[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß mit einem an seinem heckseitigen Ende zur Geschwindigkeitsreduzierung
angeordneten, beim Flug des Geschosses entfaltbaren, aus einem Gewebe oder einer
Kunststoffolie bestehenden Bremselement.
[0002] Derartige Geschosse sind beispielsweise aus der DE-PS 31 27 071 bekannt. Bei dem
darin beschriebenen Bremselement, welches sowohl eine Geschwindigkeitsreduzierung
als auch eine Stabilität des Geschosses bewirken soll, handelt es sich um entfaltbare
Segelflächen, die zwischen aufblasbaren Schläuchen angeordnet sind. Die schlauchförmigen
Arme werden während des Fluges von einem Gasgenerator aufgeblasen und sind derart
angeordnete, daß die Arme durch das Aufblasen entgegen der Flugrichtung geschwenkt
werden können. Dadurch wird der Aufprall des Geschosses am Boden zusätzlich gedämpft,
was insbesondere für abwerfbare Minen erforderlich ist.
[0003] Die bekannten Bremselemente haben allerdings den Nachteil, daß sie relativ aufwendig
sind, da ein eigener Gasgenerator vorhanden sein muß. Außerdem ist die Steifigkeit
der schlauchförmigen Arme, wie sie bei drallstabilisierten Geschossen erforderlich
wäre, nicht gegeben.
[0004] Schließlich nimmt das bekannte Bremselement im zusammengefalteten Zustand relativ
viel Platz ein, der insbesondere auch für die schlauchförmigen Arme benötigt wird.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Bremselement der
eingangs erwähnten Art so weiterzuentwickeln, daß es möglichst wenig Platz in dem
Geschoß beansprucht, einfach und stabil aufgebaut ist und bei drallstabilisierten
Geschossen sowohl eine Geschwindigkeits- als auch eine Drallreduzierung bewirkt.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des
Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Die Unteransprüche geben besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
[0008] Ein wesentlicher Gedanke der Erfindung besteht also darin, zur Geschwindigkeits-
und Drallreduzierung eine Gewebebremsscheibe zu verwenden, an deren Rand, beispielsweise
mittels eines Saumbandes, zusätzliche Massen angeordnet sind. Durch diesen Aufbau
wird erreicht, daß bei Rotation des Geschosses die größeren Massen, d.h. die Randbereiche
der Gewebebremsscheiben, zuerst nach außen geschleudert werden, so daß sich die Bremsscheibe
allein durch die Rotation sehr schnell entfaltet.
[0009] Dadurch, daß Stützarme sowie ein separater Gasgenerator entfallen, nimmt die Bremsscheibe
im zusammengefalteten Zustand nur wenig Raum in dem Geschoß ein.
[0010] Nähere Einzelheiten und weitere Vorteile werden im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen
und mit Hilfe von Zeichnungen näher erläutert.
[0011] Es zeigen:
Fig. 1 den zeitlichen Ablauf des Ausstoßvorganges von Submunitionskörpern, die mit
erfindungsgemäßen Bremselementen versehen sind;
Fig. 2 die Seitenansicht eines Submunitionskörpers gem. Fig. 1 mit erfindungsgemäßem
Bremselement;
Fig. 3 die Draufsicht auf ein erfindungsgemäßes Bremselement nach Fig. 2; und
Fig. 4 die Draufsicht auf ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen
Bremselementes.
[0012] In Fig. 1 ist mit 1 ein Geschoß bezeichnet, das mittels eines nicht dargestellten
Geschützes verschossen wurde. Dieses Geschoß 1 enthält zwei intelligente Submunitionskörper,
die zu einem vorgegebenen Zeitpunkt aus dem Geschoß 1 ausgestoßen werden. Nach diesem
Ausstoßvorgang fliegen zunächst die Hülle 100, die Submunitionskörper 200 und 300
sowie der Boden 400 des Geschosses 1 hintereinander. Durch das Entfalten der Bremselemente
(in Fig. 1 ist aus Übersichtlichkeitsgründen nur der Submunitionskörper 300 mit Bremselement
30 dargestellt) verringern die Submunitionskörper ihre Geschwindigkeit und bewegen
sich auf einer anderen Flugbahn als die weiterfliegende Geschoßhülle 100.
[0013] Das Bremselement 30 bewirkt sowohl eine Geschwindigkeitsverminderung der Submunitionskörper
als auch eine Drallreduzierung. Sobald beide Größen auf einen vorgegebenen Wert abgesunken
sind, wird das Bremselement 30 von den Submunitionskörper abgestoßen (nicht dargestellt).
[0014] Es kann dann beispielsweise durch Entfalten eines Fallschirmes ein weiteres Abbremsen
der Submunitionskörper sowie durch die rotierende Bewegung dieser Körper ein Abscannen
des Zielgebietes erfolgen (vgl. hierzu im einzelnen Flume, "Artilleriemunition: Bessere
Wirkung im Ziel"; Wehrtechnik 1985, Heft 10, S 112 ff).
[0015] Fig. 2 zeigt eine Seitenansicht des Submunitionskörpers 300 beim Flug mit einem Schnitt
im Bereich des Bremselementes 30. Außer dem Bremselement 30 enthält der Submunitionskörper
300 den eigentlichen Wirkkörper 31, der beispielsweise eine Hohlladung enthält, das
Gehäuse 32, welches die Signalverarbeitung und eine nicht dargestellte ausschwenkbare
Antenne enthalten kann und einen abtrennbaren Stützaufbau 33, an dem die Bremsscheibe
30, beispielsweise mittels Schrauben 330, befestigt ist. Der ringförmige Vorsprung
331 umschließt den Verpackungsraum für das Bremselement 30. Wie aus Fig. 2 ersichtlich
ist, bewirken die Luftkräfte, daß das Bremselement 30 eine kegelförmige Gestalt erhält.
Durch entsprechende Massen am Rand der Bremsscheibe bzw. durch die Größe der Scheibe
ist sicherzustellen, daß die Luftkräfte die Bremsscheibe nicht zusammendrücken.
[0016] In Fig. 3 ist eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Bremsscheibe nach Fig. 2 vom
Heck aus gesehen, wiedergegeben. Mit 36 ist ein Saumband bezeichnet, welches sowohl
die Aufgabe hat zu verhindern, daß die Bremsscheibe bei den hohen Rotationen des
Geschosses 300 in ihrem Randbereich 35 ausreißt. Noch wesentlicher ist allerdings
die Aufgabe des Saumbandes 36, dafür zu sorgen, daß in dem Randbereich 35 eine höhere
Massenverteilung vorherrscht als in dem restlichen Bereich der Gewebebremsscheibe.
[0017] Eine weitere Stabilität der Gewebebremsscheibe 30 wird durch zusätzliche Gurtbänder
37 erreicht, die vorzugsweise kreuzförmig angeordnet sind. Dadurch steigt die Festigkeit
des gesamten Bremselementes 30 erheblich. Außerdem können an den Enden der Gurtbänder
die zusätzlichen Massen angebracht werden, damit ein schnelles Öffnen der Bremsscheibe
sichergestellt ist.
[0018] Als Material für die Gewebebremsscheibe aber auch für die Gurtbänder und das Saumband
hat sich besonders gut Polyamid oder eine Kunststoffolie ausreichender Festigkeit
erwiesen.
[0019] Um eine stärkere Drallreduzierung des Geschosses 300 zu erreichen, hat es sich als
vorteilhaft erwiesen, die Gurtbänder mit Taschen zu versehen. Dieses ist in Fig.
4 dargestellt. Dabei müssen die Taschen 38 so angeordnet werden, daß sie sich bei
Rotation des Geschosses öffnen. Die Drehrichtung ist in Fig. 4 mit einem Pfeil angedeutet.
[0020] Die Gurtbandtaschen 38 können entweder auf den Gurtbändern 37 aufgebracht (z. B.
aufgenäht) werden oder sie werden durch einen Teil der Gurtbänder (37) selbst gebildet,
indem die Gurtbänder entsprechend auf der Gewebebremsscheibe befestigt (z. B. genäht)
werden.
1. Geschoß (300) mit einem an seinem heckseitigen Ende zur Geschwindigkeitsreduzierung
angeordneten, beim Flug des Geschosses (300) entfaltbaren aus einem Gewebe oder einer
Kunststoffollie bestehenden Bremselement (30),
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) das Bremselement (30) ist im entfalteten Zustand scheibenförmig ausgebildet, wobei
das Entfalten des Bremselementes (30) durch die Rotation des Geschosses (300) bewirkt
wird;
b) der Rand des Bremselementes (30) weist gegenüber dem restlichen Teil des Bremselementes
(30) eine größere Massenverteilung auf.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der äußere Rand (35) des Bremselementes (30) mit einen Saumband (36) versehen
ist.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Bremselement (30) mit Hilfe von Gurtbändern (37) verstärkt ist.
4. Geschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die größere Massenverteilung am Rand des Bremselementes (30) an den Enden der
Gurtbänder (37) aufgebracht sind.
5. Geschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gurtbänder (37) auf beiden Seiten des Bremselementes (30) angeordnet sind.
6. Geschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwei gekreuzte Gurtbänder (37) auf dem Bremselement (30) angeordnet
sind.
7. Geschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Bremselement (30) und/oder die Gurtbänder (37) aus Polyamid bestehen.
8. Geschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gurtbänder (37) über den äußeren Rand (35) des Bremselementes (30) überstehen.
9. Geschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gurtbänder (37) taschenförmige Ausnehmungen (38) aufweisen, die sich bei
Rotation des Geschosses (30) öffnen und zu einer zusätzlichen Drallreduzierung des
Geschosses (30) führen.
10.Geschoß nach einem der ASnsprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Bremselement (30) kreisförmig ausgebildet ist.