[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung bituminöser Dichtungsbahnen,
insbesondere solcher mit thermisch oder/und mechanisch empfindlicher Einlagen oder
Kaschierungen, und eine Anlage zur Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] Bei bituminösen Dichtungsbahnen werden die mechanischen Eigenschaften wie Festigkeit
und Bruchdehnung in erster Linie durch die Einlage bzw. Kaschierung bestimmt, während
Klebkraft, Dichtigkeit und Witterungsbeständigkeit überwiegend eine Funktion der plastischen
Beschichtung aus reinem oder mit Kunststoffen und/oder Füllstoffen modifizierten Bitumina
ist. Als Einlagen werden Folien, Filze, Vliese, Gewebe, Gewirke, Gestricke und Gitter
aus verschiedenen Materialien verwendet, entsprechend den Anforderungen der jeweiligen
Verwendung. So enthalten Dampfsperren beispielsweise Folien aus Metall und Dachdichtungsbahnen
Einlagen aus Glas- oder Polyesterfaservliesen, Jute-, Glasfaser- oder Polyesterfasergewebe
oder Rohfilzpappen. Wegen ihres günstigen Verhaltens bei Bauwerksbewegungen und Rißüberbrückungen
werden heute in verstärktem Maße, besonders bei Polymerbitumenbahnen, dehnfähige Einlagen
oder Kaschierungen auf der Basis von Kunststoffen verwendet.
[0003] Dichtungsbahnen mit solchen Einlagen zeigen aber ähnliche Mängel, wie sie von Kunststoff-Dachbahnen
bekannt sind (Kunststoffe im Bau, 1983, Seiten 73 bis 75). Die durch die Fertigung
bedingten eingefrorenen Spannungszustände werden bei oder nach dem Verlegen frei.
Es kommt zu einer Rückverformung, die ein Schrumpfen der Dichtungsbahn, meist in Längsrichtung,
bewirkt. Beim Heißverlegen wird diese Rückverformung durch den heißen Kleber oder
die direkte Erwärmung der Bahn ausgelöst. Bei kalter Verlegung tritt die Schrumpfung
der Bahn erst bei stärkerer Sonneneinstrahlung auf.
[0004] Die Herstellung von bituminösen Dichtungsbahnen auf einer üblichen Dachbahnen-Maschine
ist im "Bitumen und Asphalt Taschenbuch", Bauverlag, 5. Auflage, Seiten 96 bis 99,
beschrieben. Die Maschine besteht aus einer Vielzahl hintereinander geschalteter Aggregate
wie Abwickelbock, Hängevorrichtungen, Imprägniervorrichtungen, Deckmassenauftragsvorrichtungen,
Abstreuvorrichtungen, Wendestuhl, Kühlwalzen und Wickelapparatur.
[0005] Wenn man davon ausgeht, daß die Bahn mit der Verstärkungseinlage weitgehend nur mittels
eines angetriebenen Walzenpaares gefördert wird, so sind beachtliche Zugkräfte erforderlich,
um die Bahn durch die verschiedenen Aggregate von dem Auftragen der Deckmassen bis
zur Kühlung hindurchzuziehen. Die dabei im warmen Zustand der Bahn hervorgerufene
Längenänderung der Einlage aus Kunststoffasern wird auf den Kühlwalzen eingefroren.
Die Rückverformung nach dem Verlegen kann dabei zu einer Schrumpfung von 8 cm und
mehr je Bahnenlänge führen, was der üblichen Überdeckung entspricht. Dadurch wird
eine Nachbesserung erforderlich.
[0006] Bei Einlagen aus Glasfasern beträgt die Dehnung bei gleicher Zugspannung weniger
als 10 % der einer entsprechenden Einlage aus Polyesterfasern. Daher tritt hier keine
ins Auge fallende Schrumpfung der verlegten Bahn auf.
[0007] Auf dieser Erkenntnis beruhen die Vorschläge, kombinierte Einlagen aus Glas- und
Kunststoffasern zu verwenden (DE-OS 27 24 004; DE-GM 71 31 660). Unter der Voraussetzung,
daß bei der Herstellung der Einlage selbst keine Spannungen eingefroren wurden, kann
hierdurch die Dehnung auf der Dachbahnen-Maschine auf ein zulässiges Maß beschränkt
werden, wenn die dabei auftretenden Zugkräfte von den Glasfasern aufgenommen werden.
Die Kunststoffaser-Einlage muß eine ausreichende Festigkeit und Dehnfähigkeit besitzen,
um die Bauwerksbewegungen aufnehmen zu können.
[0008] Wegen des zusätzlichen Glasfaseranteils sind diese Einlagen schwerer und dicker als
die üblicherweise verwendeten, so daß beim Imprägnieren mit einem höheren Bitumenverbrauch
zu rechnen ist. Infolge dessen sind die fertigen Bahnen besonders schwer und biegesteif
und lassen sich insbesondere bei kalter Witterung nur mühsam verlegen. Dies ist wohl
auch der Grund, weshalb sich diese Dichtungsbahnen auf dem Markt nicht durchgesetzt
haben.
[0009] Mit Polyesterfasern verstärkte Bitumenbahnen sind seit 1960 in Europa und seit 1965
in Deutschland auf dem Markt erhältlich (Roofing Materials Guide, Vol. 8, Seiten 18
bis 29). Seit dieser Zeit besteht also das geschilderte Problem, und es hat, wie oben
beschrieben, nicht an Versuchen gefehlt, es zu lösen. Auch die Verwendung vorgereckter
Vliese und das Aufstellen spezieller Verlegevorschriften führten zu keiner dauerhaften
Lösung.
[0010] Es bestand daher die Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung schrumpfarmer Dichtungsbahnen
der zur Rede stehenden Art und eine hierfür geeignete Anlage zu entwickeln.
[0011] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die gegebenenfalls imprägnierte
Verstärkungseinlage (1) oder/und Kaschierung auf eine vorgekühlte, aber noch ausreichend
klebrige, bituminöse Membran (13) aufgerollt und, gegebenenfalls nach dem Auftragen
weiterer bituminöser Schichten (17) und einer üblichen Abstreuung (18) oder dem Kaschieren
mit einer Folie, die fertige Bahn auf Umgebungstemperatur abgekühlt wird, wobei die
genannten Verfahrensschritte nahezu ohne Zugbelastung der Verstärkungseinlage (1)
oder Kaschierung durchgeführt werden.
[0012] Dies wird dadurch erreicht, daß die bituminöse Membran auf eine mit flüssigem oder
festem Trennmittel versehenen, mitlaufenden ebenen Stützvorrichtung mit einer Rakel
aufgetragen wird. Als Stützvorrichtung kommen Platten- und Bandförderer infrage, insbesondere
aber Kühlbänder.
[0013] Kühlbänder haben den Vorteil, daß die bituminöse Membran sowie die anderen bituminösen
Schichten nach einem optimalen Temperatur/Zeit-Programm abgekühlt werden können. Auf
diese Weise wird nicht nur die Erwärmung der Einlage oder Kaschierung vermindert.
Es wird dadurch ebenfalls möglich, ohne umständliche Transfer-Verfahren (DE-OS 23
06 235) bituminöse Membranen aus Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung herzustellen,
ohne daß sich die Schichten untereinander vermischen oder die Schichtdicken schwanken.
[0014] Auf die auf dem Kühlband liegende Membran wird die Verstärkungseinlage aufgerollt.
Das durch Kühlabschnitte unterbrochene Auftragen weiterer bituminöser Schichten erfolgt
nacheinander mittels Walzenantrag. Zwischen den Schichten können weitere Einlagen,
wie beispielsweise Folien, angeordnet sein, wie dies von verschiedenen Dichtungsbahnen
bekannt ist. Falls erforderlich, kann die Bahn noch abgestreut oder kaschiert werden,
bevor sie das Kühlband verläßt. Um Zugspannungen zu vermeiden, werden die Antrags-
und Kaschier- bzw. Andrückwalzen mit der gleichen Umfangsgeschwindigkeit abgetrieben,
die der Fördergeschwindigkeit des Kühlbandes entspricht.
[0015] Falls die Unterseite der Dichtungsbahn zusätzlich z. B. mit Talkum bepudert werden
soll, ist im Anschluß an das Kühlband ein Wendestuhl vorzusehen. Daran schließt sich
die übliche Hängevorrichtung und die Wickelapparatur mit Schneidvorrichtung an.
[0016] Hohe Zugspannungen sind aber nicht die einzige Ursache für das Schrumpfen dieser
Bahnen. Ein weiterer Grund ist in dem bekannten hohen Ausdehnungskoeffizienten von
Kunststoffen zu sehen. Auch hier schafft das erfindungsgemäße Verfahren Abhilfe. Durch
Vorkühlen der Membran vor dem Aufrollen der Einlage und Kühlen der einzelnen bituminösen
Schichten vor dem Aufbringen der folgenden Schicht oder weiterer Einlagen wird die
Wärmedehnung so gering gehalten, daß diese Ursache für das Entstehen eingefrorener
Spannungen vermieden wird. Entsprechendes gilt für Kaschierungen.
[0017] Aus dem gleichen Grund wird auch von der üblichen Tauchimprägnierung mit langen Verweilzeiten
abgegangen. Soweit eine Imprägnierung erforderlich ist, erfolgt sie durch Walzenauftrag
oder kurzzeitiges Tauchen mit anschließendem Abquetschen des überschüssigen Bitumens
und Luftkühlung.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung können durch geringfügige Änderungen
für die Herstellung einer breiten Palette unterschiedlicher Dichtungsbahnen eingesetzt
werden, wie anhand der nachfolgenden Beispiele erläutert wird.
Beispiel 1
[0019] Eine mit Elastomeren und Harzen modifizierte bituminöse Masse wird bei einer Temperatur
von 180 °C mit einer Rakel auf das mit einer Polypropylenfolie belegte Kühlband in
einer 2 mm dicken Schicht aufgetragen. Die bituminöse Masse wird bis auf etwa 70 °C
gekühlt und dann mit einer silikonisierten Polyethylenfolie kaschiert. Die mit einer
Geschwindigkeit von 30 m/min mitlaufenden Polyethylenfolie verbleibt als abziehbare
Trennschicht auf der Dichtungsbahn ohne Verstärkungseinlage. Die fertige Bahn wird
in Längen von je 10 m aufgewickelt. Da die verwendete Masse kalt-selbstklebende Eigenschaften
hat, kann sie nach Abziehen der Trennschicht ohne zusätzlichen Kleber oder Erwärmung
mit dem Untergrund vollflächig verklebt werden. Ein Schrumpfen tritt auch nach längerer
Sonneneinstrahlung nicht auf.
Beispiel 2
[0020] Bei der Herstellung einer Schweißbahn wird auf das mit einem Glycerinfilm als Trennmittel
versehene Kühlband bei 170 °C mit einer Rakel eine 2 mm dicke Schicht Bitumen 100/25
aufgetragen. Nach dem Abkühlen auf 100 °C wird mit einer Antragswalze eine 1 mm dicke
Schicht aus mit ataktischem Polypropylen (APP) modifizierte bituminöse Masse mit einer
Temperatur von 160 °C auf die erste Bitumenschicht aufgetragen. Nach Abkühlen der
Oberfläche auf 100 °C wird ein Polyesterfaservlies mit einem Flächengewicht von 200
g/m², das zuvor mit einer APP-modifizierten Bitumenmasse durch Walzenantrag und Abquetschen
imprägniert wurde, auf diese bituminöse Membran aufgerollt. Nach einem weiteren Abkühlen
auf 60 °C wird mit einer Antragswalze eine 2 mm dicke Deckschicht aus einer mit APP
modifizierten bituminösen Masse auf das Vlies aufgetragen und mit Schiefersplitt abgestreut.
Nach dem Abkühlen auf 30 °C wird die Bahn über einen Wendestuhl gefahren und auf der
Rückseite mit Talkum bepudert, bevor sie in Längen von 5 m aufgewickelt wird. Die
Abzugsgeschwindigkeit beträgt dabei 25 m/min. Bei fachgerechter Verlegung auf dem
Dach treten keine Schrumpfungen auf.
[0021] Als Trennmittel können neben den üblichen Feststoffen alle flüssigen oder pastösen
Mittel verwendet werden, die bituminöse Stoffe nicht lösen und deren Siedepunkt oberhalb
der Verarbeitungstemperatur der verwendeten bituminösen Stoffe liegt, wie z. B. Glycerin
oder Talkumaufschlämmungen. Sie werden auf die Oberfläche des Kühlbandes gesprüht
oder gestrichen. Das Band kann auch mit trockenem Talkum bepudert oder mit feinem
Sand bestreut werden. Beim Auflegen einer Trennfolie ist ein zusätzlicher Abwickelbock
eventuell mit Hängevorrichtung notwendig.
[0022] Der Aufbau der Anlage wird anhand der Fig. beispielhaft für die Herstellung einer
Dachdichtungsbahn mit Polyestereinlage beschrieben, die auf der Unterseite mit Talkum
bepudert und auf der Oberseite mit Schiefersplitt abgestreut ist. Die Bahn ist für
die vollflächige Verklebung mit Heißbitumen geeignet. Für Bahnen mit anderem Aufbau
muß die Anlage mit entsprechenden bekannten Aggregaten umgerüstet werden.
Beispiel 3
[0023] Wie in der Fig. dargestellt, wird das Polyesterfaservlies (1) (Flächengewicht 200
g/m²) mit dem Zugwalzenpaar (2) von dem Abwickelbock (3) abgezogen und in die Hängevorrichtung
(4) gefördert. Mit der Antragswalze (5) wird 180 °C heißes Bitumen B200 einseitig
aufgetragen und in dem Zugwalzenpaar (6) in das Vlies (1) hineingepreßt, so daß eine
ausreichende Imprägnierung erfolgt.
[0024] Das Kühlband (7) wird mittels eines Gebläses (8) und Breitschlitzdüsen (9) mit Talkum
(10) bepudert. Die Fördergeschwindigkeit des Bandes (7) beträgt 35 m/min. Aus dem
Behälter (11) wird die 160 °C heiße mit APP modifizierte bituminöse Deckmasse gleichmäßig
auf das Band (7) aufgegeben und mit der Rakel (12) zu einer 1,5 mm dicken Membran
(13) ausgestrichen. Nach Abkühlung auf 120 °C wird auf die Membran (13) das imprägnierte
Vlies (1) mit der Andrückwalze (14) aufkaschiert, deren Umfangsgeschwindigkeit der
Fördergeschwindigkeit entspricht. Nach einem weiteren Abkühlen auf 60 °C wird mit
der Antragswalze (15) aus dem Behälter (16) eine 1,5 mm dicke Deckschicht (17) aus
160 °C heißer, mit APP modifizierter bituminöser Deckmasse auf das Vlies aufgetragen.
Anschließend wird die Oberfläche mit Schiefersplitt (18) der Körnung 0,5 bis 2 mm
aus dem Behälter (19) abgestreut. Der Splitt (18) wird mit der Andrückwalze (20) angedrückt
und die ungebundenen Körner entfernt. Nach Abkühlen auf 30 °C wird die Bahn in die
Hängevorrichtung (21) gefördert, von wo aus sie von dem Zugwalzenpaar (22) über die
Schneidvorrichtung (23) der Wickelapparatur (24) zugeführt wird.
[0025] Die Maßänderung der erfindungsgemäß hergestellten Bahn wird in Anlehnung an die DIN
16 937 nach Lagerung bei 80 °C bestimmt und die Ergebnisse mit denen an einer entsprechenden
auf einer üblichen Dachbahnen-Maschine hergestellten Bahn verglichen. Die Ergebnisse
sind in der nachfolgenden Tabelle gegenübergestellt.

1. Verfahren zur Herstellung bituminöser Dichtungsbahnen mit thermisch oder/und mechanisch
empfindlicher Einlage oder Kaschierung, dadurch gekennzeichnet, daß die gegebenenfalls imprägnierte Verstärkungseinlage (1) oder/und Kaschierung
auf eine vorgekühlte, aber noch ausreichend klebrige bituminöse Membran (13) aufgerollt
und, gegebenenfalls nach dem Auftragen weiterer bituminöser Schichten (17) und einer
üblichen Abstreuung (18) oder Kaschierung mit einer Folie, die fertige Bahn auf Umgebungstemperatur
abgekühlt wird, wobei die genannten Verfahrensschritte nahezu ohne Zugbelastung der
Verstärkungslage (1) oder Kaschierung durchgeführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Membran (13) auf einer mit einem Trennmittel versehenen, mitlaufenden ebenen
Stützvorrichtung (7) aufgetragen wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Schichten (13, 1, 17, 18) der Dichtungsbahn auf der gekühlten
Stützvorrichtung (7) nacheinander aufgebracht werden, unterbrochen von Kühlabschnitten.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Membran (13) aus mehreren Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung aufgebaut
wird, wobei die Schichten, unterbrochen durch Kühlabschnitte, nacheinander aufgetragen
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkungseinlage (1) durch Anrollen der Imprägniermasse und Abquetschen
imprägniert wird.
6. Vorrichtung zur Herstellung bituminöser Dichtungsbahnen nach dem Verfahren gemäß
der Ansprüche 1 bis 5, bestehend aus Abwickelböden, Zugwalzenpaaren, Antragswalzen,
Rakel, Andrückwalzen, Behältern, Hängevorrichtungen, Wickelapparatur und Schneidvorrichtung,
dadurch gekennzeichnet, daß sie eine mitlaufende ebene Stützvorrichtung (7) enthält.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützvorrichtung (7) ein Kühlband ist.