[0001] Die Erfindung betrifft ein elektrisches Schaltgerät gemäß Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] In Schaltgeräten mit strombegrenzender Charakteristik werden möglichst kurze Ausschaltverzugszeiten
(z. B. 2 ms oder weniger) gefordert. Diese Zeiten können mit den üblichen Schloßkonstruktionen
(Ein-/Ausschaltmechanismus, Schnellauslösevorrichtung mittels magnetischem Auslöser)
aufgrund der zu beschleunigenden Massen und der zu durchfahrenden Hebelwege nicht
erreicht werden.
[0003] Der Kurzschlußstrom selbst muß deshalb zur beschleunigten Öffnung der Schaltglieder
beitragen (dynamische Öffnung). Die elektrodynamische Wirkung auf die Kontaktarme
ist im allgemeinen in Nennstrom- und Überlastbereich relativ klein, im Kurzschlußfall
ergeben sich aber durch die quadratische Stromabhängigkeit nutzbare Kräfte. Problematisch
sind Ströme, deren Amplitude zwar ein Abheben und eine geringe Öffnung der Kontaktstücke
bewirken, aber für eine weitere Beschleunigung der Kontaktarmmassen zu klein sind.
Hier kann es zum erneuten Schließen der Kontakte bzw. zu unerwünschten Prellvorgängen
kommen. Um dieses zu verhindern, ist aus der DE-OS 1463 320 eine Konstruktion bekannt,
bei der zwischen dem beweglichen Kontaktstück des Kontaktsystems und einem die Entklinkung
eines Schaltschlosses bewirkenden Dreh- oder Schwenkhebel eine lösbare Zahnstangenkupplung
vorhanden ist, die einen Kraftschluß zwischen dem beweglichen Kontaktstück und dem
Dreh- oder Schwenkhebel dann herstellt, wenn das bewegliche Kontaktstück bestrebt
ist, beim Öffnungsvorgang entgegengesetzt zur Öffnungsbewegung eine Schließbewegung
auszuführen, z. B. beim Rückprellen von einem Anschlag oder bei nur unvollkommener
Öffnung.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Schaltgerät der vorangehend erwähnten Art derart
zu verbessern, daß nach einer elektrodynamischen Öffnung des Kontaktsystems mit einfachen
Mitteln eine betriebssichere Arretierung des beweglichen Schaltkontaktarmes in beliebigen,
von den Öffnungskräften abhändigen, Positionen gewährleistet wird, die wieder lösbar
ist.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 und des Anspruchs 6 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0006] Die besonderen Vorteile der Erfindung sind darin zu sehen, daß mit relativ wenigen
Konstruktionsteilen die zusätzliche Schaltfunktion integriert werden kann, und die
Lichtbogenlöschung bei erhöhter Sicherheit für das Schaltsystem und die nachgeordneten
und zu schützenden Elemente verbessert wird. Der Schloßauslösemechanismus kann einfacher
gestaltet werden, da desssen mechanische Verzugszeit nicht mehr kritisch für das Ausschaltverhalten
ist. Je nach Schaltgerätetyp und Stromstärke kann ein Mindestkontaktabstand eingestellt
werden, bei dem es frühestens zur Offenhaltung nach dem dynamischen Abheben kommt.
Durch geschickte Formgebung der Rastnasen kann auf den aufschlagenden Schaltkontaktarm
eine progressive Hemmung erwirkt werden, die ein starkes Aufschlagen und/oder Zurückprellen
bei sehr hohen Strömen verhindert.
[0007] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele nach der Erfindung dargestellt. Es zeigen
Fig. 1 eine Kontakteinrichtung in drei Schaltstellungen mit einer Verzahnung am beweglichen
Kontaktarm und einer Feder im Gehäuseboden,
Fig. 2 die Kontakteinrichtung mit einer Auflauffläche am Kontaktarm und einer Reibrolle
am Gehäuseboden, ebenfalls in drei Schaltstellungen,
Fig. 3 eine Verzahnung in einer Gehäusewand, die mit einem Bolzen im Kontaktarm zusammenwirkt
und
Fig. 4 eine Variante mit Nocken in gegenüberliegenden Gehäusewandungen, die mit einem
Nocken am Kontaktarm zusammenwirken.
[0008] Gemäß Fig. 1a befindet sich der Schalter in der Schaltstellung "Ein". Das Kontaktstück
1 am beweglichen Kontaktarm 2 liegt auf dem festen Kontaktstück 3, das auf einer
schleifenförmigen Stromzuführung 4 angeordnet ist. Das Schaltschloß 5 ist in verriegelter
Stellung. Durch die Hebelmechanik und eine Feder 6 ist eine bestimmte Kontaktkraft
vorgegeben. An einem Teil des Kontaktarmes 2 ist eine Verzahnung 7 angebracht, die
mit einer im Gehäuseboden angeordneten Feder 8 zusammenwirkt. Am Kontaktarm 2 sind
der untere Kniegelenkhebel 9 des Schaltschlosses 5 und die Schaltwelle 10 über einem
Hebel 11 mittels eines Bolzens 12 angelenkt. Bei einem hohen Kurzschlußstrom wird
der bewegliche Kontaktarm 2 entgegen der Kraft der Feder 6 durch die Kräfte, die durch
die schleifenförmige Gestaltung der Stromzuführung entstehen, abgestoßen und dreht
um eine Achse A (Bolzen 12) auf einer Kreisbahn a (Fig. 1b Schalter dynamisch geöffnet).
Ist die Abstoßungskraft insgesamt so stark, daß die Feder 8 zumindest in die erste
Verzahnung 7 einrastet, ist ein erneutes Schließen bzw. Zurückprallen der Kontakte
nich mehr möglich. Der Lichtbogen zwischen den Kontaktstücken muß schnellstens von
diesen auf Laufschienen oder direkt in ein Löschsystem kommutieren. Das inzwsichen
entriegelte Schaltschloß 5 wirkt kurze Zeit später auf den Kontaktarm 2 und hebt diesen
auf einen anderen Weg b um den Drehpunkt B, wobei die Verrastung aufgehoben wird.
Der Arm wird auf dem weg b bis zur Endposition geführt (Fig. 1c Schalter offen).
[0009] In der Ausführungsform nach Fig. 2 wird eine stufenlose Hemmung dadurch erreicht,
daß der Kontaktarm 2 statt einer Verzahnung wie im Beispiel nach Fig. 1 einen mit
einem Radius r abgerundeten Teil 13 aufweist, der mit einer federbelasteten Reibrolle
14, 15 im Gehäuseboden zusammenwirkt. In Richtung des Pfeiles 16 kann der Kontaktarm
2 entlang der Rolle 15 bewegt werden. In der Gegenrichtung (Schließen der Kontakte)
verkeilt die Rolle 15 den Kontaktarm 2 mit dem Gehäuseboden. Die Hemmung wird wieder
aufgehoben, wenn das mechanische Schaltschloß 5 den Kontaktarm 2 vom Weg a mit dem
Drehpunkt A auf den Weg b mit dem Drehpunkt B hebt in Richtung Ausschaltestellung
Fig. 2c bewegt. Die Fig. 2b zeigt die dynamische Offenstellung, in der der Kontaktarm
2 durch die Reibrolle 15 am Rücklauf gehindert wird.
[0010] Die Variante nach Fig. 3 unterscheidet sich von der Ausführungsform nach Fig. 1 prinzipiell
dadurch, daß die Nocken 17 zur Verklinkung bzw. Verrastung Teil einer Gehäuse- oder
Schottwand 18 sind oder als besonderes Bauteil in diese eingefügt werden können. Das
Gegenstück für die Nocken 17 kann ein Bolzen 19 im Kontaktarm 2 sein. Bei einer dynamischen
Öffnung der Kontaktstücke wird der Kontaktarm 2 um die Achse A auf einer Kreisbahn
a bewegt und in einer durch die elektrodynamischen Kräfte und die Kraft der Feder
6 bestimmten Stellung verrastet. Die Nockenreihe 17 ist so gestaltet, daß sie in ihrem
Radius der Kreisbahn a entspricht. Die Verrastung wird wieder durch die nachfolgende
Drehung der Schaltwelle 10 (Achse B mit der Kreisbahn b) aufgehoben.
[0011] Eine andere Lösung des Problems ist in Fig. 4 dargestellt. Danach sind Nocken 21
in gegenüberliegenden Gehäusewandungen 20 angebracht. Eine Beschränkung auf bestimmte
Radien ist nicht erforderlich. Die Verrastung geschieht durch einen elastischen Nocken
22 am beweglichen Kontaktarm 2. Die Kraft in Öffnungsrichtung bewirkt ein "Überratschen"
der Nocken bis zum Stillstand des Kontaktarmes 2. Die Bewegung des Armes zurück oder
auch in volle Offenstellung des Schaltgerätes erfordert mindestens eine Kraft F zur
Überwindung weiterer Nocken. Diese Kraft muß vom entriegelten Schaltschloß zur Öffnung,
bzw. von der mechanischen oder elektrischen Betätigungseinheit (Federspeicher, Spule,
Anker, motorischer Antrieb, manuelle Bedienungseinrichtung) aufgebracht werden.
1. Elektrisches Schaltgerät mit zwei Kontaktstücken je Polbahn, von denen mindestens
eines an einem beweglichen Schaltkontaktarm gelagert ist, der sowohl durch mechanische
Betätigung als auch durch elektrodynamische Öffnungskräfte bewegt wird, der durch
eine Verriegelung in beliebigen, von den Öffnungskräften abhängigen, Positionen gegen
ein Zurückprellen nach einer elektrodynamischen Öffnung geschützt ist und dessen Verriegelung
bei Auslösung des Schaltschlosses lösbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil
des beweglichen Schalkontaktarmes (2) mit Nuten, Verzahnungen (7) oder Auflaufflächen
(13) versehen ist, die zusammen mit einem entsprechend ausgebildeten Gegenstück (8,15)
ein Verriegeln des Schaltkontaktarmes gestatten.
2. Schaltgerät nach Anspruch 1, dadruch gekennzeichnet, daß die Nuten, Verzahnungen
o. ä. (7) im Schaltkontaktarm (2) mit einer Feder (8) im Gehäuseboden zusammenwirken.
3. Schaltgerät nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Gestaltung
der Nuten, Verzahnungen oder ähnliches (7) jede beliebige Anfangsposition für die
Verriegelung realisierbar ist.
4. Schaltgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Auflauffläche (13)
am Schaltkontaktarm (2) mit einem Reibrollmechanismus (14, 15) im Gehäuseboden zusammenwirkt.
5. Schaltgerät nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Gestaltung
der Auflauffläche (13) jede beliebige Anfangsposition für die Verriegelung realisierbar
ist.
6. Elektrisches Schaltgerät mit zwei Kontaktstücken je Polbahn, von denen mindestens
eines an einem beweglichen Schaltkontaktarm gelagert ist, der sowohl durch mechanische
Betätigung als auch durch elektrodynamische Öffnungskräfte bewegt wird, der durch
eine Verriegelung in beliebigen, von den Öffnungskräften abhängigen, Positionen gegen
ein Zurückprellen nach einer elektrodynamischen Öffnung geschützt ist und dessen Verriegelung
bei Auslösung des Schaltschlosses lösbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verriegelung
des Schaltkontaktarmes (2) Vertiefungen oder Ausbuchtungen (17) in einer Gehäuse-
oder Schottwand (18) vorgesehen sind, die mit einem Gegenstück (19) im Schaltkontaktarm
(2) derart zusammenwirken, daß bei der elektrodynamischen Öffnung des Schaltkonktarmes
(2) dessen Gegenstück (19) die Vertiefungen oder Ausbuchtungten (17) bis zum Stillstand
überläuft und daß die Bewegung des Schaltkontaktarmes (2) in die normale Offenstellung
bzw. in die Einschaltstellung durch Überwindung der Reibkraft des Verriegelungsmechanismusses
mittels einer mechanischen oder elektrischen Betätigungseinheit ausgeführt wird.
7. Schaltgerät nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß ein elastischer Nocken
(22) am Schaltkontaktarm (2) mit festen Nocken (21), die an der Gehäusewandung (20)
angeordnet sind, zusammenwirkt.
8. Schaltgerät nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausbuchtungen oder
Vertiefungen (17) in Einsätzen der Gehäuse- oder Schottwand (18) vorgesehen sind.
9. Schaltgerät nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Nocken (24) in Einsätzen
der Gehäuse-oder Schottwand (18) vorgesehen sind.