(19)
(11) EP 0 275 370 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.07.1988  Patentblatt  1988/30

(21) Anmeldenummer: 87115239.3

(22) Anmeldetag:  17.10.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 10/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 18.12.1986 DE 3643291

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Synofzik, Rheinhard
    D-4053 Jüchen 1 (DE)
  • Karius, Klaus Dietmar
    D-4053 Jüchen 5 (DE)
  • Hellwig, Rolf
    D-4040 Neuss (DE)

(74) Vertreter: Podszus, Burghart, Dipl.-Phys. 
Rheinmetall GmbH Ulmenstrasse 125 Postfach 6609
D-4000 Düsseldorf
D-4000 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Drallstabilisiertes Trägergeschoss


    (57) Bei Submunitionsgeschossen (20, 30), die aus einem Trägergeschoß (1) nach hinten ausgestoßen werden, ergibt sich das Problem daß der Geschoßboden (40) häufig mit dem jeweils in Flugrichtung letzten Submuni­tionsgeschoß (30) zusammenstößt und zu einem instabilen Flug dieses Submunitionsgeschosses (30) führt.
    Bei dem neuen Trägergeschoß (1) ist in der dem Submuni­tionsgeschoß (30) zugewandten Seite des Geschoßbodens (40) eine Ausnehmung (42) vorhanden, in der ein ent­faltbares aus einem Gewebe oder eine Kunststoffolie bestehendes Bremselement (43) befestigt ist. Dabei wird das Entfalten des Bremselementes (43) durch die Rotation des Geschoßbodens (40) bewirkt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein drallstabilisiertes Trägerge­schoß der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Art.

    [0002] Derartige Geschosse sind beispielsweise aus Flume: "Artilleriemunition: Bessere Wirkung im Ziel" Wehrtechnik 1985, Band 10, Seiten 112 bis 120 bekannt. Dabei wird das Trägergeschoß z. B. mit Hilfe eines Geschützes verschossen. Das Trägergeschoß enthält zwei oder mehrere zielerkennende Submunitionskörper, die zu einem vorgegebenen Zeitpunkt aus dem Geschoß ausgestoßen werden. Nach diesem Ausstoß­vorgang erfolgt zunächst ein Drallabbau sowie eine Abbrem­sung der Submunitionskörper. Üblicherweise wird die Ab­bremsung der Geschwindigkeit mit Hilfe eines Fallschirmes vorgenommen und der Drall mit Hilfe sogenannter Drall­flügel abgebaut. Sobald die Geschwindigkeit und der Drall der Submunitionskörper auf vorgegebene Werte reduziert ist, werden die Drallbremse und der zum Geschwindigkeits­abbau benötigte Fallschirm abgesprengt, und es öffnet sich ein weiterer Fallschirm, an dem der Submunitionskörper zur Erde gleitet und eine rotierende Bewegung zwecks Abscannen des Zielgebietes macht. Bei den bekannten drallstabilisier­ten Trägergeschossen haben sich immer wieder Störungen im Funktionsablauf ergeben, die nach dem Ausstoß der Submuni­tionsgeschosse durch den nachfolgenden Geschoßboden des Trägergeschosses verursacht werden.

    [0003] Der Geschoßboden schlägt nämlich häufig nach dem Aussto­ßen mit dem Heckteil des Submunitionskörpers zusammen und beschädigt dieses bzw. führt zu dessen Instabilität.

    [0004] Es ist zwar von der Anmelderin selbst vorgeschlagen wor­den, bei einem drallstabilisierten Nutzlastgeschoß mit Tochtergeschossen eine Störung des Geschoßbodens da­durch zu vermeiden, daß letzterer durch einen Stoß­eingeleitet durch das sich öffnende Bremsankerleitwerk - zurückgeschlagen wird. Eine derartige Anordnung ist jedoch relativ aufwendig und nur in speziellen Fällen anwendbar.

    [0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein drallstabilisiertes Trägergeschoß der eingangs erwähnten Art so weiterzuentwickeln, daß der den Submunitionsge­schossen nach dem Ausstoßen aus dem Trägergeschoß fol­gende Geschoßboden keine Störung der Tochtergeschosse verursacht, ohne daß es hierzu eines Impulses durch ein sich öffnendes Bremsankerleitwerk des Tochtergeschosses bedarf.

    [0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1 gelöst.

    [0007] Die weiteren Unteransprüche offenbaren besonders vor­teilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.

    [0008] In folgenden werden weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles und mit Hilfe von Figuren näher erläutert.

    [0009] Es zeigen:

    Fig. 1 den zeitlichen Ablauf des Ausstoßvorganges der Submunitionskörper aus dem Trägergeschoß;

    Fig. 2a eine Seitenansicht des Geschoßbodens mit zusammengefaltetem Bremselement;

    Fig. 2b eine Seitenansicht des Geschoßbodens mit entfaltetem Bremselement;

    Fig. 3 die Draufsicht auf ein erstes erfindungsgemäßes Bremselement und

    Fig. 4 die Draufsicht auf ein zweites erfindungsgemäßes Bremselement.



    [0010] In Fig. 1 ist mit 1 ein drallstabilisiertes Trägerge­schoß bezeichnet, daß beispielsweise mittels eines nicht dargestellten Geschützes verschossen wurde. Dieses Ge­schoß 1 enthält in dem dargestellten Ausführungsbeispiel zwei zielerkennende Submunitionskörper, die zu einem vorge­gebenen Zeitpunkt aus dem Geschoß 1 ausgestoßen werden. Nach diesem Ausstoßvorgang fliegen zunächst die Hülle 10, die Submunitionskörper 20 und 30 sowie der Boden 40 des Geschosses 1 hinereinander. Durch das Entfalten von nicht dargestellten Bremselementen verringern die Submunitions­körper 20 und 30 ihre Geschwindigkeit auf vorgegebene Werte. Da der Geschoßoden 40 mit konstanter Geschwindig­keit weiterfliegt, kommt es häufig zu einem Zusammenstoß zwischen Geschoßboden 40 und Submunitionskörper 30 und damit zu einer Instabilität des Flugverhaltens dieser Ge­schosse.

    [0011] Erfindungsgemäß wird nun vorgeschlagen, den Geschoßboden 40 ebenfalls mit einem Bremselement 43 zu versehen.

    [0012] In Fig. 2a ist die Seitenansicht eines entsprechenden Geschoßbodens im Querschnitt dargestellt. Dabei bedeuten 41 das in der Regel aus Metall bestehende Bodenstück, 42 ein in dem Bodenstück angeordneter Hohlraum und 43 das Bremselement, das bis zum Ausstoßen der Submuni­tionskörper 20 und 30 zusammengefaltet in dem Hohlraum 42 angeordnet ist. Das Bremselement, welches im wesent­lichen aus einer Gewebescheibe z. B. aus Polyamid oder aus einer Kunststoffolie entsprechender Reißfestigkeit besteht, ist mit Hilfe von Schrauben 44 an das Boden­stückt 41 angeschraubt.

    [0013] In Fig. 2b ist das Bremselement in seinem entfalteten Zustand wiedergegeben. Der Entfaltvorgang läuft dabei wie folgt ab: Nach dem Ausstoßvorgang fliegen die Submunitionskörper 20 und 30 und der Geschoßboden 40 ohne mechanische Verbindung hintereinander her. Durch den Geschoßdrall wird nun die Gewebebremsscheibe 43 nach außen gezogen und verzögert so die Ausströmfläche des Geschoßbodens 40. Infolgedessen bleibt der Geschoßboden sehr schnell hinter dem Submunitionskörper 20 und 30 zurück, so daß eine Beeinflussung der Submunitions­körper durch den Geschoßboden nicht mehr erfolgen kann.

    [0014] In Fig. 3 ist eine Draufsicht auf eine erste erfindungs­gemäße Bremsschiebe nach Fig. 2b von Heck aus gesehen wiedergegeben. Die Bremsscheibe ist wiederum mit 43 und die Befestigungsschrauben sind mit 44 bezeichnet. Vorzugsweise drücken die Befestigungsschrauben 44 nicht direkt die Bremsscheibe 43 gegen das Bodenstück 41 (Fig. 2), sondern es wird eine Scheibe 45 (z. B. aus Metall) gegen das Bodenstück 41 gepreßt.

    [0015] In Fig. 4 ist eine zweite erfindungsgemäße Bremsscheibe 43ʹ dargestellt. Mit 432 ist ein Saumband bezeichnet, welches die Aufgabe hat, zu verhindern, daß die Bremsscheibe bei den hohen Rotationen des Geschoßbodens 40 in ihrem Randbereich 431 ausreißt.

    [0016] Eine weitere Stabilität der Gewebebremsscheibe 43ʹ wird durch zusätzliche Gurtbänder 434, die vorzugsweise kreuz­förmig angeordnet sind, erreicht. Als Material für die Gurtbänder wie für das Saumband hat sich besonders gut Polyamid erwiesen.

    [0017] In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß die Gewebebremsscheibe nicht unbedingt, wie in den Fig. 3 und 4 dargestellt, kreisförmig ausgebildet sein muß. Vielmehr kann sie beispielsweise auch sechs- oder achteckig ausgebildet sein.


    Ansprüche

    1. Drallstabilisiertes Trägergeschoß mit mindestens einem Submunitionsgeschoß, welches über einem vorgegebenen Zielgebiet ausgestoßen wird und wobei das Trägergeschoß an seinem heckseitigen Ende einen lösbar angeordneten Geschoßboden besitzt, dadurch gekenn­zeichnet, daß in der dem Submunitionsgeschoß (30) zugewandten Seite des Geschoßbodens (40) eine Ausnehmung (42) vorhanden ist, in der ein entfaltbares, aus einem Gewebe oder einen Kunststoffolie bestehendes Bremselement (43) befestigt ist, wobei das Entfalten des Bremsele­mentes (43) durch die Rotation des Geschoßbodens (40) bewirkt wird.
     
    2. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rand (431) des Bremselementes (43) gegenüber dem restlichen Teil des Bremelementes eine größere Massen­verteilung aufweist.
     
    3. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der äußere Rand (431) des Bremselementes (43) mit einem Saumband (432) versehen ist.
     
    4. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­net, daß das Bremselement (43) mit Hilfe von Gurtbändern (434) verstärkt ist.
     
    5. Drallstabilisiertes Trägergeschoß dadurch gekennzeichnet, das die Gurtbänder (434) auf beiden Seiten des Bremselementes (43) angeordnet sind.
     
    6. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Gurtbänder (434) kreuzförmig angeordnet sind.
     
    7. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4 , dadurch gekenn­zeichnet, daß das Bremselement (43) und/­oder die Gurtbänder (434) aus Polyamid bestehen.
     
    8. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 7 , dadurch gekenn­zeichnet, daß das Bremselement (43) kreisförmig ausgebildet ist.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht