[0001] Die Erfindung betrifft ein wässeriges Bad für das stromlose Abscheiden von Goldschichten,
das neben einem Reduktionsmittel und einem Stabilisator aus 2-Mercaptobenxothiazol
oder einem Derivat davon einen aus einer anionischen Gold(III)-Verbindung und einem
Komplexbildner in wässeriger Lösung gewonnenen Gold-Komplex enthält.
[0002] Obwohl eine Vielzahl stromloser Goldbäder bekannt ist, läßt sich ein zur Abscheidung
von spezielle Eigenschaften besitzenden Goldschichten geeignetes Bad häufig nur schwierig
oder gar nicht finden.
[0003] Zu den speziellen Eigenschaften, die zum Beispiel für elektronische Zwecke zu verwendende
Goldschichten aufweisen sollen, gehören unter anderem eine möglichst geringe Porosität,
Schichtdicken von etwa 0,5 bis 10 Mikrometer, eine feste Haftung auf der Unterlage
und gute Lötbarkeit und Bondbarkeit.
[0004] In der US-Patentschrift 3 032 436 wird ein Verfahren zum Abscheiden von Gold aus
einem Bad, das Kaliumgoldcyanid enthält und einen pH-Wert zwischen 3 und 12 besitzt,
beschrieben. Das bevorzugte Reduktionsmittel ist Hydrazinhydrat; jedoch ist auch die
Verwendung anderer Reduktionsmittel, zum Beispiel von Alkalimetallhydridoboraten,
Zuckern, Hydrochinonen und Alkalimetallhypophosphiten, möglich.
[0005] Aus der DE-PS 32 10 268 ist ein wässeriges alkalisches Bad zum stromlosen Abscheiden
von Goldüberzügen bekannt, das durch die Verwendung von Gold in Ford einer Gold(III)-Verbindung,
zum Beispiel Alkalimetallcyanoaurat(III), gekennzeichnet ist. Das Bad ist stabiler
und hat eine höhere Abscheidungsgeschwindigkeit als Gold(I)-Verbindungen enthaltende
Bäder. Es enthält neben der Gold(II)-Verbindung, einer Puffersubstanz und gegebenenfalls
einem organischen Komplexbildner (Chelatbildner), zum Beispiel Äthylendiamintetraessigsäure,
und/oder freiem Cyanid ein Alkylaminoboran, Alkalimetallboranat oder -cyanoboranat
als Reduktionsmittel.
[0006] Ein Gold als Gold(III)-Komplex mit Borat-, Carbonat-, Phosphat-, Pyro-phosphat-
oder Silicat-Liganden enthaltendes wässeriges alkalisches Bad für das stromlose Vergolden
wird in der DE-PS 32 47 144 beschrieben. Geeignete Stabilisatoren, die dem Bad zugesetzt
werden können, umfassen auch Mercaptane, zum Beispiel 2-Mercaptobenzothiazol. Als
Reduktionsmittel wird ein lösliches tert.-Amin-Boran oder das Diisopropylamin-Boran
verwendet. Das Bad wird durch Erhitzen einer die Gold(III)-Verbindung, zum Beispiel
Kaliumtetrachloroaurat(III), und den Liganden enthaltenden wässerigen Lösung und
Zusatz des Reduktionsmittels und des Stabilisators zu der Lösung, nachdem diese abgekühlt
ist, hergestellt.
[0007] Ein Gold sowohl als Gold(I)-Komponente als auch als Gold(III)-Komponente, zum Beispiel
Alkalimetallcyanoaurat(III), enthaltendes alkalisches Bad für das stromlose Abscheiden
von Gold, das stabil ist, bessere Abscheidungsraten ermöglicht und ergänzt werden
kann, ist aus der DE-PS 33 20 308 bekannt. Als Reduktionsmittel werden hierin Alkylaminborane,
Alkalimetallborhydride, Alkalimetallcyanoborhydride, Hydrazin oder Hyposulfit benutzt.
Dem Bad können, wenn eine größere Stabilität erforderlich ist, Alkalimetallcyanide
in einer Menge von 1 bis 20 g/l zugesetzt werden.
[0008] Aus der deutschen Patentanmeldung P 36 14 090.2 ein wässeriges alkalisches Bad für
das stromlose Abscheiden von Goldschichten bekannt, das Gold als Alkalimetallcyanoaurat(III),
einen organischen Komplexbildner, wie Äthylendiamintetramethylenphosphonsäure oder
1-Hydroxyäthan-1,1-diphosphonsäure, 2-Mercaptobenzothiazol oder ein Derivat davon
als Stabilisator und ein Gemisch aus mindestens zwei Reduktionsmitteln - eines davon
kann ein Hypophosphit sein - enthält und einen pH-Wert zwischen 8 und 14 besitzt.
[0009] Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Bad der eingangs charakterisierten Art zu finden,
das - ohne freies Cyanid zu enthalten - eine hohe Stabilität besitzt, und aus dem
sich mit möglichst konstanter Abscheidungsgeschwindigkeit für elektrische und elektronische
Zwecke geeignete Goldschichten abscheiden lassen. Die Stabilität des Bades soll -
bei Ergänzung entsprechend dem Verbrauch an Gold und der anderen Bad-Bestandteile
- so sein, daß das Dreifache der in dem Ansatz-Elektrolyten enthaltenen Gold-Menge
abgeschieden werden kann.
[0010] Das die Lösung der Aufgabe darstellende Bad ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet,
daß es den durch mindestens 24 Stunden langes Stehenlassen der wässerigen Lösung eines
Alkalimetallcyanoaurats(III) und von Äthylendiamintetramethylenphosphonsäure oder
1-Hydroxyäthan-1,1-diphosphonsäure als Komplexbildner bei Raumtemperatur gewonnenen
Gold-Komplex enthält und einen Arbeits-pH-Wert zwischen 0,2 und 1,8 besitzt.
[0011] Vorteilhafterweise wird die wässerige Lösung vor dem Stehenlassen bei Raumtemperatur
auf etwa 80 °C erhitzt und besitzt das Bad eine Arbeitstemperatur zwischen 85 und
100 °C.
[0012] Besonders bewährt hat es sich, wenn die wässerige Lösung 0,5 - 15 g/l, vorzugsweise
1- 10 g/l Gold als Alkalimetallcyanoaurat(III) und 2,5 - 45 g/l, vorzugsweise 7,5
- 20 g/l des Komplexbildners enthält.
[0013] Aus dem Bad gemäß der Erfindung lassen sich feinkristalline Goldschichten auf Metalle,
zum Beispiel Nickel und Kupfer, und auf durch geeignete, zum Stand der Tecknick gehörende
Vorbehandlung mit einer katalytisch aktivierten Oberfläche versehene Nichtmetalle,
zum Beispiel Keramik und Kunststoff, abscheiden. Die Abscheidungsgeschwindigkeit ist
im Bereich von 1 - 1 µm/h praktisch konstant.
[0014] Überraschenderweise besitzen die Goldschichten eine hohe Haftfestigkeit, einen regelmäßigen
Schichtaufbau und ein ausgezeichnete Lötbarkeit und Bondbarkeit.
[0015] Sie eignen sich besonders für elektronische Zwecke, zum Beispiel zum Vergolden von
Leiterrahmen ("leadframes"), Chip-Trägern, Leiterplatten, der Leiterbahnen von Hybridschaltungen
und der Innenwandungen von Hohlkörpern, zum Beispiel Hohlröhren.
[0016] Das Bad läßt sich auf einfache Weise während des Betriebes durch kontinuierliche
Zugabe wässeriger Lösungen, welche die das Bad bildenden Stoffe, jedoch in geringerer
Konzentration als dort, enthalten, ergänzen. Die der Ergänzung des Bades dienenden
Stoffe werden in der abgeschiedenen Goldmenge entsprechenden Mengen zugegeben. Bei
eintsprechender Ergänzung läßt sich das Dreifache der in einem neu angesetzten Bad
enthaltenen Gold-Menge abscheiden.
[0017] Unter Alkalimetallcyanoaurat(III) wird das Cyanoaurat(III) eines geeigneten Alkalimetalls
oder das Ammoniumcyanoaurat(III) verstanden; besonders bewährt hat sich das Umsetzungsprodukt
der Äthylendiamintetramethylenphosphonsäure beziehungsweise der 1-Hydroxyäthan-1,1-diphosponsäure
mit den Kaliumcyanoaurat (III).
[0018] Als Reduktionsmittel haben sich Hypophospite, besonders die Alkalimetallhypophospite,
bewährt; bevorzugt wird die Natriumverbindung.
[0019] Die Menge des Reduktionsmittels ist abhängig von dem Gold-Gehalt des Bades und wird
so gewählt, daß ein kontinuierlicher Aufbau der Goldschicht in definierter Schichtdicke
erfolgt.
[0020] Als besonders wirkungsvoller Stabilisator für das Bad gemäß der Erfindung hat sich
neben dem 2-Mercaptobenzothiazol selbst die 2-Mercaptobenzothiazol-S-propansulfonsäure
in Form ihrer Alkalimetallsalze, vorzugsweise des Natriumsalzes, erwiesen. Die wirksame
Menge des Stabilisators beträgt 0,01 - 150 mg/l.
[0021] Zur Einstellung des pH-Werts der wässerigen Lösung auf etwa 0,5 - 0,8 und des Arbeits-pH-Werts
des Bades wird vorzugsweise Salzsäure benutzt.
[0022] Für manche Anwendungszwecke hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn das Bad ein
Netzmittel, vorzugsweise in einer Menge von 0,1 bis 5 g/l, enthält. Ein geeignetes
Netzmittel ist zum Beispiel das Natriumdodecylätherphosphat, als Forlanon (eingetragenes
Warenzeichen der Firma Henkel, Düsseldorf) im Handel.
[0023] Zur näheren Erläuterung werden in den folgenden Beispielen Bäder gemäß der Erfindung,
ihre Zubereitung und das Abscheiden von Goldschichten daraus beschrieben.
Beispiel 1
[0024] 15 g/l Äthylendiamintetramethylenphosphonsäure werden in 800 ml dest. Wasser bei
einer Temperatur von 80 °C gelöst; dann werden 2 g/l Gold als Kaliumcyanoaurat(III)
zugegeben. Der pH-Wert wird mit 50 ml/l Salzsäure (32 prozentig) unter Zuhilfenahme
einer pH-Elektrode auf 0,55 eingestellt. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wird
die Lösung auf 1 1 aufgefüllt und 24 Stunden land stehengelassen.
[0025] Nach dem Aufheizen auf Arbeitstemperatur von 92 - 97 °C werden 5 ml/l Stabilisator
aus einer 1 1-Lösung mit 200 mg/l 2-Mercaptobenzothiazol-S-propansulfonsaurem Natrium
mit Hilfe einer Pipette und 5 ml/l Forlanon (eingetragenes Warenzeichen der Firma
Henkel, Düsseldorf, für das Netzmittel Natriumdodecylätherphosphat) und danach 0,5
ml/l Reduktionsmittel aus einer 1 1-Lösung mit 100 g/l Natriumhypophosphit mit Hilfe
einer Pipette zugegeben.
[0026] Das fertige Bad mit einem pH-wert von etwa 0,5 enthält
15 g/l Äthylendiamintetramethylenphosphonsäure,
2 g/l Gold als Kaliumcyanoaurat(III),
50 ml/l HC1, 32 %ig,
1 mg/l 2-Mercaptobenzothiazol-S-propansulfonsaures Natrium,
3 g/l Forlanon und
50 mg/l Natriumhypophosphit.
[0027] Aus dem Bad werden in 15 Minuten auf stromlos erzeugten Nickelüberzügen gleichmäßige,
haftfeste, porenarme und ausgezeichnet lötbare und bondbare Goldschichten in einer
Dicke von 0,6 - 0,8 µm abgeschieden. Auf stromlos erzeugten Goldüberzügen werden in
15 Minuten 0,5 µm dicke und in 60 Minuten 0,9 - 1,4 µm dicke Goldschichten erhalten.
[0028] Die Abscheidung ist in dem beobachteten Zeitraum sehr gleichmäßig und erfolgt nur
auf den für die Vergoldung bestimmten Oberflächen. Eine Wildabscheidung, zum Beispiel
auf den Wandungen des das Bad enthaltenden Behälters, tritt nicht auf.
Beispiel 2
[0029] 30 g/l 1-Hydroxyäthan-1,1-diphosphonsäure werden mit 800 ml dest. Wasser verdünnt;
dann werden 4 g/l Gold als Kaliumcyanoaurat(III) zugegeben. Der pH-Wert wird elektrometrisch
mit Salzsäure (32 prozentig) auf 0,6 eingestellt und die Lösung auf 1 1 aufgefüllt
und 24 Stunden lang stehengelassen. Dann werden 2 ml/l Stabilisator aus 1 1-Lösung
mit 100 mg/l 2-Mercaptobenzothiazol und 0,5 ml/l Reduktionsmittel aus einer 1 1-Lösung
mit 100 g/l Natriumhypophosphit, jeweils mit Hilfe einer Pipetter, zugegeben.
[0030] Das fertige Bad mit einem pH-Wert von etwa 0,6 enthält
30 g/l 1-Hydroxyäthan-1,1-diphosphonsäure,
4 g/l Gold als Kaliumcyanoaurat(III),
10 ml/l HCl, 32 %ig,
0,2 mg/l 2-Mercaptobenzothiazol und
50 mg/l Natriumhypophosphit.
[0031] Das Bad wird nun zur Abscheidung von Goldschichten auf eine Arbeitstemperatur von
92 - 97 °C gebracht.
[0032] In 15 Minuten werden auf stromlos erzeugten Nickelüberzügen 0,5 - 0,6 µm dicke Goldschichten
abgeschieden.
[0033] Auf stromlos erzeugten Goldüberzügen werden in 15 Minuten 0,4 µm dicke und in 60
Minuten 1,4 - 1,5 µm dicke Goldschichten erhalten.
[0034] Die Abscheidung ist in dem beobachteten Zeitraum sehr gleichmäßig und erfolgt nur
auf den für die Vergoldung bestimmten Oberflächen. Eine Wildabscheidung, zum Beispiel
auf den Wandungen des das Bad enthaltenden Behälters, tritt nicht auf.
1. Wässeriges Bad für das stromlose Abscheiden von Goldschichten, das neben einem
Reduktionsmittel und einem Stabilisator aus 2-Mercaptobenzothiazol oder einem Derivat
davon einen aus einer anionischen Gold(III)-Verbindung und einem Komplexbildner in
wässeriger Lösung gewonnen Gold-Komplex enthält, dadurch gekennzeichnet, daß es den
durch mindestens 24 Stunden langes Stehenlassen der wässerigen Lösung eines Alkalimetallcyanoaurats(III)
und von Äthylendiamintetramethylenphosphonsäure oder 1-Hydroxyäthan-1,1-diphosphonsäure
als Komplexbildner bei Raumtemperatur gewonnen Gold-Komplex enthält und einen Arbeits-pH-Wert
zwischen 0,2 und 1,8 besitzt.
2. Bad nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige Lösung vor dem Stehenlassen
bei Raumtemperatur auf etwa 80 °C erhitzt wird.
3. Bad nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es eine Arbeitstemperatur
zwischen 85 und 100 °C besitzt.
4. Bad nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige
Lösung 0,5 - 15 g/l Gold als Alkalimetallcyanoaurat(III) und 2,5 - 45 g/l des Komplexbildners
enthält.
5. Bad nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige Lösung 1 - 10 g/l
Gold als Alkalimetallcyanoaurat(III) und 7,5 - 20 g/l des Komplexbildners enthält.
6. Bad nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige
Lösung sauer ist.
7. Bad nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige Lösung salzsauer
ist.
8. Bad nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Reduktionsmittel
ein Hypophosphit ist.
9. Bad nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige
Lösung Kaliumcyanoaurat(III) und Äthylendiamintetramethylenphosphonnsäure enthält
und das Reduktionsmittel Natriumhypophosphit und der Stabilisator das Natriumsalz
der 2-Mercaptobenzothiazol-S-propansulfonsäure ist.
10. Bad nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige
Lösung Kaliumcyanoaurat(III) und 1-Hydroxyäthan-1,1-diphosphonsäure enthält und das
Reduktionsmittel Natriumhypophosphit und der Stabilisator 2-Mercaptobenzothiazol ist.