(19)
(11) EP 0 267 542 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.05.1988  Patentblatt  1988/20

(21) Anmeldenummer: 87116321.8

(22) Anmeldetag:  05.11.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E04H 3/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE FR GB LU NL SE

(30) Priorität: 11.11.1986 DE 3638506

(71) Anmelder: Bayerische Bühnenbau GmbH
D-8480 Weiden/Opf. (DE)

(72) Erfinder:
  • Bauer, Michael
    D-8451 Freihung (DE)

(74) Vertreter: Sajda, Wolf E., Dipl.-Phys. et al
MEISSNER, BOLTE & PARTNER Widenmayerstrasse 48
80538 München
80538 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Fahrwerk für eine verfahrbare Tribüne


    (57) Verfahrbare Tribünen müssen im ausgefahrenen Zustand standfest sein, darüber hinaus dürfen die Laufrollen (1) auf dem Hallenboden (10) keine Eindrücke hinterlassen. Es wird vorgeschlagen, die Laufrollen (1) über fluidbetätigte Hubeinrichtungen (6) ein-/ausfahrbar zu lagern.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Fahrwerk für eine verfahrbare Tribüne, insbesondere eine ausziehbare Tribüne, mit Laufrollen, die an Tribünenfüßen derart einziehbar gelagert sind, daß im eingezogenen Zustand der Laufrollen an den Tribünenfüßen befestigte Auflageflächen mit dem Untergrund (Hallenboden) zur Einleitung der Verkehrslast in Kontakt kommen.

    [0002] Derartige Tribünen, die auch als Teleskop-Tribünen bezeichnet werden, können dann, wenn sie nicht gebraucht werden, zusammengeschoben und in Nischen oder im Boden versenkt werden. Benötigt man Sitzplätze, so werden die Tribünen ausgefahren, wozu Laufrollen an den Tribünenfüßen angebracht sind.

    [0003] Es ist bekannt, die Laufrollen über Federn nach oben "einziehbar" zu lagern, wobei die Federn so ausgebildet und angeordnet sind, daß die Laufrollen im unbelasteten Zustand der Tribüne über Auflageflächen hervorstehen. Wenn aber die Tribüne durch die Zuschauer belastet wird, werden die Federn zusammengedrückt und die Auflageflächen kommen mit dem Untergrund in Kontakt. Die Federn werden im algemeinen so steif gewählt, daß bei etwa 10 % der maximalen Verkehrslast die Auflageflächen mit dem Untergrund in Kontakt kommen.

    [0004] Da derartige Tribünen vor allem in Sälen und Hallen verwendet werden, stellt die Belastung des Hallenbodens aufgrund dessen Empfindlichkeit ein großes Problem dar. Um keine zu hohen Flächendrücke auf den Hallenboden aufzubringen, fordert z.B. die DIN 18032 (Teil 5, Punkt 4.3) bestimmte Mindestmaße für die Laufrollen.

    [0005] Ein weiteres Problem bei derartigen Tribünen besteht darin, daß diese schon dann standfest sein müssen, wenn der erste Zuschauer die Tribüne betritt. Aus diesem Grund werden oftmals noch gesonderte Feststeller vorgesehen, die die Tribüne auch im unbelasteten Zustand arretieren.

    [0006] Bei der oben beschriebenen Feder-Konstruktion tritt nun das Problem auf, daß dann, wenn die Tribüne abgesenkt ist, also die Auflageflächen mit dem Hallenboden in Kontakt sind, zwar der größte Teil der Verkehrslast über die großflächigen Auflageflächen in den Untergrund eingeleitet wird, die 10 % der Verkehrslast aber, die zum Einziehen der Laufrollen benötigt werden, drücken ständig die Laufrollen auf den Hallenboden. Während des Verfahrens der Tribüne sind zwar die Flächendrücke ungefährlich, der Hallenboden wird nicht bleibend verformt, wenn aber die Tribüne längere Zeit steht, so drücken die Rollen immer auf die gleiche Stelle, so daß selbst bei nur 10 % der Verkehrslast, die über die Laufrollen in den Boden eingeleitet werden, eine bleibende Verformung auftreten kann. Dabei ist zu beachten, daß die Rollen im ausgefahrenen Zustand der Tribüne stets dieselbe Position einnehmen.

    [0007] Ausgehend vom oben genannten Stand der Technik ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Fahrwerk der eingangs genannten Art dahingehend weiterzubilden, daß eine hohe Standfestigkeit bei niedriger Bodenbelastung sichergestellt ist.

    [0008] Die erfindungsgemäße Lösung besteht darin, daß die Laufrollen über fluidbetätigte Hubeinrichtungen ein-/ausfahrbar gelagert sind.

    [0009] Gemäß der Erfindung werden also die Laufrollen über fluidbetätigte Hubeinrichtungen dann eingefahren bzw. eingezogen, wenn die Tribüne ihre Endposition im ausgefahrenen Zustand erreicht hat. Unter Einfahren der Rollen ist hierbei zu verstehen, daß die kraftschlüssige Verbindung zwischen den Tribünenfüßen und den Rollen im wesentlichen unterbrochen ist.

    [0010] Vorzugsweise werden mehrere Laufrollen zu einem Fahrwerk zusammengefaßt, das jeweils einem Tribünenfuß zugeordnet ist. Ein solches Fahrwerk wird mit einer einzigen Hubeinrichtung versehen, so daß mehrere Rollen gleichzeitig eingefahren werden können. Bei einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind mehrere gleichartige Hubeinrichtungen derart in fluiddichter Verbindung miteinander gehal ten, daß sie gemeinsam betätigbar sind. Hierzu eignet sich z.B. ein Schlauchsystem.

    [0011] Vorzugsweise ist jeder Hubeinrichtung (bzw. jeder Gruppe von zusammengefaßten Hubeinrichtungen) eine steuerbare Ventilanordnung zugeordnet, über die der Fluiddruck erhöht oder abgesenkt werden kann. Wenn man die Tribüne ausgefahren hat, so kann man das Ventil öffnen, so daß der Fluiddruck abgesenkt wird.

    [0012] Diese Betätigung der Ventilanordnungen kann nun von Hand geschehen, z.B. über ein Gestänge. Bei einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Ventilanordnung selbsttätig steuerbar ausgebildet. Diese selbst tätige Steuerung kann z. B. über ein Überdruckventil mit ausgeprägten Hysteresseeigenschaften geschehen, das dann (bleibend) öffnet, wenn der Fluiddruck, der ja der aufgenommenen Last entspricht, einen bestimmten Betrag überschreitet. Dieser Betrag kann einen Wert sehr nah bei bzw. über dem Eigengewicht der Tribune haben, so daß dann, wenn die Tribünenkonstruktion ganz ihre Endposition eingenommen hat, eine Bedienungsperson die Bühne betritt und damit das Ventil auslöst, so daß die kraftschlüssige Verbindung zwischen Tribünenfuß und Laufrollen durch Ablassen des Drucks aufgehoben wird.

    [0013] Vorzugsweise ist mindestens eine Druck-Fluidquelle vorgesehen, die mit den Ventilanordnungen der Hubeinrichtungen verbindbar ist. Eine derartige Druck-Fluidquelle kann eine Pumpe (hand- oder motorisch betätigt) sein, es eignen sich aber auch Druckspeicher, wie z. B. eine Preßluftflasche (bzw. beide zusammen).

    [0014] Besonders einfach ist die Konstruktion dann, wenn die Hubeinrichtungen ein fluiddichtes Kissen umfassen. Eine derartige Anordnung ist einfacher als Hubzylinder oder dergleichen. Vorzugsweise umfaßt in diesem Fall das Fahrwerk eine Halteschiene für die Laufrollen, die in einem am Tribünenfuß befestigten Träger höhenverschiebbar gelagert ist. Zwischen der Halteschiene und dem Träger sitzt das Hubkissen.

    [0015] Bei einer speziellen Ausführungsform ist vorgesehen, daß die Halteschiene eine obere Endfläche aufweist, im Träger, der im wesentlichen ein Hutprofil aufweist, gelagert ist, und daß das Kissen schlauchförmig ausgebildet und zwischen der oberen Endfläche der Halteschiene und der gegenüberliegenden Fläche des Trägers angeordnet ist.

    [0016] Weitere bevorzugte Ausführungsformen und erfindungswesentliche Merkmale ergeben sich aus dem nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiel einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, das anhand von Abbildungen näher erläutert wird. Hierbei zeigen

    Fig. 1 eine schematisierte, halbgeschnittene Seitenansicht eines Fahrwerkes mit ausgefahrenen Rollen;

    Fig. 2 einen Schnitt entlang der Linie II-II aus Fig. 1;

    Fig. 3 und 4 Darstellungen wie die Fig. 1 und 2, jedoch im abgesenkten Zustand der Laufrollen.



    [0017] Wie in Fig. 1 gezeigt, umfaßt die bevorzugte Ausführungsform des Fahrwerkes 8 einen Träger 9, der im Querschnitt ein hut-förmiges Profil aufweist, wobei der Innenraum des Trägers 9 nach unten, zum Hallenboden 10 hin offen ist.

    [0018] An seiner Oberseite ist der Träger 9 an einem Fuß 5 der Tribüne festgeschweißt.

    [0019] Im Träger 9 ist eine Halteschiene 2 über eine höhenverschiebliche Lagerung 4 gehalten, an der mehrere Laufrollen 1 drehbar befestigt sind. Die Lagerung 4 ist hierbei derart ausgebildet, daß die Laufrollen 1 im abgesenkten Zustand über Auflageflächen 3 hervorstehen, die am Unterrand des Trägers 9 sitzen. In der eingefahrenen Position der Halteschiene 2, wenn also die Laufrollen 1 angehoben sind, sind die großflächig ausgebildeten Auflageflächen 3 in Kontakt mit dem Hallenboden 10, die Laufrollen 1 liegen nur noch mit ihrem vernachlässigbaren Eigengewicht auf dem Hallenboden 10 auf.

    [0020] Die Halteschiene 2 für die Laufrollen 1 weist die Form eines U-Profiles auf, so daß durch ihre Oberseite im Träger 9 ein Hohlraum gebildet ist. In diesem Hohlraum sitzt ein Hubkissen 6, das als Schlauch ausgebildet se in kann. Der Schlauch 6 ist mit einem Ventil 7 versehen, das durch eine Bohrung nach oben aus dem Träger 9 heraussteht.

    [0021] Im Stau-Zustand ist das Hubkissen 6 aufgeblasen, das Ventil 7 geschlossen, so daß die Rollen 1 über die Auflageflächen 3 nach unten hervorstehen. In diesem Zustand kann man die Bühne verfahren, die Rollen halten die Auflageflächen 3 im notwendigen Abstand zum Hallenobden 10. Dadurch, daß für alle Laufrollen 1 ein gemeinsames Hubkissen 6 vorgesehen ist, können gewisse Unebenheiten des Bodens 10 auch ausgeglichen werden.

    [0022] Sobald die Tribüne ihre ausgezogene Endposition erreicht hat, öffnet man das Ventil 7, so daß das im Hubkissen 6 enthaltene Druckfluid ausströmen kann. Die Auflageflächen 3 kommen dann mit dem Hallenboden 10 in Kontakt (siehe Fig. 3 und 4). Dadurch, daß der Druck aus dem Kissen 6 abgelassen ist, wird keine Kraft mehr über die Laufrollen 1 in den Hallenboden 10 eingeleitet, gleichgültig wie groß die aufgebrachte Verkehrslast ist. Darüber hinaus steht die Tribüne durch die reibschlüssige Verbindung der Auflageflächen 3 mt dem Boden 10 fest, so daß die notwendige Sicherheit auch dann bereits gewährleistet ist, wenn der erste Benutzer die Bühne betritt.

    [0023] Will man die Tribüne wieder zusammenschieben, so pumpt man durch die Ventile 7 Luft oder ein Fluid in die Hubkissen 6, so daß die Tribüne angehoben wird. Dadurch, daß das Hubkissen 6 als langer Schlauch ausgebildet ist, genügt hierfür ein relativ geringer Druck, der über eine Handpumpe, eine motorisch getriebene Pumpe oder über mitgeführte Druckluftbehälter einbringbar ist. Selbstverständlich ist es auch möglich, eine entsprechend lange Druckluftleitung, die zu einem Kompressor führt, zu verwenden.

    [0024] Bei einer hier nicht gezeigten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Ventil 7 wie eingangs beschrieben als Überdruckventil ausgeführt, das dann öffnet, wenn der Innendruck im Hubkissen 6 einen vorbestimmten Betrag erreicht. Dadurch wird eine Art "selbsttätige" Vorrichtung geschaffen.

    [0025] Sämtliche hier aufgeführten Einzelmerkmale werden für sich allein und in beliebiger Kombination gesehen als erfindungswesentlich beansprucht.

    Bezugszeichenliste



    [0026] 

    1      Laufrollen

    2      Halteschienen für die Laufrollen

    3      Auflageflächen

    4      Bewegliche Lagerung

    5      Tribünenfuß

    6      Hubkissen

    7      Anschluß (Ventil)

    8      Fahrwerk

    9      Träger

    10      Hallenboden




    Ansprüche

    1. Fahrwerk für eine verfahrbare Tribüne, insbesondere eine ausziehbare Tribüne, mit Laufrollen (1), die an Tribünenfüßen (5) derart einziehbar gelagert sind, daß im eingezogenen Zustand der Laufrollen (1) an den Tribünenfüßen befestigte Auflageflächen (3) mit dem Untergrund (Hallenboden) zur Einleitung der Verkehrslast in Kontakt kommen,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Laufrollen (1) über fluidbetätigte Hubeinrichtungen (6) ein-/ausfahrbar gelagert sind.
     
    2. Fahrwerk nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß mehrere Laufrollen (1) zu einem Fahrwerk (3) zusammen gefaßt sind, das einem Tribünenfuß (7) zugeordnet ist, und daß jedes Fahrwerk (8) eine Hubeinrichtung (6) aufweist.
     
    3. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß mehrere Hubeinrichtungen (6) derart in fluiddichter Verbindung miteinander stehen, daß sie gemeinsam betätigbar sind.
     
    4. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß den Hubeinrichtungen eine steuerbare Ventilanordnung (7) zugeordnet ist, über die der Fluiddruck erhöht oder abgesenkt werden kann.
     
    5. Fahrwerk nach Anspruch 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Ventilanordnung (7) von Hand (gegebenenfalls fern-) steuerbar ist.
     
    6. Fahrwerk nach Anspruch 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Ventilanordnung (7) derart selbstätig steuerbar ist, daß eine um einen bestimmten Betrag (2 bis 10 % der Verkehrslast) über das Eigengewicht der Tribüne hinausgehende Belastung die Ventilanordnung (7) öffnet.
     
    7. Fahrwerk nach einem der vorhergehenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
    daß (mindestens) eine Druck-Fluidquelle vorgesehen ist, die mit den Ventilanordnungen (7) der Hubeinrichtungen (6) verbindbar ist, wobei die Druck-Fluidquelle eine Pumpe und/oder einen Druckspeicher (Preßluftflasche) aufweist.
     
    8. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Hubeinrichtung (6) ein fluiddichtes Kissen umfaßt.
     
    9. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Fahrwerk (8) eine Halteschiene (2) für die Laufrollen (1) umfaßt, die in einem am Tribünenfuß (7) befestigten Träger (9) höhen-verschiebbar gelagert ist.
     
    10. Fahrwerk nach Anspruch 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Halteschiene (2) eine obere Endfläche aufweist, im Träger (9), der im wesentlichen ein Hutprofil aufweist, gelagert ist, und daß das Kissen (6) schlauchförmig ausgebildet und zwischen der oberen Endfläche der Halteschiene (2) und der gegenüberliegenden Fläche des Trägers (9) angeordnet ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht