[0001] Die Erfingung betrifft ein Verfahren zum Schleifen planparalleler Kreisringflächen
an scheibenförmigen Werkstücken, insbesondere an Bremsscheiben von Kraftfahrzeugscheibenbremsen,
bei dem die Werkstücke auf ihren zu bearbeitenden Flächen, bezogen auf deren Soll-Lage
unterschiedliche Schleifzugaben aufweisen, von beiden Seiten mit Seitenschleifscheiben
bearbeitet werden und die Bearbeitung in mehreren Phasen mit unterschiedlicher Vorschubgeschwindigkeit
erfolgt.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist aus der DE-AS 21 22 798 bekannt. Dabei werden die Schleifscheiben
beim Abschalten des Vorschubes in ihren Stellungen blockiert und das Werkstück ausgefeuert.
Durch Wiederholung dierser Arbeitsschritte mit gleichem oder reduziertem Vorschub
wird das Werkstück bis zum Fertigmaß abgeschliffen. Dabei ist es bekannt, das Werkstück
derart vorzuschleifen, daß sich auf beiden Seiten gleiche Aufmaße, bezogen auf die
Soll-Lage der Flächen, ergeben. Dieses Vorschleifen (aaO Spalte 3, Z. 26) erfolgt
bei gleichen Vorschubgeschwindigkeiten, jedoch unterschiedlichen Schleifzugaben also
ggf. mit unterschiedlicher Dauer. Es ist also möglich, daß die eine Scheibe schon
schleift, während die andere schon anhält, weil die Schleifzugabe auf deren Seite
bereits abgearbeitet ist. Eine elastische Verformung kann also nicht ausgeschlossen
werden. Die weitere Bearbeitung erfolgt schrittweise nach dem Stop-and-Go-Verfahren,
jeweils unter Zwischenschalten des Ausfeuerns. Dies schließt jedoch ein Rückfedern
der im ersten Bearbeitungsschritt elastisch verformten Oberflächen und damit gewisse
Ungenauigkeiten nicht aus Außerdem ist das mehrfache Anhalten und Ausfeuern zeitraubend
und schließt nicht aus, daß bei Wiederbeginn des Vorschubs kurzfristig beidseitig
unterschiedliche Anpressdrücke auftreten. Sie können zu elastischer Verformung des
Werkstücks führen, die nach Wegnahme des Anpressdruckes zu einer Rückfederung in den
Ausgangszustand und damit zu Ungenauigkeiten führen kann.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, demgegenüber, das Verfahren der eingangs
genannten Art derart zu verbessern, daß die Genauigkeit der Planparallelität dadurch
weiter erhöht wird, daß beim Abarbeiten unterschiedlich dicker Schleifzugaben zu deren
beiden Seiten elastische Verformungen der Werkstücke vermieden werden, und zwar insbesondere
in der Endphase. Das Verfahren soll ferner im Ablauf einfacher und schneller sein.
[0004] Diese Aufgabe ist dadurch gelöst, daß dann, wenn der gesamte Bearbeitungsvorgang
so weit fortgeschritten ist, daß sich beide Schleifscheiben mit dem Werkstück im Kontakt
befinden, in der folgenden Phase die Bearbeitung bis zu einem gewählten Zwischenpunkt,
in dem das Werkstück - bezogen auf die Soll-Lage der bearbeitenden Fläche - beidseitig
eine gleich große Restschleifzugabe aufweist, mit unterschiedlichen Vorschubgeschwindigkeiten
erfolgt, die derart abgestimmt sind, daß der Zwischenpunkt auf beiden Seiten im selben
Zeitpunkt erreicht wird und danach der Abtrag beidseitig mit gleicher und erhöhter
Vorschubgeschwindigkeit erfolgt.
[0005] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen definiert.
[0006] Es wird also bis zu einer beidseitig des Werkstücks gleichen Schleifzugabe (s₀) mit
unterschiedlichen
Vorschubgeschwindigkeiten gearbeitet, die so aufeinander abgestimmt sind, daß man
im selben Zeitpunkt von beiden Seiten einen Zwischenpunkt erreicht, der beidseitig
des Werkstücks eine gleich große Restschleifzugabe aufweist. Von dort an wird beidseitig
mit gleichen Geschwindigkeiten kontinuierlich bis zum gewünschten Fertigmaß geschliffen.
Das "Schruppen", d.h. das Abarbeiten des größten Teils der Schleifzugabe, die insgesamt
abzuarbeiten ist, erfolgt erst, wenn die unterschiedlichen Aufmaße auf beiden Seiten
und die Formfehler unter Aufwendung nicht zu großer Schleifkräfte besitigt sind. Damit
ist absolut sichergestellt, daß keine elastischen Verformungen des Werkstücks durch
unterschiedliche Anpressdrücke der Schleifscheiben auftreten können.
[0007] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist im folgenden unter Bezugnahme auf die beigefügten
Zeichnungen näher beschrieben und es stellen dar:
Figur 1 eine schematische Darstellung der Bearbeitung einer Bremsscheibe;
Figur 2 ein Weg- bzw. Geschwindigkeits-Zeitdiagramm bei der Bearbeitung nach Fig.
1
[0008] Figur 1 zeigt als Werkstück eine Bremsscheibe 1. Ihre beiden im Abstand h verlaufenden
Seitenflächen 2 und 3 sollen so bearbeitet werden, daß sie in hohem Maße eben, zueinander
exakt parallel und exakt rechwinklig zur Drehachse A sind. Die Kontur der Bremsscheibe
1 vor dem Schleifen ist extrem übertrieben dargestellt und mit 2ʹ bzw. 3ʹ bezeichnet.
Diese überstehende Kontur 2ʹ, 3ʹ muß bis zur in dicker Linie eingezeichneten Soll-Lage
der Seitenflächen 2, 3 abgearbeitet werden. Während des Schleifens soll keine elastische
Verformung durch unterschiedliches Andrücken der Schleifwerkzeuge auftreten, die nach
Wegnahme des Anpreßdruckes, ein Rückfedern in die Ausgangslage und dann eine bleibende
Unebenheit oder Ungenauigkeit in der Planparallelität ergeben würde.
[0009] Zur Bearbeitung wird die Bremsscheibe 1 zwischen Spannbacken 4 und 5 aufgenommen
und um die Drehachse A gedreht. Die Seitenflächen 2, 3 werden mit Seitenschleifscheiben
6, 7 bearbeitet, die sich drehen und in Richtung der eingezeichneten Pfeile auf die
Seitenflächen 2, 3 bzw. deren Konturen 2ʹ, 3ʹ vorgeschoben werden.
[0010] In der in Fig. 1 dargestellten Position befinden sich die Schleifscheiben 6, 7 in
Vorschubrichtung an den Punkten P₁. Ausgehend von diesen Punkten P₁ soll von beiden
Schleifscheiben 6, 7 eine Länge 1 bis zum Fertigmaß (= Soll-Lage der Seitenflächen
2, 3 wie eingezeichnet) abgearbeitet werden.
[0011] In Figur 2 bezeichnet die Ordinate der Weg s beider Schleifscheiben 6, 7 in Vorschubrichtung
und die Geschwindigkeit v beider Schleifscheiben 6, 7 in Vorschubrichtung in Abhängigkeit
von der Zeit die auf der Abszisse eingezeichnet ist. Die Vorschubgeschwindigkeiten
der beiden Schleifscheiben 6, 7 sind mit v1, v2, v3 bzw. v3ʹ, v4, v5, v6 bezeichnet.
Die Vorschubgeschwindigkeiten sind für beide Schleifscheiben 6,7 bis zum Zeitpunkt
t2 gleich; sie sind ferner von t3 bis zum Schluß der Bearbeitung bei t6 jeweils gleich;
sie sind jedoch zwischen t2 und t3 unterschiedlich, nämlich v3 bzw. v3ʹ.
[0012] Die vom Ursprung des Diagramms nach Fig. 2 ausgehende Linie zeigt den Weg s in Abhängigkeit
von der Zeit t. Der Weg von P1 bis P6 entspricht dem Abstand 1, der auch in Fig. 1
eingezeichnet ist.
[0013] Die Schleifscheiben 6, 7 fahren zunächst aus einer in Fig. 1 nicht dargestellten
Ausgangslage mit gleicher Geschwindigkeit v₁ in die Ausgangslage P₁, die sie im Zeitpunkt
t₁ erreichen. In P₁ darf sich noch kein Kontakt mit den Konturen 2ʹ, 3ʹ ergeben. Dieser
Weg kann im Eilgang gefahren werden.
[0014] Von P₁ an erfolgt der Vorschub mit der geringeren Geschwindigkeit v₂, und zwar von
beiden Seiten gleich solange bis bei P₂ im Zeitpunkt t₂ der erste punktuelle Kontakt
der Schleifscheibe 6 mit der Kontur 2ʹ stattfindet. Ein solcher punktueller Kontakt
kann dadurch bedingt sein, daß die bearbeitete Fläche schräg liegt, d.h. einen sog.
Planschlag hat. Sie kann aber auch daher herrühren, daß die Oberfläche praktisch kleine
Wellen in Umfangsrichtung, also "Hügel" und "Täler" aufweist. Ein solcher punktueller
Kontakt wird einfach dadurch festgestellt, daß man den Cosinus phi, d.h. den Winkel
zwischen Spannung und Strom im Antriebsmotor der Schleifscheiben 6, 7 mißt. Der Cosinus
phi ist lastabhängig und gibt ein hervorragend sensibles Maß für das Auftreffen der
Schleifscheiben 6, 7 auf das Werkstück 1.
[0015] Das Auftreffen der Schleifscheiben 6, 7 auf die Konturen 2ʹ, 3ʹ erfolgt an den Punkten
P₂ bzw. P₂ʹ. Der Abstand von P₁ zu P₂ beträgt a; der Abstand von P₁ auf der linken
Seite von Fig. 1 zu P₂ʹ beträgt aʹ. a und aʹ sind verschieden.
[0016] Jeweils im Augenblick des Kontaktes der Schleifscheiben 6, 7 mit den Konturen 2ʹ
bzw. 3ʹ, also in den Punkten P₂ bzw. P
2ʹ ändert sich die Vorschubgeschwindigkeit wiederum. Sie wird vermindert, sobald Kontakt
gegeben ist, also zu den Zeitpunkten t₂ bzw. t₂ʹ. Es erfolgt eine Umstellung der Vorschubgeschwindigkeit
auf v₃ bzw. v₃ʹ. Sie ist für beide Schleifscheiben 6, 7 unterschiedlich. Sie ist für
die Schleifscheibe 6, die zuerst im Zeitpunkt t₂ im Punkt P₂ auf die Kontur 2ʹ trifft,
v₃. Sie ist für die Schleifscheibe 7, die als zweite im Zeitpunkt t₂ʹ im Punkt P₂ʹ
auf die Kontur 3ʹ trifft, v₃ʹ. Die Bearbeitung erfolgt jetzt auf beiden Seiten über
unterschiedliche Strecken, nämlich auf der rechten Seite in Fig. 1 von P₂ bis P₃ über
die Strecke b und auf der linken Seite in Fig. 1 von P₂ʹ bis P₃ über die Strecke bʹ.
Die Länge dieser Strecken b, bʹ ist so bestimmt, daß dann, wenn beidseitig die Punkte
P₃ ereicht sind, die beidseitig verbleibende Restschleifzugabe s₀, die bis zum Fertigmaß
noch abgearbeitet werden muß, gleich groß ist. Das ist der Fall, wenn in dieser Phase
die Schleifzugaben b und bʹ so bestimmt werden, daß aʹ+bʹ = a+b ist.
[0017] Liegen b und bʹ fest, so muß v₃ : v₃ʹ = b : bʹ gelten, damit die Restschleifzugabe
s₀ (Punkt P₃) von beiden Seiten zum selben Zeitpuntk t₃ erreicht wird.
[0018] Sind nun die Punkte P₃ von beiden Seiten her erreicht, so daß die noch bis zum Fertigmaß
(Soll-Lage) der Seitenflächen 2, 3 abzuarbeitende Restschleifzugabe s₀ beidseitig
gleich ist, so ist von dieser Stelle an nunmehr bei exakt gleichen Vorschubgeschwindigkeiten
und daher auch gleichen Anpressdrücken von beiden Seiten her sichergestellt, daß auch
das Fertigmaß schließlich von beiden Seiten her exakt im selben Zeitpunkt, nämlich
zum Zeitpunkt t₆ erreicht wird und jegliche elastische Verformungen der Bremsscheibe
1 während der Bearbeitung ausgeschlossen werden können.
[0019] Von P₃ an wird zunächst mit voller Leistung und höchstmöglicher, im Vergleich mit
v₃ bzw. v₃ʹ wieder erhöhter Vorschubgeschwindigkeit v₄ geschruppt und nach Erreichen
des Punktes P4 nach Abarbeitung des Schleifaufmaßanteils c und im Zeitpunkt t4 erneut
umgeschaltet, und zwar auf die verringerte Schlichtgeschwindigkeit v₅, die auch wieder
für beide Schleifscheiben 6, 7 gleich ist. Mit ihr erfolgt eine Abarbeitung des Schleifaufmaßanteils
d bis zum Punkt P₅ im Zeitpunkt t₅. Schließlich erfolgt vom Punkt P₅ bis zum Punkt
P₆ das sog. Ausfeuern über eine Strecke e bis zum Zeitpunkt t₆.
1. Verfahren zum Schleifen planparalleler Kreisringflächen an scheibenförmigen Werkstücken,
insbesondere an Bremsscheiben von Kraftfahrzeugscheibenbremsen, bei dem die Werkstücke
auf ihren zu arbeitenden Flächen, bezogen auf deren Soll-Lage, unterschiedliche Schleifzugaben
aufweisen, von beiden Seiten mit Seitenschleifscheiben bearbeitet werden und die Bearbeitung
in mehreren Phasen mit unterschiedlicher Vorschubgeschwindigkeit erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß dann, wenn der gesamte Bearbeitungsvorgang so weit fortgeschritten ist, daß
sich beide Schleifscheiben (6;7) mit dem Werkstück (1) in Kontakt befinden, in der
folgenden Phase die Bearbeitung bis zu einem gewählten Zwischenpunkt (P₃), in dem
das Werkstück (1) - bezogen auf die Soll-Lage der zu bearbeitenden Flächen (2; 3)
- beidseitig eine gleich große Restschleifzugabe (s₀) aufweist, mit unterschiedlichen
Vorschubgeschwindigkeiten (V₃; V₃ʹ) erfolgt, die derart abgestimmt sind, daß der Zwischenpunkt
(P₃) auf beiden Seiten im selben Zeitpunkt (T₃) erreicht wird und danach der Abtrag
beidseitig mit gleicher und erhöhter Vorschubgeschwindigkeit (v₄) erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis V₃:V₃ʹ der
genannten unterschiedlichen Vorschubgeschwindigkeiten (V₃; V₃ʹ) gleich ist dem Verhältnis
b:bʹe der Abstände (b;bʹ) der Schleifscheiben (6;7) im Punkt (P₂;P₂ʹ) deren ersten
Kontaktes mit der unbearbeitenden Kontur (2ʹ;3ʹ) der zu bearbeitenden Flächen (2;3)
von dem Zwischenpunkt (P₃).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Zeitpunkt des
Kontaktes einer Schleifscheibe (6;7) mit der unbearbeitenden Kontur (2ʹ;3ʹ) der zu
bearbeitenden Flächen (2;3) durch Messung der Veränderung einer dem Phasenwinkel (phi)
zwischen Strom und Spannung der Antriebsmotoren entsprechenden Größe (cos phi) erfolgt.