(19)
(11) EP 0 276 453 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.08.1988  Patentblatt  1988/31

(21) Anmeldenummer: 87118785.2

(22) Anmeldetag:  18.12.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B22C 9/08, B22D 43/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE FR IT

(30) Priorität: 03.01.1987 DE 3700107

(71) Anmelder: Stettner & Co.
D-8560 Lauf (DE)

(72) Erfinder:
  • Winkler, Hans E.,
    D-8505 Roethenbach/Pegnitz (DE)

(74) Vertreter: Matschkur, Götz, Lindner Patent- und Rechtsanwälte 
Postfach 11 91 09
90101 Nürnberg
90101 Nürnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zum Giessen von metallischen Schmelzen


    (57) Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Gießen von metallischen Schmelzen mit einem Filter im Gießkanal (10), wobei der Filterkörper (6) abweichend von der allgemeinen Strömungsrichtung der Schmelze am Fuß einer Prallwand (5) angeordnet ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung richtet sich auf eine Vorrichtung zum Gießen von metallischen Schmelzen mit einem Filter im Gießkanal.

    [0002] Solche Filterkörper bestehen im allgemeinen aus kera­mischem Werkstoff. Sie sind in den Strömungsweg der Schmelze eingebaut, um von dieser mitgeführte Verunrei­nigungen abzuscheiden. Diese rühren aus Schlackenresten, Reaktionsprodukten von metallurgischen Behandlungen der Schmelze, nichtmetallischen Oxiden, Losspülungen aus dem Formstoff, Rückständen aus mit der Schmelze in Berührung kommenden Gefäßen und Impfvorgängen her. Das Maß an Ver­unreinigungen bestimmt die Ausschußquote und damit maßgeb­lich die Herstellungskosten der Gußstücke. Besondere Be­deutung kommt diesem Problem bei mechanisierten Formanla­gen zu, bei denen man aus Kostengründen mehr und mehr zu größeren Formaten des Formkastens übergeht, um die Inve­stitionskosten der Gießanlage zu vermindern. Das Bestre­ben richtet sich darauf, die Grundfläche des Formkastens mit möglichst vielen Gußstücken zu nutzen. Man bemüht sich, das gesamte Gießsystem einschließlich der Speiser mög­lichst in die Höhe zu verlegen, um die Grundfläche des Formkastens so gering wie möglich zu beanspruchen. Dies verlangt allerdings eine besondere Ausgestaltung des Ein­gußsystems, für welche man bevorzugt das sogenannte Ober­laufgießen mit dessen verschgedenen Varianten anwendet. Bei diesen Systemen erweist sich allerdings der Einbau von Fil­tern in den Schmelzfluß als unerläßlich, um die die Fremd partikel in Form einer Suspension enthaltende Schmelze von diesen störenden Fremdkörpern zu befreien und damit die Aus­schußquote wirksam zu verringern bzw. Nachbearbeitungen zu vermeiden.

    [0003] Bevorzugt wurden bisher Filter in das Laufsystem des Gieß­kanals eingebaut, um dadurch auch Verunreinigungen gering­ster Größe noch wirksam zu erfassen. Bekanntgeworden sind eine offenporige Schaumstruktur aufweisende Filterkörper, deren Porosität sich in einer für diese Gießzwecke geeig­neten Bandbreite bewegt. Solche Filter weisen jedoch eine höchst unregelmäßige Gestaltung der Durchtrittskanäle und Zellenwände auf, was zwar innerhalb des Filters die Fließ­richtung der Schmelze und deren Strömungsgeschwindigkeit verändert, andererseits aber die Strömungsverhältnisse ins­gesamt unberechenbar beeinflußt, so daß die zu erwartenden Strömungsverluste und die Verlängerung der Gießzeit nicht mehr bestimmbar waren. Gerade der Einhaltung einer bestimm­ten Gießzeit kommt jedoch beispielsweise bei der Herstel­lung dünnwandiger Gußstücke eine besondere Bedeutung zu, um Fehlgüssen durch Nichtauslaufen oder Kaltschweißen vorzu­beugen.

    [0004] Alle bisher bekannten Filterplatten mit den verschiedensten Bohrungsquerschnitten, die die Strömung der Schmelze nicht umlenken, haben sich als problematisch erwiesen, um die in der Schmelze verteilten nichtmetallischen Fremdpartikel wirk­sam und vollständig auszuscheiden. Es hat sich darüber hinaus gezeigt, daß die Strömungsgeschwindigkeit in dem verengten Durchflußquerschnitt eines Filters stark zunimmt und dadurch die in der Schmelze enthaltenen feinst verteilten Verunreini­gungen mitreißt. Es erweist sich deshalb, daß außer der me­chanischen Filterwirkung noch weitere Einwirkungen auf die Schmelze erwünscht sind, um ein Höchstmaß an Reinigungswir­kung herbeizuführen. Ein hierzu bestimmter Filter soll ebenso einfach wie unkompliziert im Aufbau sein. Eine vorbekannte Vorrichtung (DE-OS 35 09 113) geht davon aus, zwei Platten in Strömungsrichtung und in Abstand hintereinander anzuordnen, deren Durchtrittsbohrungen gegeneinander versetzt sind und zwischen denen eine die Strömung beruhigende Kammer vorge­ sehen ist. Trotz der eindrucksvollen Wirksamkeit dieser Maßnahme ist sie nicht für alle Anwendungsfälle geeignet. Insbesondere verlangen mechanisierte Gießeinrichtungen wei­tere Maßnahmen im Rahmen des angestrebten Ziels der opti­malen Reinigung des Schmelzflusses. Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer Vorrichtung der eingangs bezeich­neten Art dadurch gelöst, daß der Filterkörper abweichend von der algemeinen Strömungsrichtung der Schmelze im Gießkanal am Fuß einer Prallwand angeordnet ist. Die strö­mende Schmelze trifft auf diese Prallwand auf und wird hierdurch zwangsweise abgelenkt. Die Schmelze wird also gestaut und ihre Strömungsgeschwindigkeit verzögert. Die im allgemeinen spezifisch leichteren nichtmetallischen Verunreinigungen können sich hierdurch aufgrund der wirk­sam werdenden Dichteselektion abscheiden und werden im we­sentlichen von der Filterfläche ferngehalten. In dem weit­gehend gereinigten Strom der Schmelze noch verbliebene bzw. von dieser mitgerissene feinere Partikel werden schließ­lich von dem Filterkörper selbst aufgefangen.

    [0005] Noch besser wird die Wirkung der erfindungsgemäßen Vor­richtung, wenn in Weiterbildung dieses allgemeinen Gedan­kens der Filterkörper zwischen dem Kopf einer ersten und dem Fuß einer in Strömungsrichtung in Abstand folgenden zweiten Prallwand angeordnet ist. Daraus folgt, daß bereits vor dem Filterkörper die Strömung umgelenkt und gestaut wird. Der gleiche Vorgang wiederholt sich nach dem Filter­körper, so daß die auf den Schmelzstrom wirkende Selektion verdoppelt wird.

    [0006] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Anordnung erwiesen, bei der die Einströmebene des Filterkörpers etwa parallel zu der allgemeinen Strömungsrichtung liegt. Zum Durchgang durch den Filterkörper muß also die Strömung um etwa 90° verändert werden, was bereits zu einer erheblich verbesser­ ten Reinigungswirkung führt. Dieser Grundgedanke läßt sich konstruktiv besonders vorteilhaft dadurch verwirklichen, daß der Filterkörper in einem stuhlartigen Rahmen angeord­net ist, dessen Vorderwand vor und unter und dessen Rück­wand hinter und über dem Filterkörper angeordnet sind und die Prallwände bilden. Ein solcher Rahmen kann an beliebi­ger Stelle in den Gießkanal eingefügt werden. Er wird zweck­mäßig aus keramischem Werkstoff hergestellt und zeichnet sich besonders vorteilhaft dadurch aus, daß die Vorder- und Rückwand des Filterkörpers durch seitliche Wangen verbunden sind, wobei nach einem anderen Merkmal der Erfindung der stuhlartige Rahmen eine dem Gießkanalquerschnitt entspre­chende Kontur aufweist. Ein solcher den Filterkörper auf­nehmender Rahmen füllt dann den gesamten Gießkanalquer­schnitt aus, so daß Fehlströmungen vermieden werden.

    [0007] Es liegt im Rahmen der Erfindung, den Filterkörper getrennt von seinem Rahmen herzustellen und fest mit diesem zu ver­binden. Es kann auf diese Weise ein und demselben Rahmen ein Filterkörper von jeweils gewünschtem Durchlaßquerschnitt zu­geordnet werden.

    [0008] Schließlich sieht die Erfindung vor, daß in dem Gießkanal vor dem Filter eine Impfeinrichtung angeordnet ist. Die Zu­ordnung von Impfeinrichtung, beispielsweise Impfkern, und nachgeordnetem erfindungsgemäßen Filter erweist sich als be­sonders wirksam, um die bei der Reaktion mit dem Impfmittel zwangsläufig auftretenden Reaktionsprodukte aus dem Gußstück fernzuhalten. Diesem Gedanken kommt bei der Herstellung von hochwertigem Gußeisen mit Kugelgraphit bevorzugte Bedeutung zu, die im allgemeinen ein Nachimpfen erfordert. Die erfin­dungsgemäße Maßnahme kommt allerdings für alle Metallschmel­zen in Betracht.

    [0009] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung einer bevorzug­ten Ausführungsform der Erfindung sowie anhand der Zeichnung. Hierbei zeigen:

    Fig. 1 den Filterkörper mit zugehörigem Rahmen in perspek­tivischer Darstellung sowie

    Fig. 2 in Einbaustellung bei einem bevorzugten Ausführnungs­beispiel und

    Fig. 3 einen Schnitt nach Linie III-III in Fig. 2.



    [0010] Der Filter besteht aus einem stuhlartigen Rahmen 2 mit zwei seitlichen Wangen 3 und den diese verbindenden Vorderwand 4 und Rückwand 5. Dieser Rahmen 2 nimmt den eigentlichen Fil­terkörper 6 auf. Er ruht auf der Vorderwand 4 auf und liegt mit seinem hinteren Ende der Rückwand 5 an. Er weist, wie an sich bekannt, eine Vielzahl regelmäßig angeordneter paral­leler Durchgangsbohrungen 7 auf. Die Oberfläche 8 des Filter­körpers 6 befindet sich bei der wiedergegebenen Ausführungs­form etwa in halber Höhe des Rahmens 2.

    [0011] Der Filterkörper 6 wie der Rahmen 2 sind zweckmäßig aus kera­mischem Werkstoff, jedoch im allgemeinen getrennt voneinander hergestellt, und der Filterkörper 6 wird anschließend in dem Rahmen 2, z.B. unter Zuhilfenahme eines feuerfesten Kittes o.dgl., befestigt.

    [0012] Die Fig. 2 und 3 geben ein Einbaubeispiel dieses Filters 1 in einen Gießkanal 10 wieder, der nach oben durch den Ober­kasten il oder einen entsprechenden Abdeckkern begrenzt ist und den Eingüßkasten 12 mit den Ausgießöffnungen 13 trägt. Der Querschnitt des Gießkanals 10 entspricht, wie dargestellt, der Kontur des Filters 1, so daß der gesamte Strömungsquer­schnitt des Gießkanals 10 ausgefüllt ist. Der Filterkörper 6 ist derart innerhalb des Gießkanals 10 angeordnet, daß seine obere Ein­ strömfläche 8 parallel zu der allgemeinen Strömungsrich­tung der Schmelze in dem Gießkanal 10 liegt, die hier dem Verlauf des Gießkanals gleichgesetzt wird. Durch die Vorder­wand 4 erfährt der Schmelzstrom innerhalb des Gießkanals 10 zunächst eine Umlenkung um 90° gegenüber der allgemeinen Strömungsrichtung nach oben und trifft dort auf die Decke 14 des Gießkanals 10, so daß er erneut um etwa 90° in Richtung der Rückwand 5 des Rahmens 2 umgelenkt wird. Die Vorder­wand 4 und die Rückwand 5 des Rahmens 2 wirken mithin als Prallwände für den Schmelzstrom. Schließlich tritt die Schmelze in der Einströmebene 8 in den Filterkörper 6 ein. Die Prallwirkung der Vorderwand 4 und Rückwand 5 bewirken eine selektive Ausscheidung der in dem Schmelzstrom enthal­tenen Verunreinigungen. Diese gelangen dann an die Ober­fläche des Stroms ohne in den Filterkörper 6 zu gelangen. Dessen Öffnungsquerschnitt, Maschenweite und Dicke 15 be­stimmen sich nach der Art des jeweils zu verarbeitenden Gießmetalls, nach Gießtemperatur und notwendiger Gießge­schwindigkeit. Sie sind in weiten Grenzen variierbar. Durch die gesonderte, vom Rahmen 2 unabhängige Herstellung des Filterkörpers 6 läßt sich jedoch ein und derselbe Rahmen 2 für Filterkörper 6 verschiedenster Gestaltung verwenden. In dem Filterkörper 6 werden restliche Verunreinigungen ausge­schieden.

    [0013] Die Ausführungsform nach den Fig. 2 und 3 zeigt eine symme­trische Anordnung zweier Filter 1 in einem Gießkanal 10, in welchem unterhalb der Einströmöffnungen 13 aus dem Einguß­kasten 12 ein Impfkern 16 angeordnet ist, wie er beispiels­weise bei der Erzeugung von hochwertigem Gußeisen mit Kugel­graphit zum Nachimpfen der Schmelze Verwendung findet. In dem Gießkanal 10 ist der Strömungsverlauf schematisiert wiedergegeben.

    [0014] Durch die erfindungsgemäße Ausbildung der Gießvorrichtung, insbesondere aber die waagrechte Anordnung des Filters im Gießkanal läßt eine den jeweiligen Erfordernissen entspre­chende Dimensionierung des Filters zu, so daß eine vom Gießkanalquerschnitt unabhängige, gegebenenfalls auch wesentliche größere Durchflußmenge erreichbar ist.


    Ansprüche

    1. Vorrichtung zum Gießen von metallischen Schmelzen mit einem Filter im Gießkanal, dadurch gekennzeichnet, daß der Filterkörper (6) abweichend von der allgemeinen Strömungsrichtung der Schmelze am Fuß einer Prallwand angeordnet ist.
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Filterkörper (6) zwischen dem Kopf einer ersten und dem Fuß einer in Strömungsrichtung in Abstand fol­genden zweiten Prallwand angeordnet ist.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeich­net, daß die Einströmöffnung (8) des Filterkörpers (6) etwa parallel zur allgemeinen Strömungsrichtung im Gießkanal (10) liegt.
     
    4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Filterkörper (6) in einem stuhl­artigen Rahmen (2) angeordnet ist, dessen Vorderwand (4) vor und unter dem Filterkörper (6) und dessen Rückwand (5) hinter und über dem Filterkörper (6) angeordnet ist und Prallwände bilden.
     
    5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorder- und Rückwand (4,5) des Filterkörpers (6) durch seitliche Wangen (3) des Rahmens (2) verbunden sind.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeich­net, daß der stuhlartige Rahmen (2) eine dem Gießkanal­querschnitt entsprechende Kontur aufweist.
     
    7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Filterkörper (6) getrennt vom Rahmen (2) hergestellt und fest mit diesem verbunden ist.
     
    8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Gießkanal (10) vor dem Fil­ter (1) eine Impfeinrichtung angeordnet ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht