[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen leitfähigen Fußbodenbelag aus Kunstharz.
[0002] Bekannte leitfähige Fußbodenbeläge enthalten Ruß oder Graphit oder Kohlefasern (Carbonfasern),
was jedoch zu Einschränkungen hinsichtlich der Farbtonauswahl führt, oder Metallpulver,
Metallgranulate oder Metallgriese z.B. aus Aluminium, Kupfer oder einem anderen Metall.
Durch die DE-B2 17 90 224 ist es z.B. bekannt geworden, Aluminium- "flitter" beizumischen,
also extrem dünne, etwa schuppenförmige Folienteilchen. Um ableitfähige Beschichtungen
zu erzielen, müssen jedoch gerade die zuletzt genannten Bestandteile in so großen
Mengen dem Beschichtungsmaterial aus Kunstharz oder dgl. zugesetzt werden, daß dessen
Verarbeitbarkeit und die mechanischen und gelegentlich auch chemischen Eigenschaften
des fertigen Belages ungünstig beeinflußt werden. Bei Kohlefasern (Carbonfasern) schwankt
der spezifische Widerstand des Werkstoffes infolge der bei ihrer Herstellung erfolgenden
unvollständigen Verbrennung von Acryl-Verbindungen von Charge zu Charge sehr stark.
Außerdem brechen diese Fasern infolge ihrer Sprödigkeit verhältnismäßig leicht, so
daß die Leitfähigkeit der fertigen Schicht von der Dauer und Intensität des Rührens
beim Einbringen der Kohlefasern in das Schichtmaterial und bei dessen Verarbeitung
abhängt.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Beschichtungswerkstoff auf
der Grundlage von Kunstharz (Epoxidharz oder dgl.) zu entwickeln, bei dem die erforderlichen
Leitfähigkeitswerte bereits mit verhältnismäßig geringen Mengen an Zusatzstoffen und
in hohem Maße reproduzierbar erreicht werden.
[0004] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die leitfähige Fußbodenschicht
Metallfasern enthält, deren Länge groß gegen ihre Dicke (Durchmesser) ist, z.B. ihre
Länge 100 mal größer als ihre Dicke ist. Ihre Dicke kann kleiner als 0,05 mm sein.
Der Querschnitt der Fasern kann etwa rund oder eckig oder auch streifenförmig sein,
wobei die Streifen wesentlich dünner sind als im Falle eines runden Querschnittes,
der elektrische Widerstand dieser Streifen liegt dann in der Größenordnung einer Faser
mit rundem Querschnitt gleicher Länge und Gewicht. Der besondere Vorteil der Erfindung
liegt darin, daß die zum Erreichen einer bestimmten Ableitfähigkeit für elektrostatische
Ladungen erforderliche Menge dieser Metallfasern (Metallwolle) so gering ist, daß
sie die mechanischen und die chemischen Eigenschaften des verwendeten Kunstharzes
nicht beeinträchtigt.
[0005] Das Wesen der Erfindung liegt darin, daß unter Einfluß der an der Schichtoberfläche
vorhandenen elektrostatischen Aufladung an den Enden der Fasern, deren Dicke klein
gegen ihre Länge ist, sich hohe Feldstärken ausbilden, die nach dem bekannten physikalischen
Phänomen den Austritt von Elektronen aus einer Spitze begünstigen und damit die Leitfähigkeit
der Schicht gegenüber einer kugelförmigen Metallkörper aufweisenden Schicht wesentlich
erhöhen.
[0006] Bei Ausführungsformen der Erfindung kann die Faserlänge kleiner und/ oder größer
sein als die Dicke der Schicht. Ist sie größer als die Beschichtungsdicke, so entstehen
innerhalb der Schicht leitfähige Brücken zwischen der oberen und der unteren Fläche
der Schicht, die jedoch wegen des geringen Durchmessers der Fasern und wegen der
statistisch geringen Anzahl der Brücken nur die verhältnismäßig geringe Leitfähigkeit
aufweisen, die für ableitfähige Kunstharzfußböden erwünscht ist. Die Leitfähigkeit
derartiger elektrostatische Aufladungen verhindernder erfindungsgemäßen Schichten
von ca. 10⁻⁴ bis 10⁻⁶ Ohm⁻¹, die für solche Böden üblich sind, werden bereits mit
verhältnismäßig kleinen Zusätzen von diesen Metallfasern erreicht, die etwa 1/10tel
bis 1/100tel der Gewichtsmenge betragen, die zur Erreichung dieser Leitfähigkeitswerte
bei Zusatz von sphärischen Partikeln erforderlich ist. Die Verwendung von derar
tigen Fasern aus Metall ist deshalb vorteilhaft, weil Metallfasern dieser geringen
Dicke verhältnismäßig einfach hergestellt werden können, im Handel erhältlich sind
und wesentlich stabiler sind als Kohlefasern und damit beim Einarbeiten und Verarbeiten
ihre Länge praktisch nicht verändern, und weil der spezifische Widerstand eines bestimmten
Metalls oder einer Metallegierung eine von der Herstellung im wesentlichen unabhängige
Materialeigenschaft ist.
[0007] Die Fasern können entweder gleich bei der Herstellung der Beschichtungsmasse in diese
beigemischt werden oder aber können die Fasern nachträglich in die schon fertig gemischten
Beschichtungsmassen eingearbeitet werden. Je größer die Länge der Fasern im Vergleich
zu der Schichtdicke der fertigen leitfähigen Schicht ist, desto größer ist die Zahl
der durch die Kunstharzschicht hindurch verlaufenden leitfähigen Brücken. Sowohl durch
die Menge der zugesetzten Metallfasern, beispielsweise bis zu 5 Gewichts% des Schichtmaterials,
vorzugsweise jedoch bis zu 1 Gewichts% des zur Beschichtung verwendeten Kunstharzes,
als auch durch geeignete Wahl der Länge der Fasern lassen sich die mechanischen und
elektrischen Eigenschaften der leitfähigen Schicht reproduzierbar variieren.
[0008] Bei Ausführungsformen der Erfindung bestehen die Metallfasern aus einem solchen
metallischen z.B. elastischen Werkstoff, beispielsweise aus Stahl oder auch aus Bronze
oder dgl., daß bei der Verarbeitung der Schicht und bei dem Einmischen des Fasermaterials
in die Kunstharzmischung die Fasern nicht zerbrochen werden, sondern ihre Länge und
auch, in gewissen Grenzen, ihre Form behalten so daß die elek trischen und mechanischen
Eigenschaften der leitfähigen Schicht reproduzierbar sind, die einer bestimmten Faserlänge
zugeschrieben werden.
[0009] Bei Auführungsformen der Erfindung besteht der Werkstoff der Fasern aus Edelstahl.
Dies hat den Vorteil, daß die Fasern weder mit dem Kunstharz noch mit einem auf der
Oberfläche der leitfähigen Schicht sich ausbildenden Feuchtigkeitsfilm chemisch reagieren.
[0010] Bei Ausführungsformen der Erfindung weisen die Fasern einer Schicht unterschiedliche
Länge auf. Bei anderen Ausführungsformen der Erfindung weisen alle Fasern der Schicht
im wesentlichen die gleiche Länge auf. In diesem Falle sind die mechanischen und elektrischen
Werte der leitfähigen Schicht besonders gut einstellbar.
[0011] Bei Ausführungsformen der Erfindung beträgt die Dicke der Fasern bis zu 0,05 mm,
vorzugsweise 0,01 mm und ihre Länge beträgt zwischen 1 mm und 1 cm, vorzugsweise 0,5
cm.
[0012] Fasern aus einem chemisch inaktiven Werstoff, beispielsweise Edelstahl oder dgl.,
haben den zusätzlichen Vorteil, daß der Widerstandswert der Schicht auch über längere
Zeit hinweg konstant bleibt, weil die Fasern nicht korrodieren und mit ihrer Umgebung
nicht chemisch reagieren.
[0013] In der Regel werden elektrostatisch ableitfähige Fußbodenbeschichtungen auf Basis
von Epoxid-, Polyurethan-, Acrylat-, oder ungesättigten Polyesterharzen in Form eines
mehrschichtigen in der Zeichnung als Beispiel dargestellten Aufbaues verlegt:
1. Schicht
[0014] Lösemittelfreie bzw. -arme Grundierung 1, um Einflüsse auf die Ableitfähigkeit durch
Schwankungen des Feuchtegehalts des Substrates (Betondecke, - boden, Estrich usw.)
weitgehend zu eliminieren.
2. Schicht
[0015] Horizontal ableitfähige Grundschicht 2; üblicherweise durch Spezial-Ruße und/oder
Graphit elektrisch ableitfähig eingestellt. Diese Schicht kann lösungsmittelfrei
oder -haltig sein. Mit geeigneten Vorrichtungen, z.B. durch Einbetten oder Verkleben
von Kupferbändern, wird der Erdanschluß hergestellt.
3. Schicht
[0016] Deck- oder Nutzschicht 3, die je nach verwendetem Zusatz bis zu Schichtdicken von
mehreren Millimetern aufgetragen wird. Sie ist vor allem vertikal ableitend, weist
aber unter Umständen auch eine horizontale elektrische Ableitfähigkeit auf.
[0017] Im folgenden werden einige Beispiele der Zusammensetzung von leitfähigen Schichten
angegeben:
1. Beispiel
[0018] Für eine elektrosatische Ladungen horizontal ableitfähige
Grundschicht in Form einer zweikomponenten Spachtelmasse zur Aufnahme von ebenfalls ableitfähigen
Nutz- und Deckschichten gleicher Basis kann verwendet werden:
Harz-Komponente A:hochpigmentiertes, lösemittelfreies Epoxidharz auf Basis von Bisphenol
A und/oder F.
Härter-Komp. B:in Wasser emulgierte, mit Füllstoffen und Quarzzuschlägen vermischte
Polyamin- oder Polyaminoamid-Zubereitung mit 0,5 Gewichts% Stahlfaser mit 6 mm Länge
Mischungsverhältnis: Komp. A zu B 1:2 Gew.Teile
Aufzutragende Schichtdicke: 0,5 - 2 mm
Erdableiterwiderstand nach DIN 51953 : ca 10⁵ Ohm
2. Beispiel
[0019] Für eine elektrostatische Ladungen ableitfähige Nutz- und Deckschicht in Form einer
zweikomponentigen Epoxidharz-Spachtelmasse kann verwendet werden:
Harz-Komponente A:siehe Beispiel 1
Härter-Komp. B:in Wasser emulgierte, mit Füllstoffen und Quarzzuschlägen vermischte
Polyamin- oder Polyaminoamid-Zubereitung mit 1 Gew.% Stahlfaser mit 1 mm Länge
Mischungsverhältnis: Kompo. A zu B wie Beispiel 1
Aufzutragende Schichtdicke: max. 0,5 mm
Erdableiterwiderstand nach DIN 51953 : ca 10⁷ Ohm
3. Beispiel
[0020] Für eine elektrostatische Ladungen ableitfähige
Nutz- und Deckschicht in Form einer lösemittelfreien, selbstverlaufenden zweikomponentigen Epoxidbeschichtung
kann verwendet werden:
Harz-Komp. A:niedrig pigmentiertes, lösemittelfreies Epoxidharz auf Basis Bisphenol
A und/oder F, modifiziert mit einer Viskosität von ca. 1.000m Pa-s/20°C mit 1 Gew%
Stahlfaser mit einer Länge von 1 mm.
Härter-Komp. B:modifiziertes cycloaliphatisches Polyaminaddukt
Mischungsverhältnis: Komp. A zu B 2:1 Gew. Teile
Aufzutragende Schichtdicke: 0,5 - 1,5 mm, auf eine ausreichend horizontal ableitfähige
Grundschicht (z.B. Grundschicht gemäß Beispiel 1).
Erdableiterwiderstand nach DIN 51 953 : ca 10⁶ Ohm
[0021] Die Mengen der beigemischten Metallfasern können bei Ausführungsformen der Erfindung
bis zu 5 Gewichts% der Harzmenge betragen.
1. Leitfähiger Fußbodenbelag mit einer Metallteilchen enthaltenden Kunstharzschicht,
dadurch gekennzeichnet, daß die Metallteilchen als Metallfasern ausgebildet sind,
deren Durchmesser bis zu 0,05 mm beträgt und deren Länge groß gegen den Durchmesser
ist.
2. Belag nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Fasern bis zu
0,01 mm beträgt.
3. Belag nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern länger sind
als die Schicht dick ist.
4. Belag nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern
zwischen 0,5 mm und 10 mm, vorzugsweise 1 mm lang sind.
5. Belag nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Metallfasern elastisch sind.
6. Belag nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern aus Edelstahl
bestehen.
7. Belag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fasern des Belages im wesentlichen die gleiche Länge aufweisen.
8. Belag nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern
unterschiedliche Länge aufweisen.
9. Belag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schicht einen Anteil an Fasern enthält, der bis zu 5 Gew.%, vorzugsweise weniger als
1 Gew.% der Harz-und Härter Mischung enthält.