[0001] Die Erfindung betrifft ein Waffenrohr eines Kampfpanzers. Das Waffenrohr von Kampfpanzern
wird beim Abfeuern von Geschossen erwärmt. Das erwärmte Rohr stellt für Wärmebildgeräte
ein sehr deutlich erkennbares Objekt dar. Die IR-Signatur eines Kampfpanzers mit
warmgeschossenem Waffenrohr ist daher besonders markant. Deshalb ist es wünschenswert,
die Oberfläche des Waffenrohrs nach dem Schießen möglichst rasch wieder auf die Umgebungstemperatur
abzukühlen oder von vornherein zu verhindern, daß die Oberflächentemperatur beim Schießen
stark ansteigt.
[0002] Bei Sonneneinstrahlung wird das Waffenrohr einseitig aufgewärmt. Durch die einseitige
Erwärmung biegt sich das Rohr soweit, daß eine Ablage zwischen den optischen Achsen
der Zieleinrichtung und der tatsächlichen Schußrichtung entsteht. Zur Verhinderung
der Rohrverbiegung sollte das Rohr weitgehend von der Sonneneinstrahlung abgeschirmt
werden. Und die restliche auf den Rohrkörper gelangende Wärmemenge muß über den Rohrumfang
gleichmäßig verteilt werden.
[0003] Durch die eigentliche Funktion des Waffenrohrs ergeben sich besondere Schwierigkeiten
bei der Lösung der gestellten technischen Aufgabe. So müssen alle am Rohr befestigten
Vorrichtungen die großen Kräfte aushalten, die beim Rücklauf des Rohres auftreten.
Die Rücklaufbeschleunigung liegt bei der 120 mm Glattrohrkanone des Leopard 2 in der
Größenordnung 300 g. Der Rohrrücklauf beträgt ca. 0,3 m. Auf dieser Länge muß das
Rohr in den vorgesehenen Führungen frei beweglich sein. Auf der frei aus dem Turm
herausragenden Rohrlänge ist die Rauchabsaugvorrichtung muffenförmig aufgeschoben.
Diese stellt für jegliche Kühlvorrichtung ein Hindernis dar, das umgangen oder überbrückt
werden muß. Nach Möglichkeit ist der Rauchgasabsauger in die Kühlung einzubeziehen.
[0004] Es ist ein Waffenrohr eines Kampfpanzers bekannt, das Isolierrohre aus glasfaserverstärktem
Kunststoff trägt. Dadurch wird zwar die Temperatur der Außenfläche und damit die IR-Wärmestrahlung
bei warmgeschossenem Rohr verringert, und bei Sonneneinstrahlung halten die GFK-Isolierrohre
einen Teil der eingestrahlten Wärme vom Waffenrohr selbst ab. Die Wärmeisolierung
durch die GFK-Rohre reicht aber weder für die IR-Tarnung des warmgeschossenen Rohres
noch zur Verhinderung von Rohrverbiegungen bei Sonneneinstrahlung aus. Auch die Probleme,
die bei der mechanischen Befestigung der GFK-Rohre am Waffenrohr auftreten, sind noch
nicht vollständig gelöst.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Waffenrohr eines Kampfpanzers
vorzuschlagen, das sich durch eine fühlbare Verringerung der IR-Signatur auszeichnet
und bei dem eine Rohrverbiegung bei Sonneneinstrahlung weitgehend oder vollständig
vermieden wird.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist die Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß an der Außenfläche
des Waffenrohres Kühlkanäle vorgesehen sind, die sich gleichmäßig über den Umfang
sowie über die Länge des Waffenrohres erstrecken.
[0007] Die Kühlkanäle werden üblicherweise über ein Gebläse mit Kühlluft beschickt. Sie
erstrecken sich in vorteilhafter Weise in Wendeln um das Waffenrohr, obgleich auch
ein Kranz von achsparallelen Kühlkanälen zu diesem Zweck vorgesehen sein kann.
[0008] Bei einer möglichen Ausführungsform werden diese Kühlkanäle von unmittelbar in die
Rohrwand eingebrachten Nuten gebildet, die von einem über das Waffenrohr geschobenen
dünnwandigen Rohr nach außen abgeschlossen werden. Das Waffenrohr mit den eingeschnittenen
Nuten kann vor dem Aufziehen des Außenrohres mit einer wärmeisolierenden Schicht
überzogen werden. Diese Schicht könnte z. B. aus Keramik bestehen, die mit einem Plasmaspritzverfahren
aufgesputtert worden ist.
[0009] In einer anderen Ausführungsform werden die Kühlkanäle aus wendelförmig auf das Rohr
aufgebrachten Stützstegen und einem darübergeschobenen dünnwandigen Rohr gebildet.
Auf dem Waffenrohr kann dabei zunächst noch eine Schicht geringer Wärmeleitfähigkeit
aufgebracht werden.
[0010] Eine weitere Möglichkeit zur Bildung von wendelförmig um das Waffenrohr herumlaufenden
Kühlkanälen besteht darin, auf das Waffenrohr ein Außenrohr mit in die Innenfläche
eingeschnittenen wendelförmigen Nuten aufzuschieben. Auch dabei kann auf das Waffenrohr
zunächst eine wärmeisolierende Schicht aufgebracht werden.
[0011] Durch die in Wendeln um das Rohr verlaufenden Kühlkanäle wird von einem im Innern
des Turms oder außen an der Waffenwiege installierten Gebläse Außenluft von hinten
nach vorn geblasen oder von vorn nach hinten gesaugt.
[0012] Bei einer Isolierschicht zwischen den Kühlkanälen und dem Waffenrohr kann die äußere
Rohrabdeckung gekühlt oder auf Außentemperatur temperiert werden, während das Waffenrohr
noch warm bleibt.
[0013] Dadurch, daß die Kühlkanäle in Wendeln um das Rohr herumge führt werden, wird erreicht,
daß z. B. von der Sonne einseitig eingestrahlte Wärmeenergie gleichmäßig auf den
Umfang verteilt wird.
[0014] Bei Sonneneinstrahlung bewirkt eine Isolierschicht zwischen Kühlkanälen und Waffenrohr,
daß die eingestrahlte Wärmeenergie von der durch die Kühlkanäle geblasenen Luft abgeführt
wird, ohne die Wand des Waffenrohrs selbst zu erwärmen.
[0015] Der Anschluß der Kühlkanäle an das Gebläse ist über eine Verteilerkammer am hinteren
Ende des Rohres vorgesehen. Dabei kann die Verteilerkammer teleskopartig ausgebildet
sein, so daß sie sich dem Rücklauf des Rohres entsprechend zusammenschieben kann.
Die Verteilerkammer kann zu diesem Zweck auch insgesamt aus flexiblem Material gebildet
werden. Eine flexible Schlauchverbindung zwischen Verteilerkammer und Gebläse sorgt
nötigenfalls dafür, daß das Gebläse an einer Stelle montiert sein kann, an der es
beim Rohrrücklauf nicht mitbewegt wird.
[0016] Die Überbrückung des Rauchabsaugers des Waffenrohres ist ebenfalls mittels einer
oder mehrerer Zwischenkammern möglich. Dabei kann der Rauchabsauger nach vorne vom
Waffenrohr heruntergeschoben werden, ähnlich wie es bei bekannten Waffenrohren für
Reinigung oder Instandsetzung vorgesehen ist. Der Bereich des Rauchabsaugers ist dabei
in die Kühlung einbezogen.
[0017] Mit der erfindungsgemäßen Lösung der gestellten technischen Aufgabe werden gegenüber
dem Stand der Technik folgende Fortschritte erzielt:
- Die Kühlkanäle bilden mit der Außenfläche des Waffenrohres eine konstruktive
Einheit. Die Konstruktionselemente Waffenrohr, Isolierschicht, Stützstege, Außenhaut
sind über die gesamte Rohrlänge an ihren Kontaktflächen miteinander verbunden. Die
beim Rohrrücklauf auftretenden Trägheitskräfte sind gleichmäßig über die Verbindungsflächen
verteilt. Es gibt keine einzelnen Befestigungsstellen, die großen mechanischen Kräften
unterliegen.
- Die in Wendeln um das Waffenrohr herumgeführten Kühlkanäle bewirken eine gleichmäßige
Temperierung des Waffenrohrs über den Umfang. Eine Verbiegung des Waffenrohrs durch
einseitige Erwärmung oder Abkühlung wird dadurch vermieden.
- Die Isolierschicht zwischen dem Waffenrohr und den Kühlkanälen macht es möglich,
die Außenhaut auf die Umgebungstemperatur zu bringen oder auf Umgebungstemperatur
zu halten, ohne nach jedem Schuß die gesamte im Rohr gestaute Wärmeenergie rasch abführen
zu müssen.
- Bei Sonneneinstrahlung bewirkt die Isolierschicht, daß die eingestrahlte Wärmeenergie
von der Kühlluft abgeführt werden kann, bevor sie einseitig in die Wand des Waffenrohrs
gelangt.
- Die Verteilerkammer am hinteren Rohrende, über welche die Kühlkanäle mit Luft
beschickt werden, ermöglicht durch ihre Ausbildung als Teleskop oder ihre Ausstattung
mit flexiblen Wänden einen ungehinderten Rohrrücklauf. Das Gebläse kann z. B. am Rohrlager
montiert werden, so daß es nicht den Beschleunigungskräften beim Rohrrücklauf unterworfen
ist.
- Verteilerkammern ermöglichen es, den Rauchabsauger in die Kühlung einzubeziehen,
ohne seine Funktion zu stören und seine Demontage zu Wartungszwecken zu behindern.
[0018] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert,
aus denen sich weitere wichtige Merkmale ergeben. Es zeigt:
Fig. 1 einen Querschnitt durch eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Waffenrohres;
Fig. 2 einen Längsschnitt durch das Waffenrohr nach Fig. 1;
Fig. 3 einen Querschnitt durch eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Waffenrohres;
Fig. 4 einen Längsschnitt durch dieses Waffenrohr mit angedeuteten, wendelförmigen
Kühlkanälen;
Fig. 5 eine teilweise geschnittene und schematische Seitenansicht eines Waffenrohres
mit Rohrlager und weiteren Bauteilen;
Fig. 6 einen schematisierten Längsschnitt durch ein Waffenrohr nach der Erfindung
mit Rauchabsauger;
Fig. 7 einen Schnitt längs der Linie A-Aʹ von Fig. 6.
[0019] Zunächst sei anhand der Fig. 1 und 2 der grundsätzliche Aufbau dieser ersten Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Waffenrohres näher erläutert. Dieses besteht aus einer Wand
1, in dessen Außenfläche sich wendelförmig um den Umfang des Waffenrohres erstreckende
Kühlkanäle 2 geschnitten sind. Bei dieser Ausführungsform werden die Kühlkanäle von
unmittelbar in die Rohrwand eingebrachten Nuten gebildet. Die Kühlkanäle werden von
einem über das Waffenrohr geschobenen, dünnwandigen Rohr 3 nach außen abgeschlossen.
[0020] Das Waffenrohr mit den eingeschnittenen Nuten kann vor dem Aufziehen des Außenrohres
3 mit einer wärmeisolierenden Schicht 4 überzogen werden. Diese Schicht besteht beispielsweise
aus Keramik, die mit einem Plasmaspritzverfahren aufgesputtert worden ist.
[0021] Bei der in den Fig. 3 und 4 gezeigten Ausführungsform werden die Kühlkanäle 2 aus
wendelförmig auf das Rohr aufgebrachten Stützstegen 5 und dem darüber geschobenen
dünnwandigen Rohr 3 gebildet. Auch hier ist wiederum eine wärmeisolierende Schicht
4 vorgesehen, die sich auch bei dieser Ausführungsform vorzugsweise an der Innenseite
der Kühlkanäle 2 befindet. In Fig. 4 sind die wendelförmigen Kühlkanäle bei Pos. 2
angedeutet.
[0022] Fig. 5 zeigt den Anschluß der Kühlkanäle 2 an ein Gebläse 6. Hierzu ist eine Luftverteilerkammer
7 vorgesehen, die teleskopartig in Richtung des Doppelpfeiles 8 ausziehbar bzw. einfahrbar
ist, so daß sie sich beim Rücklauf des Rohres entsprechend zusammenschieben kann.
Die Verteilerkammer kann zu diesem Zweck auch aus flexiblem Material nach Art eines
Balges gebildet sein. Eine flexible Schlauchverbindung 9 zwischen der Verteilerkammer
und dem Gebläse sorgt nötigenfalls dafür, daß das Gebläse an einer Stelle montiert
werden kann, an der es beim Rohrrücklauf (siehe Pfeil 10) nicht mitbewegt wird.
[0023] Aus Fig. 5 wird somit deutlich, daß das mit Druckluft oder Saugluft arbeitende Gebläse
die Luft über entsprechende Einlaßöffnungen an der vorderen Stirnwand der Verteilerkammer
7 durch die Kühlkanäle 2 drückt oder saugt. Die Kühlkanäle sind zu diesem Zweck am
vorderen Ende des Waffenrohres offen und stehen mit der Atmosphäre in Verbindung.
Die Teleskopverbindung der Verteilerkammer 7 trägt die Pos. Ziffer 11.
[0024] Fig. 6 und 7 zeigen einen auf das Waffenrohr aufgeschobenen Rauchabsauger mit einem
Gehäuse 12. Der Zwischenraum zwichen dem Außenrohr 14 und dem Gehäuse des Rauchabsaugers
wird ebenfalls von der Kühlluft durchströmt. Das Außenrohr 14 bildet also eine Zwischenkammer
zur Überbrückung des Rauchabsaugers. Das Außenrohr 14 ist ein vom eigentlichen Rauchabsauger
12 unabhängiges, zusätzliches Bauteil. Es ist ersichtlich, daß die Kühlluft in Richtung
der Pfeile 13 an der Innenseite des Außenrohres 14 vorbeistreicht, wodurch bei Beibehaltung
der Kühlwirkung der Rauchabsauger 12 gewissermaßen überbrückt wird. Hierzu dient ein
von der Kühlluft durchströmter Ringraum 15 zwischen dem Gehäuse des Rauchabsaugers
12 und dem Außenrohr 14. Der Bereich des Rauchabsaugers ist damit in die Kühlung einbezogen.
[0025] Fig. 7 zeigt zusätzlich Längsstege 16, die zur Abstützung des eigentlichen Rauchabsaugers
am Waffenrohr dienen, und Längsstege 17, die das Außenrohr 14 gegen das Gehäuse 12
des Rauchabsaugers abstützen.
[0026] Es ist ersichtlich, daß das Außenrohr 14 und der Rauchabsauger 12 nacheinander nach
vorme vom Waffenrohr abgeschoben werden können, ähnlich wie dies bei den bekannten
Waffenrohren mit Rauchabsaugern für Reinigungs- oder Instandsetzungsarbeiten vorgesehen
ist.
1. Waffenrohr eines Kampfpanzers, dadurch gekennzeichnet, daß an der Außenfläche des Waffenrohres Kühlkanäle (2) vorgesehen sind, die sich
gleichmäßig über den Umfang sowie über die Länge des Waffenrohres erstrecken.
2. Waffenrohr nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlkanäle (2) in Wendeln um das Waffenrohr herumlaufen.
3. Waffenrohr nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlkanäle (2) aus in die Außenfläche des Waffenrohres geschnittenen Nuten
(Außenzüge) mit einem darübergezogenen Außenrohr (3) ausgebildet sind.
4. Waffenrohr nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlkanäle (2) aus Stützstegen (5) mit einem darübergezogenen Außenrohr
(3) gebildet sind.
5. Waffenrohr nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlkanäle (2) durch eine auf das Waffenrohr aufgeschobenes Außenrohr (3)
mit in dessen Innenfläche eingeschnittenen Nuten (Innenzüge) ausgebildet sind.
6. Waffenrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine ringsum verlaufende wärmeisolierende Schicht (4) an der Innenseite der
Kühlkanäle (2) auf das Waffenrohr aufgebracht ist.
7. Waffenrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlkanäle (2) über eine am hinteren Ende des Waffenrohrs angebrachte Luftverteilerkammer
(7) mit Kühlluft beschickt werden.
8. Waffenrohr nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Verteilerkammer (7) teleskopartig ausgebildet ist.
9. Waffenrohr nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Verteilerkammer (7) mit flexiblen Wänden versehen ist.
10. Waffenrohr nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Kühlluftgebläse (6) mit der Luftverteilerkammer (7) über eine flexible
Leitung (9) verbunden ist und daß das Kühlluftgebläse (6) an einer Stelle montiert
ist, die dem Rohrrücklauf nicht unterworfen ist.
11. Waffenrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Rauchabsauger des Waffenrohrs mittels eines von Kühlluft durchströmten Ringraums
(15) überbrückt ist.