[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Begasungs/Flotations-Reaktor insbesondere für
Biomasse enthaltende Flüssigkeit mit einem Schaumrohr mit oberem Auffangbecher sowie
einem unteren Einleitungsraum für Flüssigkeit und Gas in Form feiner Blasen.
[0002] Begasung und Flotation von biomassehaltigen Flüssigkeiten können in unterschiedlichen
Bereichen der Biotechnologie eine Rolle spielen. Ein spezielles Beispiel ist die
Abwasserbehandlung von Meerwasseraquarien, auf die hier besonders Bezug genommen wird.
[0003] Bei solchen Aquarien wird dem Wasser durch die Fütterung ständig eiweißhaltige Substanz
zugeführt, deren Abbau durch Mikroorganismen über längere Zeit hinweg zu einer Anreicherung
von speziell für empfindliche Meerestiere schädlichem Nitrat führt.
[0004] Eine Möglichkeit, den Nitratgehalt niedrig zu halten besteht in der denitrifizierenden
Behandlung des Wassers in einem rotierenden Festbettreaktor, wie er in der Deutschen
Patentanmeldung P 36 08 466 vom 14.03.1986 der Anmelderin beschrieben ist. Das in
einem solchen Reaktor denitrifizierte Wasser kann nun jedoch nicht ohne Nachbehandlung
wieder in das Aquarium zurückgeleitet werden, da es
- keinen lebenswichtigen Sauerstoff enthält,
- mit wassertrübender Biomasse durchsetzt ist,
- ein Redoxpotential von - 220 mV (Sollwert + 200 bis + 230 mV) aufweist und
- eventuell Nitrit enthält, das bereits in geringen Konzentrationen (ab 1 mg/l) äußerst
giftig ist.
[0005] Der erfindungsgemäße Begasungs/Flotations-Reaktor bezweckt daher eine Nachbehandlung
des Wassers, das soweit mit Sauerstoff beladen und von Biomasse sowie Nitrit befreit
wird, daß es erneut in das Aquarium eingeleitet werden kann.
[0006] Zu diesem Zweck ist der erfindungsgemäße Begasungs/Flotations-Reaktor der Eingangs
genannten Art dadurch gekennzeichnet, daß das Schaumrohr ein den Einleitungsraum abschließendes
axiales Steigrohr aufweist, über welches das konzentrische Schaumrohr übergreift
bzw. übergestülpt ist, dessen unteres trichterförmig erweitertes Ende in den unteren
Bereich eines Mantelrohres einmündet, dessen oberes Ende über zumindest ein Rückführungsrohr
mit dem Einleitungsraum unter dem axialen Steigrohr in Verbindung steht und das einen
T-förmigen Flüssigkeitsauslaß aufweist mit einem Tauchstutzen, der unter den Flüssigkeitsspiegel
reicht unter einer Auslaßhöhe unmittelbar über dem Abzweig des Rückführungsrohres,
wobei das obere Ende des Schaumrohres teleskopartig verlängerbar ist.
[0007] Zwar ist ein Schaumrohr mit Absetzbecher und unterem Einleitungsraum bereits aus
"Zeitschrift des Kölner Zoo" 22 (1979) 69 - 72 bekannt, jedoch ist diese Anordnung
in ihrer Wirkungsweise nicht effektiv genug, als daß die vorstehende Forderung erfüllt
werden könnte.
[0008] Besondere Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0009] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die angefügten Zeichnungen beschrieben: es zeigen:
Figur 1 einen Begasungs/Flotations-Reaktor im Längsschnitt und
Figuren 2 und 3 zwei Querschnitte längs A-A durch einen mit Leitrippen versehenen
Reaktor
[0010] Figur 1 zeigt ein Schaumrohr (1) mit einem inneren Steigrohr (2), dessen trichterförmige
Verlängerung (3) einen Einleitungsraum (4) abgrenzt, in den von einer schematisch
angedeuteten Denitrifikation (5) herkommende Flüssigkeit über einen Zulauf (6) eingeleitet
wird. Über einen oder mehrere Gasverteiler (7), die insbesondere durch Lindenholzausströmer
gebildet werden, wird ein Luft-Ozongemisch (herkommend vom schematisch mit 21 angedeuteten
Ozonisator) feinstblasig in die Flüssigkeit innerhalb des Trichters (3) zugeführt.
Als Ozonisator dient z. B. ein Gerät der Fa. Sander, Elze (BRD) für wäßrigen Bereich.
Der 0₃-Anteil wird so gesteuert, daß noch keine Denaturierung von vorhandenem Eiweiß
auftritt.
[0011] Im Steigrohr (2) steigen Gas und Flüssigkeit nach dem Luftheberprinzip aufwärts und
gelangen in das Schaumrohr, in dem sich nach oben zu eine Schaumsäule aufbaut, während
gleichzeitig eine Abwärtsströmung in dem das Steigrohr umgebenden Abschnitt stattfindet,
mit der die Gasblasen abwärtswandern bis zu dem als "Sogentspannungskonus" bezeichneten
trichterförmigen Ende (8) in dem die Strömung soweit verlangsamt wird, daß eine Blasenumkehr
stattfindet. Das nunmehr wieder aufwärtsströmende Gas begegnet den abwärtsbewegten
Blasen, was zu einer kräftigen Durchwirbelung Anlaß gibt, wodurch die Verweilzeit
des Gases in der Flüssigkeit erhöht und die Auflösung des Gases im Wasser begünstigt
wird. D. h. zwischen Steigrohr und Schaumrohr findet eine turbulente Bewegung der
Blasen in beiden Richtungen (sowohl aufwärts als auch abwärts) statt.
[0012] Zwischen Steigrohr und Schaumrohr können als Leitrippen 22, wie durch Figuren 2 und
3 angedeutet wird, gegebenenfalls gewundene Längsrippen vorgesehen sein, die zu einer
Verlängerung der Strömungswege führen.
[0013] Die das trichterförmige Ende verlassende blasenfreie Flüssigkeit strömt im Mantelrohr
(9) aufwärts und gelangt über das Rückführungsrohr (10) wieder in den Einleitungsraum
(4) zurück. Diese Rückführung dient der möglichst effektiven Aufsättigung der Flüssigkeit
mit Sauerstoff, wodurch eine Anhebung des Redoxpotentials von - 220 auf + 200 bis
+ 230 mV erreicht werden kann. Diese Rückfüh rung erfolgt je nach Luftzufuhr und
Zufuhr von aufzubereitendem Wasser ca. 60 - 100 mal/h. Im Zulaufwasser enthaltenes
Nitrit ist dann zu Nitrat aufoxidiert. Gleichzeitig wird durch diese Rückführung auch
dem Biomassenschlupf der Flotation entgegengewirkt. Bei bekannten Vorrichtungen ist
dagegen ein Teil der im zu behandelnden Wasser vorhandenen eiweißhaltigen Substanzen
noch im Ablauf enthalten (Schlupf).
[0014] Im Raum zwischen Mantelrohr (9) und Schaumrohr (1) können Füllkörper mit Filter-
und Adsorberwirkung oder auch mit Mikroorganismen (z. B. aeroben Bakterien) bewachsene
Trägerkörper vorgesehen sein, die eine zusätzliche Reinigungswirkung entfalten können.
[0015] Das obere Ende des Schaumrohrs (1) ist in seiner Länge teleskopartig verlängerbar
zur Anpassung an den Auffangbecher (11), in dem sich die Biomasse (12) sammelt, die
über den Ablauf (13) mit einem nach unten abgebogenen Rohr abgegeben werden kann.
Auf dem Auffangbecher (11) befindet sich ein abnehmbarer Siebaufsatz (14) mit unterem
Sieb (15) und Aktivkohleschicht (16) über die die ozonhaltige Luft abgegeben wird,
wodurch das Ozon katalytisch zerstört wird.
[0016] Unter dem Sieb (15) ist vorzugsweise eine gewölbte Platte (17) angeordnet, die einen
Übertritt von Biomasse in das Sieb hinein verhindert.
[0017] Belüftete und von Biomasse befreite Flüssigkeit verläßt das Mantelrohr (9) über den
Flüssigkeits auslaß (18), dessen unterer Tauchstutzen (19) unter die Flüssigkeitsoberfläche
reicht, wodurch ein Mitreißen von Gas und aufschwimmender Biomasse verhindert wird.
[0018] Je nach Luftdosierung baut sich über dem Flüssigkeitsspiegel (20) eine Luft-Wassersäule
innerhalb des Schaumrohres (1) auf. Die Höhe dieser Säule ist abhängig von
- der zugeführten Luftmenge,
- Querschnitt und der Länge des inneren Steigrohres (2),
- Querschnitt und der Länge des Schaumrohres (1),
- der Oberflächenspannung des zu behandelnden Wassers,
- der Belastung mit Biomasse,
- der Ozonzufuhr,
- dem Luftblasenquerschnitt.
[0019] Da beim Betrieb ständig Wasser nachgefördert wird, und dieses das Schaumrohr (1)
nicht nach oben hin verlassen kann, entsteht an der Oberkante des inneren Steigrohres
(2) ein Druck, der ausreicht, einen Teilstrom des geförderten Wassers durch das Schaumrohr
(1) nach unten zu leiten. Dieser Druck ist abhängig von der geförderten Wassermenge
und der im Schaumrohr aufstehenden Luft-Wassersäule. Gleichzeitig werden die im Wasser
befindlichen Luft-Ozon-Blasen mit dem nach unten fließenden Wasser bis zum trichterförmigen
Ende (8) gesogen, und steigen von dort wieder auf.
[0020] Die im Wasser enthaltene Biomasse lagert sich während der Belüftung an die Luft-Ozon-Blasen
an und steigt bis in die Luft-Wassersäule. Je nach Einstellung der vorstehend genannten
Parameter bildet sich ein mehr oder weniger fester Biomasseschaum (Flotation) im
obersten Teil der Luft-Wassersäule. Dieser wird dann von der entweichenden Luft in
den Auffangbecher (11) gedrückt. Dort verflüssigt sich die Biomasse und wird über
den Ablauf (13) abgeleitet. Dieser ragt mit der Ablauföffnung in die abflotierte Biomasse
und verhindert, daß ozonhaltige Luft über ihm entweichen kann. Dies muß zwangsläufig
über die dem Auffangbecher (11) liegende Aktivkohleschicht (16) passieren und wird
hier zerstört.
[0021] Die vorstehend beschriebene Anordnung zeichnet sich durch eine hohe Effektivität
hinsichtlich der Aufsättigung der behandelten Flüssigkeit mit Gas (Sauerstoff) eine
gute Abtrennung von Biomasse bei geringen Betriebskosten und geringer Größe des Gerätes
aus. Bei einem Laborgerät hatte das Mantelrohr eine Länge von 1010 mm und einen Durchmesser
von 150 mm. Das innere Steigrohr von 40 mm Durchmesser hatte eine Länge von 820 mm
(mit Trichter 910 mm). Das 70 mm lichte Schaumrohr (1) hatte eine Länge von 1065 mm
bis zur Unterkante des Auffangbechers. Der Auffangbecher (11) mit abnehmbarem Siebaufsatz
(14) hatte eine Höhe von 120 mm und einen Durchmesser von 100 mm. Über den Zulauf
(6) wurden 20 l/h Flüssigkeit eingeleitet.
[0022] Rückführungsrohr (10) und Flüssigkeitsauslaß (18) hatten eine lichte Weite von 32
mm. Die beschriebene Anordnung diente zur Nachbehandlung von denitriertem Wasser für
ein Meerwasseraquarium. Selbstverständlich sind weit größere Ausführungen (z. B. für
1000 l/h) oder auch kleinere Varianten je nach Bedarf ausführbar.
[0023] Das Gerät kann auch zur Abtrennung von eiweißhaltigen Substanzen bei der aeroben
Wasseraufbereitung benutzt werden oder zur Klärung von Abwasser der Fisch oder Fleisch
verarbeitenden Industrie.
1. Begasungs/Flotations-Reaktor insbesondere für Biomasse enthaltende Flüssigkeit
mit einem Schaumrohr mit oberem Auffangbecher sowie einem unteren Einleitungsraum
für Flüssigkeit und Gas in Form feiner Gasblasen, dadurch gekennzeichnet, daß das Schaumrohr (1) ein den Einleitungsraum abschließendes axiales Steigrohr (2)
aufweist, über welches das konzentrische Schaumrohr übergreift bzw. übergestülpt ist,
dessen unteres trichterförmig erweitertes Ende (8) in den unteren Bereich eines Mantelrohres
(9) einmündet, dessen oberes Ende über zumindest ein Rückführungsrohr (10) mit dem
Einleitungsraum (4) unter dem axialen Steigrohr (2) in Verbindung steht und das einen
T-förmigen Flüssigkeitsauslaß (18) aufweist mit einem Tauchstutzen (19), der unter
den Flüssigkeitsspiegel reicht und einer Auslaßhöhe unmittelbar über dem Abzweig
des Rückführungsrohres (10), wobei das obere Ende des Schaumrohres (1) teleskopartig
verlängerbar ist.
2. Reaktor nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Auffangbecher (11) in einem insbesondere abnehmbaren mit Aktivkohle (16)
gefüllten Siebaufsatz (14) endet.
3. Reaktor nach Anspruch 2,
gekennzeichnet durch
eine nach unten gowölbte, den Querschnitt weitgehend einnehmende, mit der Siebplatte
(15) verbundene Scheibe (17) unter dem Siebaufsatz (14).
4. Reaktor nach einem der vorangehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch
insbesondere mit Mikroorganismen bewachsene Füllkörper zwischen Schaumrohr (1) und
Mantelrohr (9).
5. Reaktor nach einem der vorangehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch
einen elektrischen Ozonisator (21) in der Gaseinleitungsstrecke.
6. Reaktor nach einem der vorangehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch
Leitrippen (22) zwischen dem Steigrohr (2) und dem Schaumrohr (1).