Solche Hilfsstoffe sind beispielsweise Hilfsentwickler. Diese Hilfsentwickler haben
im allgemeinen entwickelnde Eigenschaften für belichtetes Silberhalogenid; im vorliegenden
Fall wirken sie sich in erster Linie förderlich auf die zwischen dem belichteten
Silberhalogenid und dem Reduktionsmittel ablaufenden Reaktionen aus, wobei das Reduktionsmittel
im Falle der Verwendung oxidierbarer Farbabspalter mit letzteren identisch sein kann,
bzw. im Fall der Verwendung reduzierbarer Farbabspalter seinerseits mit dem Farbabspalter
reagiert. Da diese Reaktion hauptsächlich in einem Übertrag von Elektronen bestehen,
werden die Hilfsentwickler auch als Elektronenübertragungsmittel (electron transfer
agent; ETA) bezeichnet.
[0054] Beispiele für geeignete Hilfsentwickler sind etwa Hydrochinon, Brenzkatechin, Pyrogallol,
Hydroxylamin, Ascorbinsäure, 1-Phenyl-3-pyrazolidon und deren Derivate, z.B. 4-Methyl-1-phenyl-3-pyrazolidon,
4,4-dimethyl-1-phenyl-3-pyrazolidon, 4-Hydroxymethyl-4-methyl-1-phenyl-3-pyrazolidon,
4-Hydroxymethyl-4-methyl-1-tolyl-3-pyrazolidon und 4,4-Dihydroxymethyl-1-phenyl-3-pyrazolidon.
In bestimmten Fällen ist es vorteilhaft, diese in maskierter Form mit einer alkalisch
abspaltbaren Schutzgruppe einzusetzen. Da die Hilfsentwickler gleichsam eine katalytische
Funktion ausüben, ist es nicht erforderlich, daß sie in stöchiometrischen Mengen
anwesend bis zu 1/2 mol pro mol Farbabspalter in der Schicht vorhanden sind. Die Einarbeitung
in die Schicht kann beispielsweise aus Lösungen in wasserlöslichen Lösungsmitteln
oder in Form von wäßrigen Dispersionen, die unter Verwendung von Ölbildnern gewonnen
wurden, erfolgen.
[0055] Bei kuppelnden Farbsystemen werden Farbentwickler benötigt. Verwiesen sei hier auf
die üblichen Phenylendiaminentwickler, desweiteren auf Aminophenole. Aus Stabilitätsgründen
ist es vorteilhaft, die Entwicklerzusätze in maskierter Form einzusetzen, wobei die
Schutzgruppe dann unter den Prozeßbedingungen abgespalten wird.
[0056] Weitere Hilfsstoffe sind Verbindungen, die die Entwicklung aktivieren. Geeignet
sind Basen bzw. Basenvorläu fer, also Verbindungen mit einem pka-Wert von 8 und mehr.
Als anorganische Basen kommen beispielsweise infrage Hydroxide, sekundäre und tertiäre
Phosphate, Borate, Carbonate von Alkali- oder Erdalkalimetallen, oder Ammoniumhydroxid.
Geeignete organische Basen sind beispielsweise aliphatische Amine, heterocyclische
Amine, Amidine, cyclische Amidine, Guanidine oder cyclische Guanidine.
[0057] Unter Basenvorläufer versteht man Verbindungen, die in der Lage sind, beim Erhitzen
eine Basenkomponente in Freiheit zu setzen. Geeignet sind Salze der obengenannten
Basen mit wärmezersetzbaren organischen Säuren wie beispielsweise Trichloressigsäure,
Acetoessigsäure, Cyanoessigsäure, Sulfonylessigsäure oder Acetylencarbonsäuren. Vorteilhaft
sind auch Basenvorläufer mit kovalenter Bindung der Base, die die Base in der Hitze
beispielsweise über eine Fraktionierungsreaktion freigeben. vVerwiesen sei in diesem
Zusammenhang auf Hydroxamsäurecarbamate in EP-A-0 120 402 oder auf Aldoximcarbamate
in EP-A-0 118 078.
[0058] Weitere Hilfsstoffe sind beispielsweise Verbindungen, die unter der Einwirkung von
Wärme Wasser freizusetzen vermögen. Hierfür kommen insbesondere Kristallwasser enthaltende
anorganische Salze infrage, z.B. Na₂SO₄.10H₂O, NH₄Fe(SO₄)₂.12H₂O.
[0059] Das bei der Erwärmung freigesetzte Wasser begünstigt die für die Bilderzeugung erforderlichen
Entwicklungs- und Diffusionsvorgänge.
[0060] Weitere Hilfsstoffe sind beispielsweise die sogenannten thermischen Lösungsmittel,
worunter man im allgemeinen nicht hydrolysierbare organische Verbindungen versteht,
die bei Normalbedingungen fest sind, aber beim Erwärmen bis zur Temperatur der Wärmebehandlung
schmelzen und hierbei ein flüssiges Medium liefern, in dem die Entwicklungsvorgänge
schneller ablaufen können. Solche thermischen Lösungsmittel können beispielsweise
als Diffusionsbeschleuniger wirken. Bevorzugte Beispiele für die thermischen Lösungsmittel
umfassen Polyglykole, wie beispielsweise beschrieben in US-A-3 347 675, z.B. Polyethylenglykol
mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von 1500 bis 20000, Derivate von Polyethylenoxid,
wie beispielsweise dessen Ölsäureester, Bienenwachs, Monostearin. Geeignet sind beispielsweise
Verbindungen mit einer hohen dielektrischen Konstante, die eine -SO₂- oder -CO-Gruppe
aufweisen.
[0061] Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf die in der Patentschrift EP-A-0 119
615 aufgeführten thermischen Lösungsmittel; genannt werden Harnstoffe, Pyridine, Pyridin-N-oxide,
Carbonsäureamide, Imide, Sulfonamide, mehrwertige Alkohole, Oxime, Pyrazole und Imidazole.
[0062] Weitere geeignete Hilfsstoffe sind Entwicklungsbeschleuniger. Erwähnt seien hier
beispielsweise Sulfonamide, die in EP-A-0 160 313 und DE-A-33 39 810 beschrieben werden.
[0063] Ferner können bestimmte pH-absenkende Mittel zugesetzt werden, die vor allem zur
Stabilisierung der Minimaldichten beitragen. Geeignete Verbindungen sind Säurevorläuferverbindungen
wie sie beispielsweise in DE-A-34 42 018 und DE-A-35 15 176 beschrieben werden.
[0064] Die bevorzugt durch Wärmebehandlung bewirkte Entwicklung des bildmäßig belichteten
erfindungsgemäßen farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials umfaßt die Teilschritte
Silberhalogenidentwicklung, Erzeugung einer bildmäßigen Verteilung diffusionsfähiger
Farbstoffe und Diffusionsübertragung dieser bildmäßigen Verteilung in die Bildempfangsschicht.
Sie wird dadurch eingeleitet, daß man das belichtete Aufzeichnungsmaterial einer Wärmebehandlung
unterzieht, bei der die lichtempfindliche Bindemittelschicht für eine Zeit von etwa
0,5 bis 300 s auf eine erhöhte Temperatur, z.B. im Bereich von 80 bis 250° C, gebracht
wird. Hierdurch werden in dem Aufzeichnungsmaterial geeignete Bedingungen für die
Entwicklungsvorgänge einschließlich der Farbstoffdiffusion geschaffen, ohne daß es
der Zufuhr eines flüssigen Mediums, z.B. in Form eines Entwicklerbades bedarf. Bei
der Entwicklung werden aus den Farbabspaltern bildmäßig diffusionsfähige Farbstoffe
freigesetzt und auf eine Bildempfangsschicht übertragen, die entweder integraler Bestandteil
des erfindungsgemäßen farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials ist oder sich mit
jenem zumindest während der Entwicklungszeit in Kontakt befindet. Hierbei finden
in einem Einschritt-Entwicklungsprozeß bildmäßige Silberentwicklung, Farbstofffreisetzung
und Farbtransfer synchron statt.
[0065] Darüber hinaus kann die Farbbilderzeugung mit dem erfindungsgemäßen farbfotografischen
Aufzeichnungsmaterial auch in einem Zweischritt-Entwicklungsprozeß erfolgen, wobei
in einem ersten Schritt die Silberhalogenident wicklung und Farbstofffreisetzung
stattfindet, worauf in einem zweiten Schritt die Farbbildübertragung aus dem lichtempfindlichen
Teil auf einen damit in Kontakt gebrachten Bildempfangsteil erfolgt, z.B. durch Erhitzen
auf eine Temperatur zwischen 50 und 150° C, vorzugsweise auf 70 bis 90° C, wobei in
diesem Fall vor dem Laminieren von lichtempfindlichem Teil und Bildempfangsteil noch
Diffusionshilfsmittel (Lösungsmittel) extern angetragen werden können.
[0066] Die Bildempfangsschicht kann demnach auf dem gleichen Schichtträger angeordnet sein
wie das lichtempfindliche Element (Einzelblatt-Material) oder auf einem separaten
Schichtträger (Zweiblatt-Material). Sie besteht im wesentlichen aus einem Bindemittel,
das Beizmittel für die Festlegung der aus den nichtdiffundierenden Farbabspaltern
freigesetzten diffusionsfähigen Farbstoffe enthält. Als Beizmittel für anionische
Farbstoffe dienen vorzugsweise langkettige quaternäre Ammonium oder Phosphoniumverbindungen,
z.B. solche, wie sie beschrieben sind in US-A- 3 271 147 und US-A- 3 271 148.
[0067] Ferner können auch bestimmte Metallsalze und deren Hydroxide, die mit den sauren
Farbstoffen schwerlösliche Verbindungen bilden, verwandt werden. Weiterhin sind hier
auch polymere Beizmittel zu erwähnen, wie etwa solche, die in DE-A-23 15 304, DE-A-26
31 521 oder DE-A-29 41 818 beschrieben sind.
[0068] Weitere geeignete Beizen sind Polyvinylimidazolbeizen, die sich durch folgende Formel
beschreiben lassen,

worin bedeuten:
R⁶ H oder -CH₃;
R⁷ einen gegebenenfalls substituierten Alkyl-, Alkenyl-, oder Aralkylrest;
a 1 bis 80 mol-%;
b 99 bis 20 mol-%;
X
⊖ ein Anion, z.B. Halogenid.
[0069] Bevorzugte Reste R⁷ sind Hydroxyethyl-, Alkyl-, Epoxypropyl-, Methyl-, Ethyl- und
Benzylgruppen, wobei im Falle der Benzylgruppe der aromatische Kern selbst wiederum
Substituenten tragen kann. Bevorzugt sind ein oder mehrere elektronenanziehende Substituenten
wie z.B. Halogenatome. Geeignet sind auch nicht quaternierte Polyvinylimidazolbeizen.
[0070] Die Farbstoffbeizmittel sind in der Beizmittelschicht in einem der üblichen hydrophilen
Bindemittel dispergiert, z.B. in Gelatine, Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon,
ganz oder partiell hydrolysierten Celluloseestern. Selbstverständlich können auch
manche Bindemittel als Beizmittel fungieren, z.B. Polymerisate von stickstoffhaltigen,
gegebenenfalls quaternären Basen, wie etwa von N-Methyl-4-Vinylpyridin, 4-Vinylpyridin,
1-Vinylimidazol, wie beispielsweise beschrieben in US-A-2 484 430. Weitere brauchbare
beizende Bindemittel sind beispielsweise Guanylhydrazonderivate von Alkylvinyl ketonpolymerisaten,
wie beispielsweise beschrieben in der US-A-2 882 156, oder guanylhydrazonderivate
von Acylstyrolpolymerisaten, wie beispielsweise beschrieben in DE-A-20 09 498. Im
allgemeinen wird man jedoch den zuletzt genannten beizenden Bindemitteln andere Bindemittel,
z.B. Gelatine, zusetzen.
[0071] Sofern die Bildempfangsschicht auch nach vollendeter Entwicklung in Schichtkontakt
mit dem lichtempfindlichen Element verbleibt, befindet sich zwischen ihnen in der
Regel eine alkalidurchlässige pigmenthaltige lichtreflektierende Bindemittelschicht,
die der optischen Trennung zwischen Negativ und Positiv und als ästhetisch ansprechender
Bildhintergrund für das übertragene positive Farbbild dient.
[0072] Falls die Bildempfangsschicht zwischen Schichtträger und lichtempfindlichem Element
angeordnet ist und von letzterem durch eine vorgebildete lichtreflektierende Schicht
getrennt ist, muß entweder der Schichtträger transparent sein, so daß das erzeugte
Farbübertragsbild durch ihn hindurch betrachtet werden kann, oder das lichtempfindliche
Element muß mitsamt der lichtreflektierenden Schicht von der Bildempfangsschicht
entfernt werden, um letztere freizulegen. Die Bildempfangsschicht kann aber auch als
oberste Schicht in einem integralen farbfotografischen Aufzeichnungsmaterial vorhanden
sein, in welche letzterem Fall die Belichtung zweckmäßigerweise durch den transparenten
Schichtträger vorgenommen wird.
[0073] Bei integralen Schichteinheiten aus lichtempfindlichem Element und Bilderempfangselement
können auch Strippingschichten mit einbezogen werden, die eine Trennung der beiden
Schichtelemente ermöglichen.
[0074] Die Schichtträger für das lichtempfindliche Element und gegebenenfalls für das Bildempfangselement
müssen bei der Prozeßtemperatur formstabil bleiben. Infrage kommen übliche Filmunterlagen
bzw. Papierunterlagen. Bevorzugt werden Polyestermaterialien verwendet.
[0075] Als Härtungsmittel sowohl für das lichtempfindliche Element als auch für das Bildempfangselement
können die für fotografische Materialien üblichen konventionellen Härtungsmittel sowie
Schnell- und Soforthärter eingesetzt werden.
Beispiel 1
[0076] Ein lichtempfindliches Element eines fotothermografischen Aufzeichnungsmaterials
für das Diffusionsübertragungsverfahren wurde durch Auftragen der nachstehend beschriebenen
Schichten auf einen transparenten Schichtträger aus Polyethylenterephthalat hergestellt.
Die Mengenangaben beziehen sich dabei jeweils auf 1 m².
Schicht 1
[0077] Eine Schicht mit einer grünsensibilisierten, Gold/Schwefel-gereiften Silberhalogenidemulsion
aus 0,5 g AgNO₃ (4 mol-% AgCl, 88,7 mol-% AgBr, 7,3 mol-% AgJ, mittlerer Korndurchmesser
0,3 µm), mit 5 mg 2-Mercapto-5-sulfobenzimidazol, 0,3 g Farbabspalter A

(emulgiert in 0,15 g Diethyllauramid), 0,05 g Kaliumbromid, 1 g Polyesterurethan
(aus Adipinsäure, 1,6-Hexandiol und Neopentylglykol, Hexamethylendiisocyanat und
N-Aminoethyltaurin) und 1,5 g Gelatine.
Schicht 2
[0078] Eine Schicht mit 1,5 g Guanidiniumtrichloracetat, 0,035 g 4-Methyl-4-hydroxymethyl-1-phenyl-3-pyrazolidon,
8 mg Natriumsulfit, 0,5 g der Verbindung B,

(emulgiert in Trikresylphosphat),
0,03 g der Verbindung C,

und 1,5 g Gelatine.
Schicht 3
[0079] Eine Schutzschicht mit 0,5 g Gelatine. Mit dieser Schutzschicht wird gleichzeitig
ein Härtungsmittel aufgetragen.
[0080] Das so hergestellte lichtempfindliche Element wird als Probe 1 bezeichnet und dient
als Vergleichsprobe. Eine weitere Probe (Probe 2) wurde in entsprechender Weise hergestellt,
jedoch mit dem Unterschied, daß in Schicht 2 1,4 g der Aldehydverbindung AV-1 zugesetzt
wurde.
[0081] Ein Bildempfangsteil für das fotothermografische Aufzeichnungsmaterial wurde dadurch
hergestellt, daß auf einen Schichtträger aus mit Polyethylen beschichtetem Papier
folgende Schichten nacheinander aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich
dabei jeweils auf 1 m².
Schicht 1
[0082] Eine Beizschicht mit 3 g der polymeren Beize (Verbindung M), 0,09 g Saponin und 3
g Gelatine

Schicht 2
[0083] Eine Deckschicht mit 0,5 g UV-Absorber Tinuvin®109 (Handelsprodukt der Fa. Ciba Geigy)
und 1,9 g Gelatine.
Schicht 3
[0084] Eine Härtungsschicht mit 0,35 g Dimethylolharnstoff und 1 g Gelatine.
Verarbeitung
[0085] Jeweils ein Blatt des lichtempfindlichen Elementes (Proben 1 und 2) wurde durch einen
Stufenkeil belichtet. Die Entwicklung erfolgte in zwei Schritten. Im ersten Schritt
wurde das lichtempfindliche Element 60 s bei 120° C erhitzt. Dies erfolgte mit Hilfe
einer Heizplatte, wobei die Probe schichtseitig auf die Heizplatte gelegt und mit
einer weiteren Platte abgedeckt wurde. Im zweiten Schritt wurde die Probe mit dem
Bildempfangselement schichtseitig in Kontakt gebracht, wobei das Bildempfangselement
vorher mit Wasser getränkt wurde. Der so gebildete Set wurde bei gleicher Verfahrensweise
wie im ersten Schritt 2 min bei 70° C behandelt. Während dieser Zeit erfolgte der
Farbübertrag aus dem lichtempfindlichen Element in das Bildempfangselement. Anschließend
wurden beide Schichtelemente voneinander getrennt. Auf dem Bildempfangselement wurde
ein purpurfarbenes Negativbild von der Belichtungsvorlage erhalten.
[0086] In weiteren Entwicklungsvarianten wurde die Zeit im ersten Reaktionsschicht von 60
s auf 90 s verlängert bzw. die Temperatur von 120° C auf 130° C erhöht.
[0087] Die Entwicklungsergebnisse der Proben 1 und 2 in Abhängigkeit von den Entwicklungsvarianten
sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Die angegebenen Dichtewerte wurden hinter Grünfilter
gemessen.

[0088] Tabelle 1 zeigt, daß das Schleierniveau bei Zusatz der erfindungsgemäßen Verbindung
sichtbar gedrückt wird. Das wird besonders deutlich bei Verlängerung der Prozeßzeit
bzw. bei Erhöhung der Prozeßtemperatur, wo bei der Vergleichsprobe 1 im Gegensatz
zur erfindungsgemäßen Probe 2 ein drastischer Schleieranstieg zu verzeichnen ist.
Bei Zusatz der erfindungsgemäßen Verbindung wirken sich demnach Prozeßänderungen bzw.
gegebenenfalls auftretende Prozeßschwankungen nicht sehr stark aus, was zur Verbesserung
der Verarbeitungskonstanz beiträgt.
[0089] Bei Verwendung von Guanidiniumtrichloracetat als Basenspender wird vor allem bei
erhöhter Prozeßtemperatur (130° C) das Gußbild durch Bläschenbildung, bedingt durch
das bei der Thermofraktionierung freigesetzte Chloroform und Kohlendioxid, stark gestört.
Während die Probe 1 ohne Zusatz durch diesen Effekt stark gekennzeichnet war, zeigte
die Probe 2 mit dem erfindungsgemäßen Zusatz nahezu keine Bläschenbildung.
Beispiel 2
Schicht 1
[0090] Eine Schicht mit einer blausensibilisierten, schwefelgereiften Silberhalogenidemulsion
aus 0,5 g AgNO₃ (2,5 mol-% AgCl, 97,5 mol-% AgBr, mittlerer Korndurchmesser 0,7 µm),
mit 5 mg 2-Mercapto-5-sulfobenzimidazol, 0,4 g Farbabspalter D,

(emulgiert in 0,2 g Diethyllauramid), 0,02 g Kaliumbromid, 1 g Polyesterurethan
wie in Beispiel 1, und 1 g Gelatine.
[0091] Die Schichten 2 und 3 waren identisch mit den Schichten 2 und 3 in Beispiel 1, wobei
Probe 3 ohne Zusatz in Schicht 2 als Vergleichsprobe diente, und Probe 4 in Schicht
2 1,4 g der erfindungsgemäßen Aldehydverbindung AV-1 enthielt.
[0092] Die Verarbeitung erfolgte wie in Beispiel 1 beschrieben. Die Entwicklungsergebnisse
der gelbfarbenen Übertragungsbilder (Messung hinter Blaufilter) sind in Tabelle 2
zusammengefaßt.

[0093] Auch aus Tabelle 2 wird der stark schleierstabilisierende Effekt des erfindungsgemäßen
Zusatzes erkennbar. Desweiteren zeigt Probe 4 im Unterschied zu Probe 3 praktisch
kein Bläschenbild.
Beispiel 3
[0094] Schichtaufbau und Verarbeitung entsprachen Beispiel 1. Probe 1 ohne Zusatz diente
als Vergleichsprobe. Die Proben 5 bis 9 enthielten in Schicht 2 die erfindungsgemäßen
Verbindungen AV-3, AV-5, AV-6, AV-10 bzw. AV-11. Die Entwicklungsergebnisse (Messung
hinter Grünfilter) sind in Tabelle 3 zusammengestellt. Es zeigte sich auch bei diesen
Verbindungen ein stark schleierstabilisierender Effekt. Desweiteren wurde auch die
Bläschenbildung, wie erwähnt bedingt durch die thermische Zersetzung von Guanidiniumtrichloracetat,
zum Teil nahezu vollständig, zum Teil sehr deutlich reduziert.

Beispiel 4
[0095] In diesem Beispiel wurde kein freies Aldehyd, sondern die im folgenden aufgeführten
Aldehydabspalter-Verbindungen AV-7, AV-8, AV-9 eingesetzt. Es wurden damit die Proben
10, 11 und 12 erhalten. Schichtaufbau und Verarbeitung entsprachen Beispiel 1.
[0096] Die Ergebnisse (Messung hinter Grünfilter) sind in Tabelle 4 zusammengestellt. Auch
die hier aufgeführten Aldehydabspalter führten zu einer merklichen Schleierstabilisierung
des Materials.

Beispiel 5
[0097] Beispiel 1 wurde wiederholt, jedoch mit dem Unterschied, daß der Schicht 1 zusätzlich
noch Silberbenztriazolat aus 0,25 g AgNO₃ zugesetzt wurde. Die Probe 13 enthält keinen
Aldehydzusatz und diente als Vergleichsprobe. Die Probe 14 enthielt 1,4 g der Aldehydverbindung
AV-1. Die Verarbeitung erfolgte wie in Beispiel 1 beschrieben. Bei 120° C/60 s im
ersten Prozeßschritt lagen bei Probe 13 die Dmin/Dmax-Werte bei 0,25/2,05, während
bei Probe 14 mit einer Dmin/Dmax-Relation von 0,15/2,15 vor allem der Schleierwert
merklich niedriger lag.