[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Walzen von Formstahl, inbesondere von Spundbohlen,
durch nacheinander erfolgendes Walzen in aufeinanderfolgenden Kalibern, von denen
jeweils mindestens zwei in einem gemeinsamen Duo-Gerüst zusammengefaßt sind, sowie
eine Reversierstraße zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Üblicherweise wird Formstahl wie bspw. Spundbohlen in aufeinanderfolgenden Kalibern
von Kaliberwalzen gewalzt. Von diesen Kalibern können zwei, höchstens drei, in einem
Walzensatz vorgesehen sein. Die Breite der Kaliber macht hierbei schon erhebliche
Walzenlängen erforderlich, so daß zur Erzielung einer ausreichenden Stabilität derselben
auch relativ große Walzendurchmesser erforderlich werden. Da zum Vor- und Fertigwalzen
im allgemeinen mindestens zehn, meist aber größere Anzahlen von Kalibern erforderlich
sind, sind für eine übliche Reversierstraße zum Walzen von Spundbohlen mindestens
fünf reversierbare, mit entsprechenden geschlossenen Kalibern versehene Duo-Gerüste
erforderlich, welche der langen und einen groß Durchmesser aufweisenden Walzensätze
wegen auch relativ groß und damit aufwendig auszulegen sind.
[0003] Die Erfindung geht von der Aufgabe aus, den für das gattungsgemäße Walzverfahren
sowie eine zur Durchführung des Verfahrens geeignete Reversierstraße zu treibenden
Aufwand an Gerüsten und zugeordneten Rollgängen, Querschleppern und dergleichen abzusenken.
[0004] Gelöst wird diese Aufgabe mit den Merkmalen des Patentanspruches 1. Nach diesen
Merkmalen werden die ersten der üblichen geschlossenen Kaliber mit den sie aufweisenden
Gerüsten durch vorzugsweise ein Universalgerüst ersetzt, in dem nacheinander im Reversierverfahren
unter jeweils weiterem Anstellen sowohl der Horizontal- als auch der Vertikalwalzen
mehrere Stiche bzw. eine Anzahl von Stichen gewalztwerden. Damit wird in diesem ersten
Gerüst mit kaliberartig profilierten Walzen eine Walz- und Formarbeit geleistet, welche
der von bspw. drei bis acht üblichen geschlossenen Kalibern entspricht, und dementsprechend
werden durch das eine Universalgerüst mindestens zwei, wenn nicht drei schwere, mit
geschlossenen Kalibern versehene Duo-Walzgerüste ebenso ersetzt wie die diese verbindenden
Auslauf-Rollgänge sowie gegebenenfalls von einem Rollgang zum nächsten führende Querschlepper.
[0005] Bewährt hat es sich, zwischen Stichen eines Universalwalzgerüstes mindestens einen
Stauchstich zu bewirken, der beim Walzen von Spundbohlen deren Schloßbereiche weiter
formt.
[0006] Zur Durchführung des Verfahrens hat sich eine Reversierstraße bewährt, bei der den
verbleibenden, Kaliber aufweisenden Duo-Walzgerüsten mindestens ein Universalgerüst
sowie mindestens ein dem Universalgerüst bzw. den Universalgerüsten zugeordnetes
Stauchgerüst vorgeordnet sind. Als wesentlich hat es sich hierbei erwiesen, Universalgerüst
sowie Stauchgerüst mit profilierten Walzen auszustatten. Hierbei werden zweckmäßig
die Vertikalwalzen mit einem oberen zylindrischen Bereich ausgestattet, von dem aus
nach unten die Walzen sich bspw. parabelartig verstärken, während die Horizontalwalzen
etwa in Form eines umgekehrten W mit betonten äußeren Schenkelenden profiliert sind.
Zweckmäßig sind auch die Walzen des Stauchers profiliert und weisen insbesondere im
Breitenbereiche der Ballenenden der Horizontalwalzen wirksame Mantelflächen auf.
[0007] Im einzelnen sind die Merkmale der Erfindung anhand der Beschreibung eines Ausführungsbeispieles
in Verbindung mit dieses darstellenden Zeichnungen erläutert. Es zeigen hierbei:
Figur 1 schematisch eine Reversierstraße,
Figur 2 jeweils hältfig Profilformen der formenden Mantelbereiche der Walzen eines
Universalgerüstes mit von diesem gewalzten Walzgut,
Figur 3 eine entsprechende Ansicht der Walzen eines Stauchgerüstes,
Figur 4 ein anschließendes geschlossenes Kaliber eines folgenden Duo-Walztgerüstes,
Figuren 5 bis 7 schematisch drei aufeinanderfolgende Stiche eines Universalgerüstes,
Figur 8 einen Stich eines Stauchgerüstes, und
Figuren 9 und 10 folgende Stiche des Universalgerüstes.
[0008] In der Fig. 1 ist der Einfachheit halber unter Verkürzung der Rollgänge und unter
Fortlassen der gegebenenfalls erforderlichen Querschlepper schematisch eine Reversierstraße
aufgezeigt, die in Walzrichtung hintereinander ein Universalgerüst 1, ein Stauchgerüst
2 und, durch die Unterteilung der Walzen durch Querstriche angedeutet, im Ausführungsbeispiel
zwei je drei geschlossene Kaliber aufweisende Duo-Walzgerüste 3 und 4 enthält. Das
Universalgerüst 1 in Verbindung mit dem Stauchgerüst 2 ersetzt hierbei mehrere sonst
an dieser Stelle benötigte schwere Duo-Vorgerüste.
[0009] Dem in fig. 2 im abgebrochenen Halbschnitt seiner Walzen dargestellte, zunächst relativ
weit geöffneten Universalgerüst 1 wird das zu walzende Profil, eine Bramme 6, zugeführt.
Hierbei arbeitet sich die nach Art eines umgekehrten W profilierte Oberwalze 5 in
die Bramme 6 ein. Im einzelnen wird die im mitteleren Bereich des Ballens befindliche
Walzenverdickung 7 beim, ersten Stich die Bramme 6 noch nicht berühren, wohl aber
dringen am Ballenende Befindliche, im Querschnitt den freien Schenkeln des "W" entsprechende
betonte Walzenbunde 8 in die Bramme ein. Die Unterwalze 9 wird mit zwei symmetrisch
vorgesehenen Bunden 10 wirksam, und die Flanken werden durch die Vertikalwalzen 11
geformt, die im oberen Bereich einen zylindrischen Ballen aufweisen, der sich nach
unten parabelförmig zu einem Bund 12 erweitert. So wird im Reversierbetrieb die Bramme
6 mehrfach durch das Universalgerüst geführt, wobei bei jedem Durchlauf die Walzen
weiter gegeneinander angestellt werden, bis die gewünschte Profilform des Walzgutes
mit geringem Gerüst-, Walzen-, Rollgangs-, und Querschlepperaufwand erreicht ist.
[0010] Da zwischen dem Ballen der Vertikalwalzen 11 mit ihren Bunden 12 und dem Ballen
der Horizontalwalze 5, insbesondere deren Walzenbunden 8, ein freier Raum vorgesehen
ist, kann die Bramme 6 sich hier gegebenenfalls unkontrolliert nach oben-außen ausbreiten.
Es wird daher nach einem der Stiche des Universalgerüstes zweckmäßig ein Stauchstich
durchgeführt, bei dem, bedingt durch die Gestalt der in Fig. 3 im abgebrochenen Halbschnitt
dargestellten Stauchwalzen, insbesondere jene Bereiche des Walzgutes 18 bzw. des
Vorprofiles reduziert werden, die den Zwischenräumen der Walzen 5 und 11 des Universalgerüstes
1 entsprechen, und die daher durch dessen Walzen nicht erreichbar sind. Hiermit wird
eine verbesserte und definierte Ausbildung der "Finger" in den Schloßbereichen von
Spundbohlen erreicht.
[0011] Nach mehreren Stichen des Universalgerüstes wird das durch diese bewirkte Vorprofil
dem ersten der folgenden geschlossenen Kaliber der Duo-Walzgerüste 3 und 4 zugeführt.
Dieses zwischen Arbeitswalzen 13 and 14 des Duo-Walzgerüstes 3 gebildete geschlossene
Kaliber kann bspw. jene Form aufweisen, die in der Fig. 4 angedeutet ist, welche
einen abgebrochenen Halbschnitt eines ein Kaliber aufweisenden Längenbereiches eines
Walzensatzes zeigt. Durch weiteres Walzen in geschlossenen Kalibern der Duo-Walzgerüste
3 und 4 wird schließlich das gewünschte Endprofil erreicht.
[0012] Es wurde zwar bereits, bspw. in Nippon Steel News, unter "Nippon Steel's Rolling
Technology" empfohlen, für Formstahl, Flachprodukte und Draht Universal-Walzgerüste
einzusetzen, und für das Walzen von Spundbohlen waren Plastilin-Modellversuche erwähnt.
Hierbei wurden jedoch die Universalgerüste nicht für das Vorwalzen, sondern vielmehr
für das Fertigwalzen eingesetzt. Die Erfindung jedoch bezieht sich auf das Vorwalzen:
Nach ihr sollen mehrere schwere Vorge rüste einer Reversierstraße durch ein Universalgerüst,
gegebenenfalls zwei Universalgerüste, ersetzt werden. Beim Vorwalzen ergibt sich
die Möglichkeit, einen weiten Anstellbereich für eine relativ große Anzahl von Stichen
auf dem Universalgerüst zu benutzen, so daß dieses sich voll ausnutzen läßt und es
erlaubt, eine relativ hohe Anzahl der bisher benutzten Kaliber und damit mehrere schwere
Vorgerüste durch das eine Universalgerüst zu ersetzen. Die Erfindung ist allerdings
nicht auf das Anordnen eines einzigen Universalgerüstes beschränkt; es besteht auch
die Möglichkeit, weitere der bisher üblichen Kalibergerüste durch ein weiteres Universalgerüst
zu ersetzen. Wesentlich ist nur, daß die Fertigwalzung in der üblichen Weise, bspw.
in geschlossenen Kalibern, innerhalb enger Tolerierung erfolgt und damit unabhängig
vom beim Vorwalzen genutzten weiten Anstellbereich ein in engen Toleranzen gehaltenes
Fertigprodukt erhalten wird.
[0013] Zur Erleichterung der Übersicht sind die ersten Durchläufe einer zur Spundbohle zu
walzenden Bramme 6 schematisch anhand der Folge der Figuren 5 bis 10 dargestellt.
Nach Fig. 5 werden im ersten Stiche eines Universalgerüstes insbesondere die Walzenbunde
8 und 10 der Horizontalwalzen 5 und 9 wirksam, und im Zuge der weiteren Verformungen
durch die in Figuren 6 und 7 dargestellten Stiche Nr. 3 und Nr. 4 wird das endgültige
Profil, wenn auch mit noch überstarker Dicke, bereits angenähert.
[0014] In einem vierten Stich passiert das Walzgut 18 die Horizontalwalzen 13 und 15 eines
Stauchgerüstes. Walzenbunde 14 walzen eine schon in den vorhergehenden Stichen vorgebildete
Fuge des Schloßbereiches der Spundbohlen tiefer aus, und die nach außen anschließenden
Bereiche begrenzen die in den vorhergehenden Stichen gebildeten Randsäume des Walzgutes,
die sogenannten "Finger".
[0015] Die in den Fig. 9 und 10 veranschaulichten weiteren Stiche des Universalgerüstes
reduzieren die Dicke des Walzgutes weiterhin energisch bis zum Eintritt in folgende,
hier nicht dargestellte Kalibergerüste.
[0016] In der Praxis kann man die Walzgerüste nicht, wie in Fig. 1 gezwigt, in relativ kurzen
Distanzen hintereinander aufbauen, da den Gerüsten jeweils ausreichend lange Auslaufrollgänge
zuzuordnen sind. Oft wird man den Gerüsten nicht entsprechend lange verbindende Rollgänge
zuordnen, sondern diese, mindestens zum Teil, parallel nebeneinander anordnen, so
daß an Länge der das Walzwerk aufnehmenden Hallen gespart wird, jedoch Querschlepper
erforderlich werden, um das Walzgut von einem zum nächsten, parallel angeordneten
Rollgang zu bringen. Zusätzlich zu der erfindungsgemäßen Einsparen der Gerüste ergibt
sich hierbei auch eine entsprechende Ersparnis an überbauter Grundfläche sowie an
den zugehörigen Rollgängen und Querschleppern.
1. Verfahren zum Walzen von Formstahl, insbesondere von Spundbohlen, durch nacheinander
erfolgendes Walzen in aufeinanderfolgenden Kalibern, von denen jeweils mindestens
zwei in einem gemeinsamen Duo-Gerüst zusammengefaßt sind,
gekennzeichnet durch
ein Vorwalzen in mehreren Stichen in mindestens einem Universalgerüst, das bzw. die
nach jedem Stich weiter angestellt werden, und durch ein Fertigwalzen in an sich bekannter
Art in Kalibern folgender Gerüste.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen den in Universalgerüsten bewirkten Stichen mindestens ein beim Walzen
von Spundbohlen in deren Schloßbereich formender Stauchstich bewirkt wird.
3. Reversierstraße zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 zum Walzen
von Formstahl, insbesondere von Spundbohlen, mit mit Kaliberwalzen ausgestatteten
Duo-Walzgerüsten,
gekennzeichnet durch
mindestens ein den Kaliberwalzen aufweisenden Duo-Walzgerüsten (3, 4) vorgeordnetes
Universalgerüst (1) sowie ein dem bzw. einem der Universalgerüste zugeordnetes Stauchgerüst
(2).
4. Reversierstraße nach Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das bzw. die Universalgerüste (1) sowie das bzw. die Stauchgerüste (2) profilierte
Walzen (5, 9, 11, 13, 15) aufweisen.
5. Reversierstraße nach eine der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertikalwalzen (11) der Universalgerüste (1) im oberen Bereich zylinderförmig
gestaltet sind und sich nach unten parabelartig zu einem Bunde (12) verstärken, und
daß die Horizontalwalzen (5, 9) angenähert in Form eines umgekehrten W mit betonten
äußeren Schenkelenden profiliert sind.
6. Reversierstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Stauchgerüst (2) Horizontalwalzen (13, 15) aufweist, welche im wesentlichen
im Bereiche ihrer Ballenenden mit wirksamen Mantelflächen ausgestattet sind, welche
beim Walzen von Spundbohlen in deren Schloßbereichen wirksam sind.