[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Glätten einer auf ein Werkstück
aus einem Grundmaterial aufgebrachten rauhen Spritzschicht, insbesondere Plasmaspritzschicht,
sowie auf eine derartige geglättete Spritzschicht.
[0002] Die thermische Spritztechnik, im besonderen das Plasmaspritzen, bietet die Möglichkeit,
eine Vielzahl von verschleißfesten Stoffen, wie Oxide, Karbide, Boride, Nitride in
reiner Form oder in Kombination mit metallischen Bindern wie Eisen, Nickel, Kobalt
oder deren Legierungen, als sogenannte Cermete auf Maschinenteilen zwecks Standzeit-
bzw. Lebensdauerverlängerung aufzubringen. Alle Spritzschichten, auch Plasmaspritzschichten,
welche unter Verwendung feinster Spritzpulver produziert wurden, weisen eine mehr
oder weniger ausgeprägte Oberflächenrauheit auf, die durch eine scharfkantige Struktur
gekennzeichnet ist.
[0003] Bei vielen Anwendungen von Spritzschichten als Verschleißschutz sind scharfkantige
Oberflächenstrukturen unerwünscht, weil
- Schmutzteilchen sich in der zerklüfteten Oberfläche festsetzen können, die Oberfläche
dadurch keine schmutzabweisenden Eigenschaften aufweist und schwer zu reinigen ist;
- im Kontakt mit faserförmigen Stoffen wie Papierfasern, Textilfasern oder daraus
gefertigten Produkten wie Papier, textile Gelege oder Gewebe, die mit der rauhen
gespritzten Oberfläche in Berührung kommen, Teilchen an dieser haften bleiben und/oder
Klumpen bilden können, was den Faserverarbeitungsprozess stören oder die Funktion
des durch eine Spritzschicht geschützten Teiles beeinträchtigen kann;
- bei Faserverarbeitungsprozessen die Fasern durch die scharfkantigen Spitzen oder
Spritzschicht beschädigt werden können;
- bei Reibvorgängen zwischen Faser bzw. Faserprodukten und Spritzschicht unerwünscht
hohe Reibwerte auftreten bzw. die Faserprodukte durch Herausreißen einzelner Fasern
beschädigt werden können, weil sich die Fasern an den scharfkantigen Spitzen der Spritzschicht
verhaken.
[0004] Aus einem oder mehreren der genannten Gründe ist eine Bearbeitung gespritzter Schutzschichten
notwendig mit dem Ziel, die scharfkantigen Spitzen der Spritzschicht zu verrunden
und den Rauheitswert der Spritzschicht zu senken. Die Bearbeitung kann durch Schleifen,
Bürsten, Scheuern, Läppen, Polieren oder ähnliche Prozesse erfolgen, welche mehr oder
weniger Material der Spritzschicht abtragen. Bei komplexen Formen werden bevorzugt
Scheuer- oder Bürstenprozesse eingesetzt, welche den Nachteil haben, an Kanten,
Spitzen oder konvexen Flächen des gespritzten Teiles mehr Material abzutragen als
an ebenen oder konkaven Flächen. Dies ist besonders in jenen Fällen mit Nachteilen
behaftet, bei welchen die bevorzugt geglätteten Stellen auch im Betrieb stark beansprucht
sind und deshalb ja durch die Spritzschicht geschützt werden sollen.
[0005] Erfahrungsgemäß ist die Spritzschicht an scharfen Kanten und Spitzen immer dünner
als an ebenen Flächen. Durch nachträgliche Bearbeitung zum Zwecke der Oberflächenglättung
wird die Spritzschicht gerade an jenen Stellen mit der höchsten Betriebsbeanspruchung
und folglich mit dem größten Schutzbedürfnis unnötigerweise zusätzlich geschwächt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bzw. eine geglättete Spritzschicht
der eingangs beschriebenen Art zu schaffen, bei dem die Oberfläche der Spritzschicht
geglättet wird, ohne daß die Spritzschicht durch aufwendige, schlecht kontrollierbare
und nicht reproduzierbare Bearbeitungsprozesse nachträglich geglättet werden muß.
Insbesondere soll die auf ein Werkstück aufgebrachte Plasmaspritzschicht derart eingeebnet
werden, daß ihre Rauheitswerte soweit herabgesetzt werden, daß ein Einsatz der Plasmaspritzschichten
ohne mechanische Nachbearbeitung wie Schleifen, Polieren, Bürsten, Trovalisieren usw.
möglich ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die auf ein Werkstück aufgebrachte
rauhe Spritzschicht, insbesondere Plasmaspritzschicht, mit einer Deckschicht aus
einem einebnenden, gut auf der Spritzschicht haftenden Material aus der Gruppe Ni,
Cu, Fe, Rh, Pd, Au, Ag, Sn, Zn, Cd, Pb, Cr oder deren galvanisch abscheidbare Legierungen
in einer Schichtdicke von etwa 5 bis 25 µm überzogen wird.
[0008] In der derart geglätteten Oberfläche der rauhen Spritzschicht sind störende Rauheitsspitzen
geglättet. Das einebnende Material der Deckschicht derart behandelter Werkstücke wird
im Betrieb nach und nach abgetragen, so daß die Spritzschicht an den Rauheitsspitzen
allmählich freigelegt wird und ihre Funktion als Verschleißschutz übernehmen kann.
[0009] Die Deckschicht muß einwandfrei auf der Spritzschicht haften und darf sich im Betrieb
nicht zu rasch abtragen, so daß sich die freigelegten Rauheitsspitzen durch betriebsbedingten
Verschleiß auch abzurunden vermögen, ehe sie größten Teils freigelegt sind. Die Spritzschicht
muß die an ihre Oberfläche gestellten Anforderungen bezüglich Faden-/Faserfreundlichkeit
bzw. Schmutzabweisung erfüllen.
[0010] Ein besonderer Vorteil einer erfindungsgemäß behandelten Spritzschicht besteht in
einem höheren Korrosionsschutz des Werkstückes durch die Spritzschicht, da die für
Spritzschichten charakteristische Porosität von einigen Prozenten durch die einebnende
Schicht versiegelt wird, so daß die Gefahr einer Unterkorrosion der Spritzschicht
durch penetrierende Chemikalien stark reduziert ist.
[0011] Vorteilhaft wird das einebnende Material der Deckschicht durch galvanisches und/oder
stromlos chemisches Abscheiden auf der Spritzschicht aufgebracht. Die geglättete Spritzschicht
gemäß der Erfindung weist dann eine auf sie aufgebrachte Deckschicht aus einem einebnenden,
gut auf der Spritzschicht haftenden Material, wie es vorstehend genannt ist, auf.
[0012] Die Deckschicht wird zweckmäßig auf ein Grundamterial aus Fe, Fe-Legieurngen, nichtrostenden
Stählen, Leichtmetallen, Buntmetallen oder Kunststoffen aufgebracht.
[0013] Im weiteren ist es vorteilhaft, auf die Spritzschicht, d.h. zwischen Spritzschicht
und Deckschicht, eine dünne Zwischenschicht galvanisch oder chemisch abzuscheiden,
und auf diese die Deckschicht aus einebnendem Material aufzubringen.
[0014] Als Material für die Zwischenschicht findet zweckmäßig ein Metall, vorzugsweise Ni
oder Cu Verwendung.
[0015] Die Erfindung umfaßt außerdem eine geglättete, auf ein Werkstück auf einem Grundmaterial
aufgebrachte Spritzschicht, wie sie bei dem vorstehend genannten Verfahren erhalten
wird.
[0016] Die Erfindung ist im folgenden an Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung näher
erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 einen Querschnitt durch eine Plasmaspritzschicht,
Fig. 2 einen Querschnitt durch eine mit einer einebnenden Deckschicht versehene Spritzschicht,
Fig. 3 die Oberfläche einer mit einer einebnenden Deckschicht versehenen Spritzschicht
nach Freilegung der Spritzschichtspitzen durch betriebsbedingten Materialabtrag
im Querschnitt.
[0017] Der Querschnitt durch eine Oberfläche eines Werkstückes ist in der Fig. 1 dargestellt.
Das Grundmaterial kann Eisen, Eisenlegierungen, Aluminium, Aluminiumlegierungen, Leichtmetalle,
nichtrostende Stähle, Buntmetalle und Kunstoffe umfassen. Das fertig bearbeitete Werkstück
wird gereinigt und die Oberfläche durch Strahlen aufgerauht. Anschließend wird mit
einer im Handel erhältlichen Plasmaspritzanlage eine elektrisch leitende Plasmaspritzschicht
aus z.B. Cermet oder Metall aufgebracht. Die Schichtstärken sind von der Geometrie
des zu beschichtenden Teiles und vom verwendeten Plasmaspritzpulver abhängig. Die
Schichtstärke beträgt im Normalfall 20 bis 300 µm. Die Rauheitswerte der Plasmaspritzschicht
2 liegen je nach Pulvergröße, Schichtstärke und Werkstückgeometrie zwischen 16 µm
bis 30 µm (Rauhtiefe R
t).
[0018] Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch die Oberfläche, nachdem eine Reinigung der
Plasmaspritzschicht 2 und anschließend die Aufbringung einer im Handel erhältlichen
galvanischen und/oder stromlos chemisch abgeschiedenen Deckschicht 3 aus beispielsweise
Ni erfolgt sind. Mit einer Schichtdicke von 5 bis 25 µm erfolgt eine Einebnung der
Plasmaspritzschicht 2 um etwa 6 bis 25 µm R
t Als galvanisch abgeschiedene Metalle kommen in Frage: Nickel, Kupfer, Eisen, Rhodium,
Palladium, Gold, Silber, Zinn, Zink, Cad mium, Blei, Chrom und deren galvanisch abscheidbaren
Legierungen.
[0019] Elektrisch leitende Spritzschichten können durch galvanische Abscheidung eines geeigneten
Metalles überzogen werden. Die Dicke der Spritzschicht richtet sich sowohl nach der
Rauhtiefe der Spritzschicht als auch nach der einebnenden Wirkung des galvanisch
abgeschiedenen Überzugs.
[0020] Elektrisch nichtleitende oder isolierende Spritzschichten können entweder durch außenstromlose
Metallabscheidung überzogen und dadurch geglättet werden, vorausgesetzt, daß das abgeschiedene
Metall eine genügende einebnende Wirkung hat. Dazu eignen sich u.a. Nickel und Kupfer.
[0021] Elektrisch isolierende Spritzschichten wie solche aus oxidischer Keramik, wie sie
als Verschleißschutz für Textilmaschinen verwendet werden, werden durch außenstromlose
Abscheidung einer dünnen Metallschicht, z.B. aus Nickel, zuerst elektrisch leitend
gemacht und anschließend wie elektrisch leitende Spritzschichten galvanisch beschichtet.
[0022] In Fig. 3 ist ein Querschnitt durch die Oberfläche dargestellt, nachdem das einebnende
Material der Deckschicht 3 im Betrieb allmählich abgetragen worden ist, so daß die
Spritzschicht an den Rauhspitzen freigelegt ist und ihre Funktion als Verschleißschutz
wieder gewährleistet ist. Dadurch wird erreicht, daß die schwer zu bearbeitende Spritzschicht
nicht unter Schichtdickungsverlust und zusätzlichem Arbeitsaufwand abgetragen werden
muß, um einen für den Betrieb genügenden, günstigen oder optimalen Oberflächenzustand
zu erzielen.
1. Verfahren zum Glätten einer auf ein Werkstück aufgebrachten rauhen Spritzschicht,
insbesondere Plasmaspritzschicht, dadurch gekennzeichnet, daß die Spritzschicht mit einer Deckschicht aus einem einebnenden, gut auf der Spritzschicht
haftenden Material aus der Gruppe Ni, Cu, Fe, Rh, Pd, Au, Ag, Sn, Zn, Cd, Pb, Cr
oder deren galvanisch abscheidbare Legierungen in einer Schichtdicke von etwa 5 bis
25 µm überzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Material der Deckschicht durch galvanisches und/oder stromlos chemisches
Abscheiden auf der Spritzschicht aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht auf ein Grundmaterial aus Fe, Fe-Legierungen, nichtrostenden
Stählen, Leichtmetallen, Buntmetallen oder Kunststoffen aufgebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Spritzschicht eine dünne Zwischenschicht galvanisch oder chemisch abgeschieden
und auf diese die Deckschicht aufgebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Material für die Zwischenschicht ein Metall, vorzugsweise Ni oder Cu, verwendet
wird.
6. Geglättete, auf ein Werkstück aus einem Grundmaterial aufgebrachte Spritzschicht,
insbesondere Plasmaspritzschicht, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Spritzschicht eine Deckschicht aus einem einebnenden, gut auf der Spritzschicht
haftenden Material aus der Gruppe Ni, Cu, Fe, Rh, Pd, Au, Ag, Sn, Zn, Cd, Pb, Cr
oder deren galvanisch abscheidbare Legierungen in einer Schichtdicke von etwa 5 bis
25 µm aufgebracht ist.
7. Geglättete Spritzschicht nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Spritzschicht und Deckschicht eine dünne Zwischenschicht aufgebracht
ist.
8. Geglättete Spritzschicht nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenschicht aus Ni oder Cu besteht.