[0001] Die Erfindung betrifft eine Zieheinrichtung für eine Presse der gattungsbildenden
Art.
[0002] Um zu verhindern, daß die Druckwange in einer mit einer Zieheinrichtung ausgerüsteten
Presse dem Ziehstößel nach dem Umformen direkt nachläuft, sind für den Auswerfer der
Werkstücke und das Festhalten der Werkstücke während des Ziehens verschiedene Druckzylindersysteme
vorhanden, die in unterschiedlichen Bereichen an der Druckwange angreifen.
[0003] Eine solche Zieheinrichtung ist in der DE 35 05 984 Al beschrieben. Hierbei sind
die verschiedenen Einzelfunktionen der Zieheinrichtung wie Steuern des Blechhalterdrucks,
Steuern der Blechhalteraufwärtsbewegung, Steuern der Auswerferbewegung und des Endlagenanschlags
voneinander unabhängig einstellbar und steuerbar. Die Zieheinrichtung weist Druckzylinder
für die Blechhaltung bei dem Ziehen und Druckzylinder für das Auswerfen der Werkstücke
auf sowie eine in dem Pressentisch geführte und durch die Druckzylinder bewegbare
und abgestützte Druckwange. Nach dem Arbeitshub des Ziehstößels kommen Nachlaufregeleinrichtungen
zur Wirkung für einen zeitlich unabhängigen Hochlauf von Auswerfer- und Ziehkolbenstangen.
Die Ziehkolbenstangen sind hierfür von der Unterseite der Druckwange lösbar.
[0004] Bei dem Arbeitshub des Ziehstößels der Presse wird zunächst das in das Werkzeug eingelegte
Blech durch den Ziehring gegen dem Blechhalter gedrückt und danach zusammen mit dem
Blechhalter entgegen der von der Zieheinrichtung aufgebrachten Haltekraft verschoben.
Neben der von der Zieheinrichtung aufzubringenden haltekraft muß der Ziehstößel auch
die Massenträgheitskräfte, die durch die Beschleunigung der beweglichen Massen von
Blechhalter und Zieheinrichtung zum Anfang der Verformung zur Wirkung kommen, überwinden.
[0005] Zur Vermeidung dieser schlagartig auftretenden Belastung auf den Ziehstößel ist es
bei der Zieheinrichtung nach der EP 0 074 421 A1 bekannt, die mehrere Druckstangen
für den Blechhalter tragende Druckwange über eine druckmittelbeaufschlagbare Kolbenstange
eines pressenfesten Druckzylinders zu bewegen. Die Kolbenstange ist mit einem Druckkolben
wirkverbunden, der eine in Ziehrichtung beaufschlagbare Wirkfläche aufweist. Die Wirkfläche
ist über eine stößelwegabhängig arbeitende Steuerung direkt aus einem Druckspeicher
beaufschlagbar, so daß hierdurch vor dem Aufsetzen des Ziehstößels auf den Blechhalter
dieser in Ziehrichtung vorbeschleunigbar ist. Die Bewegung der Kolbenstange der Zieheinrichtung
in der Vorbeschleunigungsphase ist zeitgesteuert und läßt eine Vorbeschleunigung von
getrennt angeordneten und wirkenden Zieh- und Auswerferkolben nicht erkennen.
[0006] Demgegenüber ist es Aufgabe der Erfindung, die Vorbeschleunigung der Kolbenstangen
für den Blechhalterdruck und den Auswerferbetrieb in Ziehrichtung über gezielt vorgegebene,
dosierte Mengen an Hydraulikflüssigkeit zu steuern und den Nachlauf an Hydraulikflüssigkeit
während der Weiterbewegung der Kolbenstangen in Ziehrichtung aus einem Reservoir
zu steuern.
[0007] Diese Aufgabe wird gelöst durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angegebene Lösung.
Die Merkmale der weiteren Ansprüche beinhalten bevorzugte Ausgestaltungen.
[0008] Von besonderem Vorteil hierbei ist die mengenmäßige Steuerung der Vorbeschleunigung
der Kolbenstangen in Ziehrichtung und die über ein im Querschnitt veränderbares Wegeventil
beeinflußbare Vorsteuerung über einen Vorbeschleunigungszylinder. Die synchrone Vorbeschleunigung
ist durch die Trennung der Druckräume voneinander gewährleistet. Es werden Druckschwingungen
zwischen dem Blech und dem Blechhalter unterbunden. Das Blech wird bereits im Beginn
der Ziehphase gleichmäßig gehalten.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung
erläutert.
[0010] Dabei zeigen
Fig. 1 einen Vertikalschnitt durch die Zieh-, Auswerfer- und Vorbeschleunigungseinrichtungen
und
Fig. 2 ein Diagramm der Ziehstößel- und Blechhalterbewegung.
[0011] Die Zieheinrichtung in Fig. 1 weist eine Anzahl an Druckzylindern 3 für die Blechhaltung
und zumindest einen Druckzylinder 5 für das Auswerfen des jeweils geformeten Werkstücks
auf. Die Druckzylinder 3 und 5 sind über eine Konsole 8, die Teil des Pressentisches
sein kann, gehalten und wirken über ihre Kolbenstangen 4 und 31 von unten auf die
Druckwange 1. Die Kolbenstangen 4 sind von der Unterseite der Druckwange 1 für den
Auswerferbetrieb lösbar. Mit 30 bzw. 32 sind Kugelpfannen angedeutet. Oberhalb der
Druckwange 1 sind Druckstangen 2 gezeigt, die in das Ziehwerkzeug auf dem Pressentisch
eingreifen und gegen den Blechhalter bzw. ein Auserferelement gelegt sind. Die Kolbenstangen
4 bzw. 31 sind nach unten verlängert und reichen bis in jeweils einen zusätzlichen
weiteren Druckzylinder 6 bzw. 7. Im Hinblick auf die unterschiedlich aufzubringenden
Druckkräfte in den Kolbenstangen 31, 4 bei dem Ziehen sind die Durchmesser der mit
den Kolbenstangen 31, 4 mitgeführten Kolben 22 bzw. 23 unterschiedlich groß, wenn
z.B. gleiche Druckverhältnisse in den Druckzylindern 6, 7 herrschen sollen. Oberhalb
jedes der Druckkolben 22, 23 ist jeweils ein Druckraum 36 bzw. 9 vorgesehen, bei
deren Druckbeaufschlagung die eigentliche Wirkfläche 33 bzw. 34 jedes Kolbens 22,
23 und somit die Kolbenstangen 31, 4 in Ziehrichtung 37 bewegt werden. Anschläge 25
begrenzen die Bewegung der Kolbenstangen 31, 4 in der Aufwärtsbewegung. Der Druckraum
36 oberhalb des Kolbens 22 steht einerseits über eine Druckleitung 10 mit einem Druckmengenraum
18 in einem pressenfesten Vorbeschleunigungszylinder 13 in Fließverbindung. Andererseits
ist eine Nachlaufleitung 12 in den Druckraum 36 geführt, aus der bei auftretendem
Saugdruck in dem Druckraum 36 Hydraulikflüssigkeit nachfließen kann. Die Druckräume
9 in den Druckzylindern 7 stehen getrennt voneinander einerseits über Druckleitungen
11 mit je einem Druckmengenraum 19 in dem Vorbeschleunigungszylinder 13 in Fließverbindung.
Andererseits ist je eine Nachlaufleitung 12 in die Druckräume 9 geführt, aus der
bei auftretendem Saugdruck in den Druckräumen 9 Hydraulikflüssigkeit nachfließen
kann. Der Nachfluß von Hydraulikflüssigkeit aus einem Druckspeicher in die Druckräume
36 und 9 wird jeweils über ein drosselndes Wegeventil bewerkstelligt. Das Wegeventil,
das ein sog. Prop-Ventil sein kann, wird in Abhängigkeit von der Stellung bzw. Bewegung
des Ziehstößels in die Offen-Stellung gesteuert.
[0012] In die Druckmengenräume 18, 19 tauchen Druck- oder Plungerkolben 16, 17, die mit
einem Druckkolben 15 starr verbunden sind. Dem Druckkolben 15 ist ein Druckraum 14
zugeordnet, dem aus einem Druckspeicher 21 bei Schaltung eines Ventils 20 Hydraulikflüssigkeit
unter ho hem Druck zugeführt wird. Das Ventil 20 ist gleichfalls ein drosselndes
Wegeventil und die Ansteuerung erfolgt gleichfalls beispielsweise von der Pressensteuerung
aus über die Steuerleitung 35 in Abhängigkeit von der Stellung bzw. Bewegung des
Ziehstößels.
[0013] Die zeitliche Steuerung des Wegeventils 20 in der Druckleitung zu dem Druckraum 14
des Vorbeschleunigungszylinders 13 und des Wegeventils in der Nachlaufleitung 12
in die Druckräume 36, 9 ist anhand der Fig. 2 zu erläutern. Die Bewegungscharakteristik
des Ziehstößels, aufgetragen über dem Drehwinkel, zeigt Kurve 26. Während des Arbeitshubes
des Ziehstößels ist der Blechhalter mit dem auf diesem aufliegenden, in ein Werkstück
umzuformenden Blech in Ziehrichtung 37 vorzubeschleunigen (Kurve 27) durch Öffnen
des Wegeventils 20 in der Druckleitung zu dem Druckraum 14 im Vorbeschleunigungszylinder
13. Durch die Bewegung der Druckkolben 16, 17 in den Druckmengenräumen 18, 19 wird
eine gezielte Menge Hydraulikflüssigkeit über die Druckleitungen 10, 11 in die Druckräume
36, 9 bewegt, so daß die Druckkolben 22, 23 in Ziehrichtung 37 beschleunigt werden.
Die Vorbeschleunigungsphase 28 geht mit dem Auftreffen des Ziehstößels mit Ziehring
auf dem Blech in eine Saugphase 29 für die Druckräume 36, 9 über. Hierzu sind die
Wegeventile in den Nachlaufleitungen 12 zu den Druckräumen 36, 9 zu öffnen. Die Saugphase
in den Druckräumen 36, 9 endet mit der Umkehr der Bewegung des Ziehstößels und dem
gesteuerten Hochbringen der Druckwange 1.
[0014] Um eine gleiche Vorbeschleunigung aller Kolbenstangen 31, 4 zu erreichen, sind die
Durchmesser der Kolben 17, 16 in den Druckmengenräumen 18, 19 in Verhältnis der Wirkflächen
33, 34 an den Kolben 22, 23 in den Druckräumen 36, 9 einzustellen. Es versteht sich,
daß für die Nutzung anderer Hub- und Druckverhältnisse die Druckkolben 18, 19 durch
getrennte Vorbeschleunigungszylinder 13 bewegt werden können. Das wäre z.B. dann gegeben,
wenn aus räumlichen Gründen und aus Gründen einer niedrigen Druckvorgabe die Vorbeschleunigung
des Blechhalters erreicht werden soll.
1. Zieheinrichtung für eine Presse mit einem mechanisch bewegten Ziehstößel und mit
einem Blechhalter, mit Druckzylindern (3) für die Blechhaltung bei dem Ziehen und
mit zumindest einem Druckzylinder (5) für das Auswerfen des Werkstücks und mit einer
im Pressentisch (8) von den Kolbenstangen (4, 31) der Druckzylinder (3, 5) bewegbaren,
die Bewegung und Kräfte der Druckzylinder (3, 5) über Druckstangen (2) auf den Blechhalter
übertragenden Druckwange (1), dadurch gekennzeichnet, daß jede Kolbenstange (31, 4) einen Druckkolben (22, 23) mit in Ziehrichtung (37)
beaufschlagbarer Wirkfläche (33, 34) aufweist, daß jeder der einer Wirkfläche (33,
34) zugeordneten Druckräume (36, 9) einerseits mit einem Druckmengenraum (18, 19)
eines Vorbeschleunigungszylinders (13) aus Druckmengenraum (18, 19), Druckraum (14)
und einem diese Räume (14, 18, 19) voneinander trennenden Druckkolben (15) fließverbunden
ist, und daß der bzw. jeder Druckraum (14) von einer stößelwegabhängig arbeitenden
Steuerung über ein drosselndes Wegeventil (20) druckmäßig beaufschlagbar ist, wodurch
vor dem Aufsetzen des Ziehstößels auf den Blechhalter dieser durch Beaufschlalgung
der Wirkflächen (33, 34) mit Hydraulikflüssigkeit aus den Druckmengenräumen (18, 19)
in Ziehrichtung (37) vorbeschleunigbar ist.
2. Zieheinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jedem einer Wirkfläche (33, 34) an den Kolbenstangen (31, 4) zugeordnete Druckraum
(36, 9) mit je einem Druckmengenraum (18, 19) fließverbunden ist, und daß die mit
den Druckmengenräumen (18, 19) zusammenwirkenden Druckkolben (16, 17) gemeinsam von
einem Druckkolben (15) eines Vorbeschleunigungszylinders (13) bewegbar sind.
3. Zieheinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckraum (14) in dem Vorbeschleunigungszylinder (13) über ein drosselndes
Wegeventil (20) mit einer Druckquelle (21) in Fließverbindung bringbar ist und das
Wegeventil (20) von der stößelwegabhängigen Steuerung der Presse schaltbar ist.
4. Zieheinrichtung nach einem oder mehreren der zuvor genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem gleichen Hub der Druckkolben (16, 17) in den Druckmengenräumen (18,
19) die Durchmesserverhältnisse der Druckkolben (16, 17) zueinander den Flächenverhältnissen
der Wirkflächen (33, 34) der Druckkolben (22, 23) in den Druckzylindern (6, 7) zueinander
entsprechen.