(19)
(11) EP 0 268 894 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.06.1988  Patentblatt  1988/22

(21) Anmeldenummer: 87116280.6

(22) Anmeldetag:  05.11.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B21D 24/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE ES FR GB IT SE

(30) Priorität: 28.11.1986 DE 3640787

(71) Anmelder: L. SCHULER GmbH
D-73012 Göppingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Baur, Siegfried
    D-7320 Göppingen (DE)
  • Brandstetter, Rudi
    D-7321 Adelberg (DE)
  • Roos, Gerhard
    D-7333 Ebersbach-Bünzwangen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Zieheinrichtung für eine Presse


    (57) 

    1. Zieheinrichtung für eine Presse.

    2.1. Die Zieheinrichtung muß die Haltekraft beim Ziehen aufbrin­gen. Der Ziehstößel bewegt Blech und Blechhalter gegen die Haltekraft und muß zudem die Massenträgheitskräfte der beschleunigten Teile der Zieheinrichtung anfangs der Blechumformung überwinden.

    2.2. Um die hierbei schlagartig auftretenden Kräfte zu vermei­den, werden die die Haltekraft übertragenden Kolbenstangen (4) und die Auswerferkolbenstange (31) vor dem Ziehstößel vorbeschleunigt. Die Kolbenstangen (4, 31) weisen je eine in Ziehrichtung (37) beauf­schlagbare Wirkfläche (33, 34) auf. Die diesen zugeordneten Druckräu­me (4, 36) sind mit je einem Druckmengenraum (18, 19) eines Vorbe­schleunigungszylinders (13) und über je eine Nachlaufsteuerung mit ei­ner Druckquelle verbunden. Die Steuerung von Vorbeschleunigungszylin­der (13) und Nachlauf aus der Druckquelle erfolgt Ziehstößel-bewe­gungsabhängig.

    2.3 Die Zieheinrichtung ist in Pressen mit mechanisch angetrie­benem Ziehstößel und das Blech haltendem Blechhalter verwendbar, wo­bei die Funktionen Gegenhalten und Auswerfen von separaten Druckzylin­dern ausgeführt werden.

    3. Fig. 1






    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Zieheinrichtung für eine Presse der gattungsbildenden Art.

    [0002] Um zu verhindern, daß die Druckwange in einer mit einer Ziehein­richtung ausgerüsteten Presse dem Ziehstößel nach dem Umformen direkt nachläuft, sind für den Auswerfer der Werkstücke und das Festhalten der Werkstücke während des Ziehens verschiedene Druckzylindersysteme vorhanden, die in unterschiedlichen Bereichen an der Druckwange an­greifen.

    [0003] Eine solche Zieheinrichtung ist in der DE 35 05 984 Al beschrie­ben. Hierbei sind die verschiedenen Einzelfunktionen der Zieheinrich­tung wie Steuern des Blechhalterdrucks, Steuern der Blechhalterauf­wärtsbewegung, Steuern der Auswerferbewegung und des Endlagenan­schlags voneinander unabhängig einstellbar und steuerbar. Die Ziehein­richtung weist Druckzylinder für die Blechhaltung bei dem Ziehen und Druckzylinder für das Auswerfen der Werkstücke auf sowie eine in dem Pressentisch geführte und durch die Druckzylinder bewegbare und abge­stützte Druckwange. Nach dem Arbeitshub des Ziehstößels kommen Nach­laufregeleinrichtungen zur Wirkung für einen zeitlich unabhängigen Hochlauf von Auswerfer- und Ziehkolbenstangen. Die Ziehkolbenstangen sind hierfür von der Unterseite der Druckwange lösbar.

    [0004] Bei dem Arbeitshub des Ziehstößels der Presse wird zunächst das in das Werkzeug eingelegte Blech durch den Ziehring gegen dem Blech­halter gedrückt und danach zusammen mit dem Blechhalter entgegen der von der Zieheinrichtung aufgebrachten Haltekraft verschoben. Neben der von der Zieheinrichtung aufzubringenden haltekraft muß der Zieh­stößel auch die Massenträgheitskräfte, die durch die Beschleunigung der beweglichen Massen von Blechhalter und Zieheinrichtung zum Anfang der Verformung zur Wirkung kommen, überwinden.

    [0005] Zur Vermeidung dieser schlagartig auftretenden Belastung auf den Ziehstößel ist es bei der Zieheinrichtung nach der EP 0 074 421 A1 be­kannt, die mehrere Druckstangen für den Blechhalter tragende Druckwan­ge über eine druckmittelbeaufschlagbare Kolbenstange eines pressen­festen Druckzylinders zu bewegen. Die Kolbenstange ist mit einem Druckkolben wirkverbunden, der eine in Ziehrichtung beaufschlagbare Wirkfläche aufweist. Die Wirkfläche ist über eine stößelwegabhängig arbeitende Steuerung direkt aus einem Druckspeicher beaufschlagbar, so daß hierdurch vor dem Aufsetzen des Ziehstößels auf den Blechhal­ter dieser in Ziehrichtung vorbeschleunigbar ist. Die Bewegung der Kolbenstange der Zieheinrichtung in der Vorbeschleunigungsphase ist zeitgesteuert und läßt eine Vorbeschleunigung von getrennt angeordne­ten und wirkenden Zieh- und Auswerferkolben nicht erkennen.

    [0006] Demgegenüber ist es Aufgabe der Erfindung, die Vorbeschleunigung der Kolbenstangen für den Blechhalterdruck und den Auswerferbetrieb in Ziehrichtung über gezielt vorgegebene, dosierte Mengen an Hydrau­likflüssigkeit zu steuern und den Nachlauf an Hydraulikflüssigkeit während der Weiterbewegung der Kolbenstangen in Ziehrichtung aus ei­nem Reservoir zu steuern.

    [0007] Diese Aufgabe wird gelöst durch die im Kennzeichen des An­spruchs 1 angegebene Lösung. Die Merkmale der weiteren Ansprüche bein­halten bevorzugte Ausgestaltungen.

    [0008] Von besonderem Vorteil hierbei ist die mengenmäßige Steuerung der Vorbeschleunigung der Kolbenstangen in Ziehrichtung und die über ein im Querschnitt veränderbares Wegeventil beeinflußbare Vorsteuerung über einen Vorbeschleunigungszylinder. Die synchrone Vorbeschleuni­gung ist durch die Trennung der Druckräume voneinander gewährleistet. Es werden Druckschwingungen zwischen dem Blech und dem Blechhalter un­terbunden. Das Blech wird bereits im Beginn der Ziehphase gleichmäßig gehalten.

    [0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung erläutert.

    [0010] Dabei zeigen

    Fig. 1 einen Vertikalschnitt durch die Zieh-, Auswerfer- und Vorbeschleunigungseinrichtungen und

    Fig. 2 ein Diagramm der Ziehstößel- und Blechhalterbewegung.



    [0011] Die Zieheinrichtung in Fig. 1 weist eine Anzahl an Druckzylin­dern 3 für die Blechhaltung und zumindest einen Druckzylinder 5 für das Auswerfen des jeweils geformeten Werkstücks auf. Die Druckzylinder 3 und 5 sind über eine Konsole 8, die Teil des Pressentisches sein kann, gehalten und wirken über ihre Kolbenstangen 4 und 31 von unten auf die Druckwange 1. Die Kolbenstangen 4 sind von der Unterseite der Druckwange 1 für den Auswerferbetrieb lösbar. Mit 30 bzw. 32 sind Ku­gelpfannen angedeutet. Oberhalb der Druckwange 1 sind Druckstangen 2 gezeigt, die in das Ziehwerkzeug auf dem Pressentisch eingreifen und gegen den Blechhalter bzw. ein Auserferelement gelegt sind. Die Kol­benstangen 4 bzw. 31 sind nach unten verlängert und reichen bis in je­weils einen zusätzlichen weiteren Druckzylinder 6 bzw. 7. Im Hinblick auf die unterschiedlich aufzubringenden Druckkräfte in den Kolbenstan­gen 31, 4 bei dem Ziehen sind die Durchmesser der mit den Kolbenstan­gen 31, 4 mitgeführten Kolben 22 bzw. 23 unterschiedlich groß, wenn z.B. gleiche Druckverhältnisse in den Druckzylindern 6, 7 herrschen sollen. Oberhalb jedes der Druckkolben 22, 23 ist jeweils ein Druck­raum 36 bzw. 9 vorgesehen, bei deren Druckbeaufschlagung die ei­gentliche Wirkfläche 33 bzw. 34 jedes Kolbens 22, 23 und somit die Kolbenstangen 31, 4 in Ziehrichtung 37 bewegt werden. Anschläge 25 be­grenzen die Bewegung der Kolbenstangen 31, 4 in der Aufwärtsbewegung. Der Druckraum 36 oberhalb des Kolbens 22 steht einerseits über eine Druckleitung 10 mit einem Druckmengenraum 18 in einem pressenfesten Vorbeschleunigungszylinder 13 in Fließverbindung. Andererseits ist ei­ne Nachlaufleitung 12 in den Druckraum 36 geführt, aus der bei auftre­tendem Saugdruck in dem Druckraum 36 Hydraulikflüssigkeit nachfließen kann. Die Druckräume 9 in den Druckzylindern 7 stehen getrennt vonein­ander einerseits über Druckleitungen 11 mit je einem Druckmengenraum 19 in dem Vorbeschleunigungszylinder 13 in Fließverbindung. Anderer­seits ist je eine Nachlaufleitung 12 in die Druckräume 9 geführt, aus der bei auftretendem Saugdruck in den Druckräumen 9 Hydraulikflüssig­keit nachfließen kann. Der Nachfluß von Hydraulikflüssigkeit aus ei­nem Druckspeicher in die Druckräume 36 und 9 wird jeweils über ein drosselndes Wegeventil bewerkstelligt. Das Wegeventil, das ein sog. Prop-Ventil sein kann, wird in Abhängigkeit von der Stellung bzw. Be­wegung des Ziehstößels in die Offen-Stellung gesteuert.

    [0012] In die Druckmengenräume 18, 19 tauchen Druck- oder Plungerkolben 16, 17, die mit einem Druckkolben 15 starr verbunden sind. Dem Druck­kolben 15 ist ein Druckraum 14 zugeordnet, dem aus einem Druckspei­cher 21 bei Schaltung eines Ventils 20 Hydraulikflüssigkeit unter ho­ hem Druck zugeführt wird. Das Ventil 20 ist gleichfalls ein drosseln­des Wegeventil und die Ansteuerung erfolgt gleichfalls beispielsweise von der Pressensteuerung aus über die Steuerleitung 35 in Abhängig­keit von der Stellung bzw. Bewegung des Ziehstößels.

    [0013] Die zeitliche Steuerung des Wegeventils 20 in der Druckleitung zu dem Druckraum 14 des Vorbeschleunigungszylinders 13 und des Wegeven­tils in der Nachlaufleitung 12 in die Druckräume 36, 9 ist anhand der Fig. 2 zu erläutern. Die Bewegungscharakteristik des Ziehstößels, auf­getragen über dem Drehwinkel, zeigt Kurve 26. Während des Arbeitshu­bes des Ziehstößels ist der Blechhalter mit dem auf diesem aufliegen­den, in ein Werkstück umzuformenden Blech in Ziehrichtung 37 vorzube­schleunigen (Kurve 27) durch Öffnen des Wegeventils 20 in der Druck­leitung zu dem Druckraum 14 im Vorbeschleunigungszylinder 13. Durch die Bewegung der Druckkolben 16, 17 in den Druckmengenräumen 18, 19 wird eine gezielte Menge Hydraulikflüssigkeit über die Druckleitungen 10, 11 in die Druckräume 36, 9 bewegt, so daß die Druckkolben 22, 23 in Ziehrichtung 37 beschleunigt werden. Die Vorbeschleunigungsphase 28 geht mit dem Auftreffen des Ziehstößels mit Ziehring auf dem Blech in eine Saugphase 29 für die Druckräume 36, 9 über. Hierzu sind die Wegeventile in den Nachlaufleitungen 12 zu den Druckräumen 36, 9 zu öffnen. Die Saugphase in den Druckräumen 36, 9 endet mit der Umkehr der Bewegung des Ziehstößels und dem gesteuerten Hochbringen der Druckwange 1.

    [0014] Um eine gleiche Vorbeschleunigung aller Kolbenstangen 31, 4 zu er­reichen, sind die Durchmesser der Kolben 17, 16 in den Druckmengenräu­men 18, 19 in Verhältnis der Wirkflächen 33, 34 an den Kolben 22, 23 in den Druckräumen 36, 9 einzustellen. Es versteht sich, daß für die Nutzung anderer Hub- und Druckverhältnisse die Druckkolben 18, 19 durch getrennte Vorbeschleunigungszylinder 13 bewegt werden können. Das wäre z.B. dann gegeben, wenn aus räumlichen Gründen und aus Grün­den einer niedrigen Druckvorgabe die Vorbeschleunigung des Blechhal­ters erreicht werden soll.


    Ansprüche

    1. Zieheinrichtung für eine Presse mit einem mechanisch bewegten Ziehstößel und mit einem Blechhalter, mit Druckzylindern (3) für die Blechhaltung bei dem Ziehen und mit zumindest einem Druckzylinder (5) für das Auswerfen des Werkstücks und mit einer im Pressentisch (8) von den Kolbenstangen (4, 31) der Druckzylinder (3, 5) bewegbaren, die Bewegung und Kräfte der Druckzylinder (3, 5) über Druckstangen (2) auf den Blechhalter übertragenden Druckwange (1), dadurch ge­kennzeichnet, daß jede Kolbenstange (31, 4) einen Druckkolben (22, 23) mit in Ziehrichtung (37) beaufschlagbarer Wirkfläche (33, 34) aufweist, daß jeder der einer Wirkfläche (33, 34) zugeordneten Druckräume (36, 9) einerseits mit einem Druckmengenraum (18, 19) ei­nes Vorbeschleunigungszylinders (13) aus Druckmengenraum (18, 19), Druckraum (14) und einem diese Räume (14, 18, 19) voneinander trennen­den Druckkolben (15) fließverbunden ist, und daß der bzw. jeder Druck­raum (14) von einer stößelwegabhängig arbeitenden Steuerung über ein drosselndes Wegeventil (20) druckmäßig beaufschlagbar ist, wodurch vor dem Aufsetzen des Ziehstößels auf den Blechhalter dieser durch Be­aufschlalgung der Wirkflächen (33, 34) mit Hydraulikflüssigkeit aus den Druckmengenräumen (18, 19) in Ziehrichtung (37) vorbeschleunigbar ist.
     
    2. Zieheinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jedem einer Wirkfläche (33, 34) an den Kolbenstangen (31, 4) zugeordnete Druckraum (36, 9) mit je einem Druckmengenraum (18, 19) fließverbunden ist, und daß die mit den Druckmengenräumen (18, 19) zu­sammenwirkenden Druckkolben (16, 17) gemeinsam von einem Druckkolben (15) eines Vorbeschleunigungszylinders (13) bewegbar sind.
     
    3. Zieheinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckraum (14) in dem Vorbeschleunigungszylinder (13) über ein drosselndes Wegeventil (20) mit einer Druckquelle (21) in Fließverbindung bringbar ist und das Wegeventil (20) von der stößel­wegabhängigen Steuerung der Presse schaltbar ist.
     
    4. Zieheinrichtung nach einem oder mehreren der zuvor genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem gleichen Hub der Druckkolben (16, 17) in den Druckmengenräumen (18, 19) die Durch­messerverhältnisse der Druckkolben (16, 17) zueinander den Flächenver­hältnissen der Wirkflächen (33, 34) der Druckkolben (22, 23) in den Druckzylindern (6, 7) zueinander entsprechen.
     




    Zeichnung