[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Röntgen-Mikroskop, bei dem das Objekt
uber einen Kondensor mit quasi monochromatischer Röntgenstrahlung kohärent oder teilkohärent
beleuchtet und mittels eines hochauflösenden Röntgenobjektivs vergrößert in die Bildebene
abgebildet wird.
[0002] Solche Röntgen-Mikroskope sind beispielsweise in Teil IV des Buches "X-Ray Microscopy"
von Schmahl und Rudolph, Springer-Verlag 1984 beschrieben. Auf den Seiten 192/202
dieses Buches findet sich die Beschreibung eines Röntgen-Mikroskops bei dem jedes
abbildende Element, d.h. also Kondensor und Röntgenobjektiv als Zonenplatte ausgebildet
ist. Eine solche Zonenplatte besteht aus einer Vielzahl von sehr dünnen Ringen, beispielsweise
aus Gold, die auf eine dünne Trägerfolie (z.B. aus Polyimid) aufgebracht sind. Diese
Ringe bilden ein Zirkular-Gitter mit radial ansteigender Liniendichte. Die Zonenplatten
beugen die auftreffende monochromatische Röntgen-Strahlung der Wellenlänge und bewirken
damit eine Abbildung. Unter quasi monochromatischer Strahlung wird hier Strahlung
einer gewissen Bandweite Δλ verstanden, wobei im Zusammenhang mit Zonenplatten diese
Bandweite gegeben ist durch die Beziehung
λ/Δλχ p . m ( p = Linienzahl, m = Nummer der noch zu erfassenden Beugungsordnüng).
[0003] Bei solchen bekannten Röntgen-Mikroskopen wird der Kontrast im Bild durch photoelektrische
Absorption im Objekt vermittelt, d.h. es werden Strukturen abgebildet, die eine Amplitudenmodulation
der hindurchgehenden Röntgenstrahlen bewirken.
[0004] Besonders geeignet ist dabei der Wellenlängenbereich der Röntgenstrahlung, der zwischen
2.4 nm und 4.5 nm liegt, d.h. zwischen der Sauerstoff-K-Kante und der Kohlenstoff-K-Kante.
Dieses Gebiet wird auch als Wasserfenster bezeichnet, da hier Wasser eine etwa zehnmal
höhere Transmission hat als organische Materialien. Damit lassen sich in diesem Wellenlängenbereich
organische Materialien und damit Zellen und Zellorganellen in lebendem Zustand untersuchen.
[0005] Die bisher erreichte Auflösung in der Röntgen-Mikroskopie ist etwa um einen Faktor
10 besser als in der Lichtmikroskopie, wobei eine weitere Steigerung der röntgenmikroskopischen
Auflösung um etwa eine Größenordnung noch möglich ist. Dabei wird die Grenzauflösung
in der Röntgenmikroskopie von Amplitudenstrukturen durch die Strahlenbelastung der
zu untersuchenden Objekte gegeben sein.
[0006] Es ist nun die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Röntgenmikroskop zu schaffen,
das es ermöglicht Untersuchungen, insbesondere von biologischen Strukturen mit einer
Strahlendosis durchzuführen, die zu einer geringeren Strahlenbelastung der Objekte
führt als die bisher üblichen Verfahren, ohne daß eine Verschlechterung des Bildkontrastes
in Kauf genommen werden muß.
[0007] Diese Aufgabe wird, ausgehend von einem Röntgenmikroskop nach dem Oberbegriff des
Anspruches 1 erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß in der Fourierebene des Röntgenobjektivs
ein Element angeordnet ist, das sich über den von der nullten oder einer vorwählbaren
anderen Ordnung der vom Objekt abgebeugten Strahlung beaufschlagten Flächenbereich
erstreckt und der hindurchgehenden Strahlung eine Phasenverschiebung erteilt.
[0008] Bei dem Röntgen-Mikroskop nach der Erfindung werden phasenschiebende Eigenschaften
von Objektstrukturen zur Kontrastbildung benutzt. Das im Strahlengang angeordnete
phasenschiebende Element erteilt der durch die Form des Elements vorgewählten Ordnung
der vom Objekt kommenden Röntgen-Strahlung eine Phasenverschiebung gegenuber der anderen,
nicht durch das Element tretenden, vom Objekt kommenden Strahlung. Die phasenverschobenen
und die nicht beeinflußten Strahlungsanteile interferieren in der Bildebene und erzeugen
dabei ein kontrastreiches, vergrößertes Bild des Objekts.
[0009] Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen der Röntgenstrahlung nullter Ordnung
der vom Objekt kommenden Strahlung gegenüber den von den Objektstrukturen abgebeugten
Ordnungen eine Phasenverschiebung von 90° zu geben. Dies kann besonders einfach geschehen,
da die Strahlung nullter Ordnung in der Fourierebene des Röntgenobjektivs eine zentrale
Kreisscheibe beleuchtet. Eine dazu geeignete Ausbildung des phasenschiebenden Elementes
ist in den Ansprüchen 3 und 4 beschrieben.
[0010] Die Erfindung geht aus von der Erkenntnis, daß sich der Brechungsindex n eines Elements
im Röntgenbereich aus zwei unterschiedlich wirkenden Größen zusammensetzt, was sich
schematisch durch die Beziehung n = 1 - δ - i β ausdrücken läßt. Die Größe β beschreibt
dabei die Absorption, die mit kürzer werdender Wellenlänge λ der Röntgen-Strahlung
kleiner wird. Die Größe δ ist maßgebend für die Phasenverschiebung, die der durchgehenden
Röntgenstrahlung erteilt wird. Die Größe δ variiert im allgemeinen nur sehr langsam
mit der Wellenlänge. Aus diesem Grunde kann also bei Ausnutzung der Phasenverschiebung
durch das Objekt eine deutliche Verbesserung des Kontrastes im Bild erreicht werden.
[0011] Es lassen sich insbesondere auch bei geringerer Strahlenbelastung des Objekts Bilder
erzeugen, deren Kontrast nicht schlechter ist als bei Ausnutzung des Amplitudenkontrast
bei höherer Strahlenbelastung.
[0012] Aus dieser Betrachtung ergibt sich auch der weitere wesentliche Vorteil des Röntgen-Mikroskops
nach der Erfindung. Da sich die Größe δ mit der Wellenlänge λ nur wenig ändert, läßt
sich bei Ausnutzung der Phasenverschiebung der Wellenlängenbereich der Röntgenstrahlung
zu kürzeren Wellenlängen hin verschieben, bei denen infolge der geringen Absorption,
d.h. kleinem β eine Röntgenmikroskopie wegen der geringen erreichbaren Kontraste im
Bild bisher nicht sinnvoll möglich war.
[0013] Es kann unter Umständen auch möglich sein nicht die Röntgenstrahlung nullter Ordnung
in der Phase zu beeinflussen, sondern höhere Ordnungen der vom Objekt abgebeugten
Strahlung. Diese Ordnungen bilden in der Fourierebene des Röntgenobjektivs Ringe,
so daß das phasenschiebende Element nach Anspruch 5 ausgebildet wird.
[0014] Wie die Formel für den Brechungsindex n im Röntgenbereich, nämlich n = 1 - δ - i
β zeigt ist mit einer Phasenverschiebung stets auch eine absorbierende Wirkung verbunden.
Dies gilt natürlich auch für das bei dem Röntgenmikroskop nach der Erfindung verwendete
phasenschiebende Element. Deshalb kann es erforderlich werden die Intensitäten der
in der Bildebene interferierenden Ordnungen der vom Objekt kommenden Strahlung einander
anzugleichen. Dazu wird vorteilhaft die phasenschiebende und die absorbierende Wirkung
des phasenschiebenden Elementes auf verschiedene korrespondierende Flächen in der
Fourierebene des Röntgenobjektivs verteilt. Die durch diese korrespondierenden Flächen
tretende Strahlung wird dabei unabhängig voneinander in Phase und Amplitude beeinflußt
und zwar so, daß die Intensitäten der in der Bildebene interferierenden Ordnungen
der Strahlung aneinander angeglichen sind.
[0015] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Figuren 1-4 der beigefügten Zeichnungen
näher erläutert. Im einzelnen zeigen:
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel für den prinzipiellen Aufbau eines Röntgen-Mikroskops
nach der Erfindung;
Fig. 2 die Draufsicht auf eine als abbildendes Element verwendete Zonenplatte;
Fig. 3 das im Mikroskop der Fig. 1 enthaltene phasenschiebende Element in Draufsicht;
Fig. 4 eine Draufsicht eines anderen Ausführungsbeispiels für ein phasenschiebendes
Element.
[0016] In Fig. 1 ist die von einer Röntgenquelle kommende Strahlung mit (1) bezeichnet.
Als Röntgenquelle kann beispielsweise ein Synchrotron oder eine andere in Teil 1 des
Buches "X-Ray Microscopy" von Schmahl und Rudolph, Springer-Verlag 1984 beschriebene
Quelle verwendet werden.
[0017] Die Röntgenstrahlung tritt durch einen Röntgenkondensor (2) und wird von diesem zu
dem zu beobachtenden Objekt (3) geleitet, das auf einer Zentralblende (4) angeordnet
ist. Die vom Objekt (3) abgebeugte Röntgenstrahlung tritt durch ein hochauflösendes
Röntgenobjektiv (5) und wird von diesem in die Bildebene (6) abgebildet.
[0018] Mit (7) ist die Fourierebene des Objektivs (5) bezeichnet, in der sich die Zerlegung
der durch das Objekt (3) tretenden Strahlung in harmonische Fourierkomponenten findet.
In der Bildebene (6) wird diese Verteilung durch Fourier-Rücktransformation als reelles
Bild wieder dargestellt.
[0019] Als abbildende Elemente (2) und (5) finden vorteilhaft Zonenplatten Verwendung,
wie sie beispielsweise in Fig. 2 dargestellt sind. Diese Zonenplatte besteht aus
einer Vielzahl von Ringen, die auf einer sehr dunnen Tragefolie, z.B. aus Polyimid
aufgebracht sind. Die Ringe sind meist aus Gold oder Chrom und haben eine geringe
Schichtdicke von ca. 0.1 µm. Die Ringe bilden ein Zirkular-Gitter mit radial ansteigender
Liniendichte.
[0020] In der Fourierebene (7) des Objektivs (5) ist ein phasenschiebendes und/oder absorbierendes
Element (8) angeordnet. Dieses besteht, wie Fig. 3 zeigt aus einer dünnen Trägerfolie
(9), die in einem Ring (10) gefaßt ist und auf die eine dünne Schicht aus phasenschiebenen
Material, beispielsweise Chrom in Form einer zentralen Kreisscheibe (11) aufgebracht
ist.
[0021] Wie aus Fig. 1 zu erkennen ist durchdringt, die vom Objekt (3) kommende Röntgenstrahlung
(1) nullter Ordnung die zentrale Kreisscheibe (11). Dabei wird dieser Strahlung gegenüber
den von den Objektstrukturen abgebeugten Ordnungen eine Phasenverschiebung von 90°
erteilt. In der Bildebene (6) entsteht Interferenz zwischen der phasenverschobenen
Strahlung und der unbeeinflußten Strahlung und damit entsteht ein kontrastreiches,
vergrößertes Bild des Objektes (3), das beispielsweise direkt auf einer photoempfindlichen
Schicht festgehalten werden kann.
[0022] Verwendet man zum Beispiel Röntgenstrahlung einer Wellenlänge λ = 4.5 nm und besteht
der zentralen Kreisscheibe (11) des Elementes (8) aus einer 0.09 µm dicken Chromschicht,
so liefert eine Proteinstruktur von 10 nm Dicke in Wasser bei dem Röntgen-Mikroskop
der Fig. 1 einen etwa 20 mal besseren Kontrast als die bisher übliche Abbildung im
Amplitudenkontrast.
[0023] Fig. 4 zeigt ein Ausführungsbeispiel für ein zur Phasenverschiebung und/oder zur
Absorption dienendes Element (8), bei dem auf der Trägerfolie (9) ein Ring (12) aus
entsprechendem Material, beispielsweise Chrom angebracht ist. Dieser Ring erteilt
höheren Ordnungen der vom Objekt abgebeugten Strahlung eine Phasenverschiebung. Welche
Ordnung beeinflußt werden soll, wird durch den Durchmesser und die Breite des Rings
(12) festgelegt.
1. Röntgen-Mikroskop, bei dem das Objekt über einen Kondensor mit quasi monochromatischer
Röntgenstrahlung kohärent oder teilkohärent beleuchtet und mittels eines hochauflösenden
Röntgenobjektivs vergrößert in die Bildebene abgebildet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß in der Fourierebene (7) des Röntgenobjektivs (5) ein Element (8) angeordnet ist,
das sich über den von der nullten oder einer vorwählbaren anderen Ordnung der vom
Objekt (3) abgebeugten Strahlung beaufschlagten Flächenbereich erstreckt und der
hindurchgehenden Strahlung eine Phasenverschiebung erteilt.
2. Röntgen-Mikroskop nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die phasenschiebende
und die absorbierende Wirkung des Elements (8) zur Ausgleichung der Intensitäten der
verschiedenen Ordnungen, unabhängig voneinander auf die verschiedenen korrespondierenden
Flächen in der Fourierebene (7) des Röntgenobjektivs (5) verteilt ist.
3. Röntgen-Mikroskop nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Element
(8) aus einer in Form einer zentralen Kreisscheibe (11) auf einer Trägerfolie (9)
aufgebrachten Schicht einer solchen Dicke besteht, daß die hindurchtretende Röntgenstrahlung
nullter Ordnung eine Phasenverschiebung von 90° und eine gegebenenfalls amplitudenanpaßende
Absorption erhält.
4. Röntgen-Mikroskop nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Zentralkreis
(11) des Elementes (8) bei einer Röntgen-Wellenlänge λ = 4.5 nm aus einer 0.09 µm
dicken Chromschicht besteht.
5. Röntgen-Mikroskop nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Element
(8) aus einer ringförmigen Schicht (12) besteht, die der vom Objekt (3) abgebeugten
Strahlung nter Ordnung (|n|≧1) eine Phasenverschiebung und gegebenen falls eine amplitudenanpaßende
Absorption erteilt.