[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des
Patentanspruches 1 bzw. 4; vergleiche z.B. Textilpraxis International, Oktober 1986,
Seiten 1115 bis 1116.
[0002] Bei der Herstellung eines normalen Gewebes in einer Webmaschine kreuzen sich Kett-
und Schußfäden genau rechtwinkelig. Während der verschiedenen Arbeitsgänge in der
Ausrüstung kann das Gewebe oftmals aber verzogen werden. Dieser Verzug muß aus verschiedenen
Gründen ausgeglichen bzw. beseitigt werden.
[0003] Zur Korrektur von Schußfadenverzügen stehen verschiedenartige Richteinrichtungen
zur Verfügung. Im wesentlichen handelt es sich hier um Walzenanordnungen, die schräg
zueinander angeordnet sind. Weiterhin sind differentiell wirkende Richtmaschinen bekannt,
bei denen die beiden Laufketten eines Spannrahmens derart unterschiedlich angesteuert
werden, daß die Schußfäden senkrecht zur Förderrichtung ausgerichtet werden. Bei allen
diesen Richtmaschinen ist es aber notwendig, zunächst den Verlauf der Schußfäden
festzustellen, um dann eine entsprechende motorische Regelung der Richtelemente durchführen
zu können.
[0004] Ein wesentlicher Vorzug des Richtens bei gleichzeitigem Aufbringen einer Spannung
in Schußfadenrichtung liegt darin, daß S-förmige und Wellen-Verzüge usw. infolge des
Breitspannens der Ware von selbst weitgehend ausgeglichen werden.
[0005] Es ist seit vielen Jahren bekannt, daß man einen "selbsttätigen" Ausgleich des Verzugs
dadurch erreichen kann, daß man die Gewebebahn randseitig auf Räder aufnadelt, deren
Drehachsen derart schräg zur Laufrichtung der Gewebebahn angeordnet sind, daß das
Gewebe im wesentlichen ohne Breitenspannung aufgenadelt wird und dann während des
(teilweisen) Umlaufes gespannt wird. Die Räder sind hierbei freilaufend auf ihren
Wellen befestigt. Solange die Schußfäden senkrecht zur Laufrichtung, also ohne Verzug
liegen, sind die auf die beiden Räder wirkenden Kräfte beim Spannen gleich. Sobald
aber ein Schrägverzug im Gewebe vorliegt, wirkt zwischen den Rädern eine Kraft in
Längsrichtung des Gewebes, welche das Rad auf der Seite mit den "vorlaufenden" Schußfäden
bremst und das Rad auf der anderen Seite (nachlaufende Schußfäden) beschleunigt.
Ein wesentliches Problem besteht hierbei unter anderem darin, daß das Aufnadeln auf
die Räder recht schwierig ist und es oftmals zu Rissen im Gewebe oder zu einem Herunterlaufen
des Gewebes vom Rad kommt. In der EP-A-0 136 115 wird eine Anordnung beschrieben,
in der diese Nachteile beseitigt werden sollen. Auch bei dieser Anordnung ist aber
das Aufnadeln relativ schwierig. Darüber hinaus kommt es bei dieser Anordnung (wie
auch be den schon früher gebräuchlichen Anordnungen) zu einer Reihe weiterer Probleme.
Zum einen entsteht nämlich dadurch, daß die Spannräder frei laufen und das Gewebe
über eine Abzugswalze abgezogen wird, ein Bogenverzug, da das Gewebe an seinen Kanten
"abgebremst" wird. Zum anderen ergeben sich über den Spannrad-Umfang in Laufrichtung
des Gewebes gesehen, zunehmende Längsspannungen im Gewebe, welche aus der zunehmenden
Breitenspannung resultieren. Schließlich ist eine exakte Steuerung der Breitenspannung
im Gewebe nicht möglich, da die Breitenänderung des Gewebes der vorgegebenen Geometrie
folgend in Abhängigkeit vom Drehwinkel der Spannräder cosinus-förmig verläuft. Die
bekannte Anordnung ist also hinsichtlich ihrer Spanneigenschaften nur äußerst begrenzt
einstellbar.
[0006] Ausgehend vom oben genannten Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung
die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung der eingangs genannten Art
dahingehend weiterzubilden, daß eine exakte Ausrichtung des Verzugs in Anpassung
an die Gewebeeigenschaften möglich ist.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Patentanspruch 1 bzw. eine Vorrichtung
nach Patentanspruch 4 gelöst.
[0008] Der wesentliche Punkt der Erfindung besteht also darin, daß die Breitenspannung abschnittsweise
aufgebracht wird und in den einzelnen Abschnitten den Gewebeeigenschaften entsprechend
einstellbar ist.
[0009] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele werden anhand von Abbildungen näher beschrieben.
Hierbei zeigen:
Fig. 1 eine schematisierte, teilgeschnittene Seitenansicht einer Spanntrommel;
Fig. 2 den Dehnungsverlauf über den Drehwinkel;
Fig. 3 den Verlauf des Radius der Spanntrommel über den Drehwinkel;
Fig. 4 eine schematisierte Seitenansicht der Gesamtanordnung mit einer Trommel;
Fig. 5 eine schematisierte Darstellung der Trommel mit Spannriemen;
Fig. 6 einen Schnitt entlang der Linie VI-VI aus Fig. 5;
Fig. 7 einen Teilschnitt durch den wellennahen Abschnitt einer Ausführungsform der
Erfindung;
Fig. 8 einen Schnitt entlang der Linie VIII-VIII aus Fig. 7; und
Fig. 9 ein Blockschaltbild einer weiteren Ausführungsform der Erfindung.
[0010] Gemäß der in Fig. 1 gezeigten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung bestehen
die Spannmittel aus einer Trommel, die aus Einzelsegmenten 2 (siehe Fig. 4) aufgebaut
ist. Die Einzelsegmente 2 umfassen Umfangsflächen 7, die entsprechend gewölbt sind
und über Gelenke 5, Speichenelemente 4, 4ʹ und weitere Gelenke 5 auf einer Drehhülse
28 befestigt sind. Die Gelenke 5 sind hierbei so ausgelegt, daß die Umfangsflächen
7 parallel zur Drehhülse 28 bzw. zu einer Welle 6 verschoben werden können, auf der
die Drehhülse 28 drehbeweglich aber in Achsrichtung fixiert befestigt ist. Dadurch,
daß die Speichenelemente 4, 4ʹ glech lang sind, bleibt die Parallelität zwischen
Welle 6 und Umfangsfläche 7 immer gewährleistet.
[0011] In Fig. 1 ist nur eine "rechte" Trommel gezeigt, der eine "linke" Trommel gegenüberliegt,
welche spiegelssymmetrisch zu der in Fig. 1 gezeigten Trommel aufgebaut ist. Die
Laufrichtung des Gewebes erfolgt bei der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform von oben
nach unten.
[0012] Auf der Trommelumfangsfläche 7 bzw. den einzelnen Umfangsflächen der Segmente 2
sind gewebe-außenseitig Greifelemente 3 vorgesehen. Diese können zwangsgesteuerte
Kluppen mit oder ohne Nadeln, Nadelreihen (gegebenenfalls in die Ware eindrück- und
zurückziehbar) oder einfache Reibelemente sein, wie dies in den Abbildungen gezeigt
ist.
[0013] Der Abstand zwischen linken und rechten Greifelementen 3 wird durch Kulissen 30 bestimmt,
deren in Fig. 1 rechtsseitigen Ränder 31 als Axial-Führungselemente dienen. Wenn der
Rand 31 der Kulisse 30 insgesamt in einer Ebene liegt, so hat die Kulisse 30 die
Form eines schräg abgeschnittenen Zylinders. In diesem Fall ergibt sich eine sinusförmige
Bewegung der Greifelemente 3, wie sie mit der unterbrochenen Linie A in Fig. 2 gezeigt
ist. Entsprechend der Bewegung der Greifelemente 3 ergibt sich dann ebenfalls eine
sinusförmige Breitendehnung d über den Drehwinkel ω der Trommel. Diese Dehnungsbewegung
entspricht der schon bisher bekannten Dehnung, die mit (starren) Rädern bewirkt werden
kann. Da aber gemäß der vorliegenden Erfindung die Segmente 2 voneinander unabhängig
bewegbar sind, kann man einen im wesentlichen beliebigen Dehnungsverlauf durch entsprechende
Formgestaltung der Kulisse 30 bewirken. In Fig. 2 ist als Beispiel eine lineare Bewegung
(durchgezogene Kurve B) gezeigt, bei welcher das Gewebe gleichmäßig zunehmend gedehnt
wird und zwar über einen Winkelbetrag größer als 180°. Durch diese Maßnahme werden
verschiedene wesentliche Vorteile erzielt. Zum einen ist bei dieser Bewegungsart
die Dehnungsbewegung langsamer und gleichmäßiger, so daß das Gewebe geschont wird.
Zum anderen wird dadurch, daß die Dehnung über einen großen Winkelbereich hinweg durchgeführt
wird, eine größere resultierende Nachstellkraft (in Laufrichtung) erzeugt, die sich
aus der Summe der von den einzelnen Schußfäden aufgebrachten Kräfte ergibt. Die Lagerreibung
der Hülse 28 auf der Welle 6 fällt also beim Ausgleichsvorgang weniger ins Gewicht.
[0014] Weiterhin wird durch die in Fig. 1 gezeigte Anordnung mit den zwei Speichenelementen
4, 4ʹ ein weiterer, ganz wesentlicher Vorteil erzielt. Dadurch nämlich, daß die Greifelemente
3 (und damit die Ränder des gespannten Gewebes) nicht nur in Fig. 1 nach rechts, also
nach außen, sondern auch noch gleichzeitig in Richtung auf die Welle 6 bewegt werden,
ändert sich der Radius r1 in den Radius r2, was wiederum eine Änderung des Trommelumfangs
bedeutet. Nachdem aber, wie in Fig. 3 gezeigt, der Radius (und damit der Trommelumfang)
abnimmt, ergibt sich auch eine Kompensation der durch die Breitendehnung entstehenden
Längsdehnung des Gewebes. Im Gegensatz zu den bisherigen Vorrichtungen wird also die
Längsdehnung beseitigt.
[0015] Aus Fig. 1 geht auch noch ein weiteres, bevorzugtes Merkmal hervor, das die vorliegende
Erfindung besonders vielseitig einsetzbar macht. Die Kulisse 30 ist nämlich auf der
Umlaufhülse 28 derart verschiebbar gelagert, daß die maximale Bewegung der Greifelemente
3 nach rechts mittels der schematisiert dargestellten Kulissen-Verstellmittel 32 einstellbar
ist. Nach links ist die Bewegung der Greifelemente 3 durch Anschläge 33 begrenzt.
Werden die Verstellmittel 32 in Fig. 1 nach links verschoben, so ergibt sich die
in Fig. 2 gezeigte strichpunktierte Bewegungskurve C.
[0016] Selbstverständlich sind auch andere Bewegungskurven aus anderen Gründen vorteilhaft
einsetzbar. Es ist beispielsweise möglich, die Bewegungskurve dem Kraft-/Dehnungs
verlauf des Gewebes in Breitenrichtung derart anzupassen, daß eine konstante Kraftzunahme
während der Dehnung erzielt wird. In jedem Fall ist es aber möglich, einen "Anfangsbereich"
zu schaffen, der sich über einen gewissen Drehwinkelbetrag erstreckt und innerhalb
dessen keine Dehn-Bewegung der Greifelemente 3 stattfindet. Dadurch ist ein sicheres
Einführung der Stoffbahn möglich, was insbesondere bei Verwendung von Kluppen oder
Nadeln zum Greifen von Bedeutung ist. Gleiches gilt selbstverständlich auch für den
Auslauf, bei dem es auf ein schonendes Lösen der Stoffbahn ankommt. Sowohl das "Greifen"
als auch das "Loslassen" der Stoffbahn stellt mit den bisher verwendeten Nadel-Rädern
ein großes Problem dar, das nun auf einfachste Weise gelöst ist.
[0017] Anhand der Fig. 4 werden weitere Merkmale der Erfindung erläutert.In dieser Abbildung
ist eine Seitenansicht einer Trommel 1 gezeigt, bei der eine Vielzahl von gleichartigen
Segmenten 2 über die Gelenke 5 und die Speichenelemente 4 in Drehrichtung fest aber
parallel zur Drehachse verschiebbar gelagert sind. Auf der Außenumfangsfläche 7 eines
jeden Segmentes ist eine Vielzahl von Greifelementen 3 angeordnet. Die Trommel 1
wird über einen Antriebsmotor 41 angetrieben.
[0018] Die Gewebebahn 8 wird der Richttrommel 1 über die Umlenkwalze 36 und die Zentrierwalze
36ʹ durch die Transportwalze 34 zugeführt. Diese Transportwalze 34 wird vom Motor
35 mit regelbarer Geschwindigkeit angetrieben. Um eine besonders exakte Ausrichtung
verzogener Gewebe zu gewährleisten und zusätzliche Bogenverzüge zu verhindern, ist
es erforderlich, Längszugkräfte bei der Zuführung zur und beim Abzug der Bahn von
der Trommel 1 so weit wie möglich zu vermeiden. Dies wird dadurch errecht, daß die
Abzugsgeschwindigkeit der Warenbahn durch Messung der Drehzahl der Walze 37 mittels
Tachogenerator 38 ermittelt und zur synchronen Steuerung des Antriebsmotors 41 der
Trommel 1 und des Antriebsmotors 35 der Walze 34 verwendet wird. Zur Feinkorrektur
der Walzengeschwindigkeiten und zur völligen Zugentlastung hängt die Ware vor und
nach der Trommel 1 in je einer Schlaufe, deren Längen von den Lichtschranken 40 und
40ʹ abgetastet. Die Lichtschranke 40 korrigiert die Drehzahl des Motors 35 derart,
daß die Länge der Schlaufe 39 konstant bleibt; die Lichtschranke 40ʹ korrigiert die
Drehzahl des Antriebsmotors 41 der Trommel auf konstante Länge der Schlaufe 39ʹ.
Dieser Sachverhalt ist auch aus Fig. 9 ersichtlich, wobei die Funktion des zweiten
Motors 41ʹ weiter unten beschrieben wird.
[0019] Wenn die Greifelemente 3 als Reib-Polster ausgebildet sind (wie in den Zeichnungen
dargestellt), so eignet sich zum Andrücken eine Spannriemenanordnung, wie sie in den
Fig. 5 und 6 gezeigt ist. Bei dieser Anordnung läuft ein Spannriemen 9, der mittels
Spannrollen 10 gegeführt ist, mit der Walze 1 synchron um, so daß eine Gewebebahn
8 zwischen dem Spannriemen 9 und dem Andruckelement 3 zu liegen kommt. Durch diese
Anordnung ist gewährleistet, daß bei versehentlich zu stark eingestellter Breitendehnung
(d) die Gewebebahn 8 die Reibkraft überwinden kann und ein wenig losgelassen wird.
Vorzugsweise wird auf der Außenumfangsfläche 7 aller Segmente 2 jeweils ein Sensor
47 angeordnet, der die Lage der Gewebekante relativ zu den Greifelementen 3 detektiert.
Selbstverständlich ist es möglich, den Detektor 47 im Zwischenraum zwischen zwei
Greifelementen 3 (siehe Fig. 4) anzuordnen, so daß das Gewebe 8 nicht über die Greifelemente
3 vorstehen muß. Die Ausgangssignale des Detektors 47 dienen dazu, die Breitenspannung
(d) einzustellen bzw. zu begrenzen, indem die Kulisse 30 über entsprechende Antriebsmittel
verschoben wird, wenn sich der Rand der Gewebebahn 8 gegenüber dem Detektor 47 zu
verschieben beginnt.
[0020] Im folgenden werden anhand der Fig. 7 und 8 weitere Einzelheiten beschrieben, wobei
es sich hier insbesondere um die Einstellbarkeit der Trommeln entsprechend verschiedener
Gewebebreiten und um den erfindungsgemäß vorgesehenen Antrieb der Trommeln handelt.
[0021] Gemäß der in den Fig. 7 und 8 gezeigten Ausführungsform der Erfindung sitzt auf der
Welle 6 eine Verschiebehülse 11, die in Drehrichtung über Kugeln 13, die in Nuten
12 bzw. 14 in der Verschiebehülse 11 bzw. der Welle 6 laufen, gesichert ist. In Achsrichtung
der Welle 6 ist die Hülse 11 somit mit nur geringer Reibung verschiebbar.
[0022] Auf der Verschiebehülse 11 sitzen endseitig ein Führungsteil 18, das die Kulisse
30 trägt bzw. ein Spannflansch 20, an dem ein Spannzylinder 21 angreift. Die Lager
17 zwischen dem Führungsteil 18 bzw. dem Spannflansch 20 und der Trägerhülse 16 sind
so ausgebildet, daß Kräfte in Achsrichtung übertragen werden können. Mittels des Spannzylinders
21 kann somit die Anordnung auf die vorliegende Gewebebreite eingestellt werden.
[0023] Zwischen den Teilen 18 und 20 ist eine Drehhülse 28 über Kugellager 19 auf der Verschiebehülse
11 bzw. der diese umgebenden Trägerhülse 16 gelagert. Die Relativdrehung zwischen
der Drehhülse 28 mit den daran angelenkten Speichenelementen 4, 4ʹ (Lager 5, Flansche
29) wird durch einen Freilauf 22 auf eine Richtung begrenzt. Der Freilauf 22 besteht
aus (vier) Klemmstücken 23, die in Haltenuten 25 mit Federn 24 im Außenteil 26 des
Freilaufs 22 gehalten sind und gegen die glatte Außenfläche eines Innenteils 27 des
Freilaufs 22 gepreßt werden. Das Innenteil 27 des Freilaufs 22 sitzt fest auf der
Trägerhülse 16, die wiederum über Verbindungsmittel 15 mit der Verschiebehülse 11
verbunden ist, so daß das Innenteil 27 des Freilaufs 22 mit der Welle 6 drehfest verbunden
ist.
[0024] Beide Trommeln der erfindungsgemäßen Vorrichtung weisen nun jeweils einen gleichsinnig
wirkenden Freilauf auf, wobei die Antriebsrichtung (Pfeil in Fig. 8) derart getroffen
ist, daß die Trommeln 1, 1ʹ schneller drehen können als die Welle 6, nicht aber langsamer.
Tritt nun ein Schrägverzug auf, so kann die nacheilende Trommel durch die Kraft der
Schußfäden beschleunigt werden, so daß sich der Verzug ausgleicht. Sobald die Kraftwirkung
durch den entsprechenden Vorlauf der jeweiligen Trommel aufhört, wird diese Trommel
wieder über den Freilauf 22 von der Welle 6 mitgenommen.
[0025] Bei einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird im wesentlichen
dasselbe Ziel dadurch erreicht, daß die beiden Trommeln über ein Ausgleichsgetriebe
(Differential) angetrieben werden, so daß die auf die Trommeln aufgebrachten Drehmomente
gleich sind.
[0026] Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, die im folgenden anhand
der Fig. 9 näher beschrieben wird, werden die beiden Trommeln 1, 1ʹ durch getrennte
Antriebsmotoren 41 und 41ʹ angetrieben die, wie oben beschrieben, über das Ausgangssignal
des Drehzahlgebers 38 und die Lichtschranke 40ʹ geregelt werden. Bei dieser Ausführungsform
der Erfindung sind zwischen den Trommeln 1, 1ʹ und den Motoren 41, 41ʹ Drehmomentgeber
42, 42ʹ vorgesehen, die das von den Motoren 41, 41ʹ auf die Trommeln 1, 1ʹ aufgebrachte
Drehmoment messen und in ein elektrisches Ausgangssignal wandeln. Die beiden Meßwerte
werden verglichen. Der Vergleichswert dient zur Korrektur der Drehzahl eines der beiden
Antriebsmotoren (Motor 41ʹ in Fig. 9) und zwar über einen Regler R und einen Servoverstärker.
Der so gebildete Regelkreis 46 führt dazu, daß der Motor 41ʹ immer das selbe Drehmoment
auf die Trommel 1ʹ aufbringt wie der Motor 41 auf die Trommel 1.
[0027] Die Drehzahl des Motors 41 wird wie im Zusammenhang mit Fig. 4 beschrieben, über
den Drehzahlgeber 38 der Walze 37 bestimmt, wobei die Feinregelung der Drehzahl über
die Analog-Lichtschranke 40ʹ erfolgt. Die Regelung ist derart, daß dann, wenn die
Schlaufe 39ʹ länger wird, der Motor 41 langsamer betrieben wird (und umgekehrt).
[0028] Durch diese Anordnung ist gewährleistet, daß mittels des Regelkreises 46 ein noch
exakterer Ausgleich des Verzugs erfolgen kann, da man den Regler R des Regelkreises
46 als PID-Regler ausführen kann, der die bei reinen Proportionalreglern (Ausgleichsgetriebe,
Freilauf) auftretenden Restfehler beseitigen kann.
[0029] Die vorliegende Erfindung ist selbstverständlich nicht auf Trommel-Systeme beschränkt,
es können vielmehr auch Laufkettensysteme oder dergleichen in Einzelsegmente aufgeteilt
werden. Wesentlich ist hierbei nur, daß die Gewebebahn innerhalb des Längenabschnittes,
in dem die Breitendehnung stattfindet, in einer Vielzahl von "Einzelschritten" gespannt
wird und daß sich die Spannungen innerhalb der Einzelabschnitte unabhängig voneinander
einstellen lassen.
[0030] Bei dem hier gezeigten Trommel-System besteht ein weiterer Vorteil darin, daß -
im Gegensatz zu den bisher üblichen Nadelrädern - das erstmalige Einführen der Gewebebahn
8 sich besonders leicht bewerkstelligen läßt, da die Trommeln sehr breit gestaltet
sein können und dennoch die Ränder der Gewebebahn 8 nur "punktförmig" ganz außen gegriffen
werden.
[0031] Weiterhin ist durch die Trommelanordnung eine vertikale Zuführung der Ware in den
Trommeln gewährleistet, wodurch ein "Durchhang" vermieden wird, der zu ungewünschten
Dehnungen führen kann.
[0032] Bei einer weiteren, hier nicht in den Abbildungen gezeigten Ausführungsform der
Erfindung wird die Wirkung der Breitspannung dadurch verstärkt, daß man die Kraftein
wirkung (in Achsrichtung der Welle 6) periodisch ändert. Dies kann z.B. durch eine
entsprechende Ausformung der Kulisse 30 oder durch eine entsprechende Ansteuerung
der Spannzylinder 21 bewerkstelligt werden.
Bezugszeichenliste
[0033]
1, 1ʹ Trommel
2 Segment
3 Greifelement
4, 4ʹ Speichenelement
5 Gelenk
6 Welle
7 Trommelumfangsfläche
8 Gewebebahn
9 Andruckriemen
10 Spannrollen
11 Verschiebehülse
12 Kugelnut
13 Kugel
14 Kugelnut
15 Verbindungsmittel
16 Trägerhülse
17 Axial-/Radiallager
18 Führungsteil
19 Kugellager
20 Spannflansch
21 Spannzylinder
22 Freilauf
23 Klemmstück
24 Klemmfeder
25 Haltenut
26 Außenteil
27 Innenteil
28 Drehhülse
29 Flanschteil
30 Kulisse
31 Axial-Führungselement
32 Kulissenverstellmittel
33 Anschlag
34 Transportwalze (Zuführung)
35 Zuführungsantriebsmotor
36 Umlenkwalze
36ʹ Zentrierwalze
37 Transportwalze (Abzugswalze)
38 Abzugs-Drehzahlgeber
39, 39ʹ Schlaufe
40, 40ʹ Lichtschranke
41, 41ʹ Trommelmotor
42, 42ʹ Drehmomentgeber
45 Drehzahlregelkreis
46 Momenten-Regelkreis
47 Schlupfdetektor
M Motor
R Regler
1. Verfahren zum Richten von Schußfäden in Geweben, wobei eine durchlaufende Gewebebahn
über einen definierten Längenabschnitt hinweg mit in Laufrichtung zunehmender Kraft
im wesentlichen in Schußrichtung zwischen zwei randseitigen, im Bereich der Webkante
angreifenden Spannmitteln gespannt wird, die derart unabhängig voneinander bewegbar
sind, daß die bei Schrägverzug auftretenden unterschiedlichen Kräfte in Laufrichtung
auf die Spannmittel und damit der Verzug ausgleichbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Gewebebahn innerhalb des Längenabschnittes in einer Vielzahl von Einzelabschnitten
in Schußrichtung spannt und diese Spannung innerhalb der Einzelabschnitte unabhängig
voneinander einstellt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die bei dem Spannvorgang auftretende Längsspannung zwischen den Einzelabschnitten
in Laufrichtung vermindert.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Spannung in Schußfadenrichtung um einen Mittelwert oszillierend aufbringt.
4. Vorrichtung zum Richten von Schußfäden in Geweben, wobei eine durchlaufende Gewebebahn
(8) über einen definierten Längenabschnitt hinweg zwischen zwei randseitig angeordneten,
umlaufenden Spannmitteln (1, 1ʹ) mit in Laufrichtung zunehmender Kraft im wesentlichen
in Schußrichtung gespannt wird und die Spannmittel (1, 1ʹ) derart ausgebildet sind,
daß die bei Schrägverzug im Gewebe in Laufrichtung auf die Spannmittel (1, 1ʹ) wirkenden
Kräfte und damit der Verzug ausgleichbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Spannmittel (1, 1ʹ) in Einzelabschnitte (2) unterteilt sind, die relativ zueinander
und unabhängig voneinander in Schußrichtung beweglich sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einzelabschnitte (2) derart ausgebildet und angeordnet sind, daß ihre Abstände
untereinander über den Längenabschnitt in Laufrichtung abnehmen.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Spannmttel (1, 1ʹ) über ein gemeinsames Antriebssystem antreibbar sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Spannmittel als Trommeln (1, 1ʹ) und deren Einzelabschnitte als Segmente (2)
ausgebildet sind, und daß die Trommeln (1, 1ʹ) um mindestens eine Welle (6) drehbar
sind und die Segmente (2) in Achsrichtung entsprechend der Spannrichtung bewegbar
sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Segmente (2) Speichenelemente (4, 4ʹ) umfassen, die an einer Wellenhülse
(28) im wesentlichen senkrecht zur Drehrichtung schwenkbar gelagert sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Segmente (2) jeweils Paare von in Gelenken (5) schwenkbaren Speichenelementen
(4, 4ʹ) umfassen, die derart ausgebildet und an der Wellenhülse (28) und an Umfangsflächen
(7) der Segmente (2) gelagert sind, daß die Umfangsflächen (7) parallel zur Welle
(6) verschwenkbar sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Umfangsflächen (7) der Segmente (2) in der Nähe ihrer voneinander abgewandten
Räder mit Greiferelementen (3) zum Greifen und Halten der Gewebebahn (8) bzw. deren
Webkantenbereiche versehen sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß an jeder Umfangsfläche (7) mehrere voneinander getrennte Greifelemente (3) vorgesehen
sind.
12. Vorrchtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß an den Segmenten (2) Detektoren (47) angebracht sind, welche die Lage der Gewebebahn
(8) bzw. deren Kanten relativ zu den Segmenten (2) feststellen und deren Ausgangssignale
über ein Steuersystem die Schwenkbewegung begrenzen.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Spannmittel (1, 1ʹ) Kulissenführungen (30) umfassen, welche den Verlauf der
in Schußrichtung anliegenden Spannung über den Längenabschnitt hinweg bestimmen.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kulissenführungen (30) mit Einstellmitteln (32) versehen sind, über welche
sie mindestens hinsichtlich ihrer Maximalspannung einstellbar sind.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 oder 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kulissenführungen (30) derart ausgebildet sind, daß die divergierende Bewegung
der Segmente (2) während des Spannens langsamer erfolgt als deren konvergierende Bewegung
zwischen dem Ende eines Spannzyklus und dem Anfang des nächsten Spannzyklus.