[0001] Die Erfindung betrifft ein drallstabilisiertes Trägergeschoß der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 angegebenen Art.
[0002] Derartige Geschosse sind beispielsweise aus Flume: "Artilleriemunition: Bessere Wirkung
im Ziel" Wehrtechnik 1985, Band 10, Seiten 112 bis 120 bekannt. Dabei wird das Trägergeschoß
z. B. mit Hilfe eines Geschützes verschossen. Das Trägergeschoß enthält zwei oder
mehrere zielerkennende Submunitionskörper, die zu einem vorgegebenen Zeitpunkt aus
dem Geschoß ausgestoßen werden. Nach diesem Ausstoßvorgang erfolgt zunächst ein Drallabbau
sowie eine Abbremsung der Submunitionskörper. Üblicherweise wird die Abbremsung
der Geschwindigkeit mit Hilfe eines Fallschirmes vorgenommen und der Drall mit Hilfe
sogenannter Drallflügel abgebaut. Sobald die Geschwindigkeit und der Drall der Submunitionskörper
auf vorgegebene Werte reduziert ist, werden die Drallbremse und der zum Geschwindigkeitsabbau
benötigte Fallschirm abgesprengt, und es öffnet sich ein weiterer Fallschirm, an dem
der Submunitionskörper zur Erde gleitet und eine rotierende Bewegung zwecks Abscannen
des Zielgebietes macht. Bei den bekannten drallstabilisierten Trägergeschossen haben
sich immer wieder Störungen im Funktionsablauf ergeben, die nach dem Ausstoß der Submunitionsgeschosse
durch den nachfolgenden Geschoßboden des Trägergeschosses verursacht werden.
[0003] Der Geschoßboden schlägt nämlich häufig nach dem Ausstoßen mit dem Heckteil des
Submunitionskörpers zusammen und beschädigt dieses bzw. führt zu dessen Instabilität.
[0004] Es ist zwar von der Anmelderin selbst vorgeschlagen worden, bei einem drallstabilisierten
Nutzlastgeschoß mit Tochtergeschossen eine Störung des Geschoßbodens dadurch zu vermeiden,
daß letzterer durch einen Stoßeingeleitet durch das sich öffnende Bremsankerleitwerk
- zurückgeschlagen wird. Eine derartige Anordnung ist jedoch relativ aufwendig und
nur in speziellen Fällen anwendbar.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein drallstabilisiertes Trägergeschoß
der eingangs erwähnten Art so weiterzuentwickeln, daß der den Submunitionsgeschossen
nach dem Ausstoßen aus dem Trägergeschoß folgende Geschoßboden keine Störung der
Tochtergeschosse verursacht, ohne daß es hierzu eines Impulses durch ein sich öffnendes
Bremsankerleitwerk des Tochtergeschosses bedarf.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des
Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Die weiteren Unteransprüche offenbaren besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der
Erfindung.
[0008] In folgenden werden weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung anhand eines
Ausführungsbeispieles und mit Hilfe von Figuren näher erläutert.
[0009] Es zeigen:
Fig. 1 den zeitlichen Ablauf des Ausstoßvorganges der Submunitionskörper aus dem Trägergeschoß;
Fig. 2a eine Seitenansicht des Geschoßbodens mit zusammengefaltetem Bremselement;
Fig. 2b eine Seitenansicht des Geschoßbodens mit entfaltetem Bremselement;
Fig. 3 die Draufsicht auf ein erstes erfindungsgemäßes Bremselement und
Fig. 4 die Draufsicht auf ein zweites erfindungsgemäßes Bremselement.
[0010] In Fig. 1 ist mit 1 ein drallstabilisiertes Trägergeschoß bezeichnet, daß beispielsweise
mittels eines nicht dargestellten Geschützes verschossen wurde. Dieses Geschoß 1
enthält in dem dargestellten Ausführungsbeispiel zwei zielerkennende Submunitionskörper,
die zu einem vorgegebenen Zeitpunkt aus dem Geschoß 1 ausgestoßen werden. Nach diesem
Ausstoßvorgang fliegen zunächst die Hülle 10, die Submunitionskörper 20 und 30 sowie
der Boden 40 des Geschosses 1 hinereinander. Durch das Entfalten von nicht dargestellten
Bremselementen verringern die Submunitionskörper 20 und 30 ihre Geschwindigkeit auf
vorgegebene Werte. Da der Geschoßoden 40 mit konstanter Geschwindigkeit weiterfliegt,
kommt es häufig zu einem Zusammenstoß zwischen Geschoßboden 40 und Submunitionskörper
30 und damit zu einer Instabilität des Flugverhaltens dieser Geschosse.
[0011] Erfindungsgemäß wird nun vorgeschlagen, den Geschoßboden 40 ebenfalls mit einem Bremselement
43 zu versehen.
[0012] In Fig. 2a ist die Seitenansicht eines entsprechenden Geschoßbodens im Querschnitt
dargestellt. Dabei bedeuten 41 das in der Regel aus Metall bestehende Bodenstück,
42 ein in dem Bodenstück angeordneter Hohlraum und 43 das Bremselement, das bis zum
Ausstoßen der Submunitionskörper 20 und 30 zusammengefaltet in dem Hohlraum 42 angeordnet
ist. Das Bremselement, welches im wesentlichen aus einer Gewebescheibe z. B. aus
Polyamid oder aus einer Kunststoffolie entsprechender Reißfestigkeit besteht, ist
mit Hilfe von Schrauben 44 an das Bodenstückt 41 angeschraubt.
[0013] In Fig. 2b ist das Bremselement in seinem entfalteten Zustand wiedergegeben. Der
Entfaltvorgang läuft dabei wie folgt ab: Nach dem Ausstoßvorgang fliegen die Submunitionskörper
20 und 30 und der Geschoßboden 40 ohne mechanische Verbindung hintereinander her.
Durch den Geschoßdrall wird nun die Gewebebremsscheibe 43 nach außen gezogen und verzögert
so die Ausströmfläche des Geschoßbodens 40. Infolgedessen bleibt der Geschoßboden
sehr schnell hinter dem Submunitionskörper 20 und 30 zurück, so daß eine Beeinflussung
der Submunitionskörper durch den Geschoßboden nicht mehr erfolgen kann.
[0014] In Fig. 3 ist eine Draufsicht auf eine erste erfindungsgemäße Bremsschiebe nach
Fig. 2b von Heck aus gesehen wiedergegeben. Die Bremsscheibe ist wiederum mit 43 und
die Befestigungsschrauben sind mit 44 bezeichnet. Vorzugsweise drücken die Befestigungsschrauben
44 nicht direkt die Bremsscheibe 43 gegen das Bodenstück 41 (Fig. 2), sondern es wird
eine Scheibe 45 (z. B. aus Metall) gegen das Bodenstück 41 gepreßt.
[0015] In Fig. 4 ist eine zweite erfindungsgemäße Bremsscheibe 43ʹ dargestellt. Mit 432
ist ein Saumband bezeichnet, welches die Aufgabe hat, zu verhindern, daß die Bremsscheibe
bei den hohen Rotationen des Geschoßbodens 40 in ihrem Randbereich 431 ausreißt.
[0016] Eine weitere Stabilität der Gewebebremsscheibe 43ʹ wird durch zusätzliche Gurtbänder
434, die vorzugsweise kreuzförmig angeordnet sind, erreicht. Als Material für die
Gurtbänder wie für das Saumband hat sich besonders gut Polyamid erwiesen.
[0017] In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß die Gewebebremsscheibe nicht unbedingt,
wie in den Fig. 3 und 4 dargestellt, kreisförmig ausgebildet sein muß. Vielmehr kann
sie beispielsweise auch sechs- oder achteckig ausgebildet sein.
1. Drallstabilisiertes Trägergeschoß mit mindestens einem Submunitionsgeschoß, welches
über einem vorgegebenen Zielgebiet ausgestoßen wird und wobei das Trägergeschoß an
seinem heckseitigen Ende einen lösbar angeordneten Geschoßboden besitzt, dadurch gekennzeichnet, daß in der dem Submunitionsgeschoß (30) zugewandten Seite des Geschoßbodens (40)
eine Ausnehmung (42) vorhanden ist, in der ein entfaltbares, aus einem Gewebe oder
einen Kunststoffolie bestehendes Bremselement (43) befestigt ist, wobei das Entfalten
des Bremselementes (43) durch die Rotation des Geschoßbodens (40) bewirkt wird.
2. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rand (431) des Bremselementes (43) gegenüber dem restlichen Teil des Bremelementes
eine größere Massenverteilung aufweist.
3. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der äußere Rand (431) des Bremselementes (43) mit einem Saumband (432) versehen
ist.
4. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Bremselement (43) mit Hilfe von Gurtbändern (434) verstärkt ist.
5. Drallstabilisiertes Trägergeschoß dadurch gekennzeichnet, das die Gurtbänder (434) auf beiden Seiten des Bremselementes (43) angeordnet sind.
6. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Gurtbänder (434) kreuzförmig angeordnet sind.
7. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4 , dadurch gekennzeichnet, daß das Bremselement (43) und/oder die Gurtbänder (434) aus Polyamid bestehen.
8. Drallstabilisiertes Trägergeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 7 , dadurch gekennzeichnet, daß das Bremselement (43) kreisförmig ausgebildet ist.