[0001] Die Erfindung betrifft eine Innenlochsäge, insbesondere zum Abtrennen dünner Scheiben
von einem monokristallinen Siliziumstab, bestehend aus einem dünnen in seiner Mitte
mit einem Innenloch versehenen Blatt, das im Randbereich des Innenloches einen Belag
trägt, der aus Diamant- oder Bornitridkörnern besteht, die in einer galvanischen Bindung
gehalten sind, wobei der Belag die innenliegende, zylindrische Umfangsfläche des
Innenloches sowie die daran angrenzenden Randabschnitte auf den beiden Außenseiten
des Blattes bedeckt.
[0002] Derartige Innenlochsägen finden beispielsweise Anwendung in der Elektronikindustrie
zum Trennen von sogenannten "Wafers", das heißt extrem dünnen Scheiben von einem
monokristallinen Siliziumstab, wie sie insbesondere Verwendung finden für die Herstellung
sogenannter Chips.
[0003] Eine entsprechende Innenlochsäge besitzt dafür ein Kernblech, das eine dicke aufweist
von beispielsweise 0,12 mm bzw. 120 µm. Dieses Blech weist ein Innenloch auf, dessen
Kante rundherum mit einem galvanisch aufgetragenen Diamantbelag versehen ist, der
an der unmittelbaren Innenkante normalerweise wulstartig verdickt ist. Zusätzlich
zu diesem Belag auf der zylinderförmigen Lochinnenseite trägt das Blatt auf seinen
beiden Seiten an den beiden an das Loch anschließenden Randbereichen einen Diamantbelag
von ca. 2 mm Breite.
[0004] Bei der Benutzung einer derartigen Innenlochsäge wird das dünne Blatt in einem Spannring
eingespannt, um eine hohe Steifigkeit hervorzurufen. Diese Spannring wird in einer
Maschine angeordnet und in Rotation versetzt. Dabei erlaubt es der Abstand vom Innenrand
des Innenloches bis zum Spannring einen Stab von entsprechender Durchmessergröße
schneiden zu können. Eine solche Säge ist besonders vorteilhaft wenn es sich darum
handelt ein sehr kostspieliges Material wie monokristallines Silizium zu schneiden,
weil die wirksame Schnittbreite und damit der hervorgerufene Verschnitt nur gering
sind.
[0005] Ein Problem bei der Benutzung von Innenlochsägen zum Abtrennen von extrem dünnen
Scheiben ergibt sich aus dem Umstand, daß sich während des Trennvorganges eine Scheibe
durchbiegen kann. Das ist darauf zurückzuführen, daß sich beim Trennvorgang systembedingt
eine stabile Seite auf der Seite des zu sägenden Stabes und eine instabile Seite auf
der Seite der abzutrennenden Scheibe 1 stellt. Man spricht in diesem Zusammenhang
von der stabilen Seite, weil selbst relativ große Kräfte auf dieser Seite keine elastische
oder plastische Verformung hervorrufen. Auf der instabilen Seite hingegen können
bereits relativ kleine Kräfte insbesondere in Abhängigkeit von der Dicke der abzutrennenden
Scheibe elastische aber auch plastische Verformungen durch Kristallzerstörung auf
der Oberfläche hervorrufen. Derartige Verformungen führen in einem ungünstigen Fall
zu einer starken Annäherung der abzutrennenden Scheibe an das Blatt der Innenlochsäge
oder gar zu einer Berührung mit der Innenlochsäge. Infolge der dabei auftretenden
Reibung führt eine solche Annäherung der abzutrennenden Scheibe an das Sägeblatt
zu einer Zerstörung der Scheibe wie auch gegebenenfalls der Innenlochsäge selber,
da eine Verformung des Materials ihres Kernes eintritt und dadurch ein Stabilitätsverlust
durch hervorgerufene Spannungsänderungen im Kernmaterial eintritt. Dem läßt sich zwar
in einem gewissen Umfang grundsätzlich abhelfen durch einen dickeren Diamantbelag
an beiden Seiten des Sägeblattes. Würde man jedoch den wulstförmigen Diamantbelag
zu beiden Seiten des Sägeblattes wesentlich verstärken, so würde sich eine erheblich
größere Schnittbreite ergeben, die wiederum unvorteilhaft ist mit Rücksicht auf den
damit verbundenen hohen Verlust an kostbarem Material.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Innenlochsäge zu schaffen, die zu einer verminderten
Ausschußrate an getrennten Scheiben und Sägenmaterial führt bei weiterhin nur geringer
Schnittbreite der Säge. Gemäß der Erfindung ist dafür vorgesehen, daß die Dicke des
Diamantbelages auf der Seite der abzutrennenden Scheibe, also auf der instabilen
Seite größer ist, als auf der gegenüberliegenden sogenannten stabilen Seite des Sägeblattes.
Damit ist der Vorteil verbunden, daß der Abstand zwi schen dem Blatt der Lochsäge
und der ihm zugewandten Seite der abzutrennenden Scheibe größer als zuvor ist, so
daß die Gefahr einer Berührung vermindert wird, während andererseits die wirksame
Schnittbreite nur geringfügig vergrößert wird.
[0007] Nach weiteren Kenntnissen gemäß der Erfindung ist zu berücksichtigen, daß bei zwei
unterschiedlich dicken Diamantmaterialschichten auf dem Rand des Kernes ein Ausbiegen
des Sägeblattes bei seinem Spannen eintreten kann. Wird nämlich bei einer Inbetriebnahme
das Sägeblatt stark gespannt, so wird der Durchmesser des Innenloches gedehnt.Infolge
einer solchen Dehnung kann der Belag im Kantenbereich des Innenloches zu einer seitlichen
Auslenkung führen und zwar insbesondere sofern er auf beiden Außenseiten des Blattes
in unterschiedlicher Stärke angeordnet ist. Das beruht darauf, daß die unterschiedlich
starken Materialschichten auf dem Kern beim Spannen unterschiedliche Gegenkräfte
hervorrufen und als Folge ein Kräfteausgleich auftritt durch ein Kippen der stärkeren
zur schwächeren Seite, so daß sich eine Schnittbreitenvergrößerung ergibt.
[0008] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung wird dem dadurch abgeholfen, daß zusätzlich
zu den unterschiedlichen Dicken des Diamantbelages auf den beiden Außenseiten des
Blattes Vorsorge dafür getroffen ist, daß die Gesamtanteile des Diamantbelages auf
beiden Seiten des Blattes etwa gleich sind. Dafür kann der Randbereich des Diamantbelages
auf einer Außenseite des Blattes breiter sein als auf der anderen Außenseite, welche
sich auf der instabilen Seite befindet. Stattdessen aber können bei gleicher Breite
der beiden sich gegenüberliegenden Randbereiche derjenige auf der stabilen Seite
dicker sein, als der auf der in stabilen Seite, wenn zusätzlich der Diamantbelag
im Kopfbereich auf der instabilen Seite verbreitert ausgebildet ist.
[0009] Allgemein haftet den vorgeschlagenen Lösungen der Vorteil an, daß sie unter Beibehaltung
der üblichen Schnittbreiten durch eine seitliche Verschiebung der Belagüberstände
die Funktionssicherheit der Innenlochsäge verbessern und einen Materialausschuß an
abgetrennten Scheiben vermindern.
[0010] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind nachstehend unter bezugnahme auf eine Zeichnung
erläutert.
[0011] In der Zeichnung zeigen:
Figur 1: eine Innenlochsäge im Betriebszustand bei schematischer Darstellung;
Figur 2: den Randabschnitt des Innenloches einer Säge in stark vergrößertem Maßstab
und
Figur 3: eine weitere Ausführungsform einer Innenlochsäge.
[0012] In der Figur 1 ist ein Stab 1 aus einem monokristallinen Silizium dargestellt, von
dem extrem dünne Scheiben 2 abzutrennen sind. Dafür ist eine Innenlochsäge vorgesehen,
die aus einem dünnen Metallblech 3 besteht, das in seiner Mitte mit einem Innenloch
4 versehen ist. Das Blech 3, das aus einem Chrom-Nickel-Stahl bestehen kann, hat
nur eine Dicke von 0,12 mm.
[0013] Der Randbereich des Innenloches 4 ist von einem Diamantbelag 5 umgeben. Die einzelnen
Diamantkörner sind in einer metallischen Bindung gehalten. Der Diamantbelag 5 umgibt
den zylindrischen Innenrand des Innenloches 4 sowie den angrenzenden Randabschnitt
auf beiden Seiten des Blattes 3. Zum Abtrennen einer Scheibe 2 wird der Stab 1 in
das Innenloch 4 hineingeführt. Anschließend wird mit dem Blatt 3 und seinem Innenloch
4 eine Scheibe 2 vom Stab 1 abgetrennt. Grundsätzlich ergibt sich dabei die Gefahr
einer Durchbiegung einer Scheibe 2 entsprechend dem Pfeil 8 und damit seiner Berührung
mit dem Blatt 3 bei fortschreitender Schnitttiefe. Um dem abzuhelfen ist der Diamantbelag
5 auf der Seite der Scheibe 2, das heißt der sogenannten instabilen Seite stärker
ausgebildet und zwar insbesondere im Kopfbereich 9 als auf der gegenüberliegenden
Seite 7, bei der es sich um die stabile Seite handelt. Dadurch wird die Gefahr einer
Berührung der Scheibe 2 mit dem Blatt 3 vermindert.
[0014] Der größere Belagüberstand der Diamantschicht 5 über die Außenseite des Blattes 3
ist in der Figur 1 wie auch in der Figur 2 mit "X₂" bezeichnet. Der geringere Belagüberstand
auf der stabilen Seite 7 ist mit "X₁" bezeichnet.
[0015] In der Figur 2 sind die Größenverhältnisse des Randbereiches am Innenloch eines Blattes
3 einer Innenlochsäge in Größenangaben dargestellt. Bei dieser Ausführungsform hat
der Randbereich auf der instabilen Seite eine Breite von 2,0 mm und auf der stabilen
Seite eine Länge "L₂" von 2,5 mm. Auf der instabilen Seite 6 beträgt die Diamantbelagdicke
im Kopfbereich 90 µm = X₂ und die Belagstärke auf der stabilen Seite 7 im Kopfbereich
60 µm = X₁. Die gesamte Belagstärke im Kopfbereich beträgt 270 µm.
[0016] Auf der instabilen Seite 6 ist die Länge L₁ des Belages 5 zwar geringer als auf der
gegenüberliegenden Seite die Belaglänge L₂. Dafür ist der Belag auf der instabilen
Seite 6 stärker ausgebildet, so daß sich insgesamt zu beiden Seiten der Achse des
Blattes 3 ein gleich großer Diamantbelaganteil findet.
[0017] Gleiches gilt sinngemäß auch für eine Anordnung entsprechend der Ausführung nach
Figur 3. Dort ist im Kopfbereich auf der instabilen Seite die Diamantbelagdicke größer,
als auf der stabilen Seite 7. Die Längen im Randbereich sind auf beiden Seiten gleich.
Um einen Materialausgleich und damit einen Spannungsausgleich zu erzielen ist jedoch
der Belag 5 auf der Seite 6 dünner als auf der Seite 7.
[0018] Es versteht sich, daß die Erfindung nicht beschränkt ist auf die Verwendung einer
Innenlochsäge zum Trennen eines monokristallinen Siliziumstabes, sondern ebenso Anwendung
finden kann für die Bearbeitung polykristalliner Materialien und anderer Stoffe als
Silizium wie beispielsweise auch Germanium.
1. Innenlochsäge, insbesondere zum Abtrennen dünner Scheiben von einem monokristallinen
Siliziumstab, bestehend aus einem dünnen in seiner Mitte mit einem Innenloch versehenen
Blatt, das im Randbereich des Innenloches einen Belag trägt, der aus Diamant- oder
Bornitridkörnern besteht, die in einer galvanischen Bindung gehalten sind, wobei der
Belag die innenliegende, zylindrische Umfangsfläche des Innenloches sowie die daran
angrenzenden Randabschnitte auf den beiden Außenseiten des Blattes bedeckt, dadurch
gekennzeichnet, daß die Dicke des Diamantbelages (5) auf der Seite (6) der abzutrennenden
Scheibe (2) größer ist als auf der anderen Außenseite des Blattes (3).
2. Innenlochsäge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gesamtanteile des
Diamantbelages (5) auf beiden Seiten des Blattes (3) gleich groß sind.
3. Innenlochsäge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke des Diamantbelages
(5) in einem verbreiterten Kopfbereich (9) auf der Seite (6) der abzutrennenden Scheibe
(2) größer ist als auf der anderen Seite des Blattes (3).
4. Innenlochsäge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Randbereich des
Diamantbelages (5) auf einer Außenseite (7) des Blattes breiter ist als auf der anderen
Außenseite (6) des Blattes.
5. Innenlochsäge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Randbereich des
Diamantbelages (5) auf einer Außenseite (6) des Blattes (3) dicker ist als auf der
anderen Außenseite (7) des Blattes.